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Dresdner Journal : 13.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930513
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930513
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-13
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 13.05.1893
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82 t am Großherzogl. Hess. Hose wirkl. Geheimer Rat Frhr. v. Fabrice, Excellenz, Oberstallmeister v. Ehren- stein, Excellenz, die Geuerallität und der Ehrs de» Generalstabs, Generaldirektor der StaatSbahnen geheimer Rat Hoffmann, Geh. RegierungSrat v Bose in Vertretung des Kreishauptmann», Polizeipräsident Le Maistre, Oberbürgermeister vr. Stübel, Polizei hauptmann v. WolfferSdmff u. a. Vor dem Bahnhof war eine Ehrencompagnie des Schützen-lFüsilier-)Re- giments Nr. 108 unter Hauptmann Schneider und eine Esxadron Gardereiter als EhreneScorte unter Rittmeister v. Zehmen aufgestellt. Als Ehrendienst waren Oberst Frhr. v. Hausen, Kommandeur des I. (Leib-) Grenadierregiments Nr. 100 und Haupt mann Heintze, Adjutant im Generalkommando, befehligt. Pünktlich um 8 Uhr 20 Min. traf der vom Trans portdirektor Winkler geleitete Conderzug vor tem Königl. Empfangssalon ein, dem alsbald Se. König!. Hoheit der Großherzog, gefolgt von Höchstseinem Generaladjutanten Generalmajor Wernher, Oberstall meister Frhr. Riedesel zu Eisenbach, und die Flügel adjutanten Frhr v. SenarcleuS-Grancy und Frhr. Röder v. Diersberg entstiegen. Se. König! Hoheit trug die Oberstenulnform des 1. Großherzlog! Hessischen Infanterieregiments Nr. 115 und über der Brust das grüne Band der Rautenkrone. Nach herzlichster Be grüßung des erlauchten Gastes seitens Sr. Majestät des Königs und der anwesenden Mitglieder unseres Königshauses und nach Vorstellung des beiderseitigen Gefolges begaben Sich die beiden Monarchen zur Ehrencompagnie, auf deren rechtem Flügel die direkten Vorgesetzten der letzteren — unter ihnen Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August — und auf deren linkem Flügel die Generalität Aufstellung genommen hatten. Unter den Klängen der Sachsenhymne schritt Se. König!. Hoheit der Großhrrzog in Begleitung Sr. Majestät des Königs die Front der Compagnie ab um Sich sodann die Generalität vorstellen zu lassen. Während dessen ordnete sich die Compagnie zum Parademarsch, nach dessen Abnahme Se. Majestät mit Seinem erlauchten Gaste den bereitstehenden ge schlossenen Galawogen bestiegen. Vor denselben fetzten sich zweij Züge der Eskadron Gardereiter und zwei Dorreiter, während weitere zwei Züge dem Wagen solgten. Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Georg. Friedrich August und Johann Georg sowie das Gefolge der Allerhöchsten und Höchsten Herr schaften nahmen in den folgenden Wagen Platz. An einer dicht gedrängten Menschenmenge vorbei, welche den Gast unseres Königshauses mit lebhaften Hoch rufen empfing, bewegte sich der Zug in mäßigem Trabe durch die Prager Straße, Seestraße über den Altmarkt durch die König Johannstraße, Moritzstraße über den dienmarkt, durch die Augustusstraße in das Königl. Residenzschloß, wo Se. Königl. Hoheit von Sr. Excellenz dem Obkrhofmarschall Grafen Vitzthum v. Eckstädt dem Hofmarschall v. Carlowitz - Hartitzsch und dem Oberceremonienmeister v. Metzsch ehrfurchts voll empfangen und in die für Höchstdieselben be stimmten Gemächer der zweiten Etage geleitet wurde. Daselbst nahmen alsdann die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften das Souper ein, während das beiderseitige Gefolge gemeinschaftlich in der ersten Etage speiste. Dresden, 13. Mai. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majcstät des Königs sind Oberst Frhr.v. Hausen, Kommandeur des 1. (Leib-)Grenadierregiments Nr. 100 und der Hauptmann und Adjutant im Generalkom mando Heintze als Ehrendienst zu Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Hessen und bei Rhein befehligt. Dresden, 13. Mai. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rhein stattete heute vormittag Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg und Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August in Wachwitz Besuche ab, empfing um 12 Uhr den König!. Preußischen Gesandten Grafen Dönhoff, den Königl. Bayerischen Gesandten Baron Niethammer, den Kaiser!, und König!. Österreichisch-Ungarischen Ge sandten Grasen Chotek, den Kaiser!. Russischen Minister- residenten Baron Mengden und den Königl. Großbritan nischen Minister,esidenten Mr. Strachey und begab Sich ^1 Uhr nach Strehlen, um mit Sr. Majestät dem König zu frühstücken An der Galatafel im Eckparadesaale des öniglichen Residenzschlosses heute nachmittag 5 Uhr nehmen teil: Se. Majestät der König, Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen Georg, Friedrich August und Höchstdessen Durchlauchtigste Gemahlin, der Prinz Johann Georg und Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Hessen und bei Rhein sowie der Königl. große Dienst, die Prinzlichen und Großherzoglichen Suiten und der Ehrendienst. Mit Einladungen hierzu sind noch fol gende Herren beehrt worden: Die Königl. StaatS- Minister v. Thümmel, I)r. Schurig, v. Metzsch, Edler v. d. Planitz, v Seydewitz, der Königl. Sächs. außer ordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister Wlrkl. Geh Rat Frhr. v Fabrice, die Generallieute- nantS v. Reyher und v Kirchbach, der Wirkl. Geh. Rat Bär und der Generaldirektor der StaatSeisenbahnen Geh Rat Hoffmann. Dresden, 13. Mai. Se. Königl. Hoheit der kom mandierende General Prinz Georg begab sich heute morgen in das Manövergelände bei Dresden, um der Vorstellung der Bataillone des Schützen-(Füsilier)-Re- giments „Prinz Georg" Nr. 108 beizuwohnen. Die Besichtigung fand durch den Regimentskommandeur Se. Königl. Hoheit Oberst Prinz Friedrich August in Gegen wart des Divisionskommandeurs, Generallieutenant v. Kirchbach, Excellenz, und des Brigadekommandeurs, Generalmajor v. Raab, statt. Berlin, 13. Mai. Se. Majestät der Kaiser besichtigten gestern vormittag die Bataillone des Kö- nigin Elisabeth-Regiments bei Haselhorst, kehrten von dort am Nachmittag nach Berlin zurück und gedachten um 6 Uhr den Vortrag des Reichskanzler- entgegen zunehmen. — Wie die „Kreuzztg." Hört, hätten Se. Majestät der Kaiser mit Rücksicht auf die innerpolitische Lage beschlcssen, von der geplanien Nordlandreise vor läufig Abstand zu nehmen. — Der Bundesrat trat gestern zu einer Plenar sitzung zusammen. Vorher waren die vereinigten Aus schüsse sür Justizwesen und für Rechnungswesen, sowie die vereinigten Ausschüsse für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Rechnungswesen versammelt. — Der General der Infanterie Frhr. v. Meer- scheidt-Hülle ssem hat bei seinem Rücktritte von dem Kommando des GardecorpS, das derselbe seit dem 19. Sep'ember 1888 geführt hat, nachstehenden CorpS- befehl erlassen: Des Kaisers und Königs Majekäl haben mein Abschieds gesuch durch folgende kabinetttordre Allerqnödigst zu genehmigen geruht: „Mit aufrichtigen- Schmerz sehe ich Sie vou der Spitze Meiner Barde scheiden, welche Sie zu so hohem Maße von KriegStüchtigkeit gebracht haben. Ein treuer Diener Meiner Vorgänger, der persönliche Freund Meinerseits, werden Sie stets Meines Dankes gewiß sein Um Sie in näherer Ver bindung mit Meinem Bardecorps zu behalten, stelle Ich Sie ä la «uit« des von Ihnen rühmlichst kommandierten Königin Elisabeth Barde-BrenadierregimentS Nr. 3. gez Wilhelm lt." Indem ich hiermit daS Kommando des Bardecorps ab gebe» sage ich allen Angehörigen desselben ein herzliches Lebewohl Wie ich nie aushören werde, die fernenn Schickiale des Bardecorps mit lebhaftester Teilnahme zu verfolgen und mit meinen besten Wünschen zu begleiten, so bitte ich, auch mir ein freundliches Andenken zu bewahr:». Freiherr v. Meerscheidt-Hüllessem. Als eine höchst seltene Auszeichnung ist dem General erst kürzlich noch von Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog von Baden der G>wbherzoglich ba dische Hausorden der Treue verliehen worden, welchen, Mitglieder regierender Häuser ausgenommen, in der preußischen Armee nur noch Fürst Bismarck besitzt. — Der Wahlverein der deutschen Konser vativen erläßt in der „Cons. Corr." folgende dringende Aufforderung: Unsere Parteifreunde, insonderheit die Herren Vorstände von Wahlvereinen und Wahlkomitees, sowie die Herren ZeitungLredakteure ersuchen wir um fortlaufende, möglichst rasche Zu sendung aller Flugblätter, die in den betreffenden Wahlkreisen verbreitet werden. Vor allem wichtig ist für uns die alsbaldige Kenntnisnahme gegnerischer Flugblätter, damit Entstellungen und Angriffen auch von der Zentralstelle aus schleunig entgegengetr ten und der Charakter des Wahlkampfs bei Zeiten fest- gestellt werden kann. Die Zusendung ist zu richten: An das Bureau des Wahlvereins der Deutschen Konseivativen, Berlin ^V. 9, Köthenerstraße 3. Arolsen, 12. Mai. Se. Durchlaucht der Fürst Georg Viktor zu Waldeck und Pyrmont ist, wie bereits telegraphisch gemeldet, heute früh iu Marienbad gestorben. Fürst Georg Viktor war am 14. Januar 1831 zu Arolsen geboren und folgte seinem Vater, dem Fürsten Georg Friedrich Heinrich, am 15. Mai 1845 in der Regierung — bis zu seiner Großjährigkeit im Jahre 1852 unter der Vormund schaft seiner Mutter, der Fürstin Emma geb. Prinzessin zu Anhalt-Bernburg-Schaumburg. Der hohe Ver storbene bekleidete in der preußischen Armee den Rung eines General» der Infanterie und war Chef der Inf. Regt», v. Wittich (3. Hess) Nr. 83. Der ersten Ehe des Fürsten mit der am 27. Oktober 1888 ver storbenen Prinzessin Helene von Nassau entstammen fünf Kmder, unter ihnen als viertes der am 20. Ja nuar 1865 zu Arolsen geborene Erbprinz Friedrich, Lieutenant im 3. Gardeulanenregiment. In zweiter Ehe, aus der ein Prinz entsprossen ist, war Fürst Georg Viktor seit dem 29. April 1891 mit der Prin zessin Luise von Schleswigs Holstein-Sonderburg- Glücksburg vermählt. Paris, 11. Mai. Die Haltung der hiesigen Presse angesichts der deutschen Krise bleibt dieselbe. Die Blätter geben sich mit wenigen Ausnahmen den Anschein zu glauben, daß man jenseits des Rheins in dem Konflikt zwis^en der Regierung und dem Reichstag, dessen Aufhebung durch die Wahlen sich nicht erwarten lasse, den Vorwand zu einem Angriff gegen Frankreich suchen könnte. Die Ansprache des Kaisers an die Generäle hat ihnen neue Gelegenheit zu einer für ihre Situationskenntnis wenig schmeichel haften AuSspinnung dieses Themas geboten Im „Eclair" sagt hrutr E. Lockrop: „Bei uvs hcben wir s i> 2V Jahren zweimal einen Konflikt dieser Art gesehen; die vollziehende Gewalt Hit jedrSmal nachgegeben. D-r Mar schall Mac Mahon unterwars sich sogleich nach den Wahlen von 1877. Später »erließ Br^vy daS Elys^e, da er sich vom Parlament angeseindet und von ter öffentlichen Meinung verlasien sah. Aber in einer Monarchie geht es anders zu; ein Kaiser kann nicht kapitulieren, w-.l die Nachgiebigkeit ihn jedes Ansehens berauben würde. Er kann ebensowenig sortgehen und einem anderen seine Stelle abtrcten. Unter allcn Umständen muß er also die Oberhand behalten. Bon dieser Notwendigkeit scheint der Kaiser überzeugt zu sein; er gehört überhaupt rimr Familie an, die an Nachgiebigkeit wenig gewöhnt ist. Erinnern nur uns an die Bergangendrit, als Wilhelm I sah, daß er Len Eigensinn seimS Volkes nicht bezwingen konnte, nahm er zum Kriege seine Zuflucht." Ähnlich der „Soleil": „Was will der Deutsche Kaiser sagen, wenn er erklärt, falls die Wahlen feinen Absichten nicht günstig seien, werde er alles thun, was er vermöge, um sein Ziel zu erreichen. Ist dieser etwas zweideutige Satz ein Staatsstreich oder eine Kriegsdrohung? Ist er gegen die Volksvertretung ge richtet oder gegen die Mächte die sich dem Dreibund nicht unterworfen haben? Aus jeden Fall ist «' eine Drohung, und Frankreich muß aufmerksam sein. Wir fordern niemanden her aus, aber wenn man uns herauesordert, müssen wir zur Ant wort bereit sein. . . . Für diejenigen, welchen bei «ns die Verantwortlichkeit der Nationalvertridigung zusällt, ist vielleicht der Augenblick gekommen, sich davon zu überzeugen, ob nicht auch diesmal zu vi-le Bomaschenlnöpse fehlen." Die „ D 6 bats,, ein erheblich mehr geachtetes Blatt wie die beiden vorrrn ähmen, wollen die Lage n cht sür so gefährlich hallen: „Wir haben", sagen sie, „in dem Streite nicht Partei zu ergreifen, und es ist nicht unsere Sache, ob Wilheln II. sich Len Abgeordneten gegenüber lyrisch oder schneidend verhält. So diohend auch seine Worte sür die Ruhe Deutschlands sein mögen, so haben sie, wie es scheint nichts, was die Absichten dek Kais.rS seinen Nachbarn gegenüber verdächtig machen könnte." — Die Kammer gewöhnt sich mehr und mehr daran, die ihr vorgelegten Fragen in der Schwebe zu lasten. Sie wurde vorgestern in der Angelegenheit der StellenbureauS nicht schlüssig und überließ es ihrem Ausschüsse und dem Ministerium, sich über eine neue Vorlage zu verständigen. Gestern verfuhr sie in sehr schwach besuchter Sitzung ebenso mit dem Anträge de Reinachs und einiger anderen Abgeordneten, ein besonderes Ministerium für die Kolonialange legenheiten zu schaffen. Zwischendurch wurde der Vorschlag der Regierung, die französische Gesandt schaft in den Vereinigten Staaten in eine Botschaft umzugestalten, fast einstimmig bewilligt. Die Kammer vertagte sich darauf bis zum Anfang der nächsten Woche. Am Dienstag wird sie einen Ausschuß für den Antrag auf gerichtliche Verfolgung des Sozialisten Baud in zu wählen haben. Hier und da behauptet man, die Negierung werde bei dieser Gelegenheit eine Niederlage erleiden, doch deutet das ganze Verhalten der Mehrheit in den letzten Togen nicht darauf, daß sie sich zur Herbeiführung einer Kabinettskrise aufgelegt fühle. Das Tupuysche Ministerium würde nur dann aus dcm Sattel gehoben werden, wenn die Rechte, im Wider- spr uch mit ihrer letzten Abstimmung mit der äußersten Lin ken zu Gunsten Baudins gegen die Regierung Front machte, wozu Cassagnac sich schwerlich verstehen wird. — Die lärmenden Austritte in der Sorbonne haben sich gestern erneuert, ein Beweis dafür, daß die poli tischen Zwistigkeiten in der Pariser Studentenschaft sich verschärfen. In den Hörsaal des Professors Aulard, dessen Vorlesungen die Mitglieder der „demokratischen Liga" großen Beifall spenden, drangen abermals die Studenten vom „kattolischen Verein" in großer Zahl ein und suchten die Vorlesung zu stören. Sie wurden nach heftigem Handgemenge aus dem Saale verdrängt, setzten aber den Lärm auf dem Hofe fort, und hier kam e» zu einer neuen Prügelt i, bei welcher die her- , brige>ufene Polizei einen jungen Nichtstudenten, den Sohn deS Vicomte Mayol de Suppe, ehemaligen Redakteurs de» „UniverS" verhaftete. Er wurde jedoch nach einer Stunde wieder in Freiheit gefetzt. Anderer seits störten die Mitglieder der demokratischen Liga eine Vorlesung, welche der Abbe Garnier gestern in einem Saale dcS Quartier latin halten wollte. — Der Berichterstatter deS „TempS" in Rom, der ge wöhnlich gut unterrichtet ist, tritt dem Gerücht ent gegen, daß der Papst an einer Encyklika über die allgemeine Abrüstung arbeite. „Man kennt", sagt er, „die Neigung des Papstes zur Litleratur; Leo XIIl. hat stets irgend eine Encyklika in der Arbeit. Augen blicklich stiebt eS deren drei, von denen eine im Geiste deS KirchenoberhaupteS eine ebensogroße Wichtigkeit haben soll, wie diejenige über die soziale Frage. Sie behandelt die Pflichten der Katholiken in der neueren Gesellschaft. Nachdem er ein Bild von den Schäden unserer Zeit entworfen, spricht der Papst die Meinung auS, eine der Ursachen diefts Zustand» der Dinge be stehe in der Übertreibung der Heeresausgaben; aber er widmet dieser Frage, die in einer päpstlichen Kund gebung nur nebensächlich behandelt werden kann, bloß einige Zeilen. Er wird die Rüstungen beklagen, hat aber keineswegs die Absicht, eine Strömung der öffent lichen Meinung in diesem Sinne zu veranlassen. Übrigens hat er diese Encyklika nur entworfen. Nach seiner Gewohnheit wird er in den langen Sommer- tagen an ihr arbeiten, um sie im Herbste erscheinen zu lassen." * Pari», 12. Mai. Die wunderlichen Winkelzüge der Marseiller sozialistischen Stadlväter haben ihre Wirkung vollständig verfehlt; General Dodd» hat gestern bei seinem Einzuge in die Stadt einen glän zenden Empfang gefunden, wie ein Held auS tausend Schlachten, der halb Europa gebeugt hat. Die Straßen der Stadt prangten in reichem Fahnenschmücke, tausendstimmige Hochrufe auf Dodds und die Armee umbrausten den Wiederhersteller der französischen Waffenehre, die holde Weiblichkeit der zweiten Stadt Frankreichs streute dem Helden von Abomcy Blumen auf den Weg, die Vertreter der Civil- und Militär behörden umscharten ihn, und selbst der sozialistische Bürgermeister war so hingerissen, daß er sich aller Widerhaarigkeit begab und eine Ruhmrede auf den General und seine Soldaten hielt, aus der etwas wie Reue über die früheren Schmähungen gegen die „Menschcnschlächter" herausklang. Wie wenig das anfängliche Verhalten der sozialistischen Stadtvertretung den wahren Gesinnungen der durch und durch chauvi- nistischen Marseiller Bevölkerung entsprochen hatte, bekundeten auch zahllose farbige Papierzettel, die in den Wagen des Generals regneten und worauf die von der städtischen Ehrenpforte verbannten Worte standen: „Das Herr lebe hoch!" Die Marseiller Presse überreichte dem General eincn Bronze-Vercin- getorix, ein Marinekcmmissar namens der Regierung die erste Prägung der Dahomey - Kriegsdenkmünze. Dodds und seine Gattin wohnen in den einst für Napo leon HI. eingerichteten Kaisergemächern der Präfektur. Tem Volke wurde nachmittags Freitheater geboten, man spielte die „Regimentstochter" und sang im Zwischenakt die Marseillaise. Die Pariser Bericht erstatter bekunden eine ergötzliche Verlegenheit, wenn sie DoddS Äußeres schildern sollen. Die meisten ver meiden dies einfach. „Figaro" giebr ihm die Farbe dunkler Bronze und das „XIX. Siecle" läßt ihn tief braun sein. Jedenfalls hindert seine Negerabstammung Todds nicht, ein tapserer und umsichtiger Soldat zu sein. „Soleil" warnt vor Überschwang und meint, wenn der BoulangismuS nicht geglückt sei, werde der Doddsismus noch weniger Erfolg haben .... Ein deutsches Organ, die „B. P. N ", bemerken über Dodds' Empfang: Die Heimkehr eines siegreiLcn Generals hat unt;r Um ständen, wie sie in der heutigen französijten Republik an der Tagetmdnung sind, ihre zwei Seiten. Der Sieger im Feld- zuge von Davomey, Bencral DoddS, der einfache BlückSjoldat, wie ihn der Parrfer „Figaro" nennt, zog als Oberst gegen König «ehanzin auS, und verdiente sich den Generalsrang so wie daS Broßkreuz der Ehrenlegion aus den Trümmern der mit Etuim genommenen feindlichen Hauplstadi. In eine« ElaatSwescn, wo Advokaten dar große Wort führen, werden vcrlicnstvolle Miluärs leicht undeouem; sie sind au» einem von dem landesüblichen Material doch zu fchr abweichenden Grosse gemacht, als daß zwischen beidcn ein dauerhafter or ganischer Verband möglich wäre; eS bedürfte nicht der nahe genug lieg-nden Erinnerung an den raschen Ausstieg de« Ge stirns Boulanger, um die Stimmung zu kennzeichnen, in der die tonangebenden Kreise der Republik den Einzug de» Sie ger» von Dahom-y bearüßen. Di: Persönlichkeit und ihre Leistungen fordern zu Vergleiche» auf, bei denen ander« Per- fönjichkeiten und deren Leistungen nidt immer günstig weg- kommen — und da» genügt. ES tritt hinzu, daß General DoddS in der Bcliebthei» bei dem Volke nicht unerhebliche In ter Thal ha:le die Arbeit keinen Anspruch darauf, für eine künstlerisch wertvolle Leistung zu gelten; aber sie übertraf doch sehr weit alle Er wartungen des jungen Malers und verriet namentlich in der Komposition ein nicht unbedeutende» Talent. Mit voller Offenheit sprach Volkmar aus, was er über den Entwurf dachte, und er sah, daß sein Lob die schönen Augen der Millionärstochter stolzer auf- leuchten machte. ,Und Sie werden elwaS davon für Ihr Gemälde benutzen können?" fragte sie, ihn durch ihren brennenden Blick in Verwirrung setzend. „Wenn Sie e» wünschen — gewiß! Gerade die Mittelgruppe dürfte mit einigen Änderungen recht wohl zu verwenden sein." „Ah, Sie wissen nicht, Herr Volkmar, wie sehr Sie mich damit erfreuen. Kein Geschenk hätte mich glück licher machen können als ein solche» Versprechen" Da er nicht antwortete, suchte sie einer peinlichen Stockung des Gespräches dadurch vorzubeugen, daß sie ihm einige besonders erlesene und kostbare Stücke ihrer kleinen Kunstsammlung zeigte-, aber al» sie nach einer Weile zu bemerken glaubte, daß er ihr nur zerstreute und e wa» ungeduldige Antworten gab, machte sie keinen Versuch mehr, ihn noch länger zuäck- zuhalten. „Werden Sie mir böse sein, wenn ich Ihnen eine etwa» unbescheidene Bitte oussprrche?" sagte sie mit gewinnender Liebrnkwürdigkeit, während sie ihn bi» in den Salon zurückbegleittte. ,.E» ist seit langem mein sehnlichster Wunsch gewesen, einen Blick iu die Werk statt eine» bedeutenden Künstler» thun zu dürfen. Würden Sie ungehalten seiu, wenu uh die Kühnheit hätte, Sie in meines Vaters Begleitung gelegentlich in Ihrem Atelier zu überfallen?" (Fortsetzung folgt) Spezialberichte über die Verwaltung der König!. Sammlungen im Jahre 1VS2. (Forlfrtzuug.) 0 Der chinesischen Abteilung wuchs zu: 20) eine große, flache Schüße! mll schwarzer, angeblich in China gefertigter Malerei, welche dem Anscheine nach in Anlehnung an einen Kupferstich in besten Technik aut» geführt ist und in mißverstanden wiedergegebener land- schaftlicher Umgebung drei Figuren, eine stehende zwischen einer sitzenden und einer liegenden, zeigt Diese» im Boden angebrachte Bild stellt vermutlich den Herkules am Scheidewege dar. Al» Geschenk verdankt di« Sammlung der den König!. Museen schon wiederholt bewiesenen Liberalität de« Hrn Kaufman» G E Schwender in Dresden einen niedngen gerippten braunglasierten Eteingutkrug mit Zinndeckel, welcher eingraviert das Herzog! sächsische Wappen zwischen den Siglen de« Herzog» fln-dnch Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg k U. 2. 8 und der Jahreszahl 16—50 zeigt, ein Geschirr, welche« bei dem am 14. August 1650 begangenen großen Frieden«feste und bei verschiedenen von der Herzogin gegebenen Festen gebraucht worden sein soll und seinerzeit au« der hier zur Versteigerung gekommenen v. Münchhausenschen Sammlung erworben worden ist Zu größerer Sichern« gegen etwaige Feuergefahr wurden Vie nach Westen zu gelegenen Fenster, welchen gegenüber da« Dach eine« vem Königl. Oberstallamte ge hörigen Gebäude« sich hinzieht, mit eisernen Läden ver sehen Dadurch wurde aber zugleich ein« Änderung der vor diesen Fenstern bi«her quer ausgestellt gewesenen GlaSpult« rrsorderlich Zur Beschaffung der nöuorn Zu ¬ gänge zu den Fenstern wurden diese Pulte durchgesägt und dann immer je zwei der so gewonnenen, neuen, kleineren Pulte mit dem Rücken gegen einander vor die Fenster gebracht. Diese Neuerung hat sich nicht nur be währt, sondern auch al« den ausgestellten Gegenständen vorteilhaft erwiesen, da dieselben nun sämtlich Seitenlicht haben Die Handbibliothek hatte sechs Zugänge, 4 käuflich erworbene und zwei Geschenke Au« den gekauften Werken sind hervorzuheben: Loägkill, ^akn Lliotanä Läitll, Kram plva ot Lvglisdkottarv, onweä, äatvck »vä ioscriback, I-onäon, 1891, und 80I00, I-, Id» »ooievt nrt «tovv- rearo ok lös Oorrvtrios »nä Oarmav/ or „Orbs äa klanäre»" anä „8t«inrsux", vol. I. »vä H. Die Geschenke waren dem Verfasser derselben, Hrn. Eugen v Fischer-FarkaShäz in Tata (Ungarn), zu danken I. Erbstein Risidtnztheatrr. Am 11. d. Mt» wurde „Ein Tag in Wien", Posse von Laurenain und Riva- lier von der Gesellschaft de» Wiener Karltheater» ge geben. Wa» schon bei Gelegenheit des Stücke» „Die Hetzjagd nach einem Menschen" gesagt wurde, gilt zum Teil auch von diesem Stück und da, wo eS zutrifft, verlangt «» eine noch schärfere Betonung: die große hier herrschende Unruhe und Überstürzung sind so übertrieben, daß sie eine verstimmende Unnatürlich keit der Handlung und eine plumpe Karikatur der Personen verlangen. Durch diese drastischen Absicht- l'chkeiten geschmacklosester Art wird jede unbefangene Wirkung aufgehoben und mit der Unbefangenheit ver liert sich stet» der Eindruck echter Komik. Für beide Hauptdarsteller, sür Hrn. Knaak, wie für Hrn. Blas«l ist die» eine bedeutende Schädigung; ihr chorakter,frische», urtypische» Wesen de» wievertum», ihre ergötzliche Befähigung für eine überraschend satte und wahre Färbung alles Lokalen können nicht mehr zur rechten Geltung kommen, denn die Künstler müssen überall mit einem Material arbeiten, das in der Welt nie und nirgends existirt; ebenso dürfte man diesen wüsten Ballast von Unmöglichkeiten auch nie mals mit vollen Händen auf die Bretter werfen, die doch die Welt bedeuten sollen. Das den talentvollen Gästen und der tüchtigen Gesellschaft ersichtlich wohl gesinnte und beifalllustige Publikum empfand diesen störenden Umstand und machte ihn bemerkbar. O. B. Mufikalien und musikalische Schriften. » (J-ttfetzun,.) Sech» Lieder. Für eine Singstimme mit Klavier von Edgar Tin el (vp. 38). Leipzig, Breitkopf u. Härtel. — Der belgische Tonsetzrr, der in Deutsch land namentlich durch sein großes Chorwerk „Fran ziskus" vorteilhaft bekannt geworden ist, hat sich auch in manchem anderen Kompositionsgenre mit Erfolg bethätigt und neben kleineren Chorwerken und Pro duktionen für Orchester, für Klavier, Orgel ic. eine Anzahl Lieder sür eine Singstimme veröffentlicht. Die neueste Folge der letzteren ist da» vorliegende Heft, da» drei Gesänge auf vlämische und ebensoviele aus Heinesch« Texte enthält. Sie alle sind vou stark ele gischer Färbung und haben die Eigenschaft gemeinsam, daß ihre Wirkungen nur in künstlerisch beherrschte« Bortrage sich entfalteu können. Sie trogen alle eine etwa» herbe Physiognomie, z«igen im Klangelemem und Ausdruck geringe sinnliche Schönheit nvd bekunden ihre Stärke krineSweg» in unmittelbar einnehmender
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