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Dresdner Journal : 15.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-15
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 15.05.1893
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an den BeisetzungSseierlichkeiten für den verstorbenen Fürsten von Schaumburg Lippe von hier nach Bücke burg beaeben. — Der Generalmajor v. Oidtman, Inspekteur der Kriegsschulen, erhielt das Komturkreuz erster Klasse des Köuigl. Sächsischen Albrechtsordens. — Die Kommission für die zweite Lesung des Entwurfs eine» Bürgerlichen Gesetzbuchs für das Deutsche Reich ging in den Sitzungen vom 8. bis 10 Mai zur Beratung der den Nieß brauch betreffenden Vorschriften (83 980 bis 1043) über. — Die Verhandlungen zwischen Preußen und Lübeck wegen der Herstellung deS Elbe-Trave- KanalS sind soweit gediehen, daß über das Schluß protokoll sür den bezüglichen Vertrag zwischen den Vertretern Lübecks und den betreffenden preußischen Ressorts bereit- verhandelt werden konnte. ES liegt, wie die „B. P. N." berichten, in der Absicht, sofern nicht Zweckmäßigkeitsrücksichten zu einem entgegen gesetzten Ergebnis führen sollten, die Angelegenheit noch in der gegenwärtigen Tagung dem preußischen Landtage zu unterbreiten. Die ZweckmäßigkeitS- rücksichten, welche hier in Frage kommen können, sind die, ob bei Wiederzusammentritt deS Landtag» nach den Reichstagswahlen für Vorlagen der in Rede stehenden Art Stimmung vorhanden ist. Das läßt sich natürlich nicht eher beurteilen, als bis die Wahl- bewegung zum Abschlusse gelangt sein wird. — Die von demokratischer Seite vielfach auf gestellte Behauptung, daß die Ausgaben für das Heerwesen uns wirtschaftlich zu Grunde richten würden, findet eine treffliche Beleuchtung in einer „mark verzehrende Ausgaben" überschriebenen Zuschrift, welches die „Köln. Ztg." auS Sachsen erhält. Sie lautet: Wenn man jetzt von demokratischer Seite wieder zum Überdruss« oft die Behauptung zu hören bekommt, die Ausgaben für das Heerwesen müßten den wirtschaftlichen Ruin unseres Volkes herbeiführen, so gewährt es einen erheiternden Trost, zu erfahren, daß dieselbe Prophezeiung von derselben Seite mit demselben Ernste bereits zu einer Zeit als Wühlmittel benutzt worden ist, wo unsere Streit kräfte und die Ausgaben für sie im Vergleich zu heute winzig zu nennen waren, und daß diese Prophezeiung schon damals ebenso gründlich durch die Thatsachen wider legt worden ist, wie es aller Voraussicht nach auch dies mal der Fall sein wird. In den idyllischen Zeiten des Deutschen Bundes vor 1848 war für das sächsische Kon tingent, welches die 1. Division des 9. ArmeecorpS bildete, eine Kriegsstärke von nur 12 000 Mann vorgeschrieben. Dies ist etwa der zehnte Teil der Mannschaften, die Sachsen jetzt im Falle eines Krieges zu stellen hat, und wie ärmlich war damals in vieler Hinsicht das Heer aus gestattet! Gleichwohl wurde schon damals das demokratische Verlangen nach allgemeiner Volksbewaffnung mit der Be hauptung begründet, daß das bestehende Heerwesen das Volk wirtschaftlich ruiniere, weil es an seine Steuerkraft übermäßige Anforderungen stelle. Diese demokratische Prophezeiung findet sich beispielsweise in einer Bittschrift, die von einem Teile der damals stark demokratisch be arbeiteten Bevölkerung des Vogtlandes unterm 2. April 1848 an den König von Sachsen gerichtet und gleichzeitig der Öffentlichkeit übergeben worden ist. Dort wird ge klagt, „daß bas bisherige Militärwesen markoerzehrend an den Kräften der Nation nagt", weshalb für eine zeit, gemäße Volksbewaffnung im Vaterlande gesorgt werden müsse, also dieselbe Wehklage, wie sie auch heute ivieder zu hören ist. Nun hat aber das damalige Heerwesen das Mark des Volkes nicht nur nicht verzehrt, sondern es ist seitdem trotz fortwährender Verstärkung des Heeres und Vermehrung der Ausgaben für dasselbe eine geradezu er staunliche Steigerung der wirtschaftlichen Kräfte des Landes zu beobachten gewesen; die Steuerkraft ist außerordentlich gewachsen und die Steigerung des Wohlstandes bestätigt neben vielem anderen schon die eine Thatsache, daß sich der Fleischverbrauch für den Kopf der Bevölkerung seitdem gerade verdoppelt hat. So ist „das Mark des Landes durch den Militarismus verzehrt" worden! Wer sich der Einsicht nicht verschließt, daß die Ausgaben für das Heer wesen nicht ins Wasser geworfen werden, sondern im Lande blerben und durch tausend Äderchen dem Gewerbe und Handel wieder Leben und Kraft zuführen, der wird sich aus diesem geschichtlichen Rückblicke die Lehre selbst zu ziehen vermögen. * Wien, 13 Mai. (Voss. Ztg) Der bisherige englische Botschafter Paget empfing heute eine Ab ordnung der hier lebenden englischen Unterthanen, die eine Adresse überreichte. Poget sagte in einer an die Abordnung gerichteten Ansprache: „Lange bevor ich hierher kam, war eS jederzeit meine Ueberzeuaung, daß die Pflege engster Freundschaft mit unserem natürlichen Alliierten Oesterreich-Ungarn einer der Hanptgrundsätze unserer auswärtigen Politik sein sollte. ES giebt nicht eine einzige Frage, in der die Interessen oder Ansichten Englands und Österreich ¬ örterungen auf dem Gebiete der sächsischen Münz- und Medaillengeschichte Tafel IV zu Nr. 480 de» Textes, in welchem die Art und Weise der Entstehung deü Stücke« eingehend untersucht worden ist; 2) eine ganz vorzüglich geschnittene Solenhosner oder Kelheimer Steinplatte von 26 em Höhe und 21 c» Breite mit dem erhabenen, bis an den Leib reichenden vonvärtsgekehrten Bildnisse des Christoph von Prag, Frhrn. v. Winthag in Oberösterreich. Der in Pluder- kleidung und breitem Federhut Dargestellte läßt die Linke auf dem Knauf deS en der Scheide steckenden Schwerte« ruhen, während die Rechte auf eine vor dem Bilde laufende Balustrade sich stützt, an welcher die erhaben ge schnittene drrizeilige Inschrift . tMKIOk' - ?R>0 N-lLOUIK > DL IVMI'MXO. LIXIIS 8VK XX I (XAMO LVXXX. Das Ganze umzieht eine geätzte reiche Arabesken einfaffung. Don den Geschenken sind hervorzuheben: 3) eine im 1 Raume zur Ausstellung gelangte, über 1 m hohe Nachbildung der dem Andenken de« Kaiser« Alexander 1. von Rußland in Et. Petersburg errichteten, 1K4 Fuß hohen Gedächtnissäule, der sogenannten Alexander- säule, gleich dem Originale au- finnischem Granit und Bronze hergeftellt, «ine sehr dankenswerte Stiftung des Hrn. StaatSrat« N. Stange hier; 4) ein Knaulhalter aus Elfenbein in Gestalt eine« in einem rechtwinkligen Bügel laufenden Fäßchen» mit sinn reicher Vorrichtung zum Offnen, ein Geschenk de« in den Berichten der König! Sammlungen wiederholt schon mit Dank genannten Hrn. Kaufmann« Gustav Eduard Schwender in Dre«den au« der hier im Jahr« 18S6 zur Versteigerung gelangten v Münchhausenschen Kunst- sammluna; L) nn ovale« Elsenbeinmedaillon mit dem Bildnisse d«» König« August M, vorzüglich geschnitten von d«m »«kannten Köwgl Kunsikabwkildilpl.auer Christian Lück« in Dre»d«n, mit testen Mvnogrrmm, erwerben au« ein«m Ungarns auseinanderlaufen: Beide Reiche wünschen den Frieden und sind jederzeit bereit, ihre guten Dienste zu dessen Erhaltung zu erweisen. Kein» von ihnen hat auch nur im entferntesten Neigung zu einer Selbstvergrößerung auf Kosten irgend einer anderen Macht. Sie beide wünschen die Erhaltung de» gegenwärtigen ^tutu» guo in Europa und besonders im Osten, wo sie die Freiheit der Balkanstaaten von auswärtiger Ein mischung und die nationale und friedliche Entwickel ung dieser Staaten wünschen, in welcher Richtung unter nicht geringen Schwierigkeiten ein so bedeuten der und bemerkenswerter Fortschritt bereits statt- gefunden hat. Ich glaube somit berechtigt zu sein, Osterreich-Ungarn unseren natürlichen Alliierten nennen zu dürfen." Paget bezeichnete feine Thätigkeit in Österreich als eine LiebeSarbeit und rühmte Kalnoky als einen ausgezeichneten Staatsmann. * Pari», l2. Mai Der „K. Z." wird von hier geschrieben: Über die Wahlbewegung in Deutsch land und die größeren und kleineren Vorfälle der letzten Tage gelangen in die hiesige Presse fast auS- schließlich Nachrichten, die den Blättern der Freisinnigen, deS Zentrums und der Sozialisten entnommen sind. AnS diesen Angaben wird ein sonderbares Bild zu- sammengestellt, das für französische Leser und ihre Wünsche und Hoffnungen viel Angenehmes bietet, bei dessen Betrachtung aber dem Deutschen beklommen zu mute werden müßte, wenn eS eben zutreffend wäre. Auf Grund dieses Zerrbildes bauen sich dann die Besprechungen auf, deren Richtung dahingeht, unsere Opposition, die beinahe so bunt gewürfelt ist wie die französische, durch freundliche Teilnahme und schein bar objektive, aber abfällige Kritik der Regierung und ihrer Anhänger nach Möglichkeit zu stärken und auf- zurichten. Ein vorurteilsfreier Beobachter wird dem französischen Nachbarn diese Taktik durchaus nicht verdenken. Es ist sehr natürlich, daß alles, waS da zu beitragen könnte, Deutschland innerlich zu zersetzen und äußerlich zu schwächen und zu lähmen, gerade in Frankreich besonders gern gesehen wird und daß jeder französische Patriot innerhalb gewisser Grenzen gern da« seinige dazu beitragen möchte, den vermeintlichen Prozeß des Verfalles und Zerfalles zu fördern. Den deutschen Wähler aber, auch den freisinnigen und den Anhänger des Zentrums und sogar den Sozial demokraten, der nicht den Vaterlandsbegriff ganz bei seite geworfen hat, sollte es doch billigerweise stutzig machen, wenn unsere Grenznachbarn, die mit einem Seitenblick nach Deutschland ohne Kritik und ohne Einspruch alles bewilligen, was für die eigene Wehr kraft vorgeschlagen wird, die bei weit geringerer Einwohner zahl uns durch die Zahl ihrer kriegstüchtigen Mannschaften überflügeln und ohne Murren viel größere Lasten auf sich nehmen, gleichwohl heute mit in das Gejammer über den deutschen Militarismus und die ihm gebrachten Opfer ein stimmen. Es gab eine Zeit, in den siebenziger Jahren, wo man in England die weitere Verstärkung der deutschen Heeresmacht mit einer gewissen Besorgnis beobachtete. Man erinnerte sich an die Geschichte des zweiten Kaiserreichs und befürchtete, die vergrößerte Heercsmacht könnte die Versuchung zum Mißbrauch der erlangten Machtstellung bringen. Der Verlauf der Dinge hat auch die argwöhnischen Gegner der allgemeinen Wehrpflicht jenseits des Kanals eines besseren belehrt und zur festen Über zeugung gebracht, daß Deutschland in der That seine Rüstung nur trägt, um seinen friedlichen Besitz zu sichern. Heute ist cs gerade die englische Presse, die unabhängigste und politisch reifste in Europa, die Presse der friedlichsten Großmacht und der Heimat deS Parla mentarismus, die über die deutsche Opposition in Sachen der Heeresvorlage den Stab bricht, während die fran zösische ihr Beifall spendet. — Die Agentur HavaS bestreitet heute die Mitteilung, daß man die fran zösischen Garnisonen an der Ostgrenze vermehre. Sie meint, daß während der letzten Wochen keine Ver stärkungen dorthin abgegangen seien. DaS ist richtig, aber sie verschweigt, daß binnen wenigen Wochen die Garnisonen von Toul bedeutend vermehrt sein werden. Die Truppenbewegungen werden dieser Tage beginnen. General Davout, früher Gouverneur von Lyon, der im Kriegsfall die zwischen Belfort und Epinal zu konzen trierende Armee erhalten wird, besichtigt im Augenblick, wie bereits gemeldet, die Ostgrenze und besucht bereits die wichtigsten Punkte der Vogesen. Die Nachricht, daß Befehl gegeben worden sei, den Offizieren und Soldaten der ein Osten stehenden Truppen keinen Urlaub zu erteilen, muß dadurch erklärt werden, daß die Offiziere während der Inspektion deS Generals Davout auf ihren Posten bleiben müssen. drm Grünrn Gewölbe und dem Münzkabinett von der Numismatischen Gesellschaft zu Dresden durch den Verkauf der Denkmünze auf den vorjährigen Münzbcfuch Er. Majestät des Königs beschafften Erwerbungsfonds; 6) da» von einem kristallförmig geschliffenen GlaL- tölper umschlossene, in weißer Masse modellierte Bildnis deS Königs Friedrich August de» Gerechten, welche» um geben ist von der auf der Oberfläche de« Kristallglases einpravierten Umschrift: kRlWKiriO KOI VL SäXL, VVO DL VäkLOVIL, während auf der Rückseite de» Glase» die Jahreszahl 1810 eingeschliffen erscheint. Da» zierliche Stück, welche« der Liberalität Sr Excellenz de« Hrn. Generollieutenant» z. D. I. N M. Frhrn. ü Byrn zu danken ist, erscheint auch insofern interessant, als eS durch den in die Rückseite des umglastcn Porträts eingestrmprlten Namen Dihl seinen Verfertiger nennt und dadurch zugleich zur Bestimmung der Herkunft eine« ganz ähnlichen Kunst werkes der Sammlung, de« innerhalb des Griffe« eine« Petschaftes erscheinenden Bildnisses der Gemahlen König Ferdinand« VII. von Spanien, der Königin Josephe, König! Prinzessin von Sachsen, verhilft, drm der Meister- name fehlt. Der gedachte Dihl, au» Mainz gebürtig, machte sich zunächst als Glasmaler bekannt, begab sich nn Anfänge de« Jahrhundert« nach Pari« und sand später bei der Manufaktur zu S-vre« Beschäftigung 7) ein emaillierte« ovale« Kleinod de« Herzog« Heinrich von Sachsen-Römhild au« dem Jahre 1680, welche« vorn auf weißem Grunde in schwarzer Malerei ein Schiff inner- haib einer mit dem Fürstenhute bedeckten und ringsum mit Armaturen geschmückten ovalen Einfaffung und darüber die Siglen de« Herzog« K. K 2. k, hinten aber auf blauem Grunde in schwarzer Farbe den Wahlspruch zeigt in d«n Worten „O» ^»rr« ! 1» kartuv« ! «t! 1< awowrl w« guiä«, 1680, ein sehr willkommener Zugang, erwor ben au« Mitteln, welche zu Ankäufen für da« Grün« G«- wölb« und da« Münzkabinett von Hrn. Rittergutsbesitzer Mex Engelhardt firundlichsi zur Verfügung gestellt waren. Pariö, 13. Mai. Im heutigen Minister rate legte der Finanzminister Peykal den endgiltigen Haushaltsentwurf für 1894 vor. Er stellt sich mit einer Ausgabe und einer Einnahme von 3414 Mill, im Gleichgewichte dar. Für die Marine wird noch eine Mehrausgabe von 12 (statt wie anfangs von 20 Mill.) beantragt. Für die Bestreitung der Eisenbahngarantien nimmt der Minister zu einer Er- Höhung der schwebenden Schuld um 51 Mill, seine Zuflucht. WaS die Getränkesteuer anlangt, so werden die Beschlüsse der Kammer nicht vollständig aufrecht erhalten. Die von der Kammer abgefchafften Steuern auf hygienische Getränke lieferten bisher 171 Mill.; Peytral verlangt von diesen Getränken auch ferner noch 63k Mill. Er läßt die bisherigen Regeln für die Brenner auS Eigenbau mit leichten Abänderungen fortbestehen. Die Alkoholsteuer wird von 156 auf 200 Fr. per Hektoliter gesteigert. — In Abwesenheit der Kammer, die bis zum nächsten Montag feiert, setzt man allerlei mehr oder weniger sensationelle Gerüchte in Umlauf. So wird heute erzählt, der Minister des Auswärtigen, Dev el le, habe seine Entlassung ange boten, weil er die Rede mißbilligte, in welcher der Premierminister Dupuy sich vorgestern gegen die Auf lösung der Kammer erklärte. Etwas wahrscheinlicher klingt die Nachricht, die Regierung halte es, auS Furcht vor einer Niederlage, nicht sür geraten, in der Kammer auf der Verfolgung BaudinS zu bestehen. Sie werde vielmehr die Erklärung abgeben, daß sie die Entscheidung in dieser Angelegenheit völlig der Mehrheit anheimgebe. — Der Afrikareisende Maistre traf gestern in Bordeaux ein, wohin ihm sein Vater, seine Mutter, seine Großmutter und seine Schwestern mit vielen anderen Verwandten und Freunden ent gegengegangen waren. Eine große Menge empfing ihn mit Beifallsrufen bei der Landung und der Ob mann der geographischen Gesellschaft bewillkommnete ihn mit einer warmen Rede. — Die Reise des Generals Dodds von Marseille nach Paris war eine Tnumphfahrt. In allen größeren Stationen, in welchen der Zug anhielt, wurde der Held des Tages mit Jubelrufen empfangen. In Va lence begrüßte ihn der General Besancell, in Lyon der Präfekt Rivant. Am hiesigen Lyoner Bahnhof, wo Dodds um l l Uhr abends eintraf, hatten sich etwa 2000 Personen eingefunden. In den inneren Räumen des Bahnhofes drängte sich eine große Menge von Offizieren, an deren Spitze die Ordonnanz offiziere des Kriegs- und des Manneministers, von Journalisten und Neugierigen. Als der Zug sichtbar wurde, brachen von allen Seiten die Rufe: „Hoch die Armee! Hoch Dodds I" loS. Der General konnte sich nur mit Mühe einen Weg bis zu dem Salon, der ihm zur Verfügung gestellt worden, bahnen; von rechts und links streckten sich ihm hundert Hände ent gegen. Er stieg kurz darauf mit seiner Frau in den Wagen, der ihn zu seinem Gasthofe führte. Vor der Abfahrt drängten sich einige Mitglieder de» Patrioten bundes unter der Führung des Abg. Paulin Mc-ry heran und überreichten ihm einen dreifarbigen Blumen strauß. Auf dem Bahnhofsplatze mußte der Wagen im Schritt durch die Menge fahren, die ihn mit Hochrufen umringte. Die Blätter stimmen zumeist nur mit einigem Vorbehalt in diesen Jubel ein. Da- „Sivcle" jagt: „Der General kommt rach Frank reich zurück, um sich von seinen Strapazen zu erholen. Man möge ihn feiern, seine Kameraden und die Gemeindebehörden mögen ihm Lhrenwoinr und Bankette andielen; das ist ganz ichön; aber diese berechtigten Beweise der Sympathie dürfen nicht in Lobhudelei aukarten." „Der General", heißt eS im „Nadical", „hat durch feine Kaltblütigkeit, seine Ausdauer und seinen Mut das Beispiel der militärischen Tugenden grgedcn. Wir sind ihm dankbar sür seinen Feldzug und seine Siege, und wir sind überzeugt, daß der tapfere Oberst, der General geworden, von seinen Soldaten geliebt, von seinen Mittürge-n geachtet, sich nicht durch den Traum einer Rückkehr auS Ägypten, einer Rückkehr von Cler mont Ferrand verführen läßt" Ebenso das „Evenement": .Der General LoddS ist eine offene und derbe Figur, feine militärischen Pflichten allein nehmen ihn in Anspruch. Machen wir keinen verdächtigen Ehr- geizigen aus ihm. Das wäre albern und ungerecht. Man muß unsere Eliteossiziert, denen die Zukunft vielleicht härtere und schwierigere Proben vorbehält, strengt in den Grenzen der Armee halten." Unterdessen thuen die ehemaligen Boulangisten das Mögliche, Dodd» blobzustellrn; sie behandeln ihn als den Nachsolger deS „brav' xönörnl". Heißt es loch in einem Auf ruf, den sie in Ma,stille verteilen ließen: „General, thun Sie Ihre Pflicht und werfen Sie die Parlamentarier entschlossen vor die Thüre, wenn die st lben Widerstand leisten l" * Stockholm, 13. Mai. Der am Mittwoch ge- fchlosfene schwedische Reichstag war der letzte der gegenwärtigen Wahlperiode. Die dreijährigen Mandate der Abgeordneten der zweiten Kammer find abgelaufen, und im Herbst sollen Neuwahlen stattfinden. Auf Die Handbibliothek hatte 10 Zugänge, darunter die di« jetzt zur Autgabe gelangten ü Bände (I.—!V. und VI) de« unter dem Titel Oolleetion Spit-m" in Pari» rischienenln reich illustrierten Katalogs dieser berühmten Kunstsammlung, sowie da« von der Gesellschaft iür Ge schichte und Altertumskunde der Lstseeprovinzen Rußland» heraus gegebene, von A. Buchholtz bearbeitete Werk „Gold schmiedcorbeilen in Livland, Esthland und Kurland" I Erbstein. Lie Matonna te» Botticelli. Novelle von Lothar Brenkendorf. 7 (Fortsetzung). So wenig angenehm ihm auch diese unerwartete Ankündigung war, sah sich Volkmar doch schon durch die Höflichkeit gezwungen, eine artige Antwort zu geben, und er that eS in der stillen Hoffnung, daß Fräulein Melanie Ellinger über irgend einen neuen Einfall vergesst« würde, ihrer sonderbaren Laune zu folgen. Al« er do» HauS des Kommerzienrat» mit seiner erdrückenden Pracht hinter sich hatte, atmete er tief auf, wie wenn die Lust de« Reichtums, die er eine Stunde lang geatmet, sich ihm gleich einer schweren Last auf die Brust gelegt hätte. In seinem Atelier, do» er zehn Minuten später betrat, war von solcher Atmosphäre de» Überflüsse» allerdings ganz und gar nichts zu spüren. Man brauchte nicht lange Umschau zu halten, um den Ein druck zu gewinnen, daß dieser trotz de» mannigfachsten künstlerischen Rüstzeuges, welche» er an den Wänden wie in allen Ecken und Winkeln aufzuweisen hatte, beinahe nüchterne Roum lediglich eine Stätte ernster Arbeit sei. Nicht ein einziger Gegenstand schien auS- besondere gesetzgeberische Reformen kann der Reichstag nicht zurückblicken. Die Hauptaufgabe de» Reichstag» blieb die Ausrechthaltung des Gleichgewichts im Budget. Durch die bei der außerordentlichen Tagung im letzten Herbste beschlossene Reform deS Verteidigung-Wesen» und Abschreibung der alten Grundlasten wird eine durchgreifende Veränderung de» SteuerwesenS not wendig. Die Vorschläge hierzu konnten dem Reichs tage jedoch nock nicht vorgelegt werden, und um da» Gleichgewicht im Budget herzustellen, mußte man sich zu einer vorläufigen Verdoppelung der direkten Ein kommen- und der Grundsteuer entschließen. Von Wichtigkeit war auch der Beschluß, durch den die Kammern sich der von den schwedischen Räten im zusammengesetzten schwedisch-norwegischen StaatSrate am 14. Januar d. I. abgegebenen Erklärung gegen Norwegen in der Unionsfrage beinahe einstimmig an- schlossen. Für die Neuwahlen steht eine lebhafte Be wegung feiten» der alten und der neuen Bauernpartei bevor, die übereinstimmend auf ihr Programm die größte Sparsamkeit gesetzt haben, damit die StaatS- auSgaben beschränkt, fernere Anleihen im AuSlande vermieden und die Bank- und Krrditgesetzgebung mit Rücksicht auf die schließliche Übernahme des Rechte» der Notenausgabe durch die Reichsbank geordnet werden. * Belgrad, 13. Mai. Nach einer der „P. C" zugehenden Meldung wird sich die Regierung dem nächst mit der Frage der Wiedererrichtung einer stän digen diplomatischen Vertretung Serbiens beim Quirin al, bei welchem seit einigen Jahren der Ge- sandte beim Wiener Hofe gleichzeitig beglaubigt ist, sowie mit der Ernennung eines Gesandten in Berlin, wo Serbien seit längerer Zeit durch einen Geschäfts träger vertreten wird, befassen. Es wird angenommen, daß das Kabinett die Wiederbesetzung der bezeichneten Stellungen beschließen werde. — Morgen wird in Belgrad eine große Bürgerversammlung stattfinden, um über ein der zurückgetretenen Stadtvertretung zu erteilendes Vertrauensvotum abzustimmen, durch welches dieselbe zum Widerrufe ihres Rücktritts bewogen werden soll. Konstantinopel» 10. Mai. Die jüngsten Er klärungen Gladstones bezüglich Ägyptens haben, wie vorauSzusehen war, in türkischen Regierungs kreisen wenig Befriedigung erregt. Überrascht haben aber die Worte deS englischen Premierministers keines wegs. Hat man doch dessen veränderte Haltung in der ägyptischen Frage schon gelegentlich der letzten Ereignisse an den Ufern des Nils genügend Gelegen heit gehabt kennen zu lernen. Thatsache ist aber, daß jetzt am Bosporus der letzte Rest der Hoffnungen ge schwunden ist, die man beim Rücktritte Lord Salis- buryS auS Gladstones früherer Stellungnahme zur ägyptischen Frage schöpfen zu können glaubte. Man ist hier auch erst jetzt zum vollen Bewußtsein dessen gelangt, daß die vom gegenwärtigen Khedive hervor gerufenen Vorfälle die ägyptische Angelegenheit empfind lich verschlimmert haben. Daß die Pforte sich durch die jüngste Kundgebung des englischen Kabinetts zu keinerlei diplomatischen Schritten verleiten lassen wird, ist nach ihrer vorsichtigen politischen Haltung voraus zusehen. Die von französischer Seite kommenden An regungen, die ägyptische Frage zum Gegenstand einer europäischen Konferenz zu machen, werden daher bei der Pforte gewiß kein Gehör finden. Abgesehen da von, daß die türkische Regierung bisher stets mit Konferenzen schlechte Erfahrungen machte, wird sie sich schon deshalb wohl hüten, die ägyptische Frage vor das europäische Forum zu bringen, weil England leicht diesen Anlaß sozusagen zu einer Revanche be nützen könnte, indem es die „armenische Frage" auf die Tagesordnung bringt. Die letzten Ereignisse in Armenien und die vertragsmäßigen Rechte Englands würden dazu eine genügende Handhabe bieten. Was die von einem Wiener Blatte gebrachte Nachricht anbelangt, daß der Khedive Abbas Pascha demnächst nach Konstantinopel kommen soll, so würde die Pforte es unzweifelhaft gerne sehen, wenn der junge Khedive baldigst der üblichen Pflicht bei seinem Suzerän nach kommen würde. Abbas Pascha wünscht persönlich während der Sommermonate den Ort seiner Studien zeit zu besuchen. Es ist nun selbstverständlich, daß diese Reise nicht recht schicklich wäre, so lange der neue Khedive noch nicht in Konstantinopel war. Die Kom binierung der beiden Reisen wird daher am Nil ge plant. Bis heute ist aber noch nichts fest befchlossen. Es hat den Anschein, daß da» Haupthindernis de» Hierherkommens AbbaS Paschas in der gleichzeitigen Anwesenheit seine» Großvater», des Ex-Khedive schließlich dem Behagen des Bewohner» zu dienen — es sei denn, daß man einen hohen und mit Büchern dichtgesüllten Bibliothrkschrank als einen solchen Gegen stand hätte ansehen wollen. Inmitten des Atelier» befand sich auf einem eigens hergerichteten Gestell ein unvollendetes Gemälde von großem Umfange, dessen figurenreiche Komposition nur erst in einzelnen Partien klar erkennbar hervortrat. Nachdem er hastig seinen Gesellschaftsrock mit einem ziemlich abgetragenen Sammetjacket vertauscht hatte, trat Herbert Volkmar vor das Bild hin und machte eine Bewegung, wie wenn er nach der auf dem offenen Farbenkasten liegenden Palette greifen wollte. Aber er besann sich rasch einer anderen und kehrte dem Werke, auf dem all seine Zukunftshoffnungen ruhten, wieder den Rücken. „ES würde heute ja doch nicht- werden," sagte er halblaut vor sich hin. „Dieser Besuch hat mir gründlich alle SchaffenSstimmung verdorben." Im Winkel neben dem großen Fenster stand da» Neinr, auf Holz gemalte Bild, taS ihm der pünktliche Herr Steinitz noch gestern abend hierher geschickt hatte. In dem Begleitbriefe hatte nichts weiter gestanden al» die etwas ironisch gefärbte Mitteilung, daß die Verkäuferin ihren Namen nicht genannt habe und auf feinen ausdrücklichen Wunsch auch nicht danach gefragt worden sei. Mit einem leisen Gefühl schmerzlicher Enttäuschung, dessen Dasein er nicht ableugnen Kunte, obwohl er sich selber deshalb zürnte, batte der junge Maler diesen nichtssagenden Brief in den Papierkorb geworfen, und da» teuer bezahlte kleine Gemälde war undefehen in jenen verlorenen Winkel gewandert.
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