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Dresdner Journal : 15.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930515
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-15
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 15.05.1893
- Autor
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W110. Montaq, den 15. Mai, abends. v»r«x«pr»l»r PLr vrsackso viertaljLdrlicd a dlarlr SO ?f, 8« 6«» R»»—rt. äeut»ol>eu Koitaoitaltsn rwrtat- ^Ltuliot» Z Itarü; auiivrdald äe» ü^ut»cd«!o liaürüa» tritt ko»t- uaä 8temp«l»u»cblLg klar«. Linrslns Lluwmsra: 1V kk. AndüaSlxuniksxvdüllrear PSr kaum «ioor s?s»p»Iteoev 2«ila dloia« 8o»ri1t ro ?k. vot«r „kinge«u>ät" cli« 2«il« LV l-k. ü«i l^baHen- unü Lits«!rll»»t, entipr. ?.ul»cü1»z. Lravdvlnea: LKMtivd mit Aaiaabmv äer 8ono- n ?»iert»^« atwacka» kmm»prvcb-AL»ctilus»: dir. ILVä. Drrs-nerImMal. Lür die Geiamtletümg verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, profeffor der titteratur- und Kunstgeschichte. Looabmv von ^nliüocklxnniren an»rr7rtsr lromwiiuilouar üs» Or^üuer.lournal«; L»mdvr» v«rlio Visu l.«ipnz L»»«l Lr««l»o?r«ikkllrS ». lt.: //a«5kn»^l»> »t Lsrlin-IVi«a -Il«n>dur^. kn»x 1.«>p«>ss-ks»Liiturt ». NHüncksa: /tuet, A/a«.-«,' k»ri» l^iuloi» S»rlia-?r»llUiirt ». H.-8iatr^»rt: <e t7o.,' L«rUo: /nnaüüenüan^, Lr««I»a: L-nit Luuiovr: 6c^ü««ker,- L»u» L.S.: Larcl: <e <-Ä. llorauesederr Küoixl. Lrpeäition 6v8 Dresdner lournal«. Orvscken, ^vinxerstr. SV. korvsprscli-Avsclilus«: Ur. 1295. Kunst und Wissenschaft. Amtlicher Leit. Dresden, 15. Mai. Se König!. Hoheit der Groß herzog von Hessen und bei Rhein ist gestern Abend 9 Uhr 6 Min nach Wien abgereist. Se. Majestät der König haben Sich heute Vor mittag 10 Ubr 30 Min. wieder nach Sibyllenort in Schlesien begeben. Dre-den, 13. Mai. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Durchlaucht des Fürsten Georg Victor zu Waldeck und Pyr mont am Königlichen Hofe die Trauer auf eine Woche vom 14. bis mit 20. dss. MtS. angelegt. Dresden, 12. Mai. Mit Allerhöchster Genehmig ung Sr. Majestät des Königs ist dem Ziegeldecker- meister Karl August Grüllich in Löbau sür die von ihm am 15. Februar diese» Jahres unter eigner Lebensgefahr bewirkte Rettung eines Mannes vom Tode deS Ertrinkens in dem Löbaubache die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Hlachrichten. Arolsen, 15. Mai. (Tel. d. DreLdn. Journ.) Die Leiche deS Fürsten ist hier eingetroffen. Der Tag der Beisetzung ist noch unbestimmt. Man erwartet dazu die Anwesenheit Sr. Majestät deS Kaisers. Mannheim, 15. Mai. (Tel d.DreSdn.Journ.) Bei de« zwanzigjährigen Jubiläum deS Heidel berger MilitirvereiuS, au dem 3V Vereine deS GauvrrbandeS teilnahmen, hielt der Großherzog, der „Reuen Badischen LaudeSzritung" zufolge, eine Ansprache, in der bezüglich der gegenwärtigen Verhältnisse auSgeführt wurde: man könne Großes »ad Dauerndes nur durch Selbstlosigkeit, Hin- gebung und Treue erreichen; man müsse trachten, zn erhalten, waS geschaffen sei. Lon hohem Wert sei die Erkenntnis, daß die militärische Schulung immermehr anSgebreitet werden müsse. Setze man di« Selbstlosigkeit an. Stelle deS EgoiSmuS, so könne man getrost der Zukunft entgegeasehrn. Wien, 15. Mai. .(Tel. d. DreSdn. Journ.) Sr. König!. Hoheit d c Großherzog von Hessen traf hrnte morgen um HS Uhr hier ein und wurde von Er. Majestät dem Kaiser, den Erzherzögen und Würdenträgern am Bahnhöfe empfangen. Rach gegenseitiger Begrüßung der Monarchen, welche einen sehr herzlichen Charakter trug, fuhr der Großherzog zur Rechten deS Kaisers nach der Hofburg, wo alSbald die obersten Hofwürdenträger und Graf Kalnoky erschienen, um ihre Aufwar tung zu machen. Im Laufe deS Vormittags stat- tete der Großherzog den Erzherzögen Besuche ab. Madrid, 15. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Mitglieder deS BureauS deS Senats wurden gestern von der Regentin empfangen. Nach der VerlefttNg der Antwort auf die Botschaft fül der SruatSpräfident infolge eines Fehltritt» an den Stufe» deS ThronS, ohne Schaden zu erleiden. — In ganz Spanien herrscht Ruhe; dir Munizipal wahlen find ohne jeden Zwischenfall verschoben worden. Lissabon, 15. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kiaanzminister bringt heute daS Budget ein. Die Ausgaben sind gegenüber den Einnahmen um 1902 ContoS RriS größer; der Minister bringt deS weiteren die Anträge zur Herstellung deS Gleichgewicht». London, 15. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die ,.TimeS" schreiben: Die Trockenheit d»letzten K. Hofthrater. — Altstadt. — Am 13. Mai: „Tannhäuser" (Ouvertüre — ll. Akt); darauf: „Sicilianische Bauernehre". Oper in einem Auf zuge von Pietro MaScagni. — Am 14. Mar: „Aida". Grobe Oper in vier Akten von Antonio Ghislanzoni. Musik von Verdi. Die Sonnabend-Vorstellung geschah auf Aller höchsten Befehl zu Ehren des erlauchten Gastes des König!. HauseS. deS Großherzog- von Hessen Se. Majestät der König und Allerhöchstdessen Gast, Se. König!. Hoheit der Prinz Georg, Se König!. Hoheit Prinz Friedrich August und Durchlauchtigste Gemahlin, Se. König!. Hoheit Prinz Johann Georg, Ihre Hoheit die Herzogin zu Schleswig-Holstein und Prinzessin- Tochter wohnten der Aufführung von der großen Hofloge aus bei In den Logen deS ersten Ranges war ein distinguiertes Publikum versammelt, darunter zahlreiche Mitgl eder deS Diplomatischen Corp» und hohe EtaatSwürdenträger. Die Vorstellung begann mit der schwungvoll vorgetragenen Oper zu „Tann häuser"; die König!. Kapelle bot hier unter Hrn. Schuch» Direktion eine Meisterleistung Ter zweite Akt der Oper, mit Frau Wittich, dm Herren Gritzinger und Perron, wurde im ganzen sehr wirksam und musikalisch wohlgelingend auSgeführt Daß man zu Gunsten eine» schönen Bühnenbilde» wieder auf die große Wartburgsaaldekoration mit ihrer mächtigen Raumflucht zurückgegriffen hatte, war sehr lobens wert. Rach der Pause, während welcher die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften im Salon den elf Wochen dürfte den vollständigen Untergang vieler englischer Landwirte herbeiführen. Der „Standard" meldet auS New Dort, daß die Kommissare Deutschlands, Englands, Krank- reich», Rußland-, Italiens und Belgiens Ein spruch erhoben haben gegen daS bisher ausgestellte System der Zuerkennung der Preise für die Aus steller in Chicago; man würde die Entscheidung der Jury derjenigen eine» Erperten vorziehen, die noch von einem höheren Gerichtshöfe für giltig erklärt werden müßte. Dresden, 15. Mai. Zur Militärvorlage. Unter der Überschrift „Warum können und müssen wir für die Militärvorlage eintreten?" wendet sich die „Schles. Zta." in einem sachgemäßen und gut ge schriebenen Leitartikel an ihre Leser, den wir auch den unserigen nicht vorenthalten wollen. Er lautet: Die Militä» Vorlage, wie sie einmal ist, hat Gegner gehabt nicht nur im Zentrum und in der Demokratie, sondern auch unter allen konservaiiven und gemäßigten Parteien. Wir sogen, „sie hat Gegner gehabt". Denn daß jetzt, angesichts der Wahlen, bei welchen jede Stimmenthaltung gleichbedeutend ist mit Unter stützung der Sozialdemokratie, de» Freisinn» und demokratisch-klerikaler Gegner, sich noch irgend jemand aus den gemäßigten und konservativen Parteigruppen wegen technischer oder allgemein politischer Bedenken gegen die nun einmal als Wahlparole geltende Militär vorlage erklären könnte, halten wir für ausgeschlossen. Die Ausgabe de» neuen Reichstage» wird sich nicht in der Abstimmung über eine Vorlage erschöpfen, vielmehr sollen die neuzuwählenden ReichSboten der Gesetzgebung während fünf langer, voraussichtlich ereignisvoller Jahre Ziel und Richtung geben. Und da bleibt doch keinem deutschen Bürger, der sich über haupt sür die politische Entwickelung deS Vaterland«» interessiert, etwa» anderes übrig, als Männer zu wählen, deren politische Grundanschauung mit der seinen übereinstimmt. Und solche Männer findet der gemäßigt liberale und konservative Wähler nur in den Reihen der Befürworter der Mrlitärvorlage. Er muß daher schon auS allgemeinen Gründen für seine politi schen Gesinnungsgenossen und damit indirekt auch für die Militärvorlage stimmen. Aber Erwägungen an derer Art machen es möglich, daß einstige Gegner der Vorlage ihre Zustimmung zu derselben keineswegs notwendig als ein Opfer der eigenen Ansichten auf zufassen brauchen, welches sie der Einhelligkeit der ihnen gefinnungsverwandten politischen Gruppen bringen würden; diese Erwägungen sind vielmehr geeignet, ihre Zustimmung zu einer freudigen und be dingungslosen zu gestalten. Die Einwände, welche auch in intimen, sorgfältig ans Erhaltung und Stärkung unserer nationalen Wehrkraft bedachten Kreisen seinerzeit gegen die Mili tärvorlage erhoben worden sind, waren nicht nur Militär-technischer, sondern auch allgemein politischer Art. Auf die ersteren einzugehen, halten wir uns im Hinblick auf die übereinstimmenden Erklärungen des Reichskanzlers wie der Vertreter unserer Militär verwaltung nicht sür berufen. Anders steht es mit den Einwänden allgemein politischer Art. Angesichts der Bemerkungen der RegiernngSvertreter über einen möglichen Krieg nach zwei Fronten wurde zunächst auf den Mangel eines wirklichen Streitobjekts, auf das Fehlen thatsächlicher Konfliktsmomente zwischen Rußland und Deutschland hingewiesen und die Be- soignis ausgesprochen, daß die deutsche Diplomatie sich gegenwärtig vielleicht mehr als ehemals für soli darisch mit der Erhaltung oder Neugestaltung gewisser Verhältnisse im Orient erklärt Haven und taß da durch dem mächtigen östlichen Nachbar gegenüber ein Thee eingenommen hatten, gelangte die „Bauernehre" zur Darstellung. Frl. Malten, Frau Schuch und Hr. Scheidemantel traten dabei mit besonderer Kraft anspannung für eine temperamentvolle Gcsamtwirkung ein. ES ist durchaus rühmenswert, daß dieser hundert mal wiederholten Aufführung die volle Frische der Stimmung noch bis heute erhalten wurde. — Am Sonntag wurde „Aida" mit einer in zwei Hauptrollen neuen Besetzung gegeben. Der Aufführ ung wohnte ein nur kleiner Kreis von Hörern bei, doch zeigten sich diese höchst empfänglich für die im Vergleich zu älteren Werken des italienischen Meisters ganz anders gearteten, edler, ernster und kunstvoller gestalteten Schönheiten der Musik und gaben ihrer angeregten Stimmung nach jedem Aktschluß durch ungewöhnlich lebhafte BeifallSspenden Ausdruck. Tie gefühlsmächtige Königstochter AmneriS — die einzige Figur, welcher der Komponist bei der unzulänglichen textlichen Behandlung deS Stoffes eine charakteristische und dramatische Entwickelung, und zwar diese in voll endeter Art zu geben vermochte — wird seit geraumer Zeit von Frl. v. Chavanne dargestellt. Die Leistung dieser strebsamen und in der künstlerisch freien Beherrschung ihrer schönen Stimmmittel immer mehr fortschreitenden Sängerin erhebt sich im großen Duett mit Aida und im Schlußakt durch unmittelbare Einigung von Gesang und Spiel zu großer Wirkung und Wahrheit mr Ausdruck tiefer Leidenschaft. Den AmonaSro giebt Hr. Scheidemantel, darin soviel stimmlichen Glanz al» eindrucksvolle» Spiel entfaltend, und in der mageren KönigSrolle bemüht sich Hr. Rebuschka um eine ansprechende Repräsentation. In der Titelpartie versuchte sich zum ersten Mal Frl. Differenzpunkt geschaffen sein könnte, der die Not- Wendigkeit der geforderten Heeresvermehrung bedinge. An Hinweisen auf die Thatsache, daß weder unsere österreichischen noch die italienischen Bundesgenossen ihre Rüstungen erheblich vermehren, hat es gleichfalls ebensowenig gefehlt wie an der Befürchtung, daß dann eventuell das deutsche Schwert zu Gunsten fremder, österreichischer und gar englischer Interessen gezogen werden könnte, gezogen gegen einen einstigen Bundesgenossen, mit welchem wir seit der Zeit Fried richs deS Großen nur einmal und nur gezwungen durch den korsischen Eroberer die Waffen gekreuzt haben. Wir glauben, solche Befürchtungen auf das Ent schiedenste als unbegründet zurückweisen zu können. Wir wissen, daß das deutsche Schwert jetzt ebenso wenig wie früher für andere als deutsche Interessen würde gezogen werden. Der Grundsatz des Fürsten BiSmarck, daß uns Bulgarien, Serbien und der ganze Orient an sich Hekuba sind, ist auch jetzt die Richt schnur der deutschen Diplomatie, welche von diesem Grundsätze nicht um eines Haares Breite abgewichen ist. Ebenso wie Fürst Bismarck hält aber die deutsche StaatSkunst auch jetzt die Erhaltung der staatlichen und territorialen Integrität Österreichs sür einen dem Deutschen Reiche notwendigen Schutzwall gegen die panslawistische Hochflut, die in breitem und reißendem Strome schon jetzt an die Stufen deS Thrones der Habsburger heranbrandet. Wenn uns also auch die orientalische Frage an sich niemclS zu bewaffnetem Einschreiten veranlassen kann, so würde ein Angriff auf Österreich, ein Versuch, diesen Schutzwall germa nischen Lebens zu zerstückeln, uns in unserem eigensten Interesse veranlassen müssen, dem verbündeten Kaiser staate helfend zur Seite zu treten. DaS ist der Grundgedanke deS jetzt zum Dreibunde erweiterten deutsch-österreichischen Bündnisses, welches wir als eine der gewaltigsten Großthaten deS BiSmarckschen Genies ansehen. DaS Bestehen der panslawistischen Be wegung, die Durchsetzung der russischen Gesellschaften mit den dieser Bewegung zu Grunde liegenden Ideen ist aber unzweifelhaft eine Drohung gegen den Bestand des ohnehin schon halbslawischen österreichischen Kaiserstaates, mittelbar also auch gegen daS Deutsche Reich. Aber es giebt noch ein anderes Moment, welches diese mittelbare Bedrohung Deutsch lands von russischer Seite zu einer unmittelbaren macht, und daS ist der gar nicht zu verkennende Um stand, daß der russische Panslawismus, von dem, wie gesagt, fast die ganze gebildete russische Gesellschaft er griffenerscheint, getränkt ist mit fanatischem Haffe gegen alles Deutsche, vor allem aber gegen den Hort des Deutschtums, unseren jungen nationalen Staat. Diese Thatsache beweisen zu wollen, wäre überflüssig, denn sie liegt klar zu Tage. Es giebt keine russische Zeitung, kein russisches belletristisches Werk, kaum ein russisches Journal, welches diesen Haß nicht wiederspiegelte Mit den ersten Regungen deutschen Nationalbewußlseins hat er begonnen und ist in stetig steigender Flut ange wachsen. Die Tage von Kronstadt, die Feindseligkeit der russischen Journalisten gegen das Deutsche Reich, wie sie uns jetzt nach der Ablehnung der Militär vorlage aus den Spalten russischer Blätter von neuem entgegentritt, sprechen doch eine deutliche Sprache. Der in Rußland lebende Deutsche aber kann bestätigen, wie sehr sich diese uns feindliche Strömung jenseits unserer östlichen Grenzpsähle vertieft hat, wie alle Volks schichten sich von ihr treiben lassen und wie sehr sie den gesellschaftlichen Verkehr bis m die höchsten Kreise beeinflußt und vergiftet hat. An der persönlichen Friedensliebe Kaiser Alexan der» III. und seiner leitenden Staatsmannes zweifelt niemand. Aber wie kann man wissen, ob nicht diese Strömung plötzlich so sehr an Stärke und Unwider stehlichkeit gewinnt, daß auch die Regierung des selbst- Bossenberger und überraschte durch die sichere An lage deS Charakterbildes, dem sie allerdings noch keine wärmeren Farben leihen kann, durch die drama tische Accentuierung im Gesangsvortrag und durch die verständige wenn auch in Mimik und Bewegungen noch überladene Spielgestaltung Ihre frische, gesunde, für die Canttlere so feingebildete Stimme beherrschte namentlich in den großen Final sätzen mit Glanz und Kraft die Situation. Den Radames gab zum ersten Male, nach Hrn. Rieses stillem Abgang von der Hofbühne, Hr. Gritzinger. Der Eindruck seiner Darbietung über wog nach dcm Gesanglichen hin; schauspielerisch war dieselbe noch wenig genügend... Die von Hrn. Hofkapell meister Hagen geleitete Vorstellung gelang in vielen Teilen sehr tüchtig und brachte namentlich die beiden großen Finalsätze, wahre Meisterwerke an genialer Erfindung, imposantem Ausbau und dramatischer Konzentration, zu schöner Wirkung. * Spezialberichte über die Verwaltung der König!- Sammlungen im Jahre 1882. (Fortsetzung.) 6. Da« König!. Grüne Gewölbe, welches wegen der baulichen Veränderungen an der West front de« König! ResidenzschlosscS vom 16. März 1890 ab dem Besuche de« Publikums geschloffen bleiben mußte, wurde, nachdem die zu einem gwßrn Teile auSgeräumten Säle wieder bezogen und die Neuausstellung«.» beendet worden waren, am K Juni, dem 2. Pfingstfeierlage, 1892 dem Besuche wieder geöffnet über die Umstellungen, welche zum Vorteile Ler Sammlung in allen Räumen derselben oorgenommen worden sind und welche besonder« in die herrschenden Zaren schon aus Gründen der Selbst' erhaltung und im Interesse der Volkstümlichkeit der Dynastie sich entschließen muß, ihr nachzugeben? Die gewaltigen Anstrengungen Rußlands aus militärischem Gebiete beweisen, daß auch in den maßgebenden Kreisen des Zarenreiches schon jetzt mit einer solchen Möglich keit gerechnet wird. Soll uns der Moment unvor bereitet treffen, in welchem diese Möglichkeit zur Wirk lichkeit wird? Diese unmittelbare Gefahr, deren Ab wendung wir zwar erhoffen, die aber als Gefahr un zweifelhaft noch lange fortbestehen wird, ist der Grund, warum unsere Militärverwaltung ein Heer vermehren will, das in seinem gegenwärtigen Bestände für den Fall der Mobilmachung numerisch um 553000 Mann kleiner sein würde, als sogar die Armee Frankreichs allein. Sollte aber Rußland sich irgend einmal zum Bruche des Friedens mit Deutschland entschließen, so würde es jedenfalls einen Augenblick wählen, in wel chem eS mit Frankreich zusammen losschlagen könnte. UnddaßFrankreich niemals unthätig einem Krie^eDeutsch- lands mitRußland zusehen würde, hat auch Fürst Bismarck immer angenommen. Darum sind wir, um einst vor dem Richterstuhle der Geschichte bestehen zu können, gezwungen, unsere Wehrhaftigkeit auf diejenige äußerste Höhe zu bringen, welche zu erreichen unsere VolkS- krast uns überhaupt gestattet. Ist das aber einmal zugegeben, so kann von der deutschen Regierung mit der Vervollständigung unserer nationalen Rüstung nicht so lange gewartet werden, bis uns Österreich und Italien mit gutem Beispiel vorangegangen sind. Bündnisse sind gut und dienlich; aber Wehe dem Volke, daS im Vertrauen auf Bündnisse die Sorge um die eigene Selbsterhaltung hintansetzt! Zuweit würde uns die Erörterung der Frage führen, warum Österreich in seinen Rüstungen langsamer vorschreitet. Das ist kein Grund, die eigene Wachsamkeit aufzu - geben. Ein Angriffskrieg auch Rußlands gegen Deutschland ist möglich. Dieser Krieg entscheidet über unsere staatliche Existenz. Wollen wir unseren jungen nationalen Staat, der auS der kostbaren Saat ge meinsam vergossenen deutschen Blutes erwachsen ist, erhalten, so müssen wir auch die Mittel zu seiner Er haltung wollen. Das sind die politischen Gründe, welche zur Durchführung der Militärvorlage gebiete risch drängen. Sie werden es jedem nicht in Partei- schablonrn befangenen Wähler leicht machen, nicht nur notgedrungen, sondern freudig und sicher zur Wahl urne zu schreiten. Also auf zur Wahl unter der Parole: Für die Militärvorlage! Lagcsgelchichte. Berlin, 14. Mai. Se. Majestät der Kaiser nahmen heute vormittag im diesigen Schlosse den Vortrag des Chefs deS MilitärkabincttS entgegen und besichtigten später auf dem Tempelhofer Felde das Gardepionierbataillon sowie die Bataillone des Garde füsilierregiments Nachmittags wohnten Ihre Maje stäten der Kaiser und die Kaiserin dem Armeejagd rennen bei Charlottenburg bei, worauf Se. Majestät im hiesigen Äönigl. Schlosse den Königl. Serbischen Spezialgesandten Oberst der Artillerie Pantclitsch empfingen, welcher Sr. Majestät ein Schreiben des Königs Alexander von Serbien, betreffend dw Über nahme der Regierung, überreichte. — Heute vormittag wohnten Ihre Majestäten dem Gottesdienste in der Friedenskirche zu Potsdam bei. Mittags ^2 Uhr fand im Neuen Palais eine Frühstückstafel statt, zu welcher auch der Königl. Serbische Abgesand.e, Oberst Pamelitsch, sowie der kommandierende General des 8. Armeecorps, General d» Kavallerie v. Loö, mit Einladungen beehrt worden waren Abends werden Se. Majestät der Kaiser Allerhöhstsich zur Teilnahme Augen fallende Veränderungen in dem mit neuer Wand verkleidung versehenen Elfendeinzimmer, im Silberzimmer, welchem zugleich die im Berichte für 1890 aufgesührten zahlreichen Uebersührungen aus dem Königl. Historischen Museum einzureihen waren, im Pretiosensaale, an dessen sämtlichen Fenstern Glar pulte für kleinere Kunstwerke Ausstellung sanden, sowie im Juwelenzimmer zur Folge gehabt haben, ist von dem Unterzeichneten im „Dresdner Journal" vom 4. bis 13. Juni v. I. ein ein gehender Bericht gegeben worden, welcher unter dem Titel: „Das Königliche Grüne Gewölbe in seiner neuen Auf stellung" (Dresden, 1892, 24 S. 8 °) auch al« Sonter- abdruck erschienen ist. Diesem Berichte folgte dann ein von dem Unterzeichneten verfaßter, durch die gedachten Umstellungen nötig gewordener kurzer Katalog, der in handlicher Form auf 52 Seiten die wichtigsten Gegen stände der Sammlung behandelt und mit der neuher gestellten Abbildung des W. Jamnitzerschen Schreibzeug « von 1562 ausgestattet ist. Vermehrt wurde die Sammlung um acht Nummern, von denen zwei als Ankäufe, die übrigen als dankens werte Schenkungen zu verzeichnen waren. Durch Ankauf wurden erlangt: 1) ein goldenes, an drei Kettchen hängendes Kleinod de« Kurfürsten Christian ll., bestehend aus einer von reichem, bunt emailliertem und mit drei Perlen besetztem Rollwerke umrahmten, ovalen goldenen Medaille vom Jahre 1601, welche, modelliert von dem in Dresden damals arbeitenden trefflichen Meister Tobias Wolf, auf der Vorderseite das jugendliche Bildnis des am 23. Sep tember gedachten Jahres mündig gewordenen Kurfürsten und auf der Rückseite einen den Wappenschild (sünffelvig mit Mittelschild) haltenden Engel, als Beischristen aber den Namen und Titel, sowie den Wahlspruch UllTIVK HUOtt vOKIdll ^igt Eine in den Farben de« Original« gehaltene Reproduktion ^Lichtdruck) de« kost baren Stückes findet sich in I und A ErdskinS Er-
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