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— 848 Einjährige — bei der Fahne befindet. Alle diese ein seifigen und unzutreffenden Vergleiche können doch nur den Zweck haben, das Volk über die thatsächlichen Verhältnisse irrezuführen, und deshalb muß hierüber Aufklärung gegeben werden. — In einer Zuschrift, welche die „Pol. Corr." von hier auS erhält, heißt eS: In der französischen Presse sind auf ein von der Regierung erteilte- mot «j'orürv und bei der patriotischen Disziplin aller Par teien die Äußerungen verstummt, die in Deutschland irgendwie zu Gunsten der Militärvorlage in Ansatz gebracht werden konnten. ES entspricht das ganz und gar dem Worte GambettaS: „No parier Jawais 6« la xuerre, ruais pensvr-^ toHouro." Die Pflege de» „keu saerv üo la rovaoebv" ist andauernd die vor nehmste Sorge der Franzosen, ja rS wird ihr an gesichts der sich mehrenden Chancen, zu denen auch die steigende Parteizerklüftung Deutschlands gerechnet wird, noch größerer Eifer zugewendet. Deutschland hat somit nicht mit einer sich abschwächenden, sondern mit einer sich stetig steigernden Feindseligkeit zu rechnen. Daran kann auch der von unserer liberalen Presse so gepriesene Artikel des „TempS", der von der Uner schütterlichkeit der deutschen Einheit spricht, nicht das Geringste ändern. Karlsruhe, 16. Mai. Se. König!. Hoheit der Großherzog von Baden hat, wie bereits telegra phisch gemeldet, das 20. Stiftung-fest de- Heidel berger Militärvereins benutzt, um die Lebensfrage der Nation in einer zündenden Ansprache zu erörtern, die nicht verfehlen wird, weit über die Grenzen Badens hinaus alle deutschen Herzen zu bewegen. In dem Tone edelster Volkstümlichkeit, mit schlichten Worten, die des Verständnisses in weitesten Kreisen gewiß sind, zeichnet der Großherzog die Bedeutung des Heeres für ein gesundes Volkstum. Wir entnehmen der kernigen Ansprache folgende Hauptstelle: „Erwarten Sie nicht, meine Herren, daß ich mich über die Gegenwart au-sprrche, über die Ereignisse, die in der letzten Zett die ganze Nation ersüllen, die nicht nur das Deutsche Reich stark in Bewegung gesetzt, sondern auch die Ausmerksamkeit des Auslandes in hohem Grade auf sich gelenkt haben. ES giebt Ereignisse, und zu diesen gehören die letzt erlebten, dir ich nur «ndeuten will, über die ich vorziehe zu schweigen. Biel lieber knüpse ich an die Zeit, von der wir vorhin sprachen, »nd die jetzt 20 Jahre hinter unS liegt, denn da finden wir die Lrast, die wir brauchen, um der Zukunst getrost eatgegenzusehen. Ich beschränke mich daher, von den Aufgaben zu reden, die un- allen und insbesondere dem Militärvereine gestellt sind. DaS liegt, wie mir scheint, sehr einfach, Sre alle haben das mili tärische Leben durchgemacht, haben kennen gelernt, welche vrak- tische Schule das ist, welche Kraftentwickelung lür jeden Einzelnen daraus entsteht, und daß, wenn die militärischen Ausgaben richtig ersaßt werden, der einzelne eine Er ziehung durchlebt, die durch da- ganze Leben und für alle Lrbensberufe vorbildlich ist. Nichts kann dabei mehr erreicht werden, al« diejenigen Eigenschasten, durch die Großes und Dauern de- erreicht werden kann: Selbständigkeit, Hingebung und Treue. Sie alle, meine Freunde, haben diese Ersahrung gemacht, und sehr viele von Ihnen haben den großen Krieg mitgemacht, die schönste und dauerhafteste LebenSschule, die man sich denken kann, denn da lernt man erst, was cS heißt, sich hingeben, Hin gebung an das Ganze zu üben und dadurch eine Kcast zu ent wickeln, die sich dahin auSdrückt, nicht Biele aber Bute. Mit der Güte erreicht man bei weitem mehr als mit der Zahl. Jedes einzelne Individuum muß einstehcu können mit der ganzen Krast und Ausdauer, die in »hm lebendig ist und die Sie alle im Kriege kennen gelernt haben. Diese ganze mili tärische Lebensschule ist von großer Bedeutung für die jüngere Generation, da liegt die Grundlage für unsere Zukunft. Trachten Sie alle darnach, daß die Jugend eS erkennen lerne, was es heißt, dem Heere anzugehören. Nicht daß eS eine Ehre ist, daß er eine Pflicht ist, nein, es ist ein Borzug, ein großer Borzug, der aber erkannt werden muß. Zu dieser Erkenntnis müssen Sie alle, die älteren besonders beitragen, damit das Verständnis dafür wächst, daß es sich verbreitet und daß man die Bedeutung kennen lernt von dem, was «Z heißt, dem Heere anzugehören. Wenn diese Erkenntnis um sich greift und wenn das richtige Verständnis immer mehr Platz gewinnt, dann, meine Herren, können wir einer bessern Zu kunst entgegensehen. Zu meinem Bedauern muß ich sagen: dermalen ist eS. nicht so. ES wird zu wenig ver standen, was e» heißt, dem Heere anzugehören, weil zuviel nach der Person getrachtet wird. Es ist der Egoismus an der Tagesordnung, statt der Selbstlosigkeit, und der Egoismus hat deshalb zugenommen, weil die Begehrlich!,it zunimmt. Hüten wir uns davor, seien wir nüchtern, bescheiden und trachten wir mit dem auSzukommen, was wir haben Das sind die Grund lagen jeder christlichen Oidnung und ohne die giebt eS keine frohe Zukunft. Wenn ich in der Lage bin, Ihnen diese ernsten Worte zuzurusen, so bin ich gedrängt durch die Schwere der Zeitverhältnisie, und Sie alle weiden mich gerne verstehen. Trachten wir darnach, daß unS bleibe, waS geschossen worden ist, waS mit Bieler Blut und Bieler T od erkämpft wurde. Da- für sind wir alle verantwortlich, jeder einzelne so gut wie die ganz« Gesellschaft. Trachten wir darnach, daß uns da- erhalten bleibe, und daß eS sich weiter entwickle zum Glück de- Reiche- und zum Glück jede» einzelnen Demschen. Daß da- so wird, vertraue ich der Krast des deutschen Bolle-, denn so alt ich bin, mein Herz ist noch jung und frohen Mute- glaube ich daran, daß die deutsch« Nation noch genügend Jugrndkrast hat, um auch über die schwersten Zeiten hinwegzukommen. Mit dieser Znveriiebl wend« leb m«b an Sie und ^ordere Eie aus. -roßen Maße falscher Münzen, d. h. Falschmüsizer- produkten, welche der Sammlung von dem König!. Finanzministerium überwiesen wurden, im ganzen 1OS Stück und zwar 2 in Gold, 54 in Silber, 48 in Kupfer, Messing, Aluminium u. s. w, 4 von Papier und über- dies ein Steinmodell. Hiervon gingen eine goldene Me daille, 10 Stück in Silber, 23 in Kupfer und anderem unedlen Metall und 4 Stück Papiergeld als Geschenke ein, während die übrigen durch Kauf erworben wurden AuS diesen Zugängen sind hervorzuheben: I. an Münzen: a) des Mittelalter»: der gedachte umfangreich« Fund mittelalterlicher Groschen und Hohlpfennige, welcher au» dem 15. Jahrhundert stammend, ein interessante« Bild giebt von der Mischung der damals in unserem Lande umlaufenden Münzsorten und im Laufe der ihm vorbehaltenen eingehenden Unter suchung auch von Wert werden wird für die chronologische Bestimmung einzelner der in ihm vertretenen undatierten Gepräge, ein bisher unbekannter sogenannter kleiner (oder neuer Schock») Groschen de» Kurfürsten Friedrich II. mit dem Landsberger Schilde auf dem Lilienkreuz« und dem Löwen, welcher durch da« vor der Umschrift de« Gepräge» der Rückseite erscheinende M al» eine in Gemeinschaft mit der Gemahlin, Margarethe von Österreich, geschlagene Münze sich zu erkennen giebt, zwei Denare von vrena, welche die Reihe der Münzen dieser, ursprünglich einer Nebenlinie de« Hause» Wettin gehörigen Grafschaft in willkommener Weise vervoll ständigten: (Fortsttzuu, folgt.) ein dreifache» Hoch aus unser liebe» deutsche» Vaterland au-zu- brin-ni." Wien, 16. Mai. Die „Wiener Zeitung" ver öffentlicht die Kaiserlichen Handschreiben an die Minister Graf Kalnokh, Graf Taaffe und vr. Wekerle, wodurch die Delegationen auf den 25. Mai d. I. nach Wien einberufen werden. — Der Erzherzog Franz Ferdinand ist in bestem Wohlsein in Sydney eingetroffen, woselbst er einen achttägigen Aufenthalt nimmt. — Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Hesfen fuhr heute vormittag im Ministerium des Auswärtigen vor und ließ für den Grafen Kalnoky, welcher zum Vortrage beim Kaiser berufen war, seine Karte zurück. Später empfing der Großherzog den Kommandeur des ihm verliehenen 14. Infanterie- Regiments, gab im PalaiS des Erzherzog- Albrecht seine Karte ab und nahm sodann an der Kaiserlichen Tafel in Schönbrunn teil. — Dem „Fremdenblatt" zufolge werden die Studien über die Errichtung eines Arbeitsamtes im Handelsministerium mit großem Eifer fortgesetzt und dürften in nicht allzu ferner Zeit einen Organisationsplan für diejeS Amt zum Ergebnis haben. Das Arbeitsamt soll m erster Linie alle Daten sammeln und sichten, welche sich auf die Bewegung der Arbeiter und der Arbeitslöhne beziehen und hierdurch ein deutliche-Bild der wirklichen Arbeit» und Arbeiterverhältnisse gegeben werden. Die Daten sollen nicht wie bisher durch Umfrage und Sammlung bei den politischen Behörden oder im Wege der Handelskammern beschafft werden, sondern es sollen eigene und geeignete Persönlichkeiten in die Jndustrie- bezirke entsendet werden, welche auf Grund unmittel barer Anschauung und Erforschung die notwendigen Daten erheben. In dieser Weise hofft man eine ArbeitS- und Arbeiterstatistik zu erhalten, aus denen man den faktischen Stand mit größter Sicherheit zu erkennen vermögen wird. Prag, 15. Mai. In der Adreßkommisfion des Landtages begründete der Jungtscheche Gregr feinen Adreßentwurf. Graf Adalbert Schönborn er klärte, der Großgrundbesitz entsage dem staatsrecht lichen Gedanken nicht, doch sei eine Realisierung des StaatSrechts nur möglich, wenn sich in Böhmen eine neue Volkspartei bilden werde. Er beantragte den Übergang zur Tagesordnung, da keine Änderung ein getreten sei, welche die Überreichung einer Adresse be gründe. Mattusch erklärte sich gegen die Adresse, so lange die deutschen Abgeordneten an ihrem Wider spruch gegen dieselbe festhielten. So lange die Deut schen gegen das StaatSrecht seien, sei eine Verwirk lichung desselben unmöglich. Er bedauere die Ent- fernung der deutschen Abgeordneten aus der Adreß- kommission, da hierdurch eine Aufklärung der Deutschen über das Staatsrecht unmöglich gemacht sei. Prinz Friedrich von Schwarzenberg sprach gleichfalls fein Bedauern über diese Entfernung auS und erklärte sich gegen den jungtschechischen Antrag auf Einsetzung eines ÄdreßsubkomiteeS. Buda-Pest, 16. Mai. Im Abgeordnetenhause meldete der Abg. Apponyi eine Interpellation an den Landesverteidigungsminister Fejervary an, ob er das Verbot der Teilnahme der ungarischen Landwehr an der Feier der Enthüllung des HonveddenkmalS am 21. Mai aufrecht erhalte. In der Motivierung der Interpellation wird ausgeführt, die Honvedschaft als nationale Wehrkraft könne von einer GefühlSkund- gebung der gesamten Nation nicht ausgeschlossen werden. Diesen Charakter trage die Feier am 2l.Mai, deren Veranstalter die Verpflichtung übernommen hätten, politische Demonstrationen zu vermeiden, was auch aus der Beteiligung des Abgeordnetenhauses unter der Führung des Präsidenten hervorgehe. Der LandeSvertcidigungSminister Fejervary wie- in Beant wortung der Interpellation Apponyis auf daS in allen Staaten geltende Prinzip hin, die Armee von der Politik absolut fernzuhallen. Das Offiziercorps der gemeinsamen Armee und dasjenige der ungarischen Landwehr müsse derselbe Geist durchdringen. Er könne den Erlaß nicht zurückziehen. (Höhnische Hochrufe links.) Ministerpräsident Wekerle erwähnte die seiner zeit gemachten Versuche, auch da- offizielle Ungarn, die gemeinsame Armee und die Landwehr an der Nationalfeier teilnehmen zu lasten und führte an, daß die Honveds später selbst zustimmten, daß die Feier ohne die Mitwirkung dieser Faktoren vor sich gehe. Die Regierung müsse nicht nur mit der Stimmung de- Hause- rechnen, sie sei auch die Regierung de» Königs. (Großer Lärm links, dann demonstrative Hochrufe: Es lebe der König!) Da- HauS erklärte mit 131 gegen 71 Stimmen, die Antwort Fejervarys zur Kenntnis zu nehmen. Lie Madonna de» Botticelli. Rsvrllr von Lothar Brrnkendors. !> (Fortsetzung). „Tu weißt, daß ich eine Passion dafür habe, solchen Dingen auf den Grund zu gehen. Und Dir wird e» ja am Ende nichts auSmachen, die Tafel auf eine kurze Zeit zu entbehren." Nur ungern gab der Maler feine Zustimmung; aber rS war unmöglich, dem Freunde die harmlose Bitte abzuschlagen, ohne ihm zugleich zu offenbaren, welche Bewandtnis e- mit dem Gemälde habe. So mußte er'S geschehen lassen, daß der Doktor dasselbe, sorgfältig in Papier gewickelt, bei feinem Weggange mit sich nahm, und es verbesserte seine nicht sehr rosige Laune keineswegs, als der andere ihm noch von der Thür auS lachend zurief: „Übrigens — wenn Du Dich in Bezug auf Fräu lein Ellinger doch noch eines anderen besinnen solltest, von mir hast Du gewiß keine unliebsame Erinner ung an Deine geharnischten Worte von vorhin zu befürchten." „ES ist unerträglich!" grollte er, al- er allein war. „Aber es geschieht mir schon recht. Warum auch mußte ich gerade dies eine Mal mir selber untreu werden!" Mit fieberhaftem Eifer arbeitete Herbert Volkmar während der nächsten Tage an dem Entwurf für da« bestellte Deckengemälde. ES war, al- fei er von dem brennenden Wunsche beseelt, mit der widerwärtigen Arbeit so rasch al- möglich zu Ende zu kommen, und Pari», 15. Mai. Der Generalrat der Seine ist gestern durch 14 Stichwahlen vervoll ständigt worden; fast in allen Kantonen beteiligten sich die Wähler in ungewöhnlich starker Zahl an der Abstimmung. Unter den 21 KantonSvertretern, welche mit dem 80 köpfiyen Pariser Gemeinderat den General- rat der Seine bilden, zählt man jetzt 5 gemäßigte Republikaner, 5 Radikale, 7 „sozialistische Radikale", 2 Revisionisten und 2 Revolutionäre. — General Dodds hatte heute eine lange Besprechung mit dem Marineminister über die in Dahomey zu treffenden Maßregeln. Der „TempS" rechtfertigt die von mehreren Blättern sehr unfreundlich beurteilte Verzögerung seiner Audienz bei Carnot. Dieselbe habe nicht darin ihren Grund, daß es dem General an einer großen Uniform, wie sie die Etikette deS Elysee vorschreibt, fehlte, sondern darin, daß Carnot am Sonnabend von einer ziemlich heftigen hepathischen Krise befallen wurde, infolge deren die Aerzte ihm mehrtägige Ruhe anempfahlen. — Die hier ver weilenden Studenten auS den französischen Kolo nien hatten die Absicht, dem General Dodds, der bekanntlich ebenfalls aus der Senegalkolonie stammt, ein Bankett anzubieten. Sie bildeten zu diesem Zwecke einen Ausschuß unter dem Ehrenvorsitz Ger- ville RFacheS, des Abgeordneten für Guadeloupe. Der letztere machte sich anheischig, dem General die Ein ladung der Studenten zu überbringen, aber er empfing heute den Besuch deS Siegers von Dahomey, der erklärte, er fei den jungen Leuten sehr dankbar, bedaure aber, die Einladung feines schlechten Ge sundheitszustände- halber ablehnen zu müssen. — Der Gouverneur von Annam, de Lanestan, meldet dem Kolonialamte, auch ihm sei da- Gerücht von der Einschließung der französischen Besatzung auf der Insel Khong zu Ohren yekommen und er habe sogleich die Truppen abgeschmt, die er für vorkom mende Fälle in Pnom-Penh angesammelt hatte. Mit Strunz-Treng, das bekanntlich nicht weit von Khong gelegen ist, stehe er beständig in Verbindung. — Auch der Oberst Archinard hat au-dem Sudan eine neue Mitteilung folgenden Inhalts geschickt: „Ich verlasse Bandiagara heute, am 5. Mai, und werde mich nur noch in Sansauding aufzuhalten haben, um die Ver waltung der Staaten MadembaS wiederherzustelleu. Ich hinterlasse hier eine Garnison aus verschiedenen polifischen Gründen, über welche Sie zu urteilen haben werden; vom militärischen Standpunkte aus ist dieselbe überflüssig. Der Friede im Lande ist so tief, als ob er nie gestört worden wäre. Ich habe Grund zu der Vermutung, daß Ahmadu auf seiner Flucht in Dalla von den Einheimischen gefangen genommen und uns ausgeliefert werden wird." Paris, 16. Mai. In der Deputiertenkammer richtete de Mahy an die Regierung eine Anfrage wegen der Lage auf Madagaskar. De Mahy verlangt, daß die Regierung eine energischere Haltung gegenüber der Hovaregierung annehme, daß sie sich den Übergriffen der Engländer widersetze und die englischen Kongre gationen überwache. De Mahy kommt sodann auf die letzte Rede Gladstones über die ägyptische Frage zu sprechen und führt Beschwerde darüber, daß Gladstone das Verhältnis Frankreichs zu Ägypten demjenigen der anderen Nationen zu Ägypten gleichgestellt habe. Der Minister deS Auswärtigen, Develle, erklärt, Frankreich werde seine Stellung auf Madagaskar auf recht erhalten und keine Gelegenheit vorübergehen lassen, seine Rechte au-zuüben. Zwi chen Frankreich und England bestehe keine Schwierigkeit bezüglich Madagaskars. Die madagassische Frage könne mit der ägyptischen nicht verknüpft werden. Tie Worte Glad stones hätten lebhafte Bewegung in Frankreich hervor- gerufen. Frankreich habe das Recht, stets den An gelegenheiten Ägyptens sein Interesse zuzuwenden. England könne nicht daran gedacht haben, mit allen Erinnerungen an den Anteil, den Frankreich an Ägypten genommen habe, zu brechen. Damit ist der Zwischenfall erledigt. — Der Finanzmiutster Peytral legt sodann das Budget vor. — Die Bureaus der Deputierlenkammer wählten eine Kommission zur Prüfung deS Antrages auf Ermächtigung zur gericht lichen Verfolgung BaudinS. Wie verlautet, sind sieben Mitglieder der Kommission für die Er teilung der Ermächtigung, vier gegen dieselbe. — Heute vormittag wurden in LevalloiS-Perret und in Lourbevoie bei Paris 5 Anarchisten verhaftet wegen Anfertigung von ExplosionSlörpern. Die Po lizei fand bei den Verhafteten mehrere Bomben sowie viele zur Herstellung von Sprengstoffen bestimmte Chemikalien und zahlreiche Einbruchswerkzeuge. Bei doch war ihm noch nie ein Werk so schwer und lang sam von der Hand gegangen als dies. Sein „Gastmahl" war in diesen drei Tagen voll ständig unberührt geblieben, und während der junge Maler sonst auch in Stunden der Unthätigkeit Hern be- trachtend und grübelnd vor der mächtigen Leinwand verweilt hatte, vermied er jetzt beinahe ängstlich, auch nur einen Blick zu ihr hinüber zu werfen. Eben hatte er — um die Mittagszeit deS dritten TogeS — zum hundertsten Mal ärgerlich und ent mutigt den Stift, der ihm diesmal so widerwillig gehorchte, beiseite geschleudert, als nach bescheidenem Klopfen ein Bedienter in langem, dottergelbem Über rock eintrat, um ihm eine prahlerisch große Visiten karte zu überreichen. „Der Herr Kommerzienrat läßt fragen, ob er Herrn Volkmar seine Aufwartung machen dürfe. — Der Herr Kommerzienrat wartet unten i» Wagen auf Bescheid." „Ich lasse bitten", erwiderte Herbert in einem Tone, der Herrn Franz Ellinger sicherlich die Lust an dem Besuch verleidet haben würde, wenn er ihn hätte vernehmen können. Dann, als der Diener sich entfernt hatte, durchmaß er mit aufgeregten Schritten sein Atelier, ohne aucb nur daran zu denken, daß eS wohl schicNich gewesen wäre, den abgetragenen Sammet kitte! mit einem gesellschaftsfähigeren Rocke zu vertauschen. „Herein!" rief er, mitten in dem Raume stehen bleibend, als nach einer Weile abermals geklovft wurde; aber seine unwirsche Miene nahm doch rasch einen wesentlich veränderten Ausdruck an, als er mit einem liebenswürdig heiteren: ,Lst eS wirklich erlaubt?" dem Rädelsführer derselben, dem Stickereizeichner Vmchon, sind außerdem Papiere entdeckt worden, auS denen hervorgeht, daß an dem Komplotte noch eine große Anzahl anderer Anarchisten beteiligt war, deren Verhaftung bevorsteht. Die beschlagnahmten Bomben wurden im Gemeindelaboratorium untersucht. — Die Folyen der gestern in Sedan erfolgten Kefselexplosion in der Tuchfabrik von Robert u. Söhne lassen sich zur Zeit noch nicht vollständig übersehen. Die Fabrik selbst bietet ein Bild voll ständiger Zerstörung; das Jammern der Hinter bliebenen der bei der Explosion verunglückten Arbeiter ist geradezu herzzerreißend. Obschon von seiten der Behörden und der zahlreich anwesenden Ärzte alle- Mögliche gethan wird, so fürchtet man doch, daß die schwerverletzten Arbeiter, deren Zahl sich auf nahezu 70 beläuft, kaum zu retten sein werden, da sie furcht bare Verwundungen erlitten haben. 15 Tote sind bereit- au- den Trümmern hervorgezogen worden. — Der Präsident der französischen Republik, Hr. Carnot, ist den Meldungen einiger Blätter zufolge, seit Sonnabend an einem Leberleiden erkrankt, das ihn an das Zimmer fesselt; nach ander weitigen Berichten hingegen soll fein Zustand unbedenklich sein, wird ihn jedoch für einige Zeit den Geschäften entziehen. Bei dem vielen hef tigen Verdruß, den Hr. Carnot seit dem vorigen Herbst gehabt hat, so schreibt hierzu die „Voss Ztg" könnte es nicht Wunder nehmen, wenn er allgemach krank geworden wäre Gleichwohl giebt es in Pari- Leute, die meinen, die gegenwärtige Erkrankung deS Präsidenten sei weniger eine körperliche, al- eine politische, sie stamme nicht von der Leber, sondern vom General Dodds her. Sadi Carnot, so munkelt man da und dort, wolle es vermeiden, den ohnehin über mäßig gefeierten Helden von Dahomey zum Mittel punkt eine- Festes im Elysee zu machen, und erachte es für vollkommen ausreichend, daß der Marineminister, der unmittelbare Vorgesetzte des Generals, diesem am Sonntag ein Ehrenmahl veranstaltet hat. Schon der Umstand, daß die ursprünglich für Sonnabend nach mittag anbcraumte Aufwartung deS Generals Dodds bei Hrn. Carnot eine Verzögerung erfuhr, gab zu allerhand Vermutungen und hämischen Bemerkungen Anlaß. Eine der bissiysten brachte der „Figaro", der erzählt, Hr. Carnot weigere sich, den General anders als in der großen Generalsuniform zu empfangen, da es aber in Dahomey mit Schneidern schlecht bestellt sei und der Genera! bisher noch nicht Zeit gefunden habe, sich eine Paradeuniform unfertigen zu lassen, habe die Audienz im Elysee verschoben werden müssen. Thatsächlich ist General Dodds Sonntag vormittag, also zu einer Zeit, da Hr. Carnot bereits von feinem Leberleiden befallen gewesen sein foll, beim Präsidenten der Republik erschienen. Es muß sich bald zeigen, welche Bewandtnis es mit der Krankheit CarnotS in Wirklichkeit hat. Die politischen Verhältnisse in Frank reich sind derart, daß der körperliche Zustand des Präsidenten von Interesse für weitere Kreise als seine nächste Umgebung ist. London, 16.Mai. Die zweite Woche der Einzel beratung der Homerulevorlage hat mit wieder holten AbstimmnngSerfolgen der Regierung begonnen. In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde die Einzelberatung der Homerulevorlage vor vollen Bänken fortgesetzt. Im Laufe der Beratung wurden drei oppositionelle Anträge zu Klausel II, die der irischen Legislatur vie Befugnis einräumt, Gesetze für Frieden, Ordnung und gute Verwaltung Irlands in Bezug auf ausschließlich irische Angelegenheiten zu geben, nach zuweilen scharfen Wortkämpfen zwischen Gladstone und den Führern der Opposition mit den üblichen Mehrheiten verworfen. Ein Antrag des Unionisten Croß, die Befugnisse der irischen Legislatur nur auf Eisenbahnen, Kanäle, Pferdebahnen, Gas-, Wasser- und Fisckereiangelegenheitcn zu beschränken, wurde von Gladstone als schlechter Scherz bezeichnet. Die Erörierung wurde zuletzt etwas stürmisch, bi- der Antrag, schließlich, wie wir schon gestern kurz meldeten, mit 296 -egen 251 Stimmen verworfen wurde. Es verlautet, die Regierung werde einen Antrag des Unionisten Sir Henry Jame- zu Klausel II, der die Obergewalt deS Reichsparlaments über die irische Legislatur ausdrücklich feststellt, annehmen. — Im Unterhause erklärte der Parlamentssekretär des Kolonialamtes Buxton, die TranSvaalkonven- tion von 1890 fei gekündigt; es seien aber bei der Konferenz zwischen Sir H. P. Loch und dem Präsidenten Krüger gewisse Grundlagen für zukünftige Unterhandlungen erörtert worden, von denen sich Melanie in allem Glanze ihrer Schönheit zuerst über die Schwelle treten sah. Ihr knappe- Promenaden kostüm war reizend, und die von dem frischen Lufthauch der Straße auf ihre Wangen gezauberte Röte stand ihr fast noch besser al» die interessante Blässe, die ihm um ihre- feinen, gleichmäßigen Elfenbeintones willen bei der ersten Begegnung so anziehenderschienen war. „Sie sehen, ich habe Courage genug, meine Droh ungen auch auszuführen," plauderte sie, ihm wie einem guten alten Bekannten die Hand reichend, wei ter. „Wenn wir Ihnen nun ungelegen kommen, so ist eS Ihre eigene Schuld." „Lin richtiger Überfall — nicht wahr?" keuchte der Kommerzienrat, den die steilen Treppen ein wenig außer Atem gebracht hatten. „Ich habe meiner Me lanie hundertmal gesagt, da- ginge doch eigentlich nicht an; aber wenn sie einmal ihren Kopf auf etwas gesetzt hat, so ist e- schon am besten, von vornherein jeden Kampf dagegen aufzugeben — Ah, ein groß artige- Bild, da- muß wahr sein! — Tine altrönn- sche Orgie, wie ich vermute." „Nicht so ganz, Herr Kommerzienrat", sagte Volkmar, dem eS al- da- beste erschien, die Störung von der humoristischen Seite zu nehmen. „Nur ein antikes Autorenfrühstück, da» ein gewisser Agathon vor grauen Zeiten feinen guten Freunden gab und da» später als Gastmahl de» Platon eine gewiße Berühmtheit erlangte. Die Geschichte ist Ihnen ja ohne Zweifel bekannt" „Natürlich — natürlich! — Ein grandiose» Bild! — Und der häßlich« Ker! da unten an der Tafel ist ein Kritiker — wie?" „Jal — Aber einer, dem feine Kritiken teuer zu