Suche löschen...
Dresdner Journal : 27.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304274
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930427
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930427
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-27
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 27.04.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
rs im Zusammenhänge mit dem im Vorjahr be schlossenen Gesetz über die Gebäudesteuerrinschätzung entnehmen läßt, wie sich im Rcichsland allmählich der Übergar g von dem französischen Steuersystem in da deutsche Steuersystem vollzieht. DaS Hauplprinzip der scanzösischen Et-uergefetzgebung be sieht bekanntlich darin, daß er sich rein mechanisch an äußere Merkmal« anschließt und von der Ermittelung der individuellen Verhältnisse völlig absieht. Außer der Grund- und Gebäude» struer bestehen aus dieser allgemeinen Erundla^e die Patent« (Aerverbe-Yleuer, welche nach einem ungemein komplizier«» Taris mit 1810 Eiezelposiiwnen und e ner Unzahl von Spe- jialinstruktionen erhoben wird, serner die Thür- und Fenfter- steuer und die Personalmobiliensteuer, welche nach der Kops- zahl und dem Mietwert der Wohnung veranschlagt wird. Diesel starre System, geeen welcher auch in Arankreich vi lsache. dish rjedoch ersolgloseAgUativneneingeleitet waren, istdurcheineErbschaslSsteuer ergänzt, welche alle Erbschaiten auch diejenigen der Deszendenten und Aszendenten und zwar ohne Schuldenabzug umfaßt. Eine einschnei dende Änderung dieses SysteniS leitete im Stelchsland die im Jahre 1889 ersolgte ErbschaslSpeuerresorm ein, wclche den Schulden- abzug gestattete, und Kas biS dahin namentlich sür die Mobiliarwerte sehr mangelhasie DeklarationSversahren nach Maßgabe d r Bestimmungen der deutschen Erbschastrsteuerges-tze neu regelte. Demnächst wurde durch das im Jahre «892 be schlossene und zur Zeit bereits in AuSsührung begriffene Besitz über die Neueinsäätzung der Gebäude die Trennung der Ee- bäudesteuer von der Grundsteuer, welche bisher in einem ge meinsamen Kontingent vereinigt sind, in Angriff genommen und eine völlige Ncurinschäbung der Gebäude im ganzen Lande nach den bewährten Grundsätzen der preußischen Gesetz gebung auS den 80er Jahren angeordnel. Sobald die Ein schätzung der Gebäude, welche bereits im bellen Gange ist, be endigt sein wird, soll der St uersatz, welcher kunstig als Sr- bäudestlucr erhoben werten soll, gesetzlich sestgestellt werden. Gleichzeitig wird, wie dies bei den vorjähngrn Verhand lungen des LandesausschusseS seitens des UnterstaatSsekretärS v. Schraut in Aussicht gestellt wurde, voraussichtlich die gänzliche Aushebung der sehr unbelie''ten Thür- und Fcnstersteuer zur Erörterung kommen. Einen weiteren er heblichen Schritt bedeutet das Gesetz über die Neueinschätzung der Gewerbesteuer. Hier findet ein völliger Bruch mit dein Grundprinzip des französisch»» Stemrsyftems statt. Der mecha nische Laris ist in gleicher Weise, wie es in Preußen im vorigen Jahre geschah, ausgegeben und da- Prinzip der individuellen Steuerverai lagung zu Grunce gelcgt. Die Einschätzung der einzelnen Gewerbebetriebe soll »ach der individuellen Ertrags- jähigkeit der einzelnen Geschäfte erfolgen, und zwar durch Be zirks- und Kreislommissionen, während eine LandetjchStzerkom- mission die allgemeinen Grundsätze für die Ausführung der Einschätzung seslstellen und die Einheitlichkeit der Schätzung überwachen wird. D e Steuerpflichtigen sind zu gewissen thal- sächlichen Angaben verpflichtet, und eine Revisionskommission, deren Mitglieder von dem Kaiserlichen Statthalter ernannt werden, Kat über die Reklamationen zu befinden. Die Eui- schätzungtkommissionen sind überwiegend aus den Kreisen der Steuerpflichtigen gebildet. ES unterliegt keinem Zweisel, daß die Neueinschätzung bei der leichte» Übersetzbarkeit der Verhält nisse in Elsaß Lothringen eine gerechte Veranlagung der Steuer heibeisührcu, die gegenwärtigen Härten und Ungerechtigkei t» beseitigen und namentlich die kleineren und mittleren Gewerbe entlasten wird. — (Cons.Corr.) Tie sächsischen Antisemiten („Deutsche Rcformpartei" unter Führung deS NeichS- tagsabgeordneten Zimmermann) haben sür die Wahl kreise des Königreich-Sachsen bereit- ihre Kandidaten liste ausgestellt. Wir ersehen aus dieser leider, daß von jener Seite, ganz so wie rs in Arnswalde und Liegnitz geschah, kurzerhand ein Einbruch in den konservativen Besitzstand geplant ist; nicht weniger als fünf bisherigen konservativen Vertretern sächsischer Wahlkreise sind von der Reform Partei Souder kandida- turen entgegengestellt. Daß die Konservativen Sachsens sich mit diesem rücksichtslosen Vorgehen gleichmütig abfinden werden, ist ausgeschlossen, eine solche Kapitulation wird auch der Leiter der Reform- Partei nicht vorausgesetzt haben. Die trotzdem erfolgte Ausstellung der Sonderkandidaluren ist darum nicht nur nicht geeignet, die berechtigte antisemitische Sache zu fördern, sondern sie muß ihr unbedingt zum Schaden gereichen. Gerade in vielen Wahlkreisen Sachsens bedarf es deS Ausbietens aller Kräfte, um sozialdemokratische Siege zu verhindern; da aber im kommenden Wahlkampfe auch die Freisinnigen Schulter an Schuller mit den Sozialdemokraten streiten werden, ist eine Spaltung der konservativen Elemente von doppeltem Nachteil für die konservative wie für die antisemitische Sache. Es ist somit kein Wunder, daß von sozialdemokratischer wie von deutsch-freisinniger Seite die antisemitische Kandidatenliste sehr freudig begrüßt worden ist. — Die „N A. Z." schreibt: „Ter 1. Mai naht heran und es ist nicht ohne Interesse, zu beobachten, wie sich in den verschiedenen Ländern die Vorbereitungen für die Maiseier des internationalen revolutionären Prole tariats gestalten. Der ursprünglich: Gedanke dieser Mai feier war, eine internationale, gleichzeitige Kundgebung des Proletariats aller Länder für die Zwecke und Ziele der sozialrevolutionären Propaganda zu veranstalten. Dieser Zweck ist nicht nur, als die Maifeier zum ersten Male auftauchte, in zahlreichen Lesarten verkündet worden, son dern ihm entsprach es auch, daß der Maifciertag des Pro letariat« ein Taz der durch datsrlbe erzwungenen Arbeit«, ruhe sein sollte. Auf diese Weise wollte man der Bour geoisie einen Begriff von der Macht de« Proletariats geben; „alle Räder stehen still, wenn unser starker Arm eS will", so lautete damals der Refrain. Der gewollten Einheitlichkeit und Gleichzeitigkeit der Demonstration ent sprach e« firner, daß sie ausschließlich der Forderung de« AchtslundenarbeüStageS gelten, daß nur zu Gunsten dieser Folterung Kundgebungen erfolgen sollten. Im Verlaufe der Jahre hat aber die Maifeier einen wesentlich anderen Charakter erhalten, insbesondere diejenige der deutschen Sozial demokratie Zunächst sind die Einheitlichkeit und Gleichzeitigkeit derselben vollständig verloren gegangen, aber auch der Achtstundentag beherrscht nicht mehr allein das Feld; in Frankreich z B. sollen die Delegierten der Pariser Sozialisten, welche der Mairie und der Kammer die Forke'ungen deS Proletariats vortragen werden, neben dem Achtstundentag die Beseitigung der Placementsbureaus fordern, ein Verlangen, das an prinzipieller Bedeutung neben jenem vollständig verschwindet. Hat man eS aber in Deutschland aufgeben müßen, die Maifeier einheitlich am I. Mai zu begehen, hat man sie auf den ersten Sonntag im Mai oder bestenfalls aus die Abendstunden des Ersten ver legt, ist von allgemeiner Arbeitsruhe absolut keine Rede mehr, warnen scgar die Organe der sraktionsosfiziellen Sozialdemokratie vor den Lockungen der „Unabhängigen", die, dem Beschluße des sozialdemokratischen Parteitages zum Trotz, dennoch für allgemeinen Mafftreik plaidieren; hat man die „großartige proletarische Demonstration" in ein Parteifest mit Kaffeekränzchen umgewandelt, dem ein Tänzchen nicht fehlen darf — so ist man zu alledem nicht freiwillig gekommen, sondern durch den geschlossenen Widerstand, den die bürgerliche Gesellschaft dem demonstra tiven Haupttrumpf der proletarischen Maifeier, der all- gemeinen Arbeitsruhe, mit Erfolg entgegengesetzt hat. Mag man es auch bedauern, wenn der organi sierte Widerstand des Unternehmertums gegen die ihm von sozialdemokratischer Seite zugedachte Ver gewaltigung mit sich brachte, daß eine An zahl allzueffriger „Genoßen", die absolut nicht hören wollten, vorübergehend brotlos wurden, der geschloßene Widerstand des Bürgertums hat seine Wirkung aus die Sozialdemokratie nicht verfehlt Von Jahr zu Jahr hat die „proletarische" Maifeier einen gemäßigteren Charakter angenommen. Heute find es hier zu Lande nur noch die GeschästSsozialisten, welche hinter der Maifeier stehen, an derselben ein lebhafteres Interesse haben: die Produzenten und Händler in Festnummern, Festzeichen und sonstigen Artikeln, die „im Interesse der Partei" bei Zusammen künften der Parteigenoßen an den Mann gebracht und zu Gelde gemacht werden, außerdem vielleicht die Inhaber der von den Sozialdemokraten begünstigten Vergnügungs- lokale. Vergleicht man aber mit der ruhigen Entwickelung, welche die Vorbereitung der Maifeier in steigendem Maße bei uns nahm, wie in Frankreich und teilweise auch in Österreich, um von Belgien gar nicht zu reden, der sozial demokratische Übermut aus der Maifeierveranstaltung herausleuchtet, und vergegenwärtigt man sich, daß es in jenen Ländern an dem geschlossenen Wioerstande der Bourgeoisie fehlte, dcn letztere hier dem ersten Versuche einer allgemeinen Arbeitseinstellung am 1. Mai entgegen stellte, so wird man den Wert eines geschloss'nen Auf- retens gegenüber sozial revolutionären Bestrebungen erkennen Buda-Pest, 26. April. Im Abgeordneten hause beantwortete der Ministerpräsident Vr. Wekerle die schon im vergangenen Jahre an den damaligen Ministerpräsidenten Szapary gerichtete Interpellation betreffs deS Dreibundes. Wekerle erklärte, der Interpellant hätte sowohl auS den Verhandlungen der Delegationen, als auch auS den seitherigen Erklärungen sowie dem Programme ter Regierung hinsichtlich kcS Bestandes deS Dreibundes und dessen friedlicher Tendenz eine beruhigende Orientierung gewinnen können. DaS HauS nahm die Antwort zur Kenntnis. x^r Pari-, 25. April. Selten hat eine Parla- mentStagnng seit dem Bestehen der Republik so ruhig und inmitten so allgemeiner Gleichgiltigkeit be gonnen, wie die diesmalige. ES wäre gewagt, daraus auf ihren ebenso ruhigen Verlauf zu schließen, aber sür len Augenblick herrscht vollkommene Windstille. Die Oppositionspresse unterläßt es, gegen ihre sonstige Gewohnheit, eine baldige neue Kabinettskrise zu prophezeien. „Was soll man von dem Ministerium Dupuy sagen?" meint der philosophische Magnard im „Figaro". „ES sieht am Ende nicht linkisch« r aus als ein anderes. Tie Minister sprechen wie ihre Vorgänger, beteuern ihren guten Willen, rühmen d e Tugend, den Fortschritt, die Errungenschaften von 1789 u. s. w Es liegt also kein Grund vor, sie zu Falle zu bringen, aber andererseits läßt sich auch nicht behaupten, daß sie im Amte bleiben werden. Die Panamaangelegenheit hat, wie es scheint, nicht das Ergebnis gehabt, welches die Gegner des opportunistisch-radikalen Regimes von ihr erwarteten; aber die Männer und das System sind darum nicht minder von einer Art von Blutschwächung betroffen worden, welche ihnen Ruhe und Schonung nötig macht. Angenommen, daß viele der jetzigen Abgeord- neten bestimmt sind, in die neue Kammer einzutreten (nicht diejenigen ohne Zweifel, die des PanamiSmu« beschuldigt worden), so werden sie sich in einer neuen Umgebung bewegen, und für einige Monate wird man sich vorstellen können, daß eine Umgestaltung ein- getreten fii. Vorläufig verlangt mau von den Parla- mentsmänuern nur, sich über die Finanzfrage zu ver ständigen, keine Reformen zu unternehmen, für die sie nicht befähigt sind, und bei der Aufstellung deS Staats haushalts für 1894 nicht zu vergessen, daß die Taschen Frankreichs nicht unerschöpslich sind und daß man nahe daran ist, ihnen auf den Grund zu kommen." — Die Parteien rüsten sich mehr und mehr für den großen Wahlkampf. In Toulouse, wo vor einigen Tagen der Graf de Mun im Namen des christlichen Sozialismus gesprochen hatte, hielt gestern I. Pion, der Führer der „Ralliirten", eine große Rede über die Bildung der republikanischen „Torypartei." Die Radikalen und die Sozialisten, sagte er, wollen nichts mehr von der „republikanischen Konzentrierung" wissen; der Augenblick ist also günstig für die Konservativen, sich der Leitung der Regierung, deren Form sie nicht antasten wollen, zu bemächtigen. Der Redner fordert die Konservativen auf, das allgemeine Stimmrecht zu erobern, und empfiehlt ihnen zu diesem Zwecke, alle Bündnisse, die sich recht- und links darbieten, anzu- nehmen. Er Verkünder den Erfolg mit großer Zu versicht. Andererseits machen auch die Royalisten Miene, in Thätigkeit zu treten. In diesrm Sinne deuten ihre Blätter die Rückkehr des Grafen von Pari- nach England, wo er sich in leichterer Ver bindung mit seinen französischen Freunden befinden wird. Auch dem jungen Herzog von Orleans ist, wie eS sich nach dem letzten Manifeste seines VaterS er warten ließ, sür die Zukunft eine thätigere Rolle zu- gedacht. Er wird dem Grafen von Pans nach London vorausgehen und sich darn nach Ostende und Brüssel begeben, um dort die Vertreter der französischen Jugend zu empfangen. — Der deutsche Botschaft«: Graf Münster wird am 2. Mai Paris verlassen, um einige Wochen in seiner Besitzung in Hannover und in Berlin zu weilen. Er wird am 20. Mai hierher zurückkehren. — Der österreichische Botschafter Graf HoyoS ist von einem ziemlich starken Anfalle von Influenza wieder hergestellt. — Die Besorgnisse, mit welcher die deutsche Land wirtschaft einer Fortdauer der jetzt schon durch länger als fünf Wochen währenden Trockenheit ent- gegensieht, äußern sich in Frankreich noch ungleich lebhafter. Dort dauert die regenlose Zeit bereits seit Ende Februar, also etwa volle zwei Monate, wozu noch kommt, daß vielerorts ungewöhnlich hohe Tages- temperaturen, bis zu 30 Grad und darüber, beobachtet werden. Selbst in den ozeangrenzenden und dadurch mit einem von Hau- aus feuchteren Klima aus gestatteten Provinzen der Normandie und Bretagne geben die Landleute ihre Ernten an Getreide und Vieh- futter infolge der unerhörten Trockenheit schon größten teils verloren I» einigen Gemeinden ist das Wasser nur noch um Geld zu haben — der Eimer H Centime. In den letzten Nächten haben längs der französischen Kanalküste von Havre bis Dieppe dichte Nebel ge herrscht, was von dec seemännischen Bevölkerung als ein sicheres Zeichen für die Fortdauer des „schönen" Wetters gedeutet wird. Pari?, 26. April. In der Deputiertenkammer zog Argrlies heute seine Interpellation über die Angelegenheit Turpin zurück. Auf eine Anfrage DöroulödeS betreffs des Generals Ladvocat erklärte der Kriegeminister General Loizillon, er schätze sich glücklich, die vollkommene Ehrenhaftigkeit dc- Generals Ladvocat konstatieren zu können; es werde demselben am 14. Juli eine besondere Auszeichnung zuteil werden. Damit war der Zwischenfall erledigt und die Kammer nahm die Beratung deS Genossenschafts- gesttzcs wieder auf. — Ter Senat beriet das Budget sür 1893. Ter Berichterstatter Boulanger stellte fest, daß ein Einvernehmen zwischen der Regierung und der Budgetkommission erzielt sei, mit alleiniger Aus nahme deS Kapitels betreffend die Kontrolle über die Eisenbahnen. Vom Senate wurden hierauf die von dem ArbeitSminifter Vielte geforderten und von der Kammer bewilligten Kredite für die Reorganisation dec Kontrolle über die Eisenbahnen mit 144 gegen 109 Stimmen abgelehnt. Im weiteren Verlauf ye- nehmigte der Senat die Kommissionsbeschlüsse hin sichtlich der Patentgesetzgebung, beschloß ferner die Trennung der Getränksteuerrrform von dem Budget und genehmigte endlich die neue von der Regierung eingebrachte Vorlage betreff« der Börseusteuer. Daraus wurde die Sitzung aufgehoben. * Rom, 25. April. Nach einer der „P. L." zu- gehenden Meldung betont man in hiesigen politischen Kreisen, daß ungeachtet der seitens aller europäischen Souveräne bekundeten Teilnahme an dem Feste der silbernen Hochzeit des italienischen KönigSpaare« die besondere Intimität Italiens mit den zwei anderen Staaten des Dreibundes, sowie die ersteres mit Eng land verknüpfende Freundschaft auch bei diesem Anlasse hervorgetreten sei. Von unterrichteter Seite verlautet, daß unter den seitens der fremden Monarchen an de» König Humbert gelangten telegraphischen Beglück wünschungen sich diejenigen des Kaiser« Franz Joseph und der Königin Victoria durch die Wärme des Tones ausgezeichnet haben. Auch die Art und Weise, in welcher der deutsche Reichskanzler, Graf Caprivi, der österreichisch-ungarische Minister des Äußern Graf Kitlnoly, und der englische Staatssekretär deS Äußern, Lord Roseberry, sich beeilt hatten, den diplomatischen Vertretern Italiens persönlich ihre Glückwünsche für. das KönigSpaar zu überbringen, wurde in Rom be merkt und als bezeichnend für das Verhältnis Italiens zu den betnffenden Staaten aufgefaßt. — Über den Besuch deS deutschen Kaisers bei dem Papste gehen dem obengenannten von seinem, mit den vatikanischen Kreisen in Fühlung stehenden Berichterstatter die folgenden Mitteilungen zu: Ter Empfang, welcher dem deutschen Kaiserpaare vom Papste bereitet wurde, war ein sehr herzlicher. Kaiser und Papst drückten einander zunächst die Gefühle der gegenseitigen Hochachtung und Verehrung aus. Was die Gegenstände betrifft, die in dieser Unterredung be rührt wurten, so verlautet in der unmittelbaren Um- gebung des Papstes, daß sich dar Gespräch mehr um allgemeine Gesichtspunkte drehte. Der Papst und der Kaiser tauschten ihre Auffassungen über die kirchen- pclitische Situation Deutschlands, sowie über die Lage deS Papsttums überhaupt aus. Hierbei wurde, wie man im Vatikan erzählt, ängstlich alles vermieden, was der Unterredung eine für den einen oder anderen Teil unangenehme Wendung hätte geben können. Kaiser und Papst sind sehr befriedigt von einander geschieden, was auch darin seinen Ausdruck fand, daß der Papst dem Kaiser beim Abschiede zweimal die Hand mit großer Herzlichkeit drückte. Es gilt als sicher, daß dieser Besuch eine Annäherung zwischen dem Papste und dem Deutschen Kaiser zur Folge haben merde, welche auch nach und nach ihre Früchte tragen dürfte. ES wäre ohne Zweifel ein Irrtum, wollte man annehmen, daß durch diesen Besuch die allge meine Richtung der vatikanischen Politik geändert werden würde. Bei dem Alter LcoS Xl!I. und an der Neige seines Pontifikat« ist eine plötzliche Schwenkung nicht denkbar. Trotzdem hat der Besuch Wilhelms II. dazu beigetragen, etwaige Mißverständnisse zwischen dem Papste und dem Deutschen Kaiser zu be seittgen, und de>selbe wild die Beziehungen zwischen dein Vatikan und dem Deutschen Reiche in günstigem Sinne beeinflussen. Tie Beziehungen zwischen dem Vattkan und Deutschland waren bisher gewiß normale, aber in Zukunst dürsten sie einen viel freundlicheren Cha rakter annchmen. Dadurch wird es auch ohne Zweifel möglich sein, sich über konkrete Fragen leichter zu ver- ständigen, als es bisher der Fall war... Bekannt lich konnte Kardinal Rampolla an dem Diner, welches auf der preußischen Gesandtschaft beim Vatikan stattfand, nicht teilnrhmen, da er durch einen Anfall von Influenza an las Zimmer gefesselt war. Schon am letzten Donnerstag hat der Kardinal Hrn. v. Bülow schriftlich sein Bedauern darüber ausgedrückt, daß er infvlce seiner Erkrankung mcht sofort auf der Gesandt schaft erscheinen könne, um den Kaiser zu begrüßen. Er sprach jedoch gleichzeitig die Hoffnung aus, daß er bis Sonntag in der Lage firn werde, an dem Diner teilzunehmcn. Am Sonnabend ließ Kardinal Rampolla, obgleich er sich etwas unwohler fühlte, dem Papste melden, daß er bereit sei, entgegen den Vor schriften des Arztcs, tags darauf sich in die preußi sche Gesandschaft zu begeben. Ter Papst ließ jedoch dem Kardinal bedeuten, er möge lieber dem Rate seines Arztcs folgen, als seine Gesundheit aufs Spiel setzen. Hierauf wiederholte Kardinal Rampolla Hrn. v. Bülow gegenüber sein Bedauern, daß er von vem osfitiellen Diner, das er zu Ehren des Deutschen Kaisers gebe, sernbleiben müsse. Ter Kaiser drückte vor dem Diner sein Bedauern darüber auS, daß eS ihm nicht möglich sei, mit dem Kardinal Rampolla zusammenzutreffen. DaS ist die richtige Darstellung länder, von den 27 Künstlerinnen gehörten 20 dem Jn- lande, 7 dem AuSlande an. Im ganzea kopierten also 67 Personen. Photographische Ausnahmen nach Gemälven der Galerie wurden der Firma Franz Hanfstaengl in München in dem unter der Oberaufsicht der Baubehörde von ihr zu diesem Zwecke auf der Zwingerterraffe errich teten Atelier, der Firma F. und O. Brockmann Nachfolger (R. Tamme) in Dresden in dem Atelier der Gemälde galerie gestattet, unter dem Vorbehalte jedoch, daß diese beiden Firmen niemals zu gleicher Zeit thätig seien. In Bezug aus die wissenschaftliche Behandlung und Bearbeitung der Ga'erie ist das Erscheinen der zweiten Auflage der Galeriekataloge hervorzuheben Diese wurden um die seit 1887 neu erworbenen Gemälde be reichert und in Bezug aus die Benennung der Meister und alle übrigen Angaben dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft entsprechend umgestaltet. Umhängungen von Gemälden haben nur stattgefunden, soweit sie durch die Neubenennungen oder durch die Ein schaltung der neuerworbenen Bilder bedingt waren Von den Veränderungen im Beamtenpersonal ist nur eine hervorzuheben: Der Restaurator Kustos Theodor Schmidt trat nach ZOjähriger Dienstzeit am 1. Juni in den verdienten Ruhestand. An seiner Stelle wurde der bisherige Gehilfe und Schüler des Restaurators, der Maler Otto Nahler, nachdem er zur Vollendung seiner Aus bildung noch einige Monate in den Hauserschen Restau- rationSatelier« an der König!. Pinakothek zu München und an der König! Gemäldegalerie zu Berlin zugebracht, mit der Leitung de« RestaurationSalelier« beauftragt K Woermann 2. Da« Kupferstichkabinett. bereichert Bedeuten diese Zahlen eine fast viermal so starke Vermehrung als der Durchschnitt der letzten Jahre sie brachte, so ist der Grund dieser erfreulichen Zunahme der Erwerbungen einerseits in der seit diesem Jahre er folgten Erhöhung der dem Kupferstichkabmett zugewiesenen Mittel, andererseits aber auch in einem besonders reich lichen Zufluß an Geschenken und Vermächtnissen zu suchen. In der zuletzt genannten Beziehung ist wegen seines Um fanges zum voraus des Vermächtnisses des am 13. Juni 1892 in der Lberlößnitz verstorbenen Malers und Rent ners I M. C. Hildebrand zu gedenken. Dieses Ver mächtni« umfaßte den ganzen künstlerischen Nachlaß des besonders als Zeichner und Umrißstecher seinerzeit außer ordentlich geschätzten Moritz Retzsch (1779 — 1857), dessen Neffe und Erbe der Verstorbene war Außer einigen Mappen und Heften mit zahlreichen losen Blättern konnten aus diesem Vermächtnis 816 einzelne Kunstblätler und 43 Tittlwerke in die Zugangdkataloge cinget agen werden. Im allgemeinen gliederte der Zuwach« sich folgendergestalt: X. Einzelblätter des Kunstdrucks. Unter den 637 erworbenen Blättern befinden sich 550 Stiche, Radierungen rc, 71 Holzschnitt-, 16 Steindrucke. Von denselben 637 Blättern wurden 157 gekauft, 1 vom Kölnischen Museum eingetauscht, 479 geschenkt, vermacht oder als Pflichtexemplare überwiesen »-v Von den Geschenken und Vermächtnissen ist das jenige des Netzsch'jchen Nachlasses wieder zuerst zu erwähnen. Abgesehen von den mappenweise eingetragenen Blättern, enthielt e« 412 Einzelblätter deS Kunstdruckes, unter ihnen 62 einzelne Umrißstiche und eine Lithographie von Retz'chS eigener Hand. Al« Geschenkgeber einzelner Kupferstiche, Radierungen oder Holzschnitte seien zunächst genannt die Herren Lberregierung«rat vr. W v. Eeivlitz, Proseffor H Bürkner, Tirektorialassistenten Vr Max Lehr« und Die Sammlungen de« Kupferstichkabinet « wurden um Or Jean Loui« Sponsel, sowie Vr. Fritz Harck zu Seuß- «ahezu 2000 Einzelblätter und abgesehen von der Hand- litz. Ferner wurden der Sammlung einzelne Blatter von bibliothek und einigen Fortsetzungen, um 89 Titelwerke der König! öffentlichen Bibliothek (Claude de la Ruelle, Einzug Heinrich II. von Lothringen in Nancy, 6 Blatt), von der „Vereinigung der Kunstfreunde" durch Hrn. Troitzsch in Berlin (drei Farbendrucke nach Gemälden von Julius Scholtz, Claus Meyer und Walter Firle) und von der Generaldirektion der König!. Sammlungen überwiesen. Als Pflichtexemplare erwarb sie Albrecht Schultheiß' Stich na!» Tizians „ZinSgroschen", Hugo Bürkners Stich nach Gabricl Max' „Vaterunser" und Loui» Schulz' Radierung nach Claude Lorrains „Landschaft mit der Flucht noch Äaypten" Mit besonderer Dankbarkeit ist enclich der lebenden Meister zu gedenken, die dem Kupferstichkabinctt teils ohne äußere Veranlassung, teils aus Anlaß von An käufen, die bei ihnen gemacht wurden, einige wertvolle Blätter ihrer eigenen Hand, wenn diese manchmal auch nur in Probedrucken bereits käuflich erworbener Blätter bestanden, schenkweffe überlasten haben. Wilhelm Kraus kopf in München schenkte 8 Radierungen seiner Hand; von Karl Köpping in Berlin wurden 9 Blatt Radierungen käuflich erworben, e>n Blatt seiner Hand wurde von der „Dresdner Kunstrenoffenschaft" geschenkt; 2 gelangten als Geschenke des Künstler» zur Sammlung; von Ludwig Friedrich in Dresden wurden 13 Blatt gekauft und 2 Blatt von ihm selbst, 2 Blatt von anderer Seite ge schenkt; Ed. Büchel in Dresden schenkte 4 Blatt Probe drucke vcn 2 käuflich erworbenen Blättern seiner Hand; R Raudner in Schleißheim schenkte einen Ätzdruck zu einer der beiden von ihm erwvibenen Radierungen; Max Liebermann in Berlin schenkte eine seiner Radierungen („Schafherde im Walde'O von denen 8 andere gekauft wurden; Han-Tdoma in Frankfurt a M. endlich hatte die Güte, da die Mittel nicht avSreichten, mehr als 6 seiner neuen, geistvollen, »um Teil eigenhändig mit dem Pinsel über- arbeiteten Steindruckblätter zu kaufen, unserer Sammlung 6 andere, nicht bemalte Blätter dieser Art zu schenken. Allen diesen Künstlern sei sür ihr Entgegenkommen an dieser Stelle nochmal« herzliche Dank «»«gesprochen ^Fvrtsttzuig fol,« ) Der Bitnenvetter. Erzählung von C. Crome-Echwiening. c> (Fortsetzung.) Und in derselben Nacht und in derselben Liunde leuchtete die alte Trude im Horstfeldener Gutshause sorglich alle Räume ab, schloß die Vorderlhüre mit dem großen, pfundschwcren Schlüssel und zog sich brummend und schellend in ihre Kammer zurück „Da sitzt der jurge Herr wieder im Garten- Hause — die halbe Nacht hindurch — und morgen ist er menschenschcuer denn je! Wüßt' ich nur, welcher Kram in dem Häuschen steckte, der ihn so verschroben macht! Aber er halt'« ja immer ver schlossen, als Hütt' er Schätze von Gold und Edel- steinrn darin! Wenn ich ihn nicht als Buben aus diesen Armen hier getragen Hütte — ich glaubte wahrhaftig, er triebe ein böses Spiel dadrinnen mit dem leibhaftigen Gottseibeiuns selber!" So schalt und brummte die alte Frau. Ter aber, dem ihr Biummen und fast mütterliches Sorgen galt, saß in dem kleinen von einer Öllampe schwach er- hrllten Gartenhause, dessen Läden auch am Tage ängstlich geschlossen waren, sodaß die Sonne nur durch die herzförmigen Ausschnitte in denselben einen neugierigen Blick «Hun konnte Wie in einem Ge lehrten-Studio, so sah eS hier aus, genau so voll- gepfiopft »oll Bücher und Papiere und auch just so verworren. — Nur der alte Schreibtisch mit seinen zahllosen Fächern und Schubladen machte davon eine Ausnahme. E« lag nicht« darauf al« Schreibzeug und ein ausgefchlageoe« dicke«, mit altem Ledereinbande vcrseher.e« Ouarthest
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)