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^101. Mittwoch, den 3. Mai, abends. 18!».?. veraxsprelsr r«r Oro»äsv vi«rtoI)LürUek Uxrlc so ?f., d« ^«Q L»i»er1. äsutscdeo t'o»t»v»talt»n viertal- jL^rUct» S »uiaerbalb üe» ä«ut»LÜeu kewda» tritt kv»t- umt 8tewpe!ru»eüliirs dioru. Liorvlos üuwmero: 10 I's. L>^an«ll»uax»»vdvüren: Vür äs» Itaum «iiisr ^««paltaven 2eilo kleio« kekritt >0 kk. Unter ,,Uin^«8»nät" äi« 2«il« SV ?t. Ls» DrbOllen- unä ^itserv»»tr entspr. Luk»oii1»G. Lraedolnen: N^ticb mit Xuiurlbw« äor 8ovo- u ^ eierU^s« »denä». ksrnsprecd - ^n»cblu»L: Xr. 1205. ZreMtrZoumal. Für di« Ge)amtleitung verantwortlich: ^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Runstgeschichte. Znnadmo VON tuttHnälxunxOn au-iWi »w: l.«ixrix: /V. liommisriaiiitr ävj Ure.^tuvr lournals; L»a>durx LirUn V>«n l.«ipri^ L»»«I Lr»»I»u rr»ulclllrl »- U.: <t ^^kt»LerUa-Viso-HLmbllr^ vr»x I-v>xri^-kr»i>>-turt ». U. dlüllck«»: /(uZ. k»rii I-onäoll L«rlin - ^r»vkkurt »H. Slutt^»rt: Z-auS« «e (7o , U«rUu: /»»>at»<trnäa»iZ, Lr«»I»a: Zbmit L-uwov-r: (7. Lczusr/tv/ S»U» L. ».! Larct <t L,'o. lleraus^edorr ^üni^I. Lipeättioo äe» Oresäoer Journale. I)re»äea, 2«>n^er«tr. 20. kornsprecü-^oscklu»»: Xr. 1285. Amtlicher Lell. Dresden, 3. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin sind heute Vormittag 10 Uhr 30 Minuten rach Sibyllenort in Schlesien gereist. WuUetin. Dresden, 3. Mai, mittags 12 Uhr. Se. König!. Hoheit Prinz Max, Höchstwelcher am 29. April c. auf einige Tage von Oschatz hierher gekommen war, ist an den Masern erkrankt. DaS Fieber ist ziemlich hoch; die übrigen Erscheinungen sind dem Stadium der Krankheit entsprechend. vr. Fiedler. Wekannlrnachung. DaS Ministerium des Innern hat der 1) Kranken- und Begräbnißkasse der Zimmerer zu Dresden, eingeschriebene Hülfskasse 2) Kranken- und Begräbniß-UnterstützungSkasse „Ver einigte Kleidermacher" zu Chemnitz, eingeschriebene Hülfskasse 3) Allgemeinen Kranken-und Begräbnißkasse Union, eingeschriebene Hülfskasse, zu Zwickau 4) Maurer- und Zimmergesellen Kranken-Unkrstütz- ungS- und Begräbnißkasse zu Naunhof und Um gegend, eingeschriebene Hülfskasse auf Grund deren revidirten Statuts zu 1) vom 15. Januar 1893 . 2) - 1. April 1893 « 3) - 23. September 1892 - 4) - 20. December 1892 bescheinigt, daß diese Kasten, vorbehaltlich der Höhe deS Krankengeldes, den Anforderungen der 8 75 des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 in der Fassung der Novelle vom 10. April 1892 genügen. Dresden, am 2. Mai 1893. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. v. Bosse. Lippmann. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 3. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der nacktS im Reichstag eingebrachte Antrag Huene be deutet gegenüber der Regierungtvorlage: eine dauernde Herabminderung der Präsenzziffer um 13860 Mann, einschließlich von 1095 Unteroffi zieren; firner findet durch Ntchteinstellung von l l OVO Gemeinen für die UnterosfiziermanquementS für tie erstrn Jahre eine entsprechende Herab minderung statt, welche frühestens in 5 Jahren nach und nach verschwindet; endlich wird im ersten Jahre durch Entlassung der Dispvsitionsurlauber im bitherigen Umfange eine Minderprasenz von 50V0 Manu erfolgen; also: im erlen Jahre eine Grsamtherabminderung um 29800Mann. Dauernd werden 650V Rekruten weniger sein, vorübergehend 1IVVV; die Minderkosten betragen dauernd neun Millionen, außerdem noch für daS erste Jahr vier Millionen, welche in den folgenden Jahren ent sprechend herabgemindert werde». Endlich sind nicht unerhebliche Ersparnisse ter einmaligen AuS- gaben vorgesehen. Berlin, 3. Mai. (Tel. d Dresdn. Journ.) ES verlautet, daß in der gestrigen FraktionS- sitzuog deS Zentrum- Graf v. Ballestrem erklärte, den Vorsitz niederlegen zu wollen. Berlin, 3. Mai. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Im Reichötaa berichtet bei der Beratung über die Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2. Mai: „Die Rantzau". Oper in vier Akten von Targioni- Tozetti und G. Menasci. Musik von Pietro Mas- cagni. Sieht man von den beiden mittleren Aktschlüssen der Oper ab, auf deren starke dramatische Wirkung Textdichter und Komponist gleich zielbewußt und glücfi lich hinarbeitrten, so liegt der Reiz der Musik durch aus im Detail, im Episodenhaften und vor allem in der fesselnden Spracht des Orchesters. Nicht als ob dieses an irgend einer Stelle mit symphonisch geglie- dertem polyphon reichem Satz das tiesere musikalische Interesse deS Hörers weckte — solche höchste Kunst mittel liegen weitab von der Gangbahn des Mascagni- schen Talents —, aber überall gewahrt man an seiner instrumentalen Gestaltung mit Vergnügen, wie alles klingt und Plastisch sich ausdrückt, wie er selbst ge schraubte und häßliche harmonische Wendungen durch sein warmes Orchesterkolorit, durch die virtuose Aus wahl und Verwendung einzelner Tonwerkzeuge erträg lich, ja interessant macht, wie mannigfaltig schöne Stimmungen er mit der solistischen Führung namentlich ter Holzbläser erreicht, wie er viele seiner Melodien und Motive überhaupt erst im Orchester zu voller Prägnanz erhebt. Freilich läßt der instrumentale Teil der „Rantzau" auch manche handweiksmäßig leichte und rom feineren musikalischen Standpunkt wenig respektable Züge und insonderheit r och starke Ansamm lungen von Triolen hervortreten, die der Komponist mit schon bekanntem LieblingSgriff ebenso im Gesang Militärvorlage Abg. Groeber (Zentr.) über Lie KowmisfionSbrschlüsse und erklärt bezüglich der ablehnenden Haltung der Mehrheit der Kommission, daS Ausland werde daS Deutsche Volk stets geeinigt finden, wenn eS gelte, für die Verteidi gung deS Vaterlandes Opfer zu bringen. (Allseitiger Beifall) Die Unterschiede der Parteien beständen nur bezüglich der Frage, ob rS nicht besser sei, die Kräfte de» Volkes im Frieden zu schonen. ^Beifall links und im Zentrum.) Reichskanzler Graf v. Caprivi führte auS: Die Frage, worauf eS ankommt, ist vielfach in den Hintergrund getreten. Den breitesten Raum nahm die Frage der zweijährigen Dienstzeit ein. Er danke namenS der Regierung den Konservativen, daß sie auf Seiten der Regierungen gestanden und daS Einzelinterrsse dem Dienste deS Viter- landeS untergeordnet hätten. (Lebhafter Beifall rechts.) Wir haben die Überzeugung gewonnen, daß die jetzige Wehrkraft nicht auSreicht. Man sucht unS durch Zahlen zu widerlegen, diese Methode kann unS nicht überzeugen. Wir müssen beanspruchen, daß Männern, die nicht allein im Frieden die Fragen zu erörtern haben, sondern auch im Kriege mit ihrer Ehre für die ihnen zufallenden Aufgaben rintreten müssen, höheres Gewicht beigtlegt wird alS anderen. (Beifall) Wenn Moltke und Roon noch hier ständen, so würden sie unsere Forder ungen besser vertreten alS wir eS vermögen. Ich habe kriutn Genrral qesehrn, der meinte, unsere Streitkräfte seien so stark, daß wir nur annähernd mit der Sicherheit wie 187V in den Krieg ziehen könnten. Bern, 3. März. (Tel. d. Dresdn Journ.) Se. Majestät der Kaiser richtete folgendes Telegramm an den Bundespräsidenten Schenk: „ES liegt Mir am Herzen, Ihnen beim Verlassen d'S schweizer BodenS Meinen und der Kaiserin auf richtigsten Dank für die freundliche Begrüßung seitens des BundeSratrö und den sympathischen Empfang, der UnS seitens deS Schweizer Volks zu teil geworden ist, zu wiederholen und Ihnen alS Repräsentanten der Schweiz und deren Bürger Meine besten Wünsche für die Gegen wart und Zukunft des Landes auSzusprechen Wilhelm." Dundee, 2. Mai. (W. T. B.) Der Streik der Jutearbeiter infolge der 5proz. Lohnherab- setzung nimmt zu. 19000 Arbeiter feiern. Die Streikenden zogen heute m t Musik durch die Straßen. Christianis, 2. Mai. (D. B. Hd.) Bei Be ginn der gestrigen Sitzung des StorthingeS sagte Präsident Ullmann, daß er, da ein neues Mini sterium in der Bildung begriffen sei. für rücksichts voll halte, wenn die Sitzungen vorläufig ansgesetzt würden. DaS Thing stimmte zu. — Horst Linke) hat folgenden Antrag eingebracht: „DaS Stör- thing erklärt seine Zustimmung zu der Auffassung von der Ministerverantwortlichkeit, wie sie das Ministerium Steen im Protokoll vom 22. April geltend gemacht hat, sowie auch zu der Auslegung des Storthingsbrschlusses vom 1v. Juni 1892, den das Ministerium auch vertreten bat." An dem gestrigen Kundgrbungszuge der Sozial demokraten beteiligten sich fast alle hiesigen Fach- Vereine, der Zug ging mit Musik und Fahnen vom Ankermarkt nach Tullinlökk.n, wo Advokat Ludwig Meyer für den achtstündigen Normalarbeitstag sprach. Im CirkuS fand am Abend ein Fest statt, die Festrede hielt hierbei Advokat Arnold Hazeland. AlleS verlief in Ruhe und Ordnung. zur Steigerung der dramatischen Temperatur benutzt, doch wird man einige dieser minder günstigen Eigen schaften als typisch für die Ausdrucke weise Mascagnis und der Jungitalienr (mit Ausnahme Leoncavallo's) hinnehmen müssen. Wir haben es bereits ausgespro chen, daß sich die melodische Erfindung Mascagnis in den „Rantzan" stark geschwächt und mehrfach eine sehr merkwürdige Neigung für zigeunerhafte Ton- elkmente zeigt, wohl ein Nachhall der Arbeitsstimmung beim „Freund Fritz", aus dem auch Fritz und Suse! verschiedene melodische Wendungen an Georg und Luise wcitergcgcben haben. Aber dieses junge Liebes paar ist damit nicht anziehend geworden, lange nicht so frisch und warmherzig, so voll poetischer Em pfindungen wie jenes. Was sie trennt, scheidet auch die beiden Werke: die verlangsamte Strömung deS melodischen Flusses, die geringere Unmittelbarkeit und Freiheit de- GesühlSauSdrucks, die verminderte Kraft der Individualisierung. I« allem hat „Freund Fritz", unseres Meinens überhaupt die musikalisch reifste Säöpsung Mascagnis, vor der neuen Oper de» allzu rasch produzierenden TonsetzerS den Vorrritt. Wäre nicht die Figur Johann Rantzaus vom Librettisten schärser gezeichnet, sodaß sich die lra- malische Gestaltung des Komponisten ohne dessen be sondere Initiative an sie klammern mußte, dann würde der Musiker, daS Liebespaar ausgeschreden, im Epi sodenhaften völlig stecken geblieben sein. So bot-n sich dem Tonsetzer wenigstens zwei Ccenen, in lenen er die stärkste Seite seines Talents entsalten konnte und auch mit großem Eindruck entfaltet hat. In der dankbarsten Rolle der Oper bewährt Hr. Scheidemantel seine tüchtige EharaklerisierungSgabe Dresden, 3 Mai. Die armenische Frage. xx Inmitten der aufregendsten Kämpfe um die irische Homerule haben die Engländer immer noch Sinn behalten für Fragen, die dem englischen In teressengebiete ziemlich fern liegen und die überdies noch lange nicht spruchreif geworden sind. So hatte vor kurzem, vom armenischen Komitee in London dazu veranlaßt, ein Mitglied deS Unterhauses in einer An frage an die Regierung hinsichtlich der jüngsten Vor gänge in Cäsaren Lord Rosebery an seine Pflicht gemahnt, in Gemäßheit des Artikels 61 des Berliner Vertrags bei der Pforte Vorstellungen zu machen. Seitdem hatte dieses Komitee einige von englischen Freunden der Armenier zahlreich besuchte öffentliche Versammlungen veranstaltet, in denen die Lage der von Armeniern bewohnten türkischen Provinzen beleuchtet und über die Mittel beraten wurde, die armenische Frage zu lösen. Den äußeren Anlaß hierzu bildeten zunächst die von der mohammedanischen Bevölkerung und den türkischen Behörden an den Armeniern in Cäsarea verübten Vergewaltigungen. Man suchte die öffentliche Meinung in England davon zu überzeugen, daß die Ge rüchte über die Plünderung von drei armenischen Kirchen durch den mohammedanischen Pöbel, über die Aus raubung von vielen armenischen Kaufmannsläden auf Wahrheit beruhen, und daß für diese in der ge nannten Stadt verübten Unthatcn von den türkischen Behörden nicht die schuldige mohammedanische Be völkerung sondern die Armenier selbst zur Verant wortung gezogen würden, von welchen angeblich über 500 immer noch im Gefängnisse sich befinden. Ebenso mußten die jüngsten Unruhen in Marsovan dazu herhalten, um den Engländern die Notwendigkeit glaubhaft zu machen, daß für die armenische Be völkerung von den europäischen Negierungen „erlösende Schritte" unternommen werden müßten. Es wurde allerdings inzwischen über die in beiden Städten stattgefundenen Vorkommnisse der wirkliche That- bestand festgestellt, der wesentlich von den Schilder ungen abweicht, die man der leichtgläubigen Zuhörer schaft in jenen Versammlungen vortrug. Auf Grund der durch den Gouverneur von Angora gepflogenen Untersuchung, an welcher auch ein britischer Funktionär teilnahm, wurde sestgestellt, daß in Marsovan ein von amerikanischen Missionären unterhaltenes Kollegium mutwillig in Brand gesteckt worden ist, und daß in Cäsarea und Marsovan von den Armeniern auf rührerische Aufrufe verbreitet und an den Straßen ecken angeklebt wurden. Infolgedessen wurden aller dings einige Verhaftungen von den Armeniern vorgenommen. Unter den Verhafteten befand sich auch ein protestantischer Missionär aus Amerika, Tumajau, wegen dessen Enthaftung sich der Sekretär der Wiener nordamerikanischen Ge sandtschaft nach den beiden genannten Städten begab, der jedoch nach vorgenommener Prüfung des Thatbestandes freiwillig erklärte, daß die Hauptschuld durchaus nicht aus mohammedanischer Seite liege. Die inzwischen von Seite der Vereinigten Staaten erhobe nen Forderungen auf Schadenersatz für die Zerstörung des amerikanischen Kollegiums in Marsovan ändern an diesem Thatbestande nichts, da die türkischen Be hörden die Thatsache, daß dieses Gebäude von auf gehetzten mohammedanischen Fanatikern in Brand ge- steckt worden sei, nicht in Abrede stellen. Wenn nun nach Veröffentlichung der festgestellten Vorgänge in den Armenien befreundeten Kreisen in London noch nicht die erwartete Beruhigung einge- trclen ist, so liegt die Schuld dessen nicht an den wirklichen Zuständen in den von Armeniern be wohnten Gebietsteilen der Türkei, als vielmehr an im Gesaugsvortrag wie im Spiel. Daß der zweite Aktschluß die leidenschaftliche Erregung des alten Rantzau bis zum thätlichen Ausbruch steigert, erzeugt einen nahezu abstoßenden Eindruck dieser Scene, der aber vom Darsteller nicht wesentlich gemildert w.rden kann. Frau Wittich stellt die Luise mit Anmut dar und erfreut auch im Gesang durch manche warme Accente; Hr. Decarli hat als Jakob Rantzau eine seinem Können sehr zusagende Partie, insofern dieselbe gesanglich geringe, schauspielerisch stärkere Anforder ungcn stellt. Die Herren Erl, Jensen und Nebuschka löseu ihre Aufgaben trefflich und be mühen sich mit Erso'g um eine lebendige Ensemble wirkung. -V- Spezialberichtc über die Vcrwaltung der König!. Sammlungen im Jahre 1892. (Fortsetzung.) 3. Die Skulpturensammlung. Nachdem zu Ende des Jahre» 18S1 die Sammlung von Abgüssen nach modernen Bildwerken im Lichthof des Albertinum» für den Besuch de» Publikum» eröffnet »ar, und damit die Neuordnung und Ausstellung der gesamten Abgußsammlung bi» auf weiteres ihren Abschluß gefunden hatte, konnte während des abgelaufenen Berichtsjahre» mit den Arbeiten zur Aufstellung der antiken Original skulpturen begonnen werden. Hier machten sich zu nächst umfangreiche Restaurationtarbeiten an einigen dl» Statuen selbst nötig Ein: Anzahl derselben, darunter ge rade die interessantesten und wichtigsten, waren durch ge schmacklose und mißverstandene Ergänzungen früherer Zeiten in der störendslen Weise entstellt Vergleiche mit besser erhaltenen antiken Wiederholungen derselben Statuen, der derzeitigen Zusammensetzung des anglo armenischen Komitees, welches die eben angeführten Vorgänge in der Türkei zu Gunsten der Durchführung des oben genannten Artikels deS Berliner Vertrags zu ver werten sich bemüht. Dieses Komitee besteht fast aus schließlich aus Gladstoneanern und es ist deshalb nicht verwunderlich, wenn dieses Komitee die Zeit der Herr schaft Gladstones auSzunützen trachtet, uni den Arme niern auf die ihnen bisher gemachten Versprechungen eine kleine Abschlagszahlung zu machen. Allerdings hat Bryce als Präsident dieses Komitees aus diese Ehrenstelle verzichtet, nachdem er Mitglied der Re gierung geworden ist, aber dadurch erfuhren die An sprüche des Komitees auf Berücksichtigung seitens der Regierung keine Schmälerung. Es fragt sich nun, wie weit Rosebery den Wünschen des anglo armenischen Komitees entgegenkommen kanu, um dem Ziele des letzteren — der Begründung der Autonomie der von den Armeniern bewohnten tür kischen Provinzen — sich zu nähern. Nach unserer An sicht hat der Artikel 6 t des Berliner Vertrags nur die Bedeutung einer eindringlichen Vermahnung der türkischen Regierung, der armenischen Bevölkerung gegen die Unbilden seitens der Kurden und Araber den gleichen Schutz der Gesetze angedeihen zu lassen. Eine darüber hinausgehende Bedeutung wohnt dem selben nicht inne. Eine Selbstverwaltung der arme nischen Provinzen ist aus dem Grunde nicht durch- sührbar, weil die armenische Bevölkerung in keinem der lleinasiatischen VilajetS die Mehrheit bilden und eS auch nicht möglich sein dürfte, durch eine Neu einteilung derselben Verwaltungsbezirke neu zu be gründen, in denen die Armenier durch eine über wiegende Mehrheit vertreten wären. Die armenischen Patrioten behaupten zwar, daß ihr Volksstamm in Kleinasien allein über 2 Millionen Seelen zählt, und daß aus dieser armenischen Volksmasse sich unschwer kompakte armenische Verwaltur.gSkreije bilden ließen, aber die türkische Statistik spricht eine ganz andere Sprache. Nach amtlichen Ausweisen der Türkei, die man nicht unbeachtet lassen kann giebt es in Klein- asien zusammen nicht mehr als 587 235 Armenier, die sich auf den sehr ausgedehnten türkischen Länder besitz in Kleinasien in folgender Weise verteilen: im Vilajet Erzerum 101119, Bitlis 101358, Wan und Hakkiari 71582, Diarbekir 45 291, Mamuret 73 178, SiwaS 112649, Aleppo 50 182, Adana 31 876. Mag MN die türkische Statistik die Zahl der ar- menischku Bevölkerung in Kleinasien noch so sehr unterschätzen, unanfechtbar sind doch ihre Angaben über die Zersplitterung deS armenischen Volkrstammes in den überwiegend von kurdischen, türkischen, arabi schen, griechischen, syrischen und uestorianischen Ele menten bevölkerten Provinzen Kleinasiens Die Er richtung von autonomen armenischen Verwaltungs kreisen, die das nächste Ziel der die „armenische Frage" in Vertrieb setzenden englischen Philarmeniern bilden soll ist unter solchen Umständen noch w-it schwieriger, als die von Gladstone und seiner Partei zur Zeit be triebene Lösung der irischen Frage. Lagcsgcjchichte. Dresden» 3. Mai. Infolge der Erkrankung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Max an den Masern ist die auf morgen Donnerstag, den 4. d. Mts, festgesetzt gewesene Übersiedelung Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg mit Hoher Familie von hier nach dem Sommersitz in Hosterwitz bis auf weiteres verschoben worden. Dresden, 3. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Friedrich August hat Sich in Begleitung Höchst- seines persönlichen Adjutanten, Rittmeisters Frhrn. v. Lindeman, heute mittag 12 Uhr 15 Mru. zu kurzem welche in anderen Museen ausbewahrt werden, und welche den ursprünglichen Zustand und die Bedeutung der be treffenden Kompositionen mit Sicherheit wiedergeben, ließen e» wünschenswert erscheinen, von den in hiesiger Samm lung befindlichen Statuen d'e störenden Zuthaten zu ent fernen und nach Möglich!.it den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen Die» geschah, indem oie fehlenden Teile nach besser erhaltenen Exemplaren in GipS abgeformt und dann an den Marmor angcfügt wurden. Diese aller dings sehr zeitraubende Arbeit hat doch schon zu den wichtigsten Resultaten geführt und man kann sagen unsere Sammlung au« ihren eigenen Beständen um einige der interessantesten Kunstwerke bereichert. Eine große männ liche Statue aus der Zeit und Schule des Pheidias, welche früher als Asklepios ergänzt war, wurde richtiger als Darstellung eine» Zeus erkannt und demgemäß er gänzt, und diese Erkenntnis ist deshalb besonder« wichtig, weil freie statuarische Darstellungen des Zeu« aus jener Periode so gut wie gar nicht erhalten sind. Ter Wert und d:e Bedeutung dieser Statue wird dadurch erhöht, daß der Rest einer antiken Wiederholung derselben bei den Ausgrabungen von Olympia zu Tage gefördert wurde. Zwei übereinstimmende Statuen der Athena konnten als Nachbildungen eine» im Altertum hochberühmten Werke» ve» Pheidia«, der sogenannten „^tdona 1>amoia" des Meist:r«, nachgewlesen werden Da» in Bronzeguß hergestellte Original stand auf der Akropolis von Athen und zeigte die kriegerisch: Göttin, dem sonst herrschenden Brauch entgegen, unbedeckten Hauptes und den Helm in der Hand haltend. Eine jugendliche männliche Statue, welche bisher in durchaus mißverstandener Weise al« sterbender Alexander ergänzt war, konnte nach Maß gabe einer vortrefflich erhaltenen Wiederholung im vritisll Kuseuw al« Siegerstatue eine» Knaben aus der Schule Polyklrt« wieder hergestellt werden und bilvet so ein erwünschte» Gegenstück zu einer anderen schönen Knabenstatue unserer Sammlung, deren Zusammenhang