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Dresdner Journal : 01.05.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189305013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-05
- Tag 1893-05-01
-
Monat
1893-05
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 01.05.1893
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W99. Montag, den 1. Mai, abends. 189:;. 1,50 G. r « rs G. v l,rü G B. 2,50 G .LOB. 3 3G 3G 1,S0 » 0,25 4» 2. bv S. OE 1,75 iS ' B iL G HL5 G. »3 G. >2 G >,bv G >1 G )3 G ! V. 10 G. )0 B »,50 G OB »0,50 B. ltO.LV B. 8 G. 00 B 1,05 G. 0,8 »G 04,15 G. 03,35 G 1,20 G. 0,90 G. 66,70 G 65,50 S. 67 B !13B - - ->> . . . i> Sburz . r i r l. Rcat- zeren Liq^i- en in Rutz- fortd^unnd richten aus strie gaben r recht un jedoch von Kotierungen Sbendtörjen Befestigung cS heillige» erte, aber ckelung mit iden Weite lgt: Credit 0,70-50,80 ndit 188,30 50 -213,25, >,7L, Laura >'r Auktion «as Geschäft etztcn Tagen fest. Wir Abschlusse i - 1 ^>); Pferdebahn Baubankeni ^a„,p Mai cobi (86 ), Schönherr (- V. >, Hartmann Baihorn °o), ». c°s- che 128,50); mgcn: Weitz Rab- e i.-b n id- inleihe ;87), Landes- schc Konsols : Oesterreich ,c Goldrentc che in echt n Verein m Besten feigen In- en, ergeht Ute, dem- ! Aufträge prditton, r Welt in und daher tt zu Ori- rovisiou, benspesru e Blätter r erteilen, Stellen. Invaliden, -Bureau, ^aaf für d da» Re- ' ILsI. m veruxsprel«, kür Oreeclsa riertslgülirlick 1 Uarlc LO kt, Kai den Laieorl. Neuteaken ?o»t»o«t»tt«a riertat- gLtr^ick 3 hlarlr; »uxerkalk Ne» deuticken Itsicba« tritt l'vet- und Stenapelruicklux Kiuru, liiurolno b-'ou-wero: 10 kk. 4ukNoäixunx>»!kvdUkr<>nt kür den ltaum einer »-oapLltenen 2eilo k'-iner kcdrikt 20 ps. kuter l!inxe<undt" die Zeile 50 ki. Lei Hl-ellen- und /.itiernrutr entapr. Xutiieklug. kr«ekeluen: TLglick mit Xuanakwo -ler bloun- u kajfrtLtke »Kona«, tsrnipreek-^naekluar: dir. 120.». DresdnerÄMmal. Für die GefamtlciNing verantwortlich: Hofrat Gtto Vcmck, Professor der titteratur- und Kunstgeschichte. üuuakms von Xnkiindirmn^en ansreiirtor I.«iprig: ». /<r-r»>a»trttrr, klommi»8iouür de» Oreaduer ckournnl»; L»a>dnrx LerUn V>,n I-eiprig L»,«l Sr«»I»u krLNktarl »- N.: //a««e»>->trin «t l ocker,' Lorkn-Vi»a-ll»i»dnrg kr»g l.«ip»>n-kr«nkturt «. Hl.Hüncdsn! ^/o-uie,- k»ri» l-onäan L«rlm rraukkurt «. H8tuttg«rt: /Oaud» «e e,'o. / NarUn: /niakidendanl, Lr«,I»u: ^adat^, ««noovec: t7. Lc-uireler, Nrll« ». 8.: Larct F t,'«. lloraunxekorr lrüoigl. kLpeditioo d>» Dreadoer dourual». Dresden, Zvinxorstr. 20. keruopreck-^usekluss: dir. 1205. Ämttichcr Teil. Dresden, l. Mai Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Maria Josepha von Oesterreich ist mit Sr. Kaiser!, und König!. Hoheit dem Erzherzog Karl von Oesterreich gestern Nach- mutag ii Uhr 55 Min. von Prag hier angckommen nud im Prinzlichen Palais Zinzendorfstraße abgetreten. Le Majestät der König haben dem Polizeipräsi denten Earl August Schwantz allhier die nachgejuchte Ei.tlajsung, unter Anerkennung der geleisteten vorzüg lichen Tienste und Aussetzung der gesetzlichen Pension, Allcrgnädigst zu bewilligen geruht. Se. Majestät der König haben die erledigte Stelle der Vorstandes der Polizeidircktivn zu Dresden dem zeiihmgen AmtShauptmann Geheimen Regieruugsrath Älbin Hugo Le Maistre in Pirna, unter Ernennung zum Polizeipräsidenlku, Allergnädigst zu übertragen geruht. Le. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruh:, den bisherigen 2. Rath bei der Kreis haupt- maunschast zu Zwickau LberregierringSrath Johannes Bernhard Ficker, zum !. Rathe bei dieser Behörde mit dem Titel und Range als Geheimer Regierungs- ralh za befördern. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den juristischen Hilfsarbeiter bei der Kreishaupt- Mannschaft zu Zwickau vr zur. Heinrich Otto Ayrer zum AmtShauptmann und Borstand der AmtShaupt- mannschast OelSnitz zu ernennen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruh:, dem als juristischen Hilfsarbeiter zur Kreis- bauptmannschast zu Zwickau versetzten bisherigen Polizrirath bei der Polizeidirection zu Dresden Kurt Richard Beeger den Titel und Rang als Regierungs rath zu verleihen. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs sind der AmtShauptmann vr. gar. Wilhelm Otto Kunze in Annaberg zur Amtshauplmannschaft Pirna und der AmtShauptmann Ernt Ludwig Franz von Burgs dorfs in OelSnitz zur Amiehauptmannschaft Annaberg versetzt worden. Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist Lei der Polizeidirection zu Dresden dem Polizeirathe Pau! Richard Friedrich Köttig die dritte RathSstelle, dem Polizeirathe Aroo Manitz die vierte RathSstelle uud dcm Polizeiassessor l)r. gar. Georg Anton Altiauder Böhme die etatmäßige Polizei-Assessorstelle übertragen woiden. Le. Majestät der König haben den zum Konsul der Republik Columbia in Leipzig ernannten Kauf mann Edmund Bictor Sperling daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge recht, dem vormaligen Schirrmeister Roßberg in Riederstaucha das allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Dachrichten. Reichenberg i. Bchmrn, 1. Mai. (Tel. d. Trcsdn. Jvurn.) Nach der Industriestadt Grottau an der sächsischen Grenze wurde eine halbe Gom- vagnik Jager entsendet, weil man Ruhestörungen anläßlich der Maifeier befürchtet. Die Hälfte der Aib iter arbeitet rudig. Das Militär zer streute dir Arbeitrrtrupps, welche sich in drohender Haltung vor den Fabriken angesammelt hatten. London, 1. Mai. (Tel. d. DrcSdn. Ionins Die Hafenarbeiter Londons beschlossen in der gestrigen Versammlung, heute in den Ausstand Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 29. April: .Die Opernprobe". Komiichr Oper in einem Akt von Lortzing. — „HochzeitSmorgen". Oper in einem Aufzuge. Text von Franz Koppel-Ellfeld. Musik von Karl v KaSkel. (Zum ersten Male.) — „Der betrogene Kadi." Komische Oper in einem Auszug von Gluck. Die reue Oper hat bei ihrer vorgestrigen Erstaufführung einen schönen Erfolg gehabt. Das Publikum zeigte während des ganzen Verlaufs der selben eine angeregte Teilnahme, bekundete nach ver schiedenen Musikstücken lebhaften Beifall und ehrte den Verfasser am Schluß der Vorstellung durch mehrfache Hervorrufe. Tie Oper stellt sich als der erste von deutscher Leite mit wirklichem Talent auSgesührte Versuch dar, die jüngste italienische Richtung in der dramatischen Komposition mit sebständigen Mitteln aufzunehmen und deutsche Musikelcmente für einen zeitgemäß realistischen ikrtstoff wirksam zu machen. Allerdings wird hierin die dramatische Ausdruckskraft, die immer bühnen- sitcre und des plastischen Eindrucks mächtige GcstaltnngSweise, die schlagfertige Deklamation der begabtesten Italiener nicht erreicht, aber es drängen sich andere wertvolle Eigenschaften hervor, die das Erstlingswerk deS jungen Tonsetzers als eine sehr gewin nende Erscheinung in derMiitelgut-Periode unserer gegen wärtigen musikalischen Bnhnenproduktion kennzeichnen. So vor allem die gesunde Haltung der Musik im einzutrrten, wenn niebt die nicht nnionistischcn Ar beiter verabschiedet würden. Dresden, ! Mai. Zur Eröffnung der kolumbischen Ausstellung: Am Donnerstag haben die Festlichkeiten zur Er öffnung der Weltausstellung in Chicago mit einer Flottenrevue auf der Reede von New-Jork ihren Anfang genommen. Zahlreich waren die seefahrenden Nationen Europa« der Einladung der Vereinigten Staaten gefolgt und die spanischen Caravellen, den Schiffen gleich, auf welchen Columbus seine Ent deckungsfahrten gewagt und durchgeführt hat, be haupteten in dieser stolzen Veranstaltung nach Gebühr den Ehrenplatz. Wohl hatten, sagt die alte „Presse' in einem das historisch und kulturell engste Verwandt- schaftSverhältnis zwischen Europa und Amerika lebendig schildernden Aussatz, wohl hatten die Nationen Europas ein Anrecht darauf, als Paten sich einzu- finden zur vierhundertjährigen Geburtstagsfeier des Weltteils, der noch bis in die Mitte dieses Jahr hunderts der „neue Weltteil" genannt wurde. Europa ist die Mutter alles dessen, was heute an Kultur, herrschender Rasse, Einrichtungen der Civilisation, sitt licher und wirtschaftlicher Kraft in Amerika lebt und besteht. Es ist ein ungeheuerlicher Sieg der indo germanischen Nasse, ihrer Naturkraft, ihres Intellekts, der in dieser Feier zum Ausdruck kommt. Was ist der militärische Erfolg, aus dem das römische Welt reich entstand, gegen diese dauernde unabänderliche Eioberung! Das mächtige Nom besiegte die Völker im Umkreis des MittelmeereS nordwärts bis zur britischen Insel, im Süden bis zum persischen Golf und dem Unterlande des N>l«, es zwang ihnen sein Recht auf und hat vielfach Kulturspuren zurückgelassen, die noch in unseren Tagen die Größe Roms ver künden. Der nationalen Eigenart vermochte Rom die von ihm unterwoi ferwn Völker nicht zu entfremden, eS zwang ihnen vielfach seine Spracheauf, dieRassen blieben, underst mit der Zertrümmerung des Weltreiches begann in der Völkerwanderung die große Vermengung der Rassen, der das heutige Europa seinen nationalen Charakter verdankt. Wie anders geschah die Eroberung Amerikas! Sie erfolgte nicht durch die großen Feld herren, durch die Elitetruppen, wie cS die waren, welche die Adler RomS bis an die Grenzen der kultur- bekannten Welt trugen. Nur die überschüssige Kraft, die innerhalb der Heimatsländer keine Verwendung mehr fand, die zwischen Verbrechen und Abenteuer zn wählen hatte oder gar schon das Verbrechen begangen hatte, nur die Verzweifelnden und Verzweifelten waren es, welche den weilen Weg über das große Wasser wagten, nachdem sie auf Nimmerwiedersehen den alten Freunden, den Stätten ihrer Geburt, den Schauplätzen ihrer gescheiterten Hoffnungen Lebewohl gesagt hatten. In kleinen Scharen, ans kleinen Schiffen segelten dies: Abenteurer hinüber; sie hatten nur ihr Leben zu verlieren, und dieses möglichst teuer zu verkaufen, war jeder entschlossen. Tie Schrecken des Urwaldes, die Gefahren einer fremden wilden Landschaft, die Todfeindschaft einer unkultivierbaren, wilden und kühnen Rasse von Eingeborenen standen ihnen entgegen. Jeder Morgen Landes mußte mit der Art urbar gemacht, mit TodeSmut verteidigt, mit Strömen von Me, schenblut gedüngt werden, ehe sein Besitz gesichert war. Und das geschah zu Zeiten, während welcher die furchtbarsten Kriege den alten Weltteil schier entvölkerien, die Glanbeurkämpfr, der Streit der Nationen und Dynastien alle politischen Kräfte Europas in Anspruch nahmen, die größten Bewegungen der Geister alle Aufmerksamkeit ablenkten von den Flüch tigen, die vom Elend in der Heimat den ungekonnten Gefahren des fremden Landes zustrebten. Die Ab- Harmonischen und Rythmischen, die weder Extra vaganzen noch Flachheiten anhcimfällt, dem Geklügel ten wie dem Alltäglichen aurzuweichen sucht, gleich mäßig ein vornehmes Niveau behauptet und damit die tüchtige musikalische Bildung, den künstlerischen Geschmack des Autors ins Licht rückt. So weiterhin die frische und fließende Melodik, die sich nicht zu unmittelbar Hinreißendenden Weisen erhebt, aber in vielen lieblichen, munteren und warmen Ausdrucks stellen und Tonreihen überaus gefällig und reizend anspricht; so auch die Manigfaltigkeit, Kraft und freie Behandlung der Rythmcn, die geschickte, nicht selten in geistreichen und charakteristischen Effekten aufblitzende Instrumentierung . . . Eine stattliche Gruppe von Vorzügen und sehr bemerkenswert in ihrem Über gewicht über die natürlichen Mängel einer ersten dra matischen Arbeit, wie sie hier in einer noch nicht auS- gereiften Kenntnis der Bühnenwirkung, in übermäßigen Figurationen einzelner Tonwrrkzeuge, welche die Durchsichtigkeit des OrchestersatzeS beeinträchtigen, in noch ungleichmäßiger Abtönung des instrumentalen Kolorits und in einem mehrfachen Zuviel der orchestralen Untermalung des GejangSausdrucks deutlich werden, v. Kaskels Musik frappiert nicht durch starke Originalität, aber sie nimmt durch Selbständigkeit und noble Fakiur aufs lebhafteste für sich ein Sie schmückt sich an keine Stelle mit fremdem Beytz, und wenn sie auch in der Stimmung einzelner Situationen, in ter Klangfarbe mancher Wendungcn dem herr schenden Einfluß der jungitalienischen Schule unter liegt, so behalt doch bei allen selbstverständlichen Zugeständnissen an das dem lokalen Schauplatz ent sprechende rationale Kolorit das deutsche Tonelement fälle der wirtschaftlichen und nationalen Arbeit waren es, die drüben im Kampfe mit den Elementen und den Indianern das Glück und die Freiheit des Stärkeren suchten. Sie waren die Stärkeren und sie sind eS ge blieben. Von der BasfinSbai bis hinab zu den Grenzen deS unwirtlichen Patagonien herrschen nicht nur die Abkömmlinge jener mutigen Abenteurer, sie haben die einzelnen Nassen zum großen Teile ver nichtet, verdrängt sie haben den ungeheueren Weltteil sich zu eigen gemacht und ihn so in Besitz genommen, daß keine eingeborenen Nationen mehr da sind, welche mit einer Völkerwanderung diese Eroberung vernichten könnten. Nicht die Staaten Europas, nur die Rasse der Europäer, die überlegene Kraft ihrer Leiber, ihres Intellekts, ihres Glaubens haben dieses Wunderwerk vollbracht, das zu seiner Vollendung nicht mehr Zeit brauchte, als das römische Weltreich, dar aber in ver Festsetzung der Rassen, in dem nationalen Charakter, in der Knlturart der Entwickelung uurbänderlich ge festigt erscheint. Patagonier, Grönländer und die Reste der Eingeboren'n im Innern werden den festgesetzten europäischen Abstämmlingen, den Amerikanern nicht mehr gefährlich werden, sie schmiegen sich an oder sie gehen unter und verschwinden. Auch in ihrer sozialen uud staatlichen Entwickel ung laben die Einwanderer und ihre Nachkommen alle Stadien von den Urzuständen der ersten Ansied lung bis zur Gleichstellung mit europäischen Kultur- zustäoden durchgemacht. Tie Axt, der Pflug, das Gewehr, die Bibel waren das Inventar, das sie mit brachten, und in der Gefolgschaft dieser siegreichen Helflr kam der Sklavenhandel. Da die Indianer nicht als Feldarbeiter zu brauchen waren, kauften die reich gewordenen Europäer die Menschenware in Afrika, und das Land der Freiheit für die Weißen, das Land der Verfolgung für die Rothäute wurde das Land der Sklaverei süc die Schwarzen. Noch sind nicht dreißig Jahre um, seitdem der furchtbarste Bürgerkrieg die Schmach der Sklaverei von den Ver einigten Staaten Nordamerikas genommen hat. Mächtig und in rasender Schnelligkeit ist seither die Kultur- entwickelung im ganzen Weltteil fortgeschritten. Tie Hauptstädte New-Jork, Chicago, San Francisco wett eifern in ihrer Pracht, in der Intensität und Aus stattung ihres Gemeinwesens mit den stolzesten Metro polen Europas, ein ungeheuerer Reichtum ist angesammelt in dcm gesegneten Lande und die industrielle Er- fi--du aSkraft überflügelt mit ihren kühnen Plänen unD Thaien das Muner-and. Politische Dankbarkeit war von den Weißen Amerikas für die Heimat ihrer Väter nicht zu erwarten und ist auch nicht geübt worden. Wenn wir von Canada absehen, wo schon seit län gerer Zeit eine bedrohlich starke Bewegung die Los lösung von England vorbereitet, sind es nur mehr kleine Kolonien, welche noch unter der politischen Oberhoheit europäischer Mächte stehen. Ter Wahl- sprnch „Amerika den Amerikanern" ist großenteils zur That geworden, und dieses Amerika ist in seiner Art, den Formen seines Verkehrs ein junges übergroßes Europa geworden, das wie ein großjähriger Sohn sich zeitweilig gern im Eltcrnhansc wohl werden, aber sonst sich durchaus nichts mehr dreinrede» läßt. Freilich haben die Verhältnisse sich vielfach in den Beziehungen Europas zu Amerika geändert. Tas Urland, dem jeder europäische Jndustrieartikel will kommen war, ist ein Industrieland geworden, das sich durch Schutzzölle von der europäischen Konkurrenz abschließt. Das Land der Jäger ist ein Emporium der Landwirtschaft geworden, das seinen Überschuß an Getreide und Fleisch in mächtigen Schiffsladungen nach Europa schickt, den übervölkerten Weltteil ernährt, der europäischen Landwirtschaft gefährlichste Konkur renz macht. Tas Land der Goldsucher ist ein Silber land geworden, das sein Edelmetall dcm europäischen die Oberhand und ein eigcnkrästiges Musikgestalten äußert sich in nicht wenigen Scenen mit sicherer und schöner Wirkung. Der Verfasser des Textbuches hat auf die Er findung neuer theatralischer und dramatischer Effekte vcrzichtet, sich hierfür wie überhaupt schon für die Stoffwahl an die beim großen Publikum beliebten realistischen Darstellungen aus dem italienischen Volks leben angelehnt — als ob einzig noch auf diesem Boden ein Quell dramatischer Wirkungen sprudelte — und seine sonst weit mehr hergebenden Fähigkeiten nur für den Zweck angespannt, dem Komponisten eine gute Folge musikalisch lösbarer Situationen zu schaffen. Das ist ihm auch trefflich gelungen und man muß diesen Vorzug umso mehr betonen, als der Gesamteindruck deS ursprünglich in zwei Aufzüge gegliederten Librettos durch die später notwendige Einschmelzung in einen Akt namentlich in Bezug auf klare Motivierung und Personenzeichnung offenbar Schaden genommen hat. Aber wie es sich darbietet, läßt es seine Figuren nicht mit individuellem Eindruck hervortreten, eine Schwäche, die auch von dem in dieser schwierigsten Kunst noch ungeübten Tonsetzer nicht vermindert worden ist. Tie musikalischen Formen der Oper sind in der Hauptsache denjenigen der „Cavalleria" gleichgcartet; geschlossene Nummern wechseln mit einer zwischen Arww und taltmäßigem Rezitativ schaukelnden Dekla mation und nur große architektonisch geführte En- semblesätze, in denen die älteren Italiener den jüngeren so herrliche Vorbilder hinterlassen haben, fehlen hier wie dort . . . v. KaSkelS Oper setzt mit einer Introduktion ein, die zwei schön erfundene Motive in vornehmem Geldwesen und denMärktenEuropas aufdrängen will und seine ungeheure wirtschaftliche Macht recht derb sür seine Interessen einsetzt. DaS Land der Freiheit hat sein Patriziat, seine Bürgerschaft, seinen Mittelstand, sein Proletariat, also seine gesellschaftliche Rangglieder ung bekommen und krankt schon an ernsthaften Vor sichten gegen eine Einwanderung hungriger Leute, die mitspeiscn wollen an der ausgerichteten Tafel. Die europäischen Qualitä'en Amerikas werden mit jedem Jahrzehnt immer deutlicher und fühlbarer. Der Janlee macht immer mehr dem Gmtleman Platz, und so mag es sich erklären, daß wir bei dm Festen der kolumbischen Ausstellung die Amerikaner nicht mehr so sehr als seltsame interessante Vettern, sondern in jedem Belang als unsere Brüder cecht herzhaft be grüßen. Lagesgelchichk. Dresden, l. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern vormittag dem Gottesdienste in dcr katholischen Hofkirche bei. Vou HI2 Uhr ab erteilten Se Majestät der König im Residcnzschlvsse Audienz an eine große Anzahl Herren, welche für die ans Anlaß des Aller höchsten GeburtsfestrS empfangenen Gnadenbeweise, als Ordensverleihungen, Beförderungen rc. dem Landesherrn ihren Tank abstatteten. An der um 5> Uhr nachmittags in dcr Villa Strehlen stattgehabten König! Familientafel nahmen Ihre Hoheit die Frau Herzogin zu Schleswig-Holstein mit Prinzessin Tochter Feodoce teil Ihre König!. Majestäten wohnten abends von HX Uhr ab im Altstädier Hoftheater der Aufführung der Oper „Hochzeitsmorgen" bei. Se. Majestät der König kamen heute vormittag HI! Uhr ins Residenzschloß, nahmen die Vorträge dcr Herren StaatLminister und Dcpartementschefs der Königl. Hofstaaten, sowie militärische Meldungen ent gegen, empfingen nm Hl Uhr den Polizeipräsident Le Maistre in Audienz und begaben AUerhöchstsich mit Ihrer Majestät der Königin, Allerhöchstwelche vorher von Strehlen eingetroffen war, zur Eröffnung der Ausstellung sür Wohnungseinrichtungen nach dem Gewerbehause. Beide Majestäten kehrtcn darauf nach Strehlen zurück. In der Begleitung Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Erzherzogin Maria Josepha ist gestern nachmittag die Hofdame Maikgrafin Pallaviciui hier mit eingetroffen. — Se. Majestät der König haben den Polizei präsident Schwauß bei Gelegenheit scircs AusscbeidcnS aus kein Amte mit einem, feine vorzüglichen Dienst leistungen huldvollst anerkennenden Allerhöchsten Hand schreiben ausgezeichnet Dresden, l. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Irre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August beziehen morgen — Dienstag — die Weinbcrgsvilla in Wachwitz. * Berlin, -'-0. April. Über den Aufenthalt der Kaiserl. Majestäten in Neapel liegen folgende Nachrichten vor: Tie Kasteit, urd Lörial Imlienifcheu Mafesiälen weilten am Sonnabend von 10 bi« 3 Uhr in Pompeji. Tie Eifcnbahnfahit cvilavg der üppig angebamcn Golfküsie fowic der Aufenthalt iu der Ruimnstadt halte alle Anwohn-r des Vesuv« an die. bald nialerifchen Oiifchaslen, bald Gürten, bald Lavaströme tnrehfchnrtdende »der am Us rfaume sich hinziehende Bahnlinie gelockt. Die A'beiter des Arsenals, aus welchem der Hosjonder- zug absuhr, und diejenigen der Vorstadtsabrilen und der Lava- brüche brachten leb:aste Uandgebuncen, noch lebhaftere die Be völkerungen von Pouic-, Nesina, Torre greco und Torre an nunziata dar, wo w.it und breit die Aibeit in den Feldern, an den Schöpsrädern, auf den Vootswersten, beim Fischs«ng, in den Mak aronisabrileii und an den Korallenschleifstemen ver lassen wurde, um dem vorbeisausenden Zuge Hochruse, Kutz- Hände, Grütze mit Tüchern :c nachrusenden Von dcm kleinen orchestralen Vortrag verbindet. Em melodiöses Jnslru- mentalstück im Marschtempo bereitet den frischen Chor der Bersaglieri vor, an den sich zwei deklamatorisch g wandt behandelte kurze Scenen anschließen. Giovannas Romanze (b'-äur) beginnt reizend einfach mit einer zweimal viertakiigeu Periode, wird aber gleich darauf unruhig im Ausdruck, zersplittert sich in einzelne an sich beredte Phrasen und gewinnt erst gegen den Schluß wieder m hr Konsistenz. Pietro s Arie „Für einen Mann von Ehr" ist ansprechend in leicht beschwingtem Ausdruck gehalten, aber musikalisch nicht so wertvoll wie seine spätere Romanze in l). Ein kurzer Aus tritt, der Paolo auf die Scene führt, enthält eine harmonisch wunderschöne Stelle i» ä-moU „GehHolde". Paolos Arioso in O-moII zeigt kraftvolle Rythmlk und wirksame Steigerung des dramatischen Ausdrucks; seine Canzom ist in der Stimmung wohlgetroffen, machte aber, hinter der Scene gesungen, keinen Eindruck. Dicht an sie reiht sich ein Liebesduett, so warm in der melodischen Sprache deS Gesanges wie in dem reichen Kolorit des Orchesters, das der leidenschaft lichen Situation mit einem selbständigen kleinen Satz vollen AuSklang giebt. Die Balletmusik, in der sich eine durch die Baßguinten glücklich charak- terisierte Dorfmusik abhebt, ist sehr anmutig in ihrer melodischen Frische und rythmischen Bewegung. DeS befreiten redseligen Paolo kurzes Arioso wird interessant durch die Orchesterbegleitung und auch in seinem Duett mit Giovanna finden sich kräftige Wen dungen, während seine Arie die Accente höchsten leidenschaftlichen Affekts zu dicht nebeneinander legt und damit die Totalwukung schädigt. Giovannas Z brlsitz, dcS Ziegenhirten Gesang, rin wenig exklusiv»
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