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Dresdner Journal : 28.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930428
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930428
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-28
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 28.04.1893
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WS7. »rruxaprei,: »r 0r«»ä«v visrtelMürlick 2 Hari: 50 lCs, d«i 4«u Knüerl. äsutsokov pa,t»n»ti»ltt!u vlvrtot- zadiKeb z Sl»r^; »u»»srbulb <te» üt-uUicüev K»i«da» tritt ?o»t- unä 8tempt!lru»ct»I<»8 biu»«. Lü»r«los Xuwuierw: 10 ks. ztLdiluälxuuiesifvüiidreur kür 6«v k»um einer ^sopnltsoen Loilo Irieiner Sedrikt ro kk. voter ,,Lin^eü»n(It" äie Leit« SV ?k. 8« ^»dollen- unä LitkerniLtr enttpr. ^usucütaz L raekelneu r ^A^tiotl mit Xn,n«dms 6er Sonn- u ksiertaz« «Ken6». ksruapreck-^uaoblu»»: dir. 1295. Freitag, 'April, abends. DreMerImmal. Für die Ge,amlteitung verantwortlich: L)ofrat Gtto Banck, ssrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. 1893. ^uuak»« reu Luküaälxuuxeo »«»«Lrtir H Kraneirtrtter, N»mmi«,ionLr 6e» Ureräner Journals; Smodnrr S«rlio Vi«n I-«ip»,x >»,«! Nr»»I»u k°r»»>ikilrt »- >1.! //aarr«.^^!» 6' Lvrlm-Visa-N»wbur^ kr», l.«lp»t,-rr»n>tkurt ». »lHüncimn: 7<I«6. k»ri» Lonäon »orUn - rrnnlrlurt ». H Slatt^srl: -t L'o., LorU»: /nraliclenäanl, »r««Inn: Lm»t XaLatk,- llnnnovor: L?. Lc5ü«ier, S»N« n. » Larrt <- O'o. llerauaxederr LSaiet. Lrpeäition 6e» vreiäner louruali. Oroiäen, Lvin^sritr. SO. Urniprsck-^o»ctüuss: Ur. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 28. April. Se. Königl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiserl. und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August sind gestern abend 8 Uhr 4 Min. vom Jagdschlösse Glatzen wieder hier einzetroffen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Kachrichten. Neapel, 27. April. (W. T B.) DieStraßen find glänzend beleuchtet. Zn Lichtfarben sind die Wappen Deutschlands und Italiens angebracht, ein WillkommenSgruß der Stadt Neapel für deren Souveräne erglänzt in bengalischen Flammen. Lon der Turmspitze der Kirche San FranceSco leuchtet der Stern Savoyens, links und rechts davon die mehrfarbigen Monogramme Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin. DaS Gedränge in den Straßen macht tast jeden Ver kehr unmöglich. Der „Pungolo" schätzt die Zahl der herbeigrströmten Fremden auf 50000. Aus den Provinzen haben 97 Arbeitervereine Dele gierte entsaidt. Die Kaiser!, und Königl. Maje- päten sind auf den Balkon hinauSgetreten, um die Illumination in Augenschein zu nehmen und der Serenade beizuwohnen. — Den prachtvollsten Anblick gewährt die Strada di Toledo und der Platz vor dem Königl. Schloß. Daö Kastel S. Elmo erglänzt in elektrischem Lichte, welches von dem im Hafen ankernden Geschwader auf dasselbe geworfen wird. Gegen 10 Uhr erschienen die Deutschen und Italienischen Majestäten, von einem unbeschreiblichen Jubel der Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge begrüßt, auf dem Balkon deS Schlosses. Lie Musik intonierte die Italienische und darauf die Preußische National hymne. Während die Serenade, von 160 Sängern dargebracht, ihren Anfang nahm, wurde auf dem Kastel S. Elmo ein glänzendes Feuerwerk ab- gebrannt. Die Kaiserl. und Königl. Majestäten verweilten dis gegen 11 Uhr auf dem Balkon und zogen sich sodann in daS Schloß »urück. London, 27. April. ^W. T. B) Die Frau deS verhafteten Arbeiters Towsend hat auSgesagt, daß ihr Mann seit mehreren Jahren an periodi scher Schlaflosigkeit leide, welmem Zustande häufig Anfälle von geistiger Störung folgten. London, 27. April. (W. T. B.) Im weiteren Lerlaufe der Budgetdebatte beantragte im Unterhaus Lorington ein Amendement, wonach die Steuer vom Einkommen aus Bodenbesitz nach dem Nettowert erhoben werden solle. Gladstone glaubte, es sei die allseitig gehegte Ansicht, daß die Negierung die nächste Gelegenheit ergreifen sollte, um rhr Möglichstes für dre Erleichterung der Lage der Landwirtschaft zu thun. Er bedaure daher, daß dir Opposition die von der Regierung beabsichtigte Untersuchung der landwirtschaft lichen Verhältnisse behinbeit. Die Haltung ! ChaplainS sei nicht geeignet, eine Aktion der- jenigcn, welche der Landwirtschaft aufhelfen wollten, zu erleichtern Ler Vorschlag zur Her- j -ellung deS SchutzzolliS lasse sich nickt in wenigen I Ltunden durchlühren. Lie Ungleichmäßigkeiten I in ter Besteuerung deS BodenwerteS l rßeu sich l nur beseitigen, wenn man die gesamte Krage der Besteuerung, und zwar besonders mit Rücksicht auf die Erbschaftssteuer, in Erwägung zöge. Dorington zog darauf sein Amendement zurück. Die Vorschläge der Regierung wurden sodann an genommen. Kunst und Wissenschaft. ! Spezialberichte über die Verwaltung der Königl. Sammlungen im Jahre 1892. (Fortsetzung? Das vom Museum Walraff - Richartz in Köln mit Ge nehmigung der Generaldirektivn gegen 4 Doubletten unserer Sammlung eingetauschte Blatt war zwar nur eine alte Kopie nach Schongauers „Geburt Christi" B. 5, trotzdem aber ein sehr wertvoller Such von Urs Graf, zu dessen bisher unbeschriebenen Jugendarbeiten es gehört. Unter den Ankäufen dieser Gattung seien zunächst die Werke der alten Stecher und Holzschneider des 15 und 16. Jahrhunderts heroorgehoben. Teils wurden diese unter der Hand im Kunsthandel, teils auf den Ver steigerungen von Boerner in Leipzig und von Gutekunst in Stuttgart erworben Genannt seien: Zwei unbeschrie bene Stiche des Meisters L 8., von denen der eine ein Brautpaar, der anvere eme stehende Dame darstellt; vier Stiche von Marlin Schongauer, nämlich die dritte seiner „thörichten Jungfrauen" (Bartsch 44), der „Christus am Kreuze" (B 24), die „zwei Kriegsleute" (B. SO) und die „sitzende Frau mit dem Wappenschild" (B 98), dazu außer der schon genannten Kopie nach diesem Meister noch eine alte Kopie rach seinem „heil. Christophorus' (B. 48); drei Stiche von Albr Dürer, nämlich das „Pferd" (v 96), „Die Gerechtigkeit" (B. 79), die „Eifer sucht" (B. 73) und zwei Holzschnitte diese» Künstler«: „Der heil. Georg" (B. 111) und ,Fteiter und Helle- bardier" (B 131); zwei Stiche von Luka« van Leyden, „Avam und Eva" (B 7) und „Tanzende« Kmkerpaar" (B 125); zwei Holzschnitte von Lula» Cranach d. ä., ,Shristu« dem Volk« vorgesteüt' (Schuchardt 23) und London, 28. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Times" melden ans Philadelphia: Cleveland kündigte an, er werde im September dS. I. den Kongreß ru einer außerordentlichen Session ein berufen. Einer Nachricht der „Times" auS Kairo zu folge richtete der ägyptische Minister deS Aus wärtigen ein Rundschreiben an die Mächte, in welchem er auffordert, Abänderungen in der Or ganisation der gemischten Tribunale zu veranlassen, welche, wie er behauptet, durchaus nicht in der Lage seien, in Streitigkeiten zwischen den Ein geborenen w^gen des Grundbesitzes die JuriS- diktion auSzuüben. Die „Daily News" melden aus Konstantinopel, daß der Besuch des Prinzen Ferdinand und dessen Gemahlin beim Sultan aufgrgrben sei infolge deS Widerspruchs v. NelidowS. Stockholm, 27. April. (D. B. Hd.) Die Bervollständigungsarbeiten an der Eisenbahn von Luleä nach Gellivara werden mit großer Kraft betrieben, sodaß bei Eröffnung der Schiffahrt die Eisenerzausfuhr in größtem Umfange stattfinden kann. Christiania, 27. April. (D. B. Hd.) „Dag bladet" behauptet, daß StorthingSpräsident Nielsen die Bildung eines Ministeriums ohne Steen als Ministerpräsident übernommen haben würde. An eine Spaltung der Linken sei nicht zu denken. S t. Petersburg. 28. April. (Tei. d Lre-do. Journ.! Ler Kaiserl. Generaladjutank Fürst Don dukow-Korsakow ist hier gestorben. Odessa, 27. April. (D B. Hd) In der Krim herrschten von neuem heftige Lchnrestürme. Der Stand der Wintersaaten in Südrußland ist je nach den Gigenden ein mrschiedlner. Nach den letzten Nackricht, n sind sie stark beschädigt in den Gouvernements Kiew und Podolien, in den Kreisen von Nowo Uschinsk, Balta, Jampol und Mohileff. Man wild dort wahrscheinlich überall Mais einsä'N. Eb.nso ungünstig lauten dir Nach rickten aus den Kreisen Tschigrin, Tscherkask, KarnewSki und Swinigorod, sämtlich im Gouver nemeut Kiew. Die frühen Saaten (Roggen) stehen besser als Weizen. Von der Kastower Bahnlinie lauten die Meldungen gl ichfalls nicht gut. Von anderen Gegraben lauten sie wieder günstiger, z. B. aus Krrmentschug, Simferopol, Nowo Tscherkatk u. v. a. Es trafen noch folgende Nachrichten ein: Weizen: auS Krementsckug meisten» günstig, an einigen Stellen ungünstig; Soroki i Bessarabien) ungünstig; JekaterinoSlaw ungünstig; Jeisk (Kau kasus, Wintersaaten zerstört; in der Krim und Resina Wintersaaten schleckt; Kischineff (Bessara bien) noch unbestimmt; RaSdelnaja nicht- aufge- gangen; Roggen steht gut an den meisten Stellen. New Port, 38. April. (Tel. d.Dresdn. Journ.) Die Klottenrevue begann gestern gegen 1 Uyr mit tags. Eine große Menge von Fahrzeugen jeder Art bedeckte daS Wasser, die fremden Kriegsschiffe, in reinstem Klaggensckmucke, stellten zwei Treffen auf den Ehrenplatz und nahmen die spanischen Karavellen ein. In dem Augenblicke, als der Präsi dent Cleveland an Bord des Aviso „Delphin" vom Ufer abstiesi, nahmen sämtliche Mannschaften auf den Schiffen Paradeaufstellung; bei der Lorbeifahrt des „Delphin" salutierten die Offiziere und Mann schaften unter den Klängen der Schiffskapellen. Darauf begaben sich die Geschwaderkommaubanttn zur Begrüßung Clevcla: dS an Bord deS „Del phin". Vls Cleveland sich nach dem Empfange an bas Land begab, salutierten die Kriegsschiffe. Cincinnati, 27. April. (D. B. Hd.) In einer im Bau befindlichen elektrischen Fabrik stürzte „Pilatus, sich die Hände waschend" (Sch. 24), zwei Ornamentstiche des Monogrammisten V. 6. (Passavant 4 und 5), sowie einzelne Blätter Urs Grass (B. 10), Balthasar Jenichens (Passavant 62), des „Meisters der Berliner Passion" (u> besä rieben) und des Monogrammisten A 0. L (Kopie nach Dürers „Drei Bauern"). Bei dieser Gelegenheit sei noch hinzugefügt, daß sich m dem Hüdebrandschen Vermächtnis an Blättern des 16 Jahr hunderts besonders drei schöne Frühdrucke nach BelagerungS- scenen aus dem „Theuerdank" befinden. Von den angekauften Blättern res 17. Jahrhunderts seien drei Radierungen Adr v. Ostade«, „der Brillen händler", das „Tischgebet" und „Ma n und Frau im Gespräch" an dieser Stelle hervor, «hoben. Besonderes Gewicht wurde auf die Vervollständigung der modernen Stecher und Radierer gelegt Von den deutschen Meistern wurden in dieser Beziehung, außer den bereits unter den Geschenkgebern genannten, vor allen Dingen noch berücksichtigt: Adr. Ludw. Richter, von dem 6 Radierungen und em Holzschnitt erworben wurden, William Unger, dessen Werk um drer Radierungen be reichert wurde, Alb Krüger in Berlin, von dem 21 Blätter angekauft wurden, Mox Klinger, dessen Radierungen um 13 Blätter vermehrt wurden, und Karl Stauffer-Bern, dessen Radierwerk durch den Ankauf von 5 Blättern ver vollständigt wurde. Von Konrad Starke in Dresden wurden zwei radier:« Studienköpse, von Peter Halm in München wurde die Radierung nach F v Uhdc» „Heiliger Nackt", jetzt in der Dresdner Galerie, gekauft. In manchen Beziehungen noch wichtiger aber schien e», den bahnbrechenden französischen und englischen Meiste-n diese« Jahrhunderts, die zum Teil überhaupt noch nickt vertreten waren, eine Heimstätte in unserem Kupferstichkabmett zu schaffen. Allerding« erlaubten die Mittel nur ein sehr vorsichtige« Vorgehen auf diesem Gebiete. Immerhin aber fanden berühmte Stecher und Radierer wie Meissomer, Gaillard, Braquemond, Meryon, Legro«, Jacquemart, eine Seitenwand ein; 14 Arbeiter fielen 40 Fuß tief in den Keller. Ein Arbeiter ist tot, vier find lebensgefährlich und drei schwer verwundet. Dresden, 28. April. Rußland und der serbische Staatsstreich. lü Schon auf Grund der ersten Nachrichten von der Staatsumwälzung in Serbien ließ sich erkennen, daß dieselbe weder auf Eingebungen der russischen Diplomatie noch für Rechnung der „russischen Sache auf der Balkanhalbinsel" erfolgt war. Rian durfte sich hierin nur nicht von dem ersten Eindrücke beirren lassen, den dieses Ereignis in Rußland hervor- gerufen zu haben schien, und nicht übersehen, daß der warm empfundene Begrüßungsartikel des amtlichen „Journal de St. Petersbourg" zunächst nur als das Werk der politischen Klugheit und der diplomatischen Höflichkeit in Betracht zu ziehen war. Tie Dinge in Serbien lagen ja zu jener Zeit so, daß es für Ruß land höchst unpolitisch gewesen wäre, hätte man nicht dort gute Miene zu diesem vom Patenkind des Zaren glücklich beendigten Spiele zur Schau getragen. Was die große Freude anbetrifft, der man sich nach em pfangener Meldung über den Sturz der serbischen Regentschaft in den nichtamtlichen russischen Kreisen hingeben zu dürfen glaubte, so verhielt es sich damit ähnlich wie mit der voreiligen Beurteilung des vor 8 Jahren vollzogenen Anschlusses Ostrumeliens an das bulgarische Fürstentum Die russische Presse hatte damals unter dem ersten Eindrücke dieses Ereignisses zunächst ihreFreude über dieWiedervereinigungder beiden durch die Berliner Kongreßakte von einander getrennten Teile des bulgerischen Bodens in Hellem Jubel zum Aus druck gebracht, um schon nach wenigen Tagen darüber belehrt zu werden, daß die öffentliche Meinung in Rußland eigentlich nicht die geringste Ursache habe, über diese von den Gegnern des Zarenreiches ersonnene und zur Ausführung gebrachte Berichtigung des Ber liner Vertrags zu jubeln; die Freude an der Ver wirklichung der russisch-bulgarischen Träume von dem großen Bulgaren reiche wurde der russischen Presse als bald gründlich verdorben durch die Wahrnehmung, daß -s Rußlands feindliche Einflüsse gewesen, welche dieses so heiß ersehnte Werk vollbracht hatten, nm das geeinigte Bulgarien nach und nach dem Einflüsse der russischen Diplomatie zu entziehen. Den nämlichen Stimmungswechsel hat die russische Presse auch anläßlich des serbischen Staatsumsturzes durchgemacht. Der erste Freudentaumel hat bald einer nüchternen Auffassung des Geschehenen Platz gemacht, und heute sehen wir die russischen Prcßpolitiker bereit- geplagt von bangen Zweifeln und Befürchtungen hin- sichtlich der künftigen Entwickelung der Dinge in Ser bien. Sie gelangten zu dieser „besseren" Erkenntnis auf Grund eingehenderen Studiums der durch den Staatsstreich geschaffenen Lage in Serbien. Darüber, wer den Gedanken der Staatsumwälzung in Serbien gefaßt und den jungen König Alexander I. dafür ge wonnen habe, konnten sie bis jetzt nichts Verläßliches ergründen, aber einig sind sie darin, daß der Endzweck des Staatsstreiches und des Regierungswechsels für Rußland nur nachteilige Folgen haben dürfte. Sie begründen ihre Befürchtungen vornehmlich durch Hin weise auf die geistige Veranlagung und Gedanken- r chtung der Männer, die der jüngste Umsturz in Serbien an das Staatsruder gebracht hat. Im halbamtlichen „Warschawskij Dnewnik" hat Pro fessor P A Kulakowskij, der frühere Redakteur dieses Blattes, an leitender Stelle eine strenge Prüfung der Gesinnungsrichtung der neuen serbischen Minister vorgenommen. Er gilt in Rußland als ausgezeichneter Kenner der serbischen Verhält Whistler und Seymour Haden, einige von ihnen sogar mit einem halben Dutzend ihrer schönsten und bezeichnendsten Blatter, Aufnahme in unserer Sammlung ö Zeichnungen und Malereien Außer vier Sammelmappen wurden 688 Blätter dieser Art er worben; 564 von ihnen wurden geschenkt oder vermacht, 124 gekauft: von den ersteren gehören allein 505 dem Netzsch'schen Nachlasse an; und gerade auf diesem Gebiete ist das Hildebrandtsche Vermächtnis als besonders wertvoll zu bezeichnen, da sich unter diesen 505 Blättern die Originalentwürse und ausgesührten Zeichnungen zu sämt lichen Umrißstich-Folgen Moritz Retzsch' und zahlreiche, zum Teil außerordentlich durchgesührte Einzelzeichnungen de« Pleisters neben noch zahlreicheren Studienblättern befinden Von den übrigen Geschenken seien hervorgehoben: 33 Zeichnungen und Aquarelle von der Hand Eduard Meyerhelm«, geschenkt von dessen Sohn, Professor Paul Meyerheim in Berlin, 10 Zeichnungen von der Hand Wilhelm Gentz', geschenkt von dessen Witwe und rhrem Sohne Ismael Gentz in Berlin, eine Aktstudie in Kreide von der Hand Moritz Steinlas, geschenkt vom Kupferstecher Ed. Büchel, die Kreidezeichnung zu einem der Hirten des VerkündigungsbüdeS von F. v. Uhde, geschenlt von Hrn H. L. Neumann in München, und 9 Zeichnungen von Rud Schuster in Dresden, geschenkt durch Hrn. Ober regierungsrat Vr. W v Seidlitz. Den wichtigsten Ankauf älterer Zeichnungen und Malereien bildete die Erwerbung von 78 fast aus nahmslos aquarellierten oder in anderer Weise farbig behandelten Zeichnungen niederländischer, vornehmlich holländischer Meister de« 17. uns 18. Jahrhunderts aus der vormaligen Hohenzollern - Hechinginschen Sammlung. Zu den wertvollsten Blättern dieser im Dresdner Privat- desitze erhalten gewesenen Folge, aus der vor Jahren schon eine Reihe von Aquarellen in unsere Dresdner Sammlung und in andere Sammlungen übergegangen waren, gehören zwei Blätter von Jan Breughel d. ä., zwer Aquarelle von nisse und der im Vordergründe stehenden serbischen Politiker. Auf Grund seiner in Serbien selbst ge machten Erfahrungen gliedert er die Serben in zwei große Parteilager, und zwar in die Anhänger der morgenländischen Oostotsolmilc;') und in die der abendländischen Kultur (rapuiluili^). Die ersteren lehnen sich in Kultur und Politik au das glaubens- und stammverwandte russische Volk, während die letz teren in dem vollständigen Anschluß an die Rußland feindlichen abendländischen Kulturmächte das Heil Serbiens anstreben Alle anderen Parteigliederungen des serbischen Volkes hätten nach Ansicht dieses Kenners der serbischen Verhältnisse für Rußland keine Bedeutung, keinen Wert. Nach gewissenhafter Prüfung und Würdigung der bisherigen Wirksamkeit der neuen serbischen Minister kommt Prof. Kulakowskij zu dem überraschenden Schlüsse, daß von allen diesen Männern kein einziger den vostotschuilc^ beigezählt werden kann, also nicht einmal der Handelsminister Rasa Milosevic, der in Rußland erzogen worden ist und nach seiner Rückkehr in Serbien die erste russische Bibliothek und den „russischen Klub" gegründet hat! Gemäß dieser Wahrnehmung ist sich Prof K. darüber klar, daß weder Serbien noch Rußland, am aller wenigsten aber die slawische Sache bei dem Staats streiche in Serbien irgend einen Gewinn davon getragen habe. Im Gegenteil — er bezeichnet die neue Lage in Serbien als höchst bedenklich und unheilverkündend. Zu einem ähnlichen Schlüsse gelangte auch „Swjet", das bekannte Panslawistenblatt des „weiland serbischen Generals", Komarow. „Swjet" dient bekanntlich den in der St. Petersburger slawischen Wohlthäligkeits- gesellschast vereinigten russischen Panslawistenpolitikern als Sprachorgan und seine Stimme ist deshalb wohl zu beachten. Auf der Balkanhalbinsel — so spricht sich hier Hr. Komarow aus — ruht der Schwerpunkt der Frage der Verteidigung unserer Reichsgrenzen. Wenn dort sich starke orthodoxe Staaten bilden und entwickeln, die mit Rußland überdies noch durch Bande der Stammesverwandtschaft verknüpft sind, so dürste der Ausbreitung der Volkselemente aus Deutschland und Österreich unschwer eine Grenze gezogen werden. Wenn die Völker der Balkanhalbinsel jedoch vom orthodoxen Glauben absallen sollten und sich in poli tischen Fragen leichten Herzens über die nationale Ge meinschaft mit dem russischen Volke hinwegsetzen, dann wird Österreich seine Hand auf die Balkanhalbmsel legen und dem deutschen Elemente überall Eingang vel schaffen. Es wird dann nicht lange währen, bls der deutsche Volksstamm den ganzen Zwischenraum zwischen der deutschen Ostsee und dem ägeischen Meere ausfüllen wird, um von den Meerengen angefangen längs unserer Westgrenzen bis hinaus zu den östlichen Ausläufern des preußischen Länderbcsitzes Rußland zu be drohen. Starke orthodoxe Balkanstaaten sind natürliche Bollwerke des russisch n Staates, die Vorbedingung der Machtstellung Rußlands in Europa. Bei jeder Umwälzung und bei allen Regierungswechseln in Serbien und Bulgarien müssen wir uns zunächst die Frage stellen, ob dabei das Orthodoxentum einen Gewinn erzielt hat und ob die Bande der nationalen Zugehörigkeit zu Rußland neu gekräftigt worden sind, oder ob daS gerade Gegenteil davon der Fall war. Und wenn wir zur Antwort erhalten, daß bei dem neuesten Scenen- wechsel auf der politischen Bühne in jenen Balkan staaten Leute in den Vordergrund geschoben worben sind, welche als Vertreter und Verfechter der abend ländischen Kultur das Orthodoxentum bedrohen und das eigene Volkstum durch fremdländische, dieser Kultur entlehnte Einrichtungen zu zersetzen sich anjchicken, dann haben wir, so sehr wir auch den einzelnen Poli tikern, die an dem eben vollzogenen Regierungswechsel teilgenommen haben, unsere Sympathien enigegen- Ant. van Boresum, eines von Karel du Jardin, eines von Thomas Wyck, zwei von H Saftleven, vier von Jan Glauber, vier von A. van Everdingen, drei von Corn. Troost, sowie die in Wasser- und Deckfarben ausgesührten farben reichen Vogelstudien von Aart Schouman, Jakob re Wit, Pieter Holsteyn, P. Withoo> u a Es sind mit zwei oder drei Ausnahmen durchweg unzweifelhafte Blätter anerkannter Meister, die gerade mit Rücksicht auf ihre Farbigkeit gesammelt worden zu sein scheinen Der wichtigste Ankauf moderner Zeichnungen war die vom Künstler selbst erfolgte Erwerbung von 20 hervorragenden Studienblättern des sächsischen Masters Max Klinger. Teils in Blei, teils in Kreide, Pastell, Tusche oder Deckfarben ausgeführt, stellen sie meistens Studien nach der lebenden Natur dar. Ihnen schloffen sich 5 Blätter unseres Adrian Ludwig Richter, 6 Bleiskizzrn des in München verstoibenen Tier malers Heinrich Lang, 5 energisch in Kohle oder Kreide ausgesührte Kopf- und Aktstudien Karl Stauffers (unter ihnen daS Bildnis Max Klingers und das Selbstbildnis des Meisters) und 6 tüchtige Blätter aus dem Nachlasse des verewigten Professors vr. Theod. Große an Auf einer Boernerschen Versteigerung in Leipzig wurde ferner ein chönes Blatt von Joseph v. Führich, auf der Dresdner Aquarellausstellung aber wurden drei wert'wlle Bilder erworben: eine in Wasserfarben ausgeführte große Land schaft de» schottischen Meister» R. B. NiSbet, da« in Pastell gemalte Hamburger Straßenbilv „Judenbörse" de« in Berlin lebenden Künstler» Ludw Dettmann und eine in Deckfarben dargrstellte schleswigsche Wutterlandschast de» in München ansässigen Maler» Erich Kubierschky. 0. Titelwerke mit Kunstblättern Im ganzen ist da» Kabinett um 89 Trtelwerke bereichert worden, von denen 64 dem Kunstdruck auf Metall, Stein oder Holz, 21 einem mechanischen Verfahren auf Grundlage der Photographie oder de» Lichtdruck«, 4 der eigenhändigen zeichnerischen Thätigkett de» Künstler» ihr« Entstehung und
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