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Dresdner Journal : 20.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930420
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930420
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-20
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 20.04.1893
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» ^so. 7 Domerstag, den 2». April, abends 1893 DresdnerAolmml z. S. S,L6. *. s,2sf ,s. s,26. . 21,70. ». e,ö'i. 10,21. >. e,Z4. ). »,IS. . 7/, io. .11,12* ,oa<klftkr- ». 3,-7. ) s,.s. 10,SS*. ». S,L0. 20.3S. i 10,2S. 1». S,2S. . 20,4^. .) 7,SV. SS von !. S,S2. >8*. 5. 6,26. 11,36. . 4,17. 2. S.4. »,18*. 6. 2,L7. t S,S. be^Uhntl «IM «k dtk Lü«- -» «chl,- (11,30 11,43. I«! ot-l.) prl.isq«.) . 70,S0 b,23. 9. nicht allein den Fehler einer mangelhaften und ungleichen AuSbilvung großer Quoten des Heeres, sondern zugleich auch eine arge Ungerechtig keit. Sie lag darin, daß bisher von drei Gemusterten der eine für drei Jahre, e.n Zweiter nur für einige Wochen im Jahre eingezogen ward, der Dritte aber sich ganz freiloste — ein Zerrbild der allgemeinen Wehrpflicht. Auch die Art der Einziehung und Aus bildung unserer Reserven und Landwehren kann nicht so, wie sie bis jetzt sich gestaltet, bestehen bleiben. Sie reibt, und damit berührt der Verfasser die dritte Hauptbedingung für cine erfolgreiche Kriegführung, unser Offizier- und Unterosfizierpersonal im Frieden vorzeitig auf, sie ist auch an sich verbesserungsbedürftig Wie viele Offiziere müssen vor der Zeit verabschiedet werden, einfach weil sie sich im Dienste vor der Zeit abgenutzt haben. „Der Vorschlag der Reichsregierung, besondere Organe zu schaffen, welche den Drill gewisser Kategorien von Mannschaft,n, namentlich den der Ein jährigen und den des Nachersatzes übernehmen sollen und welche außerdem die Ausbildung der Reservisten zu bewirken haben werden, kann daher nur mit Ge- nugthuung begrüßt werden. Ob man diese neuen Organe — zwei Compagnien pro Regiment — vierte Bataillone oder wie sonst nennt, das mag schließlich einerlei sein, immerhin wird durch die gewählte Be zeichnung in praktischer Weise angedeutet, daß sie in enger Anlehnung an das Stammregiment zur Bildung geschlossener Formationen im Mobilmachungsfalle dienen sollen. Auch erscheint es durchaus geboten, ihnen von Anfang an eine hinlängliche Stärke zu geben, damit die Ausbildung nicht gefährdet und damit ein fester Rahmen für den Zufluß der Reservisten ge schaffen wird. Die Regierungsvorlage dürfte mit der Forderung von insgesamt 195 Mann pro viertes Bataillon eher zu niedrig als zu hoch greifen. Selbst von einem „sachverständigen" Mitglied der freisinnigen Partei ist ja die Berechtigung dieser Aufstellung von vierten Bataillonen anerkannt worden." Von hoher, vielfach nicht genug gewürdigter Wich tigkeit ist endlich die Verstärkung der Kavallerie, Feld- und Fußartillerie und der Spezialwaffen, nue solche die Vorlage verlangt. Frankreich hat feine Kavallerie seit 1871 von 03 auf 91 Regimenter gebracht, wäh rend wir mit unseren 93 Regimentern ungefähr bei der alten Zahl stehen geblieben sind. Einerlei nun, ob wir von Anfang an einen Krieg auf zwei Fronten zu führen haben werden oder ob Rußland zunächst passiver Zuschauer bleibt, in jedem Falle müssen wir zum Schutze der Ostgrenze einen gewissen Teil un serer Streitkräfte zurücthalten, und das trifft nament lich unsere Reiterei. Wo bleibt bei derartig starken Abgaben unsere früher mit Recht gerühmte kavalle- rist'sche Überlegenheit über Frankreich? Der sich ergebenden numerischen Jnfe.iorität kann man nun wohl durch beschleunigte Aufstellung von Ncuforma- tionen abzuhelfen suchen, aber auch diese lassen sich nicht aus der Erde stampfen; es ist ein unbestrittenes Bedürfnis, daß sie festen Anhalt und Anlehnung an schon vorhandene Friedenecadres finden. Auch da; Pferde matenal muß durchaus für den Ernstgebrauch vorbereitet werden. Die Bildung der jetzt geforderten neuen Stamm- Eecadrons verdient also schon aus diesem Grunde die allerwärmste Besüiwortung. Ja der Verfasser hält sogar die Forderung der Regierung angesichts der ge waltigen russischen Nettermassen für sehr gering und erachtet cs nicht sür überflüssig, wenn an jedes der im Bereich der fünf östlichen Armeecorps dislocierten 23 Kavallerieregimenter je eine Reserve-Stamm-Erca- dron angeschlosfen würde . . . Daß wir mit den jetzigen -134 Feldbatterien den 460 französischen samt ihrer viel reicheren Bespannung numerisch nicht ge wachsen sind, btweist sich selbst. Die Notwendigkeit, große Lilogerungspcnls zu formieren und zu gleicher Zeit Die canze Stadt prangt im Festschmnck. Von lichen zum Heeresdienst einstellt, leseitizt man WekcrnnLrncrchung, eine authentische Interpretation der 1 und 19 der Toxorduung für Feldmesser vom 1. Oktober 1892 betreffend, vom 9. März 1893. Nackdem bekannt geworden ist, daß die KZ 1 und 19 der Taxordnung für Feldmesser vom 1.Oktober 1892 eine irrige Auslegung erfahren haben, welche eine Benachtheiligung deS betheiligten Publikums zur noth wendigen Folge haben muß, so wird hierdurch bekannt gemocht, daß unter den in den angeführten 88 l und 19 vorgesehenen besonderen Bereu barungen über die den Feldmessern für ihre Arbeiten zu gewährende Vergütung nur solche vertragsmäßige Bestimmungen zu verstehen sind, durch welche ein Pauschalbetrag der sür die Arbeiten zu gewährenden Vergütung festgesetzt wird. Dagegen ist es, wie aus den §8 36, 78 und l48 unter 8 der ReichSgewerbeordnung sich ohne Weiteres ergiebt, insoweit dabei nicht eine nach 8 79 dieses Gesetze- zu beurtheilende Taxermäßigunq in Hrage steht, unzulässig, beim Abschlusse von Feld- messerverlrägeu Abweichungen von einzelnen Sätzen der Taxordnung vom 1. Oktober 1>92 festzusetzen. Zuwiderhandlungen unterliegen der Strafbestimmung m 8 148 unter 8 der ReichSgewerbe Ordnung. Dresden, den 9. März 1893. Die Ministerien der Finanzen, der Justiz und des Innern, von Thümmel. Schurig. v. Metzsch. Für die Geiamtlettung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Jahre», 1 gründ- 1 12U tll bensacht, iche vor- Offer«en cpeditio» arktlül. alle unsere festen Plätze ausreichend zu besetzen, daneben auch für allerlei anderweitige Zwecke Kräfte verfügbar zu machen, verlangt bedingungslos eine vermehrte Stärke dieser Waffe. Ähnlich liegt es mit den Spezialwaffen, den Pionieren uud Eisenbohntruppen. Auf all diesen Gebieten verbietet sich da- Dilettieren wie daS Impro visieren vollkommen. WaS die Regierung zur Sicherung deS Friedens und als Bedingung für eine erfo'greicbe Abwehr feind licher Angriffe verlangt, ist bekannt. Ihre Forderung in der Gesamtheit erscheint auf den ersten Blick selbst dem unbefangenen Beurteiler überraschend hoch, höher allerdings noch dem, welchen das Augenmaß für große Verhältnisse und bedeutsame Zeitumstünde abhanden gekommen ist. „Noch niemals seit den Tagen der Heeresorganisation deS hochfeligen Königs Wilhelm I. von Preußen wurde eine so umfassende, tief greifende militärische Vorlage den Volksvertretern unterbreitet. Aber immer mehr und mehr scheint sich im Gezänle der Parteien über dem Gedanken an diese Höhe der Forderung die Erinnerung an daS zu ver lienn, was man billigerweise als die vollgiltige Gegen gabe der Regierung betrachten müßte, nämlich an das Äusgeben des dritten Dienstjahres bei einem großen Teil unserer einzustellenden Landeskinder. Man sinnt und grübelt, wo sich etwas von den militärischen Forderungen abziehen und mindern läßt; die Bedeut samkeit der Konzession, welche der ganzen Vorlage zn Grunde gelegt ist, läßt man mit einem ffner geschickten Kunstgriffe sollen, die mehr eines PrestidigitateurS als eines Politikers würdig sind. So nimmt denn auch d e Masse der gläubigen Seelen, die auf ihren Parteiführer und ihre Presse zu schwören gewohnt sind, diese Konzession als ein ganz selbstverständliches Zubehör ohne großen Dank hin. In diesem Sinne sinkt das faktiiche Aufgeben einer der bewährtesten staatlichen Institutionen zum Werte der Tilgung eines alten Schuldpostens herab. Man ist ja durch lang jährige parlamentarische Kämpfe daran gewöhnt, der Negierung zumeist nur das Minus, nicht das PluS von Geschick nnd Verdienst in Rechnung zu stellen." Aus welchem Bodrn ist denn die ganze Vorlage erwachsen, wie ist sie entstanden? Doch nicht durch die Willkür einzelner Personen, sondern durch den Zwang der Tinge selbst, ja vielleicht in mancher Beziehung mehr gegen als aus dem Wunsch ihrer Vertreter heraus. Man soll es sich gegenwärtig halten, daß unsere Militärverwaltung mit der Neuorganisation keineswegs nebelhaften Vorstellungen über die Wirkung von Massenheeren folgt, sondern nach innerem Kampf eine schwere Verantwortung auf sich genommen hat, vielleicht die schwerste, welche seit den Tagen Scharn horsts auf organisatorischem Gebiet übernommen wurde. Ebenso wahr ist es aber auch, daß recht schaffene patriotische Männer solche Verantwortung für die Aufrichtung eines neuen Gebäudes nur dann zu tragen imstande sind, wenn das Fundament unerschüt terlich festgelcgt ist. „Geben wir einmal die drei jährige Dienstzeit daran, mit der wir das deutsche Reich gewonnen haben, so wollen wir 'wenigstens kein Stückwerk, kein loses Gefüge keinen Notbehelf. . . . Der Autor spricht die feste Überzeugung aus, daß wir mit d n Mitteln der neuen Vorlage siegen werden, daß es aber ungewiß ist, ob wir ohne dieselben auS- kommen können. Seine Zuversicht und sem Vertrauen auf die Wirksamkeit der organisatorisch n Maßregeln entspringt nicht der Schwärmerei für Massenheere; er legt vielmehr das Hauptgewicht auf das, was die Opponenten so gern in den Hintergrund schieben oder ganz beseitigen möchten: die Etatserhöhungcn, die Bildung geeigneter Formationen zur Erleichterung der Ausbildung und vor allem der Mobilisierung, die Verstärkung m seics Offizier- und UnteroffizielkorpS; die Verbesserung der materiellen Lage der letzteren; 8 4,IS. Vilr vr«»«!»» vierts^Lkrlick 2 Kirtc SO kf, Ixt jitttrlletl 3 »»»»krk«Ud cle« geulickeo tritt koit- onri 8teiap«1»uiel»lL8 biniu. Liorelav Humwera: 10 kk. für Sen lisum einer »?ei>s>»lteoe« Leite kleiner Kcdriit 20 ?5. Unter „kiokesnallt" <1i« Teil« SV ?s. Lei ^»beilvo- noä TlHerosittr entxpr. Lriepeluea: l^liel» mit <1er 8oon- u seiertnss« »deoä«. k«rn»preet»-Xn»el»Iu»8: dir. 12VL. den meisten Häusern wehen Fahnen in den deutschen und italienischen Lande-farben. Ihre Majestäten der Deutsche Kaiser und die Kaiserin Auguste Viktoria werden auf dem Bahnhöfe von der gesamten Königlichen Familie empfangen werde.». Außerdem werden zur Begrüßun, er- sch inen: Die Minister Giolitti und Brin, sowie der Bürgermeister von Rom. Bei der Ankunft im O-uirinal werden Jore Majestäten von den Hofdamen und den Rittern deS AnnunciatenordenS, sowie den übrigen Ministern und den Präsidenten beider Kammern begrüßt werden. Antwerpen, 19. April. (D. B Hd.) 3000 Ausständige zogen gestern in großem Zuge zum Hafen, wo sie einen Dampfer mit Steinen be warfen. Der Kapitän ließ darauf die Andringen den begießen, worauf die Kundgrbrnden auf die Matrosen schoflen; der Kapitän ließ ebenfalls feuern. Die Polizei zerstreute die Menge. In Borgerhout kam es gestern zu einem Zu sammenstoß zwischen den Streikenden und der Polizei, die, als ihrer wiederholten Aufforderung an die Menge, sich zurückzuziehen, keine Folge ge leistet wurde, feuerte und dadurch 5 Arbeiter tötete, sowie eine große Zahl schwer verwundete. London, 19. April. (W. T B.) Nach einer Meldung des „Renterschcn BureauS" aus Malta vom heuligen Tage fand beim Manöverieren ein Zusammenstoß zwischen einem Torpedoboot und drm englischen Panzerschiffe „Nile" statt. DaS Steuerruder des Torpedobootes wurde beschädigt; das Torpedoboot stieß gegen den nicht gepanzerten Bug deS „Nile" und verursachte ein Lcck. Der „Nür" wird behufs Ausbesserung in Dock gebracht werden. Stockholm, 19. April. (D. B Hd) Die zweite Kammer hat sich gegen die von der Regierung beabsichtigte schnelle Vergrößerung der Kriegsflotte erklärt. Während die erste Kammer 2 Millionen Kronen in den ordentlichen Marine etat einftrüie, bewilligte die zweite Kammer außer ordentlich 2868 090 Kronen für ein Panzerschiff, und davon für daS Jahr 1894 nur 1 Million Kronen; zu Marinegeschützen bewilligte die zweite Kammer 100000 Kronen, die erste Kammer 252 000 Kronen. — Beide Kammern haben die Erhöhung deS Grundfonds der Reiwsbauk von 40 auf 50 Millionen Kronen beschlossen. New Z)ork, 19. April. (D.B.Hd.) Hier ver- lautet, auf Euba habe sich eine Revolutionspartei gebildet, welche beabsichtige, dir Hauptstadt zu be setzen. Dresden, 20. April Zur Mililärvorlage. II. Als zweite Hauptbedingung für eine erfolgreiche Kriegführung füllt Graf Moltke hin, daß Mittel gefunden werden müssen, um Kompletierungs- und Ersatzmannschasten ausreichend und gleichmäßig zu schulen. Wie wenig in dieser Beziehung das bis herige System der crrsatzreservisten genügte, mit dem man aus der Not eine Tugend gemacht bat, darüber kann sich nur der Laie täuschen Diese ganze Institution von zweifelhaftem Wert foll nun fortsallen, nur die Übungspflicht (so heißt es in der Begründung der Militärvorlage) soll als solche bZtchen bleiben, um köiperlich minder begabte Mannschaften sür ge wisse Spezialzweige heranziehen zu können, z. B. zum Krankendienst. Indem man fortan jeden Taug . V,I6. 8. 1.Ü». ,7. s,s«. 70,47. nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Döbern, 19. April. (W. T. B.) Der heute vormittag 10 Uhr 10 Minuten unter Leitung dcS Premierlieut nantS Groß in Berlin aufgestiegene Ballon „Humboldt" ist heute abend 'L6 Uhr bei MuSkau glatt gelandet. Wien, 19. April. (D. V. Hd.) Als Ver treter des Königs Alexander bei den Feierlich- kliien der silbernen Hochzeit des italienischen Königßpaares ist der hiesige serbische Gesandte Simic nach Rom abgereist. Lemberg, 19. Aprü. (D. B. Hd.) Polnische Blätter melden, daß in Onuth in der Bukowina zwei Personen an ollolcnu nüttUicu erkrankt sind, Davon sei eine grstorbcn. Rom, 19. April. (W. T. B.) Alle Abend- blättcr bringen Ihren Majestäten drm Kaiser Wilhclm und der Kaiserin die herzlichsten Will kommrnsgrüße dar. Die „Opinionr" hebt brrvor, daß die spontane Entschließung deS Kaisers, nach Rom zu kommen, der Reise eine um so größere Bedeutung und Wichtigkeit gebe. Dank dicser Initiative habe sich ein Familienfest zu einem glänzenden Zeugnis dcS Wohlwollens Europas gegenüber d.m Italien schrn Königshause sowie gegenüber Italien umgestaltrt. Rom, 20. April. (Tel. d. DreSdn. Journ) Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben dem Hofbaumeister Gustav Dunger den Titel „Hosbaurath" mit dem Range in der vierten Klasse der Rangordnung Aller- gnädrgst zu verleihen geruht. V», Hakünälxvoxpn »asvLrt«, l^ipitg: LommisiiouLr 4«» Dreoäovr lourn»!»-, 1^tp,i,-rr«Qkr»-r ». U. »üsekiu: 7c««/. / 1^>Qä<>o v«riio ». N.-8laU^»rl: ct U'o., V«rUo. vr«»I»a: /-.'mit <7. S»U« ». ».! 7. Luect L'o. Il<-r»a»^derr LSoi^I. kLpectitiou öe» Dresdner 7ournLl». Dreien, Twiaxerslr. 2V. korvsxrscü-^oscUluss: Kr. 12VL. k,2«ö l.70,SS. ». 4,b*. Züge I. Fahrzeit ! - so ' -68 »ße 2 Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist Roman von A. G. v. Suttner. c>4 (Schluß.) „Tie Angelegenheit ist zu einem uucnvartct schnellen Abschlusse gekommen," ergriff der Präsident wieder das Wort. „Der Fall liegt klar vor uns; das Urteil kann somit heute noch gefällt werden." Ter Gerichtshof erhob sich, um sich zur Be ratung zurückzuziehcn. AIS der öffentliche Ankläger sich in eines der Nebenzimmer begeben wollte, eilte Hans auf ihn zu und wies auf Zoe: „Ist es ihr gestattet, sich zu ent fernen? Diese unerwartete Wendung hat sie so er schüttert, daß ihr die Kräfte zu versagen drohen." Der SiaatSanwalt warf einen flüchtigen Blick hinüber und die Totenblässe auf Zoes Gesi rt über zeugte ihn, daß Hans rccht hatte. „EKwiß," sagte er, „die Gegenwart der Zeugin ist zu dem, was nun noch folgen wird, nicht mehr von nöten. Hans schritt auf Zoe zu uud bot ihr den Arm: Kommen Sie." Sie erhob sich mühsam und stützte sich fest auf ihren Begleiter, denn die Kräf e drohten in der That, sie im Stiche zu lassen. Gesenkten Blickes ging sie an den Unglücklichen vorbei, plötzlich hcmmte sie aber ihre Schritte und bebend flüsterte sie Eytzing zu: „Ich verzeihe Ihnen alle- — alles, was Sre mir gethan." Und ohne zu Marcel den Blick zu erheben, der unweit von der Stelle stand, gehorchte sie willen los der Mahnung ihres Führers, der leise sagte: „Schnell ins Freie, ehe Ihnen die Sinne vergehen...' Balo daraus leerte sich der Saal uud diejenigen, die der Verhandlung bcigewohnt hatten, beeilten sich, den harrenden Neugierigen das Urteil bekannt zu geben, sowie den ganzen Verlauf des interessanten Prozesses in allen Einzelheiten mitzuteilen. Allent halben standen die Gruppen umher, eifrig über den Fall diskutierend, der für Pottenbrunu das größte Ereignis war, da-Z cs feit Menschengedenkeu gcgeleu hatte. „Fünf Jahre Kerker also!" sagte der Oberst, der mit Doklor Ratmann langsam dahinschritt. „Ja, daS höchste Ausmaß, das iu diesem Falle zu lässig ist/' verletzte dicser. „Wenn man bedenkt, daß so mancher von uns von der Liebenswürdigkeit Eytzings bestrickt war, daß wir ihn alle im Grunde sür einen sehr guten und höchst anständigen Menschen hielten, so ist daL heule eine traurige Enttäuschung gewesen." „Gewiß traurig, recht traurig!' „Herr Doktor, schnell, schnell!" Einer der GerichtS- diencr kam atemlos herbeigelaufcu und flüsterte dem Arzte etwas in daS Ohr. „Herrgott! Wie ist er zu einem Revolver gekom men!" ließ dieser den erschrockenen Ruf hören, dann zu seinem Begleiter: „Entschuldigen Sie, Herr Oberst, ich werde gerufen," und leise: „Er hat sich selbst ge richtet !" * * Wieder kam der Winter inS Land und diesmal mit ganz ungewöhnlicher Heftigkeit. Wer seinen Flug nach weniger schneereichen Gegenden nehmen wollte, mußte sich sputen, um noch rechtzeitig weiter zu kommen, ehe der Verkehr eingestellt wurde. Marcel stand an einem der Schalter kcs Süd- bahuhofes und steckte die eben gelösten Karten zu sich, als ihn jemand auf die Schulter schlug: „Höchste Zeit, wie?' „Ah Tu, Hans! Ja, höchste Zeit! Noch ein paar Tage solches Gestöber uno die Stadt Wien ist einblockiert" „Zoe ist wohl im Wartesaale?" „Ja, wir wollen hinüber gehen." „Sie fühlt sich jetzt dock> wieder ganz hergestcllt? Als ich sie beim Begräbnisse ihres Vaters sah, war ich ernstlich besorgt um sie." „Ja, die Kräfte kommen langsam wieder und ich denke, die süd iche Sonne, die neue Umgebung werden viel dazu beitragen, sic völlig aufzurrchteu. Aber eines, HanS: Lasse nur ja kein Wort fallen, durch das alte Erinnerungen wachgerufen werden lönuten." „Selbstverßäudlich ' „Ich muß Dir noch danken, daß Du die Güte hattest, Eloßmanu eine Kanzlinenstelle zu verschaffen." „Keine Ursache; Dir zu liebe ist es gern geschehen, und es scheint, daß er entschlossen ist, sich ehrlich fort zubringen." „Ein kümmerliches Brot! Aber ich beabsichtige, falls er bei seinen guten Vorsätzen beharrt, ihm unter die Arme zu greifen; eine monatliche Zulage wird ihm nicht unwillkommen sein und ihn vielleicht mit seinem Lose versöhnen." „Eigentlich sehe ich keine Verpflichtung ron Deiner Seite —" „Das Gcrechugkeitsgejüht sagt mir, dag ich es soll; er wurde mit hinelngerlssen, ohne daß er eigent lich wußte, wie — jener Unglückliche, der die Fäden in der Hand hielt, hatte ihn in seine Gewalt be kommen uud rin willenloses Werkzeug aus ihm ge macht. Streng gnwmmeu war seine Strafe sehr hart; die Zerstörung feiner Carricre, feiner Zukunft, wäh rend ich infolge des Gnadenspruches säst strasloS ausging." „Da kannst Tu doch keinen Vergleich ziehen!" „Vergleich! Allerdings war müne Mlssethat die geringste — aber trotzdem stand nach dem Gesetze S rase darauf. Lassen wir das, Hans; es liegt schon einmal so in meiner Natur, mich hier uud da in die Lage anderer zu versetze» und mir zu sagen: Wie wäre Dir unter den gleichen Umständen zu mute?... Ich versichere Dir, diese Frage stellte ich mir sogar, als ich — Eytzing bei jener peinlichen Verhandlung vor mir sitzen sah . . . Komm'", er schob seinen Arm in den des Bruders und schritt mit diesem dem Warte saale zu. Zoe saß in tiefe Trauer gekleidet in einem Lehn stuhle in der Nähe des Kamins. Als die beiden rin- tratcn, erhob sie den Blick. „Da ist Hans," sagte Marcel, auf die Gattin zuschreitend und ihr liebevoll die Hand auf die Achfel legend. „Er hat sich doch losgemacht, um uns seinen Abjchiedßgruß zu bringen." Über ZoeS blasses Gesicht, das einen eigentümlich ernsten Ausdruck angenommen hatte, glitt ein Lächeln: „Willkommen, HanS, und gleichzeitig Adieu." „Nicht auf allzu lange, wenn ich bitten darf. Und lass' Dich ja nicht von Marcel verleiten, wenn ihn».
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