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Dresdner Journal : 08.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930408
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930408
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-08
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 08.04.1893
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neuer emdrr 00 , ru- —is» M, m^ed hware .5 IX., Bicken i pro Äscher russt- neuer ! netto feine i M, 00 I-s 0 M. l Pro runde einmal o M., 25 M.. t Sack 0 M., >0—«5 M., ohne Abgabe lerauS- 0 M., NNUld- 0 M., >e Sack » 23,00 5V M-, Futter- uv Kg, !, do 00 üx is, un- ie Faß 50 G., ,00 G. ichtvoll. ,^ra- -M. G. ai-Juni , fester. >ril-Mai 134,25. M S. »6,30, ,40 M. >., 50er öl loco i 4«,80 M. G, G., per r Juni- Dresdn t,S0, do. Schön. 7 6Z4 e.öü' 5,iS 10,SS rhrzeii »l.). »,ss 10,2) 6,Z4 3/7 4^' Lge I. k,56 . 6,L0. 10 ZS k,1S* . 2,57 s,s <11,30 11,4» S nichi- nicht.) ro.so 8,! k 1 34 6,48. 1047. 47 10. 7l,36. 4,17. , 0,4. W8O. Sonnabend, den 8. April, abends. 18»:r. ve»U8»pr«i»r Mr vr«»ä«a vierteiMdrlied S 54 da» 4« ll»»»erl 6eut»edeo ?o,t»u»t»It«n riortal- Hdrlied Z btnrll; »u»»erd»Id nie» Ueuttcdeo liorod» »ritt ko»t- unil 8tt«psl»u.cdlo8 di-«». Hi-»oloo Hummer-: 10 l t Lnkv-ck«8U-8»rvdüI>renr »Nr 6«, Lnum eioor jss»p»ltenen Lodritt »0 kk Vvter „k!>o80»n»ät" 6,s 2e>l« 50 N. voi Adelle-- uock 2itser-lmt» enttpr. Aus»cül»,. krscdelne-i mit Xu»n»dm« cier 8o--- u. ^eiertn^e »dr-rtt. ror-»pr«cd->n»cdlu»»: Ur. 1 SSL. DresimerIourml. Für die Gefamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Runstgeschichte. ron AosünSIxuvxen »v»«Lrt», Leiprix: F>. Itronllrtettee, l!ommi»riouLr «le» I)ee»«ln«r 4our-»I»; N»mdnrx Lirlln Vl«u I.iip»i8 3»»»I 3r«»I»o ?r»«Ilt-»» ». N.: //aa^cnstein «4 l ^ter, L»rUn V>»n U»n>d»rM- kr»^ I>ip»t,-rr»ukknrt »üoed»»! /tu«1. Slo«»«/ k»ri» Louckon S,rlin-?r»-»kllrt ». H Sintt8»rt: DautK <7o., LerUn: /n«aü«1enUant, Lr«,!»-: ^m«l 1r"«»6at^< Ummorsr (7. LcA«t«ier, II»II« /. I/ar«t «F <7o. Uerausxekerr Lüoigl. Lrpe«litioo äe, Vresilner Zonrmü». Orosäea, ^«inzeroir. iO. koroiprecü-Ao»cblu»»: l^r. 120». Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben, nachdem von Sr. Heiligkeit dem Papste dem Ober-Ceremonien- meister a. D. Freiherrn v. Miltitz daS Großkreuz des GregoriuS-OrdenS und dem Kammerherrn Grafen v. Serbach daS Comthurkreuz disselben Orden- mit dem Stern verliehen worden ist, die Genehmigung zur Annahme und zum Tragen dieser Dekoration Aller- gnädigst zu ertheilen geruht. Se. Majestät der König haben dem Klosterguts verwalter und Rechnungsführer Max Wächter in Paschkowitz das Ritterkreuz zweiter Klasse des AlbrechtS- oroenS Allergnävigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die dritte Rathsstelle bei der Oberrechnungs kammer dem bisherigen Oberconsistorialrath Dr. ^ur. Heinrich Moritz Hausmann unter Verleihung des Titels und Ranges eines Geheimen OberrechnungS- raths zu übertragen. Dresden, 4. April. Mit Allerhöchster Genehmig ung ist der zweite Prosektor an der anatomischen An stalt der Universität Leipzig vr. Rudolf Fick zum außerordentlichen Professor in der medicinischen Fakultät der Universität Leipzig ernannt worden. Dresden, 6. April. Se. Majestät der König haben den zeitherigen Rektor des Königlichen Gym nasiums in Chemnitz, Professor l)r. pbil. Kurt August Gehlert, zum Rektor der Fürsten- und Landesschule in Grimma zu ernennen geruht; ferner sind mit Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs der zeitherige Oberlehrer am Gymnasiu..: zu Banken Professor Or. pbil. Albert Bernhard Arnold zum Rektor des König lichen Gymnasiums in Chemnitz und der zeitherige Oberlehrer an der Fürsten- und LandeSschule in Meißen Professor vr. pkil. Paul Meutzner zum Rektor des Königlichen Realgymnasiums in Annaberg ernannt worden. Dre-den, 6. April. Se. Majestät der König haben dem Registrator bei dem Evangelisch-lutherischen LandeSkonsistorium, Kanzleisekretär Emil Moritz Schnell das AlbrechtSkreuz zu verleihen Allergnädigst geruht. Dresden, 31. März. Mit Allerhöchster Geneh migung ist dem Bezirksschulinspektor, Schulrath Müller i» Schwarzenberg die nachgesuchte Beri/tzung in den Ruhestand unter Gewährung der ges. chen Pension bewilligt worden. Wekanntrnachung. Die Feuerversicherungs-Anstalt derBayer- ischen Hypotheken- und Wechselbank in München hat an Stelle ihres bisherigen hierländischen Ver treters, des Herrn Carl Conrad Ruschpler in Leipzig vom 1. laufenden Monats an den Bankinspektor Herrn August Andreas Seibt in Leipzig zum Bevollmächtigten für das Königreich Sachsen er nannt. Nachdem die unterzeichnete Königliche Brand- versicherungS-Kammer den genannten neuen Bevoll mächtigten in der ihm übertragenen Eigenschaft be stätigt, und der Stadtrath zu Leipzig denselben in der vorgeschriebenen Maße in Pflicht genommen hat, wird solche- gemäß 8 10 Abs. 2 der Ausführungs verordnung zum Gesetze über da- Mobiliar- und Privat-Feuerversicherungs-Wesen, vom 20. November 1870, hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, den 6. April 1893. Königliche Brandversich erungs-Kammer. Schwedler. Leonhardi. Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Stoma» von A. G v. Suttner. »4 (Fortsetzung.) „Selbstverständlich ermächtige ich Sie dazu Und ich erkläre mich obendrein bereit, als Zruge aufzu treten." Ihre Augen leuchteten, Ihre Hände zerrten krampfhaft am Taschentuche, daS sie hielten. „Ich bin bereit, dem Schändlichen in Gegenwart des Richters entgegenzutreten und ihm meine Anschuldigungen ins Gesicht zu schleudern." „Ich danke Ihnen, Zoe, daß Sie sich so wacker an meine Seite stellen wollen, und ich danke Ihnen auch, daß Sie mir diese Unterredung gewährten. Ich habe daS Unglück gehabt, Sie auf falsche Voraus setzungen hin in Ihrer Ehre, in Ihrem Stolze schwer zu kränken, so schwer, daß eine weniger versöhnliche Natur mich gar nicht zum Worte hätte kommen lassen. Da wäre dann die Angelegenheit auf Kosten meines armen Bruders wieder hinauSgeschoben gewesen und der wirkliche Missethäter hätte vielleicht Wind be kommen, um bei Zeiten daS Weite zu suchen Jetzt glaube ich dem Gerichte genug Anhaltspunkte bieten iu können, um den Elenden zu picken oder wenigsten- sein Entweichen zn verhindern. ES kann ja auch nicht mehr lange dauern, so trifft Marcel in Palermo ein, wo ihn mein Brief erwartet, und jetzt zweifle ich keinen Augenblick, daß er sich ungesäumt auf den Weg Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Vachrichte«. Wien, 7. April. (W. T. B.) Nach hier eia- grtroffenen trlegrapbischen Meldungen ist in Kud- rynce keine neue Erkrankung an Cholera vor gekommen. Paris, 8. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Meldungen aus Valparaiso zufolge ist daselbst eine Ministerkrisis aukgebrochrn. Brügge, 7. April. (D B Hd) Eine große Feuersbrunst zerstörte die Tabak- und Cigarren- fabrik von Storie 1k Millionen Cigarren und eine groß: Menge Tabak sind verbrannt. Lie an gestrengt arbeitende Feuerwehr konnte nur die Bücher retten. Madrid, 7. April. (W. T. B.) In einer heute abgehaltenen Versammlung von Wechsel- Maklern wurde beschlossen, rineKommision zu er- nennen, welche dem Fivanzminister Gamazo die Schwierigkeiten der Ausführung des Dekretes, be treffend dir Börsensteuer, auSeinandrrsetzen soll. Lissabon, 7. April. (D.B Hd) Telegramme, die auö Rio de Janeiro nach Commercio in Oporto gerichtet wurden, melden die Zunahme deS Auf standes in Rio grande. Die Regierung hat Truppen und Kriegsmaterial abgesendet. Der Hafen von Pernambuco wurde für vom gelben Fieber infiziert erklärt. Lie übrigen Häfen der Provinz gelten für verdächtig. Lie Konzession der französischen Submarinen- telegraphengesellschaft für die Kabellinie nach den Azoren ist abg laufen und wird nicht erneuert werden. Kopenhagen, 7. April. (D. B.Hd.) Man beginnt hier ernstlich wegen des Schicksals deS Dampfers „Hekla" beunruhigt zu werden, der vor »irr Wochen von hier uach New Aork abging und dort noch nicht angrkommen ist; an Bord befanden sich gegen 700 Passagiere und alle für Chicago bestimmten dänischen Ausstellungsgegenstände. Gothendurg, 7. April. (D. B. Hd.) Lom 26. März bis 1. d. Ms. kamen hier nur noch 30 Erkranknngtfälle an Influenza zur Anmeldung. Christianis, 7. April. (D. B. Hd.) Ein Rundschreiben dcs Justiz und Polizridepartemrnts erklärt die Häfen des Deutschen Reiches für cholerafrei. New-Dork, 7. April. (D. B. Hd.) Gestern kand zu Salte-Lake-City die Einweihung der großen Mormonenkirche statt. Der Bau der Kirche dauerte 40 Jahre. Die Kosten belaufen sich auf 5 Mill. Dollars. Der Vereinigtrstaaten-Zolldampfer „Mc. Lane" liegt in Kry West vor Anker, um daS Auslaufen der Flibustirrerpkdition zu verhindern. Zwei wei tere Regierungsdampfrr werden erwartet. Lie Fli bustier zählen 3—400 Mann, find mit Repetier- grwrhren bewaffnet und mit genügender Munition versehen Dresden, 8. April. Die Lage in Serbien nach dem Austritt der Radikalen aus der Skuptschina. O Nachdem der 6. März d.J., der Tag, an dem die große Wahlschlacht zwischen den Liberalen und Radikalen gekämpft wurde, für die Regierung nur einen sehr zweifelhaften Sieg ergeben hat, ver schaffte der erste „VerhandlungStag' der neugewählten Skuptschina dem liberalen Ministerium zwar auch keinen entscheidenden Erfolg, aber doch wenigsten» machen wird, um sich hier zu stellen. Allerdings dürfte er nicht ganz frei ausgehen, aber die Anklage, die man nun gegen ihn erheben wird, ist ja im Ver gleich zur früheren eine Kleinigkeit." „Also doch eine Anklage? Ist da» recht? Wa» hätte er thun sollen? Vor dem Herausforderer fliehen? Die sogenannten Ehrengesetze ahnden ebenso streng wie jene, welche die Richtet handhaben; Marcel hätte sich in den Augen der Welt durch eine Weigerung unmöglich gemacht — freilich, in mein«n Augen nicht. Aber hier wäre unsere Existenz zerstört gewesen; alle jene guten Leute, die mich schadenfroh als die sitzengebliebene Verlobte angafften, die mir briefliche LiebeSbeweise gaben, sie wären mit gleicher Wonne über mich und ihn her gefallen, wenn es geheißen hätte: Baron Tannenberg war von Prinz Heissenstein zum Zweikampfe heraus gefordert, hat eS aber vorgezogen, zu Kreuze zu kriechen." „Sehr wahr! Es blieb ihm keine Wahl, und wie schwer ihm der Entschluß wurde, ist leicht auS jenen beiten Briefen an uns herauSzulesen. Je mehr rch üb-- die Sache rachdenke, umso fester wird in mir die Überzeugung, daß er das Opfer einer vorbereiteten schändlichen Jntrigue geworden ist Wer weiß, ob Heissenstein —" „Auch mir kam dieser Gedanke schon," unterbrach Zoe. „Ich erwähnte ja vorhin, daß sich Heissenstein mir auch in der Absicht genähert hat, als Bewerber aufzutreten." „Ja, Sie sagten eS." „Er sprach sogar mit meinem Vater, der mir die Nachricht sogleich mitteilte, und am folgenden Tage schon fand ich Gelegenheit, diesen zweiten Bewerber die Genugthuung der Erkenntnis, daß die auf Aus nützung des fragwürdigen Wahlcrfolges aufgewendete große Mühe nicht vergeblich war und daß eS dem libeialen Kabinett möglich sein werde, sich der Radi kalen auch auf die Dauer zu erwehren. Planmäßig und sicher ging die Regierung vor, um den der libe ralen Herrschaft noch nötigen Boden im Lande den Radikalen langsam, Schritt für Schritt, abzuringen, und ihr zielbewußtes Vorgehen hatte umsomehr Er folg, als die in ungestümem und wenig durchdachtem Angriffe vorgehenden Radikalen glaubten, schon bei ihrem ersten Erscheinen in der Skuptschina die Re gierung und das ganze liberale System im ersten An läufe über den Haufen zu werfen, um sodann ihre Parteiherrschaft wieder aufrichten zu können. Sie machten einen zweiten Fehler, als sie ihren Plan, die Skuptschina durch ihren Exodus beschlußunfähig zu machen und auf diese Weise die Regierung zu hindern, ver fassungsmäßig und daher die Staatsgeschäfte über haupt weiter zu führen — vorzeitig an die große Glocke hängten und dadurch die Regierung in die Lage setzten, sich für diesen Fall rechtzeitig noch vor zusehen und ihren Verteidigungsplan einzurichten Sie begingen einen dritten Fehler, indem sie den Sprengung-versuch der Skuptschina noch vor dem Aus gang der Neuwahlen im Nudniker Kreise m Scene setzten, obwohl eS für sie ungleich leichter war, in diesem einzigen Wahtkreise ihren sechs Kandidaten den Wahlsieg zu sichern und auf diese Weise in den unbestreitbaren Besitz der Mehrheit in der Volksvertretung zu gelangen, als diesem Ziele in einem neuen Wahlfeldzuge in den sämtlichen radikalen Wahlkreisen zuzustreden. Wie die Dinge in Serbien nun einmal liegen, kann kein noch so verworren denkender radikaler Kopf sich dem Wahne hingeben, daß, wenn die Wahlvollmachten der ausgetretenen Radikalen und fortschrittlichen Vertreter annulliert und Neuwahlen ausgeschrieben werden, die radikale Partei im stände fein werd', in allen Wahlbezirken ihren bisherigen Besitzstand gegen die Regierung und ihre Wahlkampfmittel aufrecht zu er halten. Die Lage der Regierung ist auch jetzt noch sehr schwierig und gefahrvoll Sie hält sich aufrecht auf Grund der höchst fragwürdigen Deutung der Ver fassungsbestimmung, wonach zur Beschlußfähigkeit der Skuptschina die Anwesenheit der überhälf.e der Gesamt zahl der gewählten Abgeordneten nötig fei, während die Radikalen behaupten, daß nach dem Sinne diese- Ver- fassungsgesetzes nur die über Hälfte der sämtlichen Ab geordneten, au» denen die Skuptschina besteht, gemeint sein könne. Die Frage ist streitig und so ist eS nicht ausgeschlossen, daß, wenn die regierungsseitige Deutung dieses Gesetzes sich als unrichtig erweisen sollte, das ganze Vorgehen der Regierung nach dem Austritt der Radikalen aus der Skuptschina ungesetzlich wäre, und daß man es in Serbien mit politischen Zuständen zu thun hätte, die sich nicht in den Rahmen der ver fassungsmäßigen Gesetzlichkeit hinei.'zwängen lassen. Wer will und soll aber die Frage der Richtigkeit oder Unrichtigkeit dieser Deutung rechtskräftig entscheiden? Augenscheinlich nur die derzeitigen serbischen Macht haber, die selbstverständlich keinen Zweifel darüber auskommen lassen werden, daß sie selbst von der Richtigkeit ihrer Ausfassung jener Versassungsbestim- mung nicht überzeugt wären. Mag man nun über die gefahrvolle innere Lage in Serbien, wie sie durch die weitere Tagung des Rumpfparlaments geichaffen werden dürfte, welcher An- sicht immer sein, jedenfalls wäre er gefehlt, dem liberalen Ministerium, da; doch die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Lande trägt und diese Ordnung bisher auch thatsächlich gewahrt hat, vorweg die Befugnis streitig zu machen, unter den gegebenen Verhältnissen dem radikalen Ansturm abzuweisen, eben damals, als ich mich, durch Heissen- stein gereizt, hinreiben ließ, ihm ein Gerücht vorzu- halten, das mir Marcel mitgeteilt hatte Das brachte ihn freilich in böse Erregung und er schied sogar mit der Beteuerung, daß er den Urheber der Verleum dung, wie er eS nannte, zur Rechenschaft ziehen werde — allein es muß eben da eine Mittelsperson aus getreten sein, die das Feuer schürte und eS zum Auf flammen brachte. Heissenstein war im gewöhnlichen Leben eine ruhige, besonnene Natur und genoß keines wegs den Ruf eines Raufboldes." „Liebe Zoe, es giebt eben Fälle, wo die Bestie im gesetztesten Menschen erwacht, und gerade so ein Fall, bei welchem die Eifersucht ein Wort mitspricht, ist derjenige, wo ciner oft nicht Herr seiner Leiden schaften bleibt. Hoffentlich wird sich das alles auf- klären; der Anfang der Kette liegt in unseren Händen — ich denke, cs wird uns nach und nach gelingen, die übrigen Glieder daran zu reihen. Ich will mich nun wieder auf den Weg machen und alles unter den frischen Eindrücken niederschreiben, um morgen einen wahrheitsgetreuen Bericht abstatten zu können" „Wollen Sie nicht noch früher meinen Vater sehen? Ihr Besuch würde ihn freuen." „Selbstverständlich." „Nur hüten Sie sich, ein Wort von dem falle» zu lassen, was zwischen uns gesprochen wurde; Doktor Ratmann hat ihm jede Aufregung verboten; ich muß demnach trachten, ihn erst nach und nach in alles einzuweihen; zuviel auf einmal könnte ihm schaden " die Stirn zu bieten und in seiner Kampfstellung weiter zu verharren. Man bedenke nur, daß der Sieg de» Radikalismus in Serbien die Lage der Dinge auf der Balkanhalbinsel wieder zu Gunsten der panslawistischen Sache umgestalten würde. Sind doch die russischen und alle russenfreundlichen west- und südslawischen Blätter voll der au;gesuchtesten Schmähungen gegen die liberale Parteiherrschaft in Serbien. Aus der Haltung dieser Presse, die Ristic und sein Ministerium bereits als den serbischen Stambulow und dessen Helfershelfer — also als die von der ganzen russischen und slawischen Öffentlichkeit gebrandmarkten Verräter an der slawischen Sache behandelt, kann man klar erkennen, was man von Hrn. Pasic und seinen radi kalen Gesinnungsgenossen zu erwarten hätte, wenn er abermals Sie Zügel der Regierung an sich reißen würde, bevor er in dem als volljährig erklärten jungen Könige ein G-gengewicht seiner Herrschergelüste erhielte. Die letzten Wahlen haben sicherlich den Beweis ge liefert, daß die radikale Partei in der nationalen Intelligenz den meisten Boden verloren hat, und daß die Liberalen in diesen bei Regierungsfragen doch zunächst in Anschlag kommenden Kreisen daS Uebergewicht und somit auch das Recht erlangt haben, die StaatSgeschäfte zu beeinflussen. Tie Erneuerung der Wahlen in den radikalen Wahlbezirken dürfte diesen Beweis noch ver stärken, daß die Entwickelung der Dinge in Serbien sich binnen nächster Zeit kaum in der panslawistische radikalen Richtung weiter bewegen wird. Tagesgeschichk. Dresden, 8. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, der heutigen, neunten Plenarsitzung der Internationalen sanitären Konferenz, in welcher die Vorschläge der zweiten Kommission zur Beratung und Abstimmung gelangten, beizuwohnen. Allerhöchstdieselben hatten die Gnade, an dem hieran sich anschließenden Frühstück der Konferenz teilzunehmen und bei diesem Anlaß eine große Anzahl Ser Mitglieder der Konferenz durch Ansprachen auS- zuzeichnen. * Berlin, 7. April. Aus Anlaß der gestern abend erfolgten Entbindung Ihrer König!. Hoheit der Prinzessin Friedrich Leopold von Preu ßen von einem Prinzen sind heute vormittag im Lustgarten 72 Salutschüsse durch die Leib batterie des 1. Gardefeldartillerie-Regiments abge feuert worden; außerdem haben die Wachen die Haarbüsche angelegt, und die Königl. Gebäude haben geflaggt — Der neugeborene Prinz ist das dritte Kind und der zweite Sohn seiner erlauchten Eltern, deren am 24. Juni 1889 zu Berlin geschlossene Ehe am 17. April 1890 mit einer Tochter, der Prinzessin Victoria, und am 17. Dezember 1891 mit einem Sohne, dem Prinzen Friedrich Siegismund, gesegnet wurde. — Der Berner „Bund" meldet unter der Spitz marke: „Romreise des Deutschen Kaiserpaares" „Bis Donnerstag mittag hatte der Bundesrat »och keine Kenntnis, ob der Deutsche Kaiser auf seiner Romreise die Schweiz berühren wird oder nicht, und ob er iucoßnito oder offiziell zu reisen gedenkt. Man glaubt indessen, daß letzteres der Fall sein werde, und e» würde alsdann eine offizielle Begrüßung des Kaiser- durch den Bunde-präsident Schenk stattfinden." — Die „V. P. di" schreiben: Hanv in Hand mit den Erörterungen üb?r die Militärvorlage gehen in den öffentlichen Blättern beziehung-volle Hinweise auf die Möglichkeit einer Reichstagsauflösung mit nachfolgende» Neuwahlen. Am meisten leisten auch hier wieder jene Politiker und Preßorgane, deren Spezialität die Schulung der Leidenschaften des großen Haufens bildet und die, ob wohl sie ihre angebliche Fürsorge für das Wohl de« Die beiden erhoben sich und Hans folgte Zeiner Führerin. Der Baron war sehr überrascht, ganz uner wartet Marcels Bruder zu sehen, aber auch sichtlich erfreut Seine erste Frage war nach dem Verschollenen und Zoe kam Hans zuvor, indem sie dem Vater mit- teilte, daß der Besucher endlich näheres über de» Aufenthalt Marcels erfahren habe, der eine schwere Krankheit durchgemacht und demzufolge unfähig ge wesen sei, von sich Nachricht zu geben. Damit war freilich die Neugierde deS alten Herrn noch nicht befriedigt, aber HanS erklärte, selbst da» Genauere noch nicht zu wissen ; die Einzelheiten würde er erst in der nächsten Zeit erfahren. Man kam nun auf den Unfall zu reden, der Zoe» Vater vor kurzem betroffen, und von da spann sich das Gespräch weiter zurück, auf die Reise, auf den Aufenthalt in Venedig und schließlich auf die trübe» Zeiten, die man hier durt zumachen gehabt, nachdem die ganze Gegend durch das unglückliche Ereignis in Aufruhr gekommen war. Der Baron konnte es nicht unterlassen, einige bittere Bemerkungen über Marcel- Verhalten zu machen, durch das man eben in die pein liche Lage versetzt worden war, nicht da» mindeste zu einer Aufklärung oder Richtigstellung beitragen z» können. HanS mußte ihm im Grunde Recht geh:n, er mußte zugestehen, daß der Schein bis zur jüngsten Zeit in jeder Beziehung gegen den Bruder gesproche» habe, aber gleichzeitig drückte er die Hoffnung au», daß die endgiltige Lösung de» Rätsel» in Bälde statt- finden werde.
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