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Dresdner Journal : 14.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304146
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930414
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930414
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-14
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 14.04.1893
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1893. Freitag, den 14. April, abends. O85.' Nr Vrooclov ri«rt»!j»vrlick 2 ri»k^ LV ?e., d«1 äon L»»o«rl. ckeutsotivli eo,t»n»t»lt,a riert«t- M»rUok 3 K»r>l; »u»,erk»Ib 6e» «lvutoetieo LoivU« tritt kost- un6 8temp«Iruscki»8 diara. Liorelo« illlmworo: 10 kk. Lvkünslxuaxsxvbllkrenr kür ä«o k»u>» «iovr ^esp^lteoen L«U« Ilteillsr SvNritt 20 kk. Ovter „k,n8«^"^t" äis 2«Us LV kt. k«j 1»b«N«o- uoN LitkerosLtr entspr. XaksctÜL^. LrseNsloe»: wit XuillLdios der 8ooo- u. ksisrt»^« »booci». k«rL»prvct»-^L»cNIuss: Kr. 1285. DresdnerZournal. Für die Gefamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^oo»dm» von LvUUuatxuvxen »»«rrLrtsr I.«ipiix: F>. Lran«i»tetter, NommissionLr üss Oresäusr lournLls; Mundorf L«rlm Visa l-sipiis L»««l Lr«»I»u krsLtkirrt //aa«<>»i»te»»« <O koA/er, Lvrliu- Visu - LLmdurz- ?r»k I-riprix-krsll^üirt ». tl. Nüncd«!»: /iuct. o««e/ k»ri« l-ouckoa Lirlio - krsokkurt ». tl Stattxsrr: Dauü« <2 <7o., L»rlm: /nvateHenttanz, Lr««I»o: L'mit Lumovor. 67. Lc/»ü»«ter, U»Us L. s.: ^arct «s 6o. llvr»u»xederr Lürü^I. Lipeäitioo 6«» vresäoer ^oarvLl». vrssäen, ^viazerstr. 20. korvoprscb-^osobluso: blr. 1285. Ämtlicher Teil. Sr Majestät der König haben Alleranädigst zu genehmigen geruht, daß der Bahnhofsinspektor I. Klasse Paul Gustav Alwin Bits old in Greiz das von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Reuß ä. L. ihm verliehene Ehrenkreuz Ul. Klasse annehme und trage. nichtamtlicher Teil. Zelegraphische und telephonische Nachrichten. Belgrad, 14. April. (Tel. d. Dresdn. Journ) Der König Alexander ließ nachts di» Regenten verhaften und teilte ihnen mit, daß er sich für großjährig erkläre; er ernannte sofort ein Mini sterium unter dem Präsidium Dokic. Die Trup pen wurden konsigniert und leisteten dem König den Eid der Treue. Die Häuser der Regenten und früheren Minister wurden mit Wachposten umstellt. Belgrad, 14. April. (Tel. d. DreSdn. Jounr.f DaS neue Ministerium ist in folgender Weise zu sammengesetzt: Dokic — Präsidium und Unter richt, Franassovic — Krieg, Oberst Stankovic — Bauten, Vuic — Finanzen, Milosevic — Volks wirtschaft, und Milosavljevic—Inneres Soeben erscheint die Proklamation. Bis jetzt vollzog sich alles in Ruhe. Belgrad, 14. April. (Tel. d. DreSdu.Jour .) Die Proklamation deS Königs Alexander lautet: „Serben! So oft eS die LebrnSinteresseu der ser bischen Völker erheischen, haben Meine Ahnen Obrenowitsch sich stets in den Dienst der serbischen StaatSideen gestellt; in deren Traditionen auf- erzogen und treu im Geiste der Ration; gewöhnt, vor allem den serbischen StaatSideen zu dienen, habe Ich heute die Pflicht dem Beispiele Meiner Ahnen zu folgen. In der gegenwärtigen Zeit soll sicheres Volksleben ruhig unter dem Schutze der Verfassung »«wickeln, die Mein Erlauchter Vater im Einverständnisse mit allen Parteien und mit dem Volke selbst dem Landt verlieh. Leider war die Verfassung in jüngster Zeit so gefährdet, waren die staatsbürgerlichen Rechte Meiner teuren Serben dermaßen in Frage gestellt und die verfassungS mäßige Stellung der Volksvertretung derart er niedrigt, daß Ich nicht säumen darf, diesem un glücklichen Zustande ein Ende zu machen. Serben! Von heute ab nehme Ich di- Königliche Gewalt in Meine Hände; von heute ab tritt die Verfassung ganz in Kraft und erhält ihren vollen Wert Im Vertrauen auf den glücklichen Stern Obrer o witsch werke Ich, gestützt auf die Verfassung und die Gesetze, Mein Land regieren und so fordere Ich Euch alle auf, Mir treu und ergeben zu bienen. Mein teures Volk! Indem Ich Gott anflrbe, baß er jeden Meiner Schritte beschütze, schließe Ich mit dem Rufe: ES lebe daS Volk! (Gez.) Alexander. Belgrad, den 1. April 1893." Buda-Pest, 14. April. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die Vorgänge in Belgrad finden im „Pester Lloyd" folgende Darstellung: Der König Alexander übernahm gestern nacht persönlich die Regierung. Die Regenten wurden verabschiedet und ein neucS aus Radikalen und Fortschrittlern bestehendes Kabinett eingesetzt, dessen Präsidium StaatSrat Dokic übernimmt; dem Kabinett ge- Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von A. E. v. Suttner. kV (Fortsetzung.) Der Direktor folgte noch am selben Nachmittage dem Rufe und da Doktor Herz es verschmähte, dieser ungefährlichen Unterredung beizuwohnen, so blieb auf dessen Anordnung der Gerichtsdiener im Zimmer. Dieser war insofern schon kirre gemacht, als sich Eytzing von dessen Gattin das Essen bereiten ließ und dafür freiwillige Beträge zahlte, als sei er bei Sacher m Wien in der Kost. Immerhin war er somit „ein nobler Herr^, wie sein Wächter sagte, und gewisse kleine Gefälligkeiten, die nicht gegen die Dienstordnung verstießen, konnte man ihm ja ganz gut erweisen. Eytzing war übrigens für alle Fälle bedacht gewesen, eine Gelegenheit zu finden, um rmt seinem Direktor nur auf einige Sekunden allein gelassen zu werden; m diesem Zwecke hatte er sogleich nach Erhalt der Bewilligung die Tinte, die auf dem Tische stand, zur Benutzung ungeeignet gemacht: mit etwas Staub und Asche war das leicht zu bewerkstelligen gewesen. Die geschäftliche Unterredung dauerte eine geraume Weile, dann sagte Eybing endlich: ,Hch werde Ihnen jetzt für alle Fälle eine Vollmacht ausfertigen. Schließen Sie in der angegebenen Weise die Sache provisorisch ab, und sobald ich meine volle Handlungsfreiheit er- lanat habe — waS in wenigen Tagen der Fall sein dürfte — soll da- Geschäft perfekt gemacht werden." hören ferner noch die fortschrittlichen Minister Franassovic und Pavlovic an. Zum Stadtprä- fekten und Adjutanten deS Königs wurde Major Rafic ernannt. Der König lud die Regenten und Minister abends 9 Ubr zu sich ein und teilte denselben seinen Entschluß mit; er ließ deren Wohnungen von Militär umzingeln. Später be gab sich der König in die Kasernen. Die früheren Regenten und Minister dürfen ihre Wohnungen nicht verlassen. Paris, 14. April. (Tel d Dresdn. Journ) Im Prozeß in Sachen der Explosion im Restau rant Vöry wurden Francois und Delonge frei- gesprochen; Bricou wurde zu 20 Jahren Zwangs arbeit verurteilt. Brüssel, 14. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die verhafteten Sozialistenführer wurden nach dem Verhör freigelassen. Nachdem vollkommene Ruhr eingetreten war, wurden die Zivilgarde und die Polizei gegen tz1 Uhr nachts entlassen. Brüssel, 13. April. (W. T.B) Eine Schar von etwa 5000 Kundgebenden durchzog die Straßen der Niederstadt und beging mehrfach Ausschreitungen. Die Schaufenster mehrerer großcn EaföS und Magazine wurden zertrümmert. AIS der Zug auf der Place de la Monnaie an langte, kam es zwischen den Kundgebrndeu und den aufgrbotenrn Polizeimannschaften zu einem Zusammenstoß, bei welchem die Polizeiagenten mit blanker Waffe vorgiugen. Ein Polizeiagent und mehrere Kundgrbrnden wurden schwer verwundet. Der berittenen Bürgergarde gelang es schließlich, die Menge zu zerstreuen. Eine Anzahl Personen wurde verhaftet, darunter befanden sich die So zialistenfübrcr VolderS, Vandervelde und Maes. Auf Ersuchen der Bürgermeister der im Borinage gelegenen Ortschaften ist eine Schwadron Jäger nach Hornu entsandt worden. Boston, 13. April. (D. B Hd.) Zwischen Armeniern, Türken und Griechen, welche in den Teppichwebereien in Worcester angestellt sind, kam cö zu einem blutigen Kampf, in welchem Revolver und Messer zur Verwendung kamen. L ic Polizei stellte mit Mühe die Ordnung wieder her, nach dem sie 16 Verhaftungen vorgenommen batte. London, 14. April. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der „Daily Chronicle" meldet aus Kalkutta, daß einem auS Simla eingetroffenrn Telegramme zu folge dir Russen behufs Festsetzung der Grenzen in Pamir der Einführung einer gemischten Kommission zustimmen. New Dork, 12. April. (D. B Hd.) Nach Telegrammen aus La Paz (Bolivien) ist eS daselbst zu weiteren Ausschreitung, . gegen die Freimaurer gekommen. Der Kampf ,n den Straßen soll ein sehr heftiger gew sen sein; 5 Personen wären ge tötet, viele verwundet. New-Dort, 14. April. (Tel. d. Dresdn Journ.) Nachrichten aus verschiedenen, von den jüngsten Orkanen heimgrsuchten Orten stellen einen Verlust von etwa 40 Menschenleben, ferner die Zahl von 100 Verletzten, sowie einen beträchtlichen materiellen Schaden fest. Halifax, 13. April. (D.BHd.) L ie LegiS latur Neuschottlands hat in zweiter Lesung das Stimmrecht der Krauen angenommen. Philadelphia, 13. April. (D. B. Hd) Ein Waggon der CabercanSbahn in Columbia stürzte einen steilen Abhang herunter, wobei :w»i Frauen getötet, 5 Passagiere schwer und mehrere leicht verwundet wurden. Er nahm einen Bogen Papier zur Hand und begann zu fchreiben, aber die Feder verfaße absolut den Dienst. „Ach ja!" rief er, „die Tinte ist ganz ein gedickt; ich vergaß, Sie um frische zu bitten", wandte er sich an den Diener. „Bitte, haben Sie die Ge fälligkeit", und er schob ihm den Behälter zu. Der andere erhob sich sogleich dienstbereit, und kaum hatte er das Zimmer verlassen, so steckte Eytzing dem Direktor den Brief zu: „Fahren Sie noch heute nach Wien und geben Sie dieses Schreiben an meine Cousine dortselbst eingeschrieben auf, es hängt alles vom rechtzeitigen Eintreffen ab." „Ich könnte ja auch auf der Eisenbahnstation „Nein, nein, sicher ist sicher. Hier in der Gegend kennt man Sie und könnte Verdacht schöpfen — sogar den Brief unterschlagen; mir ist zuviel an der sicheren Beförderung gelegen." Der GerichtSdiener trat ein und machte dem Zwie gespräch ein Ende. „Ich danke Ihnen, lieber Freund," sagte Eytzing verbindlich. „So, nun will ich schnell das Dokument aussetzen und unterschreiben." Nachdem das Schriftstück vollendet war, hielt er eL dem Auffeher zu: „Da überzeugen Sie sich selbst, daß ich nichts Staats gefährliches verfaßt habe." „Bitte, bitte," versetzte der andere ablehnend. „Und noch etwa», lieber Weiser," versetzte Eytzing, seinen Bevollmächtigten zurückhaltend. „Haben Sie die Güte, mir sogleich den gepackten Koffer zu senden, den ich unlängst in Wien mit mir hatte." Dann »um Gerichtsdiener: „Nicht wahr, Sie haben die Ge- sälligkeit, denselben zu übernehmen, ohne erst bei Ihrem Vorgesetzten Rat einzuh»len? Sie können sich selbst Dresden, 14. April Das Scheitern des konstitutionellen Ausgleiches in Dänemark. lH Nicht von langer Dauer erwies sich in Däne mark die Hoffnung auf eine baldige Wiederkehr ver fassungsmäßiger Zustände, die man aus der in letzter Zeit sich allmählich vollziehenden Annäherung der „Moderaten" an die Regierung schöpfen zu können glaubte. Entgegen dieser Erwartung hat nämlich auch die jüngste Tagung der dänischen Volksvertretung den konstitutionellen Ausgleich zwischen der Regierung und den oppositionellen Mehrheitsparteien nicht zuwege gebracht, und das Ministerium EstrupBahnson mußte infolgedessen abermals — es geschieht bereits zum neunten Male — zu dem Notnuttel des „provisorischen" StaaishauShaltplanes greifen, um die Fortführung der Staatsgeschäfte auch für das laufende Finanzjahr zu ermöglichen. Noch am 15. März, an welchem Tage das Volksthing den von der Regierung einge brachten Staatshaushaltsplan mit 71 gegen 15Stimmen zur weiteren Verhandlung und Begutachtung an das Landsthing gelangen l.eß, waren die Aussichten auf den Ausgleich sehr günstig. Das Volksthing brach ans diese Weise mit der seit dem Jahre 1885 geübten Gepflogenheit und man deutete die so geänderte Haltung des Volksthing gegenüber der Regierung all gemein dahin, daß nun das Zusammengehen der Rechten und Moderaten zu erwarten stehe, auf welchem Wege endlich das von allen Freunden konstitutioneller Zustände in Dänemark herbeigesehnte Ende der lang wierigen Verfassungskrisis herbeigeführt werden könnte. Allein schon wenige Tage später — am 25. März — hat sich der Präsident des Volksthings, Hr. Högsbro, durch den inzwischen abermals innerhalb der Volks- thlngsmehrheit vollzogenen Mtinungswechsel zu der Erklärung im gemeinsamen Finanzausschuß beider Kammern veranlaßt gesehen, daß die Aussichten auf das Zusammenwirken seiner beiden Parteien wieder geschwunden sind und die Lage somit die frühere UnauSgleichbarkeit der Gegensätze aufweise. Dieser unerwartet eingetietcne Stimmungswechsel in der Volksthingemehrheit hatte folgende Ursache. Ein dem Volksthingspräsidenten Högsbro nahestehendes Blatt trat in letzter Stunde vor dem Abschluß des Ausgleichs mit der Forderung hervor, daß rn die Ver fassung eine Änderung gebracht werde, der zufolge für die Zukunst ein Regierungssystejn ohne auf verfas sungsmäßigem Wege zu stände kommenden Staatshaus- haltt plan nicht bloß staatsrechtlich, sondern auch thatsächlich unmöglich gemacht werden sollte. Die Annahme dieser Forderung sollte für die „Moderaten" der Preis der Indemnität für das achtjährige budgetlose Regiment des Konfliktministeriums Estrup Bahnson sein. Tie übrige „moderate" Presse verhielt sich anfänglich zu dieser plötzlich vorg.brachten Ausgleichsbi dingung ziem lich reserviert, aber bald eignete auch sie sich dieselbe an als Forderung der gesamten „moderaten" Partei. Die Regierung ließ in ihren Organen diese Forderung als nicht anne mbar bezeichnen, da sie erkannte, daß die Moderaten und ihr zeitweiliger Anhang in den Kammern auf diesem Wege die unbestrittene Herrschaft im Lande an sich rei en könnten. Allerdings handelte es sich den Moderaten einstweilen nur um einige Ministerposten, welche sie in jedem Falle als Preis ihrer Nachgiebigkeit von der Regierung verlangen zu können glaubten. Der Ministerpräsident fand es jedoch noch nicht an der Zeit, den Moderaten diesen Preis zu zahlen; er fürchtete, daß dadurch der weitere Bestand des Ministeriums in Frage gestellt werden könnte, bevor die neue Lage der Dinge die nötige Klärung und Festigung erfahren würde. Die Regier- ungSorgane suchten die Moderaten — allerdings erfolglos — mit der Erklärung zu vertrösten, überzeugen, daß keine Strickleiter und keine Brechwerk zeuge darin enthalten sind." Der Mann lachte: „Bitte, nur den Koffer in meine Wohnung senden zu lassen; ich werde schon alles in Ordnung besorgen." Der Direktor ging — der Streich war gelungen! So wenigstens glaubte Eytzing, der nicht ahnte, daß Marcel bereits Paris verlasten hatte, und daß somit sein Brief auf dem Postimte liegen bleiben würde, bis er am Ende der gesetzlichen Zeit mit den Un bestellbaren vernichtet wurde. Einstweilen arbeitete die Behörde mit aller ihr zu Gebote stehenden Beschleunigung. Sobald Doktor Herz zur Überzeugung gelangt war, daß er einen falschen Weg eingeschlagen hatte, hielt er es für seine Pflicht, zur Wiederherstellung der angegriffenen Ehre Marcels alle seine Kräfte anzuspannen; jeder Tag war für den unrecht Beschuldigten kostbar, und so scheute denn der Beamte keine Mühe, den Gang der Angelegenheit zu beschleunigen. Er nahm mit Cloß- mann noch mehrere Verhöre vor, er begab sich nach Bucheufeld behufs eingehender Rücksprache mit Zoe, und er glaubte, auf Beginn des Prozesses dringen zu können, wenn auch der Hauptbeteiligte, der wichtigste Zeuge, Marcel, noch keine Nachricht über sich gegeben hatte. Möglich, daß man die Hartnäckigkeit EytzingS bändigte, wenn eS zur Verhandlung kam, wenn Cloß- mann in dessen Gegenwart sein Geständnis wieder holte und Zoe ihm als Anklägerin entgegentrat. Er drang also in seinen Chef, die Keinen, nichtssagenden Affären zu verlegen und den Beginn deS Prozesses ! zu beschleunigen. daß für die Zukunft wenigstens der Rücktritt eine- oder des anderen älteren Ministers nicht völlig aus geschlossen sei, und daß die Regierung auf diese Weise die Möglichkeit der von den Moderaten angestrebten Annäherung offen halte. Das Ministerium werde im übrigen nichts unterlassen, was die Einigung der leitenden Kreise mit den Moderaten fördern könnte, damit das eben veröffentlichte provisorische Budget das letzte seiner Art werde. Die Regierung hoffe darauf, daß diese Einigung sich noch vor den Neuwahlen 1895 vollziehe. Das Konfliktministerium hat allerdings alle Ursache, sich mit der Einlösung dieser Zusagen zu beeilen und insbesondere dem budgetlosen Regiment sobald al- möglich ein Ende zu machen. Sollte es der Regierung nicht gelingen, mit dem Budgetprovisorium noch vor den Neuwahlen aufzuräumen, so würden sich dadurch die nächsten Wahlaussichten für die von der Linken abgefallenen Moderaten sehr ungünstig gestalten. Außerdem würde dadurch der Erstarkung der radikal sozialistischen Partei Vorschub geleistet werden, deren Wahlsieg bei den Gemeindewahlen vom 28. März für die Regierung eine ernste Verwarnung gewesen ist. Besondere Beachtung verdient noch der Umstand, daß bei den Ausgleichsverhandlungen der Regierung mit den Moderiten der eigentliche Grund der zwischen dem Ministerium Estrup und der Linken vor 8 Jahren entbrannten und auch heute noch nicht beendigten Fehde — die Befestigungsfrage der Hauptstadt Kopenhagen mit ihrer gegen Deutschland gerichteten Spitze — ganz unbeachtet zur Seite geschoben wurde. Tie Moderaten haben demnach nach ihrer Ausscheidungaus dem Lager der Linken den Widerstand gegen diese Unternehmung der Regierung aus ihrem Programm ausgeschieden, ohne den erwarteten Lohn, — die so heiß begehrten Minister ämter dafür eingeheimst zu haben. Tages geschützte. Dresden, 14. April. Zu der bei Ihren Königl. Majestäten gestern abend 9 Uhr in der Villa Strehlen stattgefundenen Soiree waren mit Ein ladungen bedacht worden: Frau Gräfin Platen, Frau v. Treitschke, Kammerherr Frhr. v. Finck und Ge mahlin, Flügeladjutant Major v. Haugk und Gemahlin, Major v. Hinüber und Gemahlin. Se. Majestät der König nahmen im Laufe der heutigen Vormittags die Vorträge der Herren StaatS- minifter und Departementschefs der König!. Hof staaten, sowie mehrere militärische Meldungen im Residenzschlosse entgegen. Se. Majestät der König begeben Allerhöchstsich in Begleitung deS Generals ü la sait« Generalmajors v. Treitschke mit Sonderzug heute nachmittag 6 Uhr 10 Mm ab Strehlen nach Zittau und von dort nach Oybin, wo Allerhöchstdieselben übernachten. Se Ma jestät werden Sonnabend früh zunächst in den städti schen Forsten die Auerhahnjagd ausüben, darauf Sich nach Zittau begeben, dortselbst auf dem Marktplatze das in Parade aufgestellte 3. Infanterieregiment Nr. 102 besichtigen, alsdann die Glasmalereien einiger Fenster des im dortigen Rathause befindlichen Bürger saales in Augenschein nehmen und ein von der Stadt angebotenes Frühstück einnehmen. Se. Majestät kehren nachmittags 3 Uhr 53 Min. nach Strehlen zurück. Dresden, 14. April. Gegenüber der aus dem „Pirnaer Anzeiger" in verschiedene hiesige Blätter übergegangenen Nachricht ist zu bestätigen, daß die seiner Zeit zur Verfügung gestellten Mittel zu einer vollständigen Umgestaltung des hiesigen König!. Residenz schlosses zwar nicht ausreichen, dagegen ist von der Absicht, eine Nachbewilligung herbeizuführen, an zuständiger Stelle etwas nicht bekannt. > - Jetzt auch gelangte die volle Wahrheit in die Öffentlichkeit. DaS in Pottenbrunn erscheinende Amts blatt brachte in kurz zusammengefaßter Darstellung die ganze Anklage zur Kenntnis des Publikums, und die Notiz schloß mit einer Aufforderung an alle, welche etwa nähere Auskünfte zu geben in der Lage wären, sich als Zeugen bei der Behörde zu melden. Wie eine Bombe fiel diese Nachricht in das Städt chen herab, und es fanden sich nun allerdmgs plötz lich Leute, welche über Eytzing allerhand Mitteilungen zu machen wußten, die jedoch von gar keinem Werte waren, da sie sich nicht auf die in Frage stehende Angelegenheit bezogen. Zoe hatte nach und nach ihren Vater in die Er eignisse eingeweiht und jetzt traf ihn also die Nach richt, die auch nach Buchenfeld gelangte, nicht unvor bereitet. (Fortfetzung folgt.) LilderauSstellung. Die Ernst Arnoldsche Hof kunsthandlung (in der Schloßstraße) hat gegenwärtig eine kleine Bilderausstellung weiblicher Künstlerinnen veranstaltet Sie besitzt keinen begrenzt lokalen Charakter und umfaßt Arbeiten in Ol- und Wasserfarben, Zeich nungen, Radierungen und dergleichen. Der Dilettantis mus spielt dabei keine ausgedehnte Rolle, eS find mehrfach gute Namen vertreten und das Ganze zeigt wieder den längst bekannten und vielfach bewährten findigen Drang deS Unternehmer-, den Liebhabern und Käufern von Kunstgegenständen durch übersichtlich geordnete Sammlungen zu ihrem Besten die Sach kenntnis und zum Besten der Künstler da- Öffnen
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