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sr« Tages geschuhte. Dresden, 1. April. Ihre Majestäten der König und die Königin und Ihre Köuigl. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz Friedrich August und Durchlauchtigste Gemahlin, Prinz Johann Georg, Prinz Max, Prinz Albert und die Prinzejsin Mathilde wohnten gestern, Freitag, vormittag, der Predigt und dem Trauergottetdienste in der katholischen Hoslirche bei und nahmen an der darauf folgenden Prozession der feierlichen Übertragung des Aller- h.ttigsten in daS heilige Grab teil Se. Durchleucht der Prinz Carl Anton von Hohenzollern, Höchst- welcher am Donnerstag abend 6 Uhr 2l M>n zum Besuche Ihrer König!. Majestäten, von Potsdam kommend, in Dresden eingetrossen und in der I I. Etage des König!. Resid.nzschlosseS abgetreten ist, wohnte der kirchlichen Feier im Oratorium bei. — N ch- m ttaqs dinierten Ihre König! Majestäten mit Sr. Durchlaucht dem Prinzen von Hohenzollern allein. — Heule abend um 6 Uhr werden die, Alle,höchsten und Höchsten Herrschaften an der großen Auferstehung« Prozession in der katholischen Hofkirche tcilnehmen. Jlre Majestäten der König und die Königin und Se Durchlaucht der Prinz Carl Anton von Hohenzollern werden mit Gefolge das am Ostermontag, den 3. April, nachmittag' statifindende Dresdner Pferderennen mit Alle, höchst- und Höchstihrer Gegen wart auszeichnen. Dresden, I. April. Das am 28. März zur Aus gabe gekommene i». Stück des Neichsgeietzblattes enthält: Gesetz, betreffend die Feststellung des Reichs- haushaltsetats für das Etatkjrhr 1893/91; Gesetz, betreffend die Aufnahme einer A leihe für Zwecke der Verwaltungen des Reichrheeres, der Marine und der Reichseisenbahnen, sowie zur Erhöhung der Betriebs fonds der Reichs kaffe; Geptz, betreffend die Feststellung des Haushaliseiais für die Schutzgebiete Kamerun, Togo und das südwestasrikanisäe Schutzgebiet für das Etatjahr 1893/94 Das lO. Stück des Neichrgesetz- biattes, das am 29. März herausgegeben wurde, ent hält: Gesetz wegen Eigänzung des Gesetzes vom 2. Juni 1809, betreffend die Kaution der Bundes beamten; Gesetz, betreffend die Abänderung des 8 69 des Strafgesetzbuchs für das Deutsche Reich; Bekw nl- niachung, betreffend einen Nachtrag zu der Verein barung erleichternder Vorschriften für den wechsel- fkili.en Verkehr zwischen den Eisei bahnen Deutsch lands einerseits und Österreichs und Ungarns anderer seits; Bekanntmachung, betreffend die Anwendung der vertragsmäßig jbestehevden Zollbefreiungen und Zoll- ermäßigungen auf die spanischen Boden-und Jndust ie- erzeugmsse; Bekanntmachung, betreffend den Beitritt Montenegros zu der am 9. September 1886 zu Bern abgeschlossenen Übereinkunft wegen Bildung eines internationalen Verbandes zum Schutze von Welken der Lilteratur und Kunst. * Berlin, 31. März. Ihre Kaiser!. Maje stäten legabeu sich am gestrigen Vormittag nach dem Kai er Wsthelm PalaiS Unter den Linden, um rn der doitigen Kapelle gemeinsam das heilige Abendmahl zu nehmen. Nach dec Rückkehr ins Schloß verbrachten die Majestäten alSdai n den übrigen Teil des Tages in aller Stille. — Die „Berliner Polit. Nachrichten" brachten gestern solgende Mitteilung: „Dem Vernehmen nach ist nunmehr sestgestellt, daß Se. Majestät der Kaiser bei seinem nächsten Auf nt alte in Nom vor dem Besuche les Papstes beim preußischen Gesandten das Frühstück einnehmen und von dott mit eig'nem Wagen sich zum Vatikan begeben wird." Demgegenüber teilt nun die „N. A. Z" nach zuverlässiger Information mit, daß bereits bei ler Anmeldung des Kasteilichen Besuchs im Vatikan, Anfang Marz, auf beiden Seiten als selbstverständlich angesehen wurde, daß der Besuch unter demselben Zeremoniell wie rm Jahre 1888 statt finden werde. — Der „Rcichsanzeiger" veröffentlicht die Er nennung der bisherigen Prostssors an der König!. Sächsischen Technischen Hochschule rn Dresden Or. Franz Stenger zum Direktor bei der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. — Abg. v. Busse hat wewn „körperlicher Ge brechlichkeit" sein ReichStagsmandat niedergelegt. Hr. v. B. ist am 12. Januar 1818 geboren, war von 1818 biS 1874 Landrat d.s Kreises Neustettin und verirat den 5. Kösliner Wahlkreis iNeusiettin) seit 1876 im Reichstage, wo er der doutschkonservativen — Verschiedene Blätter wußten zu melden, daß Bayern im Bunderrote gegen den Eniwuif eine- SeuchengesetzeS gestimmt habe. Wie demgegenüber der Münchener „Corr. Hosmann" von unterricheter Seite mitgeteilt wird, hat Boyern alle-dmgS zu den einzelnen Bestimmungen de» G setzemwurfs mehrfache AbändeiungSvorjchläge eingebracht, auf Grund deren derselbe in verschiedener Richtung modifiziert worden ist Dagegen ist dem Gesetzentwurf im ganzen, wie derselbe aus den Beratungen brr Ausschüsse hervor- gegangen ist, die Zustimmung Bayerns nn Plenum des Bu desrateL erteilt worden — In der Bugetkommission des Reichstags wurde gelegentlich der Beratung des MilitärrtatS für 1893,94 von einrm Vertreter des KritaSmimsteriumS auf eine Aifiage die Mitteilung gemocht, doß es in drr Ab sicht liege, in dem Verfahren bei verschiedenen Liefer ungen für die Militärverwaltung eine Änder ung einwrten zu lassen. In eil igen Gewerbszweigen ist diese Mitteilung so au'gesaßt worden, als ob nun auch eine Äm erring in den Ai svrderungen eintreten sollte, we'che die M litärverwaltunq an die Beschaffen heit der zu liefernden Waren stell'. Es »st de-halb in manchen Kreisen eine gewisse Beunruhigung zu bemerken gewesen. Wie die „B. P. N " hören, liegt jedoch zu einer solchen Beunruhigung nicht dir min- dtste Grund vor. Tie Militärverwaltung hat nicht d>e Absicht, auch die Bedingungen für die Qualität der Lieferungen umzugestalten. Wien, 31. Marz. Das „Fremdenblatt" schreibt: „Die Nachr cht, daß Se Kaistrl. w d König!. Hoheit Erzherzog Rainer m Vertretung Sr Majestät deS Kaisers den in Rom anläßlich der silbernen Hochzeit des italienischen KönigSpaares am 22. April stattfindenden Feierlichkeiten teilnehmen werde, hat ver schiedenen e>findungSreichen Zeitung; benchterstattern Anlaß geboten, an ihre Blätter sensationelle, zugleich aber ganz auf Erfindung beruhende Nachrichten zu kommen zu lassen. So wußte bei pielsweise der römische Mitarbeiter des Londoner „Standard" diesem Blatte ganz genaue Einzelheiten einer Unterredung des Grasen Kalnoly mit dem apostolischen Nuntius in Wien, Kardinal Galimberti, zu berichten, welche Unterredung überhaupt nicht stattgefunden hat und samt ihrem Inhalte erfunden ist. Ein anderer, wegen seiner Sensationsmeldungen über österreichische Hof- angelegenheiien bekannter Benchterstatter meh>erer italienischer Blätter schildert wieder ganz eingehend die Voifälle in einem lästerlichen Familienräte, der gar niat abgehalten worden ist Die Nachricht ist ebenso erfunden, wie alles, was über angebliche, aus obigem Aniasse stattgehabie Verhandlungen mit der römischen Kurie in den genannten oder anderen Blät tern dem Publikum erzählt wiid. Der Erzherzog be- giebt sich ausschließlich zu dem Zwecke nach Rom, um an dem obgedachten Familienfeste des engbifreundeten und nahe verwandten italienischen Königspaares al; Vertreter Sr Majestät des Kaisers und als Ver Wandler teilzunehmen; es ist also nicht in Aussicht genommen, daß Se. Kaiserl. und König!. Hoheit einen nicht in seiner Mission liegenden Besuch im Vatikan mit dieser dem italienischen Hofe gewidmeten Retse verbinde." , * Pari-, 30 März. In der heutigen Sitzung der Kammer teilte Lockroy, der neue Be-ichteistatier, mit, der Ausschuß habe des lösten, das Budget in der Form, wie die Kammer es gen-hmist habe, auf recht zu halten, weil es ihm unmöglich scheine, die darin en haltenen fiskalischen Maßregeln ru d R-formen allesamt aufzngeben. Das Budget für 1893 habe sich durch drei große Reformen, die Gewerbesteuerreform, die Getränkestcuerresorm und die Börsensteuerresorm, ausgezeichnet Der Senat habe die erste dieser Re formen entstellt, die beiden anderen vom Budget aus geschieden und zulückgesetzt. Vergebens habe die Re gierung das Budget der Kammer verteidigt, der Senat habe dem keine Rücksicht xetiagen und habe dabei vielleicht gewisse verfassungsmäßige Rech e überschritten. Falls ein Konflikt ausbrechen sollte, müsse die Kammer das letzte Wort behalien. Die Kämmer trat da, auf in die Beratung des Budgets ein. Bei der all gemeinen Erörterung spricht sich Floguet, der seine Zeit schon wieder für gekommen hält, dafür aus, daß das Budget in der Form, wie die Kammer es an genommen, an den Senat zurückgeschickt werde. Nach dem der Finanzminister Tirard ihm erwidert, es sei das erste Mal, daß ein so schroffer Antrag gestellt werde, berichtigte Floquet seinen Vorschlag dahin, daS Budget nicht en dloe, sondern nach nochmaliger Be ratung der Artikel zurückzu enden. Minister Tirard er ¬ klärte, nach dem AuSfchußbericht feier der Meinung ge wesen, daß da- gesamte Budget unbesehen an den Se ot zuiückg wiesen werden solle. Es sei unrichtig, zu behaupten, der Senat habe sich systemansch allen Reformen verschlossen Die Geiiänkesteuerresoim müsse in kürzester Frist beraten und noch in dieser Legislaturperiode verubschi det werden; in derGeweibe sttt-ernovelle werde der Senat sich hoff-ntlich dem von der Kommer angenommenen Systeme noch mehr nähern. Schließlich bat der Minister, im allgemeinen Interesse des Lander in die Beratung de^ Artikel eivzutieten und daS Budget sodclo als möglich zu erledigen. De Colombet ,Rechte) erklärt sich gegen die Trennung der Reformen vom Budget. Alsdann ging das HauS zur Beratung der Artikel über und eS wurde beschlossen, die Kammerbeschlüffe aufrecht zu halten sür die Civilpensionen, für die Börsensteuer, für die Bu'gets der Justiz, deS Innern ui d ler öffentlichen Arbeiten, sür den Text 1er Gewerbesteuer- Novelle. Die Abänderungen des Senats wurden genehmigt für das Marinebudget, ebenso wurle die vom Senat verwoifene Klavier- und Livieesttuer be festigt. Tirard bat die Gebäudesteucr vom Budget zu trennen, damit man nicht wieder ein provisorisches Zwölftel rachsuchen müsse. UveS Guyot schloß sich ihm an, während Salis und Jamais dagegen waren. Ribot stellte dem Hause die Bedeutung vor, welche eine dritte Bewilligung eines Zwölftels habe, denn am Voroaeud der Wahlen werde dadurch eine gefährliche Lage geschaffen Tie Kammer könne nicht wollen, daß die Regierung ohne Budget sei. Die Regierung wünsche eine Verständigung könne sie aber nicht erreichen, wenn das Haus unerfüllbare Beding ungen stelle. Der Präsiden erk.äne, er werde üb r die Tiennuna adstimmen lassen. Ribot erinnerte im Namen der Regierung, daß sie die Tiennung wünsche und macht noch einmal auf d'e Folgen deS Besä lusteS ausmeiksam. Die Abniu mung gab zu Zweifln An laß, die Sitzung wurde aufgehoben. In den Wandel- gängen hörte man, die Trennung sei mit 5 Stia men Mehrheit verworfen worden. dieRegieiung also unter legen. Als die Sitzung wieder ausgenommen war, bestätigte sich dies. Mit 247 gegen 242 Stimmen war die Trennung abgelehnt worden. Mini sie, Präsi dent Ribot erklärte, nach dieser Entscteidung der Kammer könne dis Kabinett die Budgetbeiatung nicht fvnsetzen Im Interesse deS Landes und der Er ledigung der Geschäft bäte er, heute abend zusammen- zutreien. Die Minister verließen den Saal, das Haus vertagte sich auf 9 Uhr. In den Wandelgän. en herrschte größte Erregung; man beurteilte den Rück tritt des Kabinetts verschieden Ribot begab sich sogleich zum Präsidenten Carnot, um demselben den Rücktritt des Kabinetts anzuzeigen. — 31. März. Ter Präsident hat noch gestern abends die Demission des Ministerium Ribot angenommen und die Mitglieder ersticht, die laufen den Ge chäfte bis zur Lösung der Krisis fortzusühren. Die Minister haben infolgedessen den Finanzminister Tirard mit der Vertretung der Regieiung in den Kämmern beauftragt, und dieser hat einen Gesetz entwu f wegen Bewilligung von zwei piovisoriicken BudgetMölfteln für die Monate April und Mai eingebrocht. Tie Deputiertenkammer tiaut offenbar dem Frieden nickt, sie befürchiet wahrscheinlich eine anticipierte Auslösung und die Ausschreibung von Neuwahlen durch ein Ministerium, dem sie diese Auf gabe nicht anvertrau'n will. Sie bewilligte daher nur ein provisorisches Zwölftel sür den Monat April. Ta es nun Schmierigkeiten bereiten dürfte, den ganzen Wahlakt im Laufe eines Monats dmchzusühren, so glaubt die Kammer, ihr Schicksal durch die Be willigung eines einzigen provisorischen Zwölftels in der Hand zu haben. Die Versossui g schreibt aller dings nur vor, daß die Neuwahlen noch der Auf lösung ii nerhalb eines Zeitraumes vo- drei Moralen stattzufinden haben Das neue Ministerium müßte sich aber sehr beeilen, nach der Auflösung die Neu wahlen auszuschreiben, da es Übung ist, daß dies drei Wochen vor dem eisten Wahltage geschieht, während der zweite Wohlgong v ergehn Tage noch dem eisten vorgenommen wird. Ein einziger Monat, für welchen die Kammern daS Bu'get bewilligt haben, durste also kaum sür die Durchstich uig der ganzen Wahlopcration genügen, insbesondere wenn, wie eS den Anschein hat, die Lösung der Minister krisis längere Zeit in Anspruch nehmen wird Ter Eintritt d.s Senators Constans in das nrue Kabinett ist unter solchen Bedingungen sür den Augen blick nickt wahrscheinlich, denn dieser Staatsmann würde nur einem Auflösung-Ministerium präsidieren. Eine Kombination Develle oder Burdeau dehuf» Bildung eine- übergang-ministerium- erscheint eber möglich, und zwar umsomehr, al- sowohl Carnot al- auch die lepublikrnische Partei keine Lust haben dürften, die Lebensdauer der Kammer abzukürzen. In der Thot könnte die Beschleunigung der Wahlen nur den Monarchisten, den Boulangisten und den Sozialisten zu gute kommen. Damit die Wahlen möglichst undeeirflußt von den jüngsten Vorgängen vor sich gehen können, müßte der Wahllernnn solange als möglich, das ist bis in den September, Hst au-- geichoben werden Allerdings ist eS fraglich, ob die- mit Rücksicht auf dar Mißtrauen der Kammer, welche sich in der rate, weisen Budget!ewilligung bekundet, möglich sein wird. Im Senate herrscht übrigens eine gewisse Erregung gegen die Depntiertenkammer, die man sür die Konsequenzen deS Konflikts verantwortlich macht. Diese Stimmung te- Senats koinmt auch da durch zum Ausdrucke, daß diese Körperschaft sich nur bis zum Sonnabend vertagte, während die Depusterten- kammec in der gestrigen Abendsitzung, in welcher der Rücktritt des Ministeriums unter gioßer Erregung oifi.nll mitgeteilt wurde, bis Dienstag Ferien nahm. Auf Seite der Senatoren würde daher Hr. Carnot kaum auf Schwierigkeiten stoßen, wenn er deren Zu stimmung zur Auslösung der Deputiertenkammer in Anspruch nehmen tollte. Madrid, 27. März. Die letzten Nacchichten au» Marokko bekunden, daß ein Teil dieses Landes sich im Zustande dauernder Gäbrung befindet. Namentlich d.e Stämme im Osten und tm Süden von Mequinez, die Rialas und die Zeymour, revoltieren seit Mona en gegen die Regierung des Sultans. Zur Nieder werfung derselben wird gegenwärtig eine große Ex pedition ausgerüstet, welche im Lause des April aus- gesührt werden soll. Wie eS Hecht, wird sich der Sultan selbst an die Spitze dieser Expedition stellen. Inzwischen ist den Truppen des Gouverneurs von Tanger ein glücklicher Fang gelungen, indem sie des vielgenannten Führers des Ausstandes des Angera- stammes, welcher im Sommer des vergangenen Jahre- statlfand, habhaft wurden. Dieser sehr gefährliche Rebell, El Hamam, hielt sich seit der Niederwerfung dieses Aufstandes im Angerageviete auf, wechselte aber sehr oft seinen Wohnort und arbeitete an einer neuer lichen Aufwiegelung seiner Stammesgenossn. Der Gouverneur von Tanger, der von diesem Treioen Kenntnis hatte, traf unauffällige Anstalten, um El Hamam dingfest zu machen, und thatsächlich gelang es, ihn in dem unweit von Tanger gelegenen Dorfe Madras gefangen zu nehmen. Aus dem Umstande, daß El Hamam bei seiner Festnahme Frauenkleidung trug und sich in Gesellschaft anderer Frauen flüchten wollte, als die Truppen des Gouverneurs heran- naht.n, ist zu schließen, daß er von den Maßregeln des Gouverneurs trotz deren Geheimhaltung Wind be kommen hatte. Der Rebellenführer konnte erst nach heftiger Gegenwehr festgenommen werden, worauf er in Kelten unter starker Eskorte nach Tanger gebracht wurde. London, 30. März. Im Unterhause wurde heute nach mehrstündiger Debatte der Antrag Gladstone-, wonach nach Ostern Dienstag und Mittwoch für Re gierungsvorlagen Vorbehalten werden, und der Ho- merulebill an allen Tagen, wo dreselbe auf der Tagesordnung stell, die Priorität eingeräumt wird, mit 163 gegen 75 Stimmen angenommen. Balfour bezeichnete den Antrag als einen beispiellosen Eingriff in die Privilegien des Unterhauses, welcher im weiteren Verlause der Verhandlung unliebsame Früchte sür die Regierung tragen düifte. — Laut amtlicher Bekannt machung ist Sir Edmund Monson zum Botschafter am Wiener Hofe ernannt worden an Stelle von Sir Augustus Paget, welcher Ende Juni nach England zurückkehrt — 31. März. Ein heute veröffentlichtes Weiß, buch enthält eine Tepesche des Ministers des Aus wärtigen Lord Roseberry an den englischen Vertreter in Kairo Lord Cromer vom 16. Februar, in welchem die jüngsten Ereignisse rn Ägypten rekapituliert werten und ausgesprochen wird, daß, wenn der eng lische Einspruch gegen die Handlungsweise des Khedive ohne Erfolg geblieben wären, weitere ernste Folgcn ein geircten närn, die ober durch das rechtzeitige weise Einlenken des Khedive beseitigt worden seien Man dürfe aber nicht zu positiv annehmen, daß jede Aus sicht auf künftige Schwierigkeiten ausgeich'.osjeu sei. Die Zurückziehung der britischen Truppen aus Ägypten sei unmöglich, sie könnte d e Sn-berb-st der do r-aen zu rechnen, ;on0rin zu trachten, daß er nach ehrlich gethaner Arbeit einmal ruhig die Augen schließen könne. XVIIl. HanS fühlte sich über die Heldenthat, die er Zoe gegenüber verübt, keineswegs be'riedigt. Es war sonst seine Art nicht, anderen mit Vorsatz Krä kunqen zu zusügen, und daß er die einstige Braut seines Bi uder- schwer gekränkt, das unterlag keinem Zweifel. Aller dings hatte der Zorn im ersten Augenblick in ihm aufgelocht, als er sie so unversehens vor sich gesehen und besonders, als sie so unbefangen gethon, als wäre nie etwas vorgefallen — ja, es hatte ihm geschienen, wie wenn ein Ton des Triumphes in ihrer Stimme gelegen wäre, als sie ries: „Sie glaubten sich ge täuscht zu haben, wie e" Düse Unverfrorenheit, die herausfordernde Art, hatte den Zornesbecher überschäumen gemacht und so war denn drr Angriff ohne weitere Ü-erlegung nach- gefolgt. Dann als er gesehen, wie plötzlich alle» Blut auS ihren Wangen wich, wie sich rhr Blick schmerzlich verschleierte, hatte eS ihm fast leid gethan, und als ec w eder seiner Wege ging, war er mit sich unzufrieden, ärgerlich, daß er sich nicht mehr Zurück haltung aufzuerlegen vermocht. Ter ganze Nachmittag war ihm verdorben. Jetzt fühlte er sich nicht mehr aufgelegt, mit dem Pariser Freunde, dem er als Führer diente, e>n paar Stunden totzuschlogen. und er erhob keine Einwendung, al- dieser die Absicht au-sprach, in sein Hotel zurück- tukehren. (Kons, folgt.) K. Hoftheater. Infolge Unpäßlichkeit de- Hrn. Porlh hat der Spielplan für die Feiertage im König!. Echauspielhause insofern eine Abänderung erfahren, als am 1. Fe erläge das seit langem nicht aufgeführte Lustspiel „Rosenmüller und F nke" in Scene geht. Am 2. Feiertage bleibt in der Altstadt „Faust' (1. Teil), während in der Neustadt „Die Waise aus Lewood" an gesetzt ist. Am Dienstag, den 4. April folgt „Preciosa". Konzerte. In zwei Gotteshäusern unserer Stadt war am Karfreitag Abend dem Publikum der Herz stärkende Genuß schöner geistlicher Musik gewährt. Namentlich in der Kreuzkirche hatte sich eine große ondäcktig gestimmte Hörerschaft bei der Ausführung der Johannes-Passion von I. Seb Bach ver sammelt. DaS Werk des Großmeisters deutscher kirch licher Musik erfuhr unter Leitung deS Hrn. Prof. Wermann — soweit wir die Vorführung anhörten — eine durchaus würdige Darstellung sowohl in den schwungvoll angefaßten dramatischen Chören und den fein abgetönten Chorälen wie in den Solopartien, die von Fil. Louise Ottermann, Frau Bächi-Fährmann, den Herren Mann, Bucha und Nebuschka sehr loben- wert gesungen wurden. Durch schöne- Stimmaterial und warm beseelten Vortrag ragte der Weimarische Sänger in diesem Quintett hervor. Auch Hr. Ne buschka sang die weihevolle Baßpartie mit edlem Aus druck. Der Chor der Kreuzkirche war zu einem statt- lichen Tonkörper verstärkt; nnr in den Bässen fehlte e- an Kraft und Fülle Hr Hoskonzertmeister Grütz macher begleitetete die Rezitalive meisterlich und neben ihm bewährte sich Hr. Kammermusiku- Rüdiger mit vielerTüchtigkeit. Eine weitere kritisch« Aussprache erscheint nicht angemrffrn für eine Aufführung an diesem Dage, die zugleich als kirchliche Frier erhebend und läuternd der christlichen Gemeinde oarneboten wurde. . . . Ta» gilt auch sür das geistliche Konzert, welch«s fast zur selbigen Zeit in der Martin Luther Kirche stattfand und dessen Programm iuH. Schütz's weniger bekanntem Werke „Die sieben Worte JesuChristi am Kreuz"gipfelte. Die tief ergreifende Komposition b<ginnt mit einem schön deklamierten fünfstimmigen JntiostuS, bringt e ne li, bärtig einsetzendc und als Trauermusik charakteri sierte Spmphonia des SlreichoichesterS und inierpre- tiert alsdann mit einem großen Recitativ für fünf Solostimmen, das von einem aller Zeiieinwirkung spottenden herrlichen Pathos voll edler Ruhe durch- strömt wird und selbst die Glanzleisturgen eines Monteverde im begleitenden Sologesang erblassen läßt, da» wunderbare Evangelium der Kreuzscene; danach wiederholt sich die Symphonie und «in süMtimmiger Schlußchor beendet rm erhabenen Ausdruck frommer Hoff.ung auf daS ewige Leben die jeden empfäng lichen Hörer unmittelbar berührende und erhebende Tonschüpfung Unter Leitung des Hrn. Kantor Röm- hlld, dessen Bemühungen um das Interesse der Musik freunde für nicht allgemein bekannte beste kirchliche Musikwerke klassischer und neuerer Zeit hoch anzu schlagen sind, kam da» Werk von Schütz sehr an sprechend zu Gehör. Alle Mitnurkenden waren mit größtem Eifer bei der Sache, der ständige Kirchen chor de» Gotte-Hause- sang vollkommen sicher, klang rein, mit lebendiger Schattierung de- Vortrag- und unter den Solisten zeigten sich namentlich Frl. Ga- steyer, Hr O. Hoche und E Franck mtt ihren Aufgaben wohlvertraut Trefflich stützte da- Streich- orchester der G'wrrbehoutkapelle die Ausführung » Aquarellaukstellung. Die von der Ernst ^rnvll- schen Hofkunsthandlung veranstaltete Ausstellung von Wasjersarbenbildcrn ilt für Kenner und Kunstfreunde von mannigfachem Interesse. Sie ist übersichtlich sehr hübsch aufgestellt uns enthält nicht wenige vortreffliche Arbeiten. In Bezug auf farbige Behandlung nehmen darunter einige Leistungen der Italiener den ersten Platz ein. So z. B. Pasjinis Slraßcnscene in Rom und cin Mädchen- und ein Knabenkopf von Levorati. Ed. Detail le hat ein Kavalleriebiwak in fesselnder Technik ausgeführt, Raoul Frank eine recht hübsche Naturstudie von Tegernsee in leichten Farbentönen gemalt. LichtenbergauSstellung. Die einladenden Räume dieser Gemäldeausstellung im Viktoriahause sind am Ostersonntag geschlossen; Ostermontag dagegen sind die selben von 11—2 Uhr gl öffnet. — Die jetzt angekünd'gten Gemäldehandzeichnungen und Skulpturen bleiben nur noch 12 Tage au gestellt; der Salon ist von jetzt ab bis 6 Uhr abends geöffnet. * Hr. Direktor B. Rollfuß teilt un» mit, daß er die geschäftliche Leitung seiner Musik Akademie wie auch der mit dieser verbundenen Elementar- Klavierschule am 1. Oki ober d. I. an Hrn. P anist Gustav Schumann, langjährigen Lehrer in der Akademie, übergeben wird. Hr. Rollfuß behält allein die artisti sche Leitung der von genanntem Zeitpunkt an Hrn Schu mann gehörigen Anstalt, in welchen er auch wie bi-hrr Unterricht erteilen wird Der Unterricht wird über haupt ohne jede Veränderung und mit dem jetzt thälrgen Lehrrrpersoaal weilergeführt werden.