Suche löschen...
Dresdner Journal : 04.04.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189304043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-04
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.04.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O76. Dienstag, den 4. April, abends. 1893. v»r»r»prel»r vr««a«o v>«rUhLkrUct> 2 b« kk, d« L»tt«r1 äeutteveo > U»rlc; »u,,erk»tt- «le» üeuttcbe» tritt kort- uoü 8ttwp«lru»cl»l»8 vu»». Liorolo» Huiomera: 10 kt. L»büi»älxui>8»xvdükr«»r a«v lisum «ioer ^erpolteveo Lsilo tleio« Sokrikt 20 kk. voter „km^e^oüt" ä>« 2«ll» SO kk. ö« ^»delleo- uv 6 ^lffvrvsLtr eotrxr. XukielU»». Lr»cbei»eu: wit XuivLkius 6er 8oov- u. k«iert»8^ »bovitt. korvrproct»-Morello»»! Ur. I2SL. DresdnerAmMal. Für die Geiamtteilung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, ssrofeffor der Litteratur- und Kunstgeschichte. r»A Lokü»slxu»xen »a»«Lrt»« r«ip»iz-: /->. Lronitrtetter, NoorwirriauLr 6«, llrerüorr 6ourv»I»; L»«doiA I»-N» V»»o 1.»ip,l^ Srrrl »rrrlru ^r»»kk»« N.: //aarenrtei» kvAirr, Srrlio-ViraHr-adrr^- kr»^ l.«ip,j,-»r»vllt«rt ». N. »üaed,ll: , krri« Lorckoo Srrlm »-»»kkurt ». N Slatt^rrt: I-ai-t« «2 6o.,' LrrUo: /nvaiiüenüant, Lrrrlro: k>mi/ ll»Lvo-«r: <7. L»Us «. ».: ^arrt F <>». Nerrurxederr NLoixl. Lrpeäitioo 6e» ttreräner 7ouriua». Orsräeo, ^vio^errtr. 2V. k«rv»pr»cb-Au,eblu»i: Nr. 129L» Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und es werden die Gebühren im Ankündigungs teile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen unter „Eingesandtes" find die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. Amtlicher Teil. Dresden, 4. April. Se. Majestät der König hoben All>.rgnädigst geruht, nachstehende Gefreite und Kadetten zu charakieris Portepeesähnrichs zu ernennen: Kadett Glöckner beim 3. Feld-Art-Regt. Nr. 32. Kadett Naumann beim 2. Königin Hus.-Regt Nr 19. Kadett Frhr. v. Fritsch I. beim Karabinier-Regt. Kadett Frhr. v Buseck u. Alten-Buseck beim 11. Inf-Regt. Nr. l39. Kadett v. Ehrenstein beim 1. Jäger-Bat. Nr. 12. Gefreiter v Wurmb beim 2. Gren Regt. Nr. 101 Kaiser Wilhelm, König von Preußen". Kadett v. Holleben beim 9. Jnf.-Regt. Nr. 133. Kadett Argyropoulos beim 1. Königs Hus.-Regt. Nr. 18. Kadett v. Zehmen I. beim 2. Jäger-Bat. Nr. 13. Kadett Kreller beim 8. Jnf.-Regt. „Prinz Johann Georg" Nr. 107. Kadett Bucher I. beim 10. Inf-Regt. Nr. 134. Kadett Bodemer II. beim 6. Inf-Regt. Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württemberg". Gefreiter Merz I. beim 2. Feld - Art.-Regt. Nr. 28. Gefreiter v. Wolffersdorff II. beim 2. Ulan.-Regt. Nr. 18. Gefreiter Kirchner II. beim 3. Jäger-Bat. Nr. 15. Kadett v. Schütz beim Schützen- (Füs.-) Regt. „Prinz Georg" Nr. 108. Gefreiter v Elterlein beim 3. Jnf.-Regt. Nr. 102 „Prinz-Regent Luitpold von Bayern". Kadett Ritter Borosini v. Hohenstern beim 6. Jnf.- Regt Nr. 105 „König Wilhelm II. von Württem berg". Kadett Wolf beim Fuß Art-Regt. Nr. 12. Kadett Rortka II. beim 5. Jnf.-Regt. „Prinz Friedrich August" Nr. 104. Kadett Frommelt beim 9. Jnf-Regt. Nr. 133. Kadett Waaner I. beim 5. Jnf.-Regt. „Prinz Friedrich August" Nr. I04. Kadett v. Rüdiger I. beim 1. (Leib-) Gren.-Regt. Nr. 100. Kadett Stecher I. beim 1. Feld-Art.-Regt. Nr. 12. Kadett v. Schimpfs beim 1. Jäger-Bat. Nr. 12. Kadett v. Zeschau beim Fuß-Art.-Regt. Nr. 12. Kadett v. Hartmann beim 4. Jnf.-Regt. Nr. 103. Kadett Schmalz II. beim 7. Jnf.-Regt. „Prinz Georg" Nr. 100. . Se. Majestät der König haben dem Kaufmann Richard Rihl, in Firma: Wilhelm Rihl und Sohn in Dresden, das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Wachrichten. Rom, 4. April. (Tel. d. Dresdn. Joucr.) Kar dinal Apolloni ist gestorben. Gent, 4. April. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Soziulistenkongreß hierselbst beschloß die Ver tretung der belgischen Arbeiterpartei auf dem Kongreß in Zürich, sowie ferner die Erwirkung Lauft und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von A. <8 v. Suttner. ro (Fortsetzung) Allerdings gab Hans ihm noch das Geleite, dann aber schützte er dringende Geschäfte vor und sprach die Vermutung aus, daß er keine Zeit finden werde, der Abendgesellschaft im PalaiS des französi schen Botschafter- beizuwohnen, wo man dem an gesehenen LanoSmann zu Ehren eine kleine Unter haltung veranstalten wollte. Mißmutig ging er nach Hause, in jener Stim mung wo man über sich selbst und infolgedessen über die ganze Welt ärgerlich ist. Er warf einen flüchtigen Blick in die ein gelaufene Nachmittagspost, durchblätterte ein paar Zeitungen, warf mehrere Einladungen in den Papier korb und griff schließlich einen Brief auf, der ihm unbekannte, ungeschickte Schriftzüge trug Wahlschein- lich eine Bettelei; mit solchen Korrespondenzen wurde er sehr häufig bedacht. Nein, doch nicht; eS war ein Schreiben von Marcels altem Diener, von Holzinger: „Gnädiger Herr Baron HanS! Ich bitte, sogleich nach Eteinbrunn zu kommen; uh glaube etwas Wichtige« gefunden zu haben. Zum Glück war gerade der Tischler anwesend (es gab an einer Thür etwas zu richten, die nicht ausgehen wollte) des Stimmrecht- für Frauen. Der Kongreß wurde geschlossen. London, 3. April. (W. T. B.) Ein Tele gramm drü „Rruterschev , BnreauS" auS Rio de Janeiro meldet, von den Regierungktruppen» welche in der Zahl von 1500 an d«m Gefechte bei Alegrrte in Rio Grande do Sul teilgenommen haben, seien 500 gefallen. Belgrad, 3. April. (W. T B.) Die Mel dungen ungarischer Blätter vcn einer Minister- kr^fiS, ingleichen daS Gerücht, daß die bulgarische Regierung die Aufmrikjamkeit der serbischen Regierung auf daS Treiben bulgarischer Emi granten gelenkt habe, werden von unterrichteter Seite für vollkommen unbegründet erklärt. London, 4. April. (Tel. d DreSdn. Journ.) Die Herzogin von Fife wurde gestern von einer Toch er enlbunden. — Der „Standard" meldet auS Shanubai: Der Bizekönig Petschiti Lihung- tschai g empfing von dem chinefi chrn Gesandten in St. Petersburg rin Telegramm in welchem eS heißt, da daS englisch russische Übereinkommen vom Jahre 1872 der chinesischen Regierung die Frei heit lasse, Ansprüche auf alle Teile de- den Afghanen nicht zugrsprrchenen PamirgedieteS zu machen, hoffe er, wit Rußland bald zum Abschluß eines Vertrags zu komm n, der die Rechte fest stellt, welch China dort vor drr Besitzergreifung durch Jakubbeg besessen habe. Dresden, 4. April. Die jungtschechischen Erfolge während der letzten Reichsratstagung. ** Die Jungtschechen sind unstreitig die rührigste und unermüdlichste Partei im österreichischen Parla- n ente. Sie haben in den Ausschüssen und im Hause selbst allein die gute Hälfte des motorischen Aufwandes gedeckt und nun, da der Reichsrat geschlossen ist, wandern ihre nimmermüden Volksvertreter daheim von Stadt zu Stadt, um ihren Wählern Rechen schaft über ihre reichsrätliche Thätigkeit zu er statten und ihnen an der Hand der im harten Kampfe gegen die Regierung und die Mehrheit« - Parteien errungenen Erfolge zu beweisen, daß die Vertretung des tschechischen Volkes sich zur gegenwär tigen Zeit in ungleich tüchtigeren und v.rtrauenSmür- digereu Händen befindet, als zur Zeit der Brosamen politik der alltschechischen Stützen des „Regierungssystems über den Parteien " Auch das Prager Hauptorgan der jungtschechischen Partei unterließ es nicht, daS Volk hinsichtlich der Lage der Dinge durch Aufzählung der Errungenschaften der jungtschechischen Delegation zu beruhigen, zumal die alttschechische Piesse durch ihre Neugierde das Gregrsche Blatt zu Mitteilungen über die Lüftungen der jungtschechischen Volksvertreter im Reichsrate geradezu herousgeforvert hatte. Auf die höhnisle Frage dieser Presse, was denn die Herren vom jungtschechischen Klub dem tschechischen Volke aus dem Reichsrate zum Ostergeschenk mitgebracht haben, gaben die „Narodni Lssty" allerdings zunächst nur zur Antwort: Und wenn auch nichts anderes, so wenigstens — die Kronen, auf welchen kein deutsches noch ungarisches Schr'ftzeichen, wohl aber der historische RechtStttel des Königs von Böhme» prangt! Man muß schon ein hartgesottener Jungtscheche sein, um den Wert dieser eigenartigen Errungenschaft des Jungtschechenklubs würdigen zu können. Die Jung tschechen bilden sich ein, daß sie durch den Ersatz des deutsch ungarischen Textes durch lateinische Aufschriften und durch die Ergänzung der Worte: Imperator et rei durch die namentliche Abführung der Königs- und da der Tischler zugleich Bürgermeister ist, so war mir das sehr angenehm " Hans stutzte zwar über den etwas unklaren Stil, aber er ging rasch darüber hinweg: „Ich habe ein Papier gefunden, daS die Adresse des gnädigen Herrn BaronS Hans trägt. Ich zeigte eS dem Tischler, der, wie gesagt, Bürgermeister ist, und legte es dann wieder dorthin zurück, wo ich es oenommen hatte. Zur Vorsicht gab ich sogar dem Bürgermeister den Schlüssel mit. Ich bitte, schnell zu kommen, eS ist interessant. Euer Gnaden gehorsamster Diener Holzinger." DaS war allerdings so interessant, daß HanS keinen Augenblick zögerte, dem Wunsche des treuen Alten zu willfahren, und er sandte noch am selben Abend eine Depesche ab, um seine Ankunft für de.» nächsten Morgen anzukündigen Erst nach und nach begannen Aufregung und Un geduld in ihm rege zu werden: ein Schrislst lck mit seiner Adresse, da- mußte doch ohne Zweifel etwa« Wichtiges sein — nur konnte er sich nicht erklären, warum Marcel dasselbe nicht an ihn abgesandt oder es doch wenigsten- an einem Orte liegen gelassen hatte, wo man leicht darauf verfallen wäre. Diese ganze Affaire mit dem armen Bruder war vom An fang bi« zum Ende so verwickelt und so geheimnis voll, daß kein Mensch daraus klug werden konnte. HanS beschloß auch demnach, sich nicht weiter den Kopf zu zerbrechen und die wenigen Stunden in Ruhe abzuwarten, die ihn vielleicht von einer end lichen Lösung trennten — allein trotz diese« guten Vorsatze« schloß er doch die ganze Nacht kein Auge titel — natürlich auch deS böhmischen KönigStitelS — den Grundstein zur Wieder ausrichtung de? tschechi schen StaaieS gelegt hoben! . . . Die übrigen mehr oder weniger greifbaren Erfolge der tschectischen ReichSratSdelegation finden sich in dcm Rechenschaftsberichte des Or Herold angeführt, den dieser bendte jungt chechische Volksvertreter in Ler böhmischen Bergstadt Kuttenberg seinen Wählern am vorb tzten Sonntag erstattet hatte. Die hier aufgewühlten Ergebnisse der reichSrättichen Thätigkeit der Jung- tschlchcn sind wie man auS unserem letzten Prager Berichte ersehen konnte, allgemein verständlicherer Art, wenn auch im einzelnen nicht ganz überzeugend. Wie ganz anders präsentiert sich daS Bild der jungtickechischen Erfolge in der Beleuchtung durch die alttschechische Presse! Letztere beginnt die Aufzählung dieser „Erfolge" mit dem Rücktritt des tschechenfreund- lichen Polen Smolka vom Präsidentenposlen und dem Ersatz derselben durch den Führer der Deutschliberalen, gegen welche die tschechische Vertretung mit Aufwand aller verfügbaren Hilfsmittel zu kämpfen habe. Ferner hält die alttschechttche Presse der jungtschechische» Dele gation das bekannte Regierungsprogramm als die Folge ihres Verhaltens bei der Abstimmung über den Dispositionsfonds vor. Diese unzweifelhaft jungtschech'sche „Errungenschaft" habe, wie 0r. Ruß treffend erläuterte, doch zu bedeuten, daß das ehemals den Parteien der autonomen Rechten so nahestehende Kabinett Taaffe jetzt nicht gezögert habe, öffentlich zu erklären, das „Regierungssystem über den Parteien" unterscheide sich eigentlich durch nichts von dem Programm der ehemaligen deutschen Zentralistenpartei und als Grüntsätze derselben gelten noch immer: Kein böhmisches Staatsrecht, kein Föderativsystem, keine interne tschechische Amtssprache, sondern die Dezembcrverfassung, cer Dualismus, das österreichisch- deutsche Bündnis, und — Punklationen! Zur Kenn zeichnung der „gebesserten Lage', auf welche die Jung- tschichen als auf das Ergebnis ihrer Thätigkeit ver weisen, führen die Alttschechen an, daß die „gebesserte Lage" die Vereinigte deutsche Linke doch nicht ver hindert habe, Wahlsiege — wie in Korneuburg und Troppau — zu erringen . . . Was die angeblich gebesserten Aussichten des tschechisch n Staats, echtes andetrifft, so liegt in der jüngsten Auslassung der halbamtlichen Wiener „MontagSrevue" ein Beleg dafür vor, wie grundverschieden von der jung- ''chechischen Auffassung die Ansichten in den leitenden Kreisen über die „staatsrechtlichen Erfolge" der Jung tschechen sind. Dieses Blatt führt aus, daß die Jung tschechen den reichsiätlichen Boden wieder enttäuscht verlassen hätten, wenn sie als den Endzweck ihrer parlamentarischen Thätigkeit und als die einzige Ret tung Österreichs die Verwirklichung ihrer staatsrecht lichen Träume betrachten. Sie müßten sich doch schon überzeugt haben, daß sie im Reicksrate tauben Ohren predigen. Wenn sie außeidem noch anderen idealen Zielen zustreben, so wäre es ein Verbrechen, die Ar beitszeit der Volksvertretung durch theoretische Klar legung einer und derselben sie allein interessierenden Angelegenheit zu vergeuden. Das Abgeordnetenhaus hätte daS unbestreitbare Recht, sich gegen diesen Miß brauch seiner Geduld auszu lehnen Es könne sich in keinem Falle den Jungtschechen auf Gnade und Un gnade ausliefern. Diesem jungischechischen Unfug werde durch die Änderung der Geschäftsordnung ein Ende gemacht werden. Es werde demnächst ein An trag eingebracht werden, dem gemäß die Opposition, wie es auch im englischen Parlamente der Brauch sei, in der Generaldebatte ein gegen die Regierung ge richtetes Mißtrauensvotums allgemein politisieren könne, nach Ablehnung desselben jedoch nicht mehr das Recht haben sollte, in der Einzeldebatte von der Politik auch nur ein Wort zu sprechen. und war schon wieder auf den Beinen, als der Tag erst anzubrechen begann. Vor allem schrieb er einen erklärenden Brief an seinen Chef, worin er diesen um Nachsicht bat, daß er so ohne Umstände den Dienst versäumte, aber eine dringende Nachricht hätte ihn gezwungen, sich schon auf den Weg zu machen, ehe er die paffende Zeit finden konnte, um sich ein paar Tage Urlaub zu erbitten. Nachdem diese Formalität besorgt, weckte er seinen Diener und hieß diese» das Notwendigste in aller Eile zusammenpacken, und endlich schlug die Stunde, wo er seine Fahrt antreten konnte. Unter dem Schloßihore wartete bereits Holzinger und au seiner Seite ein Mann in Arbeitskleidung, den der alte Diener sogleich als den Herrn Tischler meister und Bürgermeister von Steinbrunn vorstellte. „Ich Labe den Herrn Bürgermeister zu kommen gebeten, damit in der Gegenwart einer Amtsperson der Schrank geöffnet werde", erklärte Holzinger mit sehr wichtiger Miene. „Man kann nicht wissen, ob seine Zeugenschaft nicht notwendig sein wird; bei Gericht ist man unS nicht wohlgesinnt", fügte er leise und in bitterem Tone hinzu, „man könnte da noch behaupten, das Ganze wäre von unS aus in« Werk gesetzt, um die Behörde mit einer Fälschung zu hinter gehen." „DaS war sehr klug von Ihnen, mein lieber Hol zinger", versetzte HanS, ihn lächelnd auf die Achsel klopfend. „Vorsicht ist die Mutter der Weisheit." „Gewiß, Herr Baron, daS Sprichwort redet voll kommen wahr; Vorsicht hat noch niemandem Schaden gebracht." Mit dieser Reform der Geschäftsordnung würde die Reihe drr eigenartigen jungtschechischen Erfolge im Reichsrate einen Abschluß finden, auf dessen Herbei führung sich die jungtschechijche Delegation allerdings nicht viel einbilden dürfte. Lagesgcschichte. Dresden, 4. April. Am l. Osterfeierlage vor- mittags wohnten Ihre König 1. Majestäten und die Pnnzen und Piinzefsinnen des Königl. HauseS. sowie Se. Durchlaucht der Prinz Corl Anton von Hohenzollern dem Gotteidienste in der katholischen Hofkirche bei Nach dem Kirchgänge vereinigten sich Allerhöchst- und Höchst- dieselben zum gemeinschaftlichen Frühstücke, dem so genannten geweihten Osterfrühstücke, an dem auch die Damen und Herren der Königl. und Prinzl. Hof staaten teilnahmen. Nachmittags unternahmen Ihre Königl. Majestäten eine Spazierfahrt nach Strehlen. Ihre Majestät hatten im dortigen Garten ein Eier suchen arrangiert, zu dem eine größere Anzahl Kinder aus aristokratischen Familien eingeladen worden waren. Nachmittags um 6 Uhr war Königl. Familien- täfel und abends besuchten Ihre Königl. Majestäten das Residenztheater. Gestern, am Ostermontage, vormittags wohnten Ihre Majestäten der König und die Königin und Se. Durchlaucht der Prinz Carl Anton von Hohen zollern dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Nach dem Kirchgänge nahmen der Monarch eine größere Anzahl militärischer Meldungen entgegen und auch Ihre Majestät die Königin empfingen mehrere höhere Offiziere. Nachmittags vor 2 Uhr begaben sich Beide Königl. Majestäten zu dem auf Reicker Flur abgehaltenen Dresdner Pferderennen, dem auch die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses und Se. Durchlaucht der Prinz von Hohen zollern beiwohnten. Im Allerhöchsten Gefolge be fanden sich hierbei: Ihre Excellenz die Frau Ober hofmeisterin v. Pflugk, die Hofdame Gräfin Einsiedel, das Hoffräulein v. Borries, Se. Excellenz der Ober- hosmeister Wirkt Geh. Rat v. Watzdorf, der General major v. Treitschke und die Kammerherren v. Minckwitz und Graf Seebach. Abends fand in den Paradesälen des Königl. Residenzschlosses das traditionelle große Osterkonzert statt. Zu demselben waren die am Königl. Hofe vorgesteüten fremden und einheimischen Damen und Herren mittels gedruckter Ansagen zu tz9 Uhr abends eingeladen worden und versammelten sich die er schienenen Gäste zur genannten Zeit im großen Ball- saale. Im Vorzimmer zur Galerie in der II. Etage wurden den Ankommenden durch eine Paradewache des Königl. Gardereiterregiments die militärischen Honneurs erwiesen. Unter den zahlreichen Fest teilnehmern befanden sich: Ihre Durchlauchten die Frau Prinzessin Reuß ä. L. verwitwete Erbgräsin zu Nienburg und der Prinz und die Frau Prinzessin Ernst von Schönburg - Waldenburg mit Prinzeh- Tochter, das Diplomatische Corps und die Königl. Staatsminister mit Damen, ferner die Delegierten der internationalen sanitären Konferenz, viele Hof- und Staatswürdenträger, die Generalität und die Offizier- corps, Damen und Herren der Aristokratie, Vertreter der Kunst und Wissenschaft, des Handels und der Industrie u. s. w. Nachdem Ihre Majestät die Königin die Vor stellung der Mitglieder der Sanitätskonferenz im Marmorsaale entgegengenommen hatten, wurden oie übrigen neuangemeldeten Damen und Herren Ihre» Königl. Majestäten und den Prinzen und Prinzessinnen des Königl. Hauses vorgestellt. Hierauf erschien der Königl. Hof, unter Vortritt und Begleitung zahlreicher Pagen in geschmackvoller Ri kokotrackit in der 'm Ball- „So ist es. Nun erzählen Sle nur aber auch da« Nähere über Ihre Entdeckung." „Ich wollte vorgestern — nicht wahr, Herr Friedel, vorgestern war's?" „Jawohl," bestätigte der Tischler. „Also, ich wollte, wie allwöchentlich, die Garderobe deS Herrn Baron lüsten, auch die Kleider, die sich im Schlafzimmer im Schranke befinden; diese letzteren Halle ich seit der Abreise meines gnädigen Herrn nicht berührt — das heißt, ja, ich hängte einen Rock hinein, den derselbe am Tage seiner Abreise gewech selt hatte. Gut also; wie ich eine Revision der Kleider vornehme, kommt mir gerade jener Rock zuerst unter die Hände, eS war natürlich, da ich ihn zuletzt hinein gab —" „Freilich, freilich, Holzinger, nur weiter." „Selbstverständlich untersuchte ich das Kleidungs stück genau, um zu sehen, ob nicht etwa Motten sich eingenistet hätten, und da machte ich zwei ganz merk würdige Entdeckungen. Bitte, Herr Friedel, gebe» Sie mir nun den Schlüssel." Dann zu Hans: „Eben diese« Schlüssel- wegen holte ich den Tischlermeister, denn er wollte nicht sperren " Holzinger schritt gravi tätisch auf den Schrank zu und öffnete denselben, dann brachte er einen Rock zum Vorschein. „Bitte, Herr Baron", sagte er, den linken Ärmel emporhaltend und auf Han» zuschreitend, „woher mag da« wohl kommen?" „Was?' „Nun, sehen Sie nicht?" „Ach ja, ein Loch." „Sehen Sie e« nur genau an Sehen Sie, hie»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite