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Gott aber war barmherzig: nach bangen Tagen und Wochen brach die Stunde an, wo der Arzt endlich jede Gefahr für beseitigt erklärte. „Stächst der wundersamen Heilkraft der Natur, nächst dem gütigen Walten der Vorsehung haben Sie die Genesung Ihre- Kinde- in erster Linie Ihrer opfer- mutyigen Pflege zu danken, meine gnädigste Frau!" sprach der Arzt m warmer Anerkennung. Die junge Mutter aber schwieg, «ährend Thränen det reinsten Glückes über ihre Wangen perlten. „Ich habe gesühnt, Oswald!" sprach sie abends, als sie vereint mit dem Gatten am Lager de- schlummernden Liebling- stand, „ich habe gesühnt, waS ich gefehlt habe, aber, glaubst Du auch, daß Aelia eS verzeihen kann, daß sie mit der Liebe von einst sich wieder der Mutter anschließen wird, die sich so schwer gegen sie vergangen?" Auf O-wald's Llppen traten Worte zärtlicher Be- ruhigung, aber ehe er sie aussprechen konnte, streckten sich plötzlich zwei Kinderarme der jungen Frau entgegen und eine zarte Stimme flüsterte: „Ach Mama, e- ist so gut bei Luch, gelt, ich bin doch Eure Einzige und Ihr habt mich lieb?" Das war die beste Antwort auf die Frage der reuigen Mutter und mit Thränen in den Augen drückte Oswald Weib und Kind an sein H-rz, sich feierlich ge lobend, in gleicher Liede die jungen Wesen zu behüten und zu erziehen, welche der Himmel ihm und seinem jungen Weibe noch schenken mochte. Und s» hielt er eS auch. Die Ausbeute der Lumpensammler. Feuilleton von Victor Freudenberg. Die größte Zahl an Lumpensammlern findet sich in Paris. Es giebt dort gegenwärtig über 20,000, ! welche durchschnittlich 2'/, bis 3 Franken täglich ver- ! dienen — eine gewiß bescheidene Einnahme für ein so mühevolle« Geschäft! Während eS im Allgemeinen kein Brauch ist, die Abfälle aller möglichen Dinge, wie die Lederlappen zerrissener Schuhe, die Scherben von Thon« waaren, Glas und Porzellan — und welche Trümmer von Gebrauchsgegenständen auch immer — zu ver- werthen und zu Geld zu machen, bilden sie in den großen Städten die Quelle einer ausgedehnten Industrie, in deren Ausbeute der Löwenantheil den Kommissionären zufällt, welche dem Lumpensammler die Fetzen und Ab, fälle abkaufen. Die Pariser allein werfen täglich mehr al- 50 000 Franken an Geldeöwerth dieser Gegenstände auf die Straßen, waS iw Jahre die respektable Summe von 18 Millionen auSmacht. Selbst die widerlichsten Substanzen dieser Art ernähren eine große Anzchl ge- werdfleißiger Menschen. Es ist Jedermann bekannt, daß aus Baumwollen« ! und Leinenfetzen Papier fabricirt wird und zwar macht solches, au- diesem Material angefertigt, für Frankreich allein die kolossale Summe von 140 Millionen Franken auS. Die Wollenfetzen dagegen werden auSgefasert und zu Mützen verarbeitet, deren Hunderte und Tausende nach Kleinasien expedirt werden, während man in ! England hieraus die Renaissance Wolle macht. Auch die verbrauchten Schnüre der Schattenzüge, Reste von Fransen, von Posamentirgegenständen rc. bleiben nicht 1 unbenutzt und liefern eine Flockwolle, womit man die ! Kissen der orthopädischen Apparate — solche, mittelst deren verkrümmte Knochen bei Kindern gestreckt werden — garnirt, während mit den Seidenlappen Regen schirme auSgebessert, Reisemützen angefertigt, Bettdecken gefüttert, Polster rc. auSgestopft werden. So weit, waS die Faserstoffe anbelangt. Lassen wir nun die Trümmer fester Substanzen, deren Verwendung nicht minder interessant, wenn nicht noch interessanter als jene der Faserstoffe ist, ebenfalls die Revue passiren. Fangen wir mit den Glasscherben an, welche zu Pulver gemacht und um 20 Franken pro 100 Kilo gramm an die Fabrikanten von Glaspapier verkauft werden. G mze Flaschen, die mitunter auch weggeworsen werden, ha:>en einen größeren Werth, namentlich wenn sie mit einer Etikette versehen, die den Namen eines Industriellen führt, oder mit einer Fabrikmarke bekleidet find. ES findet sich unschwer ein Käufer hierfür, dem sie die Dienste wie neue Flaschen thun. Die Bruchstücke von Töpfen und Flaschen werden nicht selten schon in der Wohnung des SchlffSmeiers von Leuten zum Nach» wachen ausgesucht. WaS die Knochen anbelangt, so bestehen solche auS zwei Sorten, non denen die sogenannten „Arbeit- j knochen", welche man zur Herstellung von Bürstenwaaren, zu KunstdrechSlerarbeiten und zur Knopffabrikation ver wenden kann, die werthvollsten sind und mit 25 Franken pro 100 Kilogramm bezahlt werden. Die anderen heißen „Knochen zum Verbrennen" und sind weit weniger geschätzt, weil sie nur Schmiere, Gelatine und da- sogenannte „Brinschwarz" liefern. Aus alten Schwämmen werden kleinere geschnitten, um die Porzellantintenfässer damit einzufassen, oder das Innere der Gefäße für mineralische Essenzen zu bekleiden. Ebenso werden die Korkstöpsel zu kleineren Exemplaren zugeschnttten und selbst die Abfälle hiervon bleiben nicht unbenutzt; mit Harz getränkt, geben sie eine Zünd masse ab, oder sie werden gemahlen und zur Fabrikation der Linoleum-Teppiche und Kautschuk Sohlen verwandt. Auch bedient man sich deren, um den Boden der Reit schulen damit zu bekleiden, sowie zum Verpacken zer brechlicher Gegenstände. Brotkrusten, wenn sie sauber sind, ißt der Lumpen sammler selber; sind sie eS nicht, so überläßt er den Genuß Anderen in der Form von Schabsel, zum Be streuen der Schinken und Paniren der Koteletten in billigen Restaurants; oder aber, er macht Zahnpulver oder Eichorie daraus, zu welchem Ende die Krusten ge ¬ trocknet und verkohlt werden. Wie mit vielen anderen Nahrung-stoffen, so ist'- auch mit diesen Brotkrusten: Wenn der Esser oft wüßte, welchen Unflat er mit in den Kauf oehwen muß oder genommen hat, fein Magen würde sich eine weitere Zufuhr verbitten! Wenn der ökonomische Geist aber schon keinerlei Rückstände, welcher Art sie auch sein mögen, unbenutzt läßt — sollte er da nicht auch Verwendung für alte Papiere, Plakate und Prospekte haben, nur letztere fort« während auf die Mauern gektebt, wieder entfernt und durch Neue ersetzt werden? Nun, versteht sich und zwar auch noch eine sehr ausgedehnte! Sie werden unter Anderen von Fabriken in Pont L Mousson zu einer Masse verarbeitet, woraus Puppen, Stiefeletten- Knöpfe, allerhand Lockgegenstände, wie KörbLen, Schachteln, Präsentirteller, Artikel nach Japaner Art und waS sonst noch Alle-, angefertigt werden — Alle- das Produkte der allnächtlichen Arbeit der Lumpen sammler. Aber auch de- Kautschuks alter Strumpf bänder und Hosenträger dürfen wir nicht vergessen, denn er liefert Material für die Eisenbahnpuffer, GaS- schläuche und eine Menge Spielzeug für Kinder. Die Erwähnung noch eines wichtigen Objekte- der Ausbeute für die Lumpensammler sei gestattet: der Sardinen, und Oorusä beek-Büchsen nemlich! Tausende hiervon liegen überall umher und sie sind sehr gesucht. Der Gelbgießer braucht die Löthung hiervon; auS dem Blech schneidet man Teller für die Venetianischen Laternen, Formen für Knöpfe, Nägelköpfe, Spielereien für Kinder, »ie: Soldaten, kleine Kähne, Eisenbahnen rc. und vieles andere Spielzeug. Schließlich dürfen wir auch des Chemiker- nicht vergessen, der die kleinsten Theilchen von Gold und Silber aus einem zerbrochenen Teller, einer Taffe, einem Uniformknopf rc. zu ziehen versteht. Und daß auch selbst weggeworfene Bälge von Hasen und Kaninchen nicht unbenutzt bleiben und für Pelzwerk — wenn auch nur zum AuSbessern — verwendet werden, kann nicht Wunder nehmen. Die Jacke de- Lumpensammlers deckt nicht selten, wie eS in der Natur des Gewerbes liegt, einen aus der Gesellschaft Verstoßenen, einen Paria, einen Trunken bold, selten aber — zu seiner Ehre sei eS gesagt — einen Dieb! Beweis dessen sind die zahlreichen gefundenen Gegenstände, welche die Lumpensammler der Polizei abliefern. Albumblätter. Viele- kaufen, was entbehrlich, Ist bedenklich, ja gefährlich. Früher schrankenlos im Kaufen, Wirst du, wenn die Fonds verlaufen, Unentbehrliches vermissen, Und wohl gar verkaufen müssen Kspr. Speckbacher. Wer alles braucht, was er hat, Wird bald nicht mehr haben, was er braucht. Sprüchwort. Man kann nicht immer, was man will; der ist mein Mann. Der sich bescheidet, das zu wollen, was er kann. Rückert. Licht und Schärfe in Gedanken, Die Gefühle stark und warm, Zwischen Beiden feste Schranken, Sonst bist krank du, oder arm. Geibel. Kchachaufgaöe. Bon C. W (Sunbury). Weiß. Weiß zieht und setzt mit dem 3. Zuge Matt. III. Silbenräthsel. AuS folgenden Silben: k, ar, oko6, du, bar, bars, 6a, 6au, 6, 6, s, ob, Kry ka, Ku, kau, !au6, lau, le, le, li, mur, uu, m, uams, nur, preis, ren, ro, ri, rie, su, seks, sus, til, nal, rie, find 14 Wörter zu bilden von nachstehender Bedeutung: 1. Geheime Machenschaften an Höfen. 2. Held dn deutschen Sage. 3. Griechischer Säuger, durch Sage und Dichtung verklärt. 4. Schlesische Stadt. 5. Gebirge in Asien. 6. Bekannter Baum. 7. Stadt iu Westpreuße« 8. Deutscher Dichter und Gelehrter. 9. Wasserthier. 10. Indischer Dichter 11. Feldblume. 12. Belgische Stadt. 13. Truppengattung. 14. Stadt in Böhmen. Sind die richtigen Wörter gefunden, so bezeichnen ihre Anfangs- und Endbuchstaben im Zusammenhang einen Sinnspruch. IV. ! v aun 6 n vornan 1 aj o 8 ag 6 n 8 6 ri 6 8 6 l io u Akrostichon. AuS jedem Worte ist durch Umstellung der Buchstaben ein neue- zu bilden. Die neuen Wörter lasten sich nach ihrer Bedeutung ordnen: 1. Buchstabe, 2. weiblicher Vorname, 3. Himmelsrichtung, 4. Truppengattung, 5. Singvogel, 6. Märchengestalt. Die Anfangsbuchstaben ergeben alsdann im Zusammenhänge einen Jahrestheil ;v. Zahlenquadrat. ZI In die Felder nebenstehenden Quadrates sind Zahlen derart zu setzen, daß die Summe jeder wage rechten, jeder senkrechten und jeder der beiden durch schwarze Felder ausgezeichneten Querreihen 123 be trägt; in den beiden oberen Eckfeldern müssen die beiden niedrigsten un mittelbar auf einanderfolgenden Zahlen stehen und in den beiden unteren in gleicher Weise die höchsten Auflösungen auö Nr. 34. Skataufgabe: Kartenvertheilung: V av, v, k, dio, 6, v; ov, 9; 67. M. »7, 8, 9, 10; b7, 8, 9; 07, 8; 68. H. bk, 4; CIO, 6, k; 69, 10, 6, v, k. Skat: 0^, 6^. Spiel. B. zieht 4 mal a, worauf v, 6k, v, 6, 10 abwirft: dann (5.) kommt v mit b^ an den Stich, zieht tz. bk nach und bringt 7. Vorhand mit ov ans Spiel. Vorhand zieht 8. bio, worauf Hinterhand sein letzte« Blatt von 6 wegbringt. Nun (9) kann B mit 7 kommen, worauf der Null gefangen wird. Daß das 6^ im Skat liegt, war aus dem Abwerfen von U ersichtlich. 1. Magisches RebuSquadrat: Rind, Igel, Napf, Dolch Isar, Sonne, Ast, Rose. Name, Anker, Masche, Eichel. Drei, Ring, Esel, Insel. 2. Anagramm: Roten, Ober, Tafel, Leim, Eber, Halm, Rade, Tanger, Basel, Ehre, Tanne, Esel, Kagel. Sprichwort: Not lehrt beten. 3. Logogriph: Wange, Wanze, Wante, Wanne. 4- Zahlenpyramide: ä v ä v v ä 6 k v A8 ä v 6 k ,6 ä 8 v k k L k k 8 v ä v Aäthsel Aufgaben. I. Homonym Schon Manchen hat's zu Fall gebracht, Der hoch zu steigen hat gedacht. Schon Manchen hat's zu Fall gebracht, Der eS den andern vorgemacht. Richtige Lösungen sandten: P Sch in RöhrSdorf. — Flora Blechschmidt in KeffelSdorf. — E Schmidt und F. Ketscher in Hubertusburg. — H Bormann in NiederhermSdorf. — Karl Mehnert in Dippelsdorf. — Franz Stein und Otto Kade» in Gorbitz. — Br»no Roch in Bühlau. Druck der E. Heinrich'schen Buchdruckerei m Dresden.