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annehmen, daß Beethoven sich bereits geraume Zeit vor der endgültigen Nieder schrift mit Einzelheiten der Thematik und der formalen Anlage befaßt hat. Im ersten Satze überläßt er die vollständige Exposition beider Themen dem Orche ster. Erst nach Wiedererreichen der Haupttonart c-Moll, in der das i. Thema wuch tig, entschieden und fordernd, fortissimo erklingt, setzt das Soloinstrument ein, das die gesamte Exposition, quasi ins Pianistische übersetzt, noch einmal ablaufen läßt, um dann, vom Orchester begleitet oder aber im Wechselspiel mit Teilen desselben, die Führung nicht mehr aus der Hand zu geben. Anders der zweite Satz, in dem das Soloinstrument unbegleitet das Thema vorträgt, bis das Orchester es abnimmt, um dann bis zum Ende des Satzes die Führung zu behalten, während das Klavier um die Melodien der Orchesterinstrumente aus drucksvolle figurative Arabesken windet. Und wieder anders das abschließende Rondo: Hier übergibt mit selbstverständlicher Geste der eine Partner dem anderen die Führung, sobald er das Notwendige gesagt hat, ein „concertare“ im ursprünglichen Sinne der Gattung als friedlicher Wettstreit zwischen Soloinstrument und Orchester. Diese Satzanlage liegt bereits im Charakter des Themas wie in der strengen Periodizität seines Aufbaues begründet. Über Beethovens eigene Interpretation des Soloparts im obenerwähnten Konzert vom Jahre 1803 berichtet Seyfried 1833 in der „Cäcilia“: „Beim Vortrage seiner Concert-Sätze lud er mich ein, ihm umzuwenden; aber — hilf Himmel! — das war leichter gesagt als gethan; ich erblickte fast lauter leere Blätter; höchstens auf einer oder der anderen Seite ein paar, nur ihm zum erinnernden Leit faden dienende, mir rein unverständliche egyptische Hieroglyphen hingekrizelt; denn er spielte beinahe die ganze Prinzipal-Stimme blos aus dem Gedächtniß, da ihm, wie fast gewöhnlich der Fall eintrat, die Zeit zu kurz ward, solche vollständig zu Papiere zu bringen. So gab er mir also nur jedesmal einen verstohlenen Wink, wenn er mit einer dergleichen unsichtbaren Passage am Ende war, und meine kaum zu bergende Aengstlichkeit, diesen entscheidenden Moment ja nicht zu versäumen, machte ihm einen ganz köstlichen Spaß, worüber er sich noch bei unserem gemein schaftlichen jovialen Abendbrote vor Lachen ausschütten wollte.“ Prof. W. BÄNSCH Literaturhinweise: Leichtentritt: Georg Friedrich Händel, Stuttgart 1924 Abert: W. A. Mozart, Leipzig 1958 Bekker: Ludwig van Beethoven: Leipzig 1912 Vorankündigung: 3. Außerordentliches Konzert 25./2Ö. Dezember 1960, jeweils 19.30 Uhr Dirigent: Prof. Heinz Bongartz Solist: Tibor Gasparek, Bratislava Freier Kartenverkauf! 4. Außerordentliches Konzert 31. Dezember 1960, 19.00 Uhr 1. Januar 1961, 19.30 Uhr Dirigent: Siegfried Geißler Solist: Prof. Amadeus Webersinke, Leipzig Freier Kartenverkauf! 2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 6007 Ra III-9-5 1260 r,5 ItG 009/60/76