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Dresdner Journal : 10.03.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189103102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18910310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18910310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-03
- Tag 1891-03-10
-
Monat
1891-03
-
Jahr
1891
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1891
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O56. Dienstag, den 10. März, abends. 1891. ffür vraiäoi» vi«r4o1M»rliot» > N. tO ?k-, d«i «isw L»i,«rl. L«at»eN«» vlart«! M^rltel» 8 14; »»»»«rtueld äo« ck«ut»olie» Lsiok»« tritt kc»t- w»ä Kt»»»p«lLU»cNI»^ düua. Lmrvlas tlumrasra: 10 l't. L»^üaaixuox8»vda^r«a: ssür öe» L»u»> viver e«»p»1te»en X«i1» kleiner Sckrikt >0 ?L H»t«r ,,kin^s«Loät" äi» 2«U» K0 ?k ü«i Hb«I1vo- m»a LiFvri»»»t» «Qtipr. Aokiotcl»^ LrseNeiue» r I^Iicb »üt Xu«»»1uo« ä«r 3oru»- a. kviert»^ »d«Q<1». kvni»pr«oi»-^Liol»Iu,«! Ar. 1LVL. Dres-nerÄMmal. ^ür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. ro» LQllanaixnn^» »,,M»rt», Ixlp^U: Lran<i«trtt«r, LowwüuovLr 6« Vresäovr lourv»!,; L»»t>«r» >«rli» Vt«» I^Ipiix >»«l Sr«»l»« kr»»tt«»< ». ».! <2 VoAier; N«U» Vt«o -L»»»d»rU kr»U tsrckiUllart ». N. >L»cd«»: A/o««/ ?»rt» IxLcko» LsrUa kr»ott»rr ». tl 8rnt^»rt: <e t/'o, >«rU»; ^nrakitirneio«t, Lr«»I»«: n,i La5at^,' S»»L»v«r: o. Lc^ü««^r, L»u« ». 8.: Laset üt Oa Ukransxedvrr L^Smxl. krpeäitiov 6e» Or«änsr ^ourval». Drssäen, 2«io^«r»tr. 20. korusprsed-Allselüa»»: Ar. 1295. Dresden, 10. März. Aus Norwegen. Seit der am 4. November l814 vollzogenen Ber einigung Norwegens mit Schweden zieht sich wie ein roter Faden durch die innere Geschichte Norwegens das BemühE einer innigeren Verschmelzung der beiden skandinavischen Reiche vorzubeugen, sowie ein unaus gesetzter Kampf der Volksvertretung (des StorthingS) gegen die königliche Gewalt. Die Norweger sind ein stolzer, kräftiger Menschenschlag mit ausgeprägtem Un- abhängigkeitSsinn und jede engere Verbindung mit dem Nachbarlande ist der Mehrheit der Nation ein Dorn im Auge. Als die Kunde von dem zwischen Schweden und Dänemark abgeschlossenen Friedensvertrage zu Kiel, durch welchen Norwegen an Schweden abgetreten wurde, noch Christiania gelangte, erregte dieselbe dort Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allerynädigst zu genehmigen geruht, daß der Pianofortefabrrkant Com- merz'enrath Carl Rönisch hier den ihm verliehenen Titel als Hoflieferant Sr. Majestät des Königs von Schweden und Norwegen annehme und führe. Tagesgeschichte. Dresden, 10. März. Se. Majestät der König hat heute nachmittag den neuernannten Präsidenten des Reichsgerichts wirkt. Geh: Rat v. Oehlschläger in Audienz empfangen. Bei Ihren Königl. Majestäten findet heute nach mittag im Königl. Residenzschlosse eine größere Hof tafel statt, zu welcher Einladungen ergangen sind: an den Präsidenten des Reichsgerichts wirkt. Geh. Rat v. Oehlschläger, an den Königl. preußischen General der Infanterie v. Minckwitz, an den Generallieutenant v. Tschirschky, an die Geh. Räte l)r. Zeuner und Häpe, an den Generalmajor Portius, an die SenatSpräsi- denteu beim Oberlandesgericht Lößnitzer und Leon hardi u. s. w. Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV. verabschiedete sich gestern nachmittag bei Ihren Maje stäten dem König und der Königin. Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg- ist aus Anlaß der Universitätsferien heute von Leipzig hier eingetroffen und im Prinzlichen Palais abgetreten. * Berlin, 9. März. Se. Majestät der Kaiser nahm heute vormittag die Vorträge des Staatssekretärs Frhrn. v. Marschall und deS Chefs des ZivilkabinettS entgegen. — Um 12 Uhr mittags war der Monarch mit den zur Zeit hier weilenden Mitgliedern der Königl. Familie und den großherzoglich badischen Herrschaften, anläßlich des Todestages weiland deS Hochseligen Kaisers Wilhelm I., zu einer stillen Ge dächtnisfeier im Mausoleum zu Charlottenburg ver sammelt. Ihre Majestät die Kaiserin war behindert, an dieser Feierlichkeit teilzunehmen, da Allerhöchstdieselbe bei der gegenwärtigen ungünstigen Witterung sich Schonung auferlegcn muß. Den Nachmittag des heutigen Tages verbrachten die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in stiller Zurückgezogenheit. — Die „Nordd. Allg Ztg." schreibt: „Drei Jahre sind heute vei flossen, seit Kaiser Wilhelm I. sein treues Auge schloß. Dem deutschen Volle wird der 9. März stets ein Tag des Gedenkens an den großen Monarchen sein, der, ein Vorbild unermüdlicher Pflichttreue, Preußens Kräfte dazu gestählt hat, um jene Vorbedingungen zu erfüllen, aus denen der deut schen Nation Kaiser und Reich neu erstehen konnten Ter Erhaltung und dem weiteren Ausbau seines Werkes ist seither die Sorge und Arbeit aller Glieder deS Reiches gewidmet: durch seine Schöpfung sind die Bahnen unserer inneren Politik —diese ist eS, welche der äußeren allein den Erfolg zu geben ver mag — für lange Zeit vorgczeichnet, und späte Enkel noch werden ihre Kraft in solcher erhaltenden, aus bauenden Arbeit rinzusctzen haben. Diese aber werden auch Zeugnis dafür abzulegen berufen und im stände sein, wie kein Teilchen vom Ansehen und der Macht Nichtamtlicher Teil. HecegrnphislHe Wachrichten. Innsbruck, S. März. (W T B.) Bon vier beute in den tirolischen Städten vorgenommenen Wahlen ergaben zwei libcrale Italiener, eine einen Katholisch Konfirvativen, die vierte, in Innsbruck vorgrnommene, fiel auf den bisherigen Deutsch- liberalen Wildauer. Der Besitzstand der Parteien ist unverändert geblieben Graz, 9 März. (W. T. B) Die heute vor- genommenen acht StadtbezirkSwahlen in Steier mark, einschließlich derjenigen in Graz, ergaben einen Drutschliberalen und 6 teutschnatiouale. In Graz ist eine Stichwahl erforderlich. Der Deutsch- nationale Derschatta wurde wirdrrgewählt. Die Stichwahl zwischen dem bisherigen Abgeordneten der deutschliberalen Partei Carncri und dem Deutschnationalen Prof. Hoffmann ist auf Mitt woch festgesetzt. Seraing, 9. März. (W.T.B) Die Metall arbeiter der hiesigen Stahlwerke beschlossen heute einen Ausstand. ES herrscht große Erregung. Gestern Haden sich vier neue Arbritersyndikate ge bildet. London, 10. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der gestrige Schnersturm dehnte sich über fast ganz England und Schottland auS. In Schottland herrschte große Kälte bis zu 17 Grad Nsaumur; im Kanal wütete ein orkanartiger Sturm. — DaS unterseeische Tclcphonkabel zwischen London und Paris wurde gestern nachmittag bei schneidendem Vcknresturm und hohem Seegang von Calais nach Saint-Margarrt Bai gelebt; die weitere Verbin dung mit London erfolgt heute. St. Petersburg, 10. März. (Tel. d. Dresd». Journ.) Se Majestät der Kaiser ernannte den Großfürsten SergiuS Llexandrowitsch zum General- gouverneur von Moskau, um der Krönungsstadt dadurch einen neuen Beweis AllcrhöchstseinrS un veränderlichen Wohlwollens zu geben. Der bis herige Generalgouverneur Dolgorukow ist zum ReichSratSmitglied ernannt worden. versagte demselben seine Genehmigung, erteilte aber dem Ministerium die nachgesuchte Entlassung und bericf, nach dem sich das neue konservative Ministerium Schwcigaard nicht halte behaupten können, am 20. Juni 1884 den Füh rer der radikalen Storthingsmehrheit, Johann Sverdrup, an die Spitze der Regierung, da er einen friedlichen Ausgleich wünschte. Die Krone erkannte die Verpflich tung der Minister, im Storthing zu erscheine», Sver drup und seine Anhänger aber das absolute Veto und das Recht der Krone an, daS Storthing aufzulösen und den Ministern eine bestimmte Pension zu ge währen Der auf solche Weise hergestellte Friede war indes nicht von Dauer; unter der radikalen Partei selbst brach eine Spaltung aus, welche zunächst die Folge hatte, daß sich die Partei in zwei Gruppen: in die mit der sozialdemokratischen Arbeiterpartei liebäugelnde „reine Linke" und in die Gruppe der gemäßigten Libe ralen schied. Diese Spaltung hatte dann die weitere Folge, daß im Jahre 1889 von neuem ein konserva tives Ministerium (Staug) ans Ruder gelangte, welches sich auf die konservative Partei nnd auf die gemäßig ten Liberalen stützte. Die Abneigung der Norweger gegen jede engere Vereinigung mit Schweden aber führte sehr bald wieder eine Trennung der neuen Verbündeten herbei. Den besonderen Anlaß dazu bot die Frage der Behandlung der gemeinsamen aus wärtigen Angelegenheiten. Da Norwegen keinen Mi nister deS Auswärtigen besitzt, so ist der schwedische Minister des Auswärtigen der eigentliche Leiter der diplomatischen Angelegenheiten beider Länder. Dieser Umstand ist den Radikalen im Storthing schon seit langem ein Stein des Anstoßes gewesen. Sie haben schon mehrmals den Versuch gemacht, eine Regelung der Angelegenheit in dem Sinne herbeizuführen, daß Nor wegen eine Schweden ebenbürtige Stellung in Bezug auf die Leitung der diplomatischen Angelegenheiten — die ganze übrige Verwaltung Norwegens ist be reits von derjenigen Schwedens getrennt — ein geräumt wird; der vorher erwähnte Zwist inner halb der Partei aber hinderte bis jetzt die Durchfüh rung dieser Absicht. Um dem fortgesetzten Drängen der radikalen Ab geordneten Genüge zu thun, wurde von der Regierung bei der Eröffnung deS StorthingS im vorigen Monat angekündigt, daß zwischen der schwedischen und nor wegischen Regierung eine Vereinbarung getroffen wor ben sei, wonach die gemeinsamen diplomatischen An gelegenheiten künftig von einem aus drei schwedischen lind drei norwegischen Kabinettsmitglicdern bestehenden Staatsrate erledigt werden, der Vortrag bei dem Monarchen aber wie bisher dem schwedischen Minister des Auswärtigen belassen werden solle. Dieses Zu geständnis genügte indessen den beiden Gruppen der Linken des StorthingS nicht mehr. Die gemäßigten Liberalen sagten sich von ihren konservativen Bundes genossen los nnd nahmen in einer der letzten Sitzungen des StorthingS eine Tagesordnung an, durch welche die vollständige Trennung der äußeren Politik und Diplomatie Schwedens von der Norwegens gefordert wurde. Infolge dieser Abstimmung reichte das Ministerium Stang dem Könige seine Entlassung ein, welcher den Führer der reinen Linken, den Gymnasial - dircktor Johannes Steen, mit der Neubildung dcs Kabinetts betraute. Derselbe hat nach mehrtägigen Verhandlungen ein Kabinett zu stände gebracht, welches fast ausschließlich aus Mitgliedern der „reinen - Linken" oder mit anderen Worten aus Leuten ' besteht, die ganz unverhohlen auf die reine Personal- i union mit dem Nachbarlar.de hinarbeiten. Schon , die Persönlichkeiten der neuen Minister sind - bezeichnend für die politische Richtung der i Partei, welche ans Ruder gelangt ist. Zwei derselben > sind Schulmänner, einer Pastor, einer Oberförster, einer Rittmeister und einer Ingenieur; drei derselben haben außerdem in dem Staatsprozeß wider das Ministerium Selmer eine Hauptrolle gespielt. Es scheint demnach beinahe außer Zweifel zu stehen, daß die auf die völlige Trennung Schwedens von Nor wegen gerichteten Pläne der Radikalen demnächst mit verstärktem Nachdruck wieder ausgenommen werden. Vorläufig hat daS neue Ministerium allerdings noch keine hierauf hinzielenden Schritte gethan und eS dürste fraglich erscheinen, ob König Oskar einem die Personalunion aussprechenden StorthingSbeschlusse seine Zustimmung geben würde. Ausgenommen aber wird, ivenn die beiden Gruppen der Linken des StorthingS von neuem wie früher zusammengehen, der alte Kampf zwischen Volksvertretung und Krone jedenfalls wieder werden, und man darf daher der weiteren Entwickelung der Dinge in Norwegen mit einiger Spannung entgegen setzen. die allgemeinste Erbitterung und Entrüstung Die i Nonveger weigerten sich, dem Vertrage ihre Zustim- ! mung zu geben und riesen den Prinzen Christian von ! Dänemark zum Könige auS, welcher am 22. Mai unter i dem Jubel des Volkes seinen Einzug in Christiania hielt. Aber die europäischen Mächte erklärten sich > gegen die Wünsche Norwegens und als der schwedische Kronprinz Bernadotte mit Truppen in das Land ein rückte, blieb den Norwegern, mangels jeglicher Streit kräfte, nichts weiter übrig, als sich in daS Unvermeid liche zu fügen und den schwedischen König Karl XIU. als konstitutionellen König von Norwegen anzuerkennen. In Schweden hoffte man, durch Milde und Ver söhnlichkeit die Norweger gewinnen und einen engeren Zusammenschluß der beiden Reiche herbeiführen zu können. Schon sehr bald aber zeigte es sich, daß diese Hoffnung eine trügerische gewesen war, denn die radi kale norwegische StorthinoSpartei that alles, um dem vorzubeugen und die Verschiedenheit der Verfassungen beider Reiche bot ihr hierzu eine sehr geeignete Hand habe. Die schwedische Verfassung hatte ein aristo kratisch ständisches, die norwegische ein entschieden demokratisches Gepräge und um dieses noch zu ver stärken, beschloß daS Storthing schon im Jahre 1815 die gänzliche Aufhebung des Adels. Zweimal legte König Karl Einspruch dagegen ein. Da da- Veto recht des Königs nach der norwegischen Verfassung aber nur aufschiebende Kraft hat, so setzte das Stor thing durch dreimaligen Beschluß seinen Willen durch und zwang den König, den Adel für abgeschafft zu erklären. Unter den Nachfolgern Karls XIII. gestaltete sich das Verhältnis zwischen Krone und Volksvertretung etwas besser; auch als der jetzt regierende König OSkar II. den Thron bestieg, zeigte sich das Storthing anfangs entgegenkommend. Im Jahre 1880 aber spctzte sich ein schon seit 1872 schwebender Streit zwischen dem Ministerium (Stang) und der Volks vertretung wieder zu einem scharfen Konflikt zu. Während früher das Storthing den Ministern das Recht, an den Sitzungen desselben jederzeit teilzuneh- men, nicht hatte zugestehen wollen, forderte die radikale PailamentLmehrheit seit 1872 vielmehr, daß die Mi nister auf Verlangen jeder Sitzung des StorthingS beizuwohnen hätten. Die Weigerung deS Ministerium?, dies zu thun, hatte nur die Folge, daß bei allen Neuwahlen die radikale Partei, welche sich auf die bäuerliche Bevölkerung stützte, während die städtische Bevölkerung konservativ und regierungsfreundlich war, sich verstärkte nnd in eine immer radikalere Richtung geriet. Dreimal hintereinander faßte daS Storthing den Beschluß, die Bestimmung, daß die Minister den Sitzungen auf Verlangen jederzeit beiwohnen müßten, in bas StaatSgrundgesetz aufzunehmen, und dreimal legte der König sein Veto dagegen ein. Dann schritt das Storthing zur Anklage des ganzen Ministeriums vor dem Reichs gericht. Die Regierung berief sich hinsichtlich ihres Verhaltens darauf, daß der König bei organischen, die Verfassung abänderndeu Gesetzen ein absolutes, nicht ein bloß aufschiebendes Vetorecht habe, was die Mehr heit deS StorthingS verneinte Da die Mehrheit des Reichsgerichts aber gleichfalls aus Miwliedcrn der radikalen Partei bestand, so war der Ausgang des Prozesse- von vornherein nicht zweifelhaft. Das Reichs gericht erklärte dos Verhalten der Minister für landes schädlich und verurteilte nach weitläufigen Verhand lungen, die vom August 1883 bis zum April 1884 dauerten, von den 11 angeklagten Ministern und Staatsräten den Ministerpräsidenten Selmer mit sieben seiner Kollegen zur Amtsentsetzung und Geldstrafen, drei Staatsräte nur zu Geldstrafen. Der König ver wahrte sich zwar dagegen, daß durch das Urteil des Reichsgerichts die Verfassung geändert werden könne und Ltuilst und Wissenschaft. Dresden, 10. März. In der gestrigen unter Vor sitz Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg ab gehaltenen Sitzung des Königl sächsischen Alter- tumSvereins gedachte Präsident v. Schönberg zu nächst der im Laufe der letzten Monate verstorbenen Mitglieder: des Genelallieutenants v. Hammer und deS l)r Ludwig Schwabe 13 neue Mitglieder wur den ausgenommen, 9 weitere angemeldet. Die Prü fung der JahreSrechnung übernahmen auf Aufforderung Sr. Königl. Hoheit die Herren Oberst Bartcky und Hofuhrmacher Weise. Zum Voranschlag, der den an wesenden Mitgliedern gedruckt vorgelegt wurde, machte Präsident v. Schönberg einige erläuternde Bemerkungen. Die Versammlung beschloß, über denselben sofort Beschluß zu fassen, und genehmigte ihn einstimmig Die nun folgende Neuwahl des Vorstandes beließ die bisherigen Mitglieder desselben in ihren Stellungen «erster Dircktor: Präsident v. Schönberg, zweiter Direktor: Hofrat l)r. Eckstein, Sekretär: Archivrat vr. Ermisch, Museumsvorsteher: Oberst z D. Thier bach, Kassierer: Konsul Engelmann). Nach einer Mit teilung des Konsul Engelmann über eine in Batzdorf bei Meißen befindliche kunstgeschichtlich interessante Decke aus dem 17. Jahrhundert, deren Erwerbung für das Museum empfohlen wurde, hielt vr. Reinh. Kade den angekündigten Vortrag über Winckelmanns Aufenthalt in Dresden 1754. Nach einer dürftigen Jugend kam Winckelmann im Jahre 1747 nach Nöth nitz, wo er sieben Jahre lang beim Grafen v. Bünau lebte. Schon während dieser Zeit hat er Dresden sehr oft besucht. Anfang Oktober 1754 siedelte er ganz dorthin über; er wohnte im Rietschelschen Hause auf der Frauengasse (jetzt Galeriestraße Nr. 7) 4 Treppen hoch. Der Vortragende gab eine kurze Schilderung des damaligen Dresden, das einem Manne wie Winckelmann Anregungen in Hülle und Fülle bot. Dem Hofe, wo Kurprinz Friedrich Chri stian und namentlich die geistreiche Kurprinzessin Maria Antonia der Kunst und den Künstlern das lebhafteste Interesse entgegenbrachte, trat Winckelmann zwar nicht näher. Dagegen verdankte er seinen Beziehungen zu Heinrich v. Heinecken, dem Begründer des Kupferstich kabinetts, zu dem Hofrat und Leibarzt Bianconi, zu Ludwig v. Hagedorn, vor allem aber zu dem be kannten Gemmensammler Lippert und zu dem Maler Adam Friedrich Oeser außerordentlich viel. Der letztere veranlaßte ihn zur Abfassung seiner ErstlingSfchrift: „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bild- Bildhauerkunst," die mit einer Widmung an den Kur fürsten Friedrich August 1755 erschien und den da mals schon 38 Jahre alten Gelehrten sofort zn einer beiühmten Persönlichkeit machte. Der Vortragende gab eine Analyse des WerkchenS, daS die Grundzüge der neuen Winckelmannschen Ideen über das Wesen der Schönheit enthielt und zum ersten Male nach drücklich auf die Kunst der Griechen aufmerksam machte. Seine Anschauungen wurden daS Schlagwort für die folgende Zeit. Die Darstellung zeigt an vielen Stellen eine tiefe dichterische Begabung, die ohne Frage auch Lessing angeregt hat, als er in seinem Laokoon noch einen Schritt weiter ging Am 18. September 175.5 verließ Winckelmann Dresden, um nach Italien zu gehen; er sollte Deutschland nicht Wiedersehen. Die Vorlegung einer Anzahl von Portraits auS der Königl. Kupferstichsammluug belebte den anziehenden Vortrag. —b. Jessamine. Bon H. v. Goetzendorff-GrabowSki .°>S (Fortsetzung.) Sir Warwick fuhr fort: „Dieses Jahrhundert verlangt Vernunftsehcn, daher sind dieselben so häufig und meistensils glücklicher als die anderen. Ich sagte mir ferner, daß ich in Alter und Rang, sowie auch schließlich in meinem Äußeren Ihren Anforderungen zu genügen vermöge, daß wir ein nach jeder Richtung hin passendes Paar abgeben würden. Die kleine Unordnung in meinen Finanzen — damals war sie in der That geringfügig — konnte Ihnen bei Ihrem Reichtum nichts auSmachen, kam also nicht in Betracht. Warum also wendeten Sie sich plötzlich von mir ab und jenem ankern zu, der in keiner Beziehung zu Ihnen paßtet Ein Dämon trat zwischen mich und das fast erreichte Ziel, ein Dämon leitete mich bei allem, was ich nachher that, er führte mich auch an den Abgrund, der mich schließ lich verschlang. Ahnen Sie es vielleicht jetzt schon, was mich in dieser Nacht nach Aramball führte, Miß Jessamine? Neinl Ihr eiigelrcineS Gemüt fände den Schlüssel zu dem meinigen niemals! So muh eS denn in aller Form bekannt sein: Ich suchte Ihre Dia manten und Perlen! In jenen Tagen, da wir noch gut mit einander standen und ich ein hänfiger Be sucher dieses Paradieses war, zeigten Sie uns wieder holt Ihre Schätze, diese wertvollen alten Familien juwelen, welche an sich ein Vermögen repräsentieren, und äußerten dabei: „Diese funkelnden Steine erblicken niemals das Tageslicht und ich sehe mich jahrüber kaum einmal nach ihnen um. Ich bin im allgemeinen keine Freundin von Schmucksachen. Diejenigen, welche ich tragen soll, müssen eine mich persönlich berührende Geschichte haben." Und dann zeigten Sie uns ein Collier von Ceylonperlen und mehrere moderne Klei nodien, die wir bereits öfters an Ihnen gesehen, und erzählten uns, Ihre über alles geliebte Mutter habe sie lebenslang getragen, daher gefalle eS Ihnen, sich gleichfalls damit zu schmücken. Sehen Sie, verehrte Freundin, alle diese Einzelheiten kamen m r neuer dings wieder in den Sinn; ich wußte genau, wo Ihre Juwelen lagen und ebenso genau, daß die selben mir aus aller Not helfen konnten, wenn es mir gelang, ihrer habhaft zu werden und rechtzeitig mit meiner Beute ein fernes, gesichertes „Irgendwo" zu erreichen. ES war ein VerzweiflungScbup, der mir jetzt, angesichts des Todes, noch mehr lächerlich und thöricht als sündhaft erscheint. Ich verstehe mich selbst nicht mehr! Ich begreife nicht, warum ich es mir so angelegen sein ließ, dieses wertlose, erbärmliche Leben festzuhallen und um seinetwillen auch nur den gering sten Kampf auf mich zu nehmens." Sir Warwick hatte ohne Unteibrechung gesprochen, fieberhaft schnell, fast ohne sich Zeit zum jAtmen zu nehmen: jetzt sank er erschöpft in die Kissen zurück. Jessamine vermochte ihm noch kein Trostwort iu sagen; sie war zn tief erschüttert. Sie hatte ihr Antlitz in den Hüuden verborgen »nh Thräne auf
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