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Dresdner Journal : 13.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-13
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 13.03.1893
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und Kaiser! Deutscher Wilk! Geh. Ra! Le Maistre, ferner die Geheimen Räte Petzoldt, Heymann und Jahn, die Generalmajore v Raab und v. Tr ilschke, Senatspräsident Werner, Präsident desLandeSmedizinal- lollegiumS Vr Günther, Direktor der Brandversicher urgskanimer Schwedler, Lberlandforstmeister v Witz leben, Kammerhenen Freiherren v. Burgk, v. Kalisch und v. Finck, Fürstl Schwarzburgischer Kammei Herr Frhr. v Humbracht, Geh. Schulrat Kockel, Vize-Zoll und Struerdi eltor Schultz, Geh Finanzrat Leonhardi, Oberkonsistorialrat Or. Schmidt, Oberst Weber, Geh. Finanzrat v. Kirchbach, Geb. Jupizrat vr Otto und Oberstlieutenant Regimentskommandeur v. Broizem. D u Kammerherrndienst bei Er. Majestät dem König hat auf die Zeit vom 12. bis mit 25. Mä>» der König!. Kammerherr Sahrer v. Sahr auf Ehrenberg übernommen. Ihre Majestät die Königin werden Allerhöchstsich morgen, Dienstag, abends 7 Uhr 22 Minuten in Begleitung der Hofdame Giäfin Einsiedel und des Rammerherrn v Minckwitz nach Baden Baren begeben, um Ihrer König!. Hoheit der verwitweten Frau Fürstin von Hohenzollern einen vicrzehntägigen Besuch obzustatten. Bei Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Georg, Herzog zu Sachsen, fand am vergangenen Sonnabend im Palais Zinzendorfstraße ein gröberes Diner statt, zu dem nachgenannte Herren mit Einladungen bedacht worden waren: Ihre Excellenzen dcr Königl. Bayerische Gesandte rc. Baron v Niethammer, Staats minister v. Metzsch, Generallüutenant v. Funcke und Generallieutenant Generaladjutaut v Minckwitz, ferner die Geh. Räte Meusel, Jäppelt und Jahn, General major v Tr.itschke, Oberlandforstmeister v. Witzleben, Oberst Regimentskommandeur Frhr. v. Hausen, Oberst Zrrener, Geh. Hofrat Ackermann, Generalarzt Dr. Jacobi, Oberstlieutenant Schubert, Major Siegel, Major v. d. Decken-Hof, Prof. Galeriedirektor vr. Woermann und Prof LipsiuS Dresden, 13. März. Wie schon vorgestern kn-z ermähnt, ist am Sonnabend die international: sanitäre Konferenz, zu welcher feiten der Reichs- regrerung vorherige Einladungen an alle europäischen Staaten ergangen waren, in den RepräsentationS- räumen des Ministerhotels auf der Seestrobe feier lich eröffnet worden. Zunächst gab Sr. Excellenz der Hr. Staatsminister des Innern und d r aus wärtigen Angelegenheiten v. Metzsch im Namen Sr. Majestät des Deutschen Kaisers und in dem jenigen Sr. Majestät des Königs von Sachsen sowie rm Auftrage dcr Reichs- und der Königl. Sächsischen Regierung dem Gefühle der Genugthuung Ausdiuck, den Kongieß, dessen hohe Bedeutung für öffentliche GesundheltSpflrge nicht genug gewürdigt werden könne, hier versammelt zu sehen. Nachdem derselbe unter Hinweis darauf, daß sich unter den Mitgliedern der Konferenz Männer befänden, die durch ihr Wissen und ihre auf dem Gebiet der Hygiene gemachten Er fahrungen in ganz hervorragendem Maße berufen fe en, an der Lösung der der Versamm'ung vorgelegten wichtigen Fragen teilzunehmen, schlvß Se. Excellenz mU dem Ersuchen, nunmehr zur Konstituierung der Konferenz und zunächst zur Wahl eine- Präsidenten zu verschreiten. Hierauf nahm der erste Kaiser!, und Königl. Österreichisch-Ungarische Delegierte Außerordentlicher Gesandter und Bevollmächtigter Minister Hengel- müller v. Hengervar das Wort, um im Namen der Konferenzmitglieder den ehrerbietigsten Dank für die ihnen von Allerhöchster Seite zuteil gewordene Begrüßung und Aufnahme auSzusprechen. Derselbe legt: ausführlich die Beweggründe dar, welche den Wunsch gezeitigt haben, eine internationale Verständig ung unter den europäischen Staaten über die zur Ab wehr der Cholera zn ergreifenden Maßregeln herbei- zusühren. Er schloß mit dem Vorschläge, dem ersten Delegierten des Deutschen Reiches, Excellenz Grafen v Dönhoff, den Vorsitz zu übertragen. Graf v. Dön hoff übernahm den Vorsitz mit dem Ausdruck deS Tankes für das ihm geschenkte Vertrauen Ec bat um die Erlaubnis, in Fällen vorübergehender Be hinderung den ersten österreichischen Delegierten als Vizepräsidenten bestellen zu dürfen, und richtete zu gleich an den Hrn Minister v. Metzsch die Bitte, die Konferenz, so oft es ihm seine Dienstgeschäfte gestalten, mit ferner Gegenwart zu beehren. Zur Leitung des Sekretariat- wurde der Kaiser!. Sächs. Geh Legationerat Frhr. v. Friesen berufen. Demselben stehen als Sekretäre zur Seite: der Kaiser!. L- > > - ' t"wvom Auswärtigen Amt, der Diesen Brief erhielt Eytzmg einige Tage, nachdem sich Baron Ragotz mit seiner Tochter auf den Weg gemacht hatte. Er brachte denselben unter Verschluß und nahm ein anderes Schreiben zur Hand, da- ihm fremd war. Vor allem sah er nach der Unterschrift: „Lloßmann." „Aha!" sagte er und überflog das Billet, in welchem ihm der Schreiber seine unangenehme Überraschung über das mitteilte, von dem alle Zeitungen voll waren. Wenn auch keine Namen genannt worden, so konnte man leicht aus den Buchstaben herausfinden, wer ge meint war. Tannenberg als Mörder verdächtigt! DaS ging doch über den Spaß. Cloßmann fühlte sich, wie er sagte, sehr beunruhigt, daß die Sache diese uner wartete Wendung genommen hatte, und er meinte, e» fei nun doch Ehrenpflicht, diesen schimpflichen Verdacht von einem Unschuldigen, insofern von einem Unschul digen zu nehmen, als Tannenberg sich redlich im Zwei kampfe gestellt hatte. „O, Du zartes Gemüt!" rief Eytzing höhnisch, den Brief auf den Tisch werfend, „das Ehrgefühl beginnt sich etwa» spät bei Dir zu meldenI" Und er machte sich sogleich daran, eine Antwort abzufassen, des In halts, daß die- nichts anderes sei, als eine» von den Dutzenden Gerüchten, die heute entständen, und morgen wieder fallen gelassen würden A. Hofttzeater. Die Königl. Generaldirektion hat, wie uns soeben gemeldet wird, um vielfachen Wünschen des Publikum» um Wiederholung de» Lust- Kaiser! Legationssekretär Graf v. Arco Valley von der Kaiser! Deutschen Botschaft zu Pari«, sowie der LegauonSjekretär Allizo von der Französischen Bot schaft zu Berlin. Es gelangte ein Begrüßungsschreiben de» hiesigen StadtraieS zur Verlesung, dessen dankende Erwiderung beschlossen wurde. Ferner ward beschlossen, ^hren Majestäten dem Könige und der Königin, sowie den Prinzen de:- Königl. Hauses die ehrfurchtsvollste Hul digung darzubringen und dementsprechend der Präsi dent beauftragt, wegen Herbeiführung von Audienzen an Allerhöchster und Höchster Stelle die erforderlichen Schritte zu thun. Um den noch nicht angekommenen Delegierten Frankreichs, Luxemburg- und der Türkei Gelegenheit zu geben, sich auch an der Feststellung der Geschäfts ordnung zu beteiligen, veriagte sich hierauf die Kon ferenz dis auf Dienstag, den 14. d. M., vormittags l l Uhr. Dresden, 13. März Heute vormittag» 11 Uhr 8 Minuten trafen die Offiziere des Königl. Preu ßischen Gärde-Schützen Bataillons hier ein, um Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Friedrich August, Höchstwklcher vor kurzem von Sr. Majestät dem Kaiser zum Obeist ä la «uitv dieses Bataillons ernannt worden ist, und dessen Durchlauchtigster Gemahlin ihre Aufwartung zu machen. Die Deputation besteht au- den Herren: General der Infanterie L la suit« des Garde Schützen-Bataillons v. Galten, Exc, Oberst lieutenant und Kommandeur v. Scholten, Hauptleuten v. Visser, v. Bonin, v Natzmer, Premierlieutenants v. Lewinski, v. Hclldorf, Frhr. Speck v. Sternburg und Adjutant Mauve gen. v. Schmidt, Sekondelieute- nanis v. Gölieu, v. Bassewitz, v. Busse, v. Köckritz und Fiikdland 1l., Frhr. v. Werthern, Graf v. Arco, v Stephani, Le Tanneux v. Saini-Paul, v Arnim. — Da- Programm für den Aufenthalt der Offiziere deS König!. Garde-Schützen Bataillons in Dresden am 13. und 14. März 1833 ist folgendes: Montag, 13 März, 4 Uhr nachmittags Tafel bei Sr. Königl. Höhnt dem Prinzen Friedrich August im Palais am Taschen berg. sAnzug: Kleine Uniform. (Waffenrock, Epau- letteS )j 7 Uhr Besuch des Altstädter Hofiheaters, Oper: „Maurer und Schlosser" von Auder; (reser vierte Plätze in Logen des 1. Ra'gcS. (Anzug: Überrock und Mütze.) Nach Schluß des Theaters sind die Herren eingeladen, sich mit den Offizieren deS SchützenregimenlS auf dem Belvedere der Brühl- schen Terrasse kameradschaftlich zu vereinigen. DienStag, 14. März, 11 Uhr 45 Min. Meldung bei Sr. Majestät dem Könige. 12 Uhr Allerhöchste Einladung zum Frühstück im König!. Schloß. (Anzug: Paradeanzug, dunkles Beinkleid.) 6 Uhr Msttagsessen im Osfizierskasino deS SchützenregimenlS (Anzug: Überrock und Mütze. * Berlin, 12. März Die „Germania" will, gleich ankeren Blättern, erfahren haben, der Reichskanzler habe „unmittelbar nach der Frei- tagssitzung der Militärkommission de- Reichs tags" dem Kaiser Vortrag gehalten. Die „Ger mania" ist schlecht unterrichtet. Der Reichskanzler hat am Freitag bei Sr. Majestät gar keinen Vortrag gehabt, und ebenso wenig hat der Reichskanzler, was die „Germania" ebenfalls meldet, an der gestern ab- gehal'enen Sitzung des StaatSministeriums teil genommen. („N. A. Z.") — (B. P N.) Die deutsch-spanischen HandelS- vertragSver Handlungen nehmen jetzt, nachdem in Spanien die Wahlen zu den Corte- vollzogen sind, einen rascheren Verlauf. Jedoch ist nicht anzunehmen, daß dieselben bereit- vor dem Ablauf des gegen wärtigen Prov'soriums zum Abschluß gelangen werden. Es wird deshalb daran gedacht werden müssen, das vorläufige Abkommen mit Spanien, dessen Dauer bis zum 31. März dieses Jahres läuft, auf einige Zeit zu verlängern. Der BundeSrat wird von neuem von seiner ihm durch Gesetz gegebenen Befugnis der zeit- weiligen Zubilligung der HandelSvertragSzollsätze auch an nicht meistbegünstigte Staaten Gebrauch zu machen und sich mit einer auf das Abkommen mit Spanien bezüglichen Vorlage noch vor den Osterferien zu be- fasfen haben. — Generalfeldmarschall Graf v. Blumenthal hatte von gestern zu heute keine besonders gute Nacht gehabt. Heute nachmittag jedoch waren die Ärzte mit seinem Befinden im allgemeinen zufrieden. — Das Direktorium deS Zentralverbandes Deutscher Industrieller hat in Ausführung des feiten- der Delegiertenversammlung am 4 Februar d. I. gesaßten Beschlusses unter dem 24 Februar eine Eingabe an d-n Reichskanzler gerichtet, welche eine Abä. derung deS 8 153 der Gewerbeordnung an- strebt. In Anknüpfung an die bei Beratung der Gewerbeordnung-Novelle vor 1891 über den vom Reichstag abgelehnten 8 >53 der Vorla e abgegebenen Erklärungen wird in der Eingabe aurgesührt: „Die in der Zwilch-nr-it gemattnen Erja^rua^o hoben die Richtigkeit der seinerzeit sowohl von den verbündeten Regier ungen al« auch seitens der Industrie vertretenen Anschauungen daigethan Bon; besonder* hab n die mit Beginn diese« Jahres au-gebiochenen Aufstände der Bergaibeiier >m Saar- unv Ruhrglb'et aezeiat, daß di» gelle de» Bcftimmungea nicht auSreiLen, die Aiv iter von N cderlegung der Artet! unter Kontrakibruch abzuhalten, die nicht rum Streik geneigten Ar beiter vor Zwang zn schüren und den gewerbsmäßigen Agita toren, die zwecks Veraügemeinerunq enstehender Aukstavds- bew-gungen zur Riederlegung der Arb-U untrr Konliaktbruch aussorbern dar Handwerk zu legen. Wäre e« möglich gewesen, an der Hand von den verbündeten Regierungen in 8 lb3 vor- geschkagemn Bestimmungen, der gewcrbemäb gen Hryaibeit der Aailatoren relt«z»ing cnigezezuiieien und die vergewal:i^ung der zur Ricderdgunz v-r Arbeit nicht gezeigten Arbeiter wirk samer zu verhüten, so würde e« aller Vorausnchl nach gelungen sein, den Au-k-and im Keime zu ersticken, zu verhin dern daß viele Tausend Arbeiter mit ihren Familien in Not und Verderben gestürzt wurden, und es würde auch ein über- greisen de« Streck« in da« Rah gebiet nickt slattgrsniid n haben. D esc Ansicht gelangte in d r am 4 F d.ua, cr. obgehaltemn Dele- gie't-nversammlvng de« Zrntrolverbande« deutscher Industrieller einstimmig zum AuSdruck. Zwar sind bei den erwäun en letzten Ausständen einige der ärgsten Schürer dcr Unzusriedi nheit, welche duich ihre hetzerischen Reden dieAibciter zum sosoitigrn Riederl-gen d r Arbeit unter Lontrakibruch veranlaßlen, schließlim verbaf'et und an der Fouseyung ihrer unheilvollen Thätigkeit zeitweilig verhindert worden ; indes g-schahen d ese Verhafiui gen terl« aus Eirund von Delikten, die mit den Be stimmungen der Gewerbeordnung in keinen Zusammenhänge standen, teil« erwicken sie sich al« unhaltbar; unzweiselhust aber ist, daß e« nach dem gellenden Recht unmöglich war, jene Hetzer und Agitatoren lrühzeitig genug unschäolich zu machen, um dadurch der ganzen Bcwcgung die Spitze abzubrecheu. Diese Erfahrungen haben dazu gedient, m den K>eisen der In dustrie dle Überzeugung zu befestigen, daß e« im Interesse der Sich-rheit und der gleichmäßigen Entwickelung der g>samien nationalen W> tschost notwendig ist, aus die seinerzeit von deo verbündeten Regierungen vargeichlagen-n Bestimmungen de« § 1b3 der Abänderung zur Gewerbeordnung zulückzukommen. In Konfrq >enz dieser, in der erwähnten V rsamm'ung der Delegieitcn des Zrntralv rbandrs deutscher Industrieller zum Ausdruck gelangten Anschauung ist das Direktorium von der Versammlung berustragt worden, an den Reutzsianzler die Bitte zu richten, derselbe wolle in Erwägung nehmen, ob e« sich nicht mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren und ins besondere anläßlich dcr im Saar und Ruhrgebretc letzthin zum AuSbiuch gelangten umfangreichen Arbeiterausstände gemachten Erfahrungen empfiehlt, im Interesse der Sicherh-rt und der Existenz unserer gesamten Industrie schon jetzt die scinerzeit in 8 lS3 de- Eesetzcntwurjs betreffend die Abänderung der Gewerbeoidnung gemachten VoisdISge wieder auszunehmen und de>- Reichstage eine entsprechende Leckage zu unterbreiten. Buda Pest, 11. März. (Voss. Ztg) In der heu tigen Sitzung deS Abgeordnetenhauses sprach neuerdings Kultusminister Graf Csaky Er versicherte ohne jeden Vorbehalt, daß am 1. Januar 1894 die bürgerliche Matrikelführung inS Leben treten werde. Dem Grasen Szapary. der sich ganz auf den theo logischen Standpunkt begeben hatte, sagte der Minister, mit Dogmen könne man einen Staat nicht regieren, nicht einmal der ehemalige Kirchenstaat sei mit Dog men regiert worden. Ter Minister wandte sich auch gegen jene zweifelhaften Liberalen, die j.tzt immer häufiger auf der Linken und äußerst.n Linken auf tauchen und versichern, sie wollten ganz bestimmt die Civilehe, aber die jetzige Zeck sei für solche Reformen denn doch nicht geeignet, man müsse ruhige Zeilen ab- wanen, um t erreichen zu unternehmen. Darauf ant wortete der Kultusminister: Eine Zeit, in der die Geistlichen es ruhig ansehen würden, daß man die Civilehe und die Gleichberechtigung aller Bekenntnisse einführt, eine solche Zeit werde überhaupt niemals kommen, man müßte also die kirchenpolitischen Refor men für ewig vertagen, wenn man diesen Zeitpunkt abwarten wollte. Übrigens sei es gar nicht wahr, daß die jetzige Zeit in Ungarn für liberale Reformen ungünstig sei. Eine Zeit, in der das ganze Abgeordneten haus einstimmig den Antrag JranyiS auf Einführung der Glaubensfreiheit annahm, sei doch wohl scheinbar die günstigste für solche Reformen. Freilich gebe es Liberale, die eine ungeheure Begeisterung entwickeln, so lange es sich darum handelt, allgemeine Grundsätze auszu- sprechen, die aber tausend Bedenken haben, diese Grundsätze auszuführen. „Die ungarischen Regier ungsmänner sind nicht von dieser Art. Sie verkün digen einen Grundsatz nicht, wenn sie glauben, daß er unzeitgemäß sei, haben sie rhn aber verkündet, so stehen und fallen sie mit ihm." Stürmischer Beifall begleitete diese Äußerungen des Ministers. Im wei teren Verlaufe der Sitzung kam der Abgeordnete AS- both auf seine gestrige, von Koloman TiSza aus drücklich Lügen gestrafte Behauptung zurück. Tisza habe al- Ministerpräsident den Grafen Kalnoky ver ¬ anlaßt, sich an den Papst zu wenden wegen Einfluß nahme der Kurie auf die ungarischen Wahlen zu Gunsten der Regierung, wofür TiSza die Preisgabe der Notzivilrhe zugesagt Kate. Da TiSza der heutigen erneuten Behauptung ASbolhs, er sei selbst durch den damaligen Sekiwnschef Szögyeny mit der Redaktion der betreffenden Note betraut gewesen, abermals den entschiedensten Widerspruch entgegensetzte, forderte der Abgeordnete Iuliu- Horvath den Ministerpräsidenten auf, zur Klarstellung deS Sachverhalte- sich sofort an den Minister des Auswärtigen zu wenden und dem Abgiordnetenhause in einer der nächsten Sitzungen Bericht zu erstatten. Horvath erklärte, der Verdacht der Anrufung eines auswärtigen Machtfaktors durch den ungarischen Ministerpräsidenten dürfe nicht be stehen bleiben. TiSza müsse entweder von der gegen ihn erhobenen Anschuldigung gereinigt werden oder es müsse Klage gegen ihn erhoben werden. * Paris 11. März. In der Kammer wurde heute die Beratung der Interpellation Turre! über die Wirtschaftspolitik dcr Regierung auf Dienstag festgesetzt. Adg. Lamarzelle von der Rechten verlangte Mitteilung der von Herz an verschiedene politische Persönlichkeiten gesandten Depeschen, welche Drohungen enthielten. Der Konseilpräsivent Ribot erwiderte, dec Untersuchungsrichter Franqueville hätte verlangt, die Abschrift der zwischen Herz, Reinach und Fontane ge wechselten Telegramme mit Beschlag zu belegen. Die selben hätten sich aber in den Postaichiven befunden; die Telegramme seien vor zwei Jahren vernichtet worden, um Raum zu schaffen; wenn Abschriften vor handen wären, so würde er (Ribot) sie dem Unter suchungsrichter mitteilen. Der Zwischenfall war damit erledigt. Tie Kammer genehmigte sodann die Gesetz vorlage über die Sparkassen. In der ersten Dekade des Monats März überstiegen die Rückzahlungen aus den Staat-sparkassen die Einlagen um i ahezu 28 Millionen Frcs. — Die Panamaunter- fuchungskommission beschloß einstimmig, die De Mission BrisjonS nicht anzunehmen. Ferner beschloß die Kommijsion, den Ministerpräsidenten Ribot und den Justizminister Bourgeois vorzuladen und dieselben zu befragen über die ergriffenen Maßnahmen zur Ver- Haftung Artons, über die unter Siegel gelegten Gegen stände, über die Maßnahmen zur Aurl.efrrung Herz' und über die Freilassung CottuS. — Über dcn Verlauf der heutigen Sitzung im PanamabestechuugSprozeß berichtet das „B. T": Bei Beginn der Verhandlung rickite'e einer der Ge- fchwvrenen an Charte- Lelseps die Frage, ob sich über die angeblich an Floquct gezahlte Summe von 300000 grcs. keire Spur in den Bück,ein finde. L-ffepS erwiderte, in den reget recht g-sührt-n Büchein nicht, aber der belnff ndrBeamiedüistc die Zahlun sanweüuni ausbewahrt haben, die jein Verteidiger herbetzckdaffen könn e. Rane erklärte, er habe nur im allgemeinen politischen Interesse mit Clemenceau den bekanmen Schntt dec Frey ccnet g than und von d n Herz'chen Umtrieben keine Ahnung gehabt, sondern nur gehört, daß ein Panamaskandal auebrechen würde. Der ehemalige Deputierte B orie sag e auS, daß rin ge Wisser Blanchet eincn BcstcchungSversuch bei ihm -cmachi habe. LessepS erwiderir, er Hube den Namen Blanchet nre gehört. Unter allgemeiner Aulmerkjamkcit wurde Bndrieux vor gerufen. Aber er brachte nur Bckannns vor, was er schon vor dem Enqueteaus chvß erzählt hat Er kam aus den Stieil zwischen Eouu und Baron Reinach zurück und konstatieNe, daß Herz die Liste dcr Bestochenen von Remech erholten, daß dicker an die darin enthattinen Angaben geglaubt habe A dreuxde- dauplite firner, einen Bries ArtonS an Rssen Freund Banker Detchamp« g sehen zu haben, welch m dieser schreibt, man müsse den Eiser des Polizeiches« Goro» mäßigen Andrieux hat Deschamps gereicn, Arton um Mitteilung der Liste der 1o4 be stocheren Abgeordneten zu ersuchen; Arton erwiderte, er sei un- fähig, Leute, die Vertrauen zu ihm gehabt hätten, zu verraten Der wirkliche Grund d r Ablehnung sei at er RücksiLt aus seine persönliche Sicherheit und d-e Erwägung gewesen, daß er evenruell auch in der Tynamiloffärr mild-r be rt:ilt werde Letztere« sei im Bries Arton« chiffriert gewcsen. Der Piäsident behandelte Andrieux etwa« obenhin. Es folgte dir B rnehmung einer Anzahl von L fiep« vorgeladei er Zeugen, die alle er klärten, daß der Panamakanal im Jahre 1888 so weil vorge schritten war, daß man die Vollendung desselben in der an gegebenen Fust hätte erwarten können. Ein Verteidiger fragte, ob LesjcpS nicht den ehemaligen Munster de« Innern, Allan Targö, ausgesucht habe. Lcfieps bejahte die- und sagte, d rjelbe sei tem Unternehmen nickt geneigt gewesen md habe ihm ze sag«, rS sei besser, das Lew in Frankreich zu lassen Der be treff, ndr Verteidiger sragte weiter, ob Lessep- nicht dem Minister gesagt habe, er verfüge über Organe, die geickzeitig den «anaibau verteidigen und die Regierung angrrisen lönmen Lcss PS leugnete d eS energisch. Der Präsiden» ord» :e an, Allain Targs vorzuladen. Der Publizist Thiebaud, welcher sich mit der Retluna deS PanamaunternrhmenS beschä'ttat erklärte auf Beilagen d s P-affdenien, welche Me nun, er von Arton h>nr, ras-, ,c i » für einen Agen e, der Regierung gevalte« habe, der am ge Heimen Fonde arbeite. Später habe er erfahren, daß diese Fond« von der Panamagesellschajt stammten. fpicl- „Liebeszauber" entgegenzukommen, diese Vor stellung auf Donnerstag dieser Woche angesetzt und da- Lustspiel „Feenhände ' für den Sonnabend in Aussicht genommen. Rcfidenztheater. Da» Gastspiel des Hrn. F'lix Schweighoser hat indem Schömhan-Kadelburgschen Schwank vorläufig einen für da» Theater vorteil haften Ruhepunkt gefunden. Die Aufführungen sind fiel- gut besucht und e» hat den Anschein, daß sich die „Zwei glückliche Tage" ziemlich lange auSdehnen könnten Dennoch läßt sich erwarten und im Sinne der DarstellungSkunst wünschen, daß wir Gelegenheit haben werden, den Gast in einigen verschiedenen Rollen zu sehen. Selbstverständlich ist e- durchaus nicht notwendig, daß e- sich dabei stet» um neue Auf gaben hanteln müßte. Hr- Schweighoser hat sich in Dresden nach Verlauf längerer J'hre bereits als ei.i sehr vielseitiger Darsteller gezeigt und dem Umfange längst Genüge geleitet, welchen man von einem velseitig talentvollen Komiker und genrebildlichen Charakterzeichner verlangen kann. Jeder begabte Künstler besitzt für eine bestimmte Menschengattung eine besondere Forie und diese fand der Genannte im echten Wiener Typu» de» wohlbehäbigen und dabei leichtlebigen dritten Stande». Seine Leistu-gen auf diesem Gebiete de» BolkSstück» und der kecken Posse Überraben die all' feiner Mitbewerber und können in ihrer individuellen Ursprünglichkeit und Racenhaftig- keit von de» Künstler» frhr achtbaren Gestaltungen au» dem ernsten Lharakterfache nicht irgendwie über- troffen werden. Gerade für jene humoristischen Fi guren liefert die frühere Zeit der bchweighoferschen Gastspiele einen Spielplan, der manche» Zurückgreifen möglich macht. Die Aufführung deS jetzt gegebenen Schwankes hat an Zusammenspiel gewonnen und somit auch an Wirkung. Die vor-ügliche Leistung dcS Gaste- war wie alle seine Darbietungen vom ersten Augenblicke an eine völlig durchgearbeitete und in sich fertige. O. B. Konzert. Der vorgestrige vierte Kammermusikabend von Margarete Stern, Henri Petri und Arthur Stenz war durch den Besuch Ihrer Königl. Hoheiten des Prinzen Georg sowie der Prinzessin Mathilde und deS Prinzen Albcrt au-gezeichnet. Raff'- Klaviertrio in e-moU (op. 102) stand an der Spitze deS Programm-. Diese» Werk tritt durch klare und liebenswürdige Physiognomie vor manchen anderen Kammermusiken des in seiner üppigen Produktion stet- von einer kunst reich geschulten und virtuo» leicht beherrschten Kompost- tionttechnik unterstützten Autor» vorteilhaft hervor und gewinnt mit seiner gefälligen und warmen Melodik, mit seinem poetischen StlmmungSreiz unsere Teil nehmer in hohem Grade Wie Märchen klingt e» durch die reizende Tondichtung, die im erotischen GesühlSauSbruch de» Andantesatze» gipfelt und mit allen guten Eigenschaften einer ungeklügelten, natürlich fließenden, anmutvollen Tonsprache die Frage nach Ursprünglichkeit der Erfindung, nach gedanklicher Be deutung und Tiefe zurückdrängt. Die Wiedergabe de» Trio» war in allen Abschnitten desselben mit bewunderns werter rythmijcher Elastizität gleichmäßig lebeu»voll gestaltet, durch gesättigte Klangschönheit namentlich die Innensätze zu höchster sinnlicher Wirkung emporhebevd. Schubert'- in klarer melodischer Flut spirituell auS- strömendeS Rondo (op. 70), dem ein pathetisch span nendcS Andante vorangeschickt ist, erfuhr seitens der Frau Stern und des Hrn. Peiri eine bis in die kleinste Wendung feinfühlig abschaltierte und doch nich» im Detail haften bleibende meisterhafte Aursührung — eine glänzende Ensembleleistung voll Schwung und Noblesse des Vortrag-, prei.würdig durch die musika lische Delikatesse der trefflichen Pianistin wie durch die warme Tongebung des Geigers. DaS Publikum dankte für dieselbe mit enthusiastischem Beifall. Eine» jener klassischen Weike, deren hohe Kunst schönheit in sich selbst zu ruhen scheint, beschloß den Abend . Beethoven- Trio op. 97. Welcher Reiz de» Tvn- stoffe-, welche Beseelung durch Wahrheit und Ein heit der Phantasie, de» Gefühl» und der organischen Formkunst, welch' innigste» Verschmelzen dSS Geistigen mit dem schön Sinnlichen im Allegro und Andante, den erhabenen Sätzen dieser Tondichtung! Welcher Triumph die Melodie, deS Wohlklang«, de» Spiel reichtum» und zugleich welch' ein Sieg de» in emr höhere Welt un» führenden gestaltenden Geiste» über alle Mat rie! Träte nicht im Finale ein allzu jäher Absturz dec Stimmung und der thematischen Origina lität ein, so würde man auch hier wie in manchen Schöpfungen Beethoven» vor der Ericheinung eine» in wunderbarer, dem schaffenden Menschen nur selten vergönnter Vollendung gestalteten Kunstwerk- stehen. .. Mit hocherhobenem Empfinden, mit weihevoller Hin gabe wurde da» herrliche Werk vorgeführt und brachte m dieser künstlerisch fertig durchgedildeten Interpre tation den erreichbar würdigsten AuSklang der Kammer- mustkabeade. '
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