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Dresdner Journal : 13.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303133
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930313
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930313
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-13
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 13.03.1893
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^59 Montag, den 13. März, abends. 1893. Dr«,d«a viertel^LNrlicN 2 ULrtc SO kt, d«! da» L»»»«rl dauttcbeu vlartal- 3 »ua»vrll»Id Ne» >Ivuttck«-a kalct»«» tritt ko»t- uad 8tewpet»u»«bl!»^ Nin»». Li»»«la« Huunvero. 10 kk. Xi»Icü»aixunx»xvt»abr«i>r kLr 6so kaum «iusr ^««pattaoe» 2oU» kleiaae gadriN 30 kk. Unter „kloxvsaadl" Nie 2«il« 30 kk. Lei I^baltao- und LiNvrosLtr eottpr. Xul»vlll»F. Lrsvdvluen: ^i^iiek mit Lu»»»kw« der 8oon- u. keierta^e abend». tvru»prect»-itv»cNIu»3: lir. 12V». DresdnerIouiMl. Für die Geiamtlettung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. Lnuadmo von dol-iindixunxen Lu»«iirt»r l.«ip„8' Z r. Lrandotrtter, LowwiosiouLr ds< Dre-dner 1ourn»I»; Lswdsrx Nerl>» Visa L»,»l Sr,»l»a rrso^tarl ». N.: //uu«r>iÄrin iS kv^trr, Lsrtm-V>«a-H»i»l-Lri kr»L l-eipii^ tkrtatlkn-r ». «. »Sack«»: klud. k»ri» London N»rlio-Vr»llktar1 ». >.-3tnttx»rt: Daxl,« «3 Oo., Norlin: /nia/idendunl, Nr»»l»u: />,«,/ L<U,at^,' Ueanovsr: o. LcäuLt/er, u»u« L. 3.: Larct «e <.». ll«r»u»xederr Lüoixl. krpedltion de» Dreedvor dournnl». Dresden, ilvioxerotr. 2V. kornsprecd-^oscklu»: L»r. 1285. Amtlicher Teil. Verordnung, eine fernere theilweise Aushebung der gegen Ein- schleppung der Cholera aus Rußland erlassenen Vorschriften betreffend. Nachdem die im Kaiserlichen Gesundheitsamte ge bildete Cholera-Kommission die Zurücknahme deS von der Königlich Prei ßischen Regierung aus Anlaß der Choleragefahr im vorigen Jahre gegen Rußland er lassenen Ein- und Durchfuhrverbotes, wie solches für das Königreich Sachsen in gleicher Weise durch Ver ordnung vom l1. August vorigen Jahre« ausgesprochen worden ist, insoweit befürwortet hat, als eS sich nicht um gebrauchte Leib- uud Bettwäsche, oder um gebrauchte Kleider handle, so wird auf Antrag des Herrn Reichs kanzlers die vorgedachte (für Herkünfte aus Finnland bereits durch Verordnung vom 14. Januar dieses Jahres aufgehobene) Verordnung vom ll. August vorigen JahreS mit der Einschränkung hiermit auf gehoben, daß eS hinsichtlich gebrauchter Leib- und Bettwäsche, sowie gebrauchter Kleider bei den bis herigen Sperrmaßregeln bis auf Weiteres noch zu verbleiben hat. Dresden, am 10. März 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Gebhardt. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische «nd telephonische Nachrichten. Coblenz, 12. März, (W. T. B.) Heute nach- mittag fand hier eine von Mitgliedern verschiedener Parteien zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher I»r. Reinbold aus Barme« einen Vortrag zu Gunsten der Militärvorlagr hielt. Die Ver sammlung stimmte dem Redner lebhaft zu. HildrSheim, 12. Mä z. (W T. B.) Eine heute von etwa 600 Personen besuchte r ational liberale B rsammlung auS dem Hildesheimer Reichstags- und Landtagcwahlkreis« stimmte den Laoführuagen deS Llbg Schneider (Hamm) zu, welcher empfahl, über dir MOitärvorlage mit der RrichSregirruvg «ine Verständigung zn suchen. Paris, 12. März (W. T B) Die Minister traten beute vormittag zu einer Sitzung zusammen, um über die durch den Rücktritt Bourgeois ge schaffen» Lage zu beraten. In der Regierung nadrstehenden Kreisen wird angenommen, daß die KrifiS eine partielle bleiben werde. Die Minister würden sich bemühen, Bourgeois zu bewegen, von seinem Entschlusse zurückzukommen. Jedenfalls würde, damit Bourgeois sich vor dem Schwur gericht und vor der Leputiertenkammer verant worten könne, das Justizministerium inzwischen interimistisch verwaltet werden. Voraussichtlich würde Develle dasselbe interimistisch übernehmen. Heute abend findet wiederum ein Ministrrrat statt. Pari-, 13. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der gestern abend abgrhalteneu Mmisterfitzung erklärte Ribot, daß Bourgeois auf seiner Demis sion beharre; Ribot ließ von Carnot da- Dekret unterzeichnen, wonach Drvrlle interimistisch daS Justizportrfeuillc anvertraut wurde. Sofia, 13. März. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Prinz Ferdinand leidet an neuralgischen Schmerzen und berief den Professor Politzer auS Wien, welcher rhrumatisch« Otalgie feststrllte und dem Erkrankten vollkommene Rube anordnete. Dresden, 13. März. Jeitdetrachtuugen cines Unbesangruen. XI. Schlußwort. Vor allem sei bemerkt, daß ich mir nicht einbilde, mit dem in der vorigen Betrachtung Dargelegten den Stein der Weisen gefunden zu haben. Auch glaube ich nicht, daß es im Handumdrehen bei uns ander« werden könne. Unser öffentlicher Leben ist noch viel zu sehr beherrscht von politischen Vorurteilen. Und solche sitzen fest. Aber sie können, sie müssen gebrochen werden. Und einer muß den Anfang machen. Wir müssen unS loskämpfen von dem Wahne, als ob Deutschlands Heil in dem fremdländischen Partei und ParlamentSwesen zu finden sei. Dieses ist im Grunde nur ein Streit um Formen und Buchstaben; über der Form wird der Inhalt verg-ssen. Es wird darum gestritten, wer mit raten und mit thaten soll; wie viel Recht dieser, wieviel jener habe, auf welche Weise es geltend zu machen sei; jeder will seine Befugnisse, seine Macht erweitert sehen. Aber von dem, was zum Wohle des Volkes nötig wäre, was allerseits und allerorts zu geschahen hätte, um be gründete Klagen abzustellen und berechtigte Wünsche zu befriedigen, ist am wenigsten die Rede. Und doch wäre dies dre Hauptsache, gleichviel von wem und in welchen Formen eS geschieht, wenn eS nur überhaupt geschieht. Unsere erfindungsreiche Zeit bringt immer neue Formen deS Erwerbs, deS Verkehrs und der gesell schaftlichen Verhältnisse hervor, mit denen auch sdie Staatsverwaltung zu rechnen hat. Manche früher schwierig gewesene Leistung ist jetzt leicht zu erfüllen; umgekehrt kann manches billigerweise nicht mehr gefordert werden, was vor Jahren ohne erhebliche Beschwerden zu beschaffen war. Welche tief bis in das häusliche Leben des Einzelnen eingreifenden Ver änderungen hat allein die Erfindung und die immer noch weiter ausgedehnte Benutzung der Dampfkraft hervorgerufen WaS wird die snoch in der ersten Entwickelung stehende Elektrotechnik bringen! Neue Bedürfnisse sind entstanden, ältere wie von selbst verschwunden; in gewissen Klassen der Bevölkerung ist eine früher nicht gekannte Scheidung eingetreten; auS der Klasse der Gewerblreibenden ist ein neuer Stand hervorgewachsen, dessen Verhältnisse schon wegen der großen Zahl seiner Angehörigen ge bieterisch Berücksichtigung feiten der anderen Staat», angehörigen fordern und auch ein Recht auf solche Berücksichtigung haben. Da gilt eS die Augen und das Herz offen zu halten, damit jedem zu teil werde, was ihm recht und billig ist. Durch die einseitigen und eigensinnigen politischen Bestrebungen des Freisinns, der überdies Freiheit ost für gleichbedeuiend nahm mit Ungebunden heit, ist vieles versäumt worden und diese Versäumnis hat der Sozialdemokratie das Wasser auf die Mühle geliefert. Es hätte nicht soweit kommen dürsen, als eS gekommen ist, wenn gewisse Leute, welche eine dilettantenhofte Politikmacherei als Sport betreiben, sich mehr um die Not und die Schmerzen ihrer Neben- menschen bekümmert hätten, statt sich um Regierungs formen und Verfassungsparagraphen zu streiten. Die Mittel und Wege zu finden, wie den einen zu helfen sei, ohne den anderen zu schaden, ist freilich nicht jedermanns Sache. Dazu gehört ein höherer Grad von Bildung, ein freier Überblit über die Ver hältnisse der Gesamtheit und derjenige Grad von Selbstbeherrschung, der die eignen Wünsche dem Wohle der anderen unterzuordnen weiß. Mit dem allgemeinen gleichen Wahlrecht ist hier nicht gedient; dieses bringt nur die ungebildeten Volksmassen obenauf und fetzt an die Stelle weise bemessener Freiheit die ungezügelte Herrschaft rücksichtsloser Mengen. Hier liegt der Fehler; von hier auS muß also auch die Hilfe kommen. So lange in unseren Volksvertretungen nur solche Vorlagen durchzubringen sind, die in die Partei schablone passen und den Lirblingsgedanken einer irre- geführitn Menge schmeicheln, kann es nicht besser werde«. Durch die Wahlen muß ein anderer Geist in die Vertretungen kommen. Suchen wir darum von jetzt an die Kräfte der Gutgesinnten zu sammeln und auch die Teilnahmslosen an die Urne zu bringen, die e» zwar nicht böie meinen, aber dadurch schon vielen Schaden angerichtet haben, daß sie am Wahl tage entweder in sorgloser Bequemlichkeit oder rn dünkelhafter Vornehmheit zu Hause geblieben sind. Freilich ist eS nölig, daß auch die Regierungen sich ermannen, gegen die jetzt herrschende Richtung ernstlich Stellung nehmen, und dadurch die zur Zeit noch große Zahl derer ermutigen, die gern für Kaiser uud Reich, König und Vaterland eintreten würden, wenn sie sicher wären, nicht von oben her im Stiche gelassen zu werden. Auch von dieser Seite rst nicht alles geschehen, waS zu wünschen gewesen wäre, um Klarheit in die politische Lage zu bringen. Mitunter sind auch wohlgemeinte und von berufener Seite vor getragene Ratschläge unbeachtet gelassen woiden. So nur konnte eS kommen, daß man beispielsweise d e Mängel deS Gesetzes über den UnterstützungSwoynsitz, gegen das schon bei seiner Entstehung vergeblich die schwersten Bedenken sich erhoben hatten, jetzt nicht anders abzustellen weiß, als durch eine Ausdehnung seiner bedenklichen Grundsätze, also — öff n gesagt — durch eine Verschlechtcrung deS ohnehin nicht beliebten Gesetzes ES thut wahrlich not, daß auch dre Re gierungen sich nicht täuschen über die Gefahren, die dem Reiche von innen drohen, und daß sie diejenigen sich nicht entfremden, auf deren Beistand sie an gewiesen sind, um den Kampf gegen die Feinde der öffentlichen Ordnung und Wohlfahrt bestehen zu können, d Hinweg mit allen Vorurteilen, in wie schöne Worte sie auch gekleidet seien; hinweg mit der Liebe dienerei gegen Parteien und Parteiführer, wie hoch sie von einer urteilslosen Gefolgschaft geschätzt werden; hinweg mit der Scheu vor dem Zorne der aus ihren süßesten Träumen Aufgeschrcckten. Wir haben mit lange in unserem Volke genährten Lieblingsgedanken zu kämpfen. Es ist hart, solche aufgeben zu müssen, aber es muß geschehen, sobald die Gefahr dahinter steht. Einmal muß der Kampf doch ausgenommen werden. Oder sollen wir warten, bis es keine Hilfe mehr giebt? Die Maulwürfe, die den jetzigen Staat unter graben, sind rüstig bei ihrer Arbeit. Die Neben regierung, die unsere jetzige Regierung stürzen und sich an deren Stelle setzen will, ist vollständig ein gerichtet und zum Eingriff bereit. Täglich lesen wir Berichte über Lie Abhaltung der Parteitage in den Provinzen der Sozialdemokratie und über die Sum men, die bei den sozialistischen Steuereinnehmern ein kommen. Überall werden neue Verbindungen ein gerichtet, Parteibeamte und Vertrauensmänner an- gestellt, Wahlbewegungen vorbereitet; Geld, Tages- bläiter, Zutreiber und Handlanger stehen den Feinden der Ordnung in Menge zu Diensten. Es wäre ge fährlich, sich in Sicherheit einwiegen zu lassen. Daraus, daß man mich um meiner Ansichten willen verketzern wird, mache ich mir kein Hehl. Weil ich die Blicke aller Vaterlandsfreunde auf die that- sächlichen Zustände der Gegenwart und der nächsten Zukunft hinlrnken will, weil ich sie aufwecken will aus unfruchtbaren politischen Träumereien, ihre Nächsten liebe anrufen will, zu helfen, wo Hilfe not thut, rüstig fortzubauen an dem Werke, das uns die kaiserliche Botschaft vom 17. November 1881 und die Erlasse Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von A. G. v. Suttner. r r (Fortsetzung.) „Und wäre ein solches Übereinkommen in Wirk lichkeit nicht möglich?" sträubte sich noch der Baron. „Immerhin wären die Auslagen noch geringer, als wenn ich eine eigene Wohnung nehmen würde." „Was würden Sie sagen", unterbrach der andere in vorwurfsvollem Tone, „wenn ich Ihnen heute den Antrag stellte, für das Essen zu zahlen, daS ich gestern und früher schon bci Ihnen eingenommen habe?" ,,DaS ist doch etwas anderes", versetzte der Baron eifrig. „Kämen Sie nur öfter herüber! Ich ve» sichere Sie, die Gesellschaft eines wahren Freunde« thut un« jetzt sehr not." „Eben weil Sie mich mit dem Namen eine» Freunde« beehren, darf ich wohl verlangen, daß Sie diese kleine Gefälligkeit von mir annehmen. Seien Sie unbesorgt, ich werde schon gelegentlich auch von Ihnen einen Dienst verlangen: Sie sollen nicht immer mein Schuldner bleiben, da Sie schon einmal die Sache so auffasien, während ich behaupte, daß Sie meiner Ver- wandten und dadurch indirekt mir einen Dienst erweisen. Also noch einmal: Ich werde vielleicht früher, al« Sie glauben, Revanche von Ihnen erbitten." „Ist e« Ihr Ernst? „Mein voller Ernst " „Dann schlage ich ein. Ja, ich halte den Rat sür den besten: e« handelt sich vor allem darum, Zoe auS dieser gehässigen Umgebung zu bringen, die nichts unversucht lassen wird, um sie zum Wahnsinn zu treiben." „Gewiß! Und run bitte ich Sie, vertrauen Sie mir den infamen Brief an, ich möchte doch ver suchen, ob der Schreiber nicht au-findig zu machen wäre, und dann wollen wir ein warnendes Beispiel aufstellen." In den nächsten Togen zeigte sich Eytzing sehr be flissen, den Freunden allerlei Dienste zu erweisen: er teilte dem Richter im Vertrauen mit, daß Baron Ra- gotz, dessen Tochter infolge der schrecklichen Wendmg der Dinge krank geworden sei, beabsichtige, abzureisen, und bat, man möge ihm jede Zeugenaussage erlassen, da er absolut nicht in der Lage sei, das Gericht über die Sache aufzuklären; alles, waS er müteilen könne, sei, daß Heissenstein sich ebenfalls um ZoeS Hand btworben habe. Dem Ansuchen wurde ent sprochen und man erklärte, der Abreise kein Hindernis entgegensetzen zu wollen, um so weniger, da die Be weise, die man in Händen hatte, kräftig genug waren, um den Prozeß durchzuführen und den Thäter zu ver urteilen, falls er sich nicht selbst stellte. Gleichzeitig leitete Eytzing einen eifiigen Briefwechsel mit seiner Verwandten ein, die in der Th:t seär froh war, in ihre Einsamkeit Gesellschaft zu bekommen — kurz, alle« ging nach dem Schnürchen, so daß in kürzester Zeit sämtliche Einzelheiten geordnet waren. Zoe verhielt sich dem Reiieplane gegenüber voll kommen apathisch. Für sie besaß Buchenfeld von jetzt a> ebenso wenig Reiz wie jeder andere Ort; ihr war es gleichgiltig, ob sie hier fortverkümmerte oder anders wo. Ihre Gedanken befaßten sich ausschließlich mit dem gräßlichen Verbrechen, ohne je auf eine verständ liche Lösung der Frage kommen zu können. Warum hätte Marcel den andern töten sollen? Er war ja doch gewiß gewesen, daß sie ihm ihr gegebenes Wort nicht brechen würde. Hatte etwa Heissenstein sich er laubt, über sie ehrenrührige Dinge zu sprechen, Marcel zu beschimpfen? Dann wäre ein Duell die Folge ge wesen, nicht aber ein gemeiner Mord. Und noch dazu von einem Manne begangen, dessen Ansichten sie so genau kannte, von d-m sie wußte, wie er nicht nur über das Menschenleben, sondern über das Leben eines jeden Geschöpfes dachte. Nein, nein, er ist unschuldig! DaS war immer das Ergebnis des Grübelns, wenn auch sein geheimnisvolles Verschwinden, sein Schweigen unerklärlich blieb. Indessen wurde eifrig gepackt und alle« zur Ab reise vorbereitet. ES hieß, der Baron übersiedle auf einige Zeit mit seiner Tochter nach Wien; die guten Nachbarn brauchten eben das Nähere über daS Ziel nicht zu wissen, damit ihnen die Möglichkeit genommen war, die Bedauernswerten mit neuen Schmähbriefen zu erfreuen, wie Eytzing sagte. Er übernahm eS auch, alle einlaufenden Briefe unter Umschlag, der die Adresse seiner Cousine trug, weiter zu befördern. „Der Arbeiten in Buchenseld wegen können Sie voll kommen ruhig fein," versicherte er den Baron. „Alles soll in vollster Ordnung gesührt und teils von mir, teil« von mei em Direktor beaufsichtigt werden " Er erbot sich noch die Pläne und Rechnungen, und da der Baron am letzten Tage mit den Anordnungen für seinen Wirtschafter sehr beschäftigt war, so sandte ihm vom 4. Februar 1890 al« die wichtigste Aufgabe der Gegenwart vorgehalten haben, an dem Werke, durch da« den gewerbsmäßigen Anstiftern der Unzufrieden heit der Boden unter den Füßen hmweggezogen wird, ebendeshalb wird man Volks und sortschrittseindliche Gesinnung mir schuld geben. Sei's darum. Ich mußte auSsprechen, was mir das Herz erfüllt, und bin gewiß, daß mancher, der bisher geschwiegen, mir bei stimmen wird. Möchten nur recht viele die hier gegebenen An regungen vervollständigen, berichtigen, verbessern. Wenn erst diejenigen wieder zu Worte kommen, die in der That und Wahrheit Gott fürchten, aber nicht Menschen, die, von Parteifesseln ledig, über Vorurteile erhaben sind, dann wird unS geholfen sein. Aber es ist auch die höchste Zeit. Den Augen blick, der unbenützt verloren ging, bringt keine Ewig keit zurück. Lagcsgcichichte. Dre-den» 13. März Ihre Majestäten der König und die Königin wohnten gestern, Sonntag, vormittag dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Nach dem Kirchgänge besuchten der Monarch H12 Uhr die Rubinstein-Matinee im Gewerbehaussaale zum Besten der Notleidenden der Insel Zanie. Nachmittags um 5 Uhr war bei Ihren König!. Majestäten Tafel, zu der Einladungen ergangen waren an: Ihre Durchlauchten den Fürst und die Frau Fürstin von Schwarzburg Rudolstadt, Ihre Hoheiten die Herzöge Adolph Friedrich und Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, Ihre Durchlauchten den Prinz Leopold und die Prinzessin Elisabeth zu Schwarz- burg-Sondershausen, die Prinzessin Thella zu Schwarz- burg-Rudolstadt, sowie den Prinz und die Frau Prin zessin Georg von Schönburg Walde iburg. Außer den vorgenannten Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften nahmen die diensthabenden Damen und Herren der Königlichen und der fremden Fürstlichen Hofstaaten teil. Gestern abena H10 Uhr vereinigte sich in den KöniglichenGemächern eine größere Abendgesellschaft, an der Ihre Majestäten der König und die Königin mit den Damen und Herren der Königlichen Hofstaaten teilnahmen und zu der eingeladen worden w^ren: Ihre Durchlaucht die Prinzessin Feodora zu Schleswig- Holstein, Ihre Durchlaucht d>e Frau Prinzessin Reuß ä. L, verwitw Erbgräfin zu Isenburg, Ihre Erlaucht Gräfin Elisabeth v. Schönburg Glauchau, Ihre Excellen- zen StaatSminister v. Thümmel, StaatSminister v. Metzsch mit Gemahlin, StaatSminister v. Seydewitz, Frau v. Abeken und Frau v Lüttichau Strachwitz, ferner der König!. Großbritannische Ministerresident Mr. Strachey mit Gemahlin und Töchtern, General major v Minckwitz, Generalmajore v. Schönberg und v. Hübel mit G mahlmnen u s. w. Die Gesellschaft zählte über 6o Personen. Hr. Felix Schweighofer hatte die Ehre, die Allerhöchsten und Hohen Herr schaften mit verschiedenen humoristischen Vorträgen zu unterhalten. Se. Majestät der König nahmen im Laufe det heutigen Vormittags die Vorträge der Herren StaatS- minlster im Residenzschlosse entgegen und empfingen nachmittags um 2 Uhr in Audienz den Grafen v. Mirbach, Mitglied des Reichstags und de» preußischen Herrenhauses. Heute nachmittag um 4 Uhr findet eine Königl. Hoftafel zu 40 Gedecken statt, an der Ihre Maje stäten der König und die Königin, sowie die Damen und Kavaliere vom Dienste teilnehmen. Mit Einladur gen hierzu sind fol ende Herren beehrt worden: Ihre Cxcellenzen der Königl. Bayerische Gesandte rc. Baron v. Niethammer und der StaatSminister Or. Schurig, der Königl Großbritannische Ministernsident Mr. Strachey, Ihre Exccllenzen Wirkl. Geh Rat Bär Zoe das Gewünschte, ein paar freundliche Zeilen bei legend und ihn benachrichtigend, daß die Abreise für den nächsten Morgen festgesetzt sei. Selbstverständlich traf er rechtzeitig ein, um den Scheidenden das Geleite zur Station zu geben. * » * „Lieber Freund!" Ihr hartnäckiges Schweigen beginnt mir unheim lich zu werden, und ich entschließe mich daher, Ihren Anweisungen entgegen, zu diesen Zeilen, um an- zufrogen, wie die Angelegenheit steht. Gut, kann ich allerdings nicht hoffen, denn sonst hätte ich schon Nachricht von Ihnen — aber ich muß sagen, daß mir nun nach und nach meine Lage un.rträglich zu werden beginnt — daß ich die Lösung der Frage noch in weite Ferne gerückt sehe, und ich be reue, mich nicht einfach der Behörde gestellt zu haben, um mein Schicksal über mich ergehen zu lassen. Ich bitte Sie, gewähren Sie mir ein paar Worte der Beruhigung; eS ist doch unerhört, daß ich mich durch ein einigermaßen ui überlegte« Versprechen zu diesem Schweigen gebunden habe — sogar jenen Personen gegenüber, die schließlich ein Recht haben, in meine Geheimnisse eingeweiht zu werden. Wenn Sie wüßten, wie mir zu mute ist, Sie gäben mir mein Wort zurück. Berichten Si» mir wenigsten« etwa« über Zoe; sagen Sie mir, wie eS ihr geht, was sie macht, wa» sie von mir und meinem unerklärlichen Verschwinden denkt, beruhigen Sie wenigsten« in dieser Hinsicht Ihren ergebenen Marcel v. Tannenberg."
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