Suche löschen...
Dresdner Journal : 18.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303184
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930318
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930318
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-18
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 18.03.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^§64. Somabend, den 18. März, abends. 189:;. M» Vr««a«» vi«rs»Ij»drjied 2 U»ric »O kk, Md»L«k » 11»rk; »u„erd»lb «le« 6eut»ck«» tr»U ko,t- «aö 8tempel»u,ckl»^ Ku»»«. Ll»»«l»« klunuoera! 10 kk. L»kü»a>x«aU»r«dakre»r IG« ««» NLUM einer 2eil« Steine« AokriN 10 ?k. Unter „8>o^«»»n«1t" äi« Leit» KO kL Lei 1?»b«Ueo- unä HiNern^t« eot»pr. ^us»cdt»L. Lreedelnea: FA^l»«k init Xninniirn« üer 8ono- u. ?«iert»<se »d»aä». k»rn»pr«ct»-Xn»cbiu»»: Ar. 12SL. DresdnerIomml. Für die GeiamUettung verantwortlich: ^ofrat Dtto Banck, Professor der (Literatur- und Kunstgeschichte. -tntvnitlxuakea »n»«Lrt», Nommi—iouLr U«, I)re«1o«r Iouru»t»; L«rU» V>«L I.«»p»>r L»»«I Lr«,I»» kr»»keo«« » >.: //aaienitetn l^oz/trr, Herlin Vi«n - U»mb«rU- ?r»z L«>p«>U-?r»n>ltNr» ». N. Nü»ek»»: ^/«««,» ?»r» l^nckon S«rUn krenkknrt «. H. Srntr^ert: /)ai»t>» F <?». / >«rUn: /»vatilirnltunt, Nr«,l»u: L'm«t k.'utx»1»,- L»oLor«r. 0. §c/»n«trr, LUI» «.».: Loret «t t>«. Uer«u»xekerr Lüoixl. Lrpeäitioo 6t-, vreräoor ^onrnnl». Orssäea, 2vin;;er»tr. 2V. k«ruspr«cb-^o»c Kluss: Ar. 12SL. HLestelungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstraße Nr. 20), für auS- »ärtS: bei den betreffenden Postanstalten zum Preise von 3 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben weiden in der Hosmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, woselbst auch Ankündigungen zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und bei welchem ebenso wie bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier, (Cigarrenhandlung am Albert- theatcr), dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstr. 24, Ecke Plllmtzerstr., und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Lömgl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Fernsprcch-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, !8. März. Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg und die Prinzessin Mathilde sind gestern Vormittag 11 Uhr 20 Min., Se. Königl. Hoheit der Prinz und Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August, sonne Se. Kö ngl. Hoheit der Prinz Albert yeu'e Vormittag 11 Uhr 20 Min. nach Prag gereist. Nichtamtlicher Tril. Telegraphische und telephonische Yachrichten. Triest, 17. März. (D. B. Hd.) Die See- behörte hob die siebentägige Quarantäne für die Provenienzen von der Elbemündung auf und er setzte dieselbe durch eine strenge ärztliche Unter suchung, falls die Schiffe unrer vollständig normalen Umständen hier ankommen. —Nach amtlicher Mit teilung hob der türkische SanitätSrat die ärztliche Untersuchung gegen die österreichisch-ungarischen Selprovinzen auf. Pari-, 17. März. (W T.B.) Der Tod Jule- Feri yS erfolgte heute abend- '/,7 Uhr. Kerry starb infolge einer Herzkrankheit, an welcher er seit dem Attentat geg'N ihn im Januar 1888 litt; die Revolverkugel, welche sich auf einer Rippe ab- plattete, hatte eine Kontusion de- Herzen- herbei geführt. Dir erste Krisis trat in der vergangenen Nacht ein. Paris, 18. März. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der Tod FerryS machte einen ähnlich erschüttern den Eindruck wie seiner Zeit der Tod Gambetta-. Zahlreiche Politiker begaben sich noch abends in da» SterbehauS Kerrys und unterzeichneten die Kondolenz! iste. Im Auftrage CarnolS erschien General Borins; ferner sah man Clemenceau, Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von^A. G. v. Suttner. »« (Fortsetzung.) ES gab nun noch während des schwarzen Kaffees ein recht angenehmes Plauderstündchen und Baron Nagotz fühlte seine Zufriedenheit über die Ankunft EytzingS von Minute zu Minute wachsen. „Eine ausgezeichnete Idee, die Sie gehabt haben, sich auf einige Zeit davon zu machen!" rief er gut gelaunt. „Eine kleine Erholung wird Ihnen ganz trefflich bekommen. Sie sehen etwas ermüdet aus — wahrscheinlich haben Sie sich in Mühldorf über arbeitet. ' Auch Zoe hatte bereits für sich die Beobachtung gemacht, daß sich Eytzing einigermaßen verändert hatte; seine von Natur blasse Gesichtsfarbe hatte eine gelbtiche Nuance angenommen und auf der Stirn zeigten sich ein paar tiefe Falten, die ihr früher nicht ausgefallen waren. Selbst in seinem Wesen lag etwas ungewohnt Unruhiges, Hastiges, Erregtes, das umso mehr bemerkbar wurde, als er ihr früher immer ganz besonders bedächtig und gemessen, fast steif erschienen war. „Ja", sagte er, „Sie haben recht; ich fühlte mich in der letzten Zeit nicht ganz wohl, etwa» nervös und müde; ich plaube, e» war höchste Zeit, mich auf- »umachen, um eine Zeitlang nicht» zu thun, al» mich hier in der angenehmen Gesellschaft zn laben und zu erfrischen." Floqurt und viele tiefbewegte Freunde Ferry-. Der Vizepräsident de» Senats, Bardeux, wurde beim Empfange der Nachricht ohnmächtig. Eine spätere Meldung besagt: Der ver storbene SenatSp äsident Kerry führ e noch am Donnerstag in voller Geistesklarheit den Vorsitz im Senate und brachte den Nack- minag lange Zeit mit seiner Gattin auf dem Balkon zu. Der Verstorbene hatte jedoch schon am Sonntag e'nen Anfall von Unwohlsei r. Seine Gattin bestätigt, daß Kerry seit 14 Tag'N über Atemnot klagte; am Donnerstag abend besuchte Kerry nickt, wie beabsichtigt war, eine Soiree, sondern begab sich gegen 10 Uhr unter leichtem Frösteln zu Bett; er fand erst nach einigen Morphiumäthereinspritzungen gegen morgen Lin derung. Gegen ^10 Uhr Morgen- begab sich Ferry in sein Arbciiszimmer, hatte aber den Tag über Atemnot, die auch durch erneute Morphium einspritzungen nicht gemildert wurde. Abends ^7 Uhr verschied er schmerzlos im Sessel seines Arbeitszimmers. Paris, 18. März. (Tel. d. TreSdn. Journ) Der „Rappcl" will wissen, daß die Papiere Reinachs, welche gestern einer Abordnung der Enquetrkommission mitgeteilt wurden, die Abschrift eines von Andrieur unterzeichneten BonS über 25 000 KrcS., zahlbar Ende Juli 1887, sowie Telegramme und Trodbriefe Herz' an Reinach und eine Rechnung über die Summen, welche von letzterem erpießt wurden, mit genauer Liste der Namen und Daten, enthielten. Kopenhagen, 17. März. (D. B. Hd.) Der Kinauzauöscbuß deS KolkcthingeS hat sich bei der Beratung de» vom LandStkinge übersandten Finanz- grsetzeS in fünf Minderheiten gespalten, vo» denen die meisten für die Wiederherstellung der vom Folkethingr gefaßten Beschlüsse sich erklärten. Stockholm, 17. März. (D. B. Hd.) Lie offiziöse „Nya Dags. Allebanda" veröffentlicht an hervorragender Stelle einen offen'ar die Ansicht deS Ministeriums Bo'röm wiedernebrnden Artike!, welcher mit aller Entschiedenheit fordert, daß die schwedische Regierung und der Reichstag „jeden Versuch der norw-gilcken Parteien, auf eine für Schwedens Ehre und Würde in Wahrheit beispiel los kränkende Weise bas Recht Schwedens, in unionrllen Angelegenheiten zu beschließen, zu einer leeren Formalität zu machen, zurückweisen." Man hegt hier Besorgnisse wegen deS Schick sals der schwedischen Grönlandserpedition umer Leitung der Naturforscher Björling und KallsteniuS. Die Expedition ging mit einem dürftig ausge- rüsteten Schiffe von St. JohnS (Newfoundland) ab, kam nach der dänischen Kolon e Godhavn in Nordgrönland und segelte nordwärts w iter; von da an fehlen alle Nachrichten. Die Ausrüstung einer AufsnchungSerpedition ist in Krage gestellt. Christiani«, 18 März (Tel. d Dresdn. Jou.i.) Im Storthing wurde in der gestrigen Sitzung die Tagesordnung der Rechten und Mo deraten mit 64 gegen 50 Stimmen abgelehnt, die Tagesordnung der Linken mit 64 gegen 50 Stim men angenommen. Der Nachtrag der Linken über die Verhandlung mit Schweden betreffs Ordnung der Behandlung der diplomatischen Angelegen heiten wurde gegen 9 Stimmen abgelehnt. Odessa, 17. März. (D. B. Hd.) Die Odessaer Reede ist von EiS befreit, da der starke Nordost wind die letzten Eisflächen in das Meer ge trieben hat. Sofia, 17. Mürz. (W.T B.) Heute begann der Prozeß gegen Ilia Georgiew, welcher der „Wir wollen daS unsere beitragen, um Ihnen die Ferien angenehm zu gestalten," versicherte der Baron. „Dabei können auch wir selbst nur ge winnen .... Was sollen wir jetzt machen? Eine kleine Spazierfahrt vielleicht; wollen Sie?" „Mit Vergnügen." „Und dann können wir unS mit den Damen Rendezvous geben, auf dem Lido etwa; daS Welter ist ja herrlich" ,Ganz gut", ergriff Fran v. Cantelli das Wort. „Wieviel Uhr ist es jetzt? Drei. Also um fünf treffen wir zusammen." Es blieb bei der Verabredung und die Herren empfahlen sich. Von nun an fühlte sich Baron Nagotz in der Fremde viel wohler. Er verbrachte den größten Teil deS Tages in der Gesellschaft EytzingS; man schleu derte auf dem Markusplatze umher, man fetzte sich in eine Trattoria, man erwarb die Mitgliedschaft im Klub, kurz, die Tage vergingen ganz prächtig. „Ein ausgezeichneter Mensch!" versicherte der Baron wiederholt seiner Tochter. „Ein Gesellschafter, wie man selten einen findet! Er wird mir von Tag zu Tag sympathischer." Zoe gegenüber benahm sich Eytzing immer ganz besonders aufmerksam, ja, er wußte seiner Art, mit ihr zu verkehren, den Stempel so ergebener Freundschaft aufzudrücken, daß sie ihm im stillen für die Zartheit dankte, mit der er über gewisse tr'urige Erinnerungcu hinwegairtg, die sie hin und wieder unwillkürlich wachrief. Der Name Marcel wurde nie ausgesprochen, wenn man auch zeitweise solche Ereignisse streifte, zu denen intellektuellen Mitthäterschaft bei der Verschwörung gegen den Prinzen Ferdinand und Stambulow und bei kem Morde von Beltsch-w anqeklagt ist. Georgiew war geflohen und erst vor kurzem fest- genommen. 22 Zeugen sind geladen. Washington, 17. März. (D. B Hd) Sena tor Blunt soll nach Hawaii gehen und daS Volk über drei Punkte bcf agrn: 1) ob es die Beibe haltung der jetzigen Lunare wünsche, 2) ob es tie Republik wolle, oder 3) ob eS die Annex on durch ^ie Vereinigten Staaten vorzirhe. Dresden, 18. März Serbien nach den Wahlen. (D Die Wahlen in Serbien werden in der Ge schichte des zeitgenössischen Parlamentarismus sicherlich besonders angemerkt weiden. Vor allem werden sie dienen als Beleg für die ungeheuren Schwierigte.ten, mit denen die Lenker von Versassungsstaaten zu kämpfen haben, wenn sie dem klar erkannten Volks willen in den gesetzgebenden Vertretungen zur Geltung ve»helfen wollen Welche Unsumme von Thaltraft halte die Regentschaft und die Negierung in Serbien während der fast fechsmonatlichen Wahckewegung auf- gewandt, um zu verhindern, daß d e Führer der radi kalen Opposition das serbische Volk gegen dessen bessere Erkenntnis zur Wied-raufrichtui g der radikalen Partei! errschafl in Bewegung fetzen! Die Lage war während dieser laugen Zeit fortwährend eine solche, daß der Ausbruch eimr bewaffneten Schild- erhebuug an allen Orten und zu jeder Stunde zu gewärckgen war; nur durch die äußersten Anstreng ungen der Zentralregierung und aller Organe ist die<e Gefahr ferne gehalten worden. Und nun das Ergebnis dieses beispiellos leidenschaftlichen Wahl kampfes? Ein höchst fragwürdi,er Sieg der Regier ung, der sich allem Anscheine nach schon am ersten Tage nach dem Zusammentr tt der neugewählien Skuptschina als Niederlage derselben darstellen wird! Ter eigentliche Wahlgang ist beendigt wo-den, nachdem die Regierung sich durch die Machenschaften der radikalen Wahlkommissäre v.raulaßt gcfchen hatte, einzelne Wahlakte unter Leitung neu angestellter Wahlbeamten wiederholen zu lussen. Nach dieser Korrektur behaupten aber sowohl die liberalen wie die radikalen Blätter, daß ihre Partei den Sieg davongetragen habe und in der Nationalvertretung die Mehrheit haben werde. Die Regierungspresse zählt nach dem Ausgange der Nachwahlen nicht weniger als 71 der neugrwählten Volksvertreter zu der liberalen Partei, so daß die vereinigte Opposition der Radi kalen und Fortschrittler zusammen nur über 63 Stimmen verfügen würde. Demgegenüber behauptet jedoch das radikale Hauplorgan „Odjek" steif und fest, daß seine Partei aus dem Wahlgange siegreich hervoraegangen und daß sie auch in der neuen Skuptschina die Mehrheit haben werde. Dieses Blatt beschuldigt die Regierung, sie habe alle Siegeswahlberichte der Radikalen durch die Telegraphenbeamten unterschlagen lassen, damit durch dieselben ihre eigenen gefälschten Siegesnach- richten nicht Lügen gestraft werden. In der That scheint die Siegeszuversicht der radikalen Presse besser begründet zu sein, als die der Regierung, wenn auch die Radikalen durchaus keinen Anlaß zu geräusch vollen Siegerfesten haben. Bei den letzten Skuptschina- wahlen vom Jahre 1889 haben die radikalen Kandi daten fast 90 H der sämtlichen Wahlstimmen auf sich vereinigt und ihre Partei konnte damals die aus- schließliche Vertretung des serbischen Vockes für sich in Anspruch nehmen. Mag nun das Endergebnis der jüngsten Wahlen für die liberale Regierung nicht in dem Maße günstig sein, wie es die liberale Presse er in irgendwelcher Beziehung gestanden hatte. Sie war jetzt ruhig und gefaßt; e» schien, daß sic sich schließlich in das Unvermeidliche ergeben hatte. Die Mahlzeiten wurden in der Regel gemein schaftlich eingenommen und auch die Abende verbrachte man häufig zusammen — entweder zu Haus« oder im Theater. Eytzing, der der italienischen Sprache voll kommen mächtig war, hatte sich erboten, den Damen als Vorleser zu dienen und da er einen schönen Vortrag hatte, so fand Zoe an diesen Vorlesungen einen wirklichen Genuß. Manchmal löste sie ihn auch auf seine Bitte für einige Zeit ab, und wenn sie von ihrem Buche aufsah, so begegnete ihr Blick dem seinen oder vielmehr sie erriet, sie fühlte den selben hinter der verbergenden Brille starr, wie mag netisiert auf ihr haften Ta sie einmal von ihrer Vorliebe für Blumen gesprochen, war der Salon von diesem Tage an immer mit den verschiedensten blühenden Pflanz n angesüllt, und Eytzing kam nie von einem Spaziergange zurück, ohne für Zoe und seine Cousine dus ende Sträußchen mitzubringen. So oft es einen sonnigen Tag gab — und das war sehr häufig der Fall — unternahm man in Gemeinschaft Gondelsahrten; auch des Abends, wenn man gerade nicht Besseres zu thun wußte, ließ man sich den Kanal gerade hinauf- und hinabrudern, hinter dem fahrenden Sängervolke her, dessen Gondel mit farbigen Popierlaternen behangen war, und welches von einem Hotel zum anderen zog, um den Fremden Ständchen zu bringen und reichliche Ernte für seine gelungenen Borträge einzuheimien. Da wußte eL Eytzing immer so einzurichten, daß er aus da» Bänkchen zu sitzen kam, da» sich in unmittelbarer Nähe Zoe» behauptet, so ist doch unzweifelhaft, daß die frühere erdrückende radikale Mehrheit in der neuen Skupl- fchina fast um die Hälfte abgenommen hat. Um dieses offenkundigen Rückganges der radikalen Partei will'«, hätte letztere eigentlich weit mehr Ursache, den 9. März dieses Jahres al» Unglückstag zu betrachten, anstatt fick, wie es ihre Presse lhut, ob des erfochtenen „großariigen" Sieges über die liberale Regierung in eitel Jubel zu erschöpfen. Nament ick der Verlust der Städte, also der eigentlichen nationalen Intelligenz, die überwiegend die Rigierungskandldaten gewählt habcn, giebt den Radikalen viel zu denken. Haden sie doch in Belgrad selbst, wo ehemals ih-e Herischaft unbestritten war, von den vier Abgeordnetensitzen nur einen ein igen zu retten vermocht, und auch dieses magere Ergebnis verdanken sie nur dem in Serbien eingeführten Wahlsystem, das den Minderheiten unter Umständen auch eine ihrer Zahl entsprechende Vertre tung ermöglicht. Auf Grund der aus Belgrad berichteten zahlen mäßigen Wahlergebnisse die Lage in Serbien kenn zeichnen zu wollen, wä e gewagt. Gewiß ist, daß die Wahlen die Entscheidung der heftigen Partcikämpfe zwischen den Radikalen und Liberale' nicht gebracht haben. Ihr thatsächliches Ergebnis besteht nur in dem gelungenen Beweis, daß die liberale Regierung im Lande weit mehr, als ihre radikalen Gegner cs zu gegeben haben, Rückhalt bi sitzt, und daß sie den Kampf mit den Radikalen auch in der Skuptschina ausnehmen kann — freilich immer mch mit zweiselhaften Aus sichten auf den schließlichen Ei folg. Unter der Voraus setzung, daß das liberale Kabtn.lt in der neugewählten Lkuplschina wirkt ch üb r eine, wenn auch noch so schwache Mehrheit vrrsügen wird, soll die Negierung noch d»r legislativen Erledigung des neuen Handels abkommens mit Österreich Ungarn und einiger weniger minder belangreicher Vorlagen abermals zur Auf« lösung der Sluptichina schreiten wollen, da sie aus den jüngsten Wahlen die Lehre gezogen haben will, daß sie im ern uerten Wahlgange die radikale Oppo sition vollends schlagen und überhaupt unschädlich machen werde. Ob die Wiederaufnahme des Wahl kampfes dem serbischen Lande auch thatsächlich das ihm von -der liberalen Regentschaft und Regierung zu gedachte Heil bringen wird, dos dürfte Vielen mehr als zweifelhaft erscheinen. Tages geschichte. Dresden, !8. März. Se. Majestät der König zeichneten das gestern abend im Gewcrbehau-saale abgehaltene Konzert der Dresdner Liedertafel mit Aller- höchstseincm Besuche aus. Heute nachmittag um 5 Uhr ist eine größere Königl. Tafel, an der Se Majestät dcr König mit den Kavalieren vom Tienste tertnehmen, und zu der die nachgenannten Herren eingeladen worden sind: Ihre Excellenzen der Königl. Preuß. Gesandte rc. Graf Tönhoff, Staatsminister v. Metzsch, Generallieutenants v. Reyher und v. Kirchbach und Wirkt. Geh. Rat v. Berlepsch, ferner ter Kaiser!, und Königl. Feld- marschalllieutenant v. Ziegler und Klipphausen, Geh. Rat Meusel, Präsident der Oberrechnungskammer v. Schönberg, Geh. Rat Vodel, Gene almajore Haber land, v. Minckwitz und v. Zeschau, Senatrpräsidenten Lamm und Lößnitzer, Polizeipräsident Schwauß, Kammerherr v Globig, Königl Preuß. Kammerherr Recalla v. Bieberstein, Geh. Finanzrat Köpcke, Ober- landesqerichtsrat Coith, Geh. Finanzräte l)r. Barchewitz und vr. Freiesleben, Geh. Justizrat Hedenus, Geh. Reg.-Rat Oertel, Geh. Finanzräte v. Mayer und Schulze, Geh. Justizrat Bartsch, Oberkonsistorialrat Meusel, Geh. Reg.-Rat v. Bosse, Oberst v. Scheibner, Oberst Hingst, die Abteilungsoorstäude im Kriegs- befand, und da, beim leisen Plätschern der Ruder, beim Glitzern der vielfarbigen Lichter auf der dunklen Wasserfläche, bei den Klängen einer glühenden Sere nade flüsterte er allerlei Phrasen, die wie in tranm- hoftem Zustande, wie für sich allein bestimmt, zwischen seinen Lippen hervorkamen, aber doch die Ohren eine» Zeugen erreichten. Zoe ahnte, was in EytzingS Innern vorging — aber sic fühlte ihr Herz zu abgestumpft, um darauf abwehrend oder zustimmend einzugehen. Er war ihr insofern nicht gleichgiltig, als sie in ihm einen treuen, aufrichtigen Freund erkennen zu müssen glaubte, dem sie damals Unrecht gethan, als er ihr noch fremd war und sie sein Äußeres abstieß Jetzt war sie au dieses Äußere gewöhnt und eigentlich mußte sie zugeben, daß dasselbe eher anziehend genannt zu werden ver diente. Das einzige, was ihn entstellte, waren die grauen Gläser, die den Blick verbargen. Er hatte schwache, empfindliche Augen, wie er sagte, als sie aber einmal die Bemerkung fallen ließ, daß ihr dieses Ver hüllen in der Regel — „nicht immer" — beeilte sie sich, hinzuzufüqen, einen unheimlichen Eindruck mache, nahm er die Brille ab. Ja, in der That, daS grelle Licht mußte diese blaßgrauen, von schwarzen Wrmpern sehr auffällig umrahmten Augen irritieren, denn sie irrten unstet umh.r und die Lider senkten sich, wie um den ent behrten Schuh zu ersetzen. „Lassen Sie doch, nehmen Sie wieder Ihre Gläser — da» ungewohnte L cht thut weh." „Nicht doch", verfehle er lächelnd, „ich ertrage lieber diese« Wehthun, al» die Verantwortung, Ihnen unheimlich zu scheinen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite