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Dresdner Journal : 10.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930310
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930310
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-10
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 10.03.1893
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4W — Der Bundesrat hat in seiner gestrigen Sitzung dem Freundschaft--, Handel-- und Schiffahrt»- vertrag zwischen dem Reich und dem Freistaat von Columbien seine Zustimmung erteilt und hat ferner dem Gesetzentwurf zum Schutze der Warenbezeichnungen zugestimmt. — Se. Maj-stät der Kaiser haben im Namen de- Reichs den bisherigen Vizekonsul in London Frhrn. v. Humboldt-Tachroeden zum Konsul in Moskau, den bisherigen Konsul in Moskau, Generalkonsul Bartels zum Konsul in Marseille, den bisherigen Vizekonsul in Nizza Frhrn. v. Brück zum Konsul in Kowno und den bisherigen Konsul in Montevideo Schäffer zum Konsul in Kiew ernannt. — Am 15. d. Ms. tritt im Reichsjustizamt eine Kommission von Sachverständigen und Interessenten zusammen, um den Entwurf eines Binnenschiff fahrtsgesetzes gutachtlich zu erörtern. — Die, wie erwähnt, behufs „Stellungnahme zur Militärvorlage" anberaumte Fraktionssitzung der Deutschfreisinnigen hat gestern ftatlgefundcn Wie die „Freis. Ztg" berichtet: „konstatierte am Schluß der Verhandlungen der Vorsitzende, daß nach dem Gcsamtein- druck der gepflogenen Verhandlungen kein Zweifel darüber bestehen könne, baß die Fraktion aus demselben Standpunkt stehe, wie vor der ersten Beratung der Militärvorlage im Plenum. Auch wurden zwischen den Mitgliedern der Militärkommission Erklärungen gewechselt, welche einen übereinstimmenden Gang der Verhandlungen in der Kon.» Mission sichern." Das bei deutsä freisinnigen Kommissions- resp. Fraktionsmitgliedern etwa vorhandene Sachverständnis wird also in Zukunft zu schweigen h iben. Da aber das „Berl. Tgbl" berichtet, die Debatte habe etwa drei Stunden gedauert, so muß Ler „Fall" wohl sehr schwierig gelegen haben... In einer Berliner Korrespondenz der „Bres lauer Ztg ", welche zu Gunsten des Nichterschen Stand punktes Hrn. Hinze abfertigte, war auch davon die Rede, es werde sich niemand über das Verhalten des Hrn. Hinze mehr wunoern, als die freisinnigen Wähler; denn „es gebe heute in Deutschland kaum einen freisinnigen Verein von irgend einer Bedeutung, der nicht eine Resolution gegen die Militärvorlage an den Reichstag gesandt habe." Dazu bemerkt recht boshaft die „Kons. Korr": „Zu unserem Bedauern müssen wir den größten Teil der freisinnigen Vereine als ungehorsam „denunzieren." Wie die uns vor liegenden i cun Petitionsverzeichnisse ergeben, sind im ganzen 26 freisinnige Resolutionen gegen die Militärvorlage ein gegangen, darunter allein 6 aus Berlin, so daß aus dem ganzen Reiche nur (einschließlich der aus Süddeuischland von der demokratischen Partei veranlaßten 4 oder 5 Resolu tionen) 20 freisinnige Vereine die ihnen von der Zentral- leitung auferlegte Schuldigkeit gethan haben" Wenn dessenungeachtet noch gestern die „Voss. Ztg" meinte: „Vielmehr werden die Wähler über den Reichstag kommen wie Odysseus über Lie hundert Freier. Bel drn nächsten Wahlen wird das Volk mü den Parteien Abrechnung halten, die ihre Grundsätze preisgegeben und ihre Ver sprechungen gebrochen haben. Wir erwarten, daß sich kein Abgeordneter der freisinnigen Partei bereit finden lassen wird, die Grundsätze preiszugeben, die ihm die Stimmen und das Vertrauen seiner Wähler verschafft haben" — so ist das nichts als eine volltönende Phrase. Tenn „politische Grundsätze" kommen bei der Entscheidung über die in der Mibtärvorlage gestellten Fragen gar nicht in Betracht, es sei denn, drß die „Voss Ztg." unterstellen wollte, eS gäbe eine Partei, welche dem deutschen Volke Lie als notwendig erkannte Rüstung grundsätzlich vorenthalten wollte. Hat doch schon vor Wochen die „Nation" des Abg Lr Barth die Parole auSgegebcn, es handle sich bei der Militär vorlage nicht um eine politische, sondern um eine Ouan- titäts frage * Karlsruhe, 9. März. Tie lange erwarteten Personalverändernngen imbadischenMinrsterium sind nunmehr erfolgt. Eine besondere politische Be deutung haben sie nicht. Mit dem Staatsminister Turban und dem Finanzminister Elstätter scheiden zwei um die Entwickelung des inneren badischen Staats lebens und um die Reich-Politik verdiente Männer aus der Regierung. Beide sind hochbetagt. Die Gegen sätze der Parteien in Baden beziehen sich bekanntlich in eister Reihe auf die Kirchen- und Schulfragen; indem der bisherige Leiter des Kultusministeriums, Nokk unter Beibehaltung dieses Ressorts zum Präsi denten des StaulSministeriums an Hrn. Tnrbans Stelle ernannt wurde, ist eine grundsätzliche Veränder ung der badischen Politik in Bezug auf jene Fragen offenbar ausgeschlossen. Ter neue Fmanzminister Buchenberger hat sich u a. durch seine sachkundige Be handlung landwirtschaftlicher Angelegenheiten bekannt gemacht; er war der Leiter einer mit seltener Genauig keit durchgeführten Untersuchung über die Lage der Landwirtschaft in Baden Taß der bisherige badische Gesandte in Berlin und Vertreter des Landes im Bundesrat, Hr. v. Brauer, die Beziehungen zum Reiche — die einzige „auswärtige Angelegenheit" Badens — so behandeln wird, wie e- bisher geschehen, ist selbst verständlich. An der Spitze des Ressort- de- Innern bleibt der bisherige Leiter desselben, Hr Eisenlohr. — In Baden stehen Neuwahlen für die Hälfte der zweiten Kammer bevor. Sie werden unter dem Eindruck er folgen, daß eine Wandlung in der seit einem Menschen alter dort ununterbrochen herrschenden Politik nicht zu erwarten ist. * Wien, 9. März. Nach dem „Neuen Wiener Tagblatt" ist die Meldung auswärtiger Blätter, daß der russische Botschafter am Wiener Hofe, Fürst Lobanow, wegen der bulgarischen Frage nach St. Petersburg berufen worden sei, vollständig unrichtig. Fürst Lobanow habe sich nach brr russischen Haupt stadt begeben, um, wie alle Jahre, die Lsterseiertage in seiner Heimat zu verbringen. Von einer Berufung des Botschafters fei keine Rede. Sein Vertreter habe im hiesigen auswärtigen Amte Erklärungen in diesem Sinne abgegeben. — Bei der gestrigen Reichsrats wahl inTroppau erhielt keiner der beiden Kandidaten die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen, sodaß eine Stichwahl erforderlich ist Es wurden im ganzen 1247 Stimmen abgegeben. Hiervon entfi'len auf den liberalen Kandidaten Demel 605, auf den deutschnationalen Kandidaten Pommer 571, auf den tschechischen Zählkandidaten Lorencznk 62 Stimmen. — Ein Beweis der herzlichen Teilnahme, die dem österreichischen Kaiserhause in verschiedenen Kreisen der Bevölkerung entgegengebrocht wird, dü'fie in der nachstehenden, anläßlich der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Territet erschienenen Mit teilung des „Wiener Tagblatts" zu entnehmen sein: „Alle Berichte, die aus der Schweiz hierher ge langen, stimmen darin überein, daß Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin der Mittelpunkt der allgemeinen Verehrung des Schweizer Volkes sind, welches sich ungezogen suhlt von dem einfachen Wesen, von den streng bürgerlichen Lebensgewohnheiten, von der Leutseligkeit und der echt menschenfreundlichen Gesinnung, welche das Kaiserpaor bethätigt. . . . Der Monarch kommt sehr selten in die Lage, Sich selbst zu leben und an Sein eigenes Wohlbefinden zu denken. Die Arbeit für Seine Völker, die Sorge um den Staat füllen Seine Tage aus; an Sich selbst denkt der Herrscher zuletzt. Deshalb denken auch die Bürger dieses Reiches an den geliebten Kaiser zuerst und deshalb macht sich in der Bevölkeiung eine wahre Befriedigung darüber geltend, daß Sr. Majestät jetzt einige Tage beschieden sind, die Ihm das reinste Familienqlück bringen. . . . Tas Glück les Kaisers ist das Glück der Völker dieses Reiches. Die Lebens freude des Monarchen bedeutet Lebenskraft für Oster- reich und die Zufriedenheit des höchsten Herrn ver bürgt die Zufriedenheit aller Bürger. Denn der Kaiser fühlt Sich nur glücklich, wenn Er Seine Völker glücklich weiß. Und in diesem Augenblicke, wo keine Wolke den politischen Horizont verdüstert, wo der Staat große finanzielle und wirtschaftliche Aufgaben erfolgreich bewältigt hat, wo die Reichs hauptstadt sich zu verjüngen beginnt und wo man einer regeren wirtschaftlichen Thätigkeit, einer leb hafteren Arbeitsfreude und r roßen Hoffnungen für die nächste Zukunft entgegengeht — in diesem Aügen- blicke hat der He:rscher dieses Reiches Grund zur Zufriedenheit." * Buda-Pest, 9. März Gegenüber den Abg. Asboth, welcher die Zurückziehung des kirchenpoli tischen Programmes verlangte, erklärte in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses der Kultus minister, daß er von jeher Anhänger der allgemeinen oblig torischen Civilehe gewesen sei und niemals einem auf anderer Grundlage gefaßten Beschlusse seine Zu stimmung erteilt haben würde. (Lebhafter Beisall.) Was die Verlesung der bisä öslichen Briese anbelange, so habe er die Betreffenden loyal verständigt unv werde sich auf die darin dargelegten Anschauungen berufen, weil er dies der öffentlichen Meinung und der Gesetz gebung schuldig sei... Das Ereignis der Sitzung war eine Rede d.s Abg Grafen Theodor Andrassy (ältesten Sohnes des bekannten Staatsmannes) zum Kultusbudget. Von großer Wirkung war es, als er sich an den Klerus wandte, er möge Aufreizung und Zorn beiseite lassen, denn wenn man ihn in solcher Verfassung sehe, müßten Zweifel entstehen, ob man cs wirklich mit christlichen Priestern zu thun habe. Die Waffe des Katholizismus sei nicht die Polizei, sondern Lehre und Überzeugung. Dieser Einfluß der Geistlich keit werde um so größer sein, je mehr sie ihre Auf gabe so auffasse, während sie mit Zank und Streit vielleicht die Zahl der Gläubigen vermehren, aber deren Sitten sicherlich nicht veredeln werde. ES dürfe nicht geschehen, daß die Religion mit den Mitteln der weltlichen Gewalt arbeite, das wäre nicht nur zweck los, eS wäre geradezu verhängnisvoll. Schließlich wendete sich Graf Andrassy gegen den Grafen Szapary, der nicht Anstand genommen habe, selbst die nicht magyarischen Nationalitäten mittelbar zu ermutigen, in dieser Frage gegen den Staat Stellung zu nehmen. Graf Andrassy wie- den Gedanken weit von sich, al- könnte das die Ansicht deS gesamten ungarischen KleruS sein, eine solche Zumutung wäre eine Verleumdung, gegen welche die Katholiken vor allem protestieren müßten, da sie gewöhnt gewesen seien, in ihren Geist lichen nicht nur Seelenhirten, sondern auch leuchtende Muster ungarischer Vaterlandsliebe zu veiehren. Die Rede des Grafen Andrassy machte einen bedeutenden Eindruck auf daS HauS. * Paris, 9 März. Infolge der glänzenden Mitt- fastenfeier auf den Boulevards bei herrlichem Sommer wetter waren die GerichtSsäle heute verlassen. Die Zeugenvernehmungen in dem PanamabestechungS- prozeß boten auch bei weitem nicht dasselbe In teresse wie gestern. Vor dem Justizpalast herrschte Totenstille Über den Verlauf der Sitzung berichtet bas „B. T.": Ter Vertreter der Civilpartei richtete an LeisepS ver- schieden? Fragen über gewisse Summen, die Reinach in Höh» von sünsvierlcl Millionen erhielt. Lesseps erwidert, das Kanal- Unternehmen wäre wie ein Haus chne Dach gewesen. Reinach habe die Hilse des Crebit Forcier zugesichert und er hab? da mit das Unternehmen > nler Dach zu bringen gehofft. Cottu habe übrigen! Reinach gezwungen, 250 00» Frc» zurückzuzahl-n. Darauf erfolgte die Vernehmung Fontanes ?er Präsi dent richtete an diesen die Frage, ob er noch Mitglied des Komitees gewesen sei, als die Bestechungsversuche vorkamen. Fontane protestierte lebhaft gegen das Wart Bestechmiac versuch. Präsident: „Protestieren Sie wenn Sie wollen, uns kommt es auf Daten an." Fontane erzählte dann, dazu ausge'ordert, die Erpressungsgefchichie res Ministers Baihaut, die insofern von Lessevs Darstellung abw:icht, als er von dem Vermiülcr Blondin den Eindruck empfangen habe, Bcidaut brauche Geld, um ce- lvisse feindliche Strömungen in der Prcsfe gegen die Losemüsion durch andere Blätter zu belämpsen. Er bestätigte aber aus drücklich Lesseps Behauptung, baß Baihaut nie erklärt habe, da- G>ld solle persönl-chen Zwecken dienen. Wenn Baihaut dies erklärt hätte, so wisse er nicht, was er gethan. Präsident: ..Hierüber weichen Sie von den Aussagen Vaikauts ab" Fontane: „Das ist möglich, es ist nicht das erste Mal. Alles, was ich sagen kann, ist, daß bi- Wahrheit aus m°iner Seite ist. Wir sind 'eil wer Monaten trotz der größten moralischen Tor turen nie in unseren Angaben abgewichen." Nach längerer Erklärung über die Kass.noperaüonen kam daS Verhör M s die Erprcssungsdepeschen Herz', von denen Fon tane bekannlich eine Lahn lautend erl alten hatte: ,JH-Freund sucht zu mogeln; er n uß zahlen oder springen." Fontane erklärte, die Depesche nicht verstanden und erst später erfahren zu haben, was sie bcdcuie Die Haltung und Aussage Baihauts macht keinen heroi- sckcn Eindruck. In langer Apostrophe bekennt er sich schuldig, gefehlt zu Haden. Er beugt sich von vornherein vor dem Ver dikt Aus Befragen deS Präsidenten erklärte er, daß er im Grunde dem Unternehmen geneigt gewesen und daß erst in letzter Stunde di- Versuchung an ,hn herangetrelen sei. Er behauptet, LrssepS habe vorher darum gewußt, daß er Geld sür seine persönlichen Bedürfnisse verlangte Er sei eben in ter Lage eines vermögenslosen Mannes gewesen. Wenn LessepS und Fontane ties leugneten, so möchten sie doch erklären, warum sic angege en haben, daß sie nach der Unterhaltung mit ihm angeekeli gewesen seien. Bachout beschuldigte Blondin, 75 000 Franc- als Vermiltlergebühr auf die 375 Oev Frcs, die er er halten genommen zu haben. Blondin bestritt die! in dem darauffolgenden Verhör entschieden. Auch er habe richt geglaubt, daß Baihaut als er eine Million Francs verlangte, etwas Unehrenwerles im Sinne gehabt h-be. Er sei der Ansicht gewesen, Baihaut hab: eine große Summe gebraucht, um durch Haussespekulation die Baisse spekulation in Panamapapicren an der Börse zu neutralisieren. Blondin behauptete ferner. Lesseps habe die verlangte Million gleich zahlen wollen; cr, Blondin, habe sich dem aber wiserscyt, weil möglch-rw.ise die Angelegenheit doch nicht glücken konnte. Weder er noch Lesseps hätten sich eine Quittung geben lassen. LejsepS erlläile, er wäre durch die Intervention Bai- haulS gedeckt gewesen. Lesseps und Fontane, ausgifordert, sich über den Eindruck des Ekels zu erklären, den sie noch der Unterredung mit Baihaut gehabt, erwidern, der Ausspruch Bai hauls habe diesen Zustand hervorgerusen, wonach er der Mi nister, welcher mit der Wahrnehmung ö scntlicher Interessen be auftragt gewesen, etwas thun oder unterlassen wolle, je nachdem man ihn bezahle. D.e Vernehmung des Abgeordneten Leroy, der beiannt- lich in der Kommission fein Votum dahin modifizierte, daß ihm das Emission?gesetz vorgclcgt wurde, und daß er dafür 300000 FrcS eihalten Haden fall, ergab die inteiessante Thatsache, daß Leroy nicht arm, ondern, wie er durch notariell«« Akt be weisen kann, 2)cooo Frcs. aus der Mitgist semer Frau be sessen, mi« denen er Getdopcratio» cn gemacht hat, während die Anklage behauptet, er habe sic nur mit Hilse von Bester ungs- geldern gemacht. Befragt, warum er Liefe Erklärung nicht fckon dem Untersuchungsrichter abgegeben und dadurch pioviso- risch feine Freiheit sich gesichert habe, eiwiderte Lerov, er Labe keine Einstellung des Verfahrens, fondcrn rin Urteil seiner Mitbürger provozieren wollen. Alton habe er ' ur cinn al ge sehen, und wenn unter einem der Checks sein Name stände, so sei das Artoi s Sache nicht. Er habe nichts erhalten: man möge ih» vetorise für da« Grgratril seiner veharptungen bringen. Die Au-sagen veral« und Dugue« sind identisch aut den von ihnen in der Voruntersuchung abgegebenen. Berat ha» aus Geschälten mit Reinach Geld zu fordern gehabt, und Duoue wurde von Reinach am Syndikat interessiert, ohne dafür irgend welch? Verpflichtung übe-nommen zu b-ben. Hinsichtlich de- ehemaligen Deputieren Gobron scheint sich zur Evidenz zu r>geben, daß derselbe ganz unschuldig in die Angelegenheit verwickelt ist. Gobron staud mit Reinach in anderen Geschähen, und der betreffende Check wurde ihm al- berechtigte Forderung erst zwei Monate nach der Votierung de» Emission-geietz- ouSgehändigt. Ec sicht Lesseps heute zum ersten Mal und dieser ist verblüfft, Gobron in den Prozeß ver. wickelt zu seh-n. Antonin Proust gestand ein, nach einer Besprechung mit seinem Bankier an dem Syndikat teilgenommen >u haben; er behauptet, 6250 FrcS. Pro ision gezahlt zu haben; Quittung habe er n»cht gefordert, und er sei peinlich überrascht, daß sich von dieser Zah'ung keine Svur vorfinde. Proust protestierte gegen den Verdacht, daß er sich habe bestecken lasten, und w'rsr sein: xan e polnische Vergancenheck in die Wagschal?, in welch«, ihm niemand Undelikatcffe vorweif n könne Auf eine Anfrage deS Verteidigers von Proust erklärte Lesseps er habe mit Proust ausgezeichnete Beziehungen ge habt; Proui: sei es gewesen, der ibn Gambetta vorgestellt, uno er habe damals gesehen, wie hoch ihn Gambetta schätzte — Mehrere Pariser Blätter verzeichnen daS Ge rücht, Cornelius Herz sei schon seit drei Wochen nicht mehr in Bournemouth; seine Familie und Freunde hätten seine Flucht geschickt veranstaltet und ihn in dem Gasthosbette durch einen gemieteten Mann ersetzt, der an Diabetes leidet, sich gern pflegen läßt und überdies noch 1 Pfd. Sterl, täglich bekommt Ta die Überwachung, so heißt es, eine nichts weniger als strenge ist und von einen Nebenzimmer auS geschieht, so sei nichts leichter gewesen, als den Personenwechsel zu bewerkstelligen und die englischen Agenten, die viel leicht gute Gründe hatten, ein Auge zuzudrücken, zu hintergehen, i?) Rom, 8. März. Man schreibt der „P C" von hier: „Die überaus hohe Befriedigung, die sich in den Kundgebungen der italienischen Presse über den äuge kündigten Besuch des deutschen Kaiserpaares in Rom anläßlich der silbernen Hochzeit des italienischen Königspaares äußert, hat wieder einmal die Volks tümlichkeit des Dreibundes in Italien dargethan. Von den Gegnern dieses Bundes wird bekanntlich versuch:, jedes irgendwie für eine solche Auslegung geeignete Vorkommnis als ein Zeichen der Unsicherheit dieses Bündnisses oder als ein Anzeichen der Trübung des selben darzustollen. Insbesondere kehrt aber auf der bezeichneten Seite immer die Behauptung wieder, daß der Vertrau, der Italien so enge mit Deutschland und Österreich Ungarn verknüpfte, im Königreiche der Volks tümlichkeit entbehre. Es ist dies hundertmal durch die mannigfachsten Kundgebungen, sowie durch Thatsachen und in besonders klarer Weise durch die letzten Kammer Wahlen widerlegt worden, und die freudige Einstimmig keit, mit welcher die italienischen Blätter den bevor stehenden Besuch des deutschen Kaisers in Rom begrüßen, zeigt aufs neue, in welchem Maße die Volkstümlichkeit des Dreibundes sich ausgedehnt und befestigt hat. Wenn die französischen Blätter sich be eilen, diesem Ereignisse die politische Bedeutung, noch ehe dieselbe von der italienischen Presse besonders her- vorgehoben worden wäre, abzuspreche-', so beweist dies nur, wie gut man eigentlich in Paris den Sinn der bevorstehenden Monarchenbegegnung sofort erkannt hat. Kaiser Wilh.lm II. wird in der zweiten Hälfte dcS nächsten Monats in der italienischen Hauptstadt nicht bloß als Freund des Königs Humbert erscheinen, son dern auch als Verbündeter bei dem Verbündeten und als Freund Italiens Und diese Empfindung ist es, welche den freudigen Äußerungen der italienischen Presse über die persönlich: Teilnahme des deutschen Kaiser paares an dem in Rom bevorstehenden Feste unge wöhnliche Wärme geliehen hat. * London, 9. März. Im Unterhause erklärte Gladstone, er verschieb: die zweite Lesung der Homerulebill vom l3. auf den 16. d. Mts.; morgen werde er eine Sitzung für Sonnabeud bean tragen. Auch heute wurde die Suspendieruug der Geschäftsordnung bezüglich des Mitternachtsreglemeiits, und zwar mit 264 gegen 179 Stimmen angenommen Im weiteren Verlaufe der Sitzung bekämpfte Wolmer den Antrag auf Eintritt in die Spezialvebaite des Kriegsetats durch einen Unterantrag, in welchem erklärt wird, das gegenwärtige System der Militär Verwaltung sichere weder eine gehörige Sparsamkeit in Friedenszeiten, noch Wirksamkeit für die nationale Verteidigung. — Im Oberhause erklärte Sir S. Playfair, Mitglied des Geheimen Rats, bezüglich der Kommission, welche zur Untersuchung der dorti en Einwanderunasverhältnisse nach Amerika ge suche», bis hier wieder die schlafende Natur zu neuem Leben erwacht", da wurde ihr plötzlich so weh ums Herz, daß sie am liebsten in Thränen ausgebrochen wäre. „ES ist etwas vorgefallen", stammelte sie ängst lich. „Ich bitte, wenn ja, sagen Sie es mir; ich bin nicht so schwach, wie Sie vielleicht glauben; die Gefahr, die man irgendwo verborgen weiß, schreckt mehr, als jene, der man mit vollem Bewußtsein entgegentreten kann." „Aber, liebes Kind, was sollte vorgefallen sein?" fiel der Baron ein und er zwang sich zu einem un befangen sein sollenden Lächeln. „Das heißt, ja, Du weißt, daß mir seit unserer Rückkehr der Aerger nicht erspart worden ist; fast kein Tag vergeht, ohne daß es etwas absetzt, aber schließlich wird man sich daran auch gewöhnen." , Hätten Sie nicht Lust zu reisen?" wandte sich Eytzing wieder an Zoe „Ich versichere Sie, es thäte Ihnen beiden gut." Sie schüttelte den Kopf. „Ich denke mir daS Reisen nur zerstreuend und wohlthuend, wenn man sich ohne Sorgen auf den Weg machen kann; von diesen letzteren gab es jedoch in dieser Zeit, seit wir Pottenbrunn verlassen haben, mehr als genug." „Ei, eben die verschwinden durch Ändern de» Aufenthalts. In der Fremde wird man nicht auf Schritt und Tritt daran erinnert — die Gedanken werden durch da- Neue gefesselt, man lebt ganz merk würdig auf.' „Ich denke, wir werden wohl lieber hier stand- halten müssen," ergriff Baron Ragotz da-Wort „Wie gesagt, der Mensch gewöhnt sich an alles, auch an die Dinge, die ihm Mißstimmung verursachen." Eytzing blieb nach dem Essen noch eine Weile, dann verabschiedete cr sich, um Erlaubnis bittend, in allernächster Zeit wieder kommen zu dürfen. Jetzt drang Zoe in den Vater, er möge ihr, falls er Schlimmes erfahren, Mitteilung machen, allein dieser redete sich auf die finanziellen Unannehmlich keiten aus, denen er in der letzten Zeit ausgesetzt war, und auf ihre direkte Frage, ob cr etwas von Marcel wisse, antwortete er kurz mit Nein. (Fortsetzung folgt ) K. Hoftheater. — Neustadt. — In der Nathan. Vorstellung am Sonntag wird Hr Porth den Nathan, Hr. Wienc den Terwisch und Hr. Swoboda den Patriarchen spielen Am 20. d. M. geht „Wallen steins Lager" und „Die Piccolomini" in Scene, am 21. d. M „Wallensteins Tod" mit Hrn. Starcke als Gast in der Rolle deS „Octavio Piccolomini." K Konservatorium. Die vorgestrige vierte PrüsungSaufführung im Neustädter Kasinosaale erhob sich zur Bedeutung und Wirkung eines an regenden und durch manche tüchtige Leistungen über raschenden Musikabends. Zu diesem Eindruck trug als erster Hr. Gamper (Violoncellklasse Grützmacher) bei, der seines Lehrer» gehaltvolle« und dankbare» L-moll Konzert mit sehr fertiger und vorzüglich ge schulter Technik, mit reiner Intonation und geschmack voller Kantilenbehandlung, mit Temperament musikalisch lebhaft empfunden wiedergab Mit einer ebenfalls hervorragenden Darbietung schloß sich diesem Hr. Helbig <Klarinettenklasse Gabler) an; er spielte daS ^Il^ro mväerato aus Webers lt «lur-Ki'n^ert und zeichnete sich darin durch gleichmäßige Weichheit deS Tons, durch treffliches Lega'o und frische Vortragsgestaltung auS. Zu dritt unter den labntierten Instrumentalisten dieses Abends erschien Hr. Adrian Rappoldi, der viel- vrriprecheude Schüler seines als Meister der Geige anerkannten Vaters. Der eben dem Knabenalter ent wachsene junge Violinist hat innerhalb des letzten Jahres nach der Seite des Technischen wie des Musi kalischen außerordentliche Fortschritte gemacht; sein Ton ist runder und ausdruckssähiger geworden, seine mechanische Fertigkeit hat sich bis zur bravourösen Beherr schung aller gangbaren virtuosen Spielarten ungemein sicher entwickelt und sein musikalisches Empfinden wurde dabei durchaus in einer ernsten Richtung gefördert und gekräftigt Mit diesen Eigenschaften besiegte er denn auch die Schwierigkeiten deS k'is-mvll Konzertes von VieuxtempS, das sich an Virtuosität und an musika lisches Gefühl mit dem gleichen Maß der Forderungen wendet, und übertraf durch die temperamentvolle Sicher heit in der Lösung seiner Aufgabe noch die lebhaften Erwartungen all' der Hörer, welche die Entwickelung seines Talents mit hoffnungsvoller Aufmerksamkeit be gleiten ... Gewandte Fertigkeit und Behandlung seines Instruments bei ansprechender Fülle des TonS erwies Hr. Frey (Oboeklasse Biehring) in der Ausführung eine» VaciationenstückeS von St. Vervoust, dem Hr. Paul Büttner (Kompositionsklasse Draeseke) eine hübsch orchestrierte Begleitung hinzugefügt hatte. Mit Mendelssohn» op 43 sand sich Frl Neumann (Klavier klaffe Tyson-Wolff) nur technisch befriedigend ab; daS musikalische Leben im äN^ra ^ozoso entging noch ihrem Auffassung-- und Gestaltungsvermögen. Gesangsleistungen boten Hr. Gähner (Klasse Mann) und Frl. Wedekind «Klasse Frl. Orgeni). Ersterer entfaltete in dem wohlgcgliederten Vortrag eine Arie auS der „Schöpfung' eine korrekt vorgebildctc kräftige Stimme von echtem Baßtimbre, die nur nach der Höhe an Kern und Klarheit des Klanges etwas ver liert Frl. Wedekind wird in der nahezu fertig durch- gebildeten Technik von dem Hellen und reifen Kl'ng ihrcs namentlich in der Höhe glänzenden Soprans vortrefflich unterstützt; ihr Vortrag zeigt bei entschie dener Anlage für Koloratur musikalische Sicherheit, Empfindung und Geschmack und der Gesamteindruck ihres Könnens, wie ihn vorgestern die trotz Indispo sition schön gelingende Wiedergabe der Norma Aric „Casta diva" herstellte, läßt die Zukunft der sür die Bühne bestimmten jungen Säng-rin in günstigem Ltchte erscheinen. Zur Ausführung dreier Satze des t'-moft-Klaviertrio» von Raff vereinigten sich Frl Kahlert, die Herren Hildebrandt und Gamper (En- sembleklasse Remmele); ihr Zusammenspiel war musi kalisch höchst sorgsam ausgearbeitet und das Ganze machte durch mannigfach feine Nuancierungen der Vortrag-, durch die freudige Hingabe der Spitler an ihre dankbare Aufgabe einen frhr vorzüglichen Ein druck. Am Schluß deS Abends hörte man drei Sätze einer Suite für Orchester von Bernh. Schneider (Kompositions- klasseDraeseke); sie sind im instrumentalen Satz und Aus druck wohlgelungen und zeigen die besondere Fähigkeit de» Verfasser», einen Gedanken stimmungsvoll au»- klingen zu lassen; einer lebendigeren Wirkung steht der Mangel an kontrastierenden Farben und Änidruck.»
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