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Dresdner Journal : 07.03.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189303070
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930307
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-03
- Tag 1893-03-07
-
Monat
1893-03
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 07.03.1893
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V 54. Dienstag, den 7. März, abends. 1803. p» vr«»ä«n vi«rt»IMdrlick 2 K»rlc 5S kt, lt»i»«rl. äeutioUeo ?o,1»o»t»lt«» «iert«i- S Kl^; »u»erd»Ui <ie» ävut»ct»<-i» teilt koit- »n6 8tempeIru»el>I»8 Uim«. Lir»»«la« tiuwweru: 10 kk. A»UÜQaixuoU»xebl1t»r«i»r PSe 6«o ki»um einer ^sn^Lllenen 2«>I« ^leio« Sedeitt 20 kk. Ovter „kioxeüLncit" äi« Heile 50 ?f. ttei ^»bellLll- uoä HlTero>»tr «ntepr. Xukecklez. Lr»ede!»e»r VRxliek mit Xu,n»i>ms 6er sonn- u. koierts^e »beoel«. korarprecU - ^Q»cUIu»»: Kr. 1285. AreMerZomMl. Für die Ge»amttettung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. Ao^admo reo ^liklinölxuv^c» avtin^rl»» l.«ip»>^: I->. Ilran^ztctter, tkemmiseioiLr 6e» Vresäovr 1vuro»I«; Lemdvr« Herlt» Vi»» l^ipeix L»,,I Sr,»I»u rre»Ick»rt »- N.: //aetnen^tri» <O t'oAlee, L«ri>»-Vis»- N»mk»rx kr»8 I^ipe'ss-rr»»kk»it ». N.Huard«»! 4^x6. k»ri« Lo»ckoll-S«rI>»-^r»»kkurt ». H.-Statix»«: DeixLr F t/a., v«rU»: /et aitetrnelanl:, Lr««I»u: L'mil LaLut/»,' s»a»oe«r: Hc/txmkr,- u»u» a. ».: LaecL <e c«. lloreuexeder: Lüoixl. Lrpeäitioo 6e, Dresdner Journale. Vrvsäeo, ^«io^erstr. 20. korv-precU-^u-clllass: Kr. 1285. Amtlicher Teil. Dresden, 27. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst -geruht, dem in den Ruhestand getretenen vormaligen Oberlehrer am Gymnasium zu Bautzen, vr.pbil.Karl Friedrich Reinhold Schottin, das Ritterkreuz I. Klasse deS Albrechtsordens zu ver leihen. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Leipzig, 7. März. (Privattel. d. Dresdn. Jou-. '.) Se. Majestät der König hörten heute vormittag die Vorlesung drS Professors Steuer- über „Deutsche Metrik" und hierauf gemeinsam mit Zhrer Majestät der Königin den Bort ag deS Professors Schreiber über „Wandgemälde im Kreuzgang der Universität" an. Zm 'Anschluß an letzteren Vortrag besichtigten Beite Majestäten die noch erhaltenen Wandgemälde im Paulinum. Ferner nahmen Se Majestät das Konviktorium den Frchtboden und den Mnsiksaal der Universi tät in Augenschein, bei welcher Gelegenheit der UniversitätSsängerverein „Paulus" eine Grsangs- buldigung darbrachte. Ihre Majestät die Königin wohnten heute früh noch der Messe im katholischen Waisenhaus bei und besuchten später daS Kinder krankenhaus des Professors Heubner, Hamburg, 6. März. (W. T. B) Nach einer heute aüö Sansibar hier eingrtroffenen Mel dung ist die deutsche Brigantine „Margarethe" während eines Orkans iu der Nähe von Tamatave tMadagaskar) am 22. Februar d. Z. untergegangen. Oer Koch ist ertrunken. Wien, v. März. (D. B. Hd.) Heute mittag fand hier daS erste diesjährige Gewitter mit hef tigen Blitz- und Donnerschlägen statt. Rom, 6. März. (W. T. BA Wie die „Opinione" wissen will, hätte der Minister deS Auswärtigen Brin an die Bereinigten Staaten vertraulich das Ersuchen gerichtet, vor Wieder- Einberufung der Brüsseler Münzkonferenz einen konkreten Entwurf vorzubereiten. Madrid, 7. März. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Voraussichtlich setzt sich die Kammer zusammen auS 50 Republikanern, btt Konservativen, lv Car listen und ü kubanischen Autonomisten; die übrigen Sitze nehmen die Ministeriellen ein. Madrid, 7. März. (Tel. d. DreSdn. Journ) Bei den neuen Kammerwadlen wurden auf Cuba 11 Ministerielle, S Konservative, 7 Autonomisten und 3 Unabhängige, auf Portorico 11 Ministerielle und 5 Konservative gewählt. Dir Polizei verhinderte eine von den Republi- kauern in Madrid gestern veranstaltete Kundgebung und verhaftete mehrere Personen. London, V. März. (W.T. B) Der Staats sekretär deS Krieges, Campbell-Banncrmann, er klärte betreffs dcS Antrages Gorst, derselbe be rühre alle RegiernngSdepartementS. Die Re- gierung nehme den Antrag im Prinzip an, näm lich in dem Sinne» daß die Regierung die beste Brotherrin des Landes sein sollte, nicht aber in — — — Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roman von A. <8. v. Suttner. 28 (Fortsetzung.) So schwebte sie fortwährend zwischen Furcht und Hoffnung — bald in kummervolle Angst verfallend, bald wieder Mut fassend und sich einzureden suchend, daß sie demnächst vom Verlobten selbst die Erklärung erhalten würde. Mit Pottenbrunn hatte man allen Verkehr ab gebrochen. Eytzing war der einzige Treugebliebene, der öfters in Buchenfeld vorsprach und aus der Stadt Nachrichten brachte. Er fand Zoe verändert und teilte dem Baron diese Beobachtung mit. „Kein Wunder!" rief der alte Herr. „Gestehen Sie, es ist keine erfreuliche Lage für eine Verlobte, so ganz plötzlich von ihrem Bräutigam verlassen zu werben, ohne daß dieser es der Mühe wert fand, sie im geringsten in sein Vertrauen zu ziehen." „Ja, ich muß sagen, daß ich diese» Verfahren unerklärlich finde!" versetzte Eytzing in einem fast un wirschen Tone. „ES liegt ein Akt von Grausamkeit, und — und ich möchte beinahe behaupten — von Mißachtung darin. Es wird dadurch den bösen Zungen, an denen -» bei uns nicht mangelt, Anlaß zu allerlei Kombinationen gegeben, wie zum Beispiel, daß er seine Verlobung bereue und diesen Weg ge wählt habe, um sich allmählich zurückzuziehen " dem Sinne, daß sie sich auf neue Experimente einlasse, welche die allgemeine Übung weit über schritten. Man müsse erwägen, daß die Regierung Gelder der Steuerzadler zu verwalten bade; in- d^ffen werde sie für die Beachtung deS allgemeinen Prinzip- deS Gorstschen Antrages sorgen. Kopenhagen, 6. März. (D. B. Hd.) Da durch den starken Sturm am Donnerstag in Be wegung gekommene SundeiS hat an der Küste großen Schaden veruisacht. Die Dampfschiffs- brücken bei Bedbäk und Skodsborg sind vom Eise teils zerstört, teils ganz fortgeriffrn worden; bei Bedbäk ist auch der Brückenkopf zerstört. Der Leuchtfeuerturm auf Saltholm ist biö dreivirrtel seiner Höhe von zusammengeschobenrm Packeise umgeben. Christiania, k. März. (D. B. Hd.) Die Konse'vativen und Moderaten verhandeln wegen einer gemeinschaftlich dem Storthing vorzulegenden Tagesordnung. Wie auS Hammerfest vom 3. d. Mts. tele graphisch gemeldet wird, sind in dem Schneesturm am 28. vorigen MtS. 15 Fischer nmgekommen, meist Familienväter. Die Not und das Elend der zahlreichen Hinterbliebenen soll sehr g'vß sein. Christiania, 7. März. (W. T. B.) DC zwischen den konservativen und moderaten Mit' gliedern deS Slorthings schwebenden Verband' lungrn über die Feststellung einer gemeinschaft lichen Tagesordnung gegenüber der von der Linken be schlossenen Tagesordnung in der Konsulat-angelegen- beit dauern noch fort (vgl. oben). In Abgeordneten kreisen wird angenommen, baß die Verhandlungen zu einer Einigung führen würden. Die Tages ordnung der Linken wird in der morgigen Sitz ung des Storthings eingebracht werden. Stockholm, 6. März. (D. B. Hd.) Beim Stapellauf des Panzerschiffe- „Thule", dem viele geladene Gäste beiwohnten, brach eine Brücken bank entzwei. Gegen 30 Herren und Damen stürzten in das Wasser. Ob alle gerettet wurden, ist noch nicht bekannt. Korsör, 6. Mär». (D. B. Hd.) Da die Vieh- einfuhr noch Schleswig-Holstein verboten ist, wer den die Viehtransporre von hier nach Warne münde geleitet. — Die dänischen Postbampfer haben die Nachtfahrten nach Kiel wieder aus genommen. Bukarest, 6. März. (W. T. B.) Die Kam mer beriet den Entwurf eines Gesetzes, betreffend den Klerus, und verwarf mit 01 gegen 37 Stim men einen Antrag deS Vizepräsidenten PenceöcoS, den Artikel des Gesetzes, welcher von der durch die Landbevölkerung zur Erhaltung des Klerus aufzubringenden Steuer handelt, fallen zu lassen. Der ganze Gesetzentwurf wurde hierauf angenom men. Fleva (liberal) begründete sodann eine Interpellation über die allgemeine Politik der Regierung. Dresden, 7. März. Äritbetrachtuntzttt unes llnbefangenen. IX Die Notwendigkeit der Interessen- Vertretung. Die bisherigen Betrachtungen haben sich mit dem beschäftigt, was nicht sein soll. Doch mit der bloßen Verneinung ist nicht geholfen. Was beseitigt wird, muß ersetzt werden durch Besseres. Dies zu finden, sei die Aufgabe aller Freunde des Vaterlandes. Sie ist schwer zu lösen, aber ihr Ziel ist der höchsten Mühe wert. Dem einzelnen dürste es schwerlich gelingen, die Ausgabe zu lösen, wo aber viele Kräfte sich vereinen, steigt die Hoffnung auf Erfolg. Gedanke reiht sich an Gedanke, Erfahrung giebt das rechte Maß und das Bewußlsein, gleichem Ziele zuzustrcben, wird auch den Ausgleich unter abweichenden Ansichten ver mitteln. Weit entfernt, meine Gedanken für maßgebende zu halten, will ich sie dennoch vortragen, in der Hoff nung, auch ai dere zu einer Aussprache anzuregen und damit eine Verhandlung zu eröffnen, die dem Gemein wohl nützen kann. Meines Erachtens muß die jetzige verschwommene Volkrvertretung, bei der jeder einzelne für die Ge- famiheit der Bevölkerung einstehen soll, vertauscht weiden mit einer Vertretung, in der jede Volksklasse, je nach Lebensstellung und Beruf zu ihrem Rechte kommt. Sehr treffend sagt der als Forscher und Kenner der Naturlehre des Staatswesens bewährte Roscher in 8 75 seiner „Politik": „Tie Vertretung nach geschichtlichem Zusammenhänge oder nach beson deren Fähigkeiten und Interessen ist der strengen De mokratie aus zwei Gründen verhaßt: weil sie nur vorübergehend der bloßen Kopfzahl entsprechen kann; weil sie der Allmacht des augenblicklichen Majoritäts- Willens eine Schranke entgegenstellt. Sie macht Ver handlung zwischen den Gegensätzen nicht bloß zu einer Sache der Billigkeit, sondern auch der Notwendigkeit." Eben deshalb empfiehlt eS sich, im monarchischen Staate eine Vertretung der Standes- und BerufS- interessen an die Stelle der bloß mathematischen Kopszahlvenretung zu setzen. Hierbei handelt es sich aber nicht darum, die ver altete Ständevertrelung früherer Zeiten wieder her vorzuholen Vielmehr sollte die Vertretung ein treues Bild der heutigen bürgerlichen Gesellschaft darstellen. Vertreten sein sollten: die christlichen ReligionSgesell- sctasten des evangelisch lutherischen und des katholischen Bekenntnisses, das Unterrichtswesen, der Großgrund besitz und der kleinere ländliche Grundbesitz, das Han dels- und Verkehrswesen, die Großindustrie, das Klein gewerbe, endlich der Stand der gewerblichen sowie derjenige der landwirtschaftlichen Hilfsarbeiter. Durch die Vorschriften über Stimmrecht und Wähl barkeit müßte zugleich eine Gewähr dafür gegeben werden, daß die Vertreter der einzelnen Lebens- und Jnteressenkreise auch fähig und willens sind, das Wohl der Gesamtheit gewissenhaft im Auge zu behalten. Tas Lebensalter und eine gewisse wirtschaftliche Selbst ständigkeit sind dabei rn erster Linie zu berücksichtigen. Wer nicht schon einige reifere Lebenserfahrung besitzt, wer nicht ein eigenes, wenn auch bescheidenes Haus wesen zu leiten und in Ordnung zu halten versteht, wird nicht im stände sein, die Erfordernisse der Lei tung eines Staates zu beurteilen. Wer nicht aus eigenen Mitteln e'waS zur Befriedigung der Staats bedürfnisse beiträgt, kann nicht das Recht in Anspruch nehmen, über die von anderen aufgebrachten Staats mittel zu verfügen. Treffliche Worte sind eS, die Roscher in seiner „Politik" in dem Kapitel von der „Ausdehnung deS Vollbürgerrechls" Z 72 niedergelegt hat. Er sagt: „Hat man in einer Demokratie den Census einmal herabgesetzt, so muß man gewöhnlich immer weiter gehen, weil durch jede Erniedrigung der Ehrgeiz der noch Darunterstehenden lebhafter gereizt wird. Dies ist solange gewiß, aber auch nur solange ein Fort schritt bergauf, wie dadurch neue oder verstärkte Kräfte zum Dienste des Gemeinwohls gewonnen werden. Will man z. B. eine fremde, bisher etwa feindselige Nation, die im Staate lebt (Juden, Polen, Iren rc.) zum vollen Bürgerrecht emanzipieren, so muß man zuvor sicher sein, daß sie mit dem Staate wirklich ver söhnt werden wird. Sonst befördert man nur die „Diese Erklärung liegt leider nahe genug. In der That, ich verstehe Marcel nicht; so kann nur einer handeln, der seine fünf Sinne nicht völlig beisammen hat oder ein Verbrechen beging." Eytzing verzog sein bisher ernst gewesenes Gesicht zu einem Lächeln. „Na, nehmen wir lieber ersteres an, zu letzterem lag wohl für ihn k.in Grund vor." Der Besucher entfernte sich bald und nahm seinen Weg nach Po'tenbruvn. Als sein Wagen in die Straße einbog, wo sich seine Wohnung befand, be gegnete ihm ein Bekannter vom Gerichte und er stieg aus, um denselben zu begrüßen: „Wie geht es? Nichts neues über die dunkle Affäre?" „Nichts, das ich wüßte." „Es ist doch merkwürdig, wie manchmal Verbrechen so ganz in einen Schleier gehüllt bleiben können — noch dazu ein Verbrechen an einer so hervorragenden Persönlichkeit verübt!" „Ja leider! Man will uns auch höheren Ortes gar nicht wohl, daß unsere Augen so wenig scharf sind — aber was können wir dafür? Von unserer Seite ist nicht» unterlassen worden, wa» das Gesetz vorschreibt." „Sagen Sie mir: waS ist eigentlich mit dem einzigen Oorpus äelicti geschehen, das man auf dem Thatorte gefunden hat?" „Ich weiß von keinem Ooeprm ckslicti" „Nun, eS wurde doch eine Pistole in der Nähe entdeckt, auS welchem Umstande man eben auf einen Mord schloß." Der Beamte starrte Eytzing einen Moment lang verblüfft in» Gesicht, dann schlug er sich mit der Hand an die Stirn: „Herrgott, Sie haben recht! Freilich, — das Corpua äelicti! Kein Mensch hat sich weiter darum gekümmert — ich weiß nicht ein mal, wo es sich befindet." „Sehen Sie, wie man oft das Wichtigste über sieht!" sagte Eytzing verschmitzt lächelnd. „In der That, Sie haben mich da auf etwas auf merksam gemacht, das uns vielleicht schließlich doch auf die Spur bringen kann", versetzte der Andere in sehr erregtem Tone. „Sie haben uns da einen Dienst erwiesen „Halt, lieber Doktor!" unterbrach ihn Eytzing. „Ich bitte Sie, lassen Sie mich nur ja aus dem Spiele; ich möchte um olle Welt nicht in diese Affäre verwickelt werden, nicht einmal atS bloßer Ratgeber. Ich mache Ihnen feierlich mit der Idee ein persön liches Geschenk; eS kann Ihnen vielleicht nützlich werten. Beuten Sie die Sache für sich aus und sagen Sie ganz unverfroren, Sie hätten sich die Frage gestellt: Warum läßt daS Gericht dieses Objekt ganz auS den Augen?" Der Beamte drückte dem großmütigen Spender warm die Hand: „Sie scherzen — aber wer weiß, ob Sie nicht den Nagel auf den Kopf getroffen haben " „Sie, nicht ich", fiel Eytzing ein. „Vergessen Sie nicht: die Sache geht Sie ganz allein an; ich will nichts davon wissen." „Gut, ich bemächtige mich derselben mit Ver gnügen und kann nur meine Beschämung ausdrücken, daß wir vom Fache erst durch ein:n Laien aufmerksam gemacht werden mußten Auf Wiedersehen bis auf weitere-" Zersprengung des StaateS. Die Gleichberechtigung der römischen Plebs, des französischen tier8 ctut, die Steinschen Reformen in Preußen 1807 slg. haben ge wiß vortrefflich gewirkt. Steigt man aber mit An teilgewährung an der Souveränetät immer tiefer hinunter, so ist wohl zu bedenken, daß eine den Körper unmäßig anstrengende Hantierung, ewige Nah- rungSsorgen, enger Gesichtskreis von Jugend auf, sorglose Erziehung keine gute Schule für den Staatsmann bilden. Es gehört eine große, darum auch seltene Tüchtigkeit des Charakters dazu, wenn solche, die nichts besitzen, die also beim Sturz der Gesetze vermeintlich wenig zu fürchten, viel zu hoffen hätten, die Gesetze streng beobachten, hingebend ver leidigen sollen; vermeintlich: daher die wahre Bildung der niederen Klassen, welche diesen Irrtum beseitig», die Demokratisierung unbedenklich machen würde. Ein ganz Armer ist in der Regel abhängig Da hält es denn äußerst schwer, sich weder mit Drohungen, noch mit Hoffnungen bestechen zu lassen, zumal wenn geringe Bildung, e-ger Gesichtskreis rc. hinzukommen Wo aber eine Bestechung mögl ch ist, in ruhiger Zeit mit Geld rc. in stürmischer mit Verheißungen, da ge- wunen regelmäßig die Schlechtesten die Oberhand. Gerade der Schlechteste verspricht am mnsten, teils weil er am w.nigsten zu halten denkt, teils weil er am liebsten auf anderer Kosten großmütig ist." Hiermit sind, genau bet achtet, die Elfordernisse fiu die Wählbarkeit bei einer Interessenvertretung bereits aufgesührt und begründet. Daß im christ lichen Staate das Vollbürgerreckt nur den Angehörigen eines christlichen Bekenntnisses zukomme, müßte eigentlich selbstverständlich sein Die Religion und der Glaube bestimmen unsere sittlichen Anschauungen und das Sittengeietz. Tie meisten Vorschriften de» bürgerlichen und des Strafrech'.S sind unmittelbar aus dem Sittengesetz abgeleitet, so die Bestimmungen über den Eid, die Ehe, das ganze Familien- und Erbrecht Die Verschiedenheit der Religion erzeugt hierin die wesenilichsten Verschiedenheiten. Dem Christen ist die Doppelehe bei Strafe verboten; dem Mohammedaner ist die Vielweiberei gestattet. Da» christliche Gesetz fordert Ehrlichkeit gegen jedermann; der Jude darf nach dem Gesetze Mosis (5. Mos. 23, 20) an den Fremden, d. h Nichtjuden, wuchern u. s. w. („Wuchern" ist hier nicht im strafrechtlichen Sinne gemeint; der Jude wird sich aber berechtigt glauben, den Nicht Juden anders zu behandeln al» seine Stammesgenossen.) Neligosität ist also eine unentbehrliche Grundlage aller Rechtsordnung in einem gegebenen Staate. Ohne sie kann kein Staat auf dieDauer bestehen. Sie wird im Volke erzeugt durch die Er ziehung. Diese aber muß eine einheitliche sein Christen, Heiden, Türken, Juden können nicht in der selben Schule erzogen werden; die Schule muß eine konfessionelle sein, sonst kann sie nicht erziehen Da» Wissen allein thut'S nicht. Mit diesen unbestreitbaren Sätzen steht freilich das Gesetz vom 3. Juli 1869 über die Gleichberechtigung der Konfessionen in Widerspruch. Die Folgen dieses Widerspruchs machen sich empfindlich fühlbar an einer das Volk immer tiefer ergreifenden Erregung über die Judenfrage und an der sittlichen und materiellen Schädigung der christlichen Bevölkerung durch das Ge baren und die Machtmittel des Judentums, das mit Zähigkeit festhält an rituellen Satzungen, und den Ord nungen der christlichen Obrigkeit hartnäckigen Wider stand entgegensetzt. Der Mangel einer gesetzlichen Vertretung der kirchlichen Interessen im Reichstage hat bereits zu einer Art von Selbsthilfe geführt. Die Katholiken haben es nämlich verstanden, in dem sogenannten Zentrum de» Reichstags sich eine besondere Interessenvertretung zu verschaffen Diese giebt aber, eben weil sie keine oesetz- Am nächsten Morgen wurde Eytzing schon früh aus dem Schlafe gestört: „Herr Doktor Herz bittet dringend um eine Unterredung", meldete die Wirt schafterin. Wen'ge Minuten später trtt der Beamte in da» Zimmer und sobald sich die Thür hinter ihm geschlossen hatte, zog er einen in ein Papier gewickelten Gegen stand aus der Tasche. „Da sehen Sie einmal", sagte er, sein Paket von der Hülle befreiend und eine Pistole vorweisend, „ich habe sie ausfindig gemacht; Doktor Ratmann hatte sie ruhig auf seinem Schranke liegen, wo er sie gelassen, nachdem er konstatiert hatte, daß die Kugel genau in den Lauf paßte." „Ah so", versetzte Eytzing in schläfrigem Tone „Nun, damit haben Sie den Eigentümer noch nicht in Händen." „Aber ich bin ihm auf der Spur," erwiderte der andere ruhig. „In der That? DaS wäre allerdings interessant." „Sehen Sie hier: die Waffe hat ein Plättchen, das durch das längere Liegen in der feuchten Kammer deS Doktors sich ganz mit Rost überzogen hatte. Ich ließ mir die Mühe nicht verdrießen, diese Rostschicht zu entkernen und wirklich, ich fand zwei Buchstaben eingraviert." „Ei, ei!" versetzte Eytzing, beifällig mit dem Kopfe nickend. „Und die Buchstaben lauten?" „Sie lauten: dl T", versetzte der junge Beamte mit Bewnung. „Also etwa MathjaS Tischler oder Martin Tunkec oder tausenderlei —" „Oder Marcel Tannenberg l" unterbrach der andere mit erhobener St'»mme.
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