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Dresdner Journal : 27.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-27
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 27.02.1893
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^»r Vr«i6eo ^ivrtolzübrlieb 2 A»rll »« kf, 4»» Il»»»«rl. ä-uttotieo 1'o, t»o,t» lt« » vi«i4«t- » Stark; »ui4erk»Id 4eo 6«uttck«» k»1ek«» tritt I'oit- uo>i ZtewpetruovbtaA üiuau. Lioivlo« Xuwwvrll: 10 kk. ^akü»6ixunx»8«kül»r«i>r ?ür 6so Kaum einer ^vopaltenen Tsila kleiner 8»krik 20 kk. Unter ..Lin^^uät" 6i« Teile LO kk. Lei 'rnOellvo - und Titkerv»atr enttpr. Aut»ebl»x Lreekelnea: l'L^Uck mit Luinakw« <Ier 8oon- u koiertajxe »deoä». keriiiproelr-^oiclilu»»: !ir. 1205. 18!>:r. Montag, den 27. Februar, abends DreMerImmal. Lür die Geiamttettung verantwortlich: L^ofrat Gtto Banck, Professor der (itteratur- und Kunstgeschichte. LnvaUme ran ^vtiinül^cnr« n «»»««ü« t»r terpnxt >,. /j,«nit/>/e^^r, icommiiieiuirltr <Iv» 1>rr»«liier lournirl»; Sawdurx Lori!» Visa l^ipri^ V»,«I Lr«»!»» krauklürt ». ll.: //aa-rnn/ei» -t Lerl>»-Visu-Ürmdurg- kr»^ Hiprix-^rnvilktrrt »H. lüüllrkiu! Kuri. ?»ri» l.onckoa Lerllll-rrnnktiirt »H.-Srnttxnrtt Z-uute <e (.'o , Lerlin: Znrai>«trntt«n^, Lrsnl.rut Z^-»ii H«t/i,' Unnnorsr (.'. §c/iürr/er, Sails n. S.: Z Lu, ct «t (.». Uerans^bert Lünixl. Lrpeäition 6e» Oresüoer Zournnl,. Orsaäeu, TMinxeritr. 20. kern»pr«eli-Xo»elilu»»: Xr. 128b. Amtlicher Teil. Dresden, 27. Februar. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Großherzogin von Toskana ,st heute Vormittag 11 Uhr 20 Min. nach Wien ab- gereist. Dresden, 23. Februar. Se. Majestät der König haben dem BezirkSschulinspektor Schulrach Karl Albin Müller in Schwarzenberg das Ritterkreuz erster Klasse des AlbrechtsordenS Allergnädigst zu verleihen geruht. Wekannlrnachung. DaS Ministerium des Innern hat dem unter dem Vorsitze Sr. Hoheit des Erbprinzen von Sachsen- Meiningen in Berlin zusammengetretenen Hülfs-Comite für Zante die Erlaubniß zu Veröffentlichung eines Auf rufs für die Nothleidenden dieser Insel in den im Königreiche Sachsen erscheinenden Zeitungen ertheilt. Dresden, am 24. Februar 1893. Ministerium des Innern. von Metzsch. Gebhardt Wekanntrnachung. DaS Ministerium des Innern hat der 1) Schuhmacher - Krankenkasse, eingeschriebene HülfSkaffe, zu Freiberg, 2) Kranken, und Begräbniß-Kasse deS Büreau- Beamten-Vereins zu Leipzig, eingeschriebene HülfSkaffe, 3) Kranken- und Begräbnißkasse zu Erlbach und Umgegend, eingeschriebene HülfSkaffe, 4) Maurer- und Zimmerer - Kranken Unter- stützungS- und Begräbnißkasse der Stadt Lommatzsch und deren Umgegend, eingeschriebene HülfSkaffe, 5) Kranken, und Begräbnißkasse der Schuh macher, Schuhmachergesellen und -Lehrlinge zu Meißen, eingeschriebene HülfSkaffe, 6) Unterstützungskasse „Eintracht", eingeschriebene HülfSkaffe, für SeiferLdorf und Umgegend auf Grund deren revidirten Statuts vom zu 1) 29. Januar 1893, zu 2) 17 Oktober 1892, zu 3) 9. Oktober 1892, zu 4^ 27. November 1892, zu 5) 21. November 1892, zu 6) 1. Februar 1893 bescheinigt, daß sie vorbehaltlich der Höhe deS Kranken geldes, den Anforderungen des 8 75 des Kranken- verficherungsgesehes vom 15. Juni 1883 in der Fasfung der Novelle vom 10. April 1892 genügen. Dresden, am 25. Februar 1893. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. Böttcher. Lippmann. Wekanntrnachung, Maßregeln gege.r Einschleppung der Maul und Klauenseuche aus Oesterreich-Unaarn betreffind; vom 25. Februar 1893. DaS unterzeichnete Ministerium findet sich veran laßt, zu möglichstem Schutze des Viehstanves gegen Maul- und Klauenseuche, welche amtlichen Mit- theilungen zufolge neuerdings in Oesterreich-Ungarn in großer Ausbreitung, insbesondere auch in den Kontumaz- und Mastanstalten zu Steinbruch und Bielitz-Biala herrscht, und thatsächlich in mehreren Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheatrr. — Neustadt. — Am 26. Februar: „Liebeszauber". Lustspiel in 4 Auszügen von Robert Buchholz. (Zum ersten Male.) Zunächst sei erwähnt, daß der in Hamburg als Dramaturg wirkende Verfasser dieses Stückes nicht zu verwechseln ist mit dem Sekretär des K. National- theaterS in München vr (Wilhelm) Buchholz. DaS vorstehende Lustspiel, welches ein so zahl reiches wie freundlich nachsichtsvolles Sonntags publikum gefunden hatte, erinnert in Ton und Haltung und in den bescheidenen litterarischen Anforderungen, die es sich wünschen muß, an das Mittelgut bürgerlicher Rühr- und Familienstücke aus den dreißiger Jahren, mit denen sich das Bedürfnis de» SpielplanS vielfach abzufinden hatte. Das Gemüt und der Sinn für Scherz und kleine Späßchen werden gleichmäßig berück sichtigt von dieser um das scenische Geplauder nie verlegenen Gattung, deren sehr schwache Seite es ist, durch fesselnde Erfindung, Charakterzeichnurg, drama tisch ausgiebige Situationen, begeistigten Dialog oder gar poetischen Gehalt auch nur rm geringsten zu über raschen. Die reichliche Verwendung dieser Mängel würde für den „Liebeszauber" minder nachteilig ge wirkt haben, wenn sich der Zuschauer den Personen deS Stücke» gegenüber nicht in unnatürlich ermüdender Gesellschaft befände, einer Gesellschaft, die außerdem in ihren drei Skatgästen (Oberamtmann, Oberkontrol leur, Kommissionsrat, die im Spiel betrügen, sich be trinken und gegenseitig beschimpfen) auf dem sittlich Fällen durch Schweine-TranSporte nach Deutschland sch n eingeschleppt worden ist, im Anschluß an die deshalb von der Königlich Preußischen Regierung bereits ge troffenen Verfügungen, auf Grund des Artikels 6 Absatz 1 des deutsch-österreichisch ungarischen Vieh seuchen Uebereinkommens hiermit Folgendes zu be stimmen Die Einfuhr von lebenden Schweinen aus Oesterreich-Ungarn nach Sachsen wird bis auf Weitere» verboten und nur aus der seuchenfreien Mastanstalt zu Wiener-Neustadt unter den vordem 1.Februar dieses Jahres maßgebend gewesenen Betingungen nach gelassen. Danach dürfen lebende Schweine aus Wiener- Neustadt über Bodenbach-Tetschen, Zittau undVoiters- reuth nur nach den öffentlichen Schlachthäusern zu Bautzen, Chemnitz, Döbeln, Dresden, Frankenberg, Großenhain, Leipzig, Meerane, Meißen, Pirna, Reichen bach i. V. und Zittau unter den Bedingungen ein geführt werden, welche mittels der seinerzeit in Nr. 278 des Dresdner Journals und der Leipziger Zeitung abgedruckten Bekanntmachung, einige neue Vorschriften über die Ursprungs- und Gesundheits zeugnisse für Schweine aus Oesterreich-Ungarn be treffend, vom 13. November 1891 veröffentlicht worden sind. Ferner wird auch die Einfuhr von lebenden Schafen auS OesterreichUngarn nach Sachsen bis auf Weiteres gänzlich verboten Dagegen bleibt die Durchfuhr von Schafen aus den genannten Ländern unter den vor dem 1. Februar dieses Jahres maßgebend gewesenen Bedingungen — vcrgl. die in Nr. 96 des Dresdner Journals und der Leipziger Zeitung vom Jahre 1892 abgedruckte Verordnung vom 25. April desselben Jahres — auch fernerhin gestattet. Die Polizeibehörden des Landes werden andurch veranlaßt, über die genaue Beobachtung der vor stehenden Maßregeln strenge Aufsicht zu führen. Dresden, den 25. Februar 1893. Ministerium des Innern, (gez.) v. Metzsch. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Hlachrichte«. Berlin, 27. Februar. (Tel. d. Dresdn Journ.) Der ReichStagSadgeordnete Boediker (Zentrum) ist gestern in HildeSheim gestorben. Stuttgart, 27. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Ler Orienterpreßzug Paris-Wien ist heute vormittag zwischen den Stationen Groß- sachsenheim unv Bietigheim völlig entgleist; die Lokomot ve und der Gepäckwagen sind umgestürzt und versperrcn zur Zeit beide Geleise. Der Maschinist wurde leicht verletzt; die achtzehn Passa giere de» ZugeS blieben unverletzt und wurden mit einem HilfSzuge nach Itz stündiger Ver spätung weiterbefördrrt. Paris, 27. Februar. (Tel. d Dresdn Journ, Der „Figaro" behauptet in einem Artikel, daß nach den von LessepS vor dem Untersuchungsrichter gemachten Aussagen Freycinet, Floquet und Clemenceau von Machensch rften in der Panama- angelegcnheit genau unterrichtet gewesen seien, da dieselben im Jahre 1888 bei den beiden LessepS' eifrigst intervenierten, daß die Panamacompagnie den von Herz und Reinach angrdrohten Prozeß vermeide. Brüssel, 26. Februar. (W T B.) Die konservative Vereinigung der Arrondissements von Brüssel nahm in ihrer heute abend abgehaltcven tiefsten Standpunkt steht. Daß der Oberst v. Edels berg seit Jahren mit diesem brutalen Kleeblatt ver kehrt, iit ebenso verwerflich, wie seine Tyrannisieren seiner Familie, das Verstoßen der eigenen Tochter und seine grundsätzliche Härte gegen seine Enkelin, Hand lungen, die er au:- Egoismus begeht und aus dem selben Grunde zu seinem Lebensbehagen wieder gut zu machen versucht. Auch hat er sich dem Trünke ergeben; die vier Skatspieler pflegen nämlich jedesmal zu ihrer Stärkung zwanzig Flaschen Rotwein zu sich zu nehmen und einer derselben äußert denn auch den sehr starken und einzig neuen Ge danken „Skat ohne Rotwein ist wie ein Hund ohne Schwanz." Dergleichen Eindrücke gehen aber immer noch leicht vorüber; nicht so die in das ganze Stück verwobene Figur des Baumeisters Woltereck, eines überlästigen Menschen von moderner Leerheit und unermüdlicher Geschwätzigkeit, der eS mit den Zu schauern dadurch gründlich verdirbt, daß er zum Schluß noch die hübsche Enkelin heiratet, die einzige sympachische, vom Verfasser sehr erfreulich und ge schickt gezeichnete Gestalt. Man könnte über diese» Stück mit entschiedeneren Worten schreiben, aber auch in milderem Ton, in dem de» beliebten Verhüllens und Vertuschens, der zur Versumpfung des Urteils und der Kunstzustände führt. Wenn die Kritik eines redlichen Mannes bedars, so muß diesem das moralische Recht gestattet sein, jenen letztern Weg zu vermeiden. Die Darstellung war recht gut und fleißig. Frl. Baste rettete durch ihre anmutige Vorführung der jungen Enkelin in dankenswerter Weise die Genieß barkeit de» Abend» Ferner sind die Leistungen der Versammlung fast rinfiimm g eine TagcSordrung an, weiche daS allgemeine Stimmrecht und die von Graux und Frdre-Orban eingrbrachten An träge verwirft. Brüssel, 27. Februar. (Tel.d Dresdn Journ.) Weiteren bei der Verwaltung de» Kongostaate» eingtlaufenen Meldungen zufolge sollcn de^ frühere Resident von Katanga, Lippen», und dessen Be gleiter Debruyn während des Angriffs auf die Araber getötet worden sein. Lieutenant Chaltin überraschte bei der Rückkehr von Aruwini die Araber bei Nadnmqda und schlug dieselben in die Fluckt; letztere flohen in großer Unordnung unter Zurücklassung von Waffen und Munition. Nach dem Kampfe machten die Eingeborenen viele Araber nieder; 8v Sklaven wurden befreit. Rom, 26. Februar. (W T B.) Der Papst empfing beute den österreichischen Botschafter Grafen Revertera in feierlicher Audienz. Graf Rrvertcra überreichte daS Glückwunschschreiben deS Kaisers Franz Joseph und die dem Papste vom Kaiser gewidmeten Geschenke, darunter ein Pracht- volles Elfenbrinkreu; mit Brillanten. Darauf hatte der Botschafter mit dem Papste ein längere» Privatgespräch in den päpstlichen Gemächern. Später stattete er dem Kardinalstaatösekretär Rampolla einen Besuch ab. London, 27. Februar. (Tel. d. Dresdn Journ ) Nach einer Meldung de» Reuterschen BureauS auS Auckland ist der König der Tougainseln an In flurnza gestorben. Christiania, 26 Februar. (W.T.B) Die Eisverhältnisse im Cbnstiania - Fjord habcn sich verschlimmert. Christiania muß jetzt alö blockiert angesehen werden, da drei der stärksten Dampf schiffe vergangene Nacht hierher wieder zurück kehrten, nachdem sie vergeben» versucht hatten, da» Ei» zu durchbrechen. Heute ist starker Nordost. wind eingetreten; man erwartet deshalb baldigen Aufbruch de» EiseS. Dresden, 27. Februar. Zeitbelrachlungen lines Unbefangenen. VII. Die Gefahren des allgemeinen , Wahlrechts. Die Vorzüge des Geistes und Charakters, die den Mann zu ersprießlichem Wirken für das Gemeinwohl befähigen, werden — seltene Ausnahmen abgerechnet — erst in den reife: en Mannesjahren erworben. Sie sind die Frucht längerer Erfahrung, vielfacher Er probung der eigenen Kraft im Kampfe mit den Hinder nissen, die das wechselvolle, vielgestaltige, unberechen bare Walten und Treiben der uns umgebenden Welt in immer neuen Formen unseren Plänen und unserem Wirken entgegenstellt. Während die Jugend von schnell auflodernder Begeisterung sich hinreißen läßt, prüft mit kühler Besonnenheit der Mann; vom Reiz deS Neuen leicht geblendet, ist der Jüngling schnellen Veränderungen zugeneigt, und stürzt mit kühnem Wagemut sich in Gefahren, denen der Mann, an dem bewährten Guten in Treue festhaltend, entgeht, indem er zu Steuerungen sich erst dann entschließt, wenn er ihres Erfolges sicher ist. Nirgends aber ist eine vor sichtige, stetige Entwickelung nötiger, ein unsicheres Hin- und Herschwanken von einer Neuerung zur andern schädlicher, ein unbesonnenes Wagen gefähr licher, als im Staatsleben. Das allgemeine Wahlrecht verlegt aber den Schwerpunkt der Entscheidung in Staatsangelegen heiten gerade in denjenigen Teil der Staatsangehöri gen, der zu solcher Entscheidung am wenigsten be ¬ fähigt und berufen ist. Höhere Bildung, vielseitige Erfahr ung, freien Überblick über die vielgestaltigen Verhältnisse der im Staate neben einander lebenden VolkSklassen, selbständiges Urteil besitzt immer nur die Minder zahl. Die Ungebildeten und Unselbständigen aber bilden nicht allein die Mehrheit, sondern in dieser hat wieder, nach den Gesetzen der Sterblichkeit, der jüngere Teil das Übergewicht, also gerade derje. ige, dem es an Erfahrung, an Unabhängigkeit, an Reife des Charakters und der Gesinnung am meisten fehlt. Sehr richtig schrieb kürzlich die „Kölnische Zeitung" über das allgemeine gleiche Wahlrecht: „Wir haben die guten Seiten des Reichstagswahlrechts nie verkannt. Aber wir halten e» für ein Unrecht, welches auf die Dauer verderblich wirken muß, daß die Stimme des gebildeten Mannes im Nate der Nation nicht mehr wiegt, als das Urteil von Leuten, die sich widerstandslos von jeder Agi tation hin- und herwerfen lassen." DaS sicherste Zeichen der Gefahr, die unserem Staate aus dem allgemeinen gleichen Wahlrechte d«oht, ist der hohe Wert, den die Sozialdemokiatie auf das selbe legt. Sie will es sogar noch weiter ausgedehnt sehen und die Berechtigung zum Wählen schon vom 20. Lebensjahre an beginnen lassen. Dies Streben wird erklärlich, wenn wir prüfen, worauf sich die Erfolge der Sozialdemokratie gründen. Die große Masst der Un- gebildeten, und in dieser wiederum die große Schar der halbwüchsigen, unerfahrenen, leicht zu erregenden und leicht zu überredenden Burschen bild.t die Armee der Sozialisten. Mit dieser Schar, von der man sich jeden Augenblick eines tollm Streichs gewärtigen kann, schüchtern sie den ruhigen Teil der Bevölkerung ein; von dieser Schar beziehen sie die Mitte! zur Fort führung ihres auf die Massenerregung abzielenden Wirkens, insbesondere ihrer heillosen Presse; so be einflussen sie in besorgniserregender Weist alle öffent lichen Wahlen. Daß diese Schar auf einer niedrigen Stufe der Geistesbildung steht, wissen die Führer recht wohl. Aber gerade das ist ihnen erwünscht; je weniger selbständig im Urteil und in der Erkenntnis, desto lenksamer sind diese Massen. Bebel selbst hat ja im Parteitage zu Berlin erklärt, es sei gar nicht nötig, daß jeder Sozialdemokrat das Parteiprogramm verstehe, sondern er brauche es nur anzuerkennen. Die Geschichte der Reichstagswahlen zeigt ein stetiges Anwachsen der Stimmen, die für die Sozial demokratie abgegeben werden. Ganz natürlich; die Volksklasse, in der die Anhänger der Sozialdemokratie geworben werden, bildet der Kopfzahl nach die Mehr heit der Bevölkerung. Sie läßt sich auch am leich testen an die Wahlurne treiben. Je länger das Volk in den Versammlungen und durch die Presse bearbeitet werden darf, um so größer wird die Zahl der sozial demokratischen Wähler sein; es kann gar nicht wun der nehmen, wenn nach jeder Reiche tagswahl die Vertreter der Sozialdemokratie im Reichstage sich ver mehren Weit bedenklicher noch wird die Wirkung des all gemeinen gleichen Wahlrechts durch seine Verbindung mit dem jetzt herrschenden Partei- und Parlaments- Wesen. Die Stimmen der Wähler werden eben heut zutage nicht mehr gewogen, sondern nur gezählt; die Stimme der Unbefähigten gilt genau so viel, wie die der Edelsten und Besten. Jede Wahl wird infolge dessen zu einem wüsten Kampf dcr verschiede nen Parteien um die Mehrheit der Stimmen. Es kommt nicht mehr darauf an, wessen Stimme gewonnen wird; jede Stimme zählt. Je nach der Stellung derjenigen, um deren Stimme geworben wird, werden verschiedene Mittel angewendet, teilweise ohne sonderliche Auswahl. Es ist dcr Stimmenfang im großen. Am schlechtesten kommen dabei die jenigen weg, die in der Wahl ihrer Mittel gewissen haft zu Werke gehen; manche verschmähen es nicht, Herren Swoboda, Dettmer undFrl. desDiacono zu nennen. O. B. K. Hoftheatcr. — Altstadt. — Am 26 Februar: „Die Nachtwandlerin." Romantisch-lynsche Oper in drei Akten. Musik von Bellini (Neu einstudiert.) Des Sicilianers konzertierende Oper dem Publikum wieder einmal darzubieten, war sehr passend und zweckmäßig schon in Rücksicht auf das für die Haupt aufgabe vorhandene Talent der Frau Camil. Bellinis Werk enthält einen außerordentlichen Reichtum an lieblichen und außdruckrvollen Melodien, an künstlerisch virtuosen Gesangstücken und läßt in mehreren Ensemble sätzen auch die dramatische Ader des Komponisten lebhaft pulsieren. Freilich bedingen diese Eigenschaften durchaus eine treffliche Wiedergabe, wenn anders uns die Musik mit ihrem einer bereits vergangenen natio nalen Zeitrichtung angehörenden Charakter, mit ihren etwa- monoton über einen idyllisch-sentimentalen Grundakkord fließenden Tonweisen gleichmäßig bis anS Ende anziehen und fesseln soll. Die gestrige Aufführung erreichte im allgemeinen den geforderten Grad musikalischer Korrektheit und Feinheit. Frau Camil gab die Amine mit ent zückender Reinheit und Wärme des Stimmklangs (wie leicht und voll kam daS hohe L« im Ensemblesatz), mit sicherer Virtuosität, graziös in der Koloratur, über raschend natürlich empfunden im Gesangsausdruck und mit größerer Bewegungsfreiheit im Spiel als man davon in ihren ersten Partien wahrgenommen hat. Nur der verschleierte Timbre der Stimme, notwendig für den Zustand des Nachtwandelns, blieb aus oder wurde vielmehr gar nicht angrstredt. Eine vorzüg liche Gesangsleistung gab auch Hr. Erl als Elwin und Hr. Jensen, im musikalischen Vortrag korrekt und geschmackvoll, brachte ebenso die darstellerische Seite seiner Aufgabe, die feine Repräsentation des galanten Grafen, zur wirksamen Geltung. Befriedigend war Frl Fröhlich als Müllerin Therese, desgleichen Frl Reuther als Lise. Dem Orchester fällt hier keine felbstäudige Rolle zu. Hr. Musikdirektor v. Schreiner leitete die Aufführung sicher und mit Verständnis für den Charakter deS Werkes, doch kann namentlich der Eindruck des ersten Aktes durch feinere Tempomodifikationen noch ge steigert werden. Die zahlreiche Hörerschaft spendete den Mitwirkenden, insonderheit Frau Camil, vielen Beifall -r,- Der böse Geist. Rouian »on A. G. v. Suttner. 22 (Fortletzung.) „Und noch Eins: geben Sie mir Ihr Wort, daß Sie vor der Hand dos tiefste Stillschweigen über da» Ganze beobachten wollen, daß Sie niemandem —- verstehen Sie, niemandem", wiederholte er mit Nachdruck, „weder durch Wort, noch durch Schrift ein Sterbenswörtchen vom Geschehenen anvertrauen wollen." Marcel hatte sich, ohne eS recht zu wissen, in den Mantel gehüllt, der ihm von Ehtzing dargereicht worden, aber er blieb noch unschlüssig stehen. „Ihr Wort?" drang Eytzing in ihn, die Hand hinstreckend.
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