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Dresdner Journal : 22.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930222
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-22
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 22.02.1893
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die Verhandlung aus in ein Zwiegespräch, gewürzt rnit guten oder auch weniger guten Witzen und je nachdem auch mit Heiterkeit-- oder EntrüstungSlärm. Es mag lustig onzuhören gewesen sein. Ich habe eS den Sozialdemokraten gegönnt, daß sie einmal so gründlich abgesührt wurden. Aber, offen gestunden, hätte ich erwünscht, daß es, wenn es in solcher Form oeschelen sollte, irgend wo anders geschehen wäre, als im Reichstage, über dessen Würde ich meine be« sonderen Gedanken habe. Noch eine andere Schattenseite hat die- un glückselige Parteiwesen Wenn es darauf ankommt, in diesem oder j mm Punkte eine Mehrheit bei der Abstimmung zu gewinnen, wird bisweilen auch zwischen den Pmieien untereinander oder zwischen einer Partei und der R'gierungSvertretung gehandelt. Thust du mir heute den Gefallen, werd' ich dir morgen jenen thun. Besteht auch der Preis nicht in barem Gelbe, sondern in einem Parteiinteresse: verkauft w.rden die Stimmen doch und ter KaufpreiS hat häufig mit dem Gegenstände, für den die Stimmen erhandelt werden, nicht- zu schaffen, sondern liegt auf einem ganz anderen Gebiete. Wo bleibt denn da die Überzeugung-treue, die Unabhängigkeit, die Wahr« Hastigkeit des freien deutschen Mannes, auf die sich der Freisinn so gern etwas zu gute »Hut? Schön ist das nicht; aber es ist — parlamentarisch! Seine schönsten B uten treibt aber das Partei- wesen bei den Wahlen Mit Wahlaufrufen in allen Farben und allen Tonarten werken die armen Wähler überschüttet. Jeder Palteizettel preist einen anderen Mann, den ich zum Heile des Vaterlandes wählen soll. Wer d.esen Retter d s Vaterlandes entdeckt habe, b eibt oftmals eine dunkle Sache. Aber es ist schwarz auf weiß gedruckt zu lesen: er ist der Ein zige, der dem Vaierlande in feinen Nöten helfen kann. Sein ganzes politisches Glaubensbekenntnis wird dem Wähler vorgeführt, und was vollends seinen Cha rakter, seine persönlichen Vorzüge br trifft, die werden in gioßgedruckten Anschlägen an allen Mauerecken in einer Weise gcpriesen, daß ein bescheidener Mann, den das Schicksal betroffen hat, zur Wahl cmpfohlen zu weiden, darüber fehamrot werden möchte. Nun kommt aber eine Gegenpartei Tie läßt kein gutes Haar au ihm; sie begnügt sich nicht, seine politischen Ansichten zu bekämpfen, sondern sie dringt auch ein in seine stille Häuslichkeit, sie schnüffelt und stöbert nach allem, womit sie ihn bloßstellen kann, sie zerrt das ganze Privatleben an die Öffentlichkeit, sie schont die An gehörigen, die Verwandten des bekämpften Gegen kandidaten, selbst die Verstorbenen nickt, nur um zu Gunsten ihres Parteigenossen dem E> wählten der Gegenpartei zu schaden. Es gehöct ein großer Mut, ein hoher Grad von Selbstverleugnung dazu, von irgend einer Partei für die Wahl sich Vorschlägen zu lassen Gegen Beleidigungen aller Art muß einer schon abgebrüht sein. Und der unglückselige Wähler! Da steht er nun, mit tünf oder sechs Wahl- zetteln in der Hand. Auf jedem Zettel ist ein anderer empfohlen; jeder soll allein der Gute sein, die anderen alle taugen nichts. So steht's aus jedem Zettel. Er aber kennt keinen von den Em pfohlenen allen. Er kennt wohl einen Mann von un- anftchtbarem Charakter, gediegenen Kenntnissen ge reifter Erfahrung. Wenn er wühlen soll nach bestem Wissen und Gewissen, müßte er diesem seine Summe geben. Geradedicserist abervon keiner ParteifürdieWahl empfohlen worden. Wollte er diesen wählen, so würde feine Stimme als vereinzelte verloren gehen. Er muß seine Stimme einem ihm ganz Unbekannten geben, weil di'sec von derjenigen Partei empfohlen ist, deren Grundsätze den scini.en noch am nächsten stehen Es könnte sonst kommen, daß eine Partei, von der er gar nichts wissen mag, in der Wahl siegte, bloß weil cs gerade noch an seiner Stimme gefehlt hat. Vielleicht kennt er sogar den Empfohlenen, aber so, daß er sich durchaus nicht für ihn begeistern könnte; ober er stimmt doch für ihn; er muß für ihn stimmen, weil er nur die Wahl zwischen zwei Übeln hat, von denen er natürlich das kleinere wählt. Im vorstehenden sind nur die schriftlichen Wall- vvigänge geschildert. Zu diesen kommen die öffent lichen Wahlversammlungen. Da geht es noch leb hafter zu. In diesen wird der Erwählte der einzelnen Partei einer unbekannten Menge öffentlich vorgcführt. Der Einberufer eröffnet die Versammlung gewöhnlich mit einer Lobrede auf den Vorgcschlagenen, die dieser mehr oder weniger verschämt anhören muß. Dann tritt dieser selbst auf die Bühne und entwickelt in mnbtvn'ü-vpi^fps Nede keine gesamte Stoatsweisheit und Oberlieutenants ausgesprochen habe, was diesen wieder einigermaßen in Harnisch brachte „Dieser Tannenberg scheint c ine böse Zunge erster Klasse zu sein!" rief er unwirsch aus. „Wahrhaftig, der gute Mann hat es darauf abgesehen, sich in allerlei Händel zu verwickeln." „Nicht doch. ES ist schon einmal so seine Art, seine Gedanken gar zu frei laut werden zu lasten; ein Schwätzer, weiter nichts." „Da wird es angezeigt sein, ihm einmal zu ver stehen zu geben, daß er seine weisen Gedanken etwas mehr für sich bchalten möge. Na, Heissenstein ist kein zu unterschätzender Gegner: es ist leicht möglich, daß er ihm einen gehörigen Denkzettel giebt." Eytzing machte sich nun wieder auf den Weg und zwar kehrte er eiligst nach Hause zurück, um Befehl zum augenblicklichen Anspannen zu geben, und eine Stunde später traf er in Steinbrunn ein. Marcel kam eben aus dem Parke, als der Wagen vorsuhr. „Ah, das ist eine Überraschung!" rief er. „Ich gedachte, Sie eben noch heute abend aufzusuchen." Eytzing hatte eine sehr ernste Miene angenommen, und nickte nur schweigend mit dem Kopfe. „Was giebt es neues?" fuhr Marcel fort. „Alles wohl in Pottenbrunn?" „Soviel ich weiß, ja." Jetzt stutzte Marcel über die eigentümlich gemessene Art des anderen und f'Ug erstaunt: „Ist Ihnen etwas Unangenehmes begegne», wenn ich fragen darf? Sie scl einen mir —" „Kommen Sie hinauf," fagte Eytzing, ihn unterm Arm nehmend. „Ich habe Ihnen allerdings etwa- Unangenehmes mitzuteilen." alle seine Absichten bezüglich der zu behandelnden TageLfragen. Sind nun Pacteigegner anwesend, so hat er einen harten Kampf mit ihnen zu bestehen. Bisweilen wird die Verhandlung so lebhaft, daß die Versammlung geschlossen werden muß; es hat auch schon Ohrfeigen und Faustschläge gegeben; nicht minder ist es vorgekommen, daß nach Entfernung der Hand greiflichen aus dem Saale die Balgerei auf der Straße fortgesetzt wurde. Zu Vermeidung solcher Auftritte sind bei einigen Wahlversammlungen die Angehörigen anderer Parteien ausgeschlossen worden. Das hinderte aber nicht, daß den Besuchern der Versammlung auf der Straße von Parteigegnern ausgelauert wurde, daß sie beim Kommen oder Gehen mit allerhand Un gebühr behelligt wurden. Und was ist der Inhalt der Verhandluvgcn? Gern erkenne ich ehieowerte Aufnahmen an, in den meisten aber wird eine Menge Unerreichbares verlangt und versprochen. Wieviel giebt es da Wünsche und Hoffnungen, wie viele gute Absichten, wieviel Selbst betrug und schließlich bittere Enttäuschung! Im ganzen Vorgang liegt soviel Unnatürliches und Un wahres, daß der ehrliche Volks- und VaterlondSsreund unmöglich Befriedigung dabei finden kann In der ganzen Zeit aber, in der die Wahlen im Gange sind, herrscht Aufregung und Unbehagen über der Be völkerung. Gleichzeitig ist aber das ganze Verfahren mit er heblichem Geld- und Arbeit auswand verknüpf». Für den Druck der Wahlaufrufe und Wahlzettel, für die zu deren Verbreitung nöligen Umschläge und Post- marken, für das Schreiben der Adressen, für An kündigungen in Tagesblättein, für Botenlöhne, für Reisen nach den Versammlungsorten u. s. w. we-den von allen Parteien beträchtliche Suamen auf gewendet. Alle diese Übelstände wiederholen sih aber nicht bloß bei jeder Reichstags- und Landtagswahl, sie dringen j.tzt auch in die Gemeindewahlen ein, bei denen im Kleinen sich abspielt, was bei jenen im Großen geschieht, gewiß nicht zum Besten der Sache oder zur Befriedigung der beteiligten Bevölkerung. Wie freilich die Dinge gegenwärtig liegen, können wir all' diesen Mißständen nicht mehr emgehen. Über den Grund dieses unerquicklichen und unfruchtbaren, ja bisweilen geradezu schädlichen Parleigetriebes und alles dessen, was drum und dran hängt, behalte ich mir eine weitere Betrachtung vor. LngcLgtschühk. DreSd-n, 22. Februar. Im Allerhöchsten Auf trage Ihrer Majestät der Königin wohnte Se. Excellenz der Oberhvfmeister, Wirkt. Geh. Rat »Watz dorf der heute vormittag um ll Uhr aus dem Trinitati-kirchhofe erfolgten Beisetzung des am 18. Fe bruar verstorbenen König!. Sächs. Geh. Rats a. D. v. Craushaar bei. * Berlin. 2l. Febiuar. Das fünfzigjährige Bischofsjubiläum des Papstes wurde vorgestern hier in allen katholischen Kirchen durch Abhaltung eines dreizehnstündigen Gebets gefeiert. Am Nach mittag waren die ZentrumSfraklionen des Reichstags und des Landtags zu einem gemeinsamen Festmahle versammelt, bei dem der Abg. vr. Frhr. v Heereman, wie die „Germania" mitteil», die Festrede hielt. Auf Antrag des Mitglieds des Rcichsiags Grafen Prey- sing sandte die Versammlung ein Glückwunschtelegramm an den Papst. — Die „Nat.-Ztg." schreibt: „In der Presse ist von angeblich schwebenden HandeisvcrtragSver- handlungen zwischen Deutschland und den Ver einigten Staaten die Rede. An Stellen, die von amerikanischer Seite hierüber unterrichtet sein müßten, ist davon nichts bekannt. Es ist auch höchst unwahr scheinlich, daß eine unmittelbar vor dem Ende ihrer Amtsdauer stehende Regierung der Union derartige Verhandlungen führen sollte." — Tie Organisationsverhältnisse des französischen Heeres werden in dem kürzlich von dem Deputierten Cochery namens des Budgetaus schusses der Deputiertenkammer dem Plenum erstat teten Berichte in sehr lichtvoller und eingehender Weise geschildert. Hr. Cochery berechnet, daß Frankreich im Kriegsfälle eine Streitmacht von 1650 Jnfanterie- bataillonen, 600 Eskadrons, 750 Feldbatterien aufzu stellen vermöge, ohne die Ersatz'ruppcnteile aber ein schließlich der Reserveregimenter. Das französische Heer zählte 1869 an Infanterie 372 Bataillone, 238 Eskadrons, 232 Battenen gegen 727 Bataillone „Es ist doch nichts geschehen?" forschte Marcel erschrocken. „Ragotz — oder Zoe —" „Nein, kommen Sie nur." Als die beiden oben angelangt waren, schritt Eytzing einige Male duichs Zimmer; plötzlich blieb er vor Marcel stehen, mit dem Rücken dem Fenster zugewandt: „Sie sihen mich in einer der peinlichst.'n Lagen meines Lebens, lieber Freund!" Marcels erster Gedanke war, daß der Besucher vielleicht geschäftliche Verluste erlitten habe und sich ihm anvertrauen käme. „Nun, es wird hoffentlich nicht so schlimm sein," sagte er ermutigend. „Wenn ich Jynen irgendwie zu Diensten sein kann, so —" „Sie sind auf einer falschen Fährte", unterbrach der andere mit gebrochener Stimme. „Besser, ich rücke sogleich mit der Sprache heraus; hören Sie denn: Heissenstein hat sich nicht, wie ich gehofft und erwartet, beruhigt, es scheint, daß er mit Ihrer Braut eine Unterredung gehabt, in welcher — so muß ich wenig stens vermuten — sie eine von Ihnen kommende Be merkung fallen ließ, die ihn tödlich beleidigt hat. Heute nun verlangte er plötzlich von mir einen Freund- fchaftSdienst, den ich ihm, nicht ahnend, um was cS sich handeln würde, unvorsichtigerweise zusagte — und aus diesein Grunde sehen Sie mich hier." „Ah, jetzt verstehe ich: Sie kommen al- sein Sekundant." „Ja", kam es stockend heraus. „Ich bitte Sie, besreieu Sie mich von der Last — nehmen Sie mir die schwere Verantwortung von den Schultern, die mich doppelt drückt, da ich Ihnen ebenso freundschaft lich — vielleicht noch mehr als ihm - gesinnt bin. Leisten Sie ihm Abbitte und —" (diese Zahl steht so im Bericht, ist aber augenscheinlich falsch kalkuliert, da die Zahl der Bataillone nur 581 beträgt ohne Marineinfanterie), -148 Eskadrons und 484 Batterien im Jahre 1893. Der Bericht fügt aber treffend hinzu, daß der große Unterschied zwischen der militärischen Leistungsfähigkeit Frank reichS von I87O und 1893 nicht nur in den vor stehenden Zahlen zum Ausdruck komme, sondern darin, daß Frankreich jetzt in der Lage sei, außerdem noch Millionen ausgebildeter Soldaten ins Feld zu stellen, während 1870, abgesehen von der mangelhaft organi sierten Mobilgarde keine Reservearmee verfügbar war. In dem Bericht wird nachgewiesen, daß Frankreich allein für sein Landheer — die ebenfalls nach Mil liarden zählenden Ausgaben für die Flotte sind dab.'i gar nicht berücksichtigt — in den Jahren 1871 bis 1893 im ganzen 15 Milliarden 368 Millionen Francs aufgewendet hat ES treten noch hinzu 1 Milliarde 62'i Millionen für Pensionen und 875» Millionen für strategische Eisenbahnen, so daß sich die militärischen Ausgaben auf rund 18 Milliarden belaufen. Hiervon fanden 2 Milliarden 891 Millionen Verwendung für die Instandsetzung des Materials; 11 Mrllia'd.n 774 Millionen zur Unterhaltung der eigentlichen Streitkräfte. — „Manwird — bemerkt dazu eine deutsche militärische Stimme — diesen Bericht nicht aus der Hans legen können, ohne das Gefühl der Bewunderung für den Patriotismus und die Opferwilligkeit des französischen Volkes, zumal, wenn man in Betracht zieht, daß alle diese enormen Summen angesichts einer allgemeinen Schuldenlast aufgebracht worden sind, wie sie kein Staat der Welt in diesem Umfange trägt. Fernerhin muß berücksich igt werden, daß seit 22 Jahren diese beispiellos großen finanziellen Aufwendungen für daS Heer gemacht wurden, ohne drß jemals der ge- rings.e Druck seitens der Regierung auf die Vertretung des La des nöng gewesen oder eine MrinungS- rerschiedenbeit zwischen den maßg«bendcn Faktoren ein getreten wäre." Danzig, 21 Februar. Der Westpreußi che Pro- viuziallandtag wurde heute mittag durch kenOber- präsidenten v. Goßler mit einer Rede eröffnet, in welcher derselbe des Besuchs Sr. Majestät des Kaisers in Danzig >m Mai 1892 gedachte und als vornehmste Aufgaben des Landtags die Förderung der landwirt- fchafilichen Einrichtungen, die Regelung des Wegebau wesens, die Erbauung einer dritten Jrrenarstalt und die Förderung des Baues von Kleinbahnen bezeichnete. Halle a. S-, 2I. Februar. Ter König!. Re gierungspräsident in Merseburg erläßt folgende Be kanntmachung: In Erwiderung auf verschiedene An fragen, welche an mich gerichtet worden sind, und welche ich im einzelnen zu beantworten nicht in der Lage bin, mache ich hiermit zur öffentlichen Kenntnisnahme amtlich bekannt, daß während der Nietlebener Epidemie in der Stadt Halle nicht ein einziger Cholerasall vorgckommen, und daß diese Stadt daher völlig seuchenfrei ist. Paris, 20. Februar. Ter Kammerobmann Casimir Perier hat gestern bei einem landwirt schaftlichen Feste in Marcilly und Nogent-sur-Seine zwei Reden gehalten, auf die man in der politischen Welt einiges Gewicht legt. Sie waren optimistischer Art. In Marcilly spielte der Redner aus die Versöhnung zwischen dem Urken und dem rechten Zentrum an und sagte: „Seil 20 Jahren hat in den schwierigsten und unruhigsien Zeit,» unserer d.utigen («eschichie die Republik in der länd lichen Tea okratie ihre sestrste Stütze gesunde:»; und hin auch haben wir noch Rekruten an-.uwerben. Wir bieien ten Zö gernden ehrl ch die Hand; ab r ich verhe-ml'ch- e» nicht: auf das Ä.ditt der Republik wollen wir die aufrichtigen Männer herüber,-sehen, w.lche schließlich e>kennen werden, daß diestlbe dem Lande ro Jahre dcs Wohlstands und des europäischen Friedern gegeben lat. Ja, diese uneigennnütige Zustimmung wollen wir aussuchen; sie ist uns teuer, da sie nicht vo» ehr geiziger rlerechnung sondern vo» der Vernunft vi d d:m Pa triotismus eingegrben wird." „Es will uns scheinen, daß eine Regie ung, welcher die L-.itung der allgemeinen Wahlen zusallen soll, eme andere Aus gabe ha», als die Wahlurnen hinzurcichen und mehr oder min der bescheiden am den Erfolg der ihr ang neh-ren Bewerber hinzuarbeuen Ihre Pflicht wäre es im Gegenteil, die Bildung einer einheulichen Mehrheit vorzubereiten und zu diesem Ende die Wähler nicht üb,r Berneinung-n, sozusagen im Dunkeln, sondern über ein bestimmtes, faßlicher Regierungs und Re formprogramm obstimmen zu lasten. Offenbar hat das Mi- nisteiium Ribot nicht so hohe Absichten, und seine einzige Sorge b.'steht darin, die mehr oder minder dichte Gruppe von 200 bis 25Z Abgeordneten, aus w lche sie sich heute stützt, auch in die reue jtammcr zu bringen. Zu welchem Zwecke? Um weitere 4 Jahre hindurch die Politik zu «reiben, welche Hr. Cavaignac treffend eine „Politik der Manöver und derEinfluß- abmessung" genannt ha'. Reinl Dieses Spiel hat schon zu lauge gelauert, und das Land wird ihm hoffentlich ein Ende zu machen wissen." „Abbitte? Wofür? Habe ich das Ganze etwa er funden, um ihn an feiner Ehre zu schädigen? Hat nicht er, wie Sie wissen, sich Reden über meine Braut erlaubt, die eher mich beleidigen mußten? Aber ich bin zum Glück keiner von jenen, die noch an daS mittelalterliche Gottesurteil glauben und meinen, eine höhere Gewalt solle einkcten, um den Schuldigen zu strafen. Nein, ich bin ein Feind des Duells, ich ver achte eS, ich finde es als ein menschenunwürdiges Über bleibsel auS barbarischen Zeiten, und darum ging ich mit ruhiger Verachtung über sein nicht gut zu recht fertigendes Gebaren Zoe gegenüber hinweg." ^Forts. solg») Residenztbcater. Zum Benefiz des Hrn. Re- gisfeurs Hanno wmde an dieser Bühne eine vom Genannten verfaßte Dresdner Lokalposfe „Ein fäch- fischer Reservist von 1870/71" gegeben. In An betracht der lai gen fleiß- und einsichtsvollen Thätig- keit des Hrn. Hanno hatte sich ein zahlreicher Besuch eingefunden und man wendete sich ersichtlich dem Interesse zu, welches überall durch daS Wort Lokalsiück rege gemacht zu werden pflegt. Die harmlosen Bewohner aller Städte sind stets begierig, zu sehen, wie sich das Wesen ihrer Eigenart auf den Brettern auSnimmt oder ob e« vielleicht besondere Bezugnahmen zwischen der Wirklichkeit und dem Dargcstellten aufzufinden gäbe. Wenn sie nun auch, wie im vorliegenden Fall, nach beiden Seiten hin fast gar nichts HervortretendeS finden, so nehmen sie sürlieb mit dem, war ihnen in der Handlung ge- loten wird. Diese w r sehr bunt und doch zugleich geistig sehr einfach. Dem Verfasser und Darsteller einer wenig ausgiebigen Rolle fehlte es nicht an Zeichen In Nogent ließ sich Casimir Perier also ver nehmen: „Man sprach soeben von den traurigen Lorsällen, welch- die öffentliche Meinuna beschäftigt haben Es ist ein Weik der Moralität und Gerechtigkeit zu volUrehen, aber der gesunde Berstend de« allgemeinen Stimmrechts wird di- Berechnung» der Poli iler vereiteln. Er wird sich streng zeigen sür dir per sönlichen Berg hen, aber dankbar dem Regi-r»ng«sy ein de« Licht« nnd der Freiheit gegenüber, welche- die Fehler in die tbfsrntlichkeit gezogen hat, um sie zu bestrafen Es wird Ge rechtigkeit g-ütt werden, weil die Republik ihrer Pfl cht nicht untreu wrrdcn wird; aber sie selber wirs triumphierend «u» dieser Piüsung h rvorgehen. Sagen wir es laut: Richt unter der Präsidenischast eine« Carno, dessen Name mit Rechtschaffen heit und <°'hre gleichbedeutend ist, wird die Fahne Frank eichs befleckt weiden " Dieser letzte Satz wird sehr bemerkt als eine Ant wort auf die Gerüchte, wonach Casimir Perier eS daraus abgesehen hätte, einmal Carnots Stelle ein- zunehmen. Gegenüber PerierS z»versichtlicher Auf fassung der Laqe fangu» in der Presse die beun- ruhigenden Prophezeiungen wieder an Man behauptet, die radikale Partei wolle in der Kammer neuerdings Auskunft darüber verlangen, wie Hr. Ribot die Politik der .republikanischen Konzentrierung" aus- zuführen beabsichtige. Ein solches Vorbaben läßt sich allerdings der radikal sozialistischen Gruppe zu trauen. Ter rwig unzufriedene Goblet, der zu den Ratgebern dieser Gruppe gehört, sagt heute in der , Pe ile Ropublique': — Die Nachricht von dem Rücktritt des Senatspräsidcnten Le Royer bestätigt sich; die Frcuide desselben widersprechen jedoch entschieden der Behauptung, daß irgendwelche polnische Beweggründe im Spiele siien. Le Royer selber, der 83 Jahre zählt, erklärte einem Mitarbeiter des „TempS", daß häufiger Kopfschmerz ihm die Ausübung feines Amtes fehr elschwere. Bereits vor einem Jahre habe er seine Entlassung geben wollen, aber aus Wunsch seiner Freunde sei er geblieben. Jetzt müsse er auf sein Amt verzichten und in der Landluft Erholung suchen. Le Royer führt seit 11 Jahren ohne Unterbrechung den Vorsitz im Senat; er machte heute früh seinen Entschluß brieflich dem ersten Vizepräsidenten Bardoux bekannt. Dieser berief sofort die anderen Vorstands Mitglieder, und alle begaben sich zu dcm Obmanne, um ihn zur Zurückziehung seines E. tlassungs'chreibens zu bewegen. Er sprach ihnen seinen Dank aus, sctzle jedoch ihrem Verlangen eine entschiedene Weigerung entgegen. Die Wahl eines ncuen Obmannes wird wahrscheinlich am nächsten Freitag vollzogen werden; man spricht von Challemel-Lacour, Magnin, Tirard und Jules Ferry — Tie Liga zur Bekämpfung der neuen Zolltarife hielt gestern im Theater des lUteau ä'kau eine große, stark besuchte Sitzung unter dem Vorsitz dcS Abg Mesureur. Mehrere Redner erklärten, das Experiment habe nun lange genug gedau-rt , die üble Wirkung des schutzzöllnen schen Systems springe in die Augen und die Regierung selber habe sich zu dem Bekenntnis ge- zwungen gesehen, wie nachteilig dasselbe für de» Staatsschatz und den allgemeinen Geschäftsverkehr sei. Die Versammlung beschloß, insbesondere auf die Herabsetzung der Zölle für die notwendigsten Ver brauchs gegenstände zu wirken. * Paris, 21. Februar. Während in Frankreich auf der Seite der Republikaner mehrfach angenommen wird, daß die Panamaangelegenheit im Begriffe stehe, zu „versumpfen", eine Auffassung, die bei den nächsten allgemeinen Wahlen für tue Deputierten- kammcr Lügen gestraft werden dürfte, sind die Bou langisten nach wie vor bemüht, jetzt bereits die Auf regung von neuem zu schüren. Mit Vorsicht muß jedoch die Meldung des „Figaro" ausgenommen werden, nach welcher der Präsident der Republik selbst als erster auf der Zengcnliste dcS Panamabtstechungs- Prozesses stehen soll. Carnot würde, wie von dem- selbcn Blatte behauptet wird, darüber vernommen werden, ob er niemals die Liste der bestochenen Abgeordneten gekannt habe, und ob bei ihm keine Schritte in dieser Angelegenheit unternommen worden seien. Tas Bestreben der Boulangiften war von Anfang an daraus gerichtet, die Persönlichkeit Carnots in den Panamaskandal hineinzuziehen, waS ihnen jedoch bisher nicht gelungen ist. Wie die parlamen tarische Untersuchungskommission davon Abstand ge nommen hat, den Präsidenten der Republik zu ver nehmen, der seiner Zeit als Mitglied des Kabinett-, das sich früher bereits mit der Panamaangelegenheit zu beschäftigen hatte, eine durchaus korrekte Haltung beobachtete — die bezüglichen Protokolle sind bereit» mitgeteilt — wird auch für das Gericht keine der Aufmerksamkeit in Kränzen und Blumenschmuck. Unter dem übrigen Personal zeichnete sich durch Natür lichkeit Frau Hensel als Gemüseverkäuferin auS Tonkünstlerverein. Der dritte Ausführungs abend des Tonkünstlervereins findet am nächsten Freitag, den 24. d. M. im Gcwerbehausfaale statt. Tas Programm enthält: Trio Ls-ckur, op. 1, Nr. 1 für Pianoforte, Violine und Violoncell von L. van Beethoven, Sonate 0 moU, op. 12 (Preiskompositioist für Pianoforte und Violoncell von Gustav Jensen (zum ersten Male) und Lctett (Nr. 1, Ls-äur) sür zwei Oboen, zwei Klarinetten, zwei Hörner und zmi Fagotte von W. A. Mozart. Letzteres ist die Sernade (K. 375), welche Mozart durch Hinzufügung von zwei Oboen umgearbeilet hat, ohne Zweifel im Juli 1782, als er die Serenade in 6 -mvll sür acht Blasinstrumente schrieb. Er erwähnt das Werk in einen Vries an seinen Vater (3. Nov. 1781), worin er von der Feier seines Namenstages spricht: „Auf die Nacht um 11 Uhr bekam ich eine Nachtmusik von zwei Klarinetten, zwei Horn und 2 Fagott und zwar von meiner eigenen Komposition. Diese Musik halte ich auf den Theresientag (15. Oktober) für die Schwester der Frau (des Porträtmalers) v. Hickl gemacht, allwo sie auch wirklich das erste Mal ist produziert worden Die Hauptsache, warum ich sie gcmacht, war, um den Hrn. v. Strack (welcher täglich dahin kömmt), etwa- von mir hören zu lassen, und deswegen habe ich sie auch ein wenig vernünftig gemacht. Sie hat auch ollen Beyfall erhalten, man hat sie in der Theresiennach» an dreyerley Orten gemacht; denn wenn sie dre Spieler/ wo damit fertig waren, so hat man sie wieder
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