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Dresdner Journal : 21.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302213
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930221
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-21
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 21.02.1893
- Autor
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.V IN Ve»us«prvi»r Vr«»d>» vi«rt»IjLdrIici» 2 H»r^ KO ^f, t»t «tt» 8»u«rl d«uttcti«o ko»t»o»t»lt«» vi«rt«1- Mtrtiek Z tt»rk; »u,,«?rd»Id 6s» <isut«t»e» tisick« tritt ?o»t- und 8tewpel»u»ci>l»8 üi»»». Li»»«Io« Kummer»: 10 ?k. ^»>caacklxu»n»r«düür»»r pNr äs» kaum eiasr ^e«p»lte»e» 2«ils ^lei»« 8et»riN 20 kk. Unter „ki»8«»»»dt" äi« 2«ilo KO kk. ösi 1»b«Us»- uvä LitkeruiLt» enttpr. äuk»ekt»z. Lrsekeluv»: l^iieti mit Xu»n»kms der 8o»n- ». ksiertt^e »d«»d». ksr»»pr«cü-^»»oül»»»: Kr. 12VL. Dienstag, den 21. Februar, abends. 18S3. ZreMerÄoumal. Für die Geiamtleitung verantwortlich: L^ofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und' Kunstgeschichte. LouaUmv »»» ^»kilsäixun^e» au-»«Lrt«: Lrunästrtter, ^ommissionLr äs» Dresdner dourn»!»; «»»>d»r» L»rl>» Vi»n l.eip,l^ L»,»l Sr«,l»» ». «.: //aa»rn»<r»»i <2 Verirr, L»rIm-Vi»»-«»a>diuA- Nr»8 l.«tp»>^xr»llkt^r ». «. »ünedin! Luck. >/»««,' k»r>» I-ondon L«rUll-?r»llkturl ». H.-Stlltts»rt: Duiid« <2 <?o., L«rUo: /nrattäenäanL, Lr«»I»u: Lmit ^'aüat^,- NiLnovar: <7. Lc/, unter, L»U« ». >.: Larct ct (.«. Uer»u»xekerr Lüoißt. Lrpeäitio» äs« Dresdner sournil». Dresden, 2«io^er»tr. 20. k«r»»pr«ct»-L»»ctrIu»»: Kr. 1285. Ämtlicher Teil. Wekanntrnachung. Die den Stationskassen der StaatS-Eisenbahn zu Niedersedlitz und Lößnitz übertragen gewesenen Agen turen der Altersrentenbank sind eingezogen, dagegen ist den Lotteriekollekteuren Hugo Gaitzsch zu Niedersedlitz und Th. Krauße zu Lößnitz je eine solche Agentur übertragen worden. Dresden, den 18. Febrrar 1893. Finanz-Ministerium. von Thümmel. Wolf. Wekannlrnachung, die Auslosung König!. Sachs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten de- Staatsschuld betr. Tue öffentliche Auslosung der planmäßig am 1. Juli 1893 mit 11 Prozent Prämrenzuschlag zurückzuzahlenden 4H sächsisch-schlesischen Eisenbahnaktien und der am 30 September 1893 rückzahlbaren 3<jb Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1855 soll den 6. März dieser Jabre- und folgende Tage, vormittags von 11 bez. 10 Uhr an» im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Tie nach der Ziehungsliste vom 7. September 1892 auSgelosten, im Termine 31. März 1893 fällig werden den 3^ Staatsschuldenkassenscheine der Anleihe von 1855, ingleichen die in dem nämlichen Termine zahl baren Zinsen dieser Anleihe und die Renten auf die 3H Staatsschuldverschreibungen von 1878 und 1887 werden vom 15. März dieses Jahre- an gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital- und Zinsschüne ausgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Staat»- schuldenkasse in Dresden und der Lotterie-DarlehnSkasse in Leipzig sowie bei der Bezirkssteuer-Einnahme in Rochlitz, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G E. Heydemann in Bautzen und in Löbau, bei der Bogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein und in Waldheim, bei der Vereins bank zu Pirna und deren Filiale in Schandau, bei Herren Sarfert L Co in Werdau und bei der Vereins bank zu Frankenberg. Dresden, den 20. Februar 1893. Ler kuLt-gsin-schich z° Nnm-It«; Ler StttkWLtii. Bönisch. nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Berlin, 21. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die telegraphische Verbindung zwischen Deutsch, land und Kamerun ist bergestellt. Dir John Pender, Präsident der afrikanischen Telegraphen- grsellschaft, telegraphierte an den Staatssekretär v. Stephan: Die Legung des Kabels Bonny Kamerun ist am 18. d. MtS beendigt. Ich sende Ihnen meinen Glückwunsch zu diesem Werk, welches die schaellste Verbindung Kameruns mit allen Tele- graphrn der Erde verwirklicht; ich bin überzeugt, daß «S eine reiche Eitwickrlung deS Verkehrs und der sozialen Interessen zur Folge haben wird. Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist. Roma» von B. G. v. Suttner. l? (Fortsetzung.) „Sie behandeln mich ja als Fremden, lieber Freund!" sagte er, ins Zimmer tretend, wo Marcel eben beschäftigt war. „Es ist nicht recht von Ihnen, daß Sie mir eine Nachricht vorenthielten, die mich von ganzem Herzen freut und zu der ich Ihnen nun meine aufrichtigsten Glückwünsche überbringe." „Eie wissen also schon davon? Ich wollte Ihnen gestern die Mitteilung machen, da wir aber nicht ganz unter Intimen waren, so sparte ich mir die Über raschung auf das nächste Mal auf. Besten Dank für Ihre freundlichen Wünsche; Sie sehen in mir einen sehr glücklichen Menschen." „Einen glücklichen und beneidenswerten Menschen," fügte Eytzing hinzu. „Wahrhaftig, eS ist keine Kleinigkeit, sich das schönste und liebenswürdigste Mädchen unsere» Viertels im Sturm zu erobern! Mehr als einer wird sich lagen: Könnte nicht ich an Tannenberg» Stelle sein?" ,Lch muß in ZoeS Namen dieses Kompliment ab lehnen. Zweifelsohne besitzt sie sehr viele Eigenschaften, die einen Mann glücklich machen müssen, aber schließlich hat sich bisher doch nur ein ernstlicher Bewerber ge meldet, und der bin ich." „Ernstlicher Bewerber allerdings; aber angethan dürfte sie e» anderen auch noch haben; einen aus der Schar kennen Sie ja doch ziemlich nahe." Berlin» 21. Februar. (Tel.d Dretdn Journ.) Der nunmehr festgestellte Berliner StadthauShalts- etat schließt in Einnahmen und Ausgaben mit 84535015 M. ab Zur Deckung der Ausgabe« müssen 90 Proz. Gemrindeeiukommensteuer erhoben werden. Essen a. d. Ruhr, 21. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) In der Zeche „Hugo" bei Buer fand beim Schacht 3 morgens zwischen 9 und 10 Uhr eine Erplofion schlagender Wetter statt. Zwei Tote und vier Leichtverletzte sind die Opfer dieser Katastrophe. G' az 21. Februar. (Tel. d. Dresdn Journ) In der Kohlengrube Skalis fand gestern eine Er plofion schlagender Wetter statt; bisher wurden ermittelt: 8 Tote, 7 schwer und 7 leicht Verletzte; 7 Personen werden vermißt. Paris, 20. Februar. (W. T. B.) DaS gegen wärtig bestehende Abkommen zwischen der Panama gesellschaft und der Regierung von Columbien ist bis zum 31. März provisorisch verlängert worden. Rom, 21. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ) Vor dem Hause deS Deputierten Ferri explodierte gestern abend eine Petarde, wodurch daS HauS- thor zertrümmert und die Wohnungseinrichtung arg beschädigt wurde. Madrid, 21. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Kreuzer „Isabella" verließ Havana, um sich nach Hain wegen der dort herrschenden kritischen Lage zu begeben. Lissabon, 20 Februar. (W. T B.) In der Deputiertenkammer kündigte der Ministerpräsident Dias Ferreira heute die Demission des Kabinett- an. Der König hat den Führer der Regenera- dorespartei Serpa Pimente! und den Führer der Progresfistenpartei Luciano Castro zu sich berufen. Eine Beauftragung derselben mit der Bildung eines neuen Kabinetts gilt indes nicht für wahr scheinlich. Lissabon, 21. Februar. (Tel. d.Dresdn Journ ) Der König lehnte daS Verlangen DiaS Ferreira-, die CorteS aufzulösen, ab. ES verlautet, daß der Führer der ReaeneradorcS, Serpa Pimente!, dem Könige die früheren Minister und den fetzigen Generalprokvrator Ribeiro für die Bildung deS neuen Kabinett- vorschlug; derselbe wurde znm König ber»frn. London. 20. Februar. (W T. B.) Auf den Antrag des PrrmierministcrS Gladstone wählte daS Unterbau- ohne Widerspruch Jvhu William Mellor rum Vorsitzenden deS Subsidienkomitreö. Mellor ist damit zum Deputiertensprrcher (Vize präsidenten) deS Unterhauses gewählt. London, 21. Februar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die „Times ' melden auS Tanger: In Wazan fand am 15. Februar ein ernster Kampf statt. Die Bergbewohner erzwangen sich den Eintritt in die Stadt und begannen zu plündern, wurden aber von den OrtSeinwohnern angegriffen und meist niedergemacht; die Stadtthore wurden ge schlossen, sodaß die Bergbewohner nicht entkommen konnten; der Kampf dauerte vier Stunden. Der „Standard" meldet aus Shangbai, die chinesische Reqierung bade beschlossen, eine Ex pedition abzusende«, um Pamir mit dem Tele- graphennetze deS Reiches durch eine Kashgar durchschnridende Linie zu verbinden. Helsingör, 20. Februar. (D. B. Hd.) Der Dampfer „ChristianSborg" bat den vermißten AuS- wandererdampfer „Italia" in der Nähe von Nid- dingen aufgefundeu. An Bord der „Italia" be fand sich die Mannschaft deS gesunkenen Dampfers „Christine", eS mangelten nur einzelne Notwen- digkritSartikel; das Schiff aber au« seiner Ei-- „Sie meinen Heissenstein?" Eytzing nickte lächelnd. „Gerade deshalb bin ich froh, diesen Bewerbungen, die, wie ich aus Ihren Worten schließen muß, nicht ernstlich waren, einen Damm entgegengesetzt zu haben. Ich bin kein Freund dieses Hofmachens aus Sport — oder wie man's nennen will — und besonders Zoe hätte ich vor der Gefahr bewahrt sehen mögen, kompromittiert zu werden." „Ich stimme Ihnen vollkommen bei. Sie ist keine von denen, mit welchen man sich einen ähnlichen Scherz erlauben dürfte. Übrigens scheint mir Heissenstein durch die Nachricht von der Verlobung mehr betroffen, als ich geglaubt hätte; wenn er sich auch hier und da ein wenig frivol äußerte, so möchte ich fast glauben, daß seine Gefühle ernsterer Natur waren, als es den Anschein hatte." „So, wirklich? Nun, ich glaube, hiermit dürften seine frivolen Äußerungen ein Ende nehmen und er wird sich wohl entschließen müssen, sein leicht entzünd liches Herz einem andern Gegenstände zuzuwenden" „DaS erwarte auch ich von ihm, obzwar er in gewisser Hinsicht seine Eigenheiten hat. Freilich, ein Mann in seiner Stellung — Anwärter auf ein großes Vermögen, glaubt sich von der Wiege auf zu manchen Freiheiten und Extravaganzen berechtigt, vor denen sich ein gewöhnlicher Sterblicher fein hüten wird." „DaS verstehe ich nicht. Hat da» etwa einen Bezug auf meine Verlobung oder aus Zoes Person?" „O, e» ist nicht». Ich meinte nur, Sie dürften sich nicht verwundern, wenn er vielleicht den Einfall Umgebung zu befreien, war dem schon am Bug beschädigten „ChristianSborg" nicht möglich. Gleich nach der Rückkehr deS letzteren Dampfer- hier- her ging über Gothenburg die Meldung ein, daß „Italia" bei Winga angekommrn sci. Kopenhagen, 20. Februar. (D B. Hd.) Der Finanzausschuß deS Folkethingö verbandelt mit der Regierung wegen Anschaffung von zwei sehr kräftigen Eisbrechern, um in strengen Wintern daö Wasser im Sunde zwischen hier und Helsingör offen zu kalten. Im Blegdamshospital befinden fich jetzt 13 an Flecktyphus erkrankte Personen. Dresden, 21. Februar. DaS 50jährig e Bischofs-Jubiläum des Papstes Leo Xlll. Am 19. d. M. hat die katholische Christenwelt in Rom den Tag festlich begangen, an welchem der gegenwärtige Träger der dreifachen Krone vor fünfzig Jahren durch den Kardinal Lambruschini, den Staats sekretär Gregors XVI. die bischöfliche Weihe empfangen hatte Außer der katholischen Christenheit haben an dieser Feier auch zahlreiche Vertreter von Staatsoberhäuptern und Körperschaften Anteil genommen, die nicht der ka tholischen Kirche angehören, wodurch dieses Fest eine Bedeutung erhielt, die über den Rahmen einer aus schließlich römisch katholischen Feier hinaus reicht. Ganz abgesehen von der Machtfülle und dem Ansehen, das Leo Xlll. als Pius' Nachfolger auf dem römischen Bischossstuhle genießt, hat er sich durch seine un gewöhnlich hohen Geistesanlagen und Charaktertugen- den in der ganzen zivilisierten Welt die allgemeinste Anerkennung und Würdigung von seiten der Zeitgenossen ohne Unterschied ihrer kirchlichen Zugehörigkeit erworben. Joachim Graf Pecci hatte schon lange, bevor er als Leo XIII. im Jahre 1878 das Erbe seines mit Tode abgegangenen Vorgängers Pius IX. antrat, durch seine vornehme Denkart, durch seine Gelehrsamkeit und kluge Vorsicht, sowie durch seine Tüchtigkeit in der Verwaltung der seiner Leitung und Fürsorge an- vertrauten Diözese und in anderen hohen Vertrauens stellungen zu erkennen gegeben, daß man es in ihm mit einem zu großen Ausgaben und Dingen berufenen Manne zu thun hatte. Den Grund zu seiner der zeitigen geistigen Größe und Berühmtheit legte er während seiner Thäligkeit als Nuntius am Hofe des ersten belgischen Königs, Leopold I. Er erhielt bei seiner Zurückderufung noch Rom von diesem Herrscher dos Zeugnis, daß er ein Gelehrter und Diplomat, aber auch ein Priester von tadellosem Wandel, ein ebenso kluger Politiker, wie ausgezeichneter Mann der Kirche sei. In dem Empfehlungsschreiben, welches Leopold I. ihm für Papst Gregor XVI. bei diesem Anlasse über gab, heißt es unter anderem: „Ich habe selten eine so gänzliche Hingebung an die Pflicht, lautere Ab sichten und ein so geradsinnigeS Verhallen an einem Mann gefunden. Sein Urteil ist über alle Dinge ein gesundes, und Eure Heiligkeit können ihm voll und ganz vertrauen." Als Papst brachte er alle diese hohen und edlen Geistes- und Gemütsanlagen in einer Weise zur Gel tung, die ihm in der Geschichte des römischen Ponti fikats den Platz neben den gewaltigsten und berühm testen Trägern des Papsttums sichert. Er übernahm die Leitung der katholischen Kirche zu einer Zeit, als der lang wierige und heftige Kampf zwischen dem Vatikan und den weltlichen Gewalten in den europäischen Staaten bereits einen guten Teil des früheren Ansehens des Ober hauptes der katholischen Kirche aufgezehrt hatte. Es war die Zeit der Kulturkämpfe in Deutschland und Osterreich-Ungarn ;in Rußland waren dieKatholiken, da die hätte, seine Bewerbungsversuche noch eine Zeit lang sortzusetzen." „Das würde mich aber in der That sehr wundern — und auch meine Braut, nach deren Geschmack so etwa» durchaus nicht wäre, wie ich glaube" „Ei, so etwas nimmt man mit Gleichmut hin und lächelt höchstens darüber, besonders wenn man sicher ist, wie Sie, der Hahn im Korbe zu sein." „Nein, in derlei Dingen habe ich meine eigenen Ansichten von Anstand und Takt. Übrigens wird es nicht mehr lange dauern, daß Zoe mit ihrem Vater nach Buchenfeld zurückfthn, und dann dürfte der Ver kehr mit Pottenbrunn sich bedeutend einschränken." „Grausamer, der Sie sind! So wollen Sie uns Unglücklichen richt einmal mehr den Anblick Ihrer schönen Braut gönnen! Doch, Sie haben recht; ich glaube, an Ihrer St-lle wäre es mir so auch lieber. ... Ja, der arme Heissenstein scheint mir seit der Sensationsnachricht recht gedrückt »nd melancholisch; oft auch verdrießlich und irritiert. Im Vertrauen: Sagen Sie mir einmal, lieber Freund, erinnern Sie sich, mit Ihrer Braut über seinen Charakter gesprochen zu haben ? Ich meine: über seine gewissen Passionen, die ihn einigermaßen in den Ruf eines Don Juan gebracht haben?" „DaS heißt, ich glaube einmal das berührt zu haben, wat eben alle Welt von ihm sagt, doch war nur vor übergehend davon die Rede. Es dürfte damals ge- wesen sein, al» man mir Anspielungen machte — wenn mir recht ist, waren Sie eS selbst — daß er, wie Sie vorhin sagten, sich in frivolen Reben gefiel, die sogar dis auf Zoe hinauf zu reichen schienen. Doch warum interessiert Sie das?" Bistümer in Polen immer noch unbesetzt blieben, schutzlos; mit der Schweiz und den Niederlanden gab e» unaufhörliche Verwickelungen, welche dem Altkatholi- zismuS die Wege ebneten; in Frankreich, wo der Ein fluß des päpstlichen Stuhles in Diensten der monar chischen Bewegung stand, war man nahe daran, da» Konkordat, das Kultusbudget und den Posten eines eigenen Vertreters beim Vatikan aufzuheben; in Spa nien führten die Karlisten, auf die Gunst des Papste» sich stützend, gegen den Inhaber des Thrones einen offenen Krieg und in Italien selbst waren die Gegen sätze zwischen Königtum und Papsttum die denkbar schärfsten und drohten in einen offenen, das Ansehen de» Vatikans höchst schädigenden Konflikt auszuarten. Inmitten dieser hochgehenden Weltfluten die Tiara zu tragen, erforderte einen Geist, der sich durch un ermüdliche Kraft, geeinigt mit dem feinen AlterStakt der Weisheit, auSzeichnete und die Zeit fand einen solchen Geist in dem Kirchensürsten Leo XIII. Leo Xlll. hat es sich zur Aufgabe gestellt, die weltlichen Staatsgewalten mit dem Papsttum wieder auszusöhnen. Er machte Frieden mit den StaatS regierungen in Deutschland und Österreich-Ungarn; er regelte die Beziehungen der Katholiken zu der russi schen Staatsgewalt, er stellte sich auf freundschaftlichen Fuß mit dem Könige der Niederlande, mit der fran zösischen Republik und der Schweizer Eidgenossenschaft. In Spanien verdankt das Königtum dem Einflüsse des Papstes Leo XIII. auf die Führer der Karlisten den Abschluß des Bürgerkrieges. Nir mit Italien vermochte er nicht einen beide Teile gleich befriedi- genden moäu8 viveuäi herbcizusühren Er betrachtet sich nicht als der Inhaber, sondern nur als der zeit weilige Verwalter des Patrimoniums und daher mochte er sich nicht für berechtigt halten, auf die unter seinem Vorgänger sequestrierten weltlichen Hoheitsrechte zu verzichten und auf diese Weise mit dem neugebildeten Königreiche Italien Frieden herzustellen. Eine her vorragende Bedeutung hat der Friedensschluß, den er mit dem Zeitgeiste und der modernen Civilisation zuwege gebracht hat. „Die Kirche steht", so lautet sein Wahrspruch, „den Fortschritten der Naturwissen schaften nicht feindlich gegenüber, sie erblickt vielmehr in jeder Wahrheit, die von der Forschung ausgedeckt wird, einen Fußstapfen Gottes." Er selbst stellte sich in den Dienst der Forschung, indem er das seit drei Jahrhunderten verschlossene päpstliche Archiv wieder öffnete, die paläographische Schule gründete und die Werke Michelangelos restaurieren ließ. Um die katho lische Kirche hat er sich dadurch verdient gemacht, daß er, ohne zu kämpfen, große Erfolge erzielt und das unter seinem Vorgänger gesunkene Ansehen des Ponti fikats wieder gehoben hat. Als Erzbischof von Perugia bekämpfte er die Einigung Italiens und verfocht mit Eifer die Ansprüche des päpstlichen Stuhle- auf die weltliche Macht, aber als Papst lieferte er den über zeugendsten Beweis, daß die weltliche Macht für die Oberhäupter der katholischen Kirche bei der Wieder erkämpfung ihres früheren Einflusses auf die Christen heit entbehrlich sei Lagesgeschichte. Dresden, 2l. Februar. Heute wurde eine Königl. Jagd auf Schmiedeberger Revier abgehalten, an der Se. Majestät der König, Se. Kaiser!, und König!. Hoheit der Grobherzog von Toscana und Se. König!. Hoheit der Prinz Georg in Begleitung des Flügeladjutanten Oberstlieutenant Wilsdorf und des persönlichen Adjutanten Rittmeisters Frhr. ». Müller teilnahmen. Als Gäste waren geladen: Ihre Excellenzen General der Infanterie v. Holleben, Oberhofmeister v. Watzdorf und Generallieutenant v. Minckwitz, sowie Flügeladjutant Major v. Hauak. Die Hobe Jagd „O, es interessiert wich weiter gar nicht. Heissen- stein hat nur, wie erwähnt, hier und da Anfälle von Gereiztheit, und ich glaube, dieselben darauf zurück führen zu müssen, daß ihm gegenüber Baronin Ragotz unlängst eine Bemerkung fallen ließ, welche darauf Bezug hatte." „DaS thut mir leid. Es wäre vielleicht besser ge wesen, ihm diese Kränkung zu ersparen." „Ei, was ist da daran! Sie selbst wissen ja am besten, daß er ein versöhnlicher Mensch ist." „Ich batte noch nicht Gelegenheit, seine Versöhn lichkeit auf die Probe zu stellen; bisher sind wir immer ganz gut mit einander ausgekommen und ich hoffe, daß es so bleiben wird " „Mir scheint, eine kleine Differenz hat es doch mit ihm gegeben" „Daß ich nicht wüßte." „Aus dem Balle, den daS Offiziercorps veranstaltete. Es war wegen Ihres PtatzeS beim Souper, wenn ich nicht irre." „Ah, damals! Das war doch keine Differenz, sondern einfach ein Mißverständnis." „Ich weiß: Sie leisteten ihm förmliche Abbitte und dann war die Sache vergeben und vergessen." „Wer sagt daS? Es lag kein Grund für mich vor, Abbitte zu leisten " „Er selbst sagte es mir. Doch sprechen wir nicht weiter davon; eS ist nicht der Rede wert." „Allerdings ist es insofern der Rede wert, al» ich die Sache richtig stellen möchte. Wenn ich jemanden unabsichtlich beleidigt habe, so werde ich gewiß ein sichtsvoll genug sein, ihm Abbitte zu leisten; damal» mißverstand er einfach eine Bemerkung, die ich fallen
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