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Dresdner Journal : 18.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-18
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1893
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Zweite Beilage zu 41 des Sonnabend, den 18. Februar 1893, abends. ' „Palästina und Syrien". Bon Karl Stangen 2. gänzlich umgearöritetr Auflaie. Mit 11 Jlluftrati ne» un> 2 Karten. Berlin Berlag van Carl S langens Reise- bureau Tas vorliegende Buch stellt sich a.s rin kleiner Prr'- tischer Reisesührer dar, welcher den Weg, der von den Ler- gnügungsreisenben durch Palästina nno Syrien in der Regel ringeschlagen wird, in seine» Hauptpunkten und Hauptsehens- Würdigkeiten beschreibt und so dem Touristen einen Überblick und festen Anhaltspunkt sür seine Reise giebt Die langjährigen reichen Erfahrungen und di; bekannte Zuverlässigkeit dc- Stangensche» ReijebuieauS gewähren eine hin-eichendr Bürg schaft für eine genußreiche Durchführung der Reise bei Befol gung ter in dem Buche vorgezeichnelen Weges und d r sonst gegebenen Winke Mehrere wohlgelnngene Abbildungen erhöhen den Wert de§ kleinen Buches. * Der Bortrag, welchen Professor vr Viktor Böhmert am k. November 1892 am 84 Dresdner VolkSunterhaltungs- abend über die „Bestrebungen zur Veredelung der Bolkserholungen ' gehalten hat, ist nunmehr als Heft 12 der vom Professor vr. Böhmert hcrausgegebenen volkewohl- schristrn im Berlage von Duncker u Humolot in Leipzig im Druck erschienen. Da wir bereits in Nr. 2b9 des „Dresdner Journcl" vom 7. November 1892 den Vortrag eingehend ge würdigt haben, lo können wir uns heute auf die vor stehend: Mitteilung beschränken Vom veichstaze. *3oderReichttagSlommifsion zur Beratung der „!«» Heinze" wurde gestern auf Antrag d«S Abg. Gröber Zentrum) beschlossen die verbündeten Regierungen zu tlsuchen, eine eingehende Statistik über Rückfall, Körrrrverlepungea, tziNlichkettövergehen u. s. w vorzulegen. Alsdann wurde die Berhaudlvug über den im Strafgesetzbuch nrubeantrogte» - tSa ^Lerschärsung der Strafe durch harte Lagerstätten u. s. w., wenn das Verbrechen von bescnderer Rohttt oder Sittenlosig- leit des LhäterS zeugt) bis zum Eingang dieses statistischen Materals ausgesetzt. Ein Autrag der Abgg Bebel und Stadt hagen den tz 861 Nr 6 Strasge.etzbuch (Poliz-iliche Kontrolle der Prostituieren) auf Theben, wurde abgelehnt Vachrichtrn aus den Lau-esteikn. Leipzig, 17. Februar. Das am Königsplatze er stehende Grassi-Museum, zu dem gegenwärtig der Grund gegraben ist, wird in zweijähriger Bauzeit, also im Jahre 1895, beendet sein; seine Baukosten werden ungefähr 900 000 M. betragen. Die Pläne zu dem Museum wurden von Hrn Oderbaudirektor Licht ausgeführt, unter dessen Oberleitung auch der Bau vor sich geht. Das Kellergeschoß enthält die Wohnung des Hausmeisters, die Garderaben, auch Werkstätten für das Kunstgewcrbe und Magazine. Im Erdgeschoß werden sich, außer der großen Vorhalle, ein Saal für moderne kunstgewerbliche Erzeug nisse, die Verwaltungsräume und Ausstellungssäle befinden. Im ersten Obergeschoß sind lediglich Museumsräume, und zwar links für die Völkerkun e, rechts dagegen für das Kunstgewerbe, im zweiten Obergeschoß links die Galerien der Völkerkunde, rechts die vr. Stübel Sammlung für ver gleichende Länder- und Völkerkunde. Außerdem wird zwischen diesen beiden ein Saal für Vorträge und Ver sammlungen geschaffen werden. In dem teilweise mit Oberlicht versehenen Dachgeschoß werden die Sammlungen des Vereins für die Geschichte Leipzigs untergebrach», ferner werden hier Räume sür die Bibliotheken des Kunstgewerbe museums, der Vorbildersammlung und auch Zeichensäle eingerichtet. An Grundflächen für die Ausstellungen be dürfen das Museum sür Völkerkunde etwa 2000, das Kunstgewerbe etwa 1700, die vr. Stübel-Stiftung etwa 470 und der Verein für did Geschichte Leipzigs etwa 400 qm. * Meißen, 17. Februar. An der hiesigen landwirt schaftlichen Schule wird der diesjährige Winter kur suS, welchen 125 Schüler besuchen, Ende März ge schlossen. Der Sommerkursus, für welchen jetzt schon zahlreiche Anmeldungen von Schülern vorliegen, nimmt Dienstag, den 11 April, seinen Anfang. Da die Schul räumlichkeiten sür die noch immer im Steigen begriffene Schülerzahl nicht mehr ausreichen, ist, wie das „Meißn. Tagebl" schreibt, ein Um- und Erweiterungsbau de« Schul- hauseS beschlossen worden Die Schule wnd den Sommer über in ermieteten Räumen untergebracht, das neue Ge bäude Michaelis d. I bezogen. I-. Schandau, 17. Februar. Nachdem das Hochwasser auch hier im Rückgänge begriffen ist und die Fährplätze von den Eisanbäusungen geräumt sind, hat man die Über fahrten in den Ortschaften de« oberen ElbthaleS wieder aus genommen Zwischen Herrntkretschen und Station Schöna verkehrt seit Mittwoch der Cchraubcndampker, zwilchen hier und Bahnhof Schandau vermittelt der Omnibu« den Ver kehr Heute nachmittag A 4 Uhr passierte da« erste Damps- boot stromaufwärts das hiesige Stadtgebiet Dieses stark- gebaute Schraubendompfboot fuhr nach Nussig, um dort mit der Eröffnung der Schiffahrt sofort die üblichen stattfindenden Konzert als Hauptnummer da» U Violin konzert von Max Bruch zum Vortrag — Das diesjährige große Konzert zum Besten des VincentiuSverein», veranstaltet von Hrn Generalmusikdirektor Schuch, findet am 4. März im Gewerbehause statt, unter Mitwirkung der König! Hofopernsängerinnen Frau Wittich und Frau Eimil, der Konzertsängerin Frl. van Niessen und de» König!. Kammersänger« Hrn. Carl Scheidemantel und der Gewerbehauskapelle * Der 40. Volksunterhaltungsabend de» Verein« „Volkswohl" findet heute Sonnabend, am 18. Februar, abends 8 Uhr im großen Saale des „Tivoli", Wettinerstraße 12, statt. Den Vortrag wird Hr. Professor vr Lücke über: „Albrecht Dürer" halten Die Chorgesänge hat der Männergesangverein „Phönix" unter Leitung des Hrn. Lehrer Paul Holzegel übernommen. Von einigen Mitgliedern des erwähnten Gesangvereins werden ferner ein Tenorfolo, ein Duett für Tenor und Baßstimme sowie ein humoristisches Quartett vorgetragen. Die Mitglieder des Vereins „Volkswohl" wie diejenigen de« „Bezirks- vereinS gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" haben gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarten freien Eintritt; außerdem werden in beschränkter Anzahl Einlaßkarten kostenfrei ausgegeben in der Geschäftsstelle des Vereins „Volkswohl" (Wasserstraße 7, I), im Volksheim (Gärtner- gasse 3, part), bei Hrn. Kaufmann Ruscheweyh (am Güntzplatz) und im Comptoir des „Tivoli". * Die Rüstungen zu dem großen Kunstfahrturnier des sächsischen Radfahrerbundes am 14 April d. I. im Gewerbebause nehmen regen Fortgang. In Sports- kreisen bringt man dem Fest lebhaftes Interesse entgegen. Die Ausschreibungen zum Wettbewerb sind bereits in sämt lichen in- und ausländischen Sportszeitungen erfolgt. Viele Vereine haben mit den Übungen zum Konkurrenz reigenfahren begonnen. * Der Deutsche Kriegergesangverein veran staltet am Mittwoch, den 22. Februar, abends 8 Uhr im „Tivoli" einen humoristischen Gesangsabend. * Das Panorama international — Marienstraße Nr. 22,1. 3 Raben — stellt von morgen an für nächste Woche die zweite Abteilung der Nordlandreise, ent haltend Ansichten von Olvendal bis Christiania, aus. -- Mit dem Eintritt wärmerer frostsreier Witterung hat die Bauthätigkeit sowohl auf den Privat- wie öffentlichen Bauten wieder begonnen. An Baumaterial war aller Orten noch vor dec Einwinterung genügende Anfuhr eifolgt, so daß die vor zwei Monaten niedergelegte Arbeit nunmehr ohne Zeitverlust fertiggestellt werten kann. An den Hafen- und Bahnbauten ist während der Winterperiode mit wenig Unterbrechung fortgearbeitet worden und wenn auch die Maurerarbeiten wege. des Frostes ausgesetzt werden mußten, so sind doch die Erdarbeilen ein gut Stück gefördert worden. In wenigen Tagen wird die Schiffahrt die Verfrachtung von Steinmaterial aus den Elbsandsteinbrüchen wieder aufnehmen. Dresdner Nachrichten vom 18. Februar. * Von der König!. Wasserbau-Direktion gehen uns folgende Nachrichten über Hochwässer und ElSfahrten der Elbe, sowie der im Stromgebiet derselben gelegenen kleineren Flüsse zu: Zusolge einer aus Melnik hier ein- getrossmen telegraphischen Nachricht besteht der Eirschutz an der Moldau-Mündung noch unverändert fort. Das Wasser ist in Melnik von gestern 7 Uhr früh bis 4 Uhr nachmittags von 202 auf 214 em über Null gestiegen, von dieser Zeit ab bis heute früh 7 Uhr jedoch bereits wieder um 6 cw gesunken « Neuester Meldung zufolge ist die Beförderung von Expreß- und Eilstückgut über den großen Belt wieder ausgenommen worden und Strecke Arlberg Frederiks, haven wieder sahrbar. — Im Deutschen Levanteverkehr über Hamburg seewärts ist die Annahme von Gütern nach dem Hafen von Odessa wieder gestattet, hingegen bleibt der Hafen von Datum bis auf weiteres noch versch'offen. — Im Lokale des sächsischen Kunstvereins im Brühlschen PalaiS, AugustuSstraße (geöffnet Sonntags von 11 — 3, Donnerstags von 10—1, an den übrigen Wochen tagen von 10—4 Uhr), sind ferner neu aufgestellt: 1 Ölgemälde Männliches Bildnis, Kniestück von Prof. Gey; deszl. Brustbildnis von Johanna Zschille (Dresden); Studienkopf von Andreotti (Venedig); militärisches Genre bild von Georg v. Boddien (Kleinzschachwitz b Dr), außer dem Genrebilder von Linde (Lübeck) und Müller-Lingke (München); Landschaften von Tischler (Karlsruhe) und Willrocder (Düsseldorf); Interieur von Stremel (Knocke in Belg); Architektur bild von Nelson (Dresden); zwei Blumenbüder von Ilse Müller (Gotha). — 2 Aqua relle, Pastelle. Weibliche Bildnisstudce in Pastell von Prof. Gey (Dresden), eine desgl. von Agnes Schubart (Weißer Hirsch b Dr.); Wintcrlrndschast von Reinhcrdt (Loschwitz b. Dr ); Architekturbild von Hans Herrmann (Berlin); zwei Blumenbilder von Elise Geudtner und Fruchtstück in Gouache von Helene Noack (Dresden) 3. Während der letzten Wochen wurden in den 7 Heil kursen für stotternde Kinder Prüfungen abgehalten. Denselben wohnten außer den betreffenden Direktoren und Lehrern die Herren Taubslummer.direktor Stötzner, vr. meä. Unruh und Schulkommissar vr. Prietzel bei. Man ist im allgemeinen mit den Ergebnissen durchaus zu frieden, so daß die Einrichtung solcher Sprachkurse als eine bewährte bezeichnet werden kann. Es folgen von jetzt ab bis etwa zu den Sommerferien 8 Wiederholungsstunden. Nach genannten Ferien nehmen sofort die neuen Kurse ihren Anfang. Au« dem Polizeiberichte. Der städtische Straßen kehrer Karl Friedr. Schmidt fand vorgestern auf dem Schneeablagerungiplatze an der Pirnaische» Landstraße einen goldenen, innen „Gustav Graf — Ida Schündler 9 März 1885" gezeichneten Trauring. — Vor ungefähr 14 Tagen wurde von einer unbekannten Person in ein Grundstück auf der Annenstraße ein kleiner, gelbange strichener Handwagen, mit Leitern und Kasteneinsatz, ziemlich neuer zwar, jedoch mit einem beschädigten Hinter rad«, eingestellt und bisher nicht wieder abgeholt. Nicht unwahrscheinlich ist, daß das Gefährt hier oder in der Um gegend gestohlen, oder geliehen und nach gemachtem Gebrauche weggestellt wurde — Vorvergangene Nacht ist in einen Geschäfts laden auf der Marschallstraße eingebrochen worden; zwei darin stehende Pulte wurdeu cufgesprengt und 130 M. bares Geld ge stohlen. — Wie die ßerichtSärztliche Untersuchung des am 18. d.M bei Räumung einer Abortgrube in der Rasenstraße aufgesundenen Kindesleichnams ergeben, ist der Tod des Neugeborenen infolge Erstickung ein- getreten. X. Die im Mai vergangenen Jahres vom Stadt verein sür innere Mission in Dresden in Angriff gc- nommenrn Wohnhäuser mit kleinen Wohnungen aus dem Grundstücke an der Friedensstraße werben diese Ostern be zogen werden, während die zweite später in Bau genom mene Häusergruppe diesen Sommer in Benutzung genom men werden kann. Vier Doppelhäuser sind auf dem 3120 qm haltenden Grund und Boden des ehemaligen Stadtgutes errichtet worden, jedes mit 14,25 rn laufender Front und 25,62 m Tiefe. Bebaut sind von dem Areale 1196,76 qm, das übrige ist zur Zeit als Gartenland liegen gelassen worden. Die Häuser wurden nach den Plänen der Baumeister Böttger und Flügel in praktischer Weise gebaut In der Milte jedes Doppelhauses ist das Treppenhaus angelegt, das einen Vorplatz mit den neben einander liegenden Thüren zu je drei Wohnungen des Vorderhauses und ebenso de« Hinterhauses, aus der einen Seite die Treppe, auf der anderen aber die Abortanlagen enthält Zwischen den 42 qm großen Treppenhäusern lieoen 3 je 48,90 qm große Licht und Lufthöfe, welche auch den nach innen gelegenen Räumen Licht und Lust geben. Die Wohnungen gruppieren sich gefällig um da« ze in der Mitte liegende Treppenhaus. In den zuerst ge bauten Häusern befinden sich Wohnungen zu je 1 Stube, 2 Kammern und Küche, sowie solche mit 1 Stube, 1 Kam mer und Küche, envlich solche mit nur 1 Stube nebst Vorraum. Die Nachfrage richtete sich ganz besonders nach den kleinsten Wohnungen. Um vor allem von dem Mißstände der Aftermiete zu befreien, ist die Anlage der kleinen Wohnungen gewacht worden Der Grund und Boden zu den aus Parterre und 4 Gestockwerken bestehenden Häusern wurde pro Quadratmeter mit 27 M. bezahlt. Die kleinsten Wohnungen enthalten 22,1, die mittleren 40, di« größeren 48 qm Fläche Die Mietpreise stellen sich je nach der Größe und der Etage auf 90 bis 240 M , für die Läden mit Gewerbslokal und Wohnung werden 400 bi« 700 M erzielt. Oeffentliche Unterhaltungen. Da« Konzert von Frau Mary Krebs am 6. März verspricht eine« der interessan testen der Saison zu werden. Von den Programmnummern sei al« besonder« interessant erwähnt die Suite für Klavier und Violine von Goldmark, welche Frau Kred« im Verein mü Hrn Prof. Lauterbach spielen wird. — Frl. Julie v. B»logow«ky, die ausgezeichnete junge Cellistin, giebt am 11. März mit dem Pianisten Mr Fairbank« ein Konzert im Eaale d«« Hotel« „Europäischer Hof" — Pablo dr Sarasate bringt in seinem am 14. Mär, Schleppfahrten aufzunehmen. — Im vorigen Jahr nahmen am 12 Februar dr« Kelten- und Raddampfer den Schlepp dienst hier allgemein auf. Vermischtes. * Zante. E« ist eine Thatsache, daß gerade die Länder, welche von der Natur in irg-no einer Hinsicht im höchsten Grade begünstigt sind, diese Gunst zeitweise durch die ver derblichsten Katastrophen zu büßen haben. Kein Lüftchen regt sich und unter d«m blauen Himmel Griechenlands liegen die glücklichen Inseln, die selbst im Winter FrühlingS- fluren gleichen, al« Stätten jene« sorglosen Lebens, das wir uns in dem Bilde Jth'ka«, der Heimat de« Odysseu«, verkörpert denken Auf einmal regt sich der Boden, die Erde selbst, die als Symbol der Festigkeit gilt, schwankt und die Bewohner eilen aufgeschreckt, angsterfüllt aus ihren Häusern. Zwar ist man im ganzen Bereich des Mittcl« meereS an Erderschütterungen gewöhnt Die Avria und ihre süvliche Verlängerung, das Jonische Meer sind Ge biete, wo, seitdem in geologisch junger Zeit lange Festland- streisen zur Tiefe sanken, unaufhörlich in der Erdrinde Veränderungen Vorgehen. Keine Woche vergeht an diesem Sitz vulkanischer Kräfte, die nicht diesem oder jenem Gebiete ein Beben brächte, das zum Glück meist rasch, ohne viel Schaden anzurichten, vorübergeht. In längeren Zeit räumen jedoch tritt immer wieder eines jener anhaltenden starken Erdbeben ein, das für die betroffenen Orte zur Katastrophe wird. Auch der „Garten Griechenlands" weiß schon von solchen zu erzählen. Das schöne Eiland liegt noch 20 Meilen südlicher als Eorfu. Von der Westküste des Pelo- ponnesos ist Zante nur durch einen kaum drei Meilen breiten Meereskanal getrennt; d.:S Klima ist aber der See lage weg-n noch milder als das südgriechische. Die Stad» fesselt den vorübersahrenden Gricchenlandpiiger ebenso durch die hinter einem Gewirr von Dampfern und Seglern auf ragenden schönen Quaisronten und venezianischen Glocken- türme, als durch ihre Lage. Wie über Abbazia die Lorbeer waldgehänge von Veprinaz, erhebt sich hier gegen Westen der von Olbaumhainen besetzte villenreiche Eftadellenhügel, dessen Hochfläche ein verfallenes venezianisches Kastell tragt; südwärts aber, jenseits eines kleinen Thälchens, ragt zu 483 Meiern Seehöhe der merkwürdige vulkanartige Skopas auf. Hoch hinauf an stimm Gehänge finden wir dieselbe Terrassenkultur rcs Weinstockes, die für die Berggelände des Südens so charakteristisch ist, in halber Höhe aber beginnt schneeweißes Gipsgefilse, unterbrochen von dunkel begrünten Gesteinsbändern, und aus dem Scheitel sitzt eine Krone schroffer Felsmauern, die auf die meerumbrandeten dunklen Klippen ves Strandes niederschauen Ersteigt man den Skopas, so sieht man sich im ganzen östlichen Halb kreis: von dem blauen Meere Ioniens umgeben, das im Süden grenzenlos mit dcm Horizonte verschwimmt, während im Osten die Höhen des Peloponnes und im Norden über Kephaloma hinaus noch die Höhe von Ithaka qesihen wird, auf der die Burg des Odysseus stand Im Westen aber breitet sich, von unsern m Gebirgen begrenzt, die Ebene aus. welcher Zante den pottischen Beinamen „Üor äi vovaubs" verdank'. Man überschaut sie von den Salzgärten an der Noroküste bis zu den schloßgekrönten Makry Hügeln im Süden als einen die ganze Insel der Länge nach durch ziehenden Fruchtgarten. Die Mitte de: Ebene nehmen aus schließlich die Korinthengärten ein, eine einzige ungeheure Rebenkultur, aus welcher zahlreiche von Öl-, Feigen- und Orangenbäumen umgebene Gehöfte hervorgucken An den Rändern der Ebene, wo diese westlich und östlich gegen das Gebirge ansteigt, beginnen dann die zusammenhängen den Olwälder, hier bauen sich auch in reizender, weithin schauender Lage die 18 Hauptdörfer der Insel auf. Nach Professor Parisch, dem neuesten Durchforscher Zantes, zählte die Insel 1880 nicht weniger als 24 qlcin Öiwald mit mehr als 400 000 Bäumen. Doch beginnt man neu stens die Ölkultur einzuschränken und baut immer ausschließlicher die Korinthen, von welchen jetzt jährlich 10 bis 15 Mil lionen Pfund ausgeführt werven. Auch die Unterterrassen des westlichen Gebirgswalles, wo an kleinen, nur im Winter wassergefüllten Bächen Ort um Ort der Gebirgs- fuß flankiert, sind wahre Paradiese der Vegetation. Ersteigen wir aber die steilen, teils felsigen, teils mergligen, von Regen schluchten durchrissenen Gehänge, so finden wir oben ganz andere Szenerien. Zwar ragt der höchste Berg der Insel, oer Vrachionas, nur ungefähr zur selben Höhe auf, wie der Monte Cyß auf Eherso, den man von Abbazia aus erblickt. (758 Meter.) Auch macht sich die südliche Lage dadurch merlbar, daß der Ölbaum erst in 300 Meiern Seehöhe zurückbleibt, während der Weinstock stellenweise noch auf dem Plateau selbst fortkommt. Im allgemeinen jevoch bilden die Hochflächen arg verkarstete Gelände. Wie überall im Süden ist im Lauf der Jahrhunderte der Wald ausgehauen worden und nun sieht man weithin kaum ernen Strauch auf den steinbesälen Schaf tristen, ja die Gipfel sind in zerfressene löcherige Gestcins- trümmer ausgelöst, zwischen welchen sich — ganz wie auf Cherso und ähnlich wie auf den Karrenflächen der Kalkalpen — der hier rothe Humus in Dolinen zusammengezogen hat Rauh genug wehen hier auch oft die Lüfte, und nach den Novemberregen, wenn sich in den Hochmulden kleine Seen gebildet haben, tritt zuweilen solcher Frost ein, daß Eisspiegel entstehen. Würde man vom Plateau einem der kleinen Wasserläufe folgen, die westwärts zum Meer Hinabströmen, so würde man eine, obzwar wärmere und etwas vegetationsreichere, im allgemeinen aber doch einsame und öde Steilküste treffen. Wandert man dagegen auf der Höhe südwärts und steigt zur Bucht von Cheri hinab, so findet man hier die berühmten Pechquellen, die schon Herodot besucht und beschrieben hat. Bei diesen Quellen hörte man in der Nacht zum 30. Oktober 1840 ein dumpfes Dröhnen, gleich fernem Kanonendonner. Es war der Vorbote des furchtbaren Erdbebens, das an dem ge nannten Tage die achtzehn Dörfer der Ebene von Zante dermaßen hcimsuchte, daß von 3291 Häusern 970 ein- stürzten und 776 schwer beschädigt wurden. In der Haupt stadt Zakynthos stürzten 36 Häuser ganz und 545 thell- wecse ein! Leute wurden damals niecergeworfen, Stiere am Pflug sanken in die Knie, die Zweige der Ölbäume berührten der Boden, Brücken spalteten sich und die Pech quellen spieen Sand und Pech aus. Zweiunvsünfzig Jahre haben die unterirdischen Gewalten dem Eilande Zeit ge lassen, sich von den damaligen Verwüstungen zu erholen; nun aber ist das alte Verhängniß der Mittelmeerländer neuerdings über die „üor äi I-svunta" hereingebrochen und hat abermals den Wohlstand ihrer Bewohner sür Jahre hinaus vernichtet. (Reinhard E. Petermann in der Wiener „Presse".) * Die Lafette für das größte bisher in der gesamten deutschen Armee und Marine verwendete Geschützrohr traf gestern auf dem Bahnhofe in Kuxhavrn ein. Da» Ungetüm, rn seine einzelnen Teile zerlegt, ruhte, wie den „Hamb. Nachr" geschrieben wird, auf einem achträdrigen Kruppschen Fabrikwagen, der eigen» für diesen Zweck hergerichtet war. L« wurde nach seinem Bestimmungsort, dem Probestand Kugelbaakr befördert. Da« Geschunrohr wird in etwa 14 Tagen erwartet E« besitzt ein Kaliber von 30,5 ow und eine Länge von 7 w * Zwei maskierte Räuber drangen vorgestern Nacht, wie au« Pari« gemeldet wird, in die im Quartier odump, ol^söea belegene Behausung eine« allein lebenden stein reichen Sonderlings »amen« Colasson. Sie überfielen den Wohnungsinhaber, fesselten und knebelten ihn und zwangen ihn mit vorgehaltenen Revolvern, ihnen ein Lösegeld von 30000 Frc« auSzuhändigen, worauf sie die Wohnung durch die HauSthür verließen. Dem Umstande, daß sie die letztere offen stehrn ließen, verdankt Colasson die Er haltung seines Lebens. Der gebrechliche Greis wäre, wenn er aus diesem Wege nicht hätte Hilfe herbeirufen können, zweifellos dem Hungertod« zum Öpfer gefallen, da er so zurückgezogen lebte, daß ibn oft wochenlang niemand zu Gesicht bekam — Der „Voss. Ztg" wird aus Pari« be richtet: Der vorgestrige Frühzuz auf oer Nebenlinie Trevoux- Lyon konnte nicht abgehen, weil man zur Abgangsstunde entdeckte, daß die Lokomotive gestohlen war und Ersatz nicht sofort beschafft werden konnte Einige Stunden später wurde die entführte Maschine auf der Strecke gefunven, von der die Diebe sie nicht hatten wegbringen können * Aus London wird berichtet: Nach dem Urteil, da» Richter Stirling am 11 d. M. fällte, hat sich der Redakteur Pearson, der Veranstalter dec „Missing Word Compedition" (Preiswortraten) eine schöne Suppe ein gebrockt Zur Zeit als dir Wettbewerbungen vom Richter sür gesetzwidrig erklärt ivurden, befanden sich in Pearson- Händen 472 560 einzeln eingelaufener Shilling« Wa» mit ihnen anfangen- Sie an die Gewinner auszahlen, war offen ungesetzlich; Pearson deponierte sie und kam um richterliche Entscheidung ein Diese ging dahin, daß die Einzahler ein Recht auf Zurückgabe haben; daß aber der Gerichtshof sich nicht mit der Sache befassen könne. Das Geld sei vielmehr an Pearson zurückzugeben, gegen ihn könnten dann die Einsender einer nach dem andern vor gehen und ihren Shilling verlangen Nette Aussichten, auf etwa 470000 Ansprüche reagieren zu müssen! Die Sache wird aber dadurch noch komplizierter, daß Pearson die Koupons der nicht erfolgreichen Bewerber zerstört hat Wie also donu üäs Ansprüche von unberechtigten unter scheiden- Der Richter riet dem geängstigten Redakteur zum Schluß einen Ausweg: er meinte, er so.ie die Summe der Verwaltung der Nationalschuld überantworten, in Ler Hoffnung, daß keiner seiner Shillinggläubiger es sür der Mühe wert halten werde, in der Verfolgung seiner Rechte ihn und sich selbst durch Bereicherung des Advokatenstande» zu bestrafen. * In einem Schmierenthealer gab es vor einem äußerst gespannten Publikum ein grausames Wildschützen- drama, in dessen Verlauf der Held bereits zwei Personen zu Leichen gemacht hatte. Eben ging er daran, die dritte — nämlich den Förster, der ihm mitten im Walde wehr los in die Hände gefallen war — zu erschießen, und hob schon die alte invalide Feuerbüchse, die längst nicht mehr loSging, mit dem Ausruf: „Knie nieder — jetzt bist D' verloren!" in die Höhe, als außen hinter der Kulisse der Direktor, welcher mit der einzigen verfügbaren Pistole den zugehörigen Schuß abfeuern wollte, ihm halblaut zurief: „Wart' noch ein Bißl! Ich find''s Pistol net!" während dieser suchend in rasender Hast alte Perücken, Theater bärte, Dolche, Schminkstangen durcheinanderwarf, war der Förster, in sein Schicksal ergeben, in die Knie gesunken. „Wird's bald?" raunte der Wildschütz in die Kulissen hin aus; aber wieder erscholl von dort des Direktors Stimme stets verzweifelnder: „Wart' nock ein Bißl!" Da kam dem Wilderer plötzlich ein herrlicher Gedanke. Es fiel ihm sein langes Messer ein. Er riß es heraus und stürzte mit dem Wutschrei: „Wart', Schuft, so geht's schneller und sicherer!" auf den Förster los, der die glückliche Eingebung sofort erfaßte. Der Wildschütz warf die Büchse weg und tauchte schon das Messer scheinbar tief in die Brust des Försters, der röchelnd zurücksavk — da gleichzeitig murmelte außen vergnügt der Direktor: „Ich hab's!" und bumm — ein heutiger Schuß erfolgte, daß die Kulissen wackelten Einen Augenblick war das Publikum starr vor Staunen. Der Ermordete richtete sich unwillkürlich in lebhaftem Entsetzen bald empor und seinem Mörder entfiel das Messer vor Verblüffung; dann aber erscholl ein ungeheueres Gelächter Ja, j«, die Muse verläßt ihre Jünger nicht: In der höchsten Not geht sogar ein Messer los. Statistik unü Volkswirtschaft. * Auch in der heute zu Ende gehenden Woche zeigte der V.rkehr an den Effektenmärkten freundliche Züge. Tie schon seit einiger Zeit bemerkbar gewordene Neigung zur Wieder- ausnahme einer lebhaften Thäligteit hat sich verstärkt ohne daß wesentliche neue Ereignisse eingeircten wären, die einen stärkeren Einflug hätten anrüden können. Damit soll jedoch nicht gesagt sein, daß an den Börsen bereits eine konsequente Hausse bewegung „ausgebrochen' wäre, dasür sind die Verhältnisse wohl no y nicht reis; sollte aber, wie es an einigen Tagen den An schein hatte, Neigung zu Ausschreitungen in dieser Richtung vorhanden sein, so wäre das nur zu bedauern und eS könnten etwaige Exzesse nichts weiter zur Folge haben, als einen neuen Katzenjammer, welcher die Epoche bilden würde, sür eine neue Periode der Stagnation, wie die welche man hoff- jetzt cnd- giltig - natürlich gilt auch das nur sür eine gewisse Zeit — überwunden zu haben Mit diesem Erfolg, dcr in der Haupt sache dem außerordentlich flüssigen Geldstande und dem Interesse einer starken Finanzgruppe an einer durch die österreichisch-ungarischen Geschälte bedingten günstigen Börsen- tendenz sowie den Mitteilungen über die deutsch russische» Berhandlungen zu danken ist, sollte man sich vor läufig begnügen. Aber eS giebt an der Börse eben kein Halten aus einem Punkt-; sobald einmal das Eis des thatlosen Pessimismus g brachen ist, geht man in die entgegengesetzte Richtung über. ,i» dieser verharrt man bis man den Augen blick gekommen glaubt, die erzielten Kursgewinne zu realisieren; finden sich dann noch Käufer für mehr Material, als die Rea lisationen an den Markt bringen, so halten diese letzteren die Bewegung nicht aus, falls dies aber nicht der Fall ist, so tritt eüc Reaktion ein, bis die n-tdrsteren Nurse sowohl wieder spekulative Käufer, als auch Deckungen der Kontremine veran lassen die wiedcr eine steigende Bewegung hervorbrinqen. Das ist das Bild der Börse in norma en Zeiten, welche nun hoffent lich wieder angebrochen sind. Wenn w r die für die herrschende Bi undsti nmung — denn nur mit dieser hat man zu rechnen, nicht mit den Tendenz- schwa ikungen des Tages — geltend gemachten Gründe, die wir oben anaedeutet haben, näher prüfen wollen, so stehen neben der Geldflüssigkeit immer noch die deutsch russischen Berhandlungen oben an. Das Dunkel, welches seither über denselben geschwebt hatte, beginnt sich etwas zu ltch en. Wenn auch die Meldung der „V B. Z ", daß die Präliminarien so gut wie ab geschlossen und das Zustandekommen eines Lerlrage» so gut al» gesichert sei, sehr versrüht war und sehr bald berichtigt wurde, so ,st doch sicher, daß die Berhandlungen, nachdem die Ber« Mehrung der Sachverslä dtgen erfolgt ist, in auteS Fahrwasser geleitet worden sind. Daß die Ansicht der Börse über eine handelspolitische Berpändigung mit Rußland in den Kreisen der Landwirtschaft nicht geteilt wird, haben wir wiederholt hervor- gehoben, und eS ist von dieser Seite gerade im Laufe dcr ver flossenen Woche jede Gelegenheit benutzt worben, um ihrem Un behagen darüber deutlichen Ausdruck zu geben, daß man Ursache zu fürchten habe, die Kosten de» beabsichtigten Handelsvertrag« werde die Landwirtschaft zu tragen haben, wir haben an dieser Stelle nicht dir Ausgabe, ^i« Berechtigung dieser Besorg nisse zu piüsen, sondern lediglich die Wirkung der «erhaud- langen mrt Rußland in Bezug auf die Börsentrndenz zu chirak- trrifirrrn und da haben wir »och nach wie vor zu konstatieren
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