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Dresdner Journal : 18.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-18
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1893
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Graf Schönborn, der sich mit dem Widerruf de- Grafen Kaunitz befriedigt erklärte. Die Linke erhob heftigen Widerspruch und unterbrach den Justizminister, der dar Präsidium nm Schutz ersuchte. Der Abg Menger ries: ..Gehen wir hinaus!" Die Erregung der Linken ging dann auf die Jungtschechen über, da Graf Schön born den von Vasaty angegriffenen Erlaß des Präsi denten des obersten Gerichtshofes verteidigte. Die Jungtschechen erhoben solchen Lärm, daß Graf Schönborn wiederholt seine Rede unterbrechen mußte. Der deutsch - liberale Abg. Wrabetz sagte, der rohe Ausdruck des Grafen Kaunitz habe vom Justizminister nur schwächliche Ab wehr gefunden; Graf Schönborn hätte eine solche Verun glimpfung des Beamtenstandes entschieden zurückweisen müßen. Darauf rief Graf Schönborn: Das habe ich gethan! Wrabetz warf dann dem Justizminister vor, er habe in seiner ersten Rede beim Justizetal seine Zusammengehörigkeit mit den Klerikalen so betont, daß nur zu wünschen, wäre, er hätte seine Solidarität mit den Beamten ebenso entschieden zum Ausdrucke gebracht Über diese Bemerkung geriet der Justiz- Minister in die größte Erregung Er schlug mit der Faust aufs Pult und rief nochmals: Das habe ich in entschiedenster Weise gethan! worauf er den Saal verließ. Wrabetz warf dann der Regierung vor, daß sich ihr Ptvgramm gegen die Radikalen richte, daß sie aber in der Praxis die Radikalen mit Glacehand schuhen behandle, und sprach namens der Linken das Bedauern auS, daß der Justizminister zur Wahrung der Ehre des Beamtenstandes nicht eine kräftigere Ab wehr gebrauchte. Inzwischen betrat Graf Schönborn wieder den Saal und suchte dann in tiefer Erregung nochmals seine Haltung zu rechtfertigen. Während aller in dieser Angelegenheit gehaltenen Reden gab es fortwährend stürmische Zwischenrufe und Unterbrech ungen auf allen Seiten des Hauses; die große Be wegung hielt bis znm SitzungSschlusse an. Prag, 17. Februar. In den cesteru vor mittag in Brüx abgehaltenen Arbeiterversamm- lungen wurden folgende Beschlüsse g faßt: I) Ende des Streiks und unbedingte Anfahrt sämtlicher Kohlenarbeiter am 17. Februar; 2) Entsendung von Deputationen der einzelnen Belegschaften an die Bergdirektionen mit der Forderung, daß mit weiterer Entlassung und Kündigung von Arbeitern Einhalt gethan werde; sollte diese Forderung abgelehnt werden, würde noch vorschriftsmäßiger Kündigung ein all gemeiner Streik eingeleitet und verkündet werden; 3) Entsendung einer Deputation an den K. u. K. Bezirks- Hauptmann mit der Bitte, daß Abschiebungen erst dann eintreten mögen, wenn die Entlassenen keine Arbeit finden. — Dem gefaßten Beschlusse gemäß sind denn auch heute früh alle Arbeiter eingefahren und hiermit ist der Streik beendet. Von den ur sprünglichen, weitgehenden Forderungen der Arbeiter wurde keine erfüllt. Heute nachmittag fand beim Bezirkshauptmann in Brüx eine Besprechung mit den Werksdirektoren wegen der weiteren Maßnahmen statt. Paris, 16. Februar. In der gestrigen Sitzung des Panama-Ausschusses haben die Mitgliederder Rechten sich vergeblich große Mühe gegeben, die Er weiterung und Verschärfung der Untersuchung herbeizu- führen. Brisson bekämpfte sehr entschieden die Forderung Bigots, ein neues Verfahren seitens des Ausschusses gegen diejenigen Parlamentsmitglieder einzuleiten, welche durch richterliche Entscheidung von dem Korruptions- Prozesse ausgeschlossen worden sind. Da das Gericht, meinte Bigot, sich um diese Angeklagten ferner nicht bekümmern will, so ist es auch nicht nötig, die ge richtlichen Akten, welche sie berrefien, geheim zu halten. Brisson anwortete, unter keiner Bedingung werde er sich zur Veröffentlichung dieser Gerichtsakten vor der Prozeßverhandlung herbeilassen. Man könne nicht wissen, welchen Gebrauch von ihnen die Anklage oder Vertheidigung für die noch angeklagten Parlaments mitglieder machen wollen. Kurz, Brisson gab zu ver stehen, es sei schicklich, bis zu jenem Prozesse die Thätigkeit des Ausschusses derjenigen des Gerichts unterzuordnen. In diesem Sinne beschloß auch der Ausschuß auf Antrag Batuts, einen Berichterstatter w ernennen, der die bisherigen Ergebnisse der Unter suchung zusammenzufassen habe; mit diesem Amte wurde einstimmig der Vorsitzende Brisson betraut. Man machte den Vorbehalt, daß der Bericht nur für einen vorläufigen zu gelten habe und die Untersuchung sofort wieder aufzunehmen sei, wenn irgend eine neue Entdeckung gemachr werde. Der Ausschuß vertagte sich hierauf bis auf weiteres.! — 17.Februar. Die gestrige Kammersitzung wird sebr verschieden beurteilt: Im „EiScle" sagt Avi« Snyot: Die »publikanilch« Mehrheit hat sich triftig wiebergkseasea, sie bat den Klerikale» und SopalMeu hrimg-leuchirl. Lavaiguae läut einsam feine Tagesordnung vom 8. Februar Mieder die vermutlich di« höchste Lhat seine» Lebens bleiben »ird Die „Marseillaise" rust: Da» linke Zentrum ist platt- geschlagen und Godefroy Cavaignac wird nicht Minimer. L» vitidt ihm die Hoffnung aus die PrLsidentschast der Republik, aber bis i ieler Traum auch nur »inen Schimmer von Wirklich keit annehmen kann, wird man sicherl'ch den in den Ncb<l des litten Zeni,um» zurückgekrhrrn Sohn de» Junischlächier» längst vergessen haben. „Justice" schreibt: Maa hat gestern einem Wintelunter- nehmen rin kurze» Ende gemacht, das L'vaignac begonnen, aber abgelrugnet hat. und da- nach ihm von Derchanel aus genommen wurde Die Regierung will keine andere al» repu blikanische Untrrstücung, sür die Bekehrten ist lein Platz , Rappel' verspottet das linke Zentrum, da-vorgebe. allein die Ehrlichkeit und Mäßigungvertre'en, und versichert Cavaignac, auch die entschlossenen Republikaner s,i,n keine bis sig-» Wüteriche und auch sie hätten keine Zärtlichkeit sür Diebe. Aber sic erinnerten sich, daß auch 1848 ein Cavaignac sür die „gemäßigte und ehrliche Republik ' eingetceten sei und daß s ine Politik drc' Jahre später zum Kaiserreiche gejährt habe. Sie wollten e» deshalb mit den trügerischen Schlagworten der Ca- vaignacS nicht wieder versuchen. Allein wenn in den republikanischen Blättern dar über ziemlich Einstimmigkeit herrscht, daß Cavaignac vorerst abgelhin sei, so gehen sie über den Nutzen der Vertraue»rkundgebung für Rlbot weit auseinander. Man sieht allgemein ein, daß ein dauerndes Zusammen gehen der Gemäßigten und Radikalen undenkbar ist. Zur Abwehr ist dieser Bund tauglich, nicht zu posi tiver Fortschritlsarbeit. Bemerkt wird, daß Cavaignac und sein Anhang gestern nicht ein einziges Mal das Wort „Panamauntersuchung" ausgesprochen haben, daß dagegen Leydet, Millerand und Ribot ihren Entschluß betonten, tue Untersuchung rücksichtslos zu Ende zu führen. — Der Minister des Äußern, Hr. Drvelle, pflegt mit dem kolumbischen Gesandten in Paris wiederholte Unterredungen in Angelegenheit der Verlängerung der Konzession der Panamagesell schaft, durch welche derselben die Fortsetzung der Ar beiten zur Durchstechung des Isthmus ermöglicht wer den soll. Mit diesen Bemühungen erfüllt die franzö sische Regierung ein Gebot der Gerechtigkeit gegen über jenen zahlreichen kleinen Kapitalisten, die für dieses Unternehmen so große Opfer gebracht haben. Man nimmt mit Bedauern wahr, daß die Regierung der Vereinigten Staaten von Nordamerika auf die kolumbische Regierung in entgegengesetztem Sinne ein- zuwirken sucht, indem sie sich anheischig macht, die Arbeiten im JsthmuS von Panama auf eigene Rech nung fortzujetzen. Kolumbien ist ein unabhängiger Staat und kann daher nach freiem Ermessen handeln; moralisch betrachtet, würde aber die kolumbische Ne gierung gegenüber den französischen Kapitalisten ein Unrecht begehen, wenn sie die Anträge der Union an nähme. London, 17. Februar. Die Homerule-Debatte im Unterhause wurde heute von Chamberlain aus genommen, der in anderthalbstündiger Rede den Homerule-Plan einer ungewöhnlich scharfen Kritik unterzog. Homerule für Irland würde die Reichs einheit in jeder Hinsicht ernstlich gefährden, in schwierigen Zeiten würde Irland neue Forderungen stellen und vielleicht mit der Macht sympathisieren, mit der Eng land im Kriege liegen dürfte. Wolle England Ge fahr fast unüberwindlicher Schwierigkeiten laufen? (Stürmischer Beisall der Opposition.) Die Obergewalt des Reichsparlaments sei durchaus nicht gesichert, das Veto der Krone werde sich entweder als nutzlos er weisen oder die Krone nötigen, die irische Verfassung zu annullieren und die Verwaltung Irlands wieder zu übernehmen. Chamberlain beanstandete auch die Weise der Beibehaltung der irischen Abgeordneten im Reichsparlament als dazu angethan, Verwirrung und Korruption zu erzeugen. Ulster sei kein Schutz ge währleistet. Sollte das Reichsparlament sich für die nächsten drei Jahre mit der irischen Bodenfrage be schäftigen, dann werde nicht viel Zeit für die Durch führung des Newcastler Programmes übrig bleiben. St. Petersburg, 17. Februar. Rußlands Politik in Mittelasien hat zwei Erfolge auf ein mal über den englischen Wettbewerb davongelragen, den einen in Afghanistan, den anderen in Peisien. Der afghanische Erfolg besteht in der endgiltigen Hintertreibung der Zusammenkunft des Emirs Abdur rahman mit dem General Lord Roberts vor dessen Abreise nach England. Seilens der indischen Regier ung war dem Emir schon vor geraumer Zeit der Wunsch nach einer persönlichen Begegnung mit dem seitherigen Höchstkommandierenden der indischen Armee nahegelegt worden, Abdurrahman jedoch verschanzte sich alsbald hinter Bedenken, die an und für sich ohne Publikum zu Dank sang sie auch die BrahmS'schen Lieder; im „Wanderer" zeigte sie etwas mehr Tempera ment a's man von ihrem ganz ans das Sinnige, Reflektierende gerichteten Naturell erwarten durfte Hr. Müller-Reuter begleitete sie am Flügel, wie immer zuverlässig in seinem musikalischen Geschmack. Das ebenfalls gestern abend abgehaltene populäre Konzert des Dresdner Männergesangvereins im GewerbehauSsaale hatte einen riesigen Zuspruch gefunden und verlief sehr ehrenvoll für die angesehene und beliebte Sängcrschar. Durch Wert des Ton- materialS, durch saftige Frische und Fülle des Stimmen- klangS allen anderen Dresdner Männerchören zur Zeit überlegen, nimmt dieser Verein, der in Hrn. Jüngst einen für seine Aufgabe voll berufenen Führer hat, auch durch musikalische Tugenden, durch seine musteihaft disziplinierte Vortragsweise unter den verwandten Körperschaften eine erste Stelle ein. Seine gestrigen Leistungen wurden mit stürmischem Beifall ausgenommen Von den Neuheiten im Programm hörten wir den Preis-Chor ,,DaS Grab im Busento" von Zerlett, eine ausdrucksvolle, charakteristisch ab getönte Komposition, die mit ungesuchter formeller Ge staltung Klarheit und Wohlklang de- Satzes verbindet und durch mancherlei harmonische und melismatische Einzelheiten interessiert. Ein anderer Chor „Ruffische Schlittenfahrt", dem eine wenig vornehme russische Nationalmelodie zu Grunde liegt, geht mit Glück auf die bekannte populäre Wirkung aus. Feineren Ein druck machte die schottische Volksweise „Der Pfeifer von Dundee", die von Rud. Weinwurm ansprechend harmomsiert und instrumentiert worden ist C. H. Döring« Thor,Hm wonnigen, sonnigen Mai" ist ein schwungvolles Stück von großer Noblesse in der Faktur; cs wurde vortrefflich auSgesührt und gefiel allgemein . . . Die selbständig mitwirkende Gewerbe- Hauskapelle spielte unter Leitung des Hrn. Musik direkiors Trenkler Sätze von Wagner, Leoncavallo, LiSz- rc. und erntete für ihre sorgfältigen Ausführun gen lebhaftesten Beifall. -v- * Aus dem soeben erschienen Jahrbuch der Grill parzergesellschaft teilen wir hier einige Tagebuchblätter des Dichters mit, die geeignet sind, einige Blicke in sein Geistesleben und erregtes Nervensystem thun zu lassen: 1819. Du hast Dir einen bequemen Armstuhl machen lassen, fast zu bequem. Erinnere Dich, daß Du die Ahnfrau auf einem elenden Nohrstuhl geschrieben, dessen geflochtener Sitz eingedrückt war, den Du daher mit einem Brette bedecktest und dieses mit einer Decke, um nicht gar zu hart zu sitzen. Du warst damals der Unbekannteste der Menschen, ohne Mittel, ohne Aus sicht, ohne Freude, ohne Hoffnung, — jetzt bekannt, berühmt fast. Deine Unzufriedenheit ist Verbrechen. 1828. Ich bin ein dorischer Dichter. Ich kümmere mich den Henker um die Sprache der Leipziger Magister und des Dresdener Liederkreises. Ich rede die Sprache meines Vaterlandes. — Ich fühle mich jenes Mittel ding zwischen Goethe und Kotzebue, wie ihn das Drama braucht. — Ich bin ein Geiste-- und GemütS- egoist, wie e» Gewinn- und BorteilSegoisten giebt — Ein ungetrübter Beifall hätte mich sicher zum großen Belang waren und nur bekundeten, daß er keine Lust hatte, den Engländern im geringsten entgegenzukommen. Jetzt hat er eine Krankdeit vorgestützt, welche ihn hindere, sich zu der Zuiammenkunfl mit dem General einzufinden. In England wittert man hinter dieser ausweichenden Haltung des afghanischen Herrscher- russische Machenschatm, da Rußland nichts daran gelegen sein kann, wenn da- bis jetzt sehr lose Band der englisch-afghanischen Interessengemeinschaft enger geknüpft wird. Wie dem aber auch immer sein möge, so bedeutet das Scheitern der geplanten Zusammen kunft jedenfalls einen Fehlschlag der indischen Politik Englands, und ein solcher muß bei den diametral entgegengesetzten Bestrebungen Rußlands, diesen letzteren zu gute kommen, gleichviel ob er mit oder ohne Zuthun von russischer Seite eingetreten ist. Was nun Persien betrifft, so hatten dort die Eng länder an dem Zck-us Sultan, dem ältesten Sohn des Schah, Gouverneur von JSpahan und präsumtiven Thronfolger, eine wertvolle Stütze ihrer dortigen Po litik. Zum Unglück für sie ist der Z'l-us-Sultau nun allmählich infolge gegen ihn angestellter Jntriguen seiner früher fo einflußreichen Stellung fast ganz ver lustig gegangen, ist fogar des Thronfolgerechts beraubt worden, und an ferne Stelle ist Wali Ahud getreten, den Kalkuttaer und Londoner Blätter als ein Werk zeug Rußlands, als einen Fanatiker und Feind der Europäer bezeichnen. Die für England unersetzlich wichtige militärische Stellung in Jspahan droht nun mehr m die russische Machtsphäre einbezogen zu werden. Die bisherige, „unbegreifliche Vernachlässigung" der englischen Interessen, wie die „Times of India" sich ausdrücken, soll nunmehr wenigstens in etwas gut ge macht werden. Schon ist man zur Errichtung eines britischen Konsulates in Jspahan geschritten; desgleichen hat man dem dortigen englischen Postamt einen Tele- grophenbeamten zur Einrichtung eines ständigen De- peschendiensteS nach Kalkutta und dem Londoner Forrign Office beigegeben. Diese Maßregeln dürften indeß nur die einleitenden Schritte einer umfangceicheren Aktion sein. Konstantinopel, 16. Februar. Zur Bewaff nung der türkischen Armee wird der „Pol. Corr." geschrieben: Die tüikiiche Regierung hat im Jahre 1888 außer 500000 Mausergewehren (M. 87, Kaliber 9,5 mm.) auch 50000 Karibiner derselben Systems bestellt. Von dieser Bestellung wurden bis Anfang 1890 220000 Gewehre und 6000 Karabiner abgeliesert. Für den Rest der Lieferung wurde, nach dem inzwischen die Frage des kleinen Kalibers end- giltig gelöst war, das von Belgien adoptierte Mauser- modell 1890, Kaliber 765 m,w mit einigen Änder ungen angenommen und es sind bis heute über 100000 Gewehre dieser Gattung von der Fabrik Mauser an die Türkei abgeliesert worden. Die Lie ferung von kleinkaliberigen Karabinern wurde dagegen noch nicht begonnen. Än allerhöchster Stelle wurde der Entschluß gefaßt, ein anderes System zur Bewaff nung der türkischen Kavallerie zu wählen. Zu diesem Zwecke wurden verschiedene Karabiner erprobt, darunter auch das System Berthier, mit welchem die franzö sische Kavallerie bewaffnet wird, doch keine der erprob ten Waffen befriedigte vollkommen. Erst eines der allerjüngsten Systeme, das schwedische Modell Kreach- Jorgensen, Kaliber 7,62 mm., fand Beifall und eS wurde seitens der türkischen Regierung an die hiesige schwedische Gesandtschaft das Ansuchen gestellt, den ge nannten Waffenkonstrukleur zum Hierherkommen ein- zuladen. Derselbe hat sich anfänglich gesträubt, die weite Reise ohne sichere Aussicht auf Erfolg zu unter nehmen, ließ sich aber schließlich hierzu bewegen, wo rauf ihn die türkische Regierung ersuchen ließ, auf seiner Durchreise Steyr zu berühren und sich dort wegen der Fabrikation seiner Waffe mit der öster reichischen WaffenfabrikationSgeseüschaft ins Einver- nehmen zu setzen Gleichzeitig wurde seitens der tür kischen Regierung an die Steyrer Waffenfabrik die Anfrage gerichtet, ob sie zur Übernahme dieser Lieferung bereit wäre, worauf eine bejahende Antwort erfolgte. Washington, 17. Februar. Über die Persönlich keiten, welche der neu gewählte Präsident der Ver einigten Staaten von Nordamerika, Hr. Cleveland, bisher für das zukünftige Kabinett in Aussicht ge nommen hat, gehen der „Pol. Corr." aus amerikani schen Kreisen die folgende Daten zu: Der zum Staats sekretär designierte Hr. Walter Q. Gresham stammt aus dem Staate Indiana. Er war während des Krieg s mit den Südstaaten Offizier und brachte es in seiner militärischen Laufbahn bis zum Generals ¬ ränge. Später widmete er sich dem Civildienste und bekleidete in Illinois dar Amt eines Richters. Der Schatzsekretär John G. Carlisle auS Kentucky war zuletzt Advokat. Er gehörte durch viele Jahre dein Repräsentantenhause an und wurde im letzten Jahre zum Senator ernannt. Der Kriegssekretär Daniel S. Lamont aus New Aork ist als Herausgeber einer Zeitung bekannt. Er war Privatsekretär de- Präsi denten Cleveland während seiner früheren Amtsdauer (1885—1889), mit dem er überhaupt in freundschaft lichen Beziehungen steht. Der Leiter des Justiz- departements, Hoke Smith aus Georgia, ist einer der bedeutendsten Redner Nordamerikas. Außerdem ist er als Herausgeber der in Atlanta erscheinenden Zeitung „Judge" (dec Richter) bekannt. Auch als Advokat erfreute er sich eines gewissen Rufes. Der Grneialpostmeister Wilson S. Binel stammt aus New Aork und steht schon seit vielen Jahren in einem freundschaftlichen Verhältnisse zu Hrn. Cleveland. Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Verwaltung der Zö'le und indirekten Steuern. Befördert: der Neben, llamtSaffistenl Glänzel zum Assistenten bei dem Hauplzollamte Lübeck; der NebenzollamlS- aisisienl Wilhelm zum «Menten bei dem Hauptzollamie Annaberg; der Nebenzollamt afsiüent Ländler zum Assi stenten bei dem Hinptsieueramte Chemnitz ; der Bureauafsisteut Bachmann zum Assistenten be- dem Hauplzollamte Schandau; der Grenzausseher Gebhardt zum O.ergienzauffeher in Bärenstein. Versetzt: der Hauvtanttsassifte.it Avä-Lallemant von Lübeck nach Freiberg; ker Hauplamtsafsistent Kurze von Chemnitz nach Klingenthal; der NebenzollamUasustent Nirdel von Voilersreuth nach Nieja. Angestcllt: der VizewachtmeMr Barth el, der Brief, träger Kloß, der Emlionschpirant Kneisel und der Stuoent Göllnitz als Grenzaufsiher. Pen fioniert: der St ucrausfeher für den Bureaudi-nst Göckeritz in Dresden; der Stcuerausfeh.r Scheffler in Steinigtwolmsdorf; ter NebenzoVanlSdirner Sch eumann in Warnsdorf. Entiasfen: der Obergrcnzaufseher Boit in Bärenstein. Verstorben: der Obersteuerkontrolleur Pö ge in Wurzen; der Unterst.uereinnehmer Panzer in Lichtenstein; der Unler steuereinnehmer Zimmermann in Tahlen; der Steuer - ausfehcr Hafner in F riberg. Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Daniel Wilhelm Schneider und Carl Friedrich Albert Rechenbach, zeither r ostpraklikanten, als PMsxkretär! »m Bezirke der Kaijcrl. Obervostdirrktion zu Tresden Departement des KultuS u. öffentlichen Unterricht-, Erledigt: die Schuldirektorstellc in Mügeln. Sollal»r: daS Königl. Ministerium deS Kuttu« und öffentlichen Unter richts. Die Stelle gewährt außer ireier Wohnung ein Mr- liLes Gehalt von 2250 M. Gesuche sind an den Kollator zu richten und nebst den nötige» Beilagen bis zum 27. Februar an den König! Bczirksichttmspek'or Schulrat Lehmann zu Pirna tinzureichen; — die Kirchschulilelle zu Hohburg bei Wurzen. Kollator: das Königl. Ministenum des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen der Stelle außer freier Wohnung m SchulhauS: 10-0 M. vom Schuldienst, 507,58 M. vom Küchen dienst, 72 M. für Fvrtbildungsfchulurtternätt. ev 36 M. fü> Som nerlurnen. Bewcrbungsgefucte sind unttr Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis zum 27. Febcu.r an den l önigl Be zirks chulinspeltvr Schulrat Schütze m Grimma zu richten; — die Kirchschulsteve 'n WaldnrMen Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommei»: iooo M vom Schuldienste, SOO M. vom Kirchcndienste, 72 M. sür Foribildungsfchulunterricht, S> M. sür Unterricht im gewerblichen Zeichnen ; außerdem freie Wohnung im Üirchschulgebäude. Bewerbungen sind bis zuw 8. März an den Königl. Bezirlsschulin^piklor, Sä ulrat Dachselt in Chemnitz einzureichen. Statistik und Volkswirtschaft. * Der heule veröffentlichte Ausweis der Reich» bank zeigt e nc abermalige Abnahme der Ansprüche des Verkehres in der Verminderung der Aechselanlagen um 8 3S10V0 M., und dec Lombardsorderungen um 1855 00«» M.; auch die Rückflüsse waren stärker; fo nahm der Mctallbelland 14 021000 M. zu während der otenumlaus um LS31I oo M. zuiückgiug. Derselbe umfaßt jetzt 923 587 000 M. und ist mit rund 25 Millionen Mark üderteckt. Die Girogulhab n vermehrten sich um 37 48b 000 M. Lingesandtes. l-LN0ÜN Iliikll-üre-in i.300!iN Ur-r I-»nvUaIadcU<, UaetmckealMebsiöeetm Vo NZk u g Lr P'Ug- der Haut. -- „ „ - zur Reiuheltuna und Pc- Vs fff ^"»4 wunecr Hnmtt.Uctt - und Wunden n .urvibaNnn e.unce snni.tc. ,>„rc-be> ül«n:n§in»<rn. kiel..» Lu Uadon In L iuiiubuu a 40 tu.. lu ttnntluoenn le 24 nuN 14 »i. in Ueu meinten Xnotbeken »nU Drogerien. t-«ner»l Depot: 1iieu»r <i Ilorrcd, UvlUu X vv. 21 Dichter gesteigert; das ewige Markten und Quärgeln der Kritik aber läßt meiner Hypochondrie einen großen Spielraum und führt mich nie wieder von Neuem einer mit Mühe bekämpften Neigung zum passiven Geistcsgcnuß in die Arme. — Ich habe eine halbe Stunde gelesen; nichts anstrengendes; den ersten Akt von meine Sinne vergehen, ich muß auf ¬ hören. Das ist ein körperliches Übel! Der Geist trägt nur die Folgen davon; cs geht nicht von ihm aus. Es sind zwei Seelen in mir. Die eine ist empört, daß die andere unempfindlich ist. 1830. Am 5. d M. Hero und Leander aufgestthrt; nicht gesallen. Die ersten 3 Akte wütend applaudiert, die letzten zwei ohne Anteil vorübergegangen. Traurig, daß die Stimme dcs Publikums mit meinen eigenen Zweifeln so sehr zusammentrifft. Sonderbar die Wirkung, die dieses Mißlingen auf mich machte! An- fangs höchst unangenehm, wie natürlich, aber fchon den zweiten Tag gewann eine höchst beruhigendes Gefühl die Oberhand. Aus der Knechtschaft des Publikums und des Beifalls gekommen zu sein, wieder mein eigener Herr, frei zu schreiben oder nicht, zu gefallen ober zu mißfallen, kein obligierter Schrift steller mehr, weil ein Mensch, ein innerlicher, stille Zwecke verfolgender, nicht mehr an Träumen, au Wirk- llchkeit Anteil nehmender Mensch. Ja, wenn ich es wieder dahin bringe» könnte! Jede Demütigung der Eigenliebe sollte mir für den Preis willkommen fein! 13. April 1833. Furchtbar ist mein Zustand. Jeder Gedanke an Poesie verschwunden, selbst die Lektüre verleidet Ich mag nicht denken. Von quälenden Gedanken wie von Hunden angefallen, weiß ich nicht, nach welcher Seite mich wenden. Ich bin körperlich häßlich geworden aus einem Nicht-Schönen, der ich immer war, welches letztere mich übrigens gar nicht kümmerte, Beweis genug, daß mein gegenwärtiger Verdruß über das erstere nicht aus eigentlicher Eitelkeit herrührt. Aber es ist peinlich, einen widerlichen Eindruck zu machen. Auch sonst ist meine Gesundheit zu Rande. Ich muß Flanell auf der bloßen Haut tragen, wenn ich nicht immer von Flüssen geplagt sein will. Meine Zähne, sonst so gut, sind angegangen und drohen unausgesetzt mit Schmerzen. Ich bin 42 Jahre alt, und fühle mich als Greis. Ich bin der Steigerung begierig, die das eigentliche Alter mit sich bringen wird. Der Wunsch, etwas Poetisches hervorzubringen, verfolgt mich allenthalben, und ich bin's wahrhaftig nicht im stände. Und doch ist's nur die Unlust und deshalb auch die Unfähigkeit, anhaltend auf einem Gegenstände zu verweilen, was mich daran hindert, mich, d.ssen vor züglichste Eigenschaft in früherer Zeit gerade diese- V.rweilen, dieses Ergründen, dieses Durchdenken war. Wird das wieder anders werden? Ich zweifle. In dieser Zerworfenheit habe ich meine Jugend zu gebracht, in ihr wird sich mein Alter endigen Ich wüßte sie wohl zu bekämpfen. Sich in irgend einen Wissenszweig vertiefen, ein eigentliche- Studium an fangen. Aber das würde mich von der Poesie un widerruflich abziehen, die doch dec Zweck meine- Leben- ist. Es ist gleichgiltig, ob ich mich abquäle, aber es ist notwendig, daß etwas verrichtet werde
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