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Dresdner Journal : 18.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302188
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930218
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930218
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-18
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 18.02.1893
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Leiert»^« »deock». k«ro»prvcd-Xo»odlu»»: l^r. 1LVL, Sonnabend, den 18. Februar, abends. Dres-mrIMmak Lür die Gesamtlettung verantwortlich: ^ofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. «»»»K»« v» «»«Ü»al3»oxei> »o»«Lr1», I^ipUL: Lea^Ätett«', Loouoi«ioollr äs» Drvickosr ^ourmU»; IsrUo Vt,» L»ip,i, N»»«I Lr««i», » N.: //aaeenRein <e t^vAler, L«rllo Vi«o-N»i»d»r^ kr»U L«tp»i?-rriu»dNut ». N. NÜncNini K»rt» Lsöäo» >,rU»-Ue»»kkurt N.-»tuttU«rt: Da»t« «S Co.>«rUo: /nvaiiäenäant, Lr„l«u: Lm»l L»ooo,«r: C. i§cdü«ter, Lall« ». 3.: Larct «S C». Iler»»»xeder» LSoi^I. L,peäitio» äe» Oresäoor ^ouro»t«. vrsmleo, 2«ioj;«r»tr. 20. ksroiprsed-^oictilu,»: Kr. I2SL. Ämtlicher Teil. Dresden, 13. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den bisherigen außerordent lichen Professor in der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig vr. pbil. Wilhelm Busch zum ordentlichen Professor für Geschichte an der Technischen Hochschule hier zu ernennen. Dresden, 13. Februar. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den bisherigen AbtheilungS- direktor an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, Pro fessor vr. Oskar von Gebhardt zum Oberbibliothekar und Vorstand der Universitätsbibliothek zu Leipzig zu ernennen. Mit Genehmigung Sr. Majestät des König- ist dem bisherigen Assistenzärzte I. Classe im 1. Husaren- Regiment zu Großenhain, vr. well. Johannes Franz Volkmar Lufft, vom 1. Februar dieses Jahres an die durch Versetzung ihres früheren Inhabers erledigt gewesene Stelle des Bezirksarztes in der AmtShaupt- maunschaft Borna mit dem Wohnsitz in Borna über tragen worden. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Aachrichten. Lüttich, 17. Februar. (D.B.Hd.) Die Ar beiter der PhoSpbatfabriken in Sainte Walburge find ausständig; sie zertrümmerten die Werkzeuge und die Fabrikeinrichtungen und belagerten das WobnbauS deS Direktors, welcher flüchten mußte. Derselbe wurde von den Ausständigen, Weibern und Kindern verfolgt und rettete sich schließlich in die Kanonengießerei. London, 17. Februar. (W. T. B) Der StaatS- sekntär für Indien, Lord Kimberley, teilte im Oberhause mit, daß ein allgemeines Abkommen zwiswen Siam und den nördlichen Shanstaaten abgeschlossen ist. Lie Abgrenzung der beiterseitigrn Gebiete erfolge gegenwärtig durch eine englisch indische Kommission. Siam habe auch England ein wichtiges territoriales Zugeständnis an seiner Westgrenze gemacht, London, 18. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Den„Laily NewS" wird a«S Kairo gemeldet, der Oderkommissar der Pforte, Mukhtar Pascha, sei abberufen und als Nachfolger Osman Pasch« er nannt worden. Einer Meldung aus Belfast zufolge soll De- cobain, welcher unter der Anklage einrS Sittlich- keitSvergehenS auS dem Unterbaust auSgewiesen wurde, in seiner Wohnung verh«ftet worden sein. Cardiff, 18. Februar. (Tel.d DreSdn Joucn.) Dem drohenden Ausstand von 100000 Kohlen- bergwerk-arbeitern ist durch gütlichen Vergleich vorgrbeugt worden, nach welchem die Löhne in fort- schreitender Skala um 8n Prozent erhöht bez. herabgesetzt werden könnten. Cad ix, 18. Februar. (Tel. d Dresdn. Journ.) Alle Angeklagten in dem Petardenprozeß wurden freigrsprochen. Kopenhagen, 17. Februar. (D.B.Hd.) In den letzten Tagen sind hier mehrere Erkrankungs fälle an exanthematischem Typhus und an Rücken- marktyphuS vorgekommen; bei stärkerer Aus breitung dieser Krankheiten sollen die Patienten nach dem Oeresundhospital geschafft werden. Stockholm, 17. Februar. (D. B Hd.) Bon den Sckülern eines hiesigen Gymnasiums find 200 an der Influenza erkrankt. Christiania, 17. Februar. (D B Hd ) Die Brigg „Delhi" ist bei Ogne in der Nähe von Stavanger auf den Strand gesetzt worden. Der Rumpf und die Takelage deS Schiffes waren so stark mit EiS überzogen, daß daS Manövrieren unmöglich war, und die Mannschaft war so er schöpft, daß mehrere auS den Kojen an d«S Land getragen werden mußten. Washington, 18. Februar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Forster erklärte, er werde unter allen Um ständen eine Goldreserve von 100 Millionen auf recht erhalten und, wenn nötig, BonS emittieren. Diese Möglichkeit sei aber nicht wahrscheinlich zu einer Zeit, während der er noch im Amte sei. DaS Komitee deS Senats für auswärtige An gelegenheiten sprach sich in einem Bericht zu Gunsten deS Annexionsvertrages brtr. Hawaii auS. New-Aork, 18. Februar.*) Sämtliche hier einlaufeuden Schiffe berichten von heftigen Stür men, die sie unterwegs zu bestehen gehabt hätten. Einzelne Schifft trafen mit 3 Tagen Verspätung hier »in. Nachdruck verboten. Dresden, 18. Februar. Serbien vor den Wahlen. ff Bevor ein Monat verflossen ist, wird in Serbien die Entscheidung über die künftige politische Leitung des Landes gefallen sein. Noch immer vermeiden eS die unbefangenen einheimischen Kenner der Verhält nisse Serbiens, sich über das voraussichtliche Ergebnis des nahen Kamofes mit einiger Bestimmtheit auS« zusprechen. Diejenigen Persönlichkeiten, die im Mittel- punkte der Bewegung stehen, sind allerdings ohne weiteres zu solchen Prophezeiungen bereit. Die einen erklären, daß der Kraftbesitz, welchen die Liberalen bewiesen, als sie sich die Berufung zur Übernahme der Regierung erzwangen, einen dauernden Eindruck auf die Haltung der Bevölkerung üben müsse und daß daher an dem Wahlsiege d.eser Partei nicht zu zweifeln fei Mit derselben Bestimmtheit versichert man aber un Lager der Gegner, die starke Mehrheit, welche noch vor wenigen Monaten für die radikale Partei eintrat, könne durch den kühnen Streich der Liberalen und durch daS Machtwort der Regentschaft unmöglich vernichtet sein und die Wahlen würden sich zu einem Volksgerichte über jene Wandlung gestalten. Die plötzlich in eine Nebenrolle gedrängte Partei vermag sich nicht mit dem Gedanken an die dauernde Zer störung ihres leitenden Einflusses abzufinden und die Widersacher gründen eben auf die noch frische Er innerung an einen rasch erzielten, fast unerwarteten Erfolg daS Bewußtsein ihrer heutigen Stärke. Vielleicht ist es gerade für den fernstehenden Beo bachter weniger schwierig, sich diesen, die Auffassung der Belgrader Politiker bestimmenden Erwägungen zu entziehen und zu einem nüchternen Urteile über die nächste Entwickelung der Dinge zu gelangen. DaS serbische Volk ist heute verbittert und er müdet durch die mehrjährigen Kämpfe, welche jeden Fortschritt in den inneren Verhältnissen hemmten, — durch die Mißwirtschaft der Regierungen, welche eine solche traurige Gestaltung nicht nur zuließen, sondern häufig genug auch förderten. Die Staatsmänner, die dort in» Laufe der Jahre mit der Führung der Ge schäfte betraut waren, sind kaum in der Lage, unter Hinweis auf den Niedergang des Landes wechsel seitige Anklagen zu erheben. Das Ausmaß deS Ver schuldens ist zwischen ihnen nahezu gleich verteilt. In den Erwägungen der Volkes dürften aber die uoch nicht aus dem Gedächtnisse gewichenen Erinnerungen Kunst und Wissenschaft. Der böse Geist Roman von A. El. v. Suttner. Ib (Fortsetzung.) „Für mich war ich ruhig, da ich mich stark genug fühlte, für meine Person einzustehen — und warum Sie gerade diesmal eine Bemerkung übel- nehmen sollten, die Ihnen sonst vielleicht nur ein selbstbewußtes Lächeln entlockt hätte, ist mir nicht recht verständlich." „Das ist Ihnen nicht verständlich? Ach ja, ich begreife es! Ihnen fehlt es eben an der Fähigkeit, die Gefühle zu ermessen, die ich für Sie hege. Sie können es nicht begreifen, Baronin, daß der Mann, der vielleicht viel geflattert, auch einmal von einer Leidenschaft beherrscht sein kann, die sich tief in fein Herz eingewurzelt hat. In Ihren Augen bin ich der Courmacher, der Sieggewohnte, der Bruder Liederlich, der nur darauf ausgeht, Blüten vom Siock zu reißen, um sie dann beiseite zu werfen " „Nein, nein!" rief Zoe, von den Folgen ihrer Aufrichtigkeit erschreckt. „DaS sind S,e nicht — jetzt schon gar nicht! Verzeihen Sie mir, wenn ich Sie gekränkt habe — eS geschah in einem Augen- blicke thörichter Unüberlegtheit, die ich jetzt herzlich bedauere. Geben Sie mir die Hand und sagen Sie mir, daß Sie mein Freund bleiben wollen, daß Sie das dumme Geschwätz nicht ander-, al- was eS ist, auffassen." „Was fruchtet das Handschütteln nach einem solchen Zwiegespräche? Es läßt sich nicht vergessen... und wehe jenem, der mich in Ihren Augen herab zusetzen gesucht! Finde ich ihn, so soll er schwer zu büßen haben!" und mit kurzem Gruße verließ er hastig das Gemach. VI. „Ihre Nachricht war richtig: Zoe Ragotz hat sich mit Tannenberg verlobt." Heissenstein saß in EytzingS Empfangszimmer und goß mit einem Zuge ein Glas Bordeaux hinunter. Der Herr des Hauses hatte ebm sein Mittags mahl beendet und saß noch am gedeckten Tische. „Also wirklich ?" versetzte er nach einer kurzen Pause. „Schade, recht schade." Er schien es ernstlich zu bedauern, denn sein ohnehin blasses Gesicht war noch um eine Ab stufung bleicher geworden „Sie hat eS so gewollt; möge sie auch die Ver antwortung tragen." „Ja, möge sie die Verantwortung tragen — sie wird nicht leicht sein. Tannenberg ist an und für sich ein vortrefflicher Mensch — kleine Fehler abge- rechnet .... ein wenig Schwätzer, aber sonst in jeder Beziehung ehrenwert, gut gestellt und im Grunde ge nommen herzensgut, wie ich glaube." „Ein Schwätzer?" fing Heissenstein daS Wort heraus. „Nun ja, wie man will. Wissen Sie, lieber Prinz, diesen vielgereisten Leuten ist das Reden zur Gewohnheit geworden, auch daS Ausschneiden; daS gehört sozusagen zum Metier. Sie haben zu Wasser und zu Lande die merkwürdigsten Abenteuer erleb», an die Mißwirtschaft der letzten radikalen Regierung doch eine hervorragende, wohl ausschlaggebende Be deutung gewinnen. DaS neue liberale Kabinett hat allerdings seit seinem Amtsantritte, ebenso wie daS frühere Ministerium nicht eine einzige Leistung von greifbarem, ersprießlichem Wert zu stände gebracht; eS hat jedoch die Entschuldigung, daß eS bisher nur auf die Festigung seiner Stellung und auf die Vorbereitung des Wahlkampfe- hinarbeiten mußte. In diesem Sinne wurden gerade die Fehler und Miß erfolge der radikalen Regierung von den liberalen Po litikern ziemlich rücksichtslos noch nachträglich in den Gesichtskreis der Bevölkerung gebracht, was die letz tere in dem abfälligen Urteile über das Wirken der Vorgänger bestärken mag. Neben diesen politischen Umständen werden auch die Machtverhältnisse eine nicht zu unterschätzende Wirkung auf die Entscheidungen der nächsten Zukunft üben. Die Liberalen dürfen auf die bereitwillige Unterstützung der Armee zählen, sie sind in der Lage, den einflußreichen Persönlichkeiten in den Städten, ebenso wie in den Orten des Flachlandes manche Vor teile zu bieten und die liberale Regierung wird wohl nach beiden Richtungen von den ihr eingeräumten Be fugnissen jeden im Rahmen des Gesetzes zulässigen Gebrauch machen. Dadurch sind Bürgschaften gegeben, deren Wert am allerwenigsten in Serbien gering geachtet werden darf. Kommt es im Verlaufe des Wahlkampfes da oder dort zu blutigen Zusammenstößen, so werden die Aussichten der Regierung durch solche — mit Be- stimmtheit zu gewärtigende Zwischenfälle — gewiß nicht beeinträchtigt, eher durch das entschiedene Ein greifen der militärischen Gewalt gefördert werden. Die Hoffnungen der Radikalen beruhen zum Teil auf der Annahme, daß die Ortsbürgermeister, die sich in großer Zahl zur Unterstützung des Kabinetts be reit erklärten, ein Doppelspiel treiben und schließlich, getreu ihren früheren radikalen Neigungen, gegen die Liberalen wirken würden. In diesem Glauben an die angeblich nur durch eine kleine Notlüge vorläufig ver hüllte Gesinnungstüchtigkeit jener Würdenträger steckt aber ein politischer Idealismus, welcher keine hin reichende Grundlage für die Voraussetzungen der Ra dikalen bilden kann. Die Wahrscheinlichkeit spricht heute für den Sieg der Liberalen und die gegenteiligen Verkündigungen auS drin radikalen Lager beweisen viellchcht kaum, daß man auf dieser Seite den Sieg wirklich erhofft, sondern nur, daß man vor Freun den und Feinden nicht vorzeitig den Mut sinken lassen will. Sollte der Kampf aber wider Erwarten doch mit einer Überraschung, das heißt mit der Niederlage der Liberalen enden, so wäre der Gedanke kaum abzu weisen daß manche, an der Oberfläche kaum wahr nehmbare Einflüsse dabei mitgespielt hätten. Seit einigen Wochen tauchen in Belgrad immer wieder Gerüchte auf, nach welchen den radikalen Wahlkomitees beträchtliche Geldunterstützungen auS dem Auslande und zwar von russischer oder wohl richtiger, russisch panslawistischer Seite zugehen würden. Entsprechen diese Gerüchte der Wahrheit,*) so kann die Stellung der radikalen Partei im Wahlkampfe allerdings in vorläufig unberechenbarer Weise gebessert werden, da die Verwendung reicher Geldmittel gerade in Serbien wesentlich auf den Gang einer Wahlbewegung ein wirken kann. Wohl drängt sich aus den ersten Ein- *) Nach einer gestern der „Pol Torr " aus Belgrad zu- gehenden Meldung wäre es in unzweiselhaster Weise sestgestellt, daß dem radikalen Zentralkomitee aut Ruhland ansehnliche Be träge sür Wahlzmecke zugegangen find Die Sendungen sollen aber von russischen Privaten uno Vereinen herrühren. Die russische R gierung scheine von dem Vorgänge keinerlei Kenntnis gehabt zu Huben und beabsichtige, wie es heißt, eine Unter suchung der Angelegenheit anzuordnen. (Anm. d. Red.» natürlich auch bei jeder Gelegenheit Helventhaten ver richtet, und diese Art bleibt ihnen dann auch, wenn sie in den heimatlichen Hafen eingelaufen sind." „Ich verstehe nicht recht, welchen Bezug daS auf unser Thema von der Verlobung haben soll?" warf Heissenstein ein. „O, gerade keine unmittelbaren; oder höchstens in sofern, als eine Frau nicht allem Glauben schenken darf, was ihr der Betreffende auftischt " »„Sie sprechen in Rätseln — das heißt, Ihre Worte stimmen teilweise zu einer Sache, die mich ge rade jetzt sehr beschäftigt und in der ich mir Gewiß heit zu verschaffen bemüht bin. „So? Dürfte ich darüber näheres erfahren?" „Warum nicht ? hat etwa Tannenberg auch meine Person in sein Geschwätz, in seine Aufschneidereien gezogen?" „Ihre Person? Lassen Sie mich einmal nach' denken." Eytzing legte die Hand an die Stirn und blickte stair vor sich hin. „Ja, mir scheint, einmal. Sagen Sie mir, haben Sie damals auf dem Balle nicht eine Auseinandersetzung mit ihm gehabt?" ,Za, eine vorübergehende; es gab eine kleine Differenz wegen des Platzes, den er im voraus be legt haben wollte, und da er eine mißliebige Bemer kung fallen ließ, so ersuchte ich ihn nachträglich um Aufklärung " „Ganz recht Er hat Ihnen den Standpunkt klar gestellt. Jetzt erinnere ich mich genau." „Er hat mir den Standpunkt klargestellt? Was soll da» heißen?" „So erzählte er mir die Sache" druck hin die Frage auf, ob jene Gerüchte überhaupt zutreffend seien und ob man in panslawistischen Kreisen ein Interesse daran habe, den Radikalen Hilfe zu leisten. Die Thalsache, daß zur Zeit der radikalen Regierung sehr herzliche Beziehungen zwischen russischen oder pan- slawistischen Politikern und der liberalen Opposition in Serbien bestanden, könnten Zweifel an der Richtigkeit der neueren Meldungen über die jetzige innige Freund schaft jener Politiker mit den Radikalen wachrufen. Wir glauben aber, daß diese Zweifel trotz ihrer schein baren logischen Berechtigung doch unzutreffend wären. Die panslawistischen Ümtriebe sind, insoweit sie daS serbische Gebiet berühren, nicht so geai tet, daß ihre Urheber ein dauerndes Bündnis mit einer einzelnen Partei ausrechterhalten können — gleichgiltig, ob diese Partei nun die Leitung der Geschäfte innehat oder gegen die jeweilige Regierung im Kampfe steht. Jede Re gierung Serbiens ist durch zwingende Verhältnisse, ja schon durch die geographische Lage des Landes und durch unabweisbare wirischaftliche Interessen genötigt, gute Beziehungen zu Österreich-Ungarn zu pflegen. Jedes serbische Kabinett muß mit dem festen Willen der Nachbarmonarchie rechnen, daß alle Agitationen, welche die Ruhe der Balkanhalbinsel stören können, in Serbien und anderwärts nicht in offenkundiger Weise gefördert werden dürfen. Infolge dieser Zwangslage können die Regierungen Serbiens den Wünschen und Anforderungen nicht genügen, die man seitens der russischen Panslawisten an die Freunde rnd Gesinnungsgenossen zu stellen be liebt. So ergiebt es sich von selbst, daß die ersteren ihre Pläne in Serbien stets auf das Zusammenwirken mit der jeweiligen Opposition zu gründen trachten, deren Mitglieder nicht durch die erwähnten Rücksichten beengt sind — eine Taktik, welche noch dadurch an Wert gewinnt, daß gerade auf diesem Umwege immer hin ein Truck auf die Regierung geübt werden kann. Aus dem Gesagten ist auch der eigentümliche Um schwung erklärlich, der sich nach dem letzten Kabinetts wechsel einerseits in der Sprache der russischen Blätter über die serbischen Parteiverhältnisse, andererseits in der Haltung der serbischen Parteien gegenüber Ruß land vollzog. Die Wahrscheinlichkeit, daß die zur Zeit ihres Machtbesitzes schließlich von den Panslawisten recht kühl behandelten Radikalen nun auf die hilf reiche Hand russischer Gönner zählen dürfen, ist nicht gering. Ob dieser Schutz aber ausreicht, um Serbien neuerdings die Segnungen eines radikalen Regiments zu verschaffen, möchten wir bezweifeln. Die panslawistische Einmengung zu Gunsten der Radikalen kann möglicherweise zum Teil auch durch die Folgen der Vorgänge wettgemacht werden, die sich vor kurzem iu Biarritz abspielten. Die Aussöhnung der Eltern des Königs kommt in ihren politischen Wirkungen im Lande ganz und gar den Liberalen zu statten und die Rückkehr des früheren Königs gilt heute nur als eine Zeitfrage, als ein Ereignis, das in jedem Falle früher oder später, vielleicht schon sehr bald eintreten wird. Der Vater des Königs erfreut sich aber noch immer lebhafter Sympathien im ser bischen Heere, dessen Angehörige fast ausnahmslos liberal gesinnt sind. Er selbst zählt heule zu den heftigsten Gegnern der Radikalen und er gründet seine Hoffnungen nur auf die Gunst der Liberalen, welchen er daher sein werkthätigeS Wohlwollen nach Maßgabe der Möglichkeit zuwenden wird. Der Plan der Libe ralen, die Königin-Mutter zurückzuberufeu, erhöht zu gleich die Volkstümlichkeit dieser Partei und so er öffnet sich der Ausblick auf ein Zusammenwirken von Einflüssen, die nur den Liberalen Vorteil bringen können. Es dürften demnach manche Erwägungen der Zukunftspolitik im Wahlkampfe zur Geltung kommen u d auch die'e Erwägungen der Bevölkerung werden es den Radikalen erschweren, den Sieg zu erringen „Er wollte damtt sagen, daß er mich zurecht- gewiesen, und daß ich diese Zurechtw.-isung eingesteckt hätte?" Eytzing nickte: „Allerdings " „Dann hat er einfach gelogen!" rief der andere aufbrausend. „Er war es, der mir die Versicherung gab, seine Bemerkung ganz unabsichtlich gemacht zu haben; er erklärte ausdrücklich, daß es ihm ferne ge legen fei, mir irgendwie nahe zu treten. So ist die Sache, und wenn er diese meine Aussage nicht be stätigt, so ist er ein Lügner!" Heissenstein stürzte noch den Inhalt eine- Glases hinunter und steckte mechanisch die Cigarre, die ihm Eytzing bot, zwischen die Lippen. „Vielleicht hat es der vortreffliche Mann nicht allein bei dem bewenden lassen", ergriff er plötzlich wieder das Wort, „vielleicht hat er noch andere schmeichelhafte Äußerungen über mich gemacht. Sie würden mich sehr verbinden, wenn Sie mir behilflich wären, in eine Angelegenheit Licht zu bringen, die mir ungemein am Herzen liegt ' „Soll ich Sie erst versichern, daß ich Ihnen zur Verfügung stehe?" „Ist es Ihnen vielleicht erinnerlich, daß sich Tan nenberg über meine Persönlichkeit — vielmehr über meinen Charakter ausgesprochen hätte?" ,Jch wüßte nicht, inwiefern ; alle Welt ist doch wohl darüber einig, daß Sie ein charmanter Mann, ein vollendeter Kavalier sind." „Nun, man kann charmant und Kavalier sein und doch in einer Hinsicht in einem Rufe stehen, der von gewisser Seite al- gefährlich bezeichnet wird; der selige Don Juan besaß so manche anziehende Eigenschaft, aber —"
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