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Dresdner Journal : 09.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302094
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930209
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930209
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-09
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 09.02.1893
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Verlängerung der Sitzung über Milternacht hinaus, nötigenfalls durch Anwendung deS Antrag! auf Schluß der Debatte zum Abschluß zu bringen, um die Einbringung der Homerulevorlage am Montag zu er möglichen. Dieses Vorgehen des Ministers ist gerecht fertigt. Die Wahlen sind im Zeichen HomeruleS er folgt, das Kabinett Gladstone bezeichnet die Lösung der irischen Frage als seine Lebensaufgabe; nichts ist natürlicher, als daß der große Kampf auf dem Boden HomeruleS ausgesuchten werde. Auch die Gegner Gladstones müssen einsehen, daß sie nur Luft- hiebe gegen das Kabinett führen, fo lange nicht die Homerulevorlage vorliegt. Der bisherige Verlauf der Adreßdebatte hat dies klar bewiesen. — Im Unter hause beantragte Collings einen Zusatz zur Adresse, in welchem dem Bedauern Ausdruck gegeben wird, daß in der Thronrede keine Maßregeln zur Er leichterung der landwirtschaftlichen Arbeiter angekün digt werden; dieselben seien dringlicher als dieirische Homerulevorlage und sollten den Vorrang vor dieser haben. Samuelson bekämpfte das Amendement Collings und brachte einen Unteranlrag ein, in welchem er den Dank dafür ausspricht, daß die Thron rede die Aufmerksamkeit auf den Notstand gelenkt habe, und in dem er versichert das Parlament werde der Verbesserung des Zustandes der landwirt schaftlichen Bevölkerung seine Aufmerksamkeit widmen. Der Präsident der Lokalverwaltung Fowler wies die Beschuldigung Collings' zurück, daß die Regierung den landwirtschaftlichen Arbeiter zu hintergehen wünsche; sobald die Homerulevorlage erledigt sei, würde sie die Durchführung der übrigen Bills betreiben. Das Amendement Collings' wurde schließlich mit 312 gegen Stimmen verworfen. — Lord Cranboure, der älteste Sohn Lord Salisburys wurde ohne Gegen kandidaten zum Mitglied des Unterhauses für Rochester gewählt, ebenso der bekannte frühere Fenier Davitt zum Mitglied des Unterhauses für Nordost- Cork. Laute Friedensschalmeien ertönen in der Lon doner Presse. So wird den „Times" aus Wien be richtet, daß aus St. Petersburg daselbst eingegangene amtliche und private Mitteilungen eine wesentliche Besserung in der allgemeinen politischen Lage außer Zweifel stellen. „Der Besuch des Zarewitsch in Wien und Berlin war nur die äußerliche und sichtbare Bestätigung der zwischen den drei Kaisermächten bewerkstelligten Annäherung; die Kriegs- gefahr ist mithin auf ein Minimum zurückge führt Thatsächlich mag zumrsichllich gesagt werden, daß während der letzten zehn Jahre niemals weniger Aussicht auf einen Konflikt zwischen den Groß mächten vorhanden gewesen sei als jetzt. In hiesigen politischen und militärischen Kreisen wird betr-ffs der Zukunft die größte Zuversicht bekundet. Der Fall, der bislang die friedliebenden Mächte beunruhigte, war die Aussicht auf ein vollkommenes Einvernehmen zwischen Rußland und Frankreich Den bestunterrichteten Per sönlichkeiten zufolge besteht ein solches Einvernehmen überhaupt nicht. Tiefer befriedigende Wechsel der Lage wird Österreich wie Italien gestatten, eine Ver mehrung ihrer Militärausgaben zu unterlassen. Hier und da finden sich beunruhigende Winke in -der offi ziösen Presse; aber cs braucht denselben keine Bedeut ung beigelegt zu werden." Nach einem St. Petersburger Drahtbericht des .Daily Chronicle" hat die Friedens partei jetzt die Oberhand am russischen Hofe. Der Zar und der neue Fiuanzminister sollen entschlossen sein, die Goldwährung in Rußland einzuführen. ... Die Mitteilungen ter „Times" über einen durch greifenden Wandel in der allgemeinen politischen Lage stehen allerdings nicht völlig mit den (vorgestern im „Tresdn. Jonrn" wiedergezebenen) Auslassungen der „Pol. Corr.' in Einklang Denn dort wurde dem Besuche des russischen Thronfolgers eine besondere politische Bedeutung abgestreift. Immerhin entspricht die Meinung, daß die Aussichten auf die Erhaltung des europäischen Friedens gegenwärtig günstiger als in irgend einem Zeitpunkte des letzten Jahrzehnts er scheinen, der Ansicht, die sich auf Grund der erkenn baren Thatsachen die unbefangenen Beobachter fast allenthalben gebildet haben. Ein „vollkommenes Ein vernehmen" zwischen Rußland und Frankreich ist durch die Verschiedenheit der Interessen beider Staaten, wie durch die natürlichen Gegensätze zwischen Republik und Zarismus erschwert; seine Herstellung ist durch die neueren Ereignisse in Frankreich mindestens nicht erleichtert worden. Die weitere Nachricht, in Ruß land sei die Friedeuspartei derart zur Herrschaft ge langt, daß die Einführung der Goldwährung in Angriff genommen werden solle, wird der Bestätigung bedürfen. völlig gestrichen). Im vierten Akt gewinnt Grunods Muse wieder ihren anmutigsten Ausdruck, obwohl das Finale die schwächste Nummer der O;cr bildet. Es wäre sehr zu wünschen, daß ein deutscher Schriftsteller — die Ueberfetzung und Bearbeitung neuer und neuester italienischer Opern hat gezeigt, daß wir mehrere Talente für solche Arbeit haben — durch eine teilweise Um arbeitung die Schönheiten der Musik für das deutsche Publikum reitete. Berliner Kunstausstellung. Nach den von dem Kaiser genehmigten Satzungen der Berliner Kunst ausstellungen war die Wahl einer Kommission von sechs Mitgliedern deS Vereins Berliner Künstler, sowie dreier Düsseldorfer Künstler für Vorberatung und Gestaltung der diesjährigen Ausstellung notwendig. Die Wahl dieser Kommission ist nun, soweit sie Berlin betrifft, vollzogen und hat folgendes ergeben: Aus der Akademie wurden C. Becher, E. Hildebrand, Saltzmann, Schaper, Ende, EilerS und als Ersatz- männer Brausewetter, Brütt, Schwechteu, Köpping ge wählt. Aus dem Verein Berliner Künstler wurden gewählt: Dielitz, v. Kameke, Koner, Hundrieser, H. Myer, Schwenke; unter den Ersatzmännern befindet sich A v. Werner. Zur Heine-DenkmalSfrage schreibt der „Berliner B.-C": Tie Ablehnung der Ausstellung des Heine» Denkmals im Hofgarten von Düsseldorf seitens der dortigen städtischen Behörden hat auch in hiesiarn Kiinstlerkreisen eine große Mißstimmung hervorgerufen. DaS Verbot erscheint übrigen- um so unbegreiflicher, wenn man sich vergegenwärtigt, daß vor der AuS- Daß die Krieg-partei in St Petersburg nicht die Ober hand hat, wußte man längst so gut, wie daß Alexander III. persönlich nichts weniger als ein Gegner des Frie dens fei. Der Gedanke, die Goldwährung in Ruß land einzuführen, müßte freilich als Zeichen be'rachtet werden, daß das Zarenreich noch auf lange Jahre hinaus jeden Krieg für ausgeschlossen hält. Denn zur Vollendung dieses Riesenwerkes bedürfte es, wenn es überhaupt ausführbar wäre, geraumer Zeit Schon vor etwa Jahresfrist wurde dem russischen Finanz- Minister die Absicht nachgesagt, zur Goldwährung überzugehen Die Meldung begegnete damals nur Zweifeln. Heute wird man vielleicht meinen, die Ver fügungen des Hrn Witte hinsichtlich der Valuta seien bestimmt, ein günstiges Wertverhältnis zwischen Papier und Gold vorzubereiten, und Rußland getraue sich, was Österreich Ungarn vollbringe, ebenfalls durch zuführen. Mag dem nun sein wie immer, jedenfalls erscheinen die Aussichten deS Friedens im gegenwär tigen Zeitpunkte als günstige. S .fia, 5. Februar. Die Antwort der bulgarischen Regierung aus die russische Note, die Bezahlung der seit über zwei Jahren ausgelaufenen KriegS- entschädiguugsrückstände betreffend, dürfte in der allernächsten Zeit erfolgen, und obwohl der Minister rat darüber noch keinen endgiltigen Beschluß gefaßt hat, gilt es doch als sicher, daß die der Stole zu Grunde liegende Absicht Rußland?, Bulgarien eine Verlegenheit zu bereiten, nicht erreicht werden wird. Bekanntlich ist Rußland schon einmal in einem Zeit- punkie, da es Bulgarien in Verlegenheit glaubte, an dieses mit einer ähnlichen Forderung herangetreteu. Damals überraschte Bulgarien die Welt, und am meisten wohl Rußland, durch die lakonische, innerhalb vierundzwanzig Stunden erfolgte Antwort, daß der gesamte Betrag in der bulgarischen Nationalbank zur Verfügung Rußlands bereit liege. Diesmal wird die Antwort wohl anders aussallen, wofür schon der be trächtliche Zeitraum spricht, den Bulgarien bis zur Beantwortung der Forderung verstreichen läßt. Letz terer liegt wohl auch die Absicht zu Grunde, der bul garischen Regierung die Genugthuung über den Ab schluß der neuen großen Anleihe zu vergällen, aber Bulgarien scheint nicht gewillt zu sein, lediglich xour I'bovneur sein gutes Geld nach Rußland wan dern zu lassen. Von vornherein tauchte die Mei nung auf, daß Bulgarien Gegenforderungen au Rußland anmelden wolle. Man weiß, das, Bulgarien wegen gewisser aus Erbschaften stammenden Beträge, welche für bulgarische Unterthanen bei der russischen Gesandtschaft in Bukarest deponiert, aber nicht aus gefolgt wurden, reklamiert, andererseits, daß es die von der russischen und rumänischen Armee während des Krieges in Bulgarien bei Requisitionen aus- gegebenen Bons und Empfangschcine, die ja von Ruß land eingelöst werden mußten, niemals vorgelegt hat Man vernimmt, daß die Forderung aus dem Titel von Ncquisitionskosten allein sich auf 12 Millionen Francs belaufe. An maßgebender Stelle sind nun mehr die beiden bulgarischen Gegenansprüche nach allen Seiten hin überprüft worden und von den Be schlüssen des Ministerlats wird cs abhängen, ob und wie weit dieselben den russischen Forderungen that sächlich entgegengehalten werden sollen. — Wie der „Pol. Corr." berichtet wird, beabsichtigt die Negierung, eine seit längerer Zeit zwischen Bulgarien und Griechenland schwebende Angelegenheit zur Lösung zu bringen. Es handelt sich um die Verweigerung des Militärdienstes seitens zahlreicher bulgarischer Staatsbürger griechischer Nationalität in Ostrumelien, unter dem Vorwande, daß sie im griechischen Heere gedient haben und dadurch der griechi schen Staatsangehörigkeit teilhaft geworden seien. Thatsächlich Pflegt Griechenland fremden Unter- thauen griechischer Nationalität, sobald sie nur kurze Zeit im Heere gedient oder auch nur zwei Jahre im Gebiete des Königreiches sich aufgehalten haben, die Naturalisation zu gewähren. Bei den Griechen Ost- rumeliens habe jedoch dieses Vorgehen nur den Zweck, bulgarische Staatsbürger, welche auf bulgarischem Staatsgebiete sich aufhalten und niemals aus dem Untenhanenverband entlassen worden sind, ihren Ver pflichtungen gegen das Heimatland zu entziehen. Die bulgarische Regierung wird sich hierüber mit Griechen land auseinandersetzen und hat in dieser Absicht schon vor einiger Zeit eine Mitteilung an das Athener Kabinett gerichtet, von deren Beantwortung das weitere Vorgehen der bulgarischen Regierung abhängen wird. führung des Entwurfs von Prof. Heiter dem Komitee die Zusicherung gemacht worden war, daß der Auf stellung keine Schwierigkeiten entvegenftänden. In kurzer Zeit geht übrigens das Denkmal seiner Voll endung entgegen; es stellt den Dichter in einer lebensgroßen Büste auf einem Granitsockel, umgeben von allegorischen Figuren, der Poesie und Satire, dar. Einige Herren vom Komitee, die Herren Bankier Awetler und Justizrat Blöhm in Düsseldorf, haben Professor Herter beauftragt, für das Denkmal einen neuen Aufstellungsplatz vorzuschlagen. In Betracht können nur Rheii städte wie Bonn oder Koblenz kom men, da der Charakter des Denkmals einen gebirgiaen Hintergrund nicht verträgt. Die Gesamtkosten stellen sich auf 40000 M. Besonders geeignet erscheint Bonn, wenn gleich nicht zu leugnen ist, daß wegen der Nähe des Loreleyfelsens auch Koblenz viel für sich hat." Forschung über Malaria, vr. Friedrich Plehn, der in diesen Tagen nach Kamerun geht, um dort im Auftrage deS Reiches ein bakteriologisches Laboratorium zur Erforschung der Malaria einzurichten beschäftigt sich seit 1887 eingehend mit Malariastudien. Die erste Anregung dazu erhielt er auf Reisen, die er als SchiffSarzt in Diensten hamburgischer und holländischer Rheder nach den La Platastamen und Java unter nahm. Bereits 1887 veröffentlichte er in der „Berl, klin. Wochenschr." Nachrichten über die Behandlung der Malaria, hauptsächlich über die vorbeugende Be- Handlung der Malaria Seine besondere Arbeit aber verlegte er auf das mikroskopische Studium des Blute» von Malariakranken. Er nahm hierbei Forschungen von Laveran auf, der als erster 1880 im Blute von Dresdner Nachrichten vom 9. Februar. * Soeben geht uns die Nachricht zu, daß vergan- gcne Nacht 144 Uhr Se Excellenz der König!. HauS- marschall, Hr. Wirkt. Geh Rat Otto Graf zu Münster nach langen schweren Leiden verschieden ist. Der Verstorbene, geboren am 18. November 1825, war vermählt seit 6. November 1866 mit Mathilde geb v. Watzdorf (einer Schwester Sr. Excell nz des Hrn. Öberhosmcisters Wirkt. Geh. Rats v. Watzdorf) und hinterläßt 6 Kinder (2 Söhne, 4 Töchter). Nach lang jährigen treuen Staatsdiensten, in welchen der Ver blichene zuletzt seit 1. November 1876 in Leipzig als Kreishauptmann wirkte, wurde derselbe von Sr. Ma jestät dem König am 1. Januar 1888 zum Königl. Hausmarschall und Anfang des JahreS 1891 zum Wirkt. Geh. Rat ernaunt. Die Beisetzung findet voraussichtlich nächsten Sonntag statt. —ll Gestern abend fand im Saale der Philharmonie eine sehr zahlreich besuchte Versammlung beS Konservativen Vereins statt, welche Hr. Stadtrat Weigandt mit dem Bemerken eröffnete, daß es zu den Aufgaben der konser vativen Partei gehöre, die seit dem Kriege von 1870/71 in Handel, Industrie und Gewerbe hervorqetretenen Miß stände zu bekämpfen. Diesem Gesichtspunkte entspreche es, wenn der Verein Hrn. Paul Dehn eingeladen habe, einen Vortag über die „Geldkorruption von der Gründerzeit bis zum Panamakrach in Presse, Parlament und Verwaltung" zu halten. Hr. Dehn, welcher hierauf das Wort nahm, erörterte zunächst den Begriff der Korruption, welcher sehr schwer festzustellen sei, und mit einem deutschen Worte nicht erschöpfend aus gedrückt werden könne. Die Korruption im kleinen finde mau überall, sie beginne bei dem Trinkgelderwesen, durch welches Geschäftsleute sich die Kundschaft der Dienstboten sichern und gehe in einigen Ländern dis in die Regierungs kreise. Die große Korruption werde veranlaßt durch große Finanzgeschäfte, welche hervorragende Geldleute uns Geld firmen mit den Staaten machten, durch die Zentralisation des Kapitals, die Macht des Geldes. Diese Macht sei größer geworden, seitvem die Welt durch die modernen Verkehrsmittel, die alle im Dienste des zentralisierten Großkapitals stünden, kleiner geworden sei, d. h seitdem jeder Punkt der zivilisierten Welt in kürzester Ver- bindun-, mit jedem anderen Punkte stehe; namentlich sei das mobile, das papierne Kapital seitdem sehr viel stärker geworden Es trete ab und zu und mit lokaler Wirkung ein, daß das papierne Kapital größer werde, als seine Grundlage, das effektive Kapital, dann gebe es einen „Krach"; sollte aber einmal eine solche Katastrophe, anstatt von nur lokaler, von einer allgemeinen Bedeutung sein, so werde dies die Verhältnisse des Wirtschaftslebens total umgestalten. Unsere Zeit strebe jetzt nach Geld und Ge nuß, nach leichtem Erwerb; dies führe zum Börfenspiel, womit die Zentralisation des Kapitals abermals gefördert werde. Die Millionäre vermehrten sich sehr stark, noch stärker aber die Besitzlosen. Diese Geldmacht, die sogenannte Hoch finanz, könne unter Umständen auch einer Regierung ge fährlich werden. Redner skizzierte sodann die Art, in welcher die großen Finanzgruppen Geschäfte zu machen pflegen; er erörterte ferner die Manipulationen mit den Finanzen der Türkei, welche von den großen Anleihen, die Baron Hirsch gemacht habe, namentlich von den Türken losen, fo gut wie nichts erhalten hatte, während der Unter nehmer ein Crösus wurde; die Verschuldung der Türkei führte zu einem teilweisen Bankerott, welcher die Ein setzung des internationalen Oongsil äs la ästto publigus ottowaus, also einer privaten von der türkischen Regier ung fast unabhängigen Behörde führte; hiernach berührte er die Finanzverhältmsse Serbiens und die Lage in Oester reich Ungarn, Portugal, Rußland, den südamerikanischen Staaten und führte aus, vaß ohne Geldopfer, die gebracht würden, um in maßgebenden Kreisen Stimmung zu machen, in vielen Ländern gar keine Geschäfte mit dem Staate gemacht werden könnten. Ob die Hochfinanz auch in Deutschland mit Korruption arbeüe, lasse sich nicht bestimmt behaupten, da es an beglaubigten Beweisen fehle. Wahrscheinlich sei es immerhin, wie aus einem Vorgänge in der Schweiz sich ergebe, wo eine Bankengruppe die Fusion zweier Eisen bahnlinien betrieb und sich hierfür die Unterstützung eines hervorragenden schweizerischen Politikers durch Zahlung einer sehr ansehnlichen Summe gesichert habe. Alle vor handenen und dagewesenen Thatsachen dieser Art würden aber übertroffen durch das neueste Ereignis auf diesem Gebiete, den Pariser Panamaskandal, von welchem der Vortragende ein zusammenfassendes Bild entrollte, das er mit vielen Einzelzügen aus den durch den Prozeß ans Tageslicht gezsae-cn Thatsachen ausstattete und welches die bei Staatsbeamten, Parlamentsmitgliedern und in der Presse heivorgctretene Schwäche, die Bestechlichkeit, in Helles Licht stellte, zugleich aber auch Zeugnis ablegte von der furchtbaien Macht, der Skrupellosigkeit und dem sitten» verderbenden Einfluß des zentralisierten Kapitals Der Redner gab der Hoffnung Ausdruck, daß die Enthüllungen dieser sittlichen Fäulnis auf viele Franzosenfreunde, die meist auch Feinde der Deutschen seien, namentlich auf Rußland abkühlend gewirkt haben werde, da ein so korrum- Malariakranken Gebilde von morphologisch noch nicht zu klassifizierender Art, sogenannte „Plasmodien", nachwies. Plehn gelang es als erstem Biologen in Deutschland, das Vorkommen dieser Plasmodien bei der Malaria als ein durchaus konstantes zu erweisen, nachdem mehrere andere Forscher vor ihm durchweg nega tive oder ganz zweifelhafte Ergebnisse bei dem nämlichen Unternehmen erzielt hatten Gleichzeitig lehrte cr die einzelnen Phasen in der Entwickelung der Plasmodien und deren genauere Beziehungen zu den klinischen Erscheinungen des Malariaanfallcs in seinen einzelnen Abschnitten keinen. Die Ergebnisse dieser Unter suchungen, welche Plehn zumeist an Patienten des Berliner städtischen Krankenhauses in Moabit anstellte, veröffentlichte er zunächst stückweise in der „Zeitschrift f. Hygiene" und in der „Berl. klin. Wochenschr."', so dann ausführlich im Zusammenhan e in der Schrift „Aetivlogische und klinische Studien über die Ma laria'" (Berlin 1890'. 1862 zu Lubochin in West preußen geboren, machte Plehn, auf dem Gymnasium zu Marienwerder vorgebildet, seine medizinischen Studien von 1881 bis 1886 in Zürich, Halle, Berlin und Kiel. Nachdem er 1887 in Kiel promoviert hatte, machte er Reisen als Schifft arzt. Später war er zuerst Assistent au der Hygieneanstalt zu Jena unter Prof. Gacrtner, sodann Hilfsarzt am Moabiter Krankenhause unter Paul Guttmann. * Der Königl. preußische Hofschauspieler Adalbert Matkowski, der seit zwei Jahren nicht in Dresden ausgetreten ist, wird die« am Freitag, den 17. Februar, thun. Er hat hierzu die Rollen deS Filippo und der Sigismund in dem Coppeeschen Drama „Der Geigen» pierte» Staatswesen keine Garantie für die Zukunst bieten könne. Wäre auch bei uns in Deutschland nicht alles so, wie es sein sollte, so seien doch solche Zustände, wie die geschilderten, bei uns nicht inöqlich und im allgemeinen sei das deutsche V lk sittlich gesund und körperlich stark. Wir sollten kämpfen gegen die Korruption im Großen und Kleinen, die'er Kampf sei immer siegreich gewesen; es werve auch dem deutschen Polke gelmgen, die Korruption, diesen Import artikel orientalischer Provenienz, von sich fem zu hallen, wenn eS fcststehe in seinen christlich'» germanischen Über lieferungen Der Vortrag sand lebhaften Beifall und nachdem die Versammlung ihren Dank noch durch Er heben von den Sitzen Ausdruck gegeben hatte, wurde die selbe geschlossen. a Infolge Schneeverwehung hat heute der Verkehr aus Linie Freiberg-Halsbrücke eingestellt werden müssen. Der S Uhr 29 Min. vormittags auf letzterer Station ab- gegangene gemischte Zug Nr 1534 ist unterwegs m den Schneemaffen festgcfahren — Eine mittags eingegangene amtliche Meldung besagt, daß feit gestern abend zwischen Schönberg-Gutenfürst durch Schneeverwehungen große Schwierigkeiten entstanden seien. Ein Personenzug blieb unweit der Station Reuth in der Richtung nach Guten- fürst im Schnee stecken und wurde nach dreistündigem Mühen wieder flott gemacht, während dies bei der ent gleisten Maschine erst heute früh 4 Uhr gelang. Ein Güterzug ist mit der Maschine zwischen Schönberg-Reuth festgefahren und da auch die Maschine eines anderen Güterzuges beim Verrücken in der Nähe ron Reuth ent gleiste, entstand eine Sperrung des anderen Gleises, sodaß auf einige Stunden beide Gleise unsahrbar ge worden sind. Ocffentliche Unterhaltungen. Frau Teresa Carreno- d'Alberts Programm für ihren Klavierabend am nächsten Montag, bringt einige Änderungen; statt des Militär marsches von Schubert-Tausig wird die Künstlerin die ungarische Rhapsodie Nr 6 von Liszt, ferner eine Romanze und Etüde von Rubinstein spielen. — Das Programm zum sechsten Bach Mendelssohnabend verzeichnet die beiden großen Präludien nebst Fugen in O-woll von Bach und Mendelssohn, sowie von beiden Meistern d>e 6. Sonate und das große Finale Carl Aug Fischers üb:r „Wachet auf, ruft uns" aus dem Orgelkonzert „Ostern." Gesungen werden außer den schon bekannt gegebenen größeren Chornummern mit Soloquartett, Orchester und Orgel von Michael Haydn und Hans Fährmann, ein Tenorsolo aus Bachs Kantate „Sie werden aus Sadba alle kommen", ein Altsolo aus Bachs Magnificat und zwei Duelle „Der rasche Strom, er fließet leicht" von Händel, und „Wohin habt ihr ihn getragen" von Mendels sohn. — Das am 20. Februar im Gewerbehause statt findende große Konzert des Dresdner Lehrergesang vereins wird auch in diesem Jahre wieder durch aie Mitwirkung der K unmersängerin Frl. Malten, sowie des Kammersängers Hrn. Perron ausgezeichnet werden. * Eine feste nde Studie über Amulette und Talismane nach Auszeichnungen des verstorbenen Kullurhisttrikers Dc. Avä Lallemant veröffentlicht in ihrem soeben erschienenen vierten Heft die „Illustrierte Frau en-Zeitnng" (Berlin, Franz Lipperheide) Der g Ichtte Versager, d r sich stete mit Vorliebe mit den Nachtseiten des menschlichen Denkens und Empfindens beschäjligle, sührt in zwangloser Reihenfolge eine Anzahl in reichen Texiillustralion zur Anschauung gebrachter Amulette vor und erläutert an ihnen in gemeinverständlicher Form die Irr Wege des Aber- und Wunderglaubens. Emen besonderen Schmuck des Heftes bildet eine R p oduktion des von Professor A. v. Heyden e tworfenen n ucn Vorhangke, d'r am Geburtstage des Ka sers zum erste, Mal das Pro'cenium des Berliner Opernhauses schmückte und mit seinen die altnordische Sage vom Dichtermeth darstellenden Schildereien ein neues Zeugnis für das wiedererwachende Jntrresse an einer nationaldeulfchen Kunst bietet. Der sonstige belletristische und illustrative Inhalt des Hestcs steht auf der Höhe der Ausgaben eines Blattes, das sich schon so viele Verbimste um Verbreitung guten künstlerischen und litte arischen Seschmackes erworben hat. * Mil einer Tarstellung der bengalischen Beleuchtung deS Rheinfalls beginnt das soeben erschienene erste Heft der neuen SalonheftauSgabe von , Zur Guten Stunde" (Berlin VV. 57, Deutsches Beilagshaus Bong u. Co). Das malerische Bild gehört zu dem Aussätze A BeelschenS: Schaffhausen und der Rheinfall, zu dem Friedr Stahl einen reichen Bilderschmuck gegeben hat. Ein zweiter Artikel „Tie Ballettschule" von Paul Tobert ist ebenfalls n il fi üblichen Bitdcrn illustriert, die in bunffarbigrr Ausführung allerliebst ausj-hen. In einem wei« teien Anikel schildert die leekundige Frau Helene Pichler die Späße der Linientause. Tic Romane deS Heftes tragen die Namen Hermann Heiberg und Fedor v Zobeltty; beide Autoren bekunden in ihen neuen Werken „Fieberndes Blut" und „Die Pflich! gegen sich selbst" rhr Erzählenalent Eine mit Molligen Bildern F Jüttners geschmückte Humoreske „Die Hosen des Hrn v. Wc'dau" von Wolfgang Kirchbach wird den Leser höchlichst belustig n A. O. Klanßmann bringt ferner noch ein Bild aus dem Leben eines kiiniinalbeannkir, „Die Pj,opfen> ziehcr" betitelt. Reicher Bild rfchmuck fesselt das Äuge auch des verwöh'tcn Kunstfreundes. Die Bu tbüdcr „Das Diner der Hrn. Obkrstlieutcnant" von A. v Stein, „Liede ohne Worte" wetteifern mit guten Holzschnitten hervorragender Künstler. Die Grnlisbcilage von „Zue Guten Ston):", me „Illustrierte Klassikerbiblioihek", enthält den Anfang der Ver öffentlichung von Uhlands Dichtungen I-ehl man im Hinblick aus diese Füll: den Preis (Ko Pf pro H^l, jährlich r« Hefte) in Betiacht, so muß man bekennen, daß Bess.res bisher dem deutschen Lesepublilum noch nicht genoten worden iä. macher von Cremona" und m dem Ealderonscheu Schauspiel „Das Leben ein Traum" gewählt. Die Vorstellung gcht in dem von Frau Direktor Carl freundlichst zur Verfügung gestellten Residenz- theater zum Besten der Pensionskasse des Vereins „Dresdner Presse" vor sich Frau v. d Osten- Hildebrand! dürfte als Rofaura die Partnerin Mar kowskis in dem Cnlderonfchen Schauspiele sein. * Bei Durand-Ruel in Paris ist zur Zeit eine lebhaft bewunderte Ausstellung von Werken der großen japanischen Maler Outamaro (1754-1806) und Hiroshigh« (1797—1858) zu sehen; vom ersteren namentlich Schilderungen von Frauen aus dem Doschi- wara, vom letzteren zahlreiche geniale Landschaften. * Der Prozeß gegen den Fürsten Sciarra wegen heimlicher Entfernung von Kunstgcgenständ.m aus der Galerie seines Palastes soll, wie aus Rom geschrieben wird, am 10. Februar vor der fünften Abteilung der römischen Strafkammer zur Verhandlung gelangen; als Zeugen sind sämtliche Aufsichtsbeamt, n der römi schen Galerien geladen Man glaubt nicht, daß sich der Angeklagte am Verhandlungslage dem Geiicht stellen wird, da er seit seiner vor einigen Monaten erfolgten Abreise nach Paris kein Lebenszeichen von sich gegeben hat, obwohl ihm durch die italienische Gesandtschaft in Paris mehrere Gerichtsbefehle zu» gestellt wurden; das Urteil wird daher wahrscheinlich „in contumaciam" gefällt werden müssen. Fürst Sciarra wird beschuldigt, 16 Gemälde von „unermeß lichem Werte'" entfernt zu haben; der .Geigenspieler"" von Raphael allein wird von Kennern auf 5001)00 M. geschätzt; außerdem sind »och drei Meisterwerk' der Bildhauerkunst verschwunden.
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