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Dresdner Journal : 04.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930204
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-04
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 04.02.1893
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schen Gesellschaft im Königreich Sachsen statt, welch? von zahlreichen Gästen besucht war und die der Vorsitzende Hr Hauptmann v. d. A Äst er mit dem Hinweis darauf eröffne!«, daß der Saatenmarkt, wenn er auch in geschäftlicher Beziehung nicht nach allen Seiten befriedigte, so doch oer Menge der Aussteller und der Be sucher nach die Erwartungen übertroffen und sich als eine lebensfah.ge Einrichtung erwiesen habe. Warmer Dank gebühre den Männern, in deren Händen die Leitung des Unternehmens gelegen habe, dessen Gelingen ihr Lohn sei für ihre uneigennützige opferfreudige Arbeit; es sei zu wünschen und zu hoffen, daß dieser Zug opferfreudiger Hingabe an eine gemeinfame gute Sache sich in der deutschen Landwirtschaft immer deutlicher auspräge, daß die Landwirte erkennen lernten, daß opferfreudige Einig keit ihre Bestrebungen m alle Wege fördern werde. Hierauf hielt Hr. Geh Hofrat Professor vr Nobbe- Tharand seinen angekündigten Bortrag über „Die Bestimmungen des Hektolitergewichtes des Getreides". Der Vortragende konstatierte auch seiner seits, daß der von der Ökonomischen Gesellschaft ins Leben gerufene Saatenmarlt sich gut entwickelt habe und eine dauernde Einrichtung bleiben werde. Einige kleine Unzu trägliä keiten, welche gewissermaßen als Kinderkrankheit n der neuen Einrichtung erschienen, würden derselben keinen Schaden bringen und sich leicht beseitigen lassen Dieselben hätten auch das freudige Gesamtbild des Marktes nicht wesentlich gestört. Der Saatmarkt sei das Resultat der Thät-gkeit der Ökonomischen Gesellschaft nach der einen Richtung, nach der anderen sei die Saatenbezugsstelle der Gesellschaft hervorzuheben und die Benutzung derselben namentlich sei den Landwirten warm zu empfehlen. In der Beschaffung guten Saatgutes liege einer der Haupthebel für das Gedeihen der Landwirtschaft. Der geheimnisvolle Bor gana des Keimens und Werdens im Samenkorn sei noch unerforscht und es gäbe keine äußeren Merkmale, die hinsicht lich der Keimfähigkeit zutreffende Schlüffe zu ziehen gestatten, aber man besitze eine Handhabe zur Beurteilung res Wertes des Getreides in der Vergleichung von Maß, Zahl uud Gewicht. Namentlich habe sich gezeigt, daß schwerere Ge- treldesorten die besten und keimfähigsten seien. Die preußische Regierung habe deshalb für den Börsenterminhandel gewisse Mindestgewichte für je 1 bl des Getreides festgesetzt, welche die Lieferbarkeit bedingen; dieselben betragen bei Weizen 76, bei Roggen 72, bei Hafer 45 lc^, Redner erörterte ein gehender die Eigenschaften verschiedener Getreidearten, sowk die vielfachen Einflüsse, welche auf das Hektolitergewicht des Ge treides einwilken. Bielfach sei die Bedeutung des Hektoliter gewichtes hinsichtlich der Beurteilung des Wertes des Getreides angezweifelt worden. Nach zahlreichen praktischen Erfahrungen sei jedoch festgestellt, daß bei einer und der selben Sorte das Hektolitergewicht allerdings einen zuver lässigen Maßstab für die Weltsermittelung des Getreides darstclle. Die Ermittelung des Hektolitergewichts sei in dessen keine ganz einfache und leichte Sache, sie erfordere viele Vorsichtsmaßregeln. Man habe nun verschiedene Apparate erfunden, welche die störenden Einflüsse bei der Ermittelung dcs Hcktolitergewichtes verhindern. Derartige Apparate (Getreideprober) hatte Redner ausgestellt uud erläuterte anschaulich ihre Anwendung, sowie ihre Vorzüge und Mängel. Tie neuesten derartigen Apparate, welche »on der Normaleichungskommission empfohlen werden, ent sprächen fast allen Anforderungen Am Schluffe des Vor trags, dessen Hauptpunkte wir hier nur kurz andeulen konnten, berichtete der Vortragende über die Ermittelungen des Hektolitergcwichts der 1892er Ernte im Königreich Sachsen. Dieselben leien als Nachprüfungen vorgenommen worden, weil man der Zuverlässigkeit der früheren Be richte nicht ganz getraut habe Vorgelegen hätten in Tbaranv 181 Proben, von' diesen seien 38 für den saatenmarlt bestimmt gewesen Die Anforderungen, welche an den preußischen Börsen in Bezug auf die Liefer barkeit gestellt würden, seien ziemlich hohe, sodaß die Be sorgnis nicht unbegründet erscheine, daß in schlechten Jahren stellenweise daö geforderte Mindestgewicht nicht erreicht werden könnte. Umso erfreulicher sei es, daß die 1892er Ernte in Sachsen fast durchwegs höhere Gewichte aus- weise. Bei Weizen betrug das durchschnittliche Hektoliter- aewicht 80,3 Kz?, das verlangte ist 76 die besten Proben wogen 83,9 kx, das geringste Gewicht war noch über dem Minimum Bei Roggen wird verlangt 72 hier betrug der Durchschnitt 76,95 kx, das Höchstgewicht 79^, das Mindestgewicht 71,7 Lx. Hafer ergab im Durchschnitt 52,046 kz? (»erlangt werden 45 kjH, das Höchstgewicht war 59 V„ das Mindestgewicht etwas unter 45 kx. Hierbei handelte es sich jedoch um einen Ausnahmefall. Die Schlußfolgerungen seren erschwert worden, weil vielfach unterlassen worden sei, nähere An gaben über Bodenverhältnisse und Witterung zu machen. Es erscheine überhaupt verwunderlich, daß nur 181 Proben eingesandt worden seien, während doch Hunderte von land wirtschaftlichen Vereinen in Sachsen beständen mit mehr als 36 000 Mitgliedern; also nur etwa '/, Prozent der selben hätten sich an dieser Prüfung beteiligt, obwohl die Ermittelung dieser von der höchsten landwirtschaftlichen Behörde in schwerer Zeit festgesetzten Hektolitergewichte von größter Wichtigkeit für die Landwirtschaft sei Redner sprach den Wunsch aus, die Landwirte möchten bei künf tigen Probesendungen nicht zu knappe Mengen senden, sondern statt 1 I etwa 1« I, und schloß, indem er kon statierte, daß der trockene Sommer 1892 der Qualität der vier Hauptgetreidearten in Sachsen keinen Nachteil ge bracht habe und daß, wie die Ermittelungen des Gewichtes beweisen, das sächsische Getreide einen ehrenvollen Rang aus dem Weltmärkte behaupte Hrn. Geh Hosrat Pros, vr Robbe wurden für seinen überaus lehrreichen, zwar für Fachleute bestimmten, aber auch für jeden Nichtsach mann rn hohem Grabe fesselnden und interessanten Bor trag äußerst lebhafter Beifall gezollt. Nachdem der Vor- sttzenbe noch besonders dim Dank der Gesellschaft und dem Wunsche Ausdruck gegeben hatte, der Bortragende möge die Gesellschaft noch öfter mit Gaben aus dem reichen Schatze seines Wissens erfreuen, wurde die Versammlung geschlossen. * Am 8 Februar d IS. abends 8 Uhr wirb Hr. Schriftsteller Paul Dehn aus Berlin in einer vom konservativen Verein in den Räumen der Phil harmonie, Fervinandstraßc Nr 4, veranstalteten Versamm- kmg über das Thema sprechen: „Die moderne Geld- korruption von der Gründerzeit bis zum Panamakrach in Prejse, Parlament und Verwaltung." Der Hr Vor tragende ist bekannt als einer der gedieaensten Kenner der jenigen Materie, über welche er zu sprechen gedenkt. Seine bezüglichen Artikel in den großen Tageszeitungen haben wiederholt schon berechtigtes Aufsehen erregt. Eintritts karten für Nichtmitglieder des Verein« sind bei Hrn. Stavtrat Weigandt, König Johannstraße 7, k, zu ent nehmen * Nächsten Sonnabend, den 11. d. MtS, hält Hr. Regierungsrat I)r. Schanze (Berlin) in der Gehestiftung einen Vortrag über „Schutz des sogenannten indust riellen Eigentums". Der Vortrag findet in Braun« Hotel statt und beginnt H8 Uhr abends Au« dem Polizeiberichte. Eine mit dunklen Kleidern und Kapotthut bekleidete, gegen 30 Jahre alle Frauensperson hat vor einigen Tagen in einem Hause der Bürgerwirse einen mit „Frau Steinicke" unterzeichneten Bettelbrief abgegeben und eine Unterstützung geheischt Die Frau wollte im Torfe Kemnitz bei Eotta wohnen. Erkundigungen daselbst haben die Unwahrheit ihrer An gaben herausgestellt Die Unbekannte dürfte gewerv- mäßige Bettelei unter falschem Namen treiben. * Tie Feuerwehr wurde gestern abend kurz nach '«11 Uhr nach Pillnitzerstraße 40 alarmiert Daselbst war, aus noch umtmittelte Weise, m einer Schlosierwerk- statt Feuer entstanden, durch welches ein Werkzeugschrank, verschiedenes Werkzeug, sowie der Fußboden rc beschädigt wurden. — Heute mittag erfolgte ein Ausrücken nach Münzgasse 1, woselbst m einer Wohnung im 5. Ober geschoß Kohlenbriketts und Holz in Brand geraten waren Oefientliche Unterhaltungen. Hr. Moriz Rosen thal spielt in seinem am 9 d Mts stattfinvenden Kon zerte: Wandererphantasie von Schubert, Warum, Vogel als Prophet u d Ltuckss s/mpbonigues von Rob. Schu mann, Nocturne, Ballade ^s-äur und Mazurka von Chopin, Etüde von Schlözer, und Hexameron von Chopin- Liszt, Thalberg, Herz, Cerny, Pixis rc. — Der dritte Kammermusikabend von Frau Marg. Stern, Herren Petri und Stenz am 10 d Mts. bringt ein Trio in 6-moU von Bronsart, Sonate in OmoU für Violine und Klavier von Beethoven, sowie das h>-ckur-Trio op 80 von Rob Schumann — Frau Teresa Carreüo-d'Albert wird in ihrem am 13 d. Mts stattfindenden Klavier abend außer der Suite von Eugen dÄlbert spielen: Sonade in Ls-äur op. 27 Nr. 1 von Beethoven, Bar- carolle op. 60, Ballade op 23, Nocturne op 48 Nr 1 und Polonaise op 53 von Chopin, Aowevt musical U ckur von Schubert, Loüös äs Vienus Nr 6 von Schubert-Liszt, und ^larebo militaire von Schubert Tausig. — Frl Clotilde Kleeberg hat für ihr Konzert folgende Stücke festgesetzt: ^uckaote eon Variarioni von Haydn, Nene deutsche Suite in 0 woU von Händel, Sonate op 22 in L-äur von Beethoven, ^reluäes in 0-ckur und k-ckur, Impromptu ^iL-äur von Chopin, Scherzo O ckvr von Schubert, Romanze v-moll von Rob. Schumann, Kölaneolw von Rubinstein, Ltuicelle« von Moszkowski, Caprice über die Ballettmusik von Gluck von Saint-Sadns. — Ter vierte Ouartettabend der Herren Rappoldi, Grützmacher, Frohberg und Nemmele findet Montag, den 20. d. Pits., statt. — Im sechsten (letzten) Bach-Mendelssohnabend am Montag, den 13. d Mts , wird der verstärkte Kirchenchor ausnahms weise zwei größere Nun mein auSsühren, unter Hinzu ziehung der vier milwirkenden Solisten (auch als Solo- quartett), sowie Orchester und Orgel. Es sind dies zwei für hier neue Chornummern, nämlich zwei musikalisch wertvolle Chöre nelst Soli mit Orchester von Michael Haydn (Gesang Simons und Psalm 30) und der 23 Psalm von Hans Fährmann, für fünsstimmigen Chor, Solequarlett (vierstimmiger Doppelcanon) und Orgel. Seitcns der Solisten sind je ein Solo für Tenor und Alt, sowie zwei Tuctte für Sopran und Alt, Tenor und Bas; von Back, Händel und Mendelssohn geplant * Der 39 Volksunterhaltungsabend des Ver eins „Dolkswohl" findet Sonntag, den 5. Februar abends '-^8 Uhr in der Turnhalle, Alaunstraße 40, statt. Den Vortrag wird Hr. Ur. E. Bierey über: „Alte deutsche Sitten und Gebräuche" halten Die Gesänge wird der Männergesangverein „Arion" unter Leitung des Hrn. Kantor E Schöne ausführen Hr. F. Kreisel wird einige Violoncellsoli zum Bortrag bringen. Die Klavierbegleitung hat wiederum Hr Tonkünstlec Clemens Braun über nommen Außerdem wird noch ein kleines Lustsp el: „Wir gründen einen Verein" zur Aufführung gelangen Die Mitglieder des Vereins „Volkswohl" sowie diejenigen des „Bezirksvereins gegen den Mißbrauch geistiger Getränke" haben gegen Vorzeigung ihrer Mitgliedskarte freien Eintritt * Für die nächstfolgende Woche stellt das Panorama international, — Marienstraße 22, I., „3 Raben" — die 2. Abteilung von Ungarn zum ersten Male aus. (Bon Ungarn sind 6 Abteilungen mit 300 Aufnahmen vorhanden) Diese 2. Abteilung enthält die neuesten Aus nahmen aus den Karpathen, von der hohen Tatra, Momentscenen aus Zigeunerdörfern, Ansichten von Preß bürg u s. w. Nachrichten ans ocn Landesteilcu. /X Leipzig, 3. Februar. Tas Schicksal der alt historischen Plerßen bürg ist nunmehr so gut wie besiegelt: das umfangreiche Gebäude, das gegenwärtig das 107. In fanterieregiment beherbergt, wird in absehbarer Zeit dem Erdboden gleich gemacht werden. Das Gebäude gehört der Militärverwaltung, der gegenüber sich die Stadtgemeinde Leipzig verpflichtet, einen genügend großen Platz in der Flur von Möckern, nördlich von der daselbst bereits er bauten Jnfanteriekaserne, der Militärverwaltung zu über lassen und auf diesem Areal ein Kasernement für ein Re giment Infanterie, eine Barackenkaserne für ein Regiment Kavallerie und ein Proviantamt, bestehend aus Bäckerei, Körnermagazin, Dienst- und Nebengebäuden, Arresthaus u. s. w. zu erbauen. Dagegen wird der Stadt vom Mil tärfiskus die Pleißenburg mit allen Gebäuden, dazu gehörigem Areal und Rechten als Eigentum überlassen. Der Kaufpreis für die Pleiß-mburg stellt sich, wie bereits gemeldet wurde, auf 4 150000 M. Von dieser Kauf summe werden 2 SOO 000 M. in Abrechnung gebracht, welche die Stadt zur Erbauung der neuen Kaserne auf zuwenden hat, so daß von ihr nur noch 1650000 M zu zahlen sind und zwar in drei gleichen Raten am 1. Oktober 1896, 1. Oktober 1897 und 1 Oktober 1898. Die neuen Kasernen sind der Militärverwaltung von der Stadt Leipzig spätestens am 31 März 1895 fertig zu über geben. Der Vertrag, aus dem in Vorstehendem das Wesentlichste mitgeteilt ist, bedarf noch der Zustimmung der Ständckammern und des Stadtverordnetenkollegiums. Tas durch die Niederlegung der Pleißenburg sreigewordene Areal wird zur Errichtung großstädtischer Bauten Verwendung finden Bon den beiden gewonnenen Baublocks umfaßt der cine 8 P:rzellen mit einem Verkaufswert von 1964 000 M, der andere 13 Parzellen mit einem Ver- kaufüwert von 2 863 770 M — Die von den Professoren für Lanvwirtschas an der Universität gehaltenen Vor lesungen für praktische Landwirte gehen morgen zu Ende. Die Beteiligung war bei weitem stärker als vor zwei Jahren, sie stellte sich auf 77 Landwirte der näheren und weiteren Umgebung Leipzigs Herrnskretsch«« Schöna, 3. Februar Da die Tem- peraturverhältnisfe auch in Böhmen bis zum heutigen Tage derartige waren, daß das Schmelzen des Schnees bedeutend befördert wurve, so sieht man in diesem Teile des Elbthales dem Hochwasser und der Eisfahrt mit Bang n entgegen. Bi« heute nachmittag 5 Uhr meldete man hier u.d »n Schandau das Aufbrechen der Eisdecken bei Laun a. d Eger und bei Prag, letzterer Abgang ge schah bci 3 in Wafferstand. Die in Böhmen in die Elbe einmündenden Flüsse und Bäche führen sämtlich große Waffermaffen herber, in gleicher Weise auch die hier ein- mündende Kamnitz Bis heute nachmittag herrschte bei einer Temperatur von -r2°li heftige« Schneewelter. Zur Abendzeit trat Frost ein, sodaß auf diese Weise dem iveiteren Anschwellen de« Strome« etwa« Halt geboten wird. Bon hier bi« nach Schandau hinunter ist die Eis decke scharf angegriffen. Vermischtes. * Ein furchtbares Erdbeben t,at di« kleine und schöne Insel Zante, da« alte Zakynthor, verheert. In den letzten 6 Monaten waren dort wiederholt kleine Erd erschütterungen verspürt worden und die Einwohner glaubten, daß sich die vulkanische Kraft auf diese Weise erschöpfen werde DaS «ar eia Irrtum, denn am 31. Januar um 5 Uhr 34 Min. morgens erfolgte ein heftiges Erdbeben, welches die ganze Insel in Bewegung versetzte. Wände, Dächer, Bögen stürzten zusammen und die erschreckten Einwohner stürzten schreiend nach offenen Plätzen Biele der Flüchtigen waren, wie man dem „New-Yorker Herold" aus Zante telegraphiert, trotz der scharfen Kälte bald nackt. Als es tagte, sah man, daß nicht ein Haus unversehrt geblieben war. Während des ganzen Tages, welcher schön und sonnig war, dauerten di« Erd stöße fort. Der untere Teil der Stadt Zante, der aus lauter kleinen Häusern bestand, lügt in Trümmern und die Bewohner kampieren in den Olivenhainen Die Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar war schön und der Mond schien hell. Da erfolgte um 2 Uhr morgens wieder ein sehr heftiger Stoß, welcher alles, was noch stand, zer störte, insbesondere in den Dörfern, von denen zwei dem Erdboden glcichgemacht sind Gestern (am 2. Februar) ist ein dritter Stog erfolgt. Eine aufregende Scene hat sich am Schloßgesängnis abgespielt, wo eine massive Mauer einstürzte. Viele Sträflinge liefen hinaus, allein es gelang den; wachthabenden Offizier mit einigen Soldaten, die Flüchtlinge wieder einzufangen. Tas Hospital wurde stark beschädigt und die Kranken wurden nach der römisch- katholischen Kirche, dem Hause des Bischofs und der Wohnung der kaiholischen Schulschwestern übergesührt Alle Geschäfte stocken. Die griechische Regierung hat sofort mit einem Kriegsschiff Geld, Nahrungsmittel und Zelte nach Z^ntr geschickt, allein, da 26000 Personen obdachlos sind, ist die Unterstützung unzureichend. Aus Malta sollte das eng lische Panzerschiff „Camperdown" am 1. Februar mit Nah rungsmitteln, Zelten, Decken u s w. nach Zante abgehen und „Dieadnought" sollte gestern folgen Der Hauptstiß scheint unter dem Meere, 5 Seemeilen östlich von der Insel erfolgt zu sein und von dorther waren auch die früheren Erschütterungen ausgegangen. Auf anderen Inseln oder auf dem Festlande scheint man von der Erschütterung nichts verspürt zu haben. Das Wetter ist jetzt schön, war aber während des ganzen verflossenen Monats sehr stürmisch und kalt. Gestern sollte eine Prozession zum Schutzpatron der Insel, dem heiligen Dionysios veranstaltet werden, das Erdbeben hat aber, wie aus dem letzten Telegramm aus Athen hervorgeht, noch nicht aufgehört. Zante ist die schönste der Jonischen Inseln, gegenüber der westlichen Landzunge von Morea. Die Insel ist 8H Stunden lang, gegen 4 Stunden breit und umfaßt 438 Quadratkilometer. Die steilfelfige Küste hat keinen Hafen, nur Rheden, welche aber den Süd- und Nordostwinden offen sind. Zante ist vulkanisch und Erdbeben sind sehr häufig, aber das Klima ist angenehm und gesund, die Bewässerung reichlich Der höchste Berg der Insel ist das Kaph Khieri (740 m). Die Bevölkerung zählt 44 070 Einwohner. Die Insel ist reich an Oliven, Wein (40 Sorten!), Korinthen, Citronen, Granaten, Melonen, Salz, Schwefel, Bergöl und Robben fang. Sie bildet eine Eparchi und eine eigene Monarchie des Königreiches Griechenland Ter Hauptort Zante hat 16 250 Einwohner, ist Sitz eines griechischen und katho lischen Bischofs und besitzt cine bedeutende Industrie (Leder, Goldschmuck u. s. w). Es befindet sich dort auch ein deutsches Vizekonsulat. * Über einen großen Juwelendieb st ahl beim Grafen von Flandern wird aus Brüssel gemeldet: In d-r Nacht zu Donnerstag sind Diebe in das Palais des Grafen von Flandern eingedrungen und haben, mit den Örtlich keiten offenbar gut vertraut, den in dem Schlafzimmer des Grafen stehencen Eisenschrank erbrochen. Hier machten sie reiche Beute; vor allem fiel ihnen ein die Juwelen der Gräfin von Flandern enthaltender Mahaoonikasten in die Hände, den sie sofort erbrachen und seines kostbaren Inhalts beraubten. Unter den gestohlenen Juwelen be finden sich eine Diademkrone mit 19 großen und 120 kleineren Brillanten besetzt, ein Armband mit den Bild nissen des Königs und der Königin von Belgien, ein Armband mit 314 Brillanten und drei großen Smaragden, eine Brosche mit 378 Brillanten und zehn großen Sma ragden, ein Smaragddiadem mit neun Smaragdsternen und 368 Brillanten, ein Tüikisdiadem, ein Armband mit dem Portrait de; Grafen von Flandern aus seiner Knaben zeit, sowie viele andere Juwelen Der Wert der ge stohlenen Kostbarkeiten wird auf eine Million angegeben. Den leeren Kasten haben die Diebe, die den Raub zwischen acht Uhr abends und 1 Uhr nachts vollführt haben müssen, im Gemach zurückgelaffen. Als der Diebstahl entdeckt wurde, wurde das Valais sofort militärisch besetzt und jede in demselben befindliche Person untersucht. Unter Leitung des Generalstaatsanwalts wurden die Durchsuch ungen des Schlosses fortgesetzt. Zahlreiche Depeschen gingen sofort an die Grenzpolizei, die Grenzzollämter rc. ab. Dieser Diebstahl scheint von derselben Bande verübt zu sein, die im vergangenen Sommer im Palaste des Grafen Silberzeug im Werte von 100 000 FrcS. stahl, damals aber nicht entdeckt wurde. Statistik uuü YMswirtschast. * Die heute zu Ende gehende Woche hat für Lie Es selten- märkle keine besonders starken Bewegungen gebracht, indessen kann der Verlaus derselben insofern als relativ besrüdigend bezeichnet werden, als da» Ende von besserer Stimmung ge kennzeichnet war alS der Ansang. Eine Haupttriebsed r bildete außer politischen Be'rachtungen, welche namentlich im Beginn der Woche einen Einfluß geltend machten, die Erörterung der Frage, ob das in Rheinland Westphalen geplante Kvhlensyndikat auf gut deutsch .Kohlenring' zu stände kommen werde oder nicht. Was die Politik anbeircht, so hatte man am Ende der Boiwoche angenomm n, daß der Besuch des Eioßsürsten Thron folgers Niko aur von Rußland in Berlin den Beginn besserer Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland zu bedeuten habe und inan schloß hieran r weile-, daß auch die Aussichten sür den abzuschließenden Handelsvertrag sich gebessert hätten, die sympathischen, wenn auch re ervierten Äußerungen russischer Preßorgane über den Berliner Besuch und die Rede »es Kaisers sowie daS offen kundgegedene Mißvergnügen unserer Freund« an der Seine schien diese Auffassung zu bestätigen: aber im Widerspruch mit derselben finden die Reden mehrerer hoher Militär», die sich mit der Wahischeinlichkeit eines Kriege» nach zwei Fronten beschäftigen Man war deshalb geneigt, die sriedliche Bedeut»ug des Besuches de» Zarewitsch etwa - weniger hoch anzuschlagen. Indessen korrigierte man diese Meinung wieder mit der Erwägung, daß e« gilt, in den weitesten Kreisen die Notwendigkeit der Militüivorlage zum Bewußtsein zu bringen, eine Ausgabe, die sich lever Patrict stellen sollte und welche ganz besonders von Fachleuten wie hohen Offizieren begriffen und zu lösen »ersucht wir». Man beruhigt« gch deshalb auch ziemlich rasch über diesen Punkt. Einem Lance mit sollet unmittelbaren Nachbarn wie Deutsch land wird wohl ein Krieg mit zwei Fronten nicht sür ewige Zeiten erspar» werden können, es th»t also gut, sich für diesen Fall zu rüsten, auch wenn er nicht heute oder morgen eintritt. Da« wär« umso besser, dann wird di» reue Heerorganisation Zeit Haden, sich einzuleben und zu befestigen. DaS Koh ensyadikat ist eia Schoßkind der Spekul ition und man kann e» nur tief beklagen, daß die Beigwerke und die Börse in so engen Wechstldrziehungen stehen, daß da» Bestreben der Kvhlenwerlr zum Zweck künstlicher Preisbildung, wo« doch wohl xl-ick bedeutend ist, mit Preissteigerung, sich zu einem seften verbände za vereinigen, im Stan'.e ttt der ge samten Tendenz der Börse ihr Stygma auszuprägen; und daß günstire oder ungünstige Meldungen über diese versuche, einen Sohleniing zu bilden, Hauffe oder Baisse her- Vorbringen können. Indessen düse Verhältnisse bestehen einmal und eS muß mit denselben gerechnet werden Die Aussichten sür da» Zustandekommen diescS KohlensyndikalS sind gute, ja man zweffelt kaum mehl daran. Merkwürdigerweise aber sragt man nickt darnach, wie sich die gesamte übrige Kodlen ver brauchende Jnduürie de« deutschen Reiche» gerade in ihrer aegenwärtigen noch immer unbefriedigenden Lage mit hohen Kohlenpreisen abfinden würde. Die «erteidiger der Bestre bungen der Zechen weisen zur Entschuldigung bez Rechtserttgung derselben aus tie Hunderttausende von Menfchen hin, welchen sie Arbeit und Brot geben sollen, und auf die Millionen, welche die Zechen sür die sozialpolitischen Wahlsahrtseinrich» ivngen auswrnden müßten, tas sind stattliche Zahlen, welche man ausmarschieren läßt, aber geht es ,u den anderen In dustrien anders? Die Kohlenzechen sind doch nicht allein auf der Welt, handelt es sich hier um Hunderttausende von Ar beitern, so handelt eS sich bei allen anderen Zweigen zusammen um Millionen und namentlich ist die so hochwichtige Eisen industrie noch nicht in der Lage, höhere Produktionskosten, wie sie ein mit der gesamten Geschäftslage nicht zu vereinbarender Kohlevsond- verursachen würde, zu tragen Tie Gesamtlag; der Industrie ist noch keine besriedigende. In einzelnen Zweigen ist ja mehr Lebhaftigkeit zu bemerken so auch in unser«m sächsischen Stiumpswarengeschäst Der Export rach den Vereinigten Staaten ist aber noch immer kein sehr nutzbringender, da dem Einfluß der höheren Zölle mit Preis herabsetzungen vielfach begegnet werden muß. Ein Vorgang, ter sehr lehrreich ist sür Leute, die nicht glauben wollen, daß in einem schutzzöllncrischrn Siaate da» AuSla ck meist den Zoll zu tragen hat. Der günstige Eindruck, welchen dü Äußerung Clevelands hinsichtlich der Beseitigung des Mac Kinleytarijs an der Börse gemacht hat, ist in der Industrie selbst nicht so stark zum Ausdruck gekommen. Die Spekulation an der Börse sieht eben nur die eine Seite der Sacke, währen» den nüch ternen interessierten Kreisen auch die Kehrseite nicht entgeht. Wohl wird eS als ein Segen betrachtet, wenn die Zölle des Mac Kinleytarffs, die säst als Prohibitivzölle wirken, in der Zukunft ermäßigt werden. Aber selbst wenn sich diese Hoffnung erfüllt, wird erst eine fernere Zukunft Vorteile hiervon genießen, der Übergangszustand aber und die Gegenwart wird nicht ersreulich sein. Man hatte sich jetzt aus den neuen Taris einigermaßen ei>- gerichtet; cs stellte sich heraus, daß sehr viele Artikel in Amerika trotz der hohen Zölle nicht hergestellt werden können und die Im porteure begannen wieder größere Bestellungen zn machen. Jetzt wird wieder von bevorstehenden Zollermäßigungen ge sprochen, dir Importeure werden dadurch zur Vorsicht gemahnt, sie weiden nicht Massen von War n zu einem erhöhten Tarise einsühren, wenn sie in absehbarer Zeit niedrigere Zölle zu zahle» haben werden; so fürchtet man in der Industrie, md in einzelnen Zweiern zeigt es sich schon, daß die amerikanischen Käuser nur von der Hand rn den Mund leb-.» und ihre Aus träge aus las Notwendigst« beschränken werden. Hieraus geht zur Evidenz hervor, daß sifbst ungünstigere Zoüvcrhältnffje, wenn sie fest und dauernd sind, geringeren Nachteil bringen, als ewige Unruhe und Schwankungen, die keine stetige Entwickelung des Verkehrs gestatten, und hier dars min mit Befriedigung aus die Handelsverträge Hinweisen, welche feste Verhältnisse von längerer Dauer geschaffen haben, deren günstiger Einfluß mit der Zeit zur Geltung kommen muß. Der Geldstand, das ist dos dritte wesentliche Moment, welches gegenwärtig die Börsin beeinflußt, ist außerordentlich flüssig und es hat sich in de-, Henie zu Ende gehenden Woche an allen Börsen, auch an unserem lokalen Markte, ein lebhaftes Geschäft in fest verzinslichen Bnlaaepapieren enlw ckelt; hier wa-en die Umsätze in Reichsai leihen, preußischen Konsole, sächsischen Renten, 3^ Sachsen und Psandbriescn des land wirtschaftlichen Kreditvereins, sowie österreichischen Renten, Ru mänen rc. stellenweise sehr bedeutend. Wenn irgend ein Symptom sür die gesunden inneren Verhältnisse d-S Geld marktes spricht, so ist eS dieses und man dars hieraus die Hoffnung schöpfen, »aß nach und nach von der günstigen Stim mung, welche sich in dem B-rkehr des Anlagenmarktcr aus. spr cht, auch andere Gebiete r oneil haben werren Die Kon vertierung öst rreichischcr Werte soll kem Vernehmen nach im großen Maßstabe erfolgen Ob d'es zatrifft, läßt sich noch nicht kontrollieren. Was die Barsubskriplion betrifft, so dürste ihr der Umstand, daß aus dem Anlagenmarlte tatsächlich Material knapp ist, Zeichnungen zusuhren; auch andere Emis sionen sest verzinslicher Werte, welche bereit» veröffentlicht sind oder blvorsteden, werden von dem günstigen MarUverhäftmsse profilieren. I- Industri p-Pieren war der Verkehr geringer, doch ist auch aus diesem Geb cte relativ günstige Stimmung zu konstatieren * Die vor kur,cm abgeschlossene zu pari rückzahlbare, an erster Stelle hypothekarisch sicher-gestellte 4>^ ygige An leihe von Kempsss Brauerei Gesellschast, Franksurt a. M., im Bet-oge von 80t) (MO M., wird am 7. d. Mts zur Zeichnung ausgelegt. Subskriptionen nehmen die Bankhäuser Philipp Slimeyer in Dresden und Eml. Schwarzschild in Franksurt a. M entgegen Der Subskriptionspreis ist aus tvo Pro-ent festgesetzt, zuzügl-.ch 4'^ Proz. Stückzinsen vom i September l8"2 bis »um Tage der Abnahme Ler stühere Schluß der Subskription bleibt den Subskriptionsstellen vor behal-en, nach deren Ermessen auch die Zuteilung ersolgt. Die zuqeteilten Stücke sind am 2t. Februard. I. abzunehmen. Mt dem Erlös der Anleihe ist die bisher bestandene Hypothetenschuld au? dem Brauereianwesen von etwa 44k WO M. bereits ab gelöst worden, während der Rest zur Verstärkung der Betriebs mittel dienen soll. Die Lage der Gesellschast ist eine günstige, dieselbe zahlte in den K Jahren ihres Bestehens bei reichlichen Abfchreibuogcn und Reservestellungen durchschnittlich II) Proz. Dividende. * Ler Buffichtsrat der Leipziger Bank hat beschlossen, der aus den 2. März einzuberusenden Generalyerfammlung die Verteilung einer Dividende von 6 Proz., die Überweisung von 2b ovo M an den Bean tenpensionSfonds und die Dotierung der Reserve mit ivvvoo M. vorzuschlagen. * In dem von der Deutschen Genossenschaftsbank in Franksurt a M. gegen die Hst erreicht, cke Staats bahn angestrengten Prozesse wegen der Couponkürzunq wurde der Einwand c egen dfe Zuständigkeit de« Gerichts zurückgcwi-ien und der am 24 Dezember v I erwirkt: Arrest beftät gt, wäh rend die Arreste vom 1. Lkiobrr und vom l. November v. I. von der Klägerin, der Deutschen Genossenschaftsbank, zurück gezogen w-.ren. Die Verhandlung wurde nach vierstündiger Laurr aus den 17. d MtS. vertagt, da das Nummernverzcichm« der 264 VVO Stück eingeklagter Coupons erst heute eingereichl wurde und der * «klagten Zeit gelaijen werben müsse, zu prüsen, ob unter denselben sich kein« verlosten oder amortisierten (!) befänden. — ;n der gestrigen a u ß ero rdent lich e n General versammlung der Dresdner Malzfabrik, wurde 0er Antrag der Verwaltung, »re Aktien durch Nachzahlung vor »Oys, in < orzugsaktien mit 6Dividendenvorzug umzuwandelü angenommen Damit werden der Gesellschaft di- der Größe ihrer Anla .en entsprechende Betriebsmittel zugesührt. — Nach Washingtoner Privatnachrichten hätte Pm- Cleveland b-schl»sjen eine besondere Session des Kongresses zum Zwecke der Aushebung der Sherman schen Silberakte zbelr. Ankaus von monatlich 4>)h Mill. Unren Silber bunt du« Schatzamt gegen in V olv oder Silber zahlbare Certifikale) ein- zuberusen Lingesandtes. l.sna!in I°ils«° ec°M i-ünolin »»r Vtlege der Haut. -- , zur Rktndaltuni und Be- wunttt HauMtlen 2» und Wund-n . „ , .. KF—ctz—ar — tz- ;ur»rzalmni> quin Haut.de- »S ONLUgllvN iondnHdki ickMniKiod-r«. 2» d»t>«i, In Liuntudao » «o t-s , In Niorkilo-ia a ro lu>a 10 In l» <te» m«i»t»o Xpotbeü-o uns l>i-oa««l»n. vcpkt: Ließaint lt»«»< ü, Nerlio di Ni Ul
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