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Erste Beilage zu ^7 29 des Sonnabend, den 4. Februar 1893, abends § —- — —- 9 »ter incment. Der l. ervaler. >r, s,r«den 10 Uhr 42» l in vier Anfang der fünf Uhr. S Ballett- Haßreiter Anfang wegen durchaus nur gut heißen, herzuftellen und dazu vorhanden Arbeitern Arbeit and in g 7 Lorle. — ^Uhr.)- moor. — z e.M: az»» — Paul von Emma Al- häft-sührer fr. Amalie Dresden^ b. Schuhe ten. tzrn. Rich. Rädchen: - Frei end: Sub- ia Stuart. ach, Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Departement -er Finanzen. Albin Sorger, zeither Finonzkalkulator, al« Finanz, rechnung-sekretär; Friedrich Wilhelm Fr fche r I, zeither Finauz- rechuungslanzlift, al- Fi»a»zkalkulator; Paul Georn Broß mann, zeither KiaanzicchnungShilsSlaazllft, als Finanz, rechaung-kanzlist. * Die Budgetkommiffion de» Reichstags trat gestern >n die Beratung des Militärelats ein. Bei Kapitel l4 der dauernden Ausgaben — Kiiegsministerium — mach, der Referent darauf ausmerljam, daß ini vorigen Jahre eine Reihe von Re» folutioncn gefaßt worden feien die sich auf die Emich,änlung der Postenauestevung und den Gebrauch der Schußwaffen der Wachtposten, sowie aus Einjährigsreiwilliqe, die erst mit 23 Jahren eintreten, beziehen Die verbündeten Regierungen hätten den Resolutionen nicht Folge gegeben — Generalmajor v Goßler sagt von neuem zu, daß die Stellung von Posten möglichst eingeschränkt werden und daß die Posten in allen be lebten Straßen ohne scharf' Patronen aufziehen sollten. — Abg Singer (Soz-Dem) erkennt di- Besserung der Zustände an, wünscht aber thunlichste Ausdehnung und befürwortet den Trans port der Arrestanten durch Wagen. — Der Kriegsminister sagt zu, in der angeregten Richtung verfügen zu wollen — Abg. Gröber (Zentr) bringt die Soldatcnmißhandlungen von neuem zur Sprache und frogt an, weshalb der Bunde-rat der Resolution des Reichstags leine Folgt gegeben habe. — Gencral- m>'jor v Goßler erklärt, daß die Verhandlungen darüber noch schweben — Abg. L ingcns (Zentr.) äußert Wünscht auf kirch lichem Gebiete, insbesondere bezüglich der Rekruicnveleidigung, der Mischehen, der Sonntagsruhe. — Abg Hammacher (nat.-lib) bringt die Kommandierung des G .rdcschüyenbataillonS, einschließlich der Freiwilligen, nach Abtrennung der Dienst zeichen, zu Hofjagdcn bei sawerem Frostwetter zur Sprache und fragt au, ob es zulässig sei, die Teilnahme solcher, die sich nicht freiwillig Lazu melden, zu beschien. — Generalmajor v. Boßler erkennt an, daß eine unfreiwillige Teilnahme nicht zulässig sei. — Auch Abg. Hinze (deulm'reij.) bringt einen ähnlichen Fall aus Posen zur Sprache. — Abg. Hammacher hebt nochmals hcivor, daß erhebliche Gesundheitsschädigungen bei den fraglichen Mannschaften vorgekommcn seien, und verlangt Mitteilung des Resultats der Untersuchung vor Schluß der Etatsbcratung. — Der Kriegsminister sagt die gewünschten Mitt.ilungen zu. — Kaptlrl !4-l7 werden bewilligt. — Bei Kapitel 24 (Geldveipstcgung der Truppen) stellt Abg. v. Henk (kons.) die Frage, ob sür die abgelehate Manneartillericcompaguie für Lux- Hauen ein Ersatz aus der Fußariillerre beschoss! sei Tie Frage wird verneint. — Aus eine Frage des Abg Hinze erklärt der Rcgiernngkkommijsar, daß gegenüber einem Manquement von SSV Offizieren ein Nachwuchs von iso» vor;andc» sei. Tas Manquement sei gegen die Vorjahre erheblich gesunken. Titel 1 (Besoldungen der Ojfizirre 24 1S8 7VS M.) wird be willigt Bei Titel 2 (Militärärzte 24 829 600 M) wird konstatiert, daß auch das Manquement bei den Assistenzärzten im Abnehmen begrisse» sei. Bus die Frage bezüglich der Miliiärmusiken wirs erklärt, daß die Neubiltung von BaiaillonS- musiken untersagt sei. d- etwa üü BataillonSmusikcn bestehen Der Fragesteller, Abg. Baumbach, regt auch die Aushebung der bestehenden an. * Im ReichStagsausschuß zur Vorberatung der „ler Heinze' wurde gestern die Beratung des reu vorgeschla-eneu t »>1u zum Sliasgeseybuche fortgesetzt. Es lagen dazu IS Anträge vor. Schließlich wurde der Paragraph in folgender, von den Abgg Ptesche. und Gröber vorgeschlagcnen Fassung angenommen: „Eire Mannsperson, welche von einer Weibs person, die gewelbsmäßig Unzucht treibt, unter Ausbeulung ihres unzücht'gen Elwerbes ganz oder teilweise den LebenS- unicrha>t bezieht od r wer einer solchen Weibsperson gewohn heitsmäßig oder aus Eigennutz in Bezug auf die Ausübung des unzüchtigen Gewerbes Schutz gewährt oder sonst förderlich ist, wird mit Gefängnis nicht unt-r emem Monat bestraft. Ist der Thäler der Ehemann der Weibsperson oder hat der Thäter die We-b-person unter Anwendung der Gewalt oder Drohungen zur Ausübung des unzüchtigen Gewerbes ange- haltrn, so tritt Gefängnis nicht unter einem Jahre ein " — Ein Antrag auf Zulassung mildernder Umstände wurde ab- gelehnt. nicht. Wir können solche Genossenschaften "" hctzung, die — ich will nicht sagen Hr. Bebel, aber jedenfalls ein Teil seiner Parteigenossen bewußt gegen alle verüben, die ihnen gefährlich sind. Ich weiß genau, daß Sie mich nicht hassen, weil ich meine Aroeiter tyrannisiere, sondern weil ich mit ihnen auf gutem Fuße stehe. Wenn ich wirklich das Scheujal wäre, als welches S:e muh Hinstellei, so ließen Sie mich sicher in Ruhe und freuten sich, daß ich Propaganda für Sie machte. Ich behandele meine Arbeiter mit fester Hand, aber mit warmem Herzen, und diese sind ruhig und zufrieden und wollen nichts von Ihnen wissen. " Sie verfolgen mich, weil ich Ihnen unbequem bin, und würden sich freu-n, wenn meine Macht ein Ende hätte. In einem mir aus Ham burg zugesandien Blatt ist gesagt, doß ich eigentlich kein Mensch, sondern ein Tier sc, und es w rd gesagt, daß ich im Zukunsts staal als Ichthyosaurus in Spiritus aujbewahrt werde zur Erinnerung vergangener Zeilen («roße Hnterkeit.) Bei all diesen Hetzereien bin ich erstaunt, daß man mich nicht schon längst lotgeschlagen bat. Ihr Fanatismus ist der Faoalismu- tag: sm Forst- e Preise: Weih- i Tanz in r. Musik 6 Uhr. — ig) Reu na. ko- non Mett- Ofsenbach. des Neides, der Bosheit gegen die Mitglieder der Parteien, die nicht zu Ihnen gehören. Aber das i, eine Macht, die nicht mit lde rlen Waffen zu bekämpfen ist, auch nitt mit den Waffen der Überredung. Umcre Reden werden ja dem Volle auch wohl weislich voreu hallen. Gegen die Gefahren, welche Sie ycraus- beschwören, kämpft man mit den Waffen der Gewalt, an die Sie appellieren, sobald Sie die Macht haben, (liedhafter Bei fall rechts.) In die ein Kampfe werden Sie vielleicht siegen, wenn dec Staat schwach ist, aber nicht, wenn er seine Schuldig keit thnt und Ihnen mit den Mitteln gegeuüberlrilt, die er in seiner Macht hat. (Beisall.) Abg. Bachem (Zentr): Ich will nicht aus den Ton deS .Vorwärts' eingcheu, der meine Rede eine ZentrumSkapuzinade, dem Bedürfnis von Quartanern entspiichend, genannt Hal. Dem gegenüber Hal Pr Bebel in Erwiderung auf «eine Äußerungen heule eine zweistündige Rede gevallen. Wir er warte» von den gesetzlichen Mitteln zum Wohle Ler Arbeiter, die Sie lt alliativmiiul nennen, wenn sie »oll ^ur Lurchführung gelangt sind, die Beseitigung der Sozialdemokratie. Aeliere Arbeiter erkennen d:e Wohlihate» Ler Gesetze auch an, nur junge gelingt es Ihnen, hinter« Licht zu führen Die Berührung der Gehaltsfrage hat Hr Bebel widerlich genannt Ich Halle das Gehalt ja ganz angemessen und habe nur die Leute im eigenen sozialdemokratischen Lager erwähnt, die nicht ohne Neid auf eie Höhe dieses Geyaltes sehen können, und habe Ihnen zugerusen : und mit solchen Leuten wollen Sie Ihren Slaat «usbaucnl Hr. Bcbel hat ge ragt, wie dir Staat nach r> Jahren äusseren wird. Ich will ihm darauf antworten. Er wird gerade so ausjehen wie heute, und wird auf dem Boden der heutigen Gesellschaftsordnung eine weitere Besserung der Arbeiterverhält nisse helbeigeführt haben. Hr. Bebel aber will einen großen Sladderadaisch, eine neue Gesellschaftsordnung einsühren. Daraus können wir uns doch nicht einlassen, ehe wn nicht ganz genau diese neue Gesellschaftsordnung kennen. Was sagt nun aber Hr. Bebel heule, wo wir uns ü er den sozialistischen Zukunft«. yaat auSeinandersctzen wollen? Wir wollen diesen sozialistischen Zukunstsstaat nicht ausmalen, weil wir gar keinen sozialistischen Zukunstsstaat wollen. Früher aber hat sich Hr. Bebel ganz anders ausgesprochen In seiner I8SS veiöffentlichien Schrift: „Unseie Ziele" sagte er ausdrücklich: der Plan des jozialistftchen ZukunftsstaatS muß bereits ganz genau vor der Aktion jcft- gestellt s in Und als im November 1884 der frühere Reichs kanzler, da in allen Versammlungen und Organen der Sozial demokratie dieser sozialdemokralishe Zukunftsstaat erörtert wurde, Hrn. Bebel ausforderte, sein ZukunjtSprogramm zu entwickeln, da äußerle Hr. Bebel, sie hätten jetzt r4 Ab geordnete, wenn sie aber »ü Vertreter im Parlamente hätten, würden sie gezwungen sein, ihr Programm offen dar- z legen. Hr. Bebel sa,te weiter, er sei schon jetzt bereit, die Organ satio» der Arbeit über die Distribution der LrbenSmntel im svjialislischen Staat auSeinander- zusetzen. Wir erwarte» aber noch heute den Organisation«» plan deS Hrn. Bebel vergeblich Er hat statt dessen heute in einer grschicktlich-pdilosaphischen Ausführung erkläit, daß e- gar nicht »ölig sei, sich über den sozialdemokratischen Staat auSzuspreche», »eil derselbe aus Grund der naturgemäßen Entnickelung in« Leben treten müsse. So einfach, meine Herren Sozialdemokraten, ist die Sache doch nicht Wir haben keine Ze»« diese Entwickelung abzuwarlen; wir haben keine Zeit mehr zu verlier.» Tie Frag« ist brennend, ob und wann der fozrrldemokiatische Staat ausgerichtet werden soll Hr. Vollmar, der ja auch trotz aller Meinungsverschiedenheiten aus sozialisti schem Boden steht, Hai in Nr. 7 »e» Jahrgang«« 1892/9» der „Reiten Zeitde« offiziellen »iflcnlchafll chen Organ«, aus drücklich erklärt, daß die soziale Frage 'N diesem letzten Jahr zehnt de« Jahrhundert» zur En sch.idung gebracht werde» würde. Auch in anderen Organen der Eozialb mokratie wird vorhergtjog«, daß die Eo.'a'd-mokraii' spätesten« ,» Jahre t»»8 zur Mach« gelangen müsse Hr. Bebet würde dann Prä sident Ler Republik, Liebknecht Stam-sekretär de« Innern sein. Dresdtler Nachrichten vom 4 Februar. —» Gestern nachmittag fand im Anschluß an den Saatenma'ft ein« besondere Versammlung der Hkonomi» Sozialdemokraten) Ich habe srüher gesagt, der Bellamysche Siaat ist sür Eie nicht ganqbar, weil Sie Haß und Unzu- ftiede»heit wollen, der R chierjche Slaat gefällt mir aber auch nicht, (Heiterkeit links) weil Hr. Richter in diel zu milder Weise mir Ihnen umgrgangea ist. Hr. Richter hat mit großem »eist und mit viel Satire sein Buch geschrieben aber die letzte Kon sequenz hat er nicht gezogen, brr totgescylagene Buchbinder ge nügt mir nicht. R chlig r ist Ihr Staat in dem Buch von Gregoroviu« „Der Himmel aus Erden' geschildert. Zu diesem werben Sie notgediungen kommen müssen Da«, was Sie sür die Arbeiter gethon haben, wovon der Hr. Abgeordnete Bebel auch gesprcchen hat. kommt hier gar nicht in Be tracht, denn solche Thattu bestreite ich durchaus Sir haben niemals sür die Arbeiter etwas gethun, und hüten sich auch, sür dieselben etwas zu thun; Sie fördern die Unzufriedenheit. Wenn Hr. Bebel meint, Laß durch Herabsetzung der Arbeits zeit von 10 ans 8 Stunden der größte Ten Ler Arbeiter be schäftigt werden könnte, so ist da« ein großer wirischaftlicher Jritum, und ich bin erstaui t. Laß so e'waS hier im Häuft vorgebracht werden kann. Weiß de»n Hr Bebel nicht, daß die Arbeftslosipke t, übe-- die wir uns heute zu beklagen haben, durch den Rückgang des Exporte bedingt ist? Meint er, daß, wenn heute dirielben Leute zum halbrn Lohn 8 statt 10 Stun den arbeiten kie Exporlsähigkeft wachsen wi>d? Gott bewahre! Wir sind dann rncht in der Lage mit d,m AuSlande zu kon kurrieren. Oder er müßle ««nehmen, daß die Leute dahin zu bringen s ien, in 8 Stunden dasselbe za leigen. wie srüher in Iv stunden. DaS sind alles Widersprüche, auch w nn er sagt, die Leute aus den Städten könne nicht auss Land gehen weil dadurch die Löhne fallen würden. Wenn er aus der einen Seite die Lebensmiitelzölle hcrabsetzen, auf der anderen Seile die Leute in den Slädt«» behalien will, dann ist klar, daß er uns keine »raklischen Mittel angeben kann, nm die Arbeftslosigleit sowohl in den Städten als aus dcm Lande zu mindern. Die Mittel, die Sie zur praktischen Auiblsterung dcs Lohnes der Arbeits- klassen aus Grund der heutigen Gisellschasisordnnng angegeben h'ben, find durchaus nichtig. Was Sie gethan haben, ist, daß Sie den Aibettsklasten falsche Vorstellungen beigebracht haben über die bestehenden Zustände und über tue Forigä. ge, wie wir sic in Deutschland habt«. Es ist eine Unwahrheit, wenn gesagt wird, daß die Entwichlung der mocerncn Gesellschaft so ist, daß der Kapitalist em größeres, der Arbeiler ein verhältnismäßig geringeres Einkommen habe. Das ist alles umgekehrt. Der Zinsfuß sinkt, der Lohn steigt; ob es sich nm einen Beamten ober um ci en Arbeiter handelt, geschieht auf derselben Basis. Das Eilat aus dec Miliiärkoanuission von dcm Tiefstand der Löhne hat Abg. Bebel falsch angeführt Gegenüber einer Be hauptung aus der Opposition bemerkte Ler Reichsschatzfelretär ausdrücklich, daß, wenn man auch nicht bestimmt behaupten könne, ob nicht noch ein tieferer Stand kommen werde, eine Besserung zu konstatieren sei. DaS ist also auch eine Ihrer objektiven Unwahrheiten, anders darf ich es hier ja nicht nennen. So wie Sie die Arbeiter mit Haß und Neid und Bosheit gegen die Gesellschaftsordnung erfüllen, so machen Sie es mit persönlichen Verdächtigungen einzelner Personen — Sie greisen meine Privateyr- an, stellen mich als einen Blutsauger, einen Tyrannen gegen meine Arbeiter hin. Ein illustrierleS Blaft kvipoitierr jetzt sogar -ine Geschichte, daß mein Großvater sein Vermögen damit erworben habe, daß er mit dem Schinder- Hannes gemeinschaftliche Sache gemacht habe. (Heiterkeit.) Tas ist so kolossaler Blöosinn, daß in memer Gegend jedermann darüber lacht DaS wissen die Herren ganz genau. Abcr im weiteren Deutschland glaubt man dergleichen. Das ist die Ans- wenn sie dazu dienen, sozialistische Schriften zu verbreiten, weil sonst keine Möglichkeit ist, oder wenn sie arbeitslos gewordenen verschaffen wollen. Ein Mittel zur Besserung der sozialen Lage der Arbeiter sind d>e Genossenschaften nicht. Aus dcr Bäckcreigenoffenschast kann man nicht aus die Befähigung der Sozialdemokratie überhaupt schließen. Andere Genoss nschasten könn n dem gegenüber genannt «erden, die glänzend geleitet sind, so z. B die Bäckereigenoffenschajt in Hamburg. Daß Hr. Bachem die GehaltLfragr in den Reichs tag gebracht hat, ist doch wunderbar 7LW M hat Hr. Lieb knecht al« Schalt zugedilligt erhalten, nachdem «r rin Menschen alter im Dienste dcr Partei für hungerlohn gearbeitet hat! Für Brrlincr Verhältnisse ist rin solche« Redakleurgehalt doch noch sehr niedrig Wer hat die Sache denn in die Öffentlich- leit gebrach»? Die bürgerliche Presse, welche die kleinen Zeichen der Un,«sriedenheit in der Partei in Zusammenhang mit drn Äußerungen der Unabhängigen in die Öffentlichkeit gezerrt ha». Zu solchen unanständigen Mitteln muffen Sie greisen, weil Sie keine anständigen Mittel gegen un« haben. Vizepräsident Ba»mbach: Ich nehme au, daß der Redner damit nicht Parteien im Hause bezeichnen will Abg. Bedel (fonsahrrnd): Ich bade ausdrücklich von drr Prrffe g-sprocheu. Daß die Personen, welche Vertrauen«- pellungrn in drr Partri brkltidrn, drr öffrntlichrn Kritik unter- kirar», ist riu Vorzug. Wir brlämpftn die Autorität an sich »d deshalb ist r« falsch, un« einen Mangel an Autorität »or- zuwerfcn. Wir üben keine Tyrannei «u«l Wir siud unserer (Zuruf von drn Sozialdemokraten: Nein, Hr. v Bötticherl) Nun denn, dann werden Sir doch gettvungrn fein, diese neue Republik sozialistisch zu organisieren Wie soll dl-S unvermittelt geschehen? Auch Ihr sozialistischer Zukunstsftaat kann doch nur die Lache aulonomftifcher Entwickelung sein. Sie wollen aber nicht Schritt sür Schritt diese Entwickelung durchlaufen; Sir wollen die Revolution, wollen mii einem plötzlichen Kladdera datsch daS morsche Gebäude der bürgrrlichen Gesellschaft zer trümmern. E» ist in der Thai frivol, ohne irgend cin-n Plan solcher Entwickelung vorgretsen zu wollen. Marx, den Sie ja wohl noch nicht in daS al-e Eisen geworfen habe», stellte sich alSÜbergang zum kommunistischen Stande i och eine Diktatur de- Proletariat« vor. Die sozialdemokratische Entwickelung ist jetzt sehr merkwürdig. Sie sind jetzt sehr vorsichtig mit dem Besprechen der Rcvolutio» deS Zukunssstaates, des Kladderadatsches D-nn die Jahre, sür die Sie sie prophezeien, kommen heran, 1888 ist bald da Hr. Bebel hütet sich jetzt, zu prophezeien und wartet mit dem Abg. Liebknecht ab, bis die heutige Gesellschaft in den sozialistischen Siaat hineingewachsen ist. Warten Sie ab und wir auch, daun werden wir unS am besten stehen Es ze gt sich auch noch eine andere Entwickelung Jhie begeisteittn Anhänger sind junge Leute, die die Verhältnisse von j-tzt und ftüher gar nicht kennen. Die älteren Arbeiter wissen ganz g nau daß ihre Verhältnisse jetzt weit brsjcr sind als vor 187«:. Hunderttauscnde und Millionen von Arbeitern lagen sich h Ute, daß sie es jetzt besser habe«, als si eS im sozialdemotrunschen Staate haben könnt», und selbst junge Arbeiter überlegen es bereits, ob sie nicht besser thun, mit uns den Weg ciner allmähl chen Besserung z» gehen, als den Sprung ins Dunkle zu machen. Ihnen gehört dft unbesonnene Jugend, uns die beionnenen, einsichtsvollen Arbeiter, kie Arbeiter, die denken können. Wenn der deutsche Arbeiter sich das Deeken bewahrt, haben wir vor Ihnen leine Angst. Wir sind der soziaidemokratüchen Partri dankbar, wenn sie uu° -eipt. reo den Arbeiter der Schuh drückt. Aber aucki ohne Ihre Mithilse wäre die Euiw ckelung ge« k mmen; das Programm unserer Partei ist jcho.l sehr alt und wir werden weiter arbeiten. Sie übertreffen unS nicht an Liebe und Aujopserung sür d n deutschen Arbeiter, wir über treffe» Sie aber an Besonnenheit und ruhigem Forlichrciten; uns gehört die Zukunst. Wir gehen den Weg der christlichen Kultur, der uns durch 1800 Jahre hindurchgesuhrt hat durch alle Gefahren und Schwierigkeiten. Wenn die Arbeiter sich aus dem Boden des Christentums mit un« vereinigen, werden wir Las Ziel ohne Frage sicherer erreichen als wenn wir die gc- sährlichen Experimente machen, die Sie uns zumuten. Noch einS! In Jyren Versammlungen wird ganz anders geredet, als hier von der Tribüne des Reichstags und Sic sind dafür verantwortlich kehren auch Sie zurück zur Wahrheit und Ge rechtigkeit auf dem sozialen Gebiete, zur Vernunft und Be sonnenheit. Dann werden Sie dem deutschen «i bester mehr nützen, als wenn Sie ihn in dre Revolution hincintrechea, ihm die PhanlaSmaqorien Vormacht» ihnen eine Entwickelung ver sprechen, deren Ende niemand absehen kann, die unser deulsche- Vaterland zu einem gcwalt gen Trümmerfeld machen wird, wie die Weltgeschichte noch ine eines gesehen hat (Stürmischer Bcisall und Händeklatschen.) Auf Antrag der Sozialdemokraten wird fticrauf Vertagung der Verhandlung beschlossen Schluß gegen 5 Uhr. Nächste Sitzung Sonnabend 1 Uhr (Fortsetzung der EtatLberatung.) ganzen Natur nach eine durchaus dtmokralischc Pattei. Hr. Buhl, Hr. Bachem und Hr. v Bötticher haben nach dem Zu- kunsl-ftaat verlangt. E» wundert mich eigentliiL, daß der letztere sich in dieser Gesellschaft befindet^ denn bei einer früheren Debatte hat er unS so in Lchutz genommen ge^en die Angriffe des Abg. Schrader, daß wir un« sagten: Wenn wir Sinmal einen Staatssekretär zu crnennrn hatte!', dann könnte» wir ihn dazu nehm-n, weil er sich schon reckr gut in unsere Gedanken hincingelebt hat (Große Hriterkeri.) Die Litteralur kann über de» Zukunstsftaat gar keine AuSkunst geben Wir haben unscre Ansichten medrsach gcänd rt. Die Anschauungen Lassalles z. B. übe: die Staatsweikftälten sind längst über den Haufen geworfen. In der letzten Entwickelung deS Sozialismus handelt eS sich nicht um den Staat, fonde>n um Aufhebung deS SioateS,-um die gesellsckaftliwe Organisation. (Redner verweist aus die Schriften von Engels Kautzky, aus da« Ersutter Programm und fein eigenes Buch „Die Frau ") Hr. Bachem fragt, ob da«, was Hr Eugen Richter geschrieben, den ZukunstSftaat schildert Nun, die Zukunftsbilder sind ge rade so gut g«ichneben, wie Eugen Richter konnte. (Heiterkeit.) Durch die Broschüre ist nicht ein Arbeiter der Sozialdemokratie abwendig gemacht worden und nicht ein Arbeiter wird dadurch gihindcrl, Sozialdemokrat zu werden. (Zustimmung bei den Sozialdemokraten) Solange die kommunistische Urausjassuug galt, gab eS keinen Staat ; der Staat »ritt erst auj mit dem Augenblick, wo es Privateigentum und damit soziale Gegensätze giebt. Tie Organe des Staates werden von der Priestcrschast als von Gott eingesetzt dargestellt. Mit der Änderung der Prodllklionssormen ändrrt sich auch die Staatssorm und die SiaatSver»altung. Als ich vor einigen Jahren hier erklärte, die Herren vom BundeSrate seien nur VerwaltungSausschuß der herrschenden Klaffe, da ries Hr. v Bötticher: Sehr richtig I Es habcu kie Utopisten allerdings den Versuch gemach«, einen idealen Staat auszumalen. Man meint nur, daß auch wir wie die St Simon, Fourier, Owen und Labet den Zukunslspaat auSwaltn müßten Ta« sind eben Utopisten gewesen und wir sind praktische Menschen Die bürgerliche Geftlftchast ist die beste der bisherigen Gesellschaften, aber sie ist die lrtzie bürger liche Gesellschaft; dahinter kommt eine andere Gesell schaft. Wir bekämpfen nicht die Gesellschaft an sich, sondern nur ihre Auswüchse, um zu zeigen, daß an ihre Sieve eine neue Gesellschaft treten muß. Wie die feudale Geselftchast die bürgerliche Gesellschaft hervorgebracht, so wird aus dcr bürger lichen die sozialistische Gesellschaft entstehe!'. Da kann man nicht sagen: So und so muß die neue Giselljchast aus'ehen. Haben denn die Männer, die sür die Einheit des Dcutsa en Reichs eintratcn, auch schon feste Pläne gehabt? Professor Del brück schreibt, baß solche Pläne erst notwendig seien, wenn man an die Ausführung wirklich herantrete. Wissen Lie denn schon, was Sie i» den nächsten fünf Jahren thun werden? Nein, das wissen Sie nicht, denn Sie wissen gar nicht, welche Verhältnisse bis dahin eintreten werden. Ganz so liegt es bei uns. Unser Programm enthält die allgemnnen Grundrisse. Die Expro priation der gesamten Arbntsmittel wird du-chgesühr werben, sobald es Zeit dazu jein wird; sie kann nur das Wcrk der Ar beiterklasse sein, weil olle anderen Klaffen auf dem Boden des Privateigentums stehen. Je mehr die großen Werke in die Hände der Ak-ronäre, der nicht arbeitenden Klassen üb rgehen, desto leichter wird die Expropriation sein. Die Verstaatlichung der Eisenbahn ist uns sehr angenehm; da brauchen wir nicht mehr zu expropriieren, sondern brauchen nur an Stelle des fis kalischen den sozialen Staat zu setzen. Die Techniker, In genieure u. s. w stellen wir alle an. (Heiterkeit.) Wir können gar nicht in Verlegenheit kommen. Wir verlangen ferner: all gemeines Wahlrecht r on 20 Jahren ab für Männer und Frauen, Freiheit der Meinungsäußerung, allgemeine Wehrpflichi u s w. Alle diese Punkte beziehen sich aus die SlaatSorganisation, die dazu bestimmt ist, alles zu liquidieren. Die ganze jetzige bürger liche Gesellschaft, auch die Großgrundbesitzer, sind so verichuldet, daß sii vielleicht zufi ied.n sind, wenn wir sie einmal expropriiere». Sie beqiüßen uns vielleicht noch einmal als Retter. (Heiter keit) Wie entwickelt ist die jetzige Gesellschaft durch die Ma schinen rc, cs lönncn die Konsumartikc! in größter Menge ge liefert werden und dennoch leidet die große Menge Mangel. Sollte cs nicht eine Gesellschaft geben können, wo jeder teil nimmt an der Produltton und auch jeder feinen Anteil am Produkt zum Lebensunterhalt erhält? RobbertuS hat viele Forderungen »ert eien, welche die Konservativen beute nicht mehr anerkennen. Wird nicht die Verstaatlichung des Grund und Bodens von den Bodenbesitzresormern verlangt? Wenn wir erst den Bo.en expropriieren, dann machen wir cor den Fabriken nicht Halt. Je schneller die Zeiten der Prosperität und der Krisen sich auf.rnandcr fo'gen, desto mehr werden sich die Menschen von der Notwendigkeil Ler sozialen Resoim über zeugen. Die paar Untecnchmer lönnen diesen Lauf der Dinge nicht aushaltrn. Die nationalökonomijche Wissenschaft geht mehr und mehr z > soziallsiischen Anschauungen über. Sogar d'.S offiziöse Organ des Papstes hat den Sozialismus als Lie Parole der Zukunft bezeichnet. Alles arbeitet dcr Sozialdemo kratie in die Hände Daß die Bourgeoisie ihre eigenen Kinder nicht mehr in den Beamienstcllen, als Lehrer, als Ärzte rc. unterbringen kann, daß überall ein großes Üverangebot herrscht, beweist, daß die Verhältnisse ihr über den Kopf wachsen, dav sie untergeben muß. D-e bürgerliche Gesellschaft erzeugt aus dem Überflüsse Not und Mangel. Dieser eine Say sagt genug. Tie Zukunft gehört uns; wir Werren weileiinaifchinen nno Sie werden bei dcr nächsten Wahl eine größere Zahl aus unserer Seite sehen als bicher. (Lebhafter Beifall bei den So ialdemokraten) Abg. Frhr v. Ltumm (Retchsp): Abg. Bebel hat aus die Aufforderung des Abg. Bachem, endlich einmal zu sagen, wie er sich den Zukunstsftaat denkt, nur mtt seinen altbckamuen Redensarten geanlwort.t Wer» Hr. Bedel sagt, er wolle sich nicht ons Tetailmalerci einlassen, so kann ich ihm nur sagen, daß e« sich gar nicht um eine solche handelt, sondern nur um die letzten Ziele, zu denen er gelangen will. Aus L e Frage, wie soll Produktion und Konsumt on geregelt werbin, Hal er auch mit keinem Wort geantwortet, ebensowenig darauf, wie die Ernährung der KO Millionen Menschen stattfinden soll. Wer die Geschichte studiert hat, weiß, daß alle Bildungen, die sich aus gewissermaßen gemeinschaftlicher kommunistischer Wirtschafts ordnung incwickett Haden, nur dann gedeihen, wenn sie von dem Geiste der christlichen Liebe durchdrungen sind Aber alles das, was Sie (zu den Lozialdemokraien gewandt) thun, ist lediglich vom Egoismus durchdrungen. Auch die Backe:eigenosjei schäft, die Abg. Bachem erwäbnt hat, beweist, daß cs dort nicht mög lich war, da« gemeinschaftliche Interesse über dm Egoiomu« zu stellen Aber ebenso wie feststeht, daß Sie aus genossenschaft lichem Wege bankerott gemacht haben, steht auch fest, daß Ihre Privalunternehmungen ich rentieren. Unter den wzialdemokra- Iischen Abgeordneten sind so viele Unternehmer, wie verhältnis mäßig in keiner Fraktion. Also alles, was Sic gegen die Umer- nchmer sagen, richtet sich auch gegen Sie. Unter de» Sö sozialdemokratischen Abgeordneten sinv rur 2 Arbeiter. Also kommt auch in einer so ideal angelegten Fraktion wie der sozial demokratischen drr Spezialegoismus immer noch weiter als der Kollektivismus, den Sie immer so hervorheben. Der Egoismus ist sogar bei dcr sozialdemokratischen Partei noch stärker ver treten als andrrSwo und geht sogar so wett, daß, wäh rend Lie anderen Leute einsach nach dcn Gesetzen ihre Geschäfte zu machen suchen und auch zum Wohle ter Arbeiter wirken, Ihnen (zu den Sozialdemokraien) das nicht möglich ist ohne großen TcrroiiSmuS. Von Ihnen ist aber noch niemals etwas ThatkräftigeS für dft Aibetter dvrch- aeführt worden. Dcr Terrorismus eines Arbeitgebers ist gegen Ihren Terrorismus da« reine Kinderspiel. Ta« sehen wir z. B au» Ihrem Veihalten gegen Lie „Jungen", und in Ihren vielen Boykottierungen Vorkommnisse, wie sie in England, Amerika und Frunkre ch in der Utztcn Zeit sich ereignet haben, sind bei Jhneii noch nicht »orgekommen, »eil Eie, wie Abg. Bebel jagt, noch nicht die Macht dazu haben. Wenn Sie aber eine oder zwei Etappen weiter sind, so «erden Sie vielleicht noch schlimmer jein, we l Ihr Fanatismus roch größer ist, al ber in de» eben erwähnten Staaten. Nun, e« ist mir klar, eine wirklich klare Vorstellung über den Zukunstsftaat haben Sie nicht, »brr Sie wog-» sie nicht vorzutrag-n, weil man Sie z» leichi »iderlene» könn e. Ihr Zweck ist einfach der, den Arbeitern Sand in b'e Augen zu streuen, und dann einfach im Trüben zu fisch ». Da« ist mir klar, Ihr Zukunst-Paat ist ein große« Zuchihau» mit allgemeinem Kaninchenstall! (Heiierkeit »nd Beifall recht« und im Zenir»m. Widerspruch bei den Deutscher Reichstag. 35. Sitzung vom 3 Februar. Am BundeSratstische: Staatssekretär v. Bötticher, Frhr. v. Marschall. Zur Beratung steht zunächst der schleunige An trag deS Abg. Werner, den Reichskanzler zu er suchen, zu veranlassen, daß das gegen den Abg. Ahlwardt wegen öffentlicher Beleidigung beim Land gerichte Berlin l, Strafkammer II, schwebende Straf verfahren für die Dauer der laufenden Session eingestellt werde. Abg. Werner (Alttis.): Unser Antrag gründet sich aus Art S1 drr Reich-Verfassung Es war bisher Sitte, daß der Reichstag solche Anträge stets ohne weitere- angenommen hat. Rur da- letzte Mal, als eS sich um Einstellung eine- schwebenveu SttasoersahreoS gegen den Abg. Ahlwardt handelte, hat man eine Ausnahme gemacht, indem die konservative Partei durch ihren Wottsührer l)r. Hartmann di« Überweisung de« betreffenden Antrags an eine Kommission empsahl. Der Redner des Zentrums, Hr. Bödiker, hat in ausführlicher Weile dargelegt, daß eine KommifsionSberatung bei derartigen Anträgen unnötig wäre Sollte die konfervative Partei heute in Konfequenz ihres neulichen Verhaltens wi.der die Beratung in der Kom ifsion empsehlen, so würde e- mir jr unbenommen sein, daraus die Antwort zu erteilen, die ich sür notwendig erachte. Ich bin drr Meinung, daß man Borreite der Mitglieder dies's Hanfes nicht durchlöchern soll und glaube, daß wir diesen Antrag LebatleloS annehmen können. In diesem Sinne bitte ich die Kollegen stimmen za wollen. Abg Hartmann (kons.): Ich kann dem Vorredner nicht de» Wunsch erfüllen, ihm Gelegenheit zu dcr Rede zu geben, Lie er allem Anscheine nach in petro ha'. Ich würde über- Haupt nicht gesprochen haben, getreu dem Brauch, dem wir bis her bei diesen Dingen gehuldigt haben, welchen ich auch bei der Beratung einer ähnlichen Antrages im Dezember vorige» JahrcS dargelegt habe: bei einfachen und durchsichtigen Sachen haben wir es immer hlngehcn lasten, ohne ein Wort dazu zu sagen. So werden wir es auch heule hallen, denn diese Sache scheint mir allerdings zu einer Beratung in dcr Gejchästs- ordnungrkowmijsion nicht zu lohnen. Abg. Werner: Ich muß dcm entgegenhalten, daß die konservative Pattei bei srühercn Anträgen dieser «rt, so auch bei den regen mich selbst schweberden Strasvelsahren niemals für SommijjionSbcratung eingetreien ist, und ich begreife gar nicht, weshalb die konservative Partei nicht immer konsequent gewesen ist und nicht auch in den Fällen, wo eS sich um meine Person handelte, k ommifsionsberatung beantragt Hal. Ich bitte nicht nach dem Artrag de« Abg. Hartmann beschließt« zu wollen, (öeiterkeit) Abg. Hartmann: Ich weiß gar nicht, waS der Vor redner will. Erst rapjl er mich an und verlangt von mir eine Rede gegen seinen Antrag. Ich sage: Diese Rede will ich nicht hallen, ich werte seinem Antrag zusttmmen. Jetzt kommt er von neuem und verlangt eine Rede: nein, die halte ich nicht. (Große Heiterkeit.) Damit schließt die Besprechung und der Antrag wird einstimmig angenommen. Hierauf wird die Beratung des Reichshaushalts und zwar des Etats des Reichsamts des Innern fortgesetzt. Abg. Bebel (Soz-Dem): Hr. Or Bachrm hat uoS in der Sitzung vom Dicn-tag ausgefordert, endlich einmal unseren ZukunslSstoot darzulegen. Die übrigen Redner haben diese Aussorterung wiederholt mit der Begründung, Krim Gehalt LeS StaalsfikrctSrs im Reichsawt des Innern könne man über alles spiechcn. Ich werde über sehr vieles sprechen müssen; zunächst über die Pelze der Eisenbahni-eimicn. Tie Nachrichten von Eijparnissen aus diesem Gebiet gingen durch die Zeitungen und wurden auch Lurch die Minderausgaben, w iche im Etat uachqrwicsen un» begründet wurden, bestätigt Die Änderung der LohnzahlungSsristcn muß doch wohl nicht dem Wunsche der Eifenbahnarbeiter entsprechen, dcnn der Arbeit-rausichuß hat wegen der Anordnung sein Mandat niedergelegt. Wenn das schon ein so zahmer Arbeiierausschuß lhut, dann muß die Sacke Loch schlimm stehe» I Was aus dem Boden der heutigen Gesell schaftsordnung vorgeschlagen wird, sind nur Palliativmittel. Ernsthafte Mittel zu" Veibesseiung der Lage der Arbeiter werden wir Ihnen auch nicht zumuten können, denn Sie stebcn ja zu sehr auf dem Boden Ler hcutigen Verhältnisse und sind damit aufs engste verknüpft. Da werden andere Dinge kommen müssen, um Ihnen Lie Unhaltbarkett des jetzigen Zujiandes zu zeigen und a idc.e Faktoren werden aus die weitere Entwickelung einwirlen. Wir haben zur Hebung des Notstandes die Ver wendung der velsügbarcn Mittel verlangt: Tie Eisenbahnkrediie, welche dcr Eiscnbahnminisier nicht verwenket, könnten zur Beschaffung von Arbeit flüssig gemacht, eS könnten Melio rationen vorgenommen werden. Wir haben andere Dinge an gegeben, die aus dem Boden der Gesellschaftsordnung möglich sind, die Verkürzung Ler Arbeitszeit aus 8 Stunden, die Beschränkung der Frauenarbeit, das Verbot der Kinder- und Sountagsarbeit, Organlsation der Brbeiterkammern, die Aufhebung der LebenS- aiiticlzölle, welche von den Arbeiler» in erster Linie getragen werden; die Vertreter aller Parteien haben gegen uns gestimmt. Dieses unser Vorgehen aus dem Gebiete der Arbeiterfrage hat uns die großen Masten zugeführt und die Jungen, die aus unsere» Reihen ausgetreten sind, um die Maste zu revolmio- »iercn, haben es niat vermocht, die große Menge unserer An hänger von diesem Wege abzubringen. Wenn es zur Aus lösung kommt, wir werden es sein, die den Nutzcn davon haben. (Beifall bei den Sozialdemokraten.) Jeden Schritt, den Sie thun, uns zu bekämpfen, begrüßen wir als Förderung unserer Bestrebungen. Wenn Hr. Bachem di« Aushebung de» Jesuitengejetzes beantragen wird mit der Begründung, daß die Jesuiten das beste Mittel zur Bekämpfung der Softaldemokratie find, so werden wir einstimmig dafür stimmen. (Heiterkeit und Zustimmung.) Hr. Bachem meinte, wir könnten ja nicht ein mal eine Bäckereigenossenschaft leiten. Hr. Bachem scheint die sozialistischen Schriften doch noch nicht genug studiert zu haben, sonst hätte er sein« Rede wohl nicht gehalten, d nn eiwas Platteics und Oberflächlicheres hat man wvhl selten gehört, und der Beifall, den der Deutsche Reichstag dieser Rede gespendet hat. ist kein gutes Zcichen von seiner Kenntnis der Sozial- demoklatic. WaS sia- innerhalb unserer Partei als Genoffen- schasl ausgeihan hat, steht aus dem Boden von Schultze- Tclitzisch, wir unterstützen solche Gcnosscnjchasten von parici- :e, von r sämt-