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Dresdner Journal : 03.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930203
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930203
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-03
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 03.02.1893
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— Die mit dem 1. Januar 1893 in Kraft ge tretene Novelle zum KrankenversicherungSgcsetz ent hält auch einige Bestimmungen, welche sich auf die Unfallversicherung beziehen Darunter ist die wesentlichste die, welche den Berufsgenossenschaften das Recht einräumt, die ärztliche Behandlung eines vom Unfall Verletzten den Krankenkassen auch vor Ablauf der 13. Woche abzunehmen. Mit Kiefer Bestimmung ist für die Krankenkassen nicht minder wie sür die Bcrufsgenoff«nschaften ein Vorteil verbunden. Tie ersteren werden durch die Verminderung der Zahl der ihrer Fürsorge anheimfallenden Kranken entlastet und die letzteren sind in den Stand gesetzt, besser als früher für die Ausheilung der Unfallverletzten zu sorgen. Wenn sich sür die Berufsgenossenschaften damit auch das Heilverfahrenkonto erhöht, fo wird die Erhöhung doch mehr als ausgewogen werden durch die Verminderung, welche das Rentenconto erfährt. Tie Bestimmung ist also für beide Teile ersprießlich. Um so wunderbarer ist es, daß über ihre Ausführung sich noch immer, wie die Verhandlungen in der letzten Sitzung des Ausschusses des Verbandes deutscher Be- rufSgenossenfchaften gezeigt haben, eine Einigung nicht hat erzielen lassen. Wo für beide Arbeiterversicherungs» organe so große Interessen auf dem Spiele stehen, sollte man doch meinen — so führen die „B. P N." aus — fei eine Verständigung leicht herbeizusühren. Fast scheint es, als wenn die Rivalität der beider seitigen Ärzte hier eine Rolle spielte, welche den ma teriellen Interessen weder der Krankenkassen noch der Berufsgenossenschaften entipricht. Sollte dies that- sächlich der Fall fein, so würde es gut sein, zu er wägen. ob man die Rivalität nicht dadurch beseitigt, daß man wenigstens an kleinen Orten ein und den selben Arzt mit der Vertretung der beiderseitigen Interessen beauftragt. Nachdem die Frage der Über nahme der Unfallverletzten auch vor der 14. Woche sür die Berufsgenossenschaften die in der Novelle zum Krankenversicherungsgesetz vorgesehene Regelung gefunden hat, sind zwischen den Interessen der Krankenkassen und denen der Berufsgenossenschaften nicht mehr solche Gegensätze vorhanden, daß dies un möglich wäre. Halle a. T., 2. Februar. In der Irrenanstalt zu Niet leben sind gestern 2 Todesfälle an der Cholera vorgekommen. Die Gesamtzahl der Erkrankten betrügt 114 und der Verstorbenen 47. Köln, 2 Februar. Ter Rhein und alle Neben flüsse desselben sind im starken Wachsen begriffen. Am hiesigen Pegel steigt das Wasser in der Stunde etwa 15» cm. Tas Hafen'vmmissanat hat die Räum ung der Werste und der Keller in den nach dem Rheine zu gelegenen Straßen angem drei. AuS mehreren Ortschaften am Mittelrhein kommen bereits Nachrichten ron Verheerungen durch das Hochwasser. So wurde in Bingen der neue Hafendamm teilweise fortgerissen; in Caub, wo die unteren Stockwerke vieler Häuser unter Wasser stehen ist die Rheinallee stark beschädigt worden, ebenso in Bacharach. Vom Oberrheine wird feineres Steigen des Wassers und anhaltender Regen gemeldet. Paris, 1. Februar. In der Kammer ver lange heute der Abg. PontoiS die Dringlichkeitser klärung sür einen Antrag auf „Schaffung einer natio nalen Finanzanstalt, welche für die Tilgung der öffentlichen Schuld und die Vollendung des Panama kanals zu sorgen habe." Er behauptete, wenn man st inen Vorschlag annehme, würde man unverzüglich 3 Millionen Aktionäre finden. Die Kammer mahnte aber ungeduldig: „Zur Tagesordnung!" und mit großer Mehrheit wurde die Dringlichkeit abgelehnt, worauf man zum Ackcrbaubudget überging — Die Unterhandlungen für das 4 fache Duell des Abg. Ium el verzögern sich Tie Sekundanten JumelS können sich mit denjenigen d:s Journalisten Drault, von dem die erste Herausforderung ausgegangcn, nicht darüber verständigen, wer als der Beleidigte zu betrachten seih!) Der von den ersteren gemachte Vor schlag, sich an einen Schiedsrichter zu wenden, wurde von den letzteren ab gelehnt. Der General a D. Delebecque, der ehemalige Befehlshaber des französischen Corps in dem Feld zuge gegen die KrumirS, ist gestern in der 2)onne ertrunken. Er befand sich in einem Boote, welches umschlug - man zog die Passagiere sofort aus dem Wasser, aber den General hatte der Schlag gerührt. Delebecque zählte 69 Jahre. Er diente mit Aus zeichnung in der Krim, in Italien und Mexiko. Wäh rend des Krieges von 1870 wurde er als Oberst in Metz gefangen genommen und kehrte rechtzeitig zurück, um in dem Kampfe gegen die Kommune den Mont martre zu nehmen. — Die Vergiftung von Cornelius Herz, bez. der geplante Vergiftungsversuch bildet den Gegen stand eines schon kurz erwähnten SenfationSartikelS des „Figaro". Ta derselbe mehrere als authentisch nachgewteskne Dokumente enthält, so steht jedenfalls der Glaubwürdigkeit der nackten Thatfachen nichts ent gegen. Im Jahre 1888, so erzählt der „Figaro", habe sich ein ««Wisser Minus Amirl angelockt durch eure glänzende Offerte im„Figno", einverstanden erklärt, mit einer grbtimni-voven 4«r- söil'chkeit znsammenzulreffen, welche ihn bestochen bade, den Or. Her, um- Leden zu bringen Diese ron Andiieux vor der Enquetekonnmssivn »orgebrachte Geschichte, wellte auf den eisten Blick ;rhr u ^wahrscheinlich scheint, wird durch verschiedene Beweisstücke, welch« der „Figaro" veröffentlicht, unterstützt. MariuS Amul, welchkr sich, ohne den Plan auezusübren nach Amerika geflüchtet hatte, erzählte nach seiner Rückkeh- nach Frank eich den Hergang der ganzen Angelegenheit dem da maligen Polizeiprälekten Andrieux Der „Figaro" hatte m den Nummern vom 28., 2S. und 30. September 1888 sol ende Annonce: „'«in Herr, welcher geneigt wäre, eine sehr del täte und gewagte Angelegenheit im AuSIande gegen ein hohes Ho norar zu besorgen, wird gebeten, umer „X 24" rs^tuntv Bureau 42, Pari-, zu schreiben." Mar-uS Ärmel, welcher da mals vollständig milt-llv- war, richtet« folgenden Brief an tie obengenannte Adresse: „PaciS, den 28. September 1888. Itu« bleu« 2. Mein Heu! In Beantwortung Ihrer Annonce im „Figaro" gestatte ich mir, Sie um ein Rendezvous zu bitten, im Verlaufe dessen ich Sie überzeugen könnte, baß ich alle Fähig keiten habe, um mich der von Jhnin gestellten Ausgabe zu unterziehen. Ich spr> che gewandt sranzösisch ir anisch, Nalieni>ch und deutsch Ich habe die ganze W«lt bereist und besitze eine Summe von wertvollen Ersahrungea. Ich hoffe auf Ihre bal dige Anlwoit. Marius Amiel Als aus diesen Biies keine Antwort erfolgte, trotzdem die verführerische Ai nonce im Figaro weitu erschien, richtete Ärmel an die Adresse X 24 einen weiteren Bries, in kein er sich als allen Polizeikimmiffar, der sch.n die gefahrvollsten Aufträge erledigt habe, vorstellt. Am 2. Oktober erdielt Amiel vom Emiender der geheimnisvollen Annonce folgenden Bries: „Mein Herr! H er Ihre beidm Briese. Wenn Sie zu allem entschlossen sind (Sir verstehen wohl), Varn wollen Sie mir. bitte, post« rsatunte mit einem „Ja" amwoiten X 24 Kll. Im eventuellen Falle «erden Sie mir diesen Bries zurück geben." Nachdem Amiel die bejahende Antwort gegrben, erhielt er die Aufforderung, sich Mittwoch, den 4 Oktober, abends A7 llhr in der Passage PaSquerry mit dem Briefe der geheimnis vollen Persönlichkeit in der Hand als Erkennungszeichen sich cin- zusinden. Amiel beiand sich zur richtigen Ze-t an dem bezeichneten Orte und fand »inen Herrn von etwas über Mittelgröße, brau nem Haup.haar, Bollbart von d-rselbe» Farbe, und deutschem Accenr (diese Beschreibung paßt vollständig aus d n Baron v Reinach), welcder ihm als Handgeld v Fics. gab. Die Soirefpondcnz wurde nun auf dem gewöhnlichen Wege der Annonce und postlagernden Briefe fortgesetzt Von diesem Siadium der Angelegenheit an erfährt man den weiteren Her gang der Dinar durch einen Brief Amiel« aus Buenos Ayres, welchen derselbe an einen Freund adressierte. In demselben crlläne ir, daß er, votzd.m er 1° voo Fics. genommen, nie mals die Absicht gehabt habe Herz, den er übugens sür einen Gauner halte, welcber den Strick zum Hängen nicht wert sei, aus dec Welt zu schaffen. Tas G ld habe er genommen, weij damals seine Lage eine verzweifelte gewesen fei. Er bittet feinen Freund, alles oufzubieten, um di' Persönlichkeit, welche 'hn zur Elmordung von Cornelius Herz gedung n habe, aus findig zu mache» Er fei geflohen, um allen Eveniualitäten auszuweichen . Nach einigen Jahren kam, wie b:r«ils oben cr- wähnt Marius Amiel i ach Frankreich zurück und suchte mit der Enthüllung dieser Geschichte zuerst bei der Presse und später bei dem damaligen Polizeipräsekten Andrieux sich Geld zu verschaff.«. Indessen wurde er üb rall aogewielen und saß im Jahre 1880 in vollständigem El »de. Erst in diesen Tagen hat sich Andri-ux nach dem „Figaro" die Dokumente zum s eweis der Richtigkeit der damaligen Angaben Amiels verschafft * Paris, 2. Februar In der Deputierten kammer stand heute die ägyptische Frage auf der Tagesordnung. Der Abg. Delasosse richtete eine Anfrage an die Regierung bezüglich Ägyptens und führte aus, Frankreich habe das Recht, von England zu verlangen, daß es in Ägypten eine Politik treibe, die die Räumung des Landes vorbereite Delasosse betonte, daß die bezüglichen Übereinkomn en kcin Datum sür die Räumung des Landes festgesetzt Hütten; das läge an der Ungeschicklichkeit der französischen Diolomaten; England scheine in Aegypten ein dcfinitiv-S Protektorat ausüben zu wollen. Die engiq'che Thronrede sei die Bestätigung eines, wenn auch nich' rechtlich, doch thatsächlich bestehenden Protek torats. Delasosse griff sodann den französischen Botschafter in London, Waddington, h stig an. W verstehe sein Metier, aber er habe eine atavistisch englische Auffassung, doch bezweifle er, Redner, keinen Bug-nblick dessen Ehrenhaltigkeit und Patrio tismus Delaiosse verfolg e die G.-schichte der ägyptischen Er eignisse seit des Khedive Jsmaöl Sturz. Er beklagte, daß nie ein Tei mm sm die Räumung sestgeseft worden sei; er sehe in der englische» Truppenvermehrung am Nil einen Angriff aus die Unabhängigkeit Ägypten-. Dtshalb verlange er eine Politik d - E noernehmen- mit dem Sultan. Die ägyptische Frage sei keine englische, sondern wegen de- Suezkanal» eine internationale. Ägypten müsse den Ägyptern geh» en England sollte einsehen, daß seine Occupatio» Ägypten- eine ständige Gefahr in sich schließe. Der Min'ster de- Äußern, Develle, bemerkte, daß man die Haltung der früheren französischen Sadrnetle nur nach Ein st t in die bezüglichen Korresp ndenzrn beurtei'en könne. Er verteidigte den Patriotismus und die Umsicht des jetzt zurück- tretende» Waddington. Die ägyptische Frage sei thatsächlich eine internationale. Ganz Europa sei daran interessiert, daß das NUthal den Ägyptern gehöre. ZweiselloS meinte das auch die englische Regierung als Gladstone gesagt, England sei be reit, die von der sran.ösischen Regierung angekündiglen Eröff nungen sreundlich auszunehm-n Dean cs stehe fest, daß die englische Occupatio» sür Ä ypten wie sür alle Welt die Ursache von Schwierigkeiten und Störungen werdr» könnte. (Veijall) Delasosse hofft, daß die Sprache de- Ministers auch vom Ausliude wcrde gehör« werden. Deloncle verlanate die Vorlage eines Gelbbuche» mit den verschiedenen von England eingegangenen Berpflich'ungen bezüglich Ägyptens. Minister Develle versprach dies, woraus Deloncle die von ihm beantragt« Resolut o» zuiückzog. So ist denn die Diskufsion über die ägyptische Interpellation ruhiger verlausen, als nach der gestern hier herrschenden Erregung anzunehmen war. — Im Panamaprozeß wurden die Plaitoyers heute beendigt. Die weitere Verhandlung wurde sodann behufs Ver kündigung des Urieiis auf nächsten Donnerstag ver tagt. — Hier dauert die Erörterung über das rus sisch-französische Verhältnis fort Ähnlich, wie gestern das „XIX. Siöcle", äußert sich heute der „Evönement". Rußlands neue Haltung zu Deutsch land, sogt das Blatt, hat in Frankreich Überraschung und einen peinlichen Eindruck hervorgerufen; etwas hat sich geändert und Frankreich ist berechtigt, zu wissen was. Seit zwei Jahren erweist Rußland uns Artigkeiten, auf die wir mil Komplimenten antworten, jetzt ist eS Zeit, zu ernsteren Dingen überzugehen und endlich von dem berühmten Bundesvertrag zu reden, der gewiß vorbereitit wurde, aber nicht unterzeichnet ist. Bisher haben wir Versprechungen erhalten, wir möchten jetzt deren Bestätigung sehen. . . Nom, 2. Februar. Die Blätter sind einig so wohl im Erstaunen darüber, daß doch ein Abgeord neter für die Bankinteressen erkauft erscheint, wie in der Meinung, daß de Zer bi nicht der einzige sein könne, und rm Verlangen, daß Regierung und Gerichte schonungslos voranschreiten. Nur einige Blätter der Rechten, zu deren geschäftigsten, schneidigsten, ehr geizigsten und begabtesten Mitgliedern de Zerbi ge- hötte, versuchen seine Behauptung als wahrscheinlich hinzustellen, daß Verleumdung und Namensmißbrauch vorliege. Die Anklage richtet sich auf Mitschuld an den Unterschlagungen Tanlongos und Lazzaronis, Verletzung amtlicher Pflichten infolge Bestechung, Verheißung der Beeinflussung von Parlamentsmit gliedern zwecks Erreichung von Vermögensvorteilen. Vorausgesetzt ist die Gleichstellung der Abgeordneten mit öffentlichen Beamten, obwohl diese nach dem Wortlaut des Strafgesetzes nicht unbestreitbar ist. Die Kammerabteilungen und der Ausschuß haben die Strasversolgung bereits genehmigt. Die äußerste Linke rühmt sich, die parlamentarische Untersuchung wenigstens in dieser Form erzwungen zu haben, und will beantragen, daß nach Beendigung des Prozesses ein parlamentarischer Untersuchungsausschuß sich mit den nicht strafgcsetzlichen, aber moralischen Verantwort lichkeiten der Abgeordneten beschäftige. Schon heute nachmittag wurde in der Kammer der Kommissionsbericht über den Antrag auf Ver folgung de Zerbis vorgelegt. Die Kammer beschloß, morgen darüber zu beraten. Ministerpräsident Giolitti wiederholte auf Anfrage Guercis seine frühere Er klärung, daß die angeblichen Zahlungen der Banken an die Regierung zu Wahlzwecken niederträchtige Er findungen seien. Er bestätigte die Zeitungsnachricht von der Ermordung des srüheren Bürgermeisters, Direktors der Sizilianischen Bank Notar Bartolo, die anscheinend aus Privatrache durch zwei auf der Station Termini in sein Coupö eingestiegene gut gekleidete Personen erfolgt sei. (Bartolo, früherer Direktor der Banea Siciliano, wurde bei Eciarra im Eisenbahncoupo ermordet gefunden. In demselben Zuge, in welchem die Mordthat geschah, fuhren vierzig Gendarmen. Bartolo war ungefähr vor einem Jahr zehnt schon einmal von Räubern entführt, gegen ein kolossales Lösegeld indes wieder freigelassen worden. Ter „Tribuna" zufolge nimmt die Familie Bartolos den Garten zu machen, und die Dämmerung war schon bereinqcbrochen. als er sich wieder aus den weg bc.,r.d Von da an sprach er öfters in der Woche in Buchcnseld vor, und cs schien, daß ihn auch in leinen vier Mauern kein Gefühl der Einsamkeit beschlich, denn er war emsig beschäftigt, alle die Schätze, die er aus d r Fremde mitgebrachl, auszupacken, zu ordnen und sein Besitztum Steinbrunn so behaglich als mög lich einzurichten. Auf kurze Zeit erhielt er auch Gesellschaft durch den Besuch seines Bruders HanS, der eine Woche hindurch blieb und ihn einmal nach Buchenfeld hin über begleitete Dann gab eS Gescheute im nahe gelegenen Städtchen Pottenbrunn, wo er Mit Hand wcrkern zu verhandeln hatte, deren Dienste er bei der Einrichtung seiner Wohnung benötigte, und dortselbst knüpfte er auch unter den Offizieren des garnisonie» rendcn Dragoncrregiments einige Bekanntschaften an, fodas? es ihm an Umgang keineswegs fehlte. Einen Nachbarbeiuch stattete er ebenfalls gewissen hast ab, nämlich bei Herrn v. Eytzing, der ibn sehr zuvorkommend empfing und die Hoffnung auf einen regen Verkehr aussprach. Am angenehmsten verging ihm die Zeit in Buchen- feld wo er immer ein willkommener Gast war, und er hätte blind sein müssen, um nicht zu bemerken, daß er sowohl bei Baron Ragotz, wie auch bei dessen lie benswürdiger, zu einer Schönheit aufgeblühten Tochter einen Stein im Brett hatte. Kein Wunder also daß er sich eines Abends, vom Nachbarhause heimgekehrt, frug: „Marcel, wie wäre eS, wenn Du daran dächtest, Dir ein wirkliche-, wahres Heim zu gründen- Ich wüßte Dir eine LebenSgesährtin die in jeder Hinsicht zu Dir paßt, ja, die sogar keine Einwendung zu machen hätte, wenn Dich wieder daS Reisefieber packte, Dich zu begleiten" iFoNjctzuug jslgt.) Konzert. Das vorgestrige Konzert in der Res source der Dresdner Kaufmannschaft machte die zahl reichen Hörer zunächst mit einem neuen Pianisten, Hrn. Ur. Jedliczka bekannt. Derselbe verbindet in seinem Spiel gereiste Technik mit musikalischer Bild- ung und Intelligenz, ohne durch einen höheren Grad produktiver Begeistigung zu fesseln; er reiht sich dem kleinen Kreise jener Virtuosen an, die ihre respek table Bravour nicht zum Selbstzweck erheben, anderer seits aber unvermögend sind, diesen negativen Vorzug durch eine über das korrekt Verständige hinausgehcndc Gestaltungskraft wertvoller zu machen. Das ^-moll- Konzert, welches durch Anmut und Innigkeit wirken soll, faßte Hr. Jedliczka mehrfach zu robust an und entfaltete auch im Intermezzo keine große Wärme der Tongebung. Sehr gest mackvoll spielte er einige Solostücke von Rubinstein, Chopin und LiSzt. Ebenfalls in Dresden unbekannt war die Cello- virtuosin Rille, de Bologovskoy. In der Wieder gabe einer Phantasie von Servais und niedrerer Kom positionen von Schumann, Chopin und Popper be kundete sie einen kleinen Ton, aber fertige Technik, außerordentlich sein beherrscht im Staccato, Arpcggim, Flageoiet :c. und mühelos gehorchend in allen Kunst stücken, die man mit springendem Bogen und harm losen Temperament ausführen kann, dazu einen ge schmackvollen Vortrag. Die preußische Hofopernsängerin Frl. Leisinger ist uns vor nicht langer Zeit an der nämlichen Stelle entgegengetretrn Ihre Helle sympathische Sopran- stimmr von großem Umfang ist wundervoll aus geglichen und ebenso für getragenen Gesang wie für Koloratur trefflich gebildet; ihr Vortrag wird von klarem musikalischen Empfinden geregelt und ist am wirksamsten in Stücken von mittlerer Gefühlstcmpe- ratur. Sie sang die Agathen-Arie aus dem „Frei schütz" mit großem Eindruck, stimmlich glänzend, edel und warm in der Auffassung, Behandlung und im Gefühlsausdruck der herrlichen Scene, wahrhaft schön heitsvoll in der Gesamtwirkung und noch besonders genußreich durch die Freude des Hörers an der blühen den Gesundheit dieses kostbaren Stimmmaterials. Frl. Leisinger sang auch mehrere Lieder, mit reizendem Eindruck das Brahmssche Wiegenlied, ein durch den Klaviersatz entstellte- Volkslied aus dem 16 Jahr hundert nnd ein liebenswürdiges L'ed von H. Wolf. Hr. Müller-Reuter begleitete am Flügel. DaS Trcnk'ersche Orchester hatte das Konzert mit der Prometheus Ouvertüre Beethovens eingeleitel und sekundierte alsdann dem Pianisten mit lobenswerter Sicherheit. ->>- Elektrizitättwerk. Aus Bvckenheim sckreibt man: Seit dem l. Januar d. I. befindet sich hier das nach dem System Lohmeyer erbaute Elektrizitätswerk im Betriebe. Duses Werk erhält besondere Bedeutung durck den Umstand, daß es in der Minderheit Strom sür Beleuchtung und in der Mehrheit Strom für Kraftbetrieb liefert, während die bisherigen städtischen Elektrizitätswerke, die nicht eine Wasserkraft ausnntzten, sondern Dawpskrafl für den Betrieb der Primär- waschinen verwendeten, bekanntlich nur in geringem Maße die Verwcndung des Stromes für Motoren- zwecke erzielten. DaS Bockenheimer Elektrizitätswerk liefert den Motorenstrom zn etwa 15 Pf. für den Gleichwert einer effektiven Pferdekraft der Motoren. Dieser außerordentlich billige Preis ist durch die Eigenart des angewendeten Systems bedingt, welche- an, daS Motiv des Morde- stehe mit der vank- inspeklion im Zusammenhänge.) Rudini brachte unter höchster Aufmerksamkeit der Versammlung die im VerfolgungSantrage gegen de Zerbi mitgeteilte Aussage Tanlongos zur Sprache, nach der dieser ver- schiedenen Ministerpräsidenten große Summen zu Wahlzwecken ausgezahlt bätte. Rudini erklärte seiner seits, nie Geld von der Banca Romana verlangt oder erhalten zu haben und brachte einen Antrag auf Unter suchung dieser Angelegenheit ein, dem Folge gegeben wurde, obwohl Giolitti unter einer förmlichen Ehren erklärung für seinen politischen Gegner jedes Eingehen auf die bedeutungslosen Reinwaschungsversuche und Beschuldigungen der Angeklagten für überflüssig be zeichnete. London, 2. Februar. Im Unterhause erkläre der Präsident des Ackerbauamtes Gardner, da auf dem Festlande überall mit Ausnahme von Norwegen die Maul- und Klauenseuche herrsche, sei die Aufhebung des Verbots der Einfuhr von fremdem Vieh in Dept- sord unzulässig. Der Parlamentssekretär ins Aus wärtigen Amtes Grey bemerkte, es liege bisher nicht in der Absicht der Regierung, nach Honolulu Kriegs schiffe zu senden; die Regierung glaube, daß Leben und Eigentum der Bewohner von Hawaii unter dem Schutze Amerikas sicher seien. Gegen das Vorgehen der Vereinigten Staaten auf Hawaii habe sie keinerlei Protest in Washington erhoben. Was die Grenze des Pamirgebietes aagehe, so habe England seit 1873 mit Rußland kein neues Abkommen darüber getroffen. Die Finge sei jetzt Gegenstand der Erörterung seitens beider Regierungen. Der Präsident des Handelsamts, Mundella, erteilte die Zusage, daß eine Abschrift des deutschen Gesetzentwurfs über falsche Fabrikzeichen dem Hause vo gelegt werden solle. — Wie man hier meint, werden Deutschland, Österreich-Ungarn, Italien und möglicherweise auch Spanien dem britischen Bevoll mächtigten Ridgewaq bei seiner Mission in Marokko ihren Beistand leihen. England fordert unter an derem, daß Konsularagenten auswärtiger Mächte im Innern Marokkos zugelassen werden, die Abschaffung des Sklavenhandels und bessere Behandlung der Juden. Sir West Ridgeway wird in Tanger die Antwort des Sultans in Bezug auf das gestellte Verlangen, Genug thuvg für die von feinem in Tanger sitzenden Minister des Auswärtigen gegen England beobachtete feindselige Haltung zu geben, abwarten. Gegen diesen Minister hat sich auch wieder ein einheimisches Gewitter zu sammengezogen. So meldet das Blatt „Heraldv": 200 Marokkaner vom Stamme der Avdscheras hätten sich wegen der Ernennung eines neuen Gouverneurs empört, die der Würdenträger des Sultans, Mohammed el Torres, vollzogen habe. Die Andscheras seien be wafsnet bis an die Thore von Tanger gezogen und hätten gegen die Ernennung Protest erhoben. — Der Kampf gegen die aufständischen Stämme in Oberbirma gestaltet sich für die Engländer immer verlustreicher. Seit langen Monaten dauert der Klein krieg mit wechselndem Erfolge und es scheint, daß die mehrmals verstärkte britische Truppenmacht sich aber mals als zu schwach erweist, um der Eingeborenen Herr zu werden. Die „Times" berichten aus Kal kutta: Die britischen Operationen gkgen den aufstän dischen Katschinstamm veranlaßten wertere Kämpfe bei Erstürmung der verschanzten Stellung des Feindes. Unweit Sima wurden britijcherseits zwei Sepoys ge tötet, einer verwundet; der englische Befehlshaber wurde tödlich verwundet Die Vertreibung der Kat schins aus einer anderen Stellung war britischerseits mit einem Verlust von fünf Toten und fünf Ver wundeten verknüpft. Ehristiania, 2. Februar Tas Storthing ist heute mit einer Thronrede eröffnet worden, in welcher es heißt, daß das Verhältnis Norwegens zum Aus lande unverändert geblieben ist. An Gesetzvorlagen werden in der Thronrede angekündigt: ein neue- Scegefetz, ein Gesetz über Schiffsregister, ein Pensions gesetz für Militär und Beamte und ein Gesetz über die Begrenzung der Arbeitszeit. — Ein Gesetz, be treffend Kranken- und Unfallversicherung der Arbeiter, ist in Vorbereitung. Sofia, 30. Januar. Die aus den Kreisen der Herzoglich Coburgschen Familie stammenden De mentis, die Heiratspläne des Prinzen Ferdinand von Bulgarien betreffend, berühren hier eigentümlich, da es hier nicht bloß im Publikum, sondern auch in den o fiziellen Kreisen bekannt ist und offen ausge- ermöglicht, die Motoren direkl an das Hochspannung- drehstromnetz anzujchtteßen, wahrend mm ls der Lay meyerschen Drchstrom Gleichstrvmun.fvrmer HOvoliiger Gleichstrom für Beleuchtung überall zur Verfügung steht. Die meisten größeren Fabriken Bockenheims haben den Dampfmaschinenbetrreb aufgegeben und ihren Betrieb an das Elektrizi'ätswerk angeschlossen Die Zentralstation enthält bis jetzt zwei große Dampf dynamos für Drehstrom nnd zwei Gleichstromdynamos von in Summa 540 Pferdekräflen. Der Strom der Zentrale wird zum größeren Te le für Motoren in Größe bis zu 15, Pferdekräften verwandt. (Möchten doch solche Mitteilungen hiesigen Sachkennern zur Prüfung und Anregung dienen) Tie elektrische Eisenbahn Wien Buda Pest. ÄuS Wien berichtet das „Neue Wiener Tageblatt" vom 3l Januar: In der gestrigen Versammlung des „Tonauklub" hielt Baurat Kareis einen Vortrag über daS Projekt einer elektrischen Bahn von Wien nach Buda Pest, das von Direktor Zipirnowski aus Buda Pest entworfen würbe (und dessen Pläne in der Frank surter elektrischen Ausstellung zn sehen wwen Red) Tic projektierte Trace der Bahn geht von Wien längs des rechten DonauuserS über Fischamed, Wieselburg, Raab, Bantuda nach Ofen. Sechzig Kilometer von den Endpunkten sollen die Zentralstationen, welche die Ströme in den Wagenmotor schicken, situiert werden. Tie Wagen sollen sür je 40 Personen und für die Postbeförderung eingerichtet sein. Trotz des enormen Luftwiderstandes muß für schnell- und sicherwirkende Bremsen Vorsorge getroffen werden. Die Beleuchtung der Wagen, welche außen große, mindesten- zwei Kilometer, hinouSstrahlende Bogenlampen und innen Glühlichter besitzen sollen, werden von Abzweigungen der BetrirbSströme besorgt werden. 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