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Dresdner Journal : 02.02.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189302025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-02
- Tag 1893-02-02
-
Monat
1893-02
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 02.02.1893
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IW rischen Gesandten Baron v. Niethammer, Se. Königl. Hoheit der Prinz Johann Georg mit Frau Minister v. Metzsch und Se König!. Hoheit der Prinz Max mit Frau Baronin v Mengden Bei den nun fol genden Tänzen hatte Premierlieutenant Gras Rex vom Gardereiterregimente da- Amt eines VortänzerS übernommen. Mit Ausführung der Hofballmusik war die Kapelle deS 2. Grenadierregiments Nr. 101 be traut worden. Während des ganzen Festabends war in der soqenannftn Reitschule ein große- Kondiwrei- buffet geöffnet. Dort und in den anstoßenden Gobe- linziminern entwickelte sich ein sehr lebhaftes geselliges Leben Nach der zweiten Fran^aise, um II Uhr, wurde im Eckparade-, im Bankett- und im Speise saale an reichgedeckien Buffets das Souper eingenom men Der Eckparadesaal, in dem die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften mit den vorn hmsten Gästen soupierten, war mit Königlicher Pracht aus- gestattet. Ein großartiger Aufbau der schönsten und seltensten Blattpflanzen und Blumen, aus denen sich kostbare silberne Kandelaber, Aufsätze und Tablettes wirkungsvoll hervorhoben, schloß die Buffets ab und verlieh dem ganzen Arrangement einen sehr vornehmen Charakter. Auch die an beiden Seiten der EinganqSlhür im Eckparadesaale ausgestellten Buf fets mit Schätzen des Königl. grünen Gewölbes, be stehend in allerlei vergoldeten silbernen Gefäßen, den gediegensten Meisterwerken der alten Goldschmiedekunst, erregten besonderes Interesse. Ihre Königlichen Maje stäten und d e Prinzlia en Herrschaften bewegten Sich während des ganzen Ballsestes in der leutseligsten Weise unter den Gästen und geruhten, einen großen Teil derselben mit Ansprachen huldvollst auszuzeichnen. Der Tanz währte bis gegen l Uhr. Ihre Majestäten und die Prinzlichen Herrschaften zogen Sich kurze Zeit darnach zurück und bald verkündeten die das Königl. Schloß verlasfenden Wagen das Ende des Hofballfestes. Dresden, 2. Februar. Bei Ihren Königl. Majestäten findet heute nachmittag um 5> Uhr Tafel statt, an der auch Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana, Ihre Königl. Hoheiten Prinz Georg, Prinz Friedrich August und Prinzessin Mathilde sowie die diensthabenden Damen und Herren der Hofstaaten teilnehmen * Berlin, I. Februar. Se. Majestät der Kaiser beehrten gestern abend den Präsidenten de« Staats ministeriums Grafen zu Eulenburg mit einem Besuche zur Ab.ndtafel und verweilten nach derselben noch längere Zeit in dem Kreise der geladenen Gäste, zu welchen u. a. der Reichskanzler, der Vizepräsident des Staatsministeriums, der Finanzmmistrr, die hier an wesenden Ober Präsidenten, sowie Mitglieder dcs Reichs tags und des Landtags gehörten — Heute traten die vereinigten Ausschüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr und darauf die vereinigten Aus schüsse für Zoll- u> d Steuerwefen und für Rechnungs wesen zu Sitzungen zusammen. — Die Unterschrift ucmo immune mc Inees- s it, welche der Kaiser unter sein dem Staatsminister Friedberg zu dessen achtzigstem Geburtstag übersandtes Bild gesetzt hat, qiebt der Presse zu allerhand Kom mentaren und tiefsinnigen Betrachtungen Anlaß. Der Umstand, daß jenes Wort das Motiv des schottischen Diestelordens ist, hat in der Presse eingehende ge lehrte Mitteilungen über die Geschichte deS Diestelordens gezeitigt Inzwischen erfährt die „Post" von wohl unterrichteter Seite, daß diese Unterschrift einem Zu fall ihren Ursprung verdankt. Ter Kaiser hat erst an dem Tage, an welchem Minister Friedberg sein achtzigstes Jahr vollendete, von dessen Geburtstag er- sahren. Als er ihn desselben Tags bei einem Hof feste traf, redete er ihn darauf an und sagte zu ihm: „Was? Das sagen Sie mir nicht einmal? Das muß ich so zufällig erfahren?" und fügte dann mit dem Fmger drohend hinzu: „Das darf nicht un gestraft bleiben!" Die Strafe war die noch an dem selben Tage erfolgende Übersendung des Bildes mit der Unterschrift: „Niemand reizt mich ungestraft!" — Gestern wurde hier ein Extrablatt verbreitet, demzufolge ein Attentat auf den Kaiser von Ruß land verübt worden wäre. Die Angelegenheit hat sich indessen sofort als ein Schwindel der niedrigsten Art hcrausgestelll. Behördlicherseits wurde festgestellt, d'ß am gestrigen Tage ein Telegramm ans St. Peters burg, weiches sich auf den Kaiser bezöge, überiaupt nichr eingelaufen war Zur Charakterisierung des un erhörten Schwindels dient auch, daß die auf dem .-ne Wobnnng des Verbreiters eine tv- > > Die Ausstellung drr Königl. Meißner Porzellan- Manufaktur für (shicago. Z Die diesjährige Weltansstcllnug in Chicago wird, allem Vermuten nach, ein großartiges Gesamt bild menschlicher Leistungsfähigkeit, genialer Er rungenschaften und praktischer Ausführungen auf allen Gebieten der Kunst, Wissenschaft, Technik, Industrie, des Handels, der Gewerbe, dec Volkswirrschist u s. w., soweit sich deren Erzeugnisse anschaulich machen lassen, darb.cten. Unter den in anschaulichen Wettbewerb tr.lendcn keramischen Produkten der Manufakturen aller Länder darf daher die lönialich sächsische Staats mannfaktur zu Meißen nicht fehlen. Ler Weltruf ihrer Faorikate, die Eigenart ihrer historischen Stil richtuna, die Solidität ihrer Produkte, die Kunstfertig keit in Form und Ausschmückung garantieren die hohe Wertschätzung des Porzellans der Meißner Staats- manufaktur. Die leitende Direktion dieser Anstalt hat gegenwärtig die Leistungen für Chicago in ihren Räumen passend und geschmackvoll gruppiert aufgestellt, und zwar genau so, wie die Ausstellung in Chicago erfolgen soll. Sie hat in dieser auf zwei Tage zur öffentlichen Anschau gestellten Probeausstellung die sorgfältig gewähiten und ausgesührten Stücke aller feineren (dekorierten) Fabrikate jedem Beschauer vor Augen geführt. Durch eine jetzt abgerückt stehende Stufenreihe denke man sich, den AuLstcllungSpavillon zu betreten. Derselbe ist porzellanweiß gehalten und e« präsentieren sich an den Brüstungen zu beiden Seiten der Treppe auf hohen Postamenten Baustelle ist. Wie die „Nordd. Allg. Ztg." erfährt, hat heute vormittag der Staatssekretär des Auswär tigen Amtes Freiherr v. Marsäall dem russischen Botschafter Grafen Schuwalow sein Bedauern über diesen groben Unfug ausgesprochen. Morgens Donnerstag, vollendet Generaloberst v. Pape sein 80. Lebensjahr. — Die „Nordd Allg. Ztg " veröffentlicht in ihrer heutigen Abendnummer an hervorragender Stelle fol gende zwei mit der Militärvorlage in Zusammen, Hang stehende, augenscheinlich offiziöse Auslassungen: „Hiesig- Blätter bringen »inen telegraphischen Auszug au einem Artikel de? „Maniteur de Rome", der in der Send ung des Generals v. Lo« einen Beweis sür die „verzwci. selten und vergeblichen Anstrengungen" erblickt, welche man in Berlin mache, um „des Vatikans Hilse sür die Durchdringung der Militärvorlage zu erreichen; der Hettige Stuhl habe keine Ursache zu einer Einmischung m die Militärf age; es wär- un- Nun, aus eine Hilse zu rechnen, die ausbleiden werde' S ach unseren Jnsorma'ionen ist der „Moniteur de Rome" nach Lö- sung seiner Begehungen zum Bauten, seit einigen Wochen in die Hände eines sranzösischen Konsortiums übergegangen; der Zweck des Watte- soll, wie es in seiner Nummer vom 1. Ja nuar d I. darlegte, auch sernerhin der sein „sür die Rechte deS Heiligen Stuhls emzuUeten u: d d S treue Echo der Ge danken und L hrrn desselben zu sein". Daß diries Programm nur die Maske ist, hinter der sich sranzSsi che Revanchep lit<k verbirgt, beweist der vorliegende Artikel. Wir bezeichnen den selben al- den schmählich-n Versuch, eine Ehrrnbezeugung welche Se. Maj-stät der Deutsche Kaiser dem Haupte der katholischen Christenh-tt zu erweisen gedenkt, als Ausgangspunkt sür Er findungen und Lügen zu machen, zu dem erkennbaren Zweck, die kaiserliche Regierung bei den deutschen Katholiken zu ver- dächtig-n und ihre aus Stärkung der Wehrkraft gerichteten Be strebungen zu durchkreuzen." und , Die „Düsseldorfer Zeitung" bringt in ihrer Nummer vom 3«. v. M. „von hochgeschätzter Seite" eine Berliner Mitteilung, wonach vor der letz e EnUcheiduna ü'-er die Militärvorlage im Reichstage „Se. Majestät der Kaiser noch ein letztes eindring liches Wort der Ausk ärun^ in Form einer an die Volksvei tret- ung g-richteten kaiserlichen Botschast richten' werde. Doch „habe diese Absicht die amtlichen Kreise noch nicht be< schättftt." Wir können demgegenüber mit aller Bestimmtheit versichern, daß diese Nachricht ihrem ganzen Inhalt nach ebenso sehr jeder Begründung entbehrt, wie alle sonst in Umlauf ge- setz cn Gerüchte über eine bevorstehende Allerhöchste Kundgebung bezü l ch der Militärvorlage." — Die Verhandlungen wegen Abschlusses eines deutsch-rumänischen Handelsvertrages sind auch heute im hiesigen auswärtigen Amte fortgesührl wur den. Es geht daraus hervor, daß ein wirklicher Ab schluß derselben noch nicht erzielt wurde. Toch werden, der „Post" zufolge, die Aussichten bezüglich eines baldigen Zustandekommens einer beiderseits gewünschten Einigung als günstige bezeichnet. — (B. P. N.i Über die Schisfsbauten ein zelner preußischer Hafenstädte im Jahre 1892 werden gegenwärtig Berichte veröffentlicht. Wenn man die darin niederoelegten Zahlen mit der Anzahl und der Größe der Schiffe vergleicht, welche sür deutsche Rech nung noch immer auf fremden Werften gebaut werden, so muß man sich allerdings über den Umfang der deutschen Bestellungen an das Ausland wundern. So sind in der Zeit vom November 1891 bis Nevemder 1892 beispielsweise auf bolländischen Werften für deutsche Rechnung 69 Schiffe, und darunter manche mit ganz beträchtlicher Tragfähigkeit, gebaut worden, u. a. stählerne Rheinschiffe mit 20 und 30 000 Ztr Die Mehrzahl der Bestellungsorte liegt am Rhein, jedoch hat auch Emden einen Passagierdampfer für den Dienst Emden-Borkum in Holland Herstellen lassen. Der deutschen Industrie und den deutschen Arbeitern würde durch Bestellung dieser Schiffe auf deutschen Werften eine reiche Arbeitsgelegenheit zu geführt werden können. — Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt sind vom 30. Januar bis 1. Februar mittags folgende Cholerafälle gemeldet worden: Regierungsbezirk Merseburg. In Nietleben am 29. Januar keine Neuerkrankung, 2 Todesfälle. In Trotha 1 Er krankung, in Kröllwitz (Saalkreis) 4 Erkrankungen, darunter 1 mit tödlichem Ausgange. Tie am 30. Ja nuar für Weitin angezeigte Erkrankung hat tödlich geendet. — Regierungsbezirk Schleswig. In Altona 3 Erkrankungen mit 1 Todesfall. — Ham burg: 1 Erkrankung. Paris, 31. Januar. Eine lange Beratung hielt gestern der Panama an sschuß im Palais Bourbon. Sarrien forderte denselben auf, einen Be richterstatter zu ernennen und durch die Kammer ihn einen Überblick über die ganze bisherige Thätigkeit des Aus schusses geben zu lassen — was dem Vorschläge gleich kam, die parlamentarische Untersuchung einzustellen. Aber dieser Gedanke fand keinen Anklang Besonders heftig bekämpften ihn die Mitglieder der Rechten mit gigantische Prachtvasen, Gartenvasen und bauchige Ziergeschirrc von gefälliger Formenschönheit und b'iückender malerischer Ausstattung Aehnllche mäch tige Zierstücke nehmen die Etagvre der Mitte!- täfel ein und vor dieser, einem Solitär gleichend, stcht allein ein wunderlieblich ausqcstattetes Schmuck schränkchen, Erfindung des Prof. Sturm. Bis in die kleinsten Züge zeigt dieses Paradestück die hohe Voll endung der Technik, sowohl in der Gestaltung als auch in der zarten Malerei und der Imitation der Limogesemaillcn. Die Bekrönung des Schränkchens besftht aus einer Gruppe: Juno vo» Amoretten um gebe.:. Die Schmalseiten des Saales nehmen Wand tafeln ein, auf denen teils Figuren, teils Gruppen in der veliebteu Meißner Rokokoart, in allen Größen bis zu etwa 60 cw Höhe Platz gefunden haben. Ganz besonders zu erwähnen sind die neuen Modelle einer P ndule mit figurknrcichcr Umrahmung und zwei dazu gehörige 9armige Kandelaber von g!eicher Höhe — je über 1 m, — Erfindung des Pros. Andresen. Die Bekrönung des Uhrgeljäuses besteht in einem Parzen trio, zu Seite«, güichsam als Schildhalter oder Stütz- figuren, eine männliche und eine weibliche allegorische Figur. Die Zierfiguren an den Kandelabern alle- gorisieren die 4 Tageszeiten. Von demselben Meister der Gestaltungsabteilung ist auch das fast lebensgroße Reliefporträt des Erfinders des Meißner Porzellan-, Böttger, in BiSkuitporzellan mit reicher Umrahmung, welches über der Figurrngruppe „Die Erfindung des Meißner Porzellans" an der Wandfläche angehängt ist. Daneben zeigen sich prachtrollt Blumengemälde aus Platten bis zu 75 cm Durchmesser. Diese Ge mälde von Braunsdorf charakterisieren die Jahreszeiten der Bemerkung, der Ausschuß habe noch viel zu thun; in seinen bisherigen Arbeiten sei manches rücksiändig geblieben, und jeden Tag könnten neue Anklagen er hoben werden, die in seinen Bereich fielen. Sogar ein vermittelnder Antrag nur in einem vorläufigen Bericht die Leistungen des Ausschusses zusammenzu fassen, wurde zurückgewiesen. Man ernannte im Gegen teil, wie schon bekannt, neben den bisherigen 3 Unter ausschüssen, welche sich mit den Anschuldigungen gegen die Parlamentsmitglieder, die Bauunternehmer und die Bankieriyndikate zu befassen halten, noch einen vierten, der das Verhalten der Presse prüfen soll. Kurz, der Ausschuß will nicht an sein Mandat rühren lassen. Dagegen widersetzte er sich der Forderung Gerville-Rt-achcs, man möge nochmals Delahaye vor- laden, um ihn dringend zur Vorlegung seiner Ver- dächtigenliste zu ermahnen. Die Mehrheit hielt mit Recht ohne Zweifel dafür, daß dies ein nutzloser Schritt wäre. — Tie Verhandlung vor dem Ar pell» Hose ist heute mit der Rede des Advokaten Martini, welcher den Angeklagten Cottu verteidigt, wieder aus genommen worden. Der Redner legte großen Nach druck darauf, daß Cotlu von Wien herübcrgekommen, um sich freiwillig dem Gericht zu stellen Er faßte sich im übrigen kürzer, als die anderen Verteidiger, wofür man ihm Dank weiß. Nach ihm bleibt nur noch Waldeck-Rousseau, der Advokat Eifels, anzuhören; eS dürfte ihm nicht leicht werden, die erschöpfte Auf merksamkeit wieder anzuregen. Der Gerichtshof wird sein Urteil wahrscheinlich in nächster Woche fällen. — Für übermorgen, Donnerstag, ist die Verhand lung über den KorruptionSplozeß in der Anklage kammer anberaumt. Drei Angeklagte, Rouvier, Dugvv de la Fauconnerie und Gobron, haben bereits durch ihre Verteidiger Denkschriften einreichen lassen, welche die Gesetzlichkeit des Verfahrens bestreiten. Die Anklagekammer wird ihre Entscheidung hierüber schwer lich vor Sonnabend bekannt geben; wenn sie ungünstig ausfällt, wollen die 3 Angeklagten vor den Kassations hof gehen. Baihaut und SanS-Leroy verzichten, wie es scheint, endgiltig darauf, sich diesem Protest anzu schließen. — Seit einigen Wochen räumt der Tod stark unter den Abgeordneten auf Hr. Floguet hatte durchschnittlich im Laufe eines Jahres 2 oder 3 Kollegen einen der Nachrufe zu widmen, in welchen er sich auszuzeichnen pflegte; sein Nachfolger Casimir Perier ist binnen einem halben Monat schon bei der vierten Leichenrede angelangt. Gestern hatte er den Tod des Abg. Puyboyer (Haute-Vienne) anzu zeigen; man fand, daß er seine Ausdrücke nicht sehr glücklich wäh'e, wie er denn in das Lob des Verstör- tunen den Satz einfließen ließ: „Wir ehren in ihm ein leider zu seltenes Beispiel der Uneigennützigkeit!" — An aufregenden Tagesneuigkeiten fehlt es, man müßte denn als solche eine Mitteilung des „Figaro" ansehen, welcher die Beweiie dafür beidringen will, daß wirklich ein gewisser Amiel im Jahre 1888 ge dungen worden, Cornelius Herz zu vergiften. Ter Zustand les letzteren hat sich, den jüngsten Nach richten zufolge, ein wenig gebessert; das Verfahren gegen ihn und Arton ist gestern vom Untersuchungs richter Franqueville regelrecht eingeleitet worden. Henri Maret erklärt im „Radical' die Geschichte von den 75000 Frcs., die ihm Arton gezahlt habe, für eine unverschämte Lüge. Die 4 Duelle Juwels sind nocb im Stadium der Verhandlungen zwischen den Zeugen; Dcroulcde und Pichon sind von ihrem Zweitampf mit unbedeutenden Verletzungen heimgekehrt; der erstere ließ sich gegen den Schluß der Sitzung schon wieder in der Kammer sehen. Drumvnt, dessen dreimonatliche Haft abgelaufen ist, verläßt heute das Gefängnis. Sein Freund, der Marquis de Mords, gründet ein neues sozialistisches Blatt, „la Tölivrance". das binnen einigen Tagen ersch.inen soll. Eine erste, gefälschte Nummer wurde von den „Camelots" schon gestern auf dem Boulevard feilgeboten. * Paris, 1. Februar. Der Berliner Auf enthalt des russischen Thronfolger- hat in Frankreich eine verdrießliche Stimmung hervorgerusen, die bereit- in Besorgnis, den russischen Verbündeten zu verlieren, übergeht. Selbst ein so kühles, über legtes Blatt wie das „XIX. Siccle" kann eine stark; Betroffenheit nicht verhehlen und rechnet den Russen in beweglichen Worten vor, wieviel Frankreich schon für sie gethan und was sie von ihm noch zu erhoffen haben, indem es verheißungsvoll mit den NapoleonS- d'ors in der großen Nationaltasche klimpert. Dabei kann das Pariser Blatt nicht umhin, eine Gegen- rechnung zu stellen und so nebenbei auch das verdächtige durch die Blumenwelt und zeigen eine in den blendendsten Farben auSgesührte Chrysanthemumgrnppe von wunder barer Naturwahrheit. An der Hinterwand ist ein zweites Paradestück der Ausstellung, eine Schmuckthür von 2H m Höbe mit einer, diese überragenden, meter hohen Bekrönung. Die Thürsüllungen bestehen aus jedem Flüge! aus vier, auf das Sorgfältigste versenkten Porzellanplatten mit weißer Transparent-pät- sur päte-Malerei auf rosa Grund. Tie Bekrönung ist aus drei Platten gebildet, welche im Mittelfelde Meißen mit der Albrecht bürg, ringsum aber Rosenguirlmden zeigt. Diese schwierige Herstellung größerer Porzellan- platten mit Scharfscuerbiand für die malerische Aus stattung ist eine hoch ausgebildete Eigenart der Manu- saklur. Tie rmtc «ue xüte-Malerei zuerst in Limoges hergestellt, aber in Meißen auf das Glücklichste nach- geahmt, ist ungemein beliebt und unter durchsichtiger Glasur, auf zartfarbigcm Grunde, mit Porzellanmasse, welche als Farbe erhaben ausgetragen wird, eine duftige Malweist. Namentlich sind die Fleischiönc und zarten durchsichtigen Lasuren ungemein wirksam. Es ist diese Malweise daher besonders für Tarslcllung mythologischer Figuren und Gruppen geeignet. Wir finden diese Tekorierungsart auf den meisten der größeren Prunk- und Schaustücke wechselweise mit feinsinniger Buntmalerei oder Edelmetallverzierung — besonders reizend abgetönter Gold- und Platinmalerei — oder mit plastischer Blumen-, Frucht- oder Ornamentver zierung (letztere meist in dem historischen Rokokostil), zur Anwendung gebracht. Zu feiten der Prachtthür sehen wir zwei elegante, durch prächtige Reliefarbeiten und Blumcnfestons eingcrahmie Spiegel. Der größere derselben, ein neues, überaus zart gedachtes Modell, Wörtlein „slawische Treue" solle» zu lassen. Die „Voss Ztg" erhält über diesen Verdruß- und Miß- trauensouebruch folgende Meldung: Ja ernem Lnlarl44 über den Berliner Aufenthalt deS LLsarewitlch sagt da» „XlX. EiSele" :„Wa- immer dir Eindrücke sein mögen, dir man in Gaischina empfunden hat, in Frank reich ijt man, wenn nicht beleidigt, doch über rascht, und unser Erstaunen würde viell-idt einige Aus- klSrungen ersordern. Wir schützen den Weit deS Einver nehmens mit Rußland,selbst wenn kein eigentlicher Bündnisvertrag bestehen sollte, aber wir üb>rhebea un- nicht, trenn wir sagen, daß unsere Freundschaft den Rufjen vor teilhaft ist Seit einigen Jahren haben wir ihnen ungeheuere Betrüge geliehen Frankreich öffnet denen seine Geldbörse, denen eS sein Herz öffnet. An unserem Arm k inn Rußland eine andere Sprache sühren, al- wenn eS allein der deutschen Begehrlichkeit der Eiferst chl Österreich- und dem Erbbaß England» ausgesetzt würe. Wir verlangen nicht, daß der Zardie Stunde beschleunige, in der wir die Entscheidung des Siege- a» rufen werden, aber wir wollen wisfen, ob Ruß'and» Hand noch immer in Frankreich- Hand ruht. Da- russische Einvernehmen zieht uns Feindschaften zu und stört ur.S, wenn wir mit England zu reden haben. Da wollen wir wenigstens unserer Beziehungen sicher sein. Der leiseste Zweifel an der flawifchen Treue würde uns bestimmen, un- selbst zu prüfen Unsere Lage ist zu ernst, al- daß wir uns der Gcjahr äusseren lönntrn, Betrogen» u sein. Der Berliner Zwischenfall pestat «t unterer Regierung, von St Petersburg Ihatträf ige Unterstützung in Ägyp ten und Liarokko zu verlangen. Auf eine Handlung die uns beunruhigt, müssen Handlungen folgen, die ! nS neues Ver trauen geben." Wie um die Beklemmungen dieses Blattes zu be- rukigen, meldet nun der „Gaulois", der Zäsare witsch wolle um Ostern Paris besuchen. — Seit dem Rücktritt Freycinets von der Leitung des französischen Kriegsministeriums lassen sich stets von neuem Beschwerden über die frühere Heeresverwaltung in Frankreich vernehmen. Ehe Freycinet, der Freund des Cornelius Herz, als „Opfer" des Panamaskandals beseitigt wurde, wußten dessen Organe geschickt die Legende zu verbreiten, daß sein Verbleiben einem bestimmten Wunsche des Zaren entspreche. Jetzt aber, nachdem die Mythe zugleich mit dem ehemaligen Kriegsminister selbst verschwunden ist, äußern sich insbesondere die militärischen Sach verständigen in der Presse rückhaltlos über die mannig fachen Sünden der früheren Kriegsverwaltung. So wird im „Journal des Dcbats" von dessen militärischem Milarbeiter ohne Umschweife behauptet, daß die unter den Auspizien Freycinets im vorigen Jahre veran stalteten großen Manöver sich zu einem vollständigen Fiasko gestaltet haben. „Jedermann", heißt es in dieser Hinsicht, „ist aus der Umgegend von Mont- morillon (dort fanden die Manöver statt) mit einer Art von Mißbehagen zurückgekchrt, mit der Empfindung, daß alle Manöver, denen man bcigcwohnt, nichts anderes waren wie eine Augenblendung und sogar noch weniger als dies, denn das Schauspiel war so peinlich und so ungeschickt inszeniert, daß es den Ur hebern ebensowenig wie den Zuschauern auch nur einen Augenblick der Illusion Hervorrufen konnte." In dem Aufsatz wird dann weiter behauptet, daß die „ge mischten Formationen" nur die Aktion der Linien regimenter erschwert und geschwächt haben, so daß sich eine „durchaus unwahrscheinliche, ja kindische" Takliker- geben habe, damit die Ergebnisse nicht allzusehr kom promittierend würden. Es ist bezeichnend, daß das „Journal des DöbatS" in diesem Zusammenhänge gegenüber dem Heranziehen der Reservemannschaften „auf die nahe bevorstehende Gegenströmung hinweist, die durch die Einbringung der deutschen Militärvorlage und die nicht erkünstelten Erklärungen des Reichs kanzlers Grafen Caprivi bezüglich der Wohlthaten der raschesten Offensive angekündigt werde." — Das „Berl. Tgbl." ve, öffeatlicht eine Zuschrift aus Pa' is, welche die Aufmerksamkeit auf einige merk würdige, von derOffenllichkeit bisher wenig beachtete Vor gänge während der jüngsten Zeit lenkt Man hat mehrere Vorkommnisse, die in hohem Grade auffallend sind, in Paris mit unbegreiflichem Stillschweigen über gangen, und der Unbefangene kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier die wohlberechnete Absicht vorwaltet, wichtige Dinge zu verschleiern. Ist dies der Fall, dann könnte man die Disziplin der fran zösischen Presse aller Parteien ohne Ausnahme nur bewundern. Es wäre freilich auch deckbar, daß die gedachte Zurückhaltung nur bei einem Teil der hiesigen Blätter eine gi flissentliche ist und daß der andere Teil, der die herrschenden Gewalten befehdet und den Skandal in bekannter Weise pflegt, gerade hierdurch so vollauf in Anspruch genommen wird, daß cr keine Zeit findet, sich anderen, damit annfteinend v.'cht hat mit seinem Konsol und seiner Amorettenbekrönung gegen 4 m Höhe; ihm zur Seite sind dreifache Leuchterarme angebracht. Die ebenfalls hier auf gestellten zwei Prunkvascn von mächtigen Verhält nissen tragen als Scheitelschmuck Florastatuetten; der Belag der Vascnkörpcr besteht aus üppigen Relief blumenwerk, in dessen Farbenpracht und Farmenschön sich Schmetterlinge, Käser und Kolibris zu versenke ' scheinen. Ju den Ecken stehen mythologische größer' Figurengrup;en, unür ihnen Lie 2 großen Allegorien von „Glück" und „Frieden", modelliert von Prosissor Schwabe in Nürnberg, Tafelaufsätze von Professor Schrcitmüller lFloragruppe) und Prosisfor Spieler. Die getreue Nachahmung der berühmten Marmor gruppe im König!. Großen Garten, der .Raub der Jugend durch den Gott der Zeit." Die Wandtafeln zieren Hunderte von Einzelfiguren «nd Statuetten mit Sprtzcndekorationeu von erstaunlicher Feinheit, Tosen Schalen, Tabletts, Kredenzteller, Schüsseln, Tassen, Becher, Schreibzeuge, Theedüchsen, Charivari, Poipouri- vasen, Uhren, Leuchter, Bonbandosen, Flacons Deckel oefäße, Langvascn, Henkelvasen, Büsten und Pagoden, überhaupt kleinere Zier- und Prunkstücke von großer Mannigfaltigkeit. Zwei Langtaseln enthalten zwei große TafelauSstatiur gen für je 12 bez. 24 Personen von durchaus verschiedener geschmackvoller Malerei. Ein ganz besonder- hervorragende- Paradestück, ein Salontisch, dessen Platte von lk ru Länge und 1m Breite, au- sechs Einzelplotten zusammengesetzt wird, hat noch nicht Ausstellung gefunden. Derselbe wurde von Prof. Sturm entworfen und zeigt in Sct arffeuerbrand die püb« nur pLtv Gruppen der 4 Jahreszeiten, und der Tages- und Nachtzeit. Die
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