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Dresdner Journal : 30.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930130
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-30
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 30.01.1893
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M.) i» a Dre«. »u Hen- gkb Li- Sophie ia leri», Iler geb. u verw. 'er von Juliane 3) in a. D. in 1»0tz- «.'ßl« offu.ann alsistent To 7 ter echt rein kll" esten In- geht )em- rüge ton, lt in aher Sri» iou, eseu Ltt« ilen, leu» iden, kau, L nn, Ins«. Bedie» i« Lin. »edtzt- 17 n e n rn Krahe 4«, Lck« » sFürftenpl, 10. 28» irrt rncrn de» MIMIK" estr. 4. Montag, den 30. Januar, abends. 24 189.^ Her«K,prei»r kUr Drvideo ^iertehLUrjieb 2 t1»ric üv kf, d« Lvu U»rierl deut»cv«u I'ooianitali« a viertet- S H»r^; »ui»«t»»IV de» deuUicbev NeicUe» tritt ko,t- und 8t«wpeiru»cdl»^ dür»a. Linroloo tluwraern: 10 kk. ^ukünckIxunU»Uedüt>renr kür d»Q kaum «ioer ^«np»It«nvn 2sii» Klein« UeUrikr 20 kk. Unter „Lio^er^odt" <lie ^elis bO Dk. üoi Tabellen- und ^iikern»atr entipr. ^ut»cbl»^ Lreedeinenr IN^ticb rnit Xuonnbius der Sonn- u. kHertns« »denäe. Terniprecb - ^nicbluu: Ur. 1L8L. DresdnerIomml. Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^nnnkwe ran z»ltiindlxnnx->n aunHsLrls: Xowmi»»it>»itr do» Dr>»door duurnat»; Sowdarx »vrlia Vien l-ripn^ L»»»I Lr«»I»u rrLuts-irt ». N.: //aare^Äein <1 i^o^/rr, »«rlm-V»»L-N»mi-u<8 kr»^ l-eiprix-rraukturt ». >t. tlüncken: k»ri» l-uadon L«rlia-rraakturl ». M. Slattxert^ /-aut,« <t ^'o., Lerlia: /nlatidendant, Lr«,I»u: taktil/»/ »nnnoror: <>'. §c/>ürrtrr, S»U« ».8.: Laict >L t.b. Ilor»u»xederr Nüoijxl. Lrpeditioo des Dresdner ^ournnls. Dresden, ü^in^erstr. 20. Tnrnsprecb-^nscbluss: t^r. 12SL. Ämtlicher Teil. Verordnung, die Beiträge der Besitzer von Rindern und Pferden zur Deckung der im Jahre 1894 aus der Staatskasse bestrittenen Verlage an Seuchen rc.» Entschädigungen betreffend. Nach der im Monate Dezember vorigen JahreS vorgenommenen Aufzeichnung der im Lande vor handenen Rinder und Pferde ist zur Erstattung der« jenigen auf das Jahr 1892 verlag-weise au- der Staatskasse bestrittenen Beträge, die an Entschädigungen nach dem Reichsgesetze vom 23. Juni 1880 für die wegen Seuchen auf polizeiliche Anordnung eetödteten und für die nach solcher Anordnung an der Seuche gefallenen Thiere bez. nach den Gesetzen vom 22. Fe- bruar 1884 und vom 17. März 1886 für die an den Folgen der Impfung der Lungenseuche umgestan denen oder wegen dieser Folgen zu schlachten gewesenen Rinder oder für in Folge von Milzbrand gefallene oder getödtete Rinder zu gewähren gewesen, be ziehentlich an Verwaltungskosten erwachsen sind, auf jedes der ausgezeichneten ») Rinderein Jahresbeitrag von vierundzwanzig Pfennigen, b) Pferde ein Jahresbeitrag von elf Pfennigen zu erheben. Indem Solches nach Maßgabe der Bestimmungen in tz 4 der Verordnung vom 4. März 1881 — Ge- setz- und Verordnungsblatt von 1881 Seite 13 — und der Verordnungen vom 22. Februar 1884 und vom 17. März 1886 — Gesetz- und Verordnungs blatt von 1884 Seite 62 und von 1886 Seite 64 — andurch bikannt gemacht wird, werden die zur Einhebung der beregten Jahresbeiträge berufenen Polizeibehörden (Stadträthe, Bürgermeister, Gemeinde- vorslände) andurch angewiesen, auf Grund der aus den Kreishauptmannschaften beziehentlich Amtshaupt mannschaften abgestempelt an sie zurückgelangten Ver zeichnisse die oben ausgeschriebenen Jahresbeiträge von den betreffenden Rindvieh- und Pferdebesitzern unver züglich einzuheben und bis längstens den 1. April dieses Jahres unter Beischluß der Verzeichnisse an die Kreishauptmannschasten bez. Amtshauptmannschoften einzuzahlen. Dresden, am 24. Januar 1893. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Sorge. » - ' ' - — ' , nichtamtlicher Teil. AetegrapÜische und telephonische Nachrichten. Halle, 3V. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der „Hall. Zeitung" zufolge sind in Nietleden von Sonnabend bis Sonntag Mitternacht zwei Cholerierkrankungen und zwei Todesfälle, von Sonntag bis Montag Mitternacht zwei Todes fälle erfolgt. Aus Wettin wird eine Cholera- erkrankung gemeldet. Sanct Gallen, 30. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Einführung drö Proportionalwahl- verfahrenS für den Kanton ist mit 21800 gegen 1SS41 Stimmen abgelehnt worden. Dresden, 30. Januar. Zum jüngsten österreichisch-französischen Zwischenfall. ff Zwischen den Regierungen von Wien und Pans hat in den letzten Tagen eine Erörterung statt- *- r - --- - -i, Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 29. Januar' „Faust" (l. Teil) Tragödie in sechs Akten von Goethe Unsere Hostheaterleitung hatte an diesem Abende, wie eS jetzt so oft der Fall ist, wieder zwei vollbesetzte Häuser, in der Neustadt mit der dahin übersiedelten Faustdarstellung, in der Altstadt mit den interessanten Opernneuheiten Tie wesentlichen Einzelleistungen im Faust, auch jene, die zu wünschen übrig lassen, sind genugsam in Erwähnung gezogen. Die Titelrolle selbst, jetzt in Händen des Hrn Drach, bleibt für jeden Schauspieler eine fragwür dige Aufgabe, da sich darinnen die Forderungen an den erdemüden Philosophen und feurigen Liebhaber eigent lich niemals auf eine und dieselbe Person anwenden lassen. Die Abfindung muß immer ein Kompromiß sein; er läßt sich am besten bei Darstellern in mitt leren Jahren und von gereifter Intelligenz durchführen. Das ist für den vorliegenden Fall günstig, zumal da bei dem Spiel im Spiele, wo wir es mit dem Lieb haber, dem verjüngten Faust zu thun haben, dieser Greichen gegenüber zurücktritt und ohnehin für den symbolischen Geholt des Ganzen nicht so wichtig ist, wie sein Urbild, der alternde Faust. Diesem hat der genannte Darsteller sehr vielen Fleiß gewidmet, und zwar erfolgreich Es wird sich daraus ein erfreuliches Ergebnis entwickeln kaffen, ja e- stellte sich ein solche- schon in einzelnen rednerischen Teilen der Rolle heraus. Diese Teile betreffen wesentlich die gefunden, die ein überaus befremdliche- Gepräge trug. AuS scheinbar geringsügigen Anfängen ergab sich ein Meinungsaustausch, dessen sachlicher Ernst und symp tomatische Bedeutung nicht unterschätzt werden konnten. Die österreichisch-ungarische Regierung hatte an dieser überraschenden Entwickelung keinen Anteil und die ganze Veraniwortung für den peinlichen Verlauf der Angelegenheit trifft die französischen Staatsmänner, die bei diesem Aliasse nicht nur ihre persönliche poli tische und diplomatische Gewandtheit sondern auch den Takt verleugneten, welcher den Angehörigen ihrer Nation sprichwörtlich zugeschrieben wird. In FriedenSzeiten betrachtet man es als die Auf gaben der leitenden Politiker eines Staates, daß sie allen nur durch Zufälle bewirkten Reibungen, welche sich im Verkehre mit anderen Mächten ergeben, möglichst bald die Schärfe benehmen. Ein solches Vorgehen entspricht nicht nur den Ungebürgeiten Gepflogenheiten, sondern auch dem Interesse der beteiligten, da die Au-tragung eines Gegensatzes, einer selbst nur klein lichen Differenz in den Beziehungen zu einem anderen Staate umso schwieriger wird, je längcr die Erörterung der betreffenden Streitfrage andauert. Jede Ver zögerung kann dahin führen, daß die schließliche Lösung nur um den Preis eines unzweideutigen Rückzuges, einer förmlichen Satisfaktionsgewährung seitens des einen Teiles zu erzielen ist; gerade ein derartiger Ausgang einer solchen Kontroverse wird aber unter gewöhnlichen Verhältnissen auch von jener Regierung nicht angestrebt, die nach der Lage der Dinge darauf zählen kann, daß ihr der Erfolg durch eine die Be rechtigung ihrer Haltung klarstellende Genugthuung beschicken sein muß. In dem nun formell erledigten Zwischenfall, welcher eben zwischen Wien und Paris spielte, durfte die österreichisch-ungarische Regierung zuversichtlich darauf rechnen, daß ihr Vorgehen zu jenem Erfolge führen werde Dank dieser Gewißheit konnte sie umso leichter die üblichen Normen in Bezug auf eine wohl wollende und gemäßigte Behandlung der Angelegen heit beobachten — Nachdem der österreichisch ungarische Botschafter in Paris, Graf Hoyos, den unwürdigsten Angriffen feiten- dortiger Blätter ausgesetzt war, hat das Wiener Kabinett die französische Regierung auf die Notwendigkeit einer Genugthuung für diese Be leidigungen aufmerksam gemach», ohne daß dieOeffent- lichkeit hiervon irgendwelche Kenntnis erhielt Tas Verlangen der österreichisch-ungarischen Regierung wurde zuerst in der verbindlichsten Form vorgebracht und man hat dabei unseres Wissens die Thatsache absichtlich ignoriert, daß die französischen Staatsmänner nach den geltenden HöflichkeUsbegriffen verpflichtet waren, eine Genugthuung für die erwähnten journali stischen Ausschreitungen unaufgefordert zu geben. Der französische Minister des Auswärtigen, Develle, hat sich aber erst nach einigem Zögern veranlaßt gesehen, an den Grafen Hoyos die dürftige Bemerkung zu richten, der Botschafter möge sich um die Ausfälle gewisser Blätter nicht bekümmern. Dieser vielleicht wohlgemeinte, jedoch dem Gepräge der Sache keines wegs entsprechende Hinweis konnte der Wiener Re gierung nicht genügen und die letztere war daher ge nötigt, eine förmliche Erklärung des Bedauerns und der Mißbilligung bezüglich der Preßangriffe von dem Minister zu verlangen. Diese ist nach wei terem peinlichem Zögern gegeben worden und zwar erst, nachdem die Pariser Presse mit übel angebrachten und voreiligen Glossen den geringsügigen Ei folg besprochen hatte, welchen die frühere Äußerung des Hrn. Develle für die österreichisch- ungarische Regierung bedeutete. So kam der Verlauf der Episode zur Kenntnis weiterer Kreise, wodurch sich auch die leitenden Wiener Politiker veranlaßt fanden, in den ihnen nahestehenden Blättern Mitteilungen zu ruhigeren und eigentlichen Sprachstellen. Ich ver weise auf den Dialog zwischen Faust und Wagner auf dem Spaziergang, ehe der Pudel sie umkreist, auf das erste Gespräch mit Mephisto. Hier hat auch die Führung d.'r Sprache, das verständige Eingehen auf den Sinn höchster Poesie, die Klarheit und Leicht flüssigkeit der Tons, das Vielsagen durch Maßhalten besonders angenehm überrascht. Dagegen istbei dem vorhergehenden Monolog vordem Ostergesang noch Vieles abzustimmen und zn mildern. Ter skeptische, mit sich und der Welt ringende Weise Faust muß selbst in höchster Geist- und Seelener regung verinnerlicht bleiben, er darf nichts an sich tragen, was an schauspielerischen Vortrag mit all' seinen Stellungen und Geberden erinnert; er redet bebenden Herzen«, aber er deklamiert nicht; der Dichter hat ge sorgt, daß seine Worte alles wirken und der einfache Mann der tiefe Denker spielt weder sich selbst heroisch hinauf noch läßt er die Klangwirkungen seines Or ganes spielen. Diese Auffassung muß für jeden Dar steller die Grenzen seiner Technik bezeichnen. O. B. Akademische Kunstausstellung. Der akademische Rat macht bekannt, daß auch in diesem Jahre von der akademischen Kunstausstellung in Dresden ab gesehen werden müsse, dagegen im Frühjahr 1894 eine solche Ausstellung im dann vollendeten neuen Kunst- auSstellungSgebäude veranstaltet werden solle. verbreiten, welche eine wahrheitSgetrrue und sachgemäß für Hrn. Develle nicht schmeichelhafte Schilderung des Sachverhaltes enthielten. Überblickt man die Entwickelung des gesamten Zwischenfalles, so steht man fast unlösbaren Rätseln gegenüber. Die Reihe der letzteren beginnt damit, daß der Botschafter Graf Hoyos überhaupt von der Pariser Presse angegriffen Waid, well er pflichtgemäß eine Erkundigung über die Ursachen der Verhaftung eines österreichisch-ungarischen Staatsbürgers, de- später ausgewiesenen Zeilungsberichterstatters Szekelyi, tin gezogen halte. Die betreffenden französischen Zcitungs- fchieiber hoben die Albernheit dieser Angriffe offenbar selbst eingesehen Denn sie bemühten sich, ihren Vor stoß durch die Behauptung zu rechtfertigen, daß Graf HoyoS an feindseligen, gegen Frankreich und das fianzösisch-rufsifche Bündnis abzielenden Umtrieben be teiligt sei. So wurde die erste Ungeschicklichkeit durch eine zweite, noch weit größere ergänzt, indem man eine neue schwerwiegende Anschuldigung gegen einen fremden Würdenträger richtete, welcher in seiner ganzen Lausbahn und insbesondere in seiner Wirksamkeit an der Seine stets die versöhnlichsten Bestrebungen mit Loyalität und Liebenswürdigkeit vertrat. Die Reihe der Unbegreiflichkeiten ist damit aber nicht erschöpft. Sie wurde vervollständigt durch die Hackung des Ministers Develle, der sich nicht zu einer Verurteilung von journalistischen Ausschreitungen bequemen wollte, welche täglich auch in der Form niedrigster Schmähungen gegen die französische Re gierung verübt werden. Kein vernünftiger Politiker Frankreichs hätte es tadeln können, wenn die maß losen Übergriffe der Boulevardblätter von dem Mi nister nach Gebühr gekennzeichnet worden wären und Hr. Develle befand sich sonach in der vorteilhaften Lage, daß er die Beschwerde der österreichisch-ungari schen Regierung ohne weiteres zu erledigen vermochte. Er hat es aber vermieden, die unzweifelhafte der zeitige Unzurechnungsfähigkeit der Pariser Journalistik in dieser naheliegenden Weise festzustellen; er zog es vor, auf die Empfindlichkeit jener Journalistik und nicht auf das berechtigte Selbstgefühl Österreich- Ungarns Rücksicht zu nehme» und er hat sich so auf jenen Weg begeben, auf welchem er schließlich einen, von der gesamten öffentlichen Meinung Europas beob achteten Rückzug antreten mußte. Zur Verhüllung dieses Rückzuges hat Hr. Develle eine Beschwerde über die, wie er behauptet, feindselige Sprache vorgebracht, deren sich einzelne österreichisch- ungarische Blätter gegen die französische Regierung bedienen. Der Minister weiß wohl selbst, daß diese Klage unberechtigt ist, da die Wiener und Buda- Pestcr Presse niemals gegen die französische Regierung jene schimpflichen Worte gebraucht, die in Paris selbst ununterbrochen den leitenden Staatsmännern zu- gerufen werden. Er hat einen aussichtslosen Schritt gethan, der ihm nur einen neuen Mißerfolg zuziehen kann und er hat damit ohne hinreichende fachliche Motive nur den Kritikern in den Pariser RedaktionS- stuben ein Zugeständnis gewähren wollen. Vielfach wird heute die Vermutung ausgesprochen, der französische Minister der Äußern besitze nicht die nötige diplomatische Erfahrung, um die Fehler seiner Taktik zu erkennen. Die ungünstigen Eindrücke der gesamten Episode werden aber auch dann nicht ge mildert, wenn diese Annahme, deren Richtigkeit wir nicht prüfen, zutreffend wäre. Hr. Develle hat sicher lich den Wunsch gehegt, die Auseinandersetzung mit dem Wiener Kabinett rasch und ohne ernste Reib ungen zu beenden. Wenn seine Haliung in Wirklich, keit diesem Wunsche nicht entsprach, so kann eine Er klärung dafür nur in dem Umstande gesunden werden, daß die leitenden französischen Politiker heute gewillt oder genötigt sind, der Macht einer zügellosen Presse, Zwischen den Jahren. Novelle von Adolf Etern. >4 (Fortsetzung.) Herr v. Lestwitz zog sich gleich nach dem Mit tagsmahl in sein Schlafzimmer zurück und ließ Bodo und Erika wieder beisammen. In langer, schmerzlicher Unterredung wurden noch einmal die Er lebnisse der letzten Tage und ihre Folgen durch- gesprochen, der Lieutenant empfand auch jetzt, daß eine merkwürdige klare Ruhe über die erregte Schwester gekommen war. ES war ihm gewiß, daß zwischen Enka und Lestwitz ein Austausch stattgefunden haben mußte, der dies Wunder gewirkt hatte, doch Erika blieb schweigsam und sagte auf eine leise Andeutung, daß ihr Besuch bei Christine Hagen ihm Bedenken erwecke, so lange Franz Hagen nicht geantwortet habe — mit einem leisen Vorwurf im Ton: „Laß das, Bodo — ich will Herrn v. Lestwitz folgen. Wir beide haben jeder in seiner Art, vielleicht zu selbständig ge- handelt, eS thut mir wohl, daß ein anderer, dem ich voll vertraue, die Veraniwortung für unsere nächsten Schritte trägt!" Sie durfte ihm vertrauen, obschon ihr Glauben an ihn gewankt haben würde, hätte sic ahnen können, daß der Obcrforstmeister droben, statt seiner Mittags ruhe zu pflegen, mit einem in hastigen großen Schrift zügen entstehenden Briefe an — Heinrich Hagen be- schaffigt war, den er nach einer Stunde in dringlicher Heimlichkeit einem seiner Jäger übergab, der sich durch den beschneiten Wald alsbald nach den Papier fabriken von HerbiSthal und ein Stück weiter westwärts hinüber schlug Als er zu den Geschwistern Gravenreuth dcn täglich wechselnden Strömungen exaltierter Be- völkerungSkreise eine große Bedeutung beizulegen Die Ereignisse der letzten Monate haben wohl gezeigt, daß dies hinsichtlich der innerpolitischen Fragen in vollem Maße gilt Nun erfährt man aber, daß die Diktate jener Volksschichtrn und ihrer Zcitungsorgane auch auf das Vorgehen der französischen Regierung in solchen Fragen Einfluß übten, in welchen nicht das Prestige eines angeblich bestochenen Abgeordneten, sonkern die Entscheidung über eine korrekte Haltung der Regierung nach außen hin auf dem Spiele steht. Wir wollen ans diese Wahrnehmung keine weitgehenden düsteren Vorhersagungen bezüglich einer dem Frieden Europas drohende» Gefahr gründen. Wir glauben im Gegenteile, daß die Aktionskraft der Republik durch die innere Entwickelung geschwächt wird und daß man vom Gesichispunkic der allgemeinen Politik die zunehmende Zerfahrenheit dcr französischen Zu stände nur dort zu beöauern hat, wo man — wie im Lager der Panslawisten — Kriegspläne schmiedete, in welchen Frankreich eine Rolle zugewiesen war. Un zweifelhaft ist aber aus den jüngsten Vorgängen in Paris der Rückshluß auf das Fortschrciten eines Zer fetzungsprozesses zu ziehen, der fchließlich alle Ver- treter der staatlichen Macht in der Republik bei der regelmäßigen und sachlichen Ausübung ihrer Pflichten und Befugnisse behindert. Lagesgeschichtc. Dresden, 30. Januar. Ihre Majestäten dcr König und die Königin wohnten gestern, Sonntag, vormittag dem Gottesdienste in der katholischen Hof kirche bei. Nach demselben erteilten der Monarch an mehrere Herren im Residenzschlosse Audienzen Nach mittags um 5> Uhr fand bei Ihren König!. Majestäten Familientafel statt, au der Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Oldenburg, Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana, Ihre Königl Hoheiten der Prinz Georg, Prinz Friedrich August, Prinz Johann Georg, Prinz Max und Prinzeß Mathilde, sowie Ihre Hoheit die Fran Herzogin zu Schleswig-Holstein teilnahmen. Abends besuchten Ihre Königl. Majestäten das Altstädter Hoftheater. Se. Majestät der König nahmen heute vormittag im Residtnzfchlosse die Vorträge der Herren Staats- minister enigegen. Se. Majestät der König und Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg werden Allerhöchst- und Höchstsich morgen, Dienstag, früh nach Leipzig begeben, um auf Ehrenberger Revier eine Königl. Jagd abzuhalten. Die Rückkehr von dort erfolgt abends. Den Kammerherrndienst bei Sr. Majestät dem König hat auf die Zeit vom 29. Januar bis mit 11. Februar der Königl. Kammerherr Frhr. v. Finck übernommen. * Berlin, 29. Januar. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin wohnten am Freitag abend mit den Fürstlichen Gästen rc. der Galavor stellung im Opernhause bei. Nach dem Schluß der selben geleiteten Se. Majestät der Kaiser Se. Majestät den König von Sachsen nach dem Schloß zurück und blieben dort in den Gemächern der Königl. Säch sischen Majestäten noch längere Zeit mit dem König und der Königin zum Thee vereint Um 12 Uhr nachts gaben Se. Majestät der Kaiser den Königl. Sächsischen Majestäten, bei Allerhöchstderen Abreise nach Dresden, bis zum Anhalter Bahnhofe das Geleit und verabschiedeten sich dort von den hohen Gästen auf das herzlichste. Mit dem Sächsischen Königs paare ist auch Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg von Sachsen von Berlin wieder abgereist. herabkam, fand er sie in eifrigem Gespräch über Bodo- notwendige Ausrüstung, wenn er, wie nicht zu zweifeln war, die Bewilligung zum Ein'ritt bei der Truppe in Afrika erhielt. Lestwitz ordnete jetzt, ab- und zugeheud, alles Nötige für die Ausfahrt an, zu dec er Erika be stimmt hatte. Wie um das letzte Bedenken zu heben, erhielt Bodo während der halben Stunde, in der sich Erika zum Ankleiden in ihr Zimmer be ebcn hatte, durch einen Boten aus der Villa Hagen die Antwort des jungen Fabrikherrn Franz. Er war im Begriff, nachdem er sie gelesen, sie geringschätzig zusammen zu knüllen; Herr v. Lestwitz aber nahm ihm das Blatt aus der Hand und sagte ruhig: „Halt, junger Freund, auf dies kostbare Aktenstück hat auch Ihr Fräulein Schwester ein Recht. Sie erlauben einstweilen mir?' Franz Hagen schrieb, daß er bedauere, an dem gestiigen Äbend infolge der starken Bowle feiner Sinne nicht ganz mächtig gewesen zu sein, Herrn und vor allen Fräulein v. Gravenreuth um Verzeihung bitte und diese Bitte mit derselben Bereitwilligkeit auch an Fräulein Münter gerichtet haben würde. Der Ober forstmeister zuckte die Achseln und meinte: „Ganz wie ich erwartet habe, zu der anständigen Form des Briefe« hat Herrn Franz Hagen offenbar sein Vetter Heinrich verholfen, der ebenso unbedingt ein Prachtmensch ist, wie Herr Franz ein Galgenschwengel." Herr v. Lestwitz schien noch mehr über die Familie Hagen offenbaren zu wollen, aber ErilaS Eintritt ver hinderte ihn daran. Bodo sah mit einiger Überrasch ung, daß seine Schwester zwar ein dunkle» Seiden- kleid trug, aber sich nicht nur sorgfältig, sondern in gewissem Sinne festlich gekleidet hatte. Er begleitete sie und den Oberforstmeister in den Hof, wo der
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