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Dresdner Journal : 27.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930127
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-27
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1893
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1L8 war und wenn der AuSpand sch»» seine verderbliche W-rkung geübt hatte Da' neue i^ej-tz aber hat gerade den Zock. diese« Elend und diese Verluste zu verhindern; wenn es wirklich gute Dienste Listen soll, muß man vor dem Streik und nicht mehrere Wachen oder Monate nach dem Ausbruch desselben seine Zuflucht nehmen." — Der Advokat Barbolix beendigte heute vor dem Appellhof seine Rede, die sich durch vier Sitz ungen hingezogen hat. Jeder der drei anderen Ver teidiger verlangt mindestens eine Sitzung für feine Rede; die Ausarbeitung des Urteils wird wahr scheinlich 11 Tage erheischen; man erwartet das Ende des Prozesses also nicht vor Mitte Februar Bon vornherein steht fest, daß d e Angeklagten im voraus sichtlichen Falle der Verurteilung Berufung einlegen werden. Das ganze Verfahren ist also noch weit von seinem endgiltigen Schlüsse entfernt. Andererseits wird eine Schwierigkeit in dem Prozeß dadurch be seitigt, daß Baihaut seine Forderung, vor den Senat gestellt zu werden, zurückgezogen hat. Er fürchtete wohl, und mit Recht, durch dieses Verlangen, das übrigens schwerlich erfüllt worden wäre, die öffentliche Meinurg und seine künftigen Richter noch mehr gegen sich zu verstimmen. Sein Gemüts- und Geisteszustand soll, wie derjenige seines Schicksals gefährten Sans-Leroy, ein sehr trauriger (!) sein. — Nach Beendigung des Bei fahrens gegen die be stochenen Parlamentsmitglieder beschäftigt sich jetzt der Untersuchungsrichter Frang nevil le mit der An gelegenheit Herz und Arton. In diese letztere wird von neuem der ehemalige Abg. Sans-Leroy hinein gezogen. Mit den anderen Abgeordneten und Sena toren ist er der Korruption, mit Herz und Arton wird er der Betrügerei und des Vertrauensmißbrauchs zum Nachteil der Panamagesellschaft beschuldigt. Be stimmter als jemals spricht man von der bevor stehenden Verhaftung Anons. Das „XIX. Jahr hundert" meldet darüber: „Wir wissen nicht, ob die Nachricht in dieser Form genau ist, aber gewiß ist, daß die französische Regierung seit der Flucht des Checkmanncs Tag für Tag seinen Aufenthalts ort gekannt hat. Sie war auf seiner Spur in England zuerst, wohin er sich von Paris aus geflüchtet hatte, sodann in Belgien, in Österreich, in Sofia, in Konstantinopel. Von letzterer Stadt aus hat sich Arton nach Bulgarien begeben; es ist nicht unsere Aufgabe, zu sagen, in welchem Winkel er sich gegenwärtig versteckt hält, die Justiz ist jeden falls unterrichtet. Es war nicht schwer, der geheimnis vollen Persönlichkeit überall zu folgen: Arton ist mit einer großen Zahl seiner Pariser Freunde in brief lichem Verkehr geblieben, und eben durch diese Briefe wurde die Polizei von allen feinen Schritten in Kennt nis gesetzt Frankreich hat keinen Auslieferungsver trag mit jenem Lande; um so schneller kann die Aus lieferung vollzogen werden." * Paris, 26. Januar. Die heutige Kammer sitzung sand vor übersüllten Tribünen statt In der Diplomatenloge erblickte man die ersten Botschafts sekretäre Deutschlands und Englands. Zur Beratung stand das Budget des Ministeriums des Innern. Abg. Millev oye tBouIanpst): Er wolle die Auf merksamkeit der Kammer aus die Gejahr lenken, die Frankreich durch fremde Nachrichtenagenturen drohe. Er erinnere an die gegen Baron Mohrenheim gerichteten Verteil: düngen und an die falsche Meldung über die dem Botschaster Decrais in Wien durch Kaiser Franz Joseph widerfahrene ungnädige Behandlung, während doch die «üte und Grea «gleit dieses Monarchen be kannt sei, wie auch Kaiser stranz Joseph selbst Hrn. Decrais Genugthuung gegeben habe. Frankreich gewähre in leichtfertiger und unkluger Weife Fremden Gastfreundschaft (Rufe: Viel zu vielen!) Es sei in Frankreich eine förmliche, dem Lande feind liche Orga isation vorhanden. Man habe zwar drei Jour nalisten ausgewiesen, aber das sei nicht genug. Die Paris'! Mitarbeiter der „Times" und mehrerer deutscher Blätter stell en Frankreich als kriegslüstern und als Hindernis des Websriedens hin. Diese Dinge müßten aushören. Die Agentur Dalziel habe das Kukuksei über Decrais in den „Figaro" gelegt. Es sei dies eine Agentur, die aus Rechnung der englischen Politik operiere und eine englische Einrichtung sei. (Millerand: „TaS ist nichts als BrotneidI"). Er bitte den Minister de» Innern, ein wachsameres Auge aus derartige Agenturen zu haben; er beru e sich aus die (im März 1891) im deutschen Reichstag gepflogene Debatte zwischen dem Abg Richler und dem Ltnatssekretär v Marschall, wobei letzterer (es handelt sich um das Wolsfsche Bureau) sich des Reck Ns der Prüfung der Agenturen nicht habe entäußern wollen Tie methodische Ver breitung falscher Nachrichten könne schweres Unheil anrichten, das nicht wieder gut zu machen sei. Die Urheber der kürzlich verbreiteten salschen Gerüchte hätten bei ihrem Treiben auf den leicht erregbaren Charakter des französischen Volkes gerechnet. Wenn Ausländer nach Frankreich kämen, um Verl-umdungen ouszustreuen, dann müsse man ihnen klar machen, daß Frankreich, wenn eS das klassische Lano der Fieiheit sei, es dennoch ab- lehnen müsse, der Schmähsucht eine Zuflucht zu gewähren. Die großen Agenturen dürsten nur nationale Agenturen fein. Minister Ribot: Es halten sich gerade in letzter Zeit Mißbrauche ein etteM welche die Regierung zn lange geduldet habe Unter Berufung aus die Fälle Decrais und Mehee»- heim wüste er erklären, Laß er keine» Augenblick gez udert einen Korrespondenten verhalten und absch'ebeu und de» beiden anderen, welche daueind Frankreich verleumdet hitten, Aus- wtifungidekretc habe zugehen lassen. Die Regierung sei ent- sr losten, hieiin, wenn eS nölig wer'en sollte, sort »fahren. (Gr-ße Btif'll auf allen Seiten) Die Regierung würde alle Vollmachten benuneu, die ihr das Ge ey gebe; sie habe mit der ihr obli gend n Schnelligkeit den Bots» ost, r Rußlands g schütz-; sie wüide auch allen Bolschaslern ohne Ausnahme und sich selber Achtung zu verschaffen wissen. Er gebe die Ve sicherung, daß er besonders sremde Agent, n in den G-enzöezuken überwachen lassen werde. Er hoffe, Millrroy- werde ihm hierzu die Mittel bewilligen (Heiterkeit und Beifall.) Abg. Flouren«: Auch er müsse sich gegen die Agentur Dalziel wenden, suche aber hinter deren Dreeschen ein Komplott des Dreibundes, um die französisch russische Freu, dschast zu breche». Man müsse die Fremden überwachen, die ihr Glück aus den Ruinen Frankreichs begründen wollten. Beim Schnaebele- sall (damals war Hr Ftour nS bekanntlich Minister des AuZ- wärtig-n), hätten englrfche Depeschen es beinahe trotz de« gute» Willens der deutschen und der französischen Regierung zu einem Konflikt gebracht. Die öffentliche Meinung in Frankreich fei lebhaft erregt worden durch die jüngsten gegen mehrere in Paris beglaubigte Botschafter gerichreten V rleumdungen, ins besondere durch die Verleumdungen des Vertreter? einer be freundeten Macht, welcher ununterbrochen an der Festigung der Union zwischen diejrr Nation und Frankreich gearveile« habe. (Beifall. Es fei di-S die Erneuerung der Taktik, welche im Jahre 187« von Erfolg g-wefen sei. Der Schlag sei von einer fehl niedrigen Stelle gesührt woroen derselbe ie> aber nicht weniger hinterlistig und verbrecherisch. Man wolle edei die zwischen Frankreich und Rußland bestehenden Beziehungen stören (Beifall.) Die Kammer und die Regierung hätten nicht das Rech', ein folches Vorgehen unbeachtet zu lasten Einzelne Persönlichkeiten feien zwar getroffen wo den, allein daS sei nicht aus-etchend; Frankreich müsse der Wiederkehr solcher Vorsäüe Vorbeugen, es müsse sich gegen die Gejahren wahren, welche aus der Thätigkeit der auSläudiichen Nachrichtenagenturen erwüchsen. B i der Beratung über dar Kapitel der gehei men Fonds nahm zuerst das Wort Abg. Chichv (Boulangist): Tie geheimen Fond- hatte» niäts genützt, da die Anarchisten selbst in die Wohnung des Polizeip.äsekten ungestrajt eine Bombe tragen konnten. Die geheimen Fonds dienten nicht dazu, die allgemeine Sicherheit zu verteidigen, sondern einzelnen M.nist rn aus ihren B-rl gen- heiten zu Helsen. Es handle nch um ei» Budget der Korrup tion. Er fei für gänzliche Abschaffung der geheimen Fonds. Diefelben unter Kontrolle zu pellen, wie andere wollten, hätte keinen Sinn; mit ober ohne folchem lauwarmen Umfchlag würde darum nicht ein englischer oder deutsch,r Sp on in Fr nkrcich weniger fein. Ministerpräsident Ribot: ,Jch nehme keineVerm'nderung der Krelite an, ich bra ich? unter den gegenwärtigen Verhält nissen erst recht dieselben Gelder w'e meine Vorgänger Ich bin gewillt, mit Entschlösse Helt zu regieren. Übrigens geht jetzt alles gut; wenn man so weiter arbeitet, hat die Republik nichts zu fürchten. Tennoch muß man wachsam sein, da die ganze Lage, in der wir uns befinden, darau, hinausläust Lie Repubi.k zu stürzen Dieser Feldzug soll bis zu den Neu wahlen sortgesührt werden " (Bei diesen Worten Ribots bricht großer Läim aus der Rechten los, erst nach einer Weile kann Ribot sortjahren) Man müsse unterscheicen zwischen Licht und Schatten Ta d'.e Panamacampagne einmal vorhanden fei, jo müsse die Regierung waäsam sein; hierfür brauche sic geheime Fonds, die er, der Ministerpräsident, ohne Prüfung verlange. Die Gcwährung derselben betrachte er als eine Vertraucns- srage (Beifall bei den Republikanern.) Provost Delaunay (Rechte) stürzt aus die Tribüne. Er wollte nur einen Say über den Felozug gegen die Republik aus der Rede RiboiS herausoreisrn Wenn die Regierung wünsche, daß die Campagne aushöre, so scheine sie weitere po- litiiche Enthüllungen zu sürchten; aber man würde nicht ruhen bis alles ans Tageslicht gezogen sei. Techanel (L nles Zentrum: Auch er und seme Freunde wollten volles Licht. Delahaye h-be erklärt, er Hale die Liste mit lt>4 Namen van Parlamentariern gesehen, er habe j doch sein Ehrenwort gcgeben, diese Namen nicht zu nennen; er solle sich ron tiesem Ehrenwort loslösen. Es sei ein un erträglicher Zustand sür die Unschuldigen, unter dieser Anklage zu stehen. Es handle sich hier um eine Frage bürgerlicher Ehrlichkeit. Telahaye möge sprechen! (Beifall bei den Re publikanern) Delahaye: Ja es giebt eine Ehre, die engagiert ist, die Ehre ter Regierung, welche seil vielen Jahren diesen Skandal duldet. Die Regierung har die Pflicht, die bestochenen Mit glieder ihrer Partei zu entdecken (Lärm Ruse: Die Be stochenen, de Sie nicht nennen wollen, sitzen aus der Seite der Rechten!) Ne-n, die 104 Deputierten sind Republikaner! Gerade deswegen sucht die Regierung einen Vorhang über die Panama affaire zu ziehen! (Großer Lärm.) Dechanei: Er konstatiere, daß Delahaye sich wieder seiner Ehrenpflicht, zu sprechen, entzogen habe. (Beisall bei den Re publikanern.) Justizminister Bourgeois: Er müsse sich wundern, daß man in einem Augenblick, wo die Regierung vielleicht mit ex zessiver Strenge vorgegangen sei, noch von einem Verschleiern spreche; auch er stelle fest, daß sich Telahaye drücke; es sei be dauerlich, daß die Gesetze nicht die strasgerichtliche Bersolgung Delahaye- wegen eines solchen Benehmen- z»ließen. Millevoye: Wie cs scheine, werde gegen gewisse an- geklagte Parlamentarier dre Untersuchung eingestellt. Die Re gierung lade damit den Vorwurs aus sich, leichtfertig die Aus hebung der parlamentarischen Immunität verlangt zu haben. Mitschell: Er wundert sich über die Wendung, welche die Diskussion genommen habe; er besürworte, die Debatte über die geheimen Fonds zu vertagen. Man verlange immer von Delahaye Namen, warum srage man nicht einen bekannten republikanischen Deputierten (Clemenceau) nach dem Namen des gronen Unbekannten, der den Hlbnollionenchlck erhielt? Duramel: Die Aushebung der parlamentarische» Immu nität sei eine unnütze u»s höchsten» dekorative Maßregel ge wesen; man hätte Neber Arton, Reinach und Herz sesthalten sollen, vo» denen ersterer noch vor rehn Tagen in Pari« ge feh n worden sei. während Reinach ins jenseit« und Her» nach England abeereist seien Justizminister Bourgeois habe durch Betonung der allzu großen Strenge der Regierung und der Justiz nur das Parlament aus die Einstellung der Unter suchung geaen gewiße Deputierte vorbereiten wollen. (LS.m aus Ler Linken, Beisall aus der Rechten.) Justummiflrr Bourgeois protestiert und nimmt die Un- abhängmkeit der Richter in Schutz Ministerpräsident Ribot schließt die Debatte, indem er noch einmal von Telahaye verlangt, er solle sprechen Ribot erklärt, er brauche die geheimen Fonds zur Überwachung der Manöver der Revolutionäre, die aus den Bänken der Rechten säßen (Lärm) . Die Geheimfonds werden hierauf ungekürzt mit 303 gegen 182 Stimmen bewilligt und sämtliche auf Kontrolle der geheimen Fonds gerichteten Amendements mit großer Majorität abgelehnt — Justizminister Bourgeois schickte Cassagnac seine Zeugen wegen eines heute morgen in der „Autorite" erschienenen Artikels. Wie man sieht, hat es Ministerpräsident Ribot in der Kammerdebatte vermieden, auf die dem Minister des Auswärtigen Develle vom österreichisch ungari schen Botschafter Grafen Hoyos gemachten Vorstell ungen einzugehen. Statt dessen hat Hr. Develle den Zeitungen durch die „Agence HavaS" folgende Mit teilung zugehen lassen: „Der österreichisch ungarische Botschafter G)af Hoyos besuchte am Mittwoch den Minister des Äußeren, Develle, nnd machte ihm Mit- teilungen über den Eindruck, welchen die gelegentlich der Ausweisung Szekelys gegen ihn gerichteten Ver leumdungen bei seiner Regierung hervorgerufen haben. Graf Hoyos fügte hinzu, die österreichisch-ungarische Regierung erhebe wegen dieser Ausweisung keinerlei Reklamation. Msnister Develle erwiderte, die franzö sische Regierung habe mit Bedauern gesehen, daß Graf Hoyos ungerechter Weise in die Zeitungspolemik mit hineingezogen worden sei, w lche durch die Aus- weisungsmaßregeln entstand. Minister Develle be merkte zum Sch'uß, daß er den französischen Botschafter in Wien, Decrais, beauftragt Hobe, dem Grafen Kal- noky verschiedene Artikel österreichisch-ungarischer Zeitungen, besonders des „Budapest Hirlap' zu be zeichnen, welche Beleidigungen gegen die französische Regierung und den Präsidenten Carnot enthielten." * Rom, 26. Januar. In der Kammer begann heute die Beratung der Interpellationen bezüglich der Bankangelegenheit. Etwa vierhundert Abgeordnete waren anwesend. Die Sitzung begann unter erheb licher Aufregung, die während der Beratung wuchs und selbst die Erklärungen Giolittis nicht ohne Widerspruch und Unterbrechungen vorübergehen ließ. Der Ministerpräsident verteidigte das Vorgehen der Regierung mit dem Hii weis auf die Notwendigkeit, den Landeskredit und oie Interessen der Besitzer der Bankbillets zu schützen, die schwer geschädigt worden wären, wenn der unvermeidliche Zusammenbruch der Banca Romana vor Ausführung der Bankfusion er folgt wäre. Tie Regierung habe diese Fusion beför dert, sie habe unverzüglich die Gerichte verständigt, als die Bankuntersuchung Strafbares enthüllte, und lasse die Untersuchung fortsetzen, um vollstes Licht zu ver breiten. Eine parlamentarische Untersuchung aber müsse sie bestimmt ablehnen, weil diese Mißtrauen gegen die Negierung bedeuten würde, der die Mittel zur Auf hellung nicht fehlten. Fürst Odescalchi fragte, ob es wahr sei, daß die Regierung von der Banca Romana 2 Millionen Lire (Colajanni unterbrechend, korri gierte: 100 000) für den Wahlfonds erhalten habe. Darauf antwortete Giolitti kurz: „Ties sei ein Gerücht, welches aus dem Kerker ent sprungen sei und dorthin zurückgebracht werden müsse." Rudini sprach unter allgemeiner Aufmerksamkeit sehr ruhig; als er sagte, die Regierung könne sich nicht der Verantwortlichkeit für die Bankschäden entziehen, unterbrachen ihn einige Abgeordnete der Linken mit dem Zuruf: Die Verantwortlichkeit fällt auf Ihr Kabinett, besonders auf Luzzatti und Chimiiri! Hier auf erklärte Rudini, er wolle, daß jeder, von seinem Kabinett angefangen, seine Verantwortlichkeit auf sich nehme. — Die Abendblätter neigen großenteils zu dec Vermutung, daß die Kämmerdebatte zum Beschlusse einer Parlamentsuntersuchung über die Banken und folglich zu einem Mißtrauensvotum gegen das Kabinett führen könne. Man findet besonders unerklärlich, daß Giolitti schwieg, als Prinetti es scharf rügte, daß er- sterer 1890 als Schatzminister dem Parlamentsausschüsse falsche Angaben über die Bankberichte gemacht habe, und auf Gerüchte hinwies, nach denen ein Minister in die Bankikandale verwickelt sei. Nach der Sitzung wurde Giolitti von verschiedenen Seiten auch von den Radikalen bestürmt, die Parlamentsuntersuchung »uzu- lassen. Er erwiderte jedoch, dies würde ihn jedes Anseh ns berauben. Madrid, 25. Januar. Die in Marokko gelten den Interessen der europäischen Mächte, so bedeutsam sie auch immer unter dem wirtschaftlichen und politi schen Gesichtspunkte sein mögen, erheischen durchaus keine beschleunigte Entwickelung oder zwangsweise Be einflussung der dortigen Verhältnisse. Das hat auch der Verlauf der jünast aus Tanger gemeldeten Reib ungen zwischen den einheimischen und europäischen Be- völkerungSelementen zur Genüge dargethan Es erscheint deshalb als ein ziemlich müßiges Beginnen, Speku lationen betreffs der Zukunft Marokkos anzustellen, da dieje sich doch mehr nach subjektiven Wünschen richten und insofern nur zur Verschärfung der Gegensätze bei tragen müssen, an denen es in Marokko so nwnig als an anderen Punkten des vielumworbenen nordafrika nischen Küstenlandes mangelt. Daß jetzt, nach der raschen Beilegung der jüngsten marokkaniichen Zwischen fälle, die Lage in jenem nordwestlichsten Weltwinkel des dunklen Kontinents ihr gewohntes Aussehen wieder angenommen hat, gereicht allen Interessenten zur Ge nu,thuung, mit der einzigen Ausnahme Frankreichs. Die Franzosen, wenigstens soweit sie auf die Anreg ungen der Pariser Boulevardpresse hören Härten eS lieber gesehen, wenn sich in Marokko eine kleine Krise angesponnen hätte, die der republikanischen Diplomatie erlaubt haben würde, im Trüben zu fischen. Znm Herausholen der französischen Kasta nien aus dem niarokkan-schen Feuer hatte man Spanien ausersehen, welches Land seit dem Amts antritt des Kabinetts Sagasta als dem französischen Einfluß zurückgewonnen, von den Pariser Boulevard- politikern betrachtet wird. Bis jetzt aber hat sich Spanien für die ihm zugemutete Handlangerrolle im Dienste Frankreichs entschieden bedankt. Insbesondere der ma rokkanische Köder scheint für Hrn. Sagasta durchaus nichts Verlockendes zu besitzen, jedenfalls nicht in dem Grade daß er darob die Pflege guter Beziehungen zu England außer Augen lassen möchte So wichtig die spanischen Interessen jenseits der Meerenge von Gib raltar sind, so wenig Gemeinsamkeit besteht zwischen ihnen und der französischen Politik. Im Gegenteil macht die öffentliche Meinung Spaniens den Fran zosen es zum direkten Vorwurf, daß sie durch den völkerrechtswidrigen Ausbau des tunesischen Hafens von Biserta zu einer KriegSmarineanlage die Politik Großbritanniens geradewegs dahin drängen, sich bei nächstbester Gelegenheit in Tanger ein Gegengewicht zu schaffen, welches der Besitz Gibraltars allein nicht ferner mehr gewährleistet. Der Kampf um die stra tegische Behe rschung des Mittelmeeres werde nicht von England, wohl aber von Frankreich planmäßig seinem Ausbruche in einer nicht zu fernen Frist ent gegengetrieben. Spanien sei nicht in der Lage, durch vorzeitige Parteinahme seine eigenen Interessen in Marokko zu schädigen, am allerwenigsten verspüre es Neigung, die französischen Geschäfte im Mittelmeere besorgen zu helfen. London, 26. Januar. Unbeirrt durch die Ver suche Frankreichs, den Gang der Ereignisse in Ägypten durch diplomatische Schritte zu beeinflussen, geht die englische Regierung ihren entschiedenen Weg. Sie verstärkt die Occupationstruppen und sie findet bei ihrem Vorgehen die Zustimmung sämtlicher Par teien des Landes. Der „Standard" betont, die von der Regierung er griffene Maßregel werde die Ägypter sowohl wie die übrige Welt überzeugen, daß England durchaus nicht die Absicht habe, seine ihm ausertegten Pflichten zu vernachlässigen. „England hat nur zwei Wege offen: entweder regieien wir kräftig in dem Lande oder wir geben es aus. Geschieht letzteres, so würde ein vollständiges Chaos die Folge sein und wir würden dann noch einmal, entweder allein oder in Gemeinschaft mit anderen, dorthin zurückkehren müssen, um Ordnung herzustellen und cine zivilisierte Regierung cinzusetzen. Es ist unsere Pflicht, dort zu bleiben und Gutes auszurichten und das können wir nicht thun, so lange ein eigensinniger junger Mann die Freiheit hat, Ratgeber zu wählen, die durch ihre Handlungsweise unsere Arbeiten vernichten. Wir geben der gegenwärtigen Regierung unseren Beistand, aber nur unter der Bedingung, daß sie be ständig und mutig aus der Ägypten gegenüber betretenen Bahn fortschreUe." Die „St James Gaz" hebt hervor, daß Gladstone die englische Ausgabe durch seine Reden, Andeutungen und ver hüllte Versprechungen erschwert habe. Dadurch habe man die Meinung auskommeu lassen, England werde nicht immer berei: sein, sür seine Interessen kräftig einzutrelen. „Je schneller sich aber fremde Mächte, wie europäische, türkische und lavenlinischc Jnlriguanten davon übei zeugen, daß sich England nicht aus dem Nilland hinauswerscn lasse, desto besser würde das sein." Herr v. Leftuntz jenen Mann Hobe ich vor wenigen Stunden wiedergesehen und — dank Bodo — fiel aus feinen Blicken auf mich ein Blitz entrüsteterfVerachtung, eines Abscheus, der mich darniederwirft, und eines Mitleids, das mir das Herz, ja jeden Blutstropfen empört. Und das alles — alles hat mein Bruder in seinem grausamen Leichtsinn verschuldet und ich, ich darf ihm nicht einmal zürnen, wenn er wirklich zu sich selbst gekommen ist. Aber ich frage mich, wie ich darnach, wenn Bodo sort ist, werde leben und das Erlebte werde tragen können. —" „Und Sie wollen nur mit mir, nicht mit Christine Hagen, die Ihre volle Freundschaft verdient, besprechen, was Sie thun und lassen sollen, Erikas" fragte He>r v Lestwitz und seine scharfen grauen Jägeraugen blickten so forschend als teilnehmend auf jede Regung ihres Gesicht«. „Sie haben Christine Hagen zugesagt, wieder zu ihr zu kommen, und gerade nach allem, was geschehen ist und um jede Mißd:ntung Ihres Aufenthalts im Hagenschen Hause abzuschneiden, müssen Sie sich entschließen, diese Freundin wiederzusehen." Ercka machte eine abwehrende Bewegung, und ihr Gesicht zeigte einen Ausdruck düsteren Trotzes „Um dir Welt nicht Als ich Christine versprach, wieder zu ihr zu kommen, war alles, alles anders. Und wenn noch so falsches Licht auf mich fiele — wenn ich selbst von ihr verkannt würde, ich will nicht zum zweiten Male mich dem aussrtzen, wa» mir dort wider fuhr! Der Mann, von dem ich sprach und dessen Bild ich mir thöricht genug bewahrt hatte, ist Christines Vetter und vertrauter Freund — Heinrich Hagen. Und nun bitte ich Sie, nicht- mehr und nie mehr davon, Herr v Lestwitz. Gönnen Sie mir, mich zu sammeln, einige Tage unter Ihrem gastlichen Dache, Sie sollen sehen, daß ich mich, sobald wir Bodos Angelegenheiten ordnen, zu finden und zu fassen weiß. Auch für mich, um die es freilich übel steht, werde ich Rat finden — wenn meine Freunde nur etwas Geduld haben " Der Oberforstmeister hatte den Name» Heinrich Hagen wie einen längst erwarteten Klang vernommen, er nickte und seine Züge erhellten sich sichtlich. Er trat von dem erschütterten jungen Mädchen hinweg in das Eckfenster und schien nicht nur Fräulein v. Giaven- reuth Ruhe zu gönnen, sondern auch mit sich zu Rate zu gehen, was er unter diesen Umständen thun und sagen dürfe. Mit einmal und mit einem Blick, als sei ihm eine Eingebung geworden, kehrte er sich wieder zu seinem schönen Gast und rief munter: „Mein Dach soll Sie schirmen, Erika — so lange Sie selbst mir die Ehre geben wollen, hinter den alten Giebeln zu weilen (Fortsetzung s»lgt.) Littrratur. DaS österreichische „Vaterlän dische Ehrenbuch" von Albin ReichSfreiherrn v. Teuffenbach. In unserem Nachbarlande wurde eben eine lstteransche Schöpfung vollendet, die als ein patriotisches Werk im besten Sinne deS Wortes gelten kann. Für den Wert der gediegenen und umfang reichen Arbeit spricht schon der Name der Autor-. Frhr. v. Teuffenbach, der im österreichisch ungarischen Heeresdienste den Rang eine- FrldmarschalllieutenantS bekleidet, hat, abgesehen von seinem militärischen Wirken auch den Ruf eines tüchtigen Schriftstellers auf dem historischen und pädagogischen Gebiete erlangt und er «st außerdem seit Jahren mit der ehrenvollen Aufgabe betraut, die Erziehung der Prinzen des toskanischen Hauses zu leiten, in welcher verantwortungsvollen Stellung er sich auch als praktischer Pädagoge be währte. Das vorliegende Sammelwerk enthält bio graphische Schilderungen aller jener Persönlichkeiten, welche sich hervorragende, dauernde Verdienste um die Entwickelung deS Habsburger Reicher erwarben; es ist eine Ruhmeshalle Oesterreich Ungarns. Die einzelnen Schildei ungkn. zu welchen auch der Herausgeber selbst zahlreiche Beiträge lieferte, sind insgesamt von be rufenen Fachleuten, von gründlichen Kennern der Ge schichte und der Verhältnisse des Landes verfaßt, da Frhr. v Teufsenbach dank seinen mannigfachen Ver bindungen in der Lage war, sich mit einer erlesenen Schar von Mitarbeitern zu umgeben. Ter Wert des ganzen wird dadurch erhöht, daß der Autor sorgsam jede tendenziöse Färbung vermied, ebenso wie er sich mit militärisch geradem Sinne von jeder servilen Rück sichtnahmt fein hielt. Teuffenbach war auch bestrebt, in seiner Schöpfung die Unparteilichkeit auf dem poli tischen und nationalen Gebiete zu voller Geltung zu bringen und gerade dadurch ward seine, den TageS- strömungen entrückte Arbeit geeignet, einem schönen politischen Zwecke zu dienen Der Verfasser wollte durch die Anlage de» Buches beweisen, daß wahre patriotische Verdienste in allen Ländern, bei allen Stämmen der Monarchie zu finden seien — ein Ge danke, welcher dem Werke angesichts der heutigen Ver- hältnisse Österreich Ungarn» eine besondere Bedeutung verleiht. Möge da- „Vaterländische Ehrenbuch" in der Heimat des Verfassers die gebührende Vcrvieitung finden! pr. * Sonnabendvesper in der Kreuzkirche nach mittags 2 Uhr. 1) Fuge für Orgel (Ockur) von F. Mendelssohn-Bartholdy. 2) „Verschneit liegt ringS die ganze Welt", Chorgesang (op. 75, Nr. 1,z. l M ), von Georg Vierling. 3) Adagio (6-moIl) für Vio line von I. Tarfini, gespielt von Hrn. Alberto Bach mann aus Paris. 4) Xüugio eundubill- für Violine und Orgel von L. van Beethoven, gespielt von Hrn. Alberto Bachmann. 5) Hymnus sür Ältsolo, Chor und Orgel (op. 22) von Ork. Wermann. (Die Solo partie hat die Kirchensängerin Frau Berth i Schlegel gefälligst übernommen. Heinrich v. Nauendorfs -j-. Am l 7. Januar starb auf seiner Böschung in Pazdws bei Nagy-Mihali) Geneialmajor Heinrich v Nauendorfs, einer jener Offi ziere der alten Armee, mit deren Wesen ein guter Teil des unsterblichen Ruhmes dir olt«n „kaiserlichen" Armee eng verknüpft gewesen, deren Art und Denken aber allmählich überflutet ist von der neuen Zeit und neuen Generationen. Heinrich v. Nauendorff, 1832 m Dresden geboren, ci« fröhlicher Student einst zu Heidelberg und Leipzig, war ein Mann, den das be hagliche Brotstudium nicht fesseln konnte und der mir feinem großen, offenen Herzen sich hinauSsehnte zu einem Leben der That. So ungewöhnlich reichen geistigen Gewipn Nauendorff aus seinen Studien ge zogen, so verlkLß doch auch er dcn Hörsaal, um 1852 als „gemeiner" Ulan bei den Carl-Ulanen Nr. 3 ein- zutreten; im nächsten Jahre erreichte der feingebildete, begabte junge Mann, der sich »on Anfang an im Re- Aller daß die stützende stärkt wir Pforte ei Vorgäng Protest netts zu jedoch w unterließ Nach die polit nische P Die Slel Mukhtar mächiige höchst Staatsn gestern welche L der Reg verstärke News" flußten gewesen Versiärl ägyptisä Cromer! Zustimu sie entn Beding« Bessern, Ändern, Kop Majestä feier i, an wel auSwär! Adjutan der deu König und de Schwär Se. L Worten ausgebr * C gestern kommen --- » Kaiser Wachen morgens — von auf den dem Ho Tromp« gegen n auf der des 2. König v des Pre musik durch ( Genera Paro bindunj Grenad Königl. Genera dettenc, der Pa artilleri gelegen corps 1 Kasinoi Koisei Prioal! sensterr aufges« hatte ei zu'amr grupp« übliche Kais! Anschl musikc Bei 1 natO gimei Ziers! Rittr als guten stabe verw zurS Kava mach! Schu Seim ungei loben Gene Lemt orgai er m erneu zu te Divij Offiz der l wurd „Kais ebens als i Unte, majo aber erschi nur i Eiger
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