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Dresdner Journal : 27.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301271
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930127
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930127
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-27
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 27.01.1893
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^22 Freitag den 27. Januar, abends. 189». voaii^pr^I,: vraack«» vierkIMrlick S »I»rlc LS ?5. b« 4«» L»i,«rl. ckautaeben t'o,t»o,t»lta» viorlst- z«1»rticb 8 ^tarll; »»»»erliLlli cle» «leutacüoa koloi»« tritt koat- uock 8tempelru»cbl»8 diu»». tiiurslos Xuwweco: 10 ?k ^o^UocklxunxsxvdUürei»: SAr äeo Kaum eio«r ^«»paltsliell 2eUs klei»«r »abrikl, 20 ks. tlvt«r „kioxe«»nckt" äie Aeils üv kk. L«i 1'abollea- uuci ^ikernratr evtapr. Xus»obl»zx. Lrsekklileiir ^>Glicti mit ^uioakwe 6er 8ol>u- u ?eiori»x» abeu6». rsroaprscU-Xvacblu»»: lür. 1LSL. Dres-ncrIoumal. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ^»u»l»»»» von Xnltüvälxunxon »Uü^ürta: l,,ipr>x: /->. kommi-i»iu>>är 6o» t>re^<Il>er Journals; Lamdurx Serliu Vcon I.«iprix L»»«l ». N.: ^/ua»r»>rtei»i <l i've/iki, L«rl>» Viva - N»mdurx kr»^ l.«lp»>x-kr»i>Ilkurt ». « Nüllkvsu- K'u6. ^/orcie,- kan» l-oackoa S»> Iiu - eran^turt ». H.-Srutkßart: /-vub« «S <?».,-Larlm: /n! , Lr«»I»u! S«Loor«r: Lcä»t«t<r, Kalla ». S .: Larct et t>. Ileraurxederr Kövi^t. Krpe6ition >Is» Oresüoer 1ourn»Ia. Ursräeo, 2vin^er»tr. 20. Darnaprocü-ävacblusa: !n'r. !22L. Ämtlicher Teil. Wekanntrnachung. Das Königliche Miyisterium des Cultus und öffent lichen UnNrrichts ist in der Lage, an Zugehörige seines Ressorts drei Unterstützungen im Betrage bis zu Einhundert Mark zum Gebrauche einer Kur in Marienbad, nach Befinden freie Wohnung daselbst auf die Kurzeit, zu gewähren. Bewerbungen um diese Unterstützungen sind läng stens bis zum IS. März dieses JahreS hier einzureichen. Dresden, am 21. Januar 1893. Cultus-Ministerial-Canzlei. Fiedler, Hofrath. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Bachrichten. Berlin, 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Anläßlich deS Geburtstages Sr. Majestät deS Kaisers haben die hiesigen öffentlichen und die meisten Privatgrbüude geflaggt; in den Kirchen fanden Gottesdienste, in den Schulen Festakte statt. Unter den Linden hat sich eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden. Las Wetter ist prächtig. Der Festtag wurde eingeleitet durch militärisches Wecken, wobei die Militärmusik die Straßen Unter den Linden durchzog. — AuS den meisten größeren Orten Deutschlands liegen Telegramme über Feierlichlichkeiten anläßlich des Geburtstages Sr. Majestät deS Kaiser» vor. Berlin, 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Generallieutenant v. Seebeck wurde zum Kom- mandierenden des zehnten Armeecorp» ernannt. Die GenerallieutenantS Sallbach, v. Werder, v. Fischer, Kriegsminister v. Kaltenborn-Stachau, Erbgroßherzog von Sachsen, v Blume und v. Blomberg find zu Generälen der Infanterie bez. Kavallerie ernannt worden. Dem Komman danten der Stadt Berlin Graf Schliessen wurde der Abschied bewilligt unter Verleihung deS Cha rakters eines G.nerals der Kavallerie; derselbe verbleibt in der Stellung eines Generals ü l» «uito de» Kaisers und wurde außerdem noch zum Vorsitzenden deS HeroldsamteS ernannt. Halle a. S., 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ ) Von gestern bis heute Mitternacht find in der Irrenanstalt Rietlebrn 2 neue Erkrankungen an Cholera, aber kein Todesfall vorgekommen. Lie Epidemie scheint in Abnahme begriffen zu sein. Bremen, 26. Januar. (D. B. Hd.) Tie Eis brecher haben das Eis der Weser bis zum Frei hafen aufgebrochen und zum Abtreiben gebracht. Die Schiffahrt bis Bremen-Stadt ist wieder möglich. Wien, 27. Januar.*) DaS Tauwetter richtet hier großen Schaden an. DaS Tullnerfeld ist ganz überschwemmt, viele Ortschaften stehen unter Wasser. Sollte da» Tauwetter anhalten, so st'ht zu befürchten, daß durch Eisstoß auch für die niedrig gelegenen Wiener Stadtteile eine Über schwemmung unruSbleiblich ist. Brüx, 26 Januar. (W. T. B.) Die Bei setzung der in Ossegg verunglückten Bergleute sand deute in Gegenwart des Statthalters statt, welcher den verstorbenen einen Kranz widmete. Drr Statt. Nachdruck verboten. Kunst und Wissenschaft. Zwischen den Jahren. Novelle von Adolf Stern. (Fortsetzung.) Bodo v. Gravenreuth half beflissen seiner Schwester die dunkle Hülle ablegen, trat aber be treten ein paar Schritte von ihr hinweg, als er die bläulichen tiefen Ringe unter ihren Augen, die bleichen Lippen und die eingefallenen Züge der jugendlich schönen Erika wahrnahm: „Ich bitte Dich, Erika — Tu ziehst es zu hoch, was geschehen ist! Ich habe Herrn Franz Hagen das Nötige bereits wissen lassen." „WaS kümmert er mich?" sagte Erika verächtlich, wahrend sich ihre Augen sehr wider Lyren Willen mit Thränen füllten. „Ich will Dir keine nutzlosen Vor würfe machen, Bodo, aber wenn Du v rgestein ge- than hättest, was Du solltest und mußtest —nie wäre es soweit gekommen, nie dar geschehen, was ich jetzt zu überwinden habe." „Ich habe Herrn v Lestwitz alles mitgeteilt, was geschehen ist, waS mich und Dich angeht," antwortete Bodo mit unsicherer Stimme, aber mit Bezug auf den Eintritt des LberforstmeisterS. Auch dieser sah mi unverhohlener Bestürzung das erschöpfte und leidvoll verstörte Gesicht Erikas und hörte sie mit einer ge wissen Bitterl.it zmückfragen „Alles?" Er beeilte sich dem jungen Offizier zu Hilfe zu kommen und sagte mit gewinnender Munterkeit: „Alles, auch da» Halter besuchte darauf die an schweren Wunden darnitderliegenden Bergleute. Pari», 26. Januar. (W. T. B.) Ein Tele gramm des „Temps" aus London meldet, daß die von dem Botschafter Waddington ter englischen Regierung überreichte Note auch Vorbehalte for- mutiere hinsichtlich der Wahrung der französischen Interessen in Ägypten und hinsichtlich der Ver träge, für welche Europa sein Interesse nicht auf- geben zu können scheine. Außerdem habe Wadding ton mündlich Vorbehalte bezüglich der weiteren Haltung Frankreichs gemacht, gemäß den ihm zu gebenden Erklärungen nnd gemäß dem Resultate de» gegenwärtigen Ideenaustausches mit Ägypten. Paris, 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Zwischenfall Bourgeois-Cassagnac ist beige- legt. Cassagnac erkannte Zeugen gegenüber an, daß Bourgeois bei der Panamaangelegrnheit un beteiligt sei. Brüssel» 26. Januar. (D.B. Hd.) Der Kongo- damvfer „Akassa" traf in Antwerpen ein. Aus genommen von drei Personen erkrankten sämtliche'» Passagiere und Mannschaften am Fieber; der SchlffSarzt und der zweite Steuermann starben. Lüttich, 26. Januar. (D. B. Hd.) Die Über- schwemmuug der Maas nimmt immer weiter zu. Die Limburger Bahn ist überschwemmt und stellte den Dienst ein. Zahlreiche Häuser stehen unter Wasser, mehrere Gebäude sind bereits eingestürzt. Dir Wassermassen drangen auch in verschiedene Kohlen bergwerke ein. Rom, 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gegen S Uhr abends platzte gestern vor einem Fenster des Erdgeschosses des Ouir'nal» eine mit Pulver gefüllte Papicrpetarke; es wurde durch die Explosion keinerlei Schaden angerichtet. Rom, 27. Januar.*) In ganz Süditalien sind von neuem Erdbeben verspürt worden. Die meteorologischen Stationen in Süditalicn meldeten weitere Erdstöße alS bevorstehend an. London. 27. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Reutersche Bureau melket aus Buenoö-AyrrS, daß in dem Hafen dortselbst zwei ErkrankungSfäll« an gelbem Fieber vorgekommen sind. *) Nachdruck '-erboten. Dresden, 27. Januar. Am heutigen Tage, der im gesamten Deutschland die Empfindungen aller germanischen Stämme in Nord und Süd, in Ost und West einigt zu den auf richtigsten Wünschen für das Glück und Wohlergehen des erlauchten Schirmherrn unseres großen vater ländischen Reiches, wird das Gemüt des Volkes zu nächst und zumeist mit Befriedigung und Dank von der beruhigenden Wahrnehmung erfüllt, daß der Ver treter dieser gewaltigen Macht sich unwiderleglich als ein treuer Hüter des Friedens und der Eintracht er wiesen hat. Diese fortdauernd und oft nicht ohne Opfer dargelegte Friedensliebe, dieser taktvolle, Freundschaft und Vertrauen weckende Verkehr mit allen anderen Mächten, diese jeden Argwohn entwaff nende männliche Offenheit im Denken und Handeln — Eigenschaften, die sich ganz mit dem Fühlen des Volkes seinen Nachbarn gegenüber decken so wie sie gleichgestimmt sind mit den Gesinnungen der unsern Kaiser als treue mächtige Stützen umgebenden Bundesfürsten —, all diese erfreulichen politischen Lebensäußerungen eines hochgefürstteten Charakters bieten die erfreulichste Bürgschaft für Deutschlands Zukunft dar. Noch schwerwiegender wird dieses Pfand aber dadurch, das jene für das Heil des bürgerlichen Lebens vielverheißenden Tugenden der Mäßigung und deS weisen Herrschcrtaktes in unserm Kaiser fest ver bunden sind mit einem unantastbaren ehrgeizigen Hütersinn für das Recht, die Kraft und die politische Freiheit unseres gemeinsamen Vaterlandes. Für diese idealen Schätze zu leben und zu sterben ist die Losung, die Kaiser, Fürsten und Völker gleichmäßig erfüllt und zu einer mit einander innig verwandten Einheit verbindet. Als Ausdruck solcher Auffassung und Überzeugung von den Pflichten gegen das deutsche Reich trat den wahren Vaterlandsfreunden erst wieder in letzter Zeit daS begeisterte, unerschütterliche Streben de» Kaisers entgegen, unser Heerwesen nach den notwendigen For derungen der Zeit ouszugestalten zu einem sicheren Schutze für die Gegenwart und Zukunft deS deutschen Reiches. Es werden die Tage kommen, wo man wegen dieser hoffentlich recht bald in Kraft tretenden Reform die Hände zum Himmel heben und d.m Schutzherrn unseres Vaterlandes, der für die Über zeugung aller deutschen Fürsten und Patrioten uner müdlich thätig war, den Dank des freien, von Demü tigungen verschonten Mannes darbringen wird. Lagesgeschichte. * Berlin, 26. Jdnuar. Se Majestät der Kaiser brachten bei dem Frühstück, welches Se. Kaiserliche Hoheit der Grcßfürst-Thronfolger heute beim Kaiser Alexander Garde Grenadierregiment Nr. 1 ein nahm, folgenden Toast aus: Gestatten Eure Kaiserliche Hoheit, daß Ich als ältester Kamerad des Regiments, allem Herkommen gemäß, das erste «las aus Eurer Kaiserlichen Hoheit Allerduichlauchtigsten Herrn Vater leere. Urs allen hier beim Regiment sind noch die grädigcn Worte in lebendiger Erinnerung mit welchen Se. Majestät der Zar Sein Regiment beglückte bei Seinem Besuch im Jahre 1889. Die vielsachen Bnadenbezeugungen und daS rege Interesse, welches Se. Majestät Seinem Regimen' allezeit gewährt hat, sowie die srcundjchastliche An teilnahme an den seitlichen Ereignissen Meines Hauses, welches in der Sendung Euer Kaiserlichen Hoheit zu der eben stalt- gehablen Feier gipsclte. verpflichten mich zu wärmstem Danke. Wir alle sehen in Ihrem Kaiserlichen Vater nicht nur den hohen Ches des Regiments, nicht nur unseren vornehmsten Kameraden, sondern vor allem den Träger altbewährter monarchischer Traditionen, ost erwiesener Freundschast und inniger Barde intimer Beziehungen zu Meinen Erlauchten Vorgängern, tercn Erfüllung in früheren Zeiten russische sowohl wie preußische Regimenter auf dem Schlachtfeld vorm Feinde mit ihrem Blute besiegelten Erheben Sie die Gläser und rufen Sie aus vollstem Herzen: Se Majestät der Zar Hurra! Hierauf erwiderte Se. Kaisers. Hoheit der Groß- ürst Thronfolger: „Ich danke Eurer Majestät für die warmen Worte, welche Sie soeben auf Meinen Vater gesprochen haben, und trinke auf das Wohl Eurer Majestät Hurra! Ich trinke aus da« Wohl unseres braven Kaiser Alexander Garde Grenadier-Regiments. ES lebe hoch!" — Se. Majestät derKönigvonSachsen statteten heute vormittag den Erbprinzlich Sachsen-Meiningen- schen Herrschaften in deren Villa iw Tiergarten einen Besuch ab und blieben dort auch zur Frühstückstafel. Von dort begaben Sich Se. Majestät nach dem An halter Bahnhofe, um dort Ihre Majestät die Königin von Sachsen bei Allerhöchstderen Ankunft von Dresden zu begrüßen, welche, wie bereits gemeldet, um l Uhr 40 Min. erfolgte. Se. Kaiserl. Hoheit der Großfürst-Thronfolger hat heule abend Se. Excellenz den Reichskanzler Grafen v Caprivi in Audienz empfangen. — Wie die „Nordd. Allg. Ztg." meldet, wird der General der Kavallerie Frhr. v. Loi-, kommandieren- Schlimmste, liebes Fräulein, das denn doch nicht so schlimm ist, daß es mit einem klüftigen männlichen Entschluß nicht überwunden werden könnte. Gewiß, gewiß, Fräulein Erika", setzte er hinzu, denn er sah, daß sie den Kopf schüttelte und finster zu Boden blickte. ,Bodo hat mir seine Verhältnisse klar dargelegt und sich unbedingt entschlossen, für die nächsten Jahre als Offizier bei unserer Schutztruppe in Ostafrika ein zutreten. Das wird genügen, daß seine Verhältnisse hier geordnet werden können. Daß er ein neues Leben beginnen muß, liegt in seinem Entschluß begründet, daß er es beginnen und will's Gott durchführen wird — dafür möchte Ihnen der alte Lestwitz Bürge sein. An Werbung um das Fräulein Hagen denkt er jetzt nicht mehr, würde auch nicht daran denken, wenn die Auseinandersetzung mit ihrem Bruder nicht nötig ge worden wäre. In zwei, drei Jahren, wenn er heim kehrt, wird sich zeigen, ob seine Neigung Liebe ge worden ist und ob ihr kindliches Gefühl eine ernste Ledensprobe erträgt." „Das ist alles sehr brav von Bodo und sehr aus sichtsreich für ihn!" rief Erika, indem sie sich von dem Oberfvrjtmeister zu einem Lehnsessel führen ließ. „Aber an mich scheint dabei nicht gedacht Nach Afrika darf ich ihn, so viel ich weiß, nicht be gleiten —" „Wenn ich keinen Zuschuß mehr in Anspruch nehme, Erika, so reichen die Zinsen deS kleinen Ver mögensrestes hin, Dir eine unabhängige Existenz, wenn auch nur eine bescheidene, zu sichern," nahm Bodo daS Wort, der mit wachsender Sorge die innere Erregung Erika» bemerkte. „Vielleicht erleichterst Du Dir die Lage, wenn Du eine Stellung wie die bei Hagens, nur eine passendere, bessere, einnimmst —" „Nimmermehr," unterbrach ihn Erika und ein flammendes Rot zog über ihr ganzes Gesicht. „Nicht zum zweiten Mal werde ich mich dem aussetzen, was mir dort drüben widerfahren ist — widerfahren, trotz aller Seelengüte und Freundschaft der armen herr lichen Christine Hagen." Bodo fühlte, daß eine unausgesprochene, aber herbe Anschuldigung in Erikas leidlnschaftlichen Worten lag. Er erschrak vor der Unversöhnlichkeit, die ihm an seiner Schwester so neu war und ihn eben jetzt traf, wo er einen befreienden und männlichen Entschluß ge faßthatte. Auch Herr v Lestwitz mochte ähnlich empfinden und versuchte, ihm zu Hilfe zu kommen, indem er rief: „Sie schlagen die frechen Worte eines verdorbenen Gecken, wie Herr Franz Hagen, der noch dazu betrunken gewesen zu sein scheint, zu hoch an, lieb- Erika. Mich deucht die Lektion, die ihm Bodo zu teil werden ließ, ist völlig ausreichend und ich stehe Ihnen zum voraus dafür ein, daß ihm nichts geschenkt werden soll." „Ich denke gar nicht an ihn!" entgegnete daS junge Mädchen rasch. Und als nun auch sie den be fremdeten Ausdruck in dem faltigen, aber frischen Ge sicht des Oberforstmeisters erblickte, fügte sie hinzu: .Lieber oller Freund, gönnen Sie mir Zeit, mich etwas zu sammeln. Eine Stunde Ruhe thut viel. Und wenn Bodo so freundlich sein und dem Kutscher von drüben eine Zeile an Fräulein Christine mit- geben will, daß ich heute auf keinen Fall und trotz meines Versprechens vielleicht auch morgen und - in nächster Zeit noch nicht sie besuchen könne, so würde ich ihm dankbar sein!" der General des 8. Armeecorps, die Glückwünsche Sr. Majestät des Kaisers zum Jubiläum des Papstes als Spezialgesandter nach Rom überbringen. — Heute nachmittag hielt der Bundesrat eine Plenarsitzung. Vorher traten die Vereinigten Aus schüsse für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, sowie der Ausschuß für Justiz wesen zu Sitzungen zusammen. — Dem Kaiserlichen Gesundheitsamt sind vom 25. bis 26. Januar mittags folgende Cholera- iälle gemeldet worden: Regierungsbezirk Merse burg: In Nietleben am 24. d. MtS. 13 Erkrankungen, 1 Todesfall, in Trotha (Saalkreis) 5 Erkrankungen, darunter 3 bisher nur als verdächtig bezeichnet, 1 Todesfall. — Regierungsbezirk Schleswig: In eimm Ort des Kreises Pinneberg 1 Erkrankung. — Die Herren Lieber, Richter, Payer und Ge nossen weisen bekanntlich jedeSmal, wenn sie in der Militärkommission de; Reichstages gegen die Militär vorlage sprechen, darauf hin, daß die allgemeine Stimmung im Lande gegen die letztere gerichtet sei. Wie wenig begründet diese Behauptung ist, bewiesen schon die früher in den verschiedensten Vereinen und Versammlungen gefaßten Beschlüsse. Neuerdings aber wird die Hohlheit dieser Phrase der Herren trefflich durch ein Vorgehen beleuchtet, über welches aus Frank furt a. M. berichtet wird. Dort haben sich patriotische Männer zu einem Verein zusammengethan mit dem einzigen Zwecke, der Militärvorlage zur Gesetzeskraft zu verhelfen. Hunderte von Personen gehören dem Vereine bereits an. Derselbe hat folgende Resolution an den Reichstag zu senden beschlossen: „Zur Sicherheit des Deuüchen Reiches, zur Sicher- stellv- g des Friedcns hatten wir die Durchführung der oll- pemeinen Wehrpflicht aus Grund der gesetzlichen zweijährigen Dicustzett für die Fußlruppen und die fahrende Artillerie für unbedingt erforderlich Wir geben im Falle der Auslösung des Reichstages keinem Abgeordneten uniere Stimme wieder, ter durch Ab lehnung der Mililärvoitaae das Vaterland Gesahren aussetzt. Die Sicherheit des Vaterlandes steht uns l öher als das Jn- teiesje irgend einer Partei." Der Frankfurter Verein hat schnell Nacheiferung gesunden. In Offenbach hat sich gleichfalls bereits ein Verein mit demselben Ziele gebildet. Ein solches Vorgehen kann seinen Eindruck auf die einzelnen Mit glieder der Reichstagsparteien nicht verfehlen Pari», 25. Januar. Der Handelsminister Siegfried giedt in einem Rundschreiben an die Präfekten Anweisungen betreffs der Anwendung des im Dezember vorigen Jahres angenommenen Gesetzes über das schiedsrichterliche Verfahren in Aus- standsfällcn. Man kann dies Schre den nicht überflüssig nennen, denn jenes Gesetz ist bisher sozusagen unbeachtet geblieben, und gerade jetzt könnte eS in zahlreichen kleineren Streiks d'e in ver schiedenen Departements ausgebrochen, eine nützliche Berwendung finden. Der Minister fordert die Präfekten aus, es bei keiner Gelegenheit an persönlichen Anstrengungen sehlen ,u lassen, um das Mißtrauen zu überwinden, welches die Arbeitgeber wie die Arbeiter gegen e>ne Neuerung empfinden, in der sie sälfchlich eine Bedrohung ihrer Unabhängigkeit f-hen und welche überdies eine dem sranzösischen Charakter nicht sehr entsprechende Dis ziplin erheischt. Man muß die Wirkung der sehr eindringliche» Empsehlung des Ministers abwarten. „Zur Stunde", bemerkt der „Temps", „krnn niemand sagen, welchen praktische» Wert das Gesetz har. All rding» haben feine Verteidiger im Senat und in der Kammer fchr beredt seine Vorteile gepriesen und waS der Minister heule zu seinem Lobe sagt, klingt sehr überzeugend. Aber in «irt- schastlichen und industriellen Dingen sind die Theorien, die noch nicht aus die Probe gestellt worden, eben bloße Theorien. Die That'ache selbst, daß das System anderswo, in England und in Amerika, gute Ergebnisse geliefert hat, giebt keine Gewähr für feinen Erfolg in Frankreich. Und man muß gestehen, daß das Schiedsgerichtsverfahren in diesem Lande niemals ernstlich zur Anwendung gebracht worden ist. Es lassen sich wohl sch-edSrichterliche Sprüche ansühren, denen die Betreffenden sich mit mehr oder minder schlechter Laune fügten; aber diefelben wurden stets nach einem lanaen und erbitterten Streit gefällt, wenn man beiderseits in die Periode der Erschöpfung eingetrele» SSiSSSSSiESiS—iiwSiS» ü > >!> - c. Der Lieutenant eilte auf der Stelle zur Thür, um den Wunsch der Schwester zu erfüllen Herr v. Lestwitz wollte ihm folgen, Erika hielt ihren Wirt mit einem Wink ihrer Augen zurück. Ter Oberforst- meistcr blieb nun wie zufällig im Zimmer, seine Miene war vollkommen ernst, hätte indes Erika nicht so traumbefangeil und schmerzvoll vor sich hingesehen, so würde ihr ein flüchtiges Lächeln nicht entgangen sein, dal die Lippen des alten Herrn unter dem weißen Schnurrbart krauste. Tann folgten einige peinliche stumme Minuten, Erika rang sichtlich mit sich, ob sie sprechen oder lieber schweigen solle, mit einmal wandte sie ihr Gesicht von dem teilnahmsvoll fragenden Augen des Forstmeisters hinweg und stieß rasch hervor: „Bodo kann niemals gut machen, was mir ge schehen ist. Sie sind der Herzensfreund meines seligen Vaters, Ihnen darf ich sagen, was ich selbst meinem Bruder nicht anvertrauen würde. Ich habe nie im Leben gehabt, was die Welt eine Liebe nennt, aber einen Eindruck, eine Erinnerung trug ich seit Jahren in mir, die mir die Zuversicht gaben, daß ich unter anderen Verhältnissen wohl auch im stände gewesen wäre, Glück zu geben und zu finden. Sie würden lachen, wenn ich Ihnen alles sagen wollte, was sich für mich an die Stunden eines unvergeß lichen Reisetages knüpfte, müßten cs unbegreiflich finde«, daß mir ein junger Mann, dessen Namen und Lebens stellung ich nicht kannte, al» der Mann erschienen ist, dem ich vor Hunderten, die an mir vorüber gegangen sind, den Vorzug gegeben haben würde. Ich knüpfte keine Erwartung, keine Hoffnung an jene Begegnung an, und doch — doch —? Aber wozu da» alle»! Nun denn,
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