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Dresdner Journal : 24.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930124
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-24
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 24.01.1893
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1!!7 treffenden Journale nur auf Antrag deS Botschafters eine gerichtliche Verfolgung eingeleltet werden könne. Graf Hoyo» wird wohl darauf erwidert haben, daß ihm diese Sachlage nicht unbekannt sei, daß er sich aber nicht der Eventualität der Freisprechung seiner Beleidiger durch die Geschworenen aussetzen könne. Es werde daher die Lage einlreten können, daß er gezwungen sein werde, sich den Insulten der Presse zu entziehen ... Im „Temps" ist nun gestern abend eine offiziöse Mitteilung erschienen, welche ersichtlich bezwecken soll, dem österreichischen Botschafter und seinen Kollegen Genugthuung zu verschaffen und auf die Hetzpresse einzuwirken oder doch wenigstens die frantösijche Regierung von der Verantwortlichkeit für die Ausschreitungen der Presse bezüglich der Bot schafter zu entlasten. — Ein angebliches aus Wienda- tiertes Telegramm lautet wörtlich wie folgt: „Man unterhält sich in den politischen Krisen lebhasr über den von einigen iranzvsischen Journalen unternommenen Feld- »ug bezüglich der Ausweisung der drei Korrespondenten sr-mder Blätter. Otan zeigt sich erreg« durch das Bestreben, wel' eS sich in Frankreich bekundet, den Regierungen dcrMSyte der Tripel allianz irgend einen Teil der Berantwortlichkeit sür die bezüg lich des Hrn Barons v Mohrenheim von dies n sremden Journalisten abgesandtcn verleumderischen Depeschen o>er Kor respondenzen ausrubürden. Man versichert von der zuständigsten Serie, daß der Fall des Hrn. Szekrly und d'r beiden anderen ausgewiesenen Korrespondenten durchaus persönlich ist, daß nie mals und in keiner Werse einer der Bettreler der Regierungen de» Dreibundes die gegen Hrn v Mohrcnhrim gerichteten An schuldigungen inspir ert hat." Diesem „Wiener Telegramm" wird im ,Temps hinzugesügt: , Wir^lö »en dieser Depesche hin» zusügcn, daß dir in Wieu hervorgerufenc Auslegung einen Wider hall in Paris in der d piomat schcn Welt ges nden und dah sogar der Botswaner Österreich Ungarns, Gras Hoyos, Ber- anl'ssung genommen htt, sich darüber mit unserem Mi nister der auswärtigen Angelegenheiten zu unterhalten. Wie man woyl denken kann, har Hr Develle keine Mühe gehabt, dem Grafen Hoyos begreiflich zu machen, daß er sich nicht über Veröffentlichungcn und Kommentare auszuregcn braucht, sür welche angesichts des wohl bekannten französischen Predregimes nur ihre Verfasser verantwortlich gemacht werden können.' Ich unterlasse es absichtlich, dieses osfiziöse Schrist- stück zu beleuchten, und besch Suke mich ka>auf, dw Hoffnung auszudrücken, daß dasselbe den beabsichtigten Zweck erreichen möge. Wie der „Voss. Ztg." gemeldet wird, beabsichtigt die französische Regierung, in der Kammer eine An frage des Abg Millevoye wegen der Ausweisung aus ländischer Berichterstatter als Anlaß zu benutzen, um den Botschaftern Genugthuung zu geben. Millevoye wird selbstverständlich nicht etwa die Gemaßregelten verteidigen, sondern an seine Anfrage Verdächtigungen gegen die Dreibunddiplomaten knüpfen. Dies null die Regieiung benutzen, den Vertretern des Dreibundes die durch die Preßangriffe der letzten Tage notwendig geworvene Genugthuung zu geben. (Eine sehr ver zwickte Art, diese Erklärung herbeizusühren!) Dem „W. T. B." zufolge soll nun Hr. Develle gestern auch den Grafen Münster (s. Berlin) ausgesucht und diesem Botschafter gegenüber sein Bedauern anläßlich der Preßangriffe ausgesprochen haben. Vor dem Panamauntersuchungsausschuß er schien heute Hr. Clemenceau abermals, um glauben zu machen, daß die Aussage Stephanes eine gegen ihn gerichtete politische Jntrigue sei. Der Boulangist Labruyere, so erzählt Clemenceau, habe einige Tage bevor Stephane seine Aussage abgab, in den Wandel gängen der Deputiertenkammer erklärt: „Ich kenne die demnächstige Aussage Stephanes. Gestern abend haben mir zwei politische Freunde mitgeteilt, daß ein Beamter Reinachs, nämlich Stephane, eine Aussage machen werde, welche Clemenceau sehr langweilen wird." Die Enquetekommijsion legt dieser Erzählung um so weniger Bedeutung bei, als thatsächlich Ste phane niemals aus dem, was er aussageu würde, ein Geheimnis gemacht hat. — Endlich scheint sich An- drieux in seinem Denunzitationswerk selbst gefangen zu haben. Er hat vor der Kommission geäußert, er habe sein Ehrenwort gegeben, den unbekannten Em pfänger des Checks über eine halbe Million nicht zu nennen. Nun hat aber bekanntlich Clömenceau ein geräumt, daß Andrieux ihm dessen Namen genannt habe. Entweder hat also Clemenceau doch die Liste in Händen gehabt und daraus den Namen erfahren — dann wäre er als Lügner entlarvt; oder Andrieux Hot sein Ehrenwort gebrochen. An- drieux wurde zu morgen vor die Kommission geladen. — Die Panamauntersuchungskommission nahm heute den Bericht der Unlerkommission über das Emissions garantiesyndikat entgegen. Der Berichterstatter stellt darin fest, daß die Mitglieder des Syndikat-, ohne auch nur die geringste Gefahr auf sich zu nehmen, außerordentlich hohe Zuwendungen erhalten hätten. Die Syndikate seien das Mittel gewesen, um gewissen einflußreichen Persönlichkeiten Re munerationen zukommen zu lassen. — Hr. Andrieux hat in einer Unterredung gesagt, Corneliu- Herz sei sehr krank und spreche viel von seinem Tode In der That scheint eS, daß dieser vielgenannte Mann, von dem so viel Wahres und Falsches erzählt wird, seiner baldigen Auflösung entgegengehe. Herz soll seit Jahren zuckerkrank sein, neuerdings sei sein Zu» stand durch Hinzutritt eine- Herzleidens verschlimmert worden. Das Pariser Blatt „Soir" stellt die For derung auf, da der Deputierte Delahaye, welcher zuerst mit Anschuldigungen gegen 104 Deputierte be züglich der Panamaangelegenheit an die O.ffentlichkeit trat, in der Sitzung der PanamauntersuchunqSkom- mission am vergangenen Sonnabend keine Beweise für die Beschuldigungen geliefert hat, fo müsse die Kommission ihre Arbeiten nunmehr abschließen und Delahaye als Ehrabschneider brandmarken. — Zum so und so vielten Male wird aus Pa'. iS gemeldet, der Untersuchungsrichter Franqueville habe einen Haftbefehl gegen Arton, dessen Aufenthalt wieder ein mal verraten sein soll, erlassen * Rom, 23 Januar. Die Bankskandale zeitigen immer neue Gerüchte, die bei dem an tlichen Still schweigen um so schneller Wurzel fassen. Ter Banco di Napoli erhielt bereits von der Regierung die Zu sicherung der Fortdauer seines Emissionsrechts. — Gestern abend gelang (wie schon telegraphisch erwähnt) der Polizei infolge vertraulicher Anzeigen die Ver haftung des ungetreuen Bankdirektors Cuci niello (vom Banco di Napoli); er hatte bei der Witwe eines Kontreadmirals March« se Zuflucht gesunken, während man ihn in Neapel oder schon im Auslande vermutete. Er wurde durch Geheimpolizisten fest genommen, als er gestern bei Dunkelwerden in Priesterkleidung das Haus verlassen wollte, um die gut vorbereitete Flucht ins Ausland vorzunehmen. An der versuchten Leerung eines Giflfläschchens ver hindert ließ er sich nach genauer Haussuchung wider standslos in geschlossenem Wagen nach der Polizeidirektion bringen. Auch Frau Marchese und ihre sechsundzwanzigjährige Tochter sind verhaftet — „Fanfulla" macht sich beharrlich zum Echo der Behauptungen, nach denen der verhaftete Gouverneur der Banca Romana Tan longo im stände ist, nach zuweisen, daß der Bankkrach durch übermäßige An» fprüche politischer Persönlichkeiten an die Bank ver schuldet sei. „Fanfulla' verlangt deshalb schleunigen Beginn der Untersuchung, den Tanlw go selber drin gend fordere, und sagt: Bei der umsichgnifenden Ver leumdung, bei den bekannt gewordenen Wahrheiten, beim Argwohn gegen einen großen Teil unserer poli tischen Persönlichkeiten dürften die Gerichte keinen Augenblick zögern, damit strenge Gerechtigkeit volles Licht verbreite. Den Geiüchten von Rücktritts- empfehlungen 0 iolitiis an Grimaldi und Lacava wird widersprochen, aber offiziöse Blätter müssen fortwährend betonen, das Kabinett werde übermorgen unverändert vor die Kammer treten * London, 23. Januar. Lord Rosebery empfing gestern wichtige Nachrichten von Lord Cromer in Kairo, die dem heutigen Ministerrate Vorlagen. Es verlaulet, der Khedive bekunde ernstlich Neigung, sich der briti schen Oberleitung zu entledigen. Da Ruhestörungen besorgt werden, ist britischerseits eine Verstärkung der Occupationsarmee und die Entsendung eines kleinen Geschwaders nach Alexandrien in Aussicht genommen. (S. a. Telegr.) Dem Vernehmen nach erklärte Waddington in Verfolg von Weisungen aus Paris der britischen Regierung, Frankreich könne das Recht des britischen Vertreters, den Khedive in der Aus übung seines unbezweifelten Rechtes, seine eigenen Minister zu wählen, zu behelligen, nicht anerkennen. ... Diese neueste Mitteilung der „Voss. Ztg." findet eine Ergänzung in Meldungen des „Reutersch. Tel-Bur." die ebenfalls die Lage in Kairo als bedenklich erscheinen lassen. Ter Khedive suche durch sein Auftreten die Erregung der Bevölkerung zu nähren und Kundgebungen gegen die Engländer geflissentlich hervorzurufen. In englischen Offiziers kreisen erwäge man die Notwendigkeit einer Verstär kung der Occupation-truppen. Zunächst wird e- vor allem darauf ankommen, ob die ägyptischen Truppen ihren englischen Kommandanten und Oberosfizieren Disziplin halten oder nicht. Nach dieser Seite hin fehlt aber not, jede Nachricht, und eS scheint zunächst nicht, daß die eingeborenen Truppen schwierig ge worden. Unterbleibt letzteres, so wird eS den Eng ländern nicht allzu schwer werden, den Konflikt und die Ungebärdigkeit des jungen Abbas zu dämpfen. Ein sehr bedenkliches Gesicht würde die Lage aller dings erhalten, wenn eine Meldung der Pariser „Agence HavaS" aus Kairo sich in ihrer ganzen Fassung bestätigen sollte, nach welcher Sultan Avdul Hamid den Khedive auf dem Drahtwege beglückwünscht und demselben die Übersendung eines aus sechs Pferden bestehenden Ehrengeschenkes angekündigt hätte. So wie die tele graphische Meldung lautete, würde es sich um eine scharf gegen England gerichtete Kundgebung des Sultans handeln, welche immerhin eine Verschiebung in den internationalen Beziehungen einzuleiten ge eignet sein oder eine bereits statigehabte bekunden könnte. Man darf indessen, selbst wenn sich die Mel dung im allgemeinen bewahrheiten sollte, nicht außer acht lassen, daß am '6. der erste Jahrestag der An kunft Les gegenwärtigen Khedive in Ägypten war, und daß die Beglückwünschung und das Geschenk sich hierauf bezogen haben könnten. Vielleicht hat die „Agence HavaS" ihre Meldung absichtlich be unruhigend gefaßt — Es ist vielleicht kein zufälliges Zusammentreffen, daß das Umsichgreifen schutzzöllnerischer Neig ungen in England in demselben Maße von statten geht, als in den britischen Kolonien das Bestreben schärfer hervortritt, sich von der politischen Obcrherr schäft des Mutterlandes, welche dort vielfach als Be vormundung empfunden und mißfällig vermerkt wird, loszumachen. Das freihändlerische Manchestertum hat sich unzweifelhaft um den Aufstieg der britischen Welt macht zu der Höhe ihrer Entwickelung die größten Verdienste erworben; was es aber nicht vermochte und was kein menschlicher Witz je fertig bringen wird, ist, den irdischen Verhältnisse» an einem beliebigen Punkte ihrer Bahn plötzlichen Stillstand aufzunötigen. Alles Irdische ist in stetem Flusse, ist daher steter Wandlung unterworfen. Manchestertum und Frei- h indel haben ihren Aufgang, ihren Höhepunkt gehabt und sind nach Erklimmung desselben in den absteigen den Knoten eingetreten. Auf dem Festlande geschah dies schon vor Jahren; England, die Heimat und das festeste Bollwerk jenes wirtschaftlichen Prinzips, schickt sich erst jetzt an, an dem Umbildungsprozeß von dem Grundsätze des Gehen- und Geschehenlassens zu zeit gemäßeren Wirtschaftsformen teilzunehmen. Die Not wendigkeit einer Revision der überlieferten Handels- und Wirtschaftspolitik drängte sich den helleren Köpfen der Nation seit dem Augenblicke auf, wo der Ent wickelungsgang der Kolonien soweit gediehen war, daß sie dem Mutlerlande gegenüber Konkurrenzfähigkeit er langten. Noch ist die Sache ja nicht dahin gekommen, daß England sozusagen das Messer an der Kehle stände, aber daß die Tendenz in dieser Richtung geht, lehrt jeder Blick in die einschlägigen Verhältnisse, und wenn man es in England bei dem bisherigen thatenlosen Zuschauen auch fernerhin bewenden läßt, so ist eS nur eine Frage der Zeit, wann Groß britannien mit den wichtigsten seiner überseeischen Besitzungen durch kein anderes Band mehr verknüpft sein wird als dasjenige der Stammes und Sprach gemeinschaft. In die Bewegung zu Gunsten von „kuir truäo" treten daher nicht bloß rein wirtschaft liche, sondern auch politische Antriebe ein, unter stützt von allen denen, die mit Unbehagen das sichtliche Lockerwerden des Gefüges der britischen Weltmachtstellung betrachten. Die Stärke der kon srrvativen Opposition und die Schwäche der liberalen Regierung bat zum nicht geringsten Teile auch mit darin ihren Grund, daß im konservativen Programm, dem auch die liberalen Unionisten zustimmen, die Erhaltung der britischen Weltmachtstellung — rm- pvrinm et liberlas — an erster Stelle steht, wäh rend Gladstones Homerulepolitik unter den ob» waltenden Zeimmständen nur zu leicht den Charakter eines Danaergeschenkes annehmen könnte. Übrigens darf man sich unter den Plänen der englischen Schutzzöllner durchaus keine beschränkten Krähwinke- leien vorstellen. Ein System, das England und seine Kolonien in ein organisches Ganzes umbilden will, besitzt immerhin eine große Tragweite und kann daher nicht wohl als eine Sondcrvertretung von Kirchiu msinteressen bezeichnet werden. Möge dem aber sein, wie ihm wolle, der entscheidende Punkt bleibt die Thatsache, daß Freihandel und Manch ster- tum stetig an Boden verlieren, und daß der Zeit punkt vielleicht nicht mehr fern ist, wo auch die offizielle Welt Englands dieser Thalsache in weiter gehendem Maße als bisher wird Rechnung tragen müssen. An Zeichen, die dafür sprechen, fehlt es wenigstens nicht. Statistik und Volkswirtschaft. * Ter Aulsichtsrat der sächsischen Kammgarn spinnerei zu Harihau (vormals Solbrigs beschloß in seiner gcstri en Sitzung, der g^gen Ende Mai (noch Avlnif des Sperrj.ihres) einzuberusendcn Generalversammlung die Verteilung einer Dividende von 4 Prozent (2 6V0V00 M Aktienkapital) in Vorschlag zu bringen. Von dem aus der Zusammenlegung und dem Riickkaus von Stammaktien erzielten Separatgcwinn, welcher nach Beseitigung der vergetragcnen Untcrbilanz sich auf 1 270 63i M 41 Ps. beläuft, sollen 260 ooo M. dem ordent lichen Reservefonds überwiesen (welcher damit die gesetzliche Hohe von 10 Prozent des Aktienkapitals erreicht) und 1010 631 M. 41 Ps. zu außerordenllichen Abschreibungen ver wendet werden. Mit Aufträgen ist die Gesellschaft aus etwa 4 Monate versehen Da di Lage der Kammgarnindustrie augenblicklich besser ist als während der letzten beiden Jahre und die Gesamtanlagen nunmehr außerordentlich niedrig zu Buche stehen, so darf nunmehr eine günstige Weitcrentwickclung des Etablissements erwartet werden Lingksandtts. Aufgesprungene Hände, rissige Haut wie Hautleidei» im allgemeinen werden heute am besten mit Apotheker A. Flügges Myrrhen-Creme behandelt, wie die Versuche zahlreicher Ärzte ergeben haben. Apotheker A. Flügge» Myrrhen-Creme ist ä Lose Alk. 1 in den Apotheken er hältlich; in Dresden: Johannis Apotheke, Dwpoldiswaldaer Platz, Storch-Apotheke, Pillnitzer Str., Marien-Apotheke, Altmarkt. ^uheiten lür Kull- mnl io HVoIIo, <><»»«, uoä Orepv». Il-itriiilvr II. 4b Dj H i« tsiriA Täglich Auftreten nachgenannter Künstler-Spezialitäten: AI«-, verteil t.«te-«pp, gymn. Prod. an Bntikal-Seilen; Kegelmsnn- 4 Hericn. die Maladore der Luftgymn.; Geichw. Vidoi-is u Tkoms» Welling, ^oppcl-Jongl.-Prod ; FrI. lesneH« IAsnn»e»i, D:a»1s ilkünstierm; 3 Schw. Weumsnn , Km^lie u. Kisels , Wiener Gesangs Ter ¬ zett; Kk«ingo16-1>io, kom. GcsangS-Trio; Von» Selling, der Orig.-August! des Cukus Renz als Zauber-Parodist; I«. Vookei-noA mit seinen 12 dreh'. Hunden. Kasfaeröffnung u. Einlaß L7 Uhr. Anfang ^8 Uhr. Dlileinv. Sonn- u. Feiertoas 2 Vorstellungen: ^4 Uhr (kl. Prene) u. Ubr (gewöhnt. Preise).^ Im Daniel Itent. «r der Matrosen Kapelle l-inelnen. Marunftraße 20, I (Drei Rabeni. Sröstnet von io Uhr früh bis gegen 10 Uhr abends. Diese Woche höchst sehenswert: Zien! Zum ersten Mckle Zien! Üordlgndrcist Lr. Majestät Kaiscr Wilhelm II. bis zum Norkcap. Wafferstaud der Elbe in DreSdeN »» 24. Jannar 18V»: 120 «w unter Nu» Stimmansproche in der Höhe eirgebüßt, dafür aber an vertieftem Ausdruck und edler VortragShaltung gewonnen; zwei Lieder aus op 32 und 33 sang sie mit eindringlicher Wirkung. Die beiden letztgenannten Schülerinnen des Frl v Kotzebue vereinigten sich zu letzt zur klangschönen und lebendigen Widergabe zweier Duette, von denen „Die Lotosblume' in einem wunder- bar sanften Kolorit schimmert. Hr. Müller-Reuter begleitete am Klavier die Gesangvorträge muster haft Die Hörer zeigten sich äußerst dankbar und anregend gestimmt durch den Einblick, der ihnen hier in das reiche und von einer genialen Erfindungskraft beglückte Tonschaffen Rubinsteins geboten ward, -v- Orffentliche Vorträge. Der am 19. Januar in der Aula des Königl. Polytechnikums gehaltene erste der vier Vorträge von Prof. l)r. Adolf Stern über „Goethe und die französische Revolution" be stätigte den zahlreich versammelten Zuhörern in vollem Maße den geistigen Genuß, welcher sich von einer durchgeistigten und mit neuen Gesichtspunkten und Ergebnissen überraschenden Behandlung des gewählten Themas erwarten ließ. Der Vortragende ging von einer Schilderung des ungeheueren Gegensätze- zwischen dem revolutionären Paris und Frankreich des Jahres 1793 und dem still- friedlichen und geistig bewegten Weimar-Jena a«S, um die Rückwirkungen des WeltereignisseS der französischen Revolution, ihrer Kämpfe und Katastrophen bis zum Sturz des Königtums, dem Prozeß und der Hin richtung Ludwigs XVI. zunächst im allgemeinsten zu schildern und sich den Boden für sein eigentliche» Thema zu bereiten. Von vornherein trat er einer vielfach verbreiteten, ja herrschenden Auffassung diese» Gegensätze«, nach welcher alle Thatkraft und alle Ent- wickelunglfähigkrit bei der politischen Umwälzung in Frankreich, aller weltfremde Idealismus bei der rein philosophischen und rein litterarischen GeisteSrevolution in Deutschland gewesen sei, und nach welcher namentlich Goethes titfinnerliche Abneigung gegen die Ereignisse in Frankreich einer unfreien und kleinlich beschränkten Gesinnung entsprungen wäre, mit aller wünschens werten Schärfe und Bestimmtheit entgegen. Um das ganze Verhältnis der deutschen Anschauung jenes Jahr zehnts und allen voran der Anschauung unseres größten Dichter- zur Revolution richtig und von innen heraus zu würdigen, muß man sich immer wieder vergegenwärtigen, daß Deutschland unmittelbar vor dem Ausbruch des -großen Erdbebens in Frank reich eine Revolution eigenster Art, eine gewaltige Umbildung seiner gesellschaftlichen Zustände in der Friedenszeit zwischen dem siebenjährigen Kriege und der Berufung der französischen Generalstände durch- geführt und erlebt hatte. Die Sturm und Drang periode darf eben nicht einseitig als eine litterarische und künstlerische Umwälzung betrachtet werden, und wenn es beklagenswert ist, daß sie immer und immer wieder vorwiegend unter dem Gesichtspunkte einer Vorbereitung zur klassischen Epoche unserer National- litteratur dargrstellt wird, so kann sich dcch kein Tieserblickender der Einsicht entziehen, daß eS sich in ihr nm eine Kette von Wechselwirkungen zwischen Leben und Dichtung gehandelt hatte, daß die deutsche friedliche Revolution im letzten Drittel des achtzehnten Jahrhundert- außer ihren wissenschaftlichen und ästhe tischen Idealen soziale Ideale besaß, deren Verwirk lichung im lauten wie im stummen Kampfe erstrebt und zum Teil erreicht wurde. Stern betonte dabei ausdrücklich, daß sich die französische Revolution und die ihr in Deutschland vorangegangene Be wegung in den Wurzeln berühren, daß namentlich I. I. Rosseaus Schriften als gemeinsame AuSgangs- punkte gelten müssen. Ader schon in der Nachwirkung dieser Schriften vollzieht sich eine bedeut ame Scheid ung und der Versuch, RosseauS Träume von einer Lebenkerntuerung, vom Rückgewinn einfacher Natür lichkeit und echter Lebenswärme in Wirklichkeit um- zusetzen, erfolgte auf deutschem Bode« in ganz selb ständiger Weise. Goethe ist nicht nur ein litterarischer, sondern auch ein persönlicher Vertreter dieser Seite des Sturms und Dranges, seiner Läuterung und ge sellschaftlichen Verkörperung. Co fällt auch dar Urteil über die „ruhige Bildung", die er in den Revolutions tagen durch das „Franzium" gefährdet sah, ganz ander- aus. Ihm bedeutete sie nicht bloß die Freiheit, poetischen, ästhetischenJnteressen ungehemmt nachzuleben, sondern den schwer erkämpften Zustand der deutschen Gesellschaft, die Lebensanschauung, die er im „Wilhelm Meister" zu spiegeln begonnen hatte. Mit untrüg lichem Blick und freiem Weltverständnis ermaß der Dichter die Gefahr, die der deutschen Entwickelung von Westen her drohte, er schlug dabei die bedenk lichen, verwirrenden und rückwärts drängenden Ein flüsse der französischen Emigration, die in ihrer ganze« Bedeutung und ihrer weiten Verzweigung noch nie mals erschöpfend dargestellt worden sind, reichlich so hoch an, als die einschleichenden Versuche einer revo lutionären Propaganda auch in Deutschland. Goethe teilte daher den auslodernden Enthusiasmus älterer und jüngerer deutscher Dichter und Denker für die Anfänge dir Revolution nicht. Der Vortragende rückte in lebendigen Bildern die Tage des poetischen Enthusiasmus der Klopstock, Stolberg, Voß, Schubart, Jenisch, der inneren und öffentlich bezeugten Teil nahme eines Wieland und Herder vor die Erinnerung feiner Hörer und ließ die Stimmung wieder aufleben, in der man die konstituierende Nationalversammlung und den Bastillensturm wie die vierte Augustnacht von Seite der deutschen Litteratur als eine Morgenröte begrüßte, die wohl von einem scharfen Lstwind begleitet sei, aber die goldensten Tage verheiße. Bei der Wend ung der flanzösischen Ereignisse zur Herrschaft de» Pariser Pöbel», de» demokratischen Fanatismus zum blutigen Schrecken erfolgte der Umschlag der deutschen Enthusiasten zum Abscheu, zur schmerzlich bekannten Enttäuschung. Goethe, der schon den Vorläufern der französischen Revolution gegenüber die ganze tiefe Entsittlichung deS Hof- und Staats-, aber auch de- Stadt- und Vo'.kUcbenS klar gewürd gt b. tic, d.c von vornherein in dieser ungeheueren Tragödie die Katharsis vermißte, der bestimmt erkannte, welche positiven Güter (unter denen das mvrscbgewordene alte Reich in litzter, nicht, wie man meint, für ihn in erster Reihe stand) in Deutschland durch deu Ansturm der Revolution gefährdet und bedroht wurden, in dem endlich der Künfiler gegen die Öde und Einseitigkeit eines ausschließlich von politischen Bestrebungen be wegten Daseins sich auflehnte, hat von vornherein der Revolution wie einem ungeheuren, in gewissem Sinne unabwendbaren Verhängnis gegenübergestanLen. Wie es für ihn zum persönlichen Verhängnis werden sollte, das er nur mit der Ausbietung seines ganzen geistigen und sittlichen Vermögens zu bestehen und zu über winden vermochte, werden die nächsten Vorträge Stern- nachweisen. Dieser erste Vortrag legte, wie alle literaturge schichtliche GeisteSlhätigkeit deS Redners, seine ge festigte und fruchttragende Grundlage eigener Forschung dar, sowie von ihm klar erkannte Notwendigkeit, die Aktion der Geschichte und das Wirken der Literatur stet» als zwei Kräfte im Auge zu behalten, deren Stimmung und Schaffen immer tief ineinandergreifen, ja die wechselsweise in fortzeugender Bewegung Ursache oder Wirkung, Hammer oder AmboS sind. Diese Auf fassung, in welcher heute der kleine Kreis der beste« Köpfe zusammensteht, drängt selbstverständlich in der Litteraturgeschichte den philologischen Gesichtspunkt nnd in der Welt- und Kulturgeschichte die Annahme eine» überwiegend real stischen Vorgang- und Verlauf» auf ein bescheidene» Maß der Berechtigung zurück Da» idealistische Element wird hiermit auf allen Gebiete« wieder al» Lebensmotor erkennbar. O B.
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