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I!> Dienstag, den 24. Januar, abends. 18»» vr«»6»o viertsIMUrlicti 2 Sd kk, «o äeutiokeo viert«t- Z ; »u«»t rk»Ib cl«» >tt.ut»ede» k»ici»>« tritt kort- uaä 8t-mpetru»cUl»8 bim». Liorelo» kSuwwero: >0 k5. -t»kti»ckixuvx»xvbül»rei>r BLr kLum eioor 2«il« dl«i»«r Ir^ritt 20 ?f. Ooter äl« 2«il« b0 kL L«i Hi-«Uso- ullel ^itkvrvrLtr entrpr. XutLckI»^. Lrselielueo: o>it Xuilllldillv «ter 8vllo- u. keiert^e »deocl». ksrmpiecU-Xmetilu»«: Ur. 12SL. Dres-ncrÄurM. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: L)ofrat Dtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. L»o»km» r«n Xndü»6I^noxoo au^Lrts: 8ommi»»loliUk liv» Ur4->ünsr 1ourn»I«; »»mdoi-x Lsrlia Vi«a I.»ipilx L»»«I Nr«»I»> ^i-LnIikart ». N.: //aorrnrt^tn , Lsrlm VVisa-N»uibu>^- kr»^ I.«>p,j^ kirlltkllrr ». n. Nün^d«»: ^«ei. ^/ue>»r/ kirn l,0llävit 8ci-!m ^i»»kku^r ». N.-Stutt^rrti />a»t« «t L.'»., L»rUa: /,ii , Lr«»I»u: ^,>nii U»Lllor«i . (,'. S»U« ». S.: Larct <- 0». Uerrurxederr ISoi^I. Lrpeüitioll 6e» Oresäoer ^ourv»l«. Urerüeu, 2Mir>j;er,tr. 20. /«rv»preeU-^llicdlu>»: 1<r. t28L» Ämtlicher Teil. Wulketin. Dresden, 24. Januar, früh 8 Uhr. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Prinzessin Friedrich August haben sehr gut geschlafen und ist das All gemeinbefinden der hohen Frau, sowie bei durchlauch tigsten Prinzen Georg ein vortreffliches. Regelmäßige Bulletins werden nicht mehr auS- gegeben. vr Leopold, vr. Fiedler. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Nachrichten. Leipzig, 24. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Zn den Werkstätten der Holzbildnerei und Kunst- Möbelfabrik von Franz Schneider brach heute früh 6 Uhr eine Feuersbrunst auS, welche sehr bedeutenden Schaden angerichtet hat. Halle a. S., 24. Januar. (Tel. d Dreödn. Journ) In der Irrenanstalt Nirtleben find gestern 8 Erkrankungen an Cholera und 2 Todes fälle vorgekommen. Wien, 23. Januar. (W. T. B.) Dem heutigen Galadiner im prächtig geschmückten Nedoutensaale wohnten außer den Majestäten, den Mitgliedern deS Kaiserlichen HauseS und den fremden Fürstlichkeiten auch die Minister Graf Kalnoky, Krhr. v. Bauer, Graf Taaffe, Krhr. v. Fejervary und Graf Ludwig TiSza bei, ferner der württembergische Gesandte Krhr. v. Maucler, der Erzbischof von Wien Kardinal Gruscha, die Präsidenten beider Häuser deS NeichtrateS, der Statthalter von Nieberösterreich Graf Kiel manns,gg, der Landmarschall Graf KinSky sowie der Bürgermeister von Wien 1«r. Prix. Ler Kaiser führte die Königin von Württem berg, der Könia von Württemberg die Erzherzogin Maria Theresia. Zur Rechten deS in der Mitte der Tafel fitzenden Braut- paareS nahm der König von Württemberg, daneben d,c Erzherzogin, Maria Theresia Platz, zur Linken deS Brautpaares saß die Königin von Württemberg, daneben der Kaiser. Der Kaiser brachte einen Trinkspruch auf den König und die Königin von Württemberg, die er in treuer Freund schaft auf daS herzlichste begrüßte, sowie auf daS gesamte königlich württembergische HauS auS. Der Kaiser schloß mit d,n Worten: „Glück und Segen dem teuren Brautpaare!" Unter den Klängen von „Heil dir im Siegerkranz" stieß der Kaiser mit dem Könige und der Königin von Württem berg sowie dem Brautpaare an. Der König von Württemberg dankte in seinem und der Königin Namen, indem er die in Wien verlebten Tage als unvergeßliche bezeichnete. Durch die Vermählung deS jungen PaareS seien die beiden Höfe in nahe Beziehungen getreten; er spreche die Bitte und den Wunsch auS, der Kaiser möge dem württem- bergischen Königshaus« auch fernerhin seine un wandelbare Gunst wie bisher bewahren. Unter den Klängen der österreichischen Volkehymne brachte der König daS Wohl deS Kaisers auS. — Der König von Württemberg stattete heute nachmittag mrhrrreBesuchead, daruntereinen etwa halbstündigen Besuch beim Grafen Kalnoky. Sämtliche hier an wesende Botschafter gaben für den König ihre Karten ab. — Dem heute abend in der Hofburg veranstalteten Hofkonzrrte wohnten der Kaiser, der König und die Königin von Württemberg, daS hohe Braut paar, die hier anwesenden Mitglieder deS Kaiser- Kunst uud Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am 2l. Jan.: „Nathan der Weise". Dramatisches Gedicht in fünf Akte» von Lessing. Mit teilweiser Benutzung der Schillerschen Bearbeitung. Die Vorstellung dieser wunderbaren Dichtung war bei uns immer eine im Ganzen erfreuliche und wurde in ihrer schauspielerischen Eigenschaft durch den Wechsel in der Titelrolle zwischen Hrn. Jaffo, der diesmal mit allem Aufwand seiner bewährten Tüchtigkeit thätig war, und Hrn. Porth keineswegs uninteressanter gemacht. Hr. Franz hat sich in der Rolle des Tempelherrn gehoben und wird es noch mehr thun, wenn er die Ungleichheit seiner Rede, die bei dem oft übertriebenen Übergang zu einem hier nicht passenden Konversations ton hervortritt, durch ein edeles Ebenmaß in Ton und Vortrag abzumilde-n strebt Ebenso ist Frl. Politz als Recha eine willkommene Vertreterin, die ihre jetzige Darbietung r och durch die Hoffnung auf Ver- vollkommungen in der Zukunft angenehm ergänzt. Hr. Dettmer gab den Saladin und Frl. Diacono fand sich mit schauspielerischer Geschicklichkeit und ! vielem Fleiß recht erfreulich in die Rolle der Sittah hinein, bei welcher indeß gegenwärtig der Darstellerin durch die neue Bearbeitung geistig Schaden gethan ist. In Bezug auf diese Bearbeitung sei darauf hin gewiesen, daß man al« Kunstgärtner im'Theaterpark nicht wohlthut, auch Palmen mit einer^ Heckenscheere besä neiden zu wollen Diese« sonst oft nützliche HauseS, die fürstlich,» Gäste und zahlreiche Würden- träger bei. Der Kaiser führte die Königin von Württemberg, der König von Württemberg die Erzherzog n Maria Theresia, der Erzherzog Carl Ludwig führte die Herzogin Gisela von Bayern. — Der König und die Königin von Württemberg begeben sich morgen abend nach Nacdod »um Be- suche deS Vaters der Königin, Prinzen Wilhelm zu Schaumburg Lippe. Der König reist am 26. d. MtS. früh von Nachod nach Berlin ab. Carmaur, 23. Januar. (D. B Hd.) Nach deftigem Wahlkampfe wurde der Sozialdemokrat DaureS mit SW Stimmen Mehrheit gegen Heral (Republikaner) gewählt. Brüssel, 23. Januar. (D B. Hd.) Der sonst gut unterrichtete Brüsseler Korrespondent de« „Memorial Diplomatique" spricht sich angesichts der Uneinigkeit der Kümmern für die Notwendig keit der Befragung dcö Landes bezüglich deö all gemeinen Stimmrechts durch rin nationales Re ferendum auS. London, 24. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS „Reutersche Bureau" meldet, daß der Ge sandte Cromer in Kairo den Befehl erhielt, den Khedive davon zu verständigen, daß eine Ver mehrung der englischen Truppen zum Schutze der Eu opäer notwendig sei. Der KnegSminister gab nach Malta und Cypern die telegraphische Ordre, die von Indien kommenden Truppen aufzuhalten. Eine Kundgebung der englischen Flotte in Ägypten sei aufgegeben. Nach einem Telegramm der „Daily NewS" auS Kairo bcstrritc der Khedive auf daö Entschie- drnste, daß er sich der Dienste der englischrn Be amten zu entledigen beabsichtige. Stockholm, 23. Januar. (D. B. Hd.) Daö dem Reichstage vorg,legte Budget für 1894 schließt mit 97 383W0 Kronen in Einnahme und Ausgabe ab. Zur Begleichung der Au gaben sind 2812VW Kronen Überschüsse der Reichsbank in 1892 und 464(!W Kronen Überschüsse der einzelnen Verwalt ungen auS früheren Jahren eingestellt. Außer ordentlich werden 4 Svtt OW Kronen zur Vollendung der nördlichen Stammbahn nnd 5WV0V Kronen für Wagen für die Strecke Lulea-Gellivara verlangt. Die Protokolle der am 2. und 14. d. MtS. ab- grhaltenen schwedisch-norwegischen StaatSratS- sitzungen sind nunmehr von der Regierung ver- öffentlich! worden. AuS denselben ist zu entnehmen, daß der Minister deS Auswärtigen den Vorschlägen der norwegischen Regierung wegen andauernder interimistischer Besetzung der Grfandtschastöposteu in Wien und KonUantinopel sowie wegen Mit teilung eines Berichts über die Verwendung der zu heimlichen diplomatischen AuSgab.n bewilligten Summen an den norwegischen Staatsminister in Stockholm, zugestimmt hat. Bezüglich der von dem Minister deö Äußern gemachten Vorschläge zur Ordnung deS Konsulatwesens und deS diplomatischen Dienstes, sprach sich der norwegische Staatöm.nister dahin auS, daß sich die norwegische SlaatSratS- abteiluug zur Zeit darüber nicht äußern kö.ine, um so weniger, als keine positiven Vorschläge ge- macht seien, wie man sich die Durchführung einer sicheren konstitutionellen Verantwortlichkeit jedem Reiche gegenüber gedacht habe. Die norwegische StaatSratcabteilung müsse sich in diesem Kalle darauf bksckränken äuözusprechen, daß sie eine Ge- meinschaftlichkeit auf d,m diplomatischen Gebiete alö eine Bedingung für die Union nicht anerkennen könne. Instrument hat sich selbst in Schillers Hand als schädlich erwiesen. Lessings ,.Nathan" bearbeitet man am besten,, wenn man die Streiche und dummen Streiche, welche ihm hier und da beschränkte Rück sichten versetzt haben, nach Möglichkeit wieder zu be seitigen sucht. Wer diese wunderbare, vom größten deutschen Kenner der Bühne ausgestaltete Dichtung einstens fast genau so gesehen hat, wie sie geschrieben ist, vergißt den wunderbaren Eindruck niemals wieder. O. B. Zwischen den Jahren. Novelle von Adolf Stern iS (Forsteyung.) Bis draußen seine Schritte verklangen, standen sich die Geschwister schweigend gegenüber, der junge Mann mit gesenktem Haupte. Erst als Erika fragte: „Du weißt, waS Du jetzt zu thun hast, Bodo? —" hob er daS Gesicht zu ihr auf: „Gewiß, ohne Zögern dies Hau« zu verlassen — mit Dir natürlich", fügte er hinzu. „Ich schaffe irgendwie einen Schlitten, wir fahren zum Ober forstmeister auf Wolfeck!" — „Ich habe Verpflichtungen gegen Fräulein Christine Hagen", fiel sie ihm ins Wort. „Auch Du darfst nicht heute abend den alten Herrn erschrecken! Übernachte in irgend einem Dorfwirtshaus — melde Dich morgen in aller Frühe bei Herrn v. Lestwitz an und folge nach einer Stunde Deinem Briefe. Ich bleibe heute nacht hier, komme morgen im Laufe des Vormittags nach Wolfeck Mit dem alten Freunde unsere« Vaters wollen wir beraten, wa« »eiter geschehen soll!" Sie sah ihn ohne anderen Vorwurf, als den an, der in Dresden, 24. Januar Zur Universitätsfrage in Italien. * In Messina, der Hauptstadt Siziliens, herrschte vor einigen Tagen Heller Aufruhr: große Volkshaufen durchzogen die Straßen und demonstrierten vor den Regierangsgebäuden mit: „Es lebe die Universität, nieder mit Martini!" Ähnliche Straßenkundgebungen fanden auch in Sassan, Macrela, Modena, Siera, Parma statt. Der Grund dieser Bewegung ist darin zu suchen, daß der italienische Unterrichtsminister Martini einen Gesetzentwurf ausgearbeitet hat und schon demnächst der Kammer zur Beschlußfassung vor- legen will, demzufolge einige unbedeutende Univer sitäten, welche keinem fühlbaren Bedürfnisse der Be völkerung entiprechen und das Unterrichtsbudget schwer belasten, aufgehoben werden sollen. Es ist bekannt, daß Italien sehr reichlich mit Uni versitäten gesegnet ist. In der italienischen Kammer wurde diese Thatsache bereits mehrmals eingestande» und beklagt, auch haben schon verschiedene Umerrichts- mmister die Notwendigkeit einer Verminderung dieser Anstalten zugegeben. Bereits im Jahre 1859 hatte die piemontesische Regierung die Schließung der Uni versität von Sassari verfügt, nachdem sie zu der Über zeugung gelangt war, daß für die H Millionen Be wohner der Insel Sardinien die Hochschule in Cagliari vollkommen ausreiche. Aber zwei Jahre später sah sich die italienische Regierung genötigt, der Un zufriedenheit der Sassarianer mit dieser Maßregel Rechnung zu tragen. Die Hochschule in Sassari wurde wieder eröffnet und seitdem haben die italieni schen Unterrichtsminister Bedenken getragen, irgend einer Universität, so sehr sie auch überflüssig zu sein schien, den Lebensfaden abzuschneiden. Es geschahen allerdings schüchterne Versuche, der ungleichen Ver teilung der Hochschulen in den einzelnen Provinzen des neugegründeten Königreiches abzuhelfen. So hat Norditalien, Piemont, Ligurien, Lombardei und Vene tien mit einer Bevölkerung von mehr als 11 Mil lionen nur 4 Universitäten, 1 litterarisch - wissen schaftliche Akademie und eine Hochschule für In genieure; Mittelitalien, ToSkana, Emilien, Umbrien, die Marken und die Provinz Rom mit 7 Millionen Einwohnern 11 Universitäten, 3 Hochschulen für In genieure und 1 litterariich - wissenschaftliche Akademie. Süditalien, also der übrige Teil deS italienischen F-stlandeS mit 8 Millionen Einwohnern nur eine ein zige Universität und eine Hochschule sür Ingenieure; Sizilien mit seinen 3 Millionen Einwohner hat 8 Universitäten und 1 Hochschule für Ingenieure. Aber alle Bemühungen der Unterrichtsminister, die Frage einer gerechteren Verteilung der Hochschulen in Fluß zu bringen, scheiterten schon an der Unlust der je weiligen Kabinette, zu den zahlreichen Schwierigkeiten, mit welchen sie bei der Führung der Staatsgeschäfte zu kämpfen hatten, noch eine neue zu gesellen. Alles waS sie in dieser Richtung zu thun vermochten, be- schränkle sich auf einzelne Abstriche in den Subsidien deS Staates sür jene Hochschulen, deren Schließung im gesamtstaatlichen Interesse erwünscht gewesen wäre. Die Wirkung dieser Schachzüge wurde jedoch dadurch wettgemacht, daß die an der Erhaltung der Hoch schulen interessierten Munizipien aus ihren eigenen Mitteln den Ausfall in den Einkünften ihrer Hoch schulen ersetzten. Beispielsweise gaben in Messina Stadtvertretung und Handelskammer 150 000 Lire jährlich zu diesem Zwecke her Die von den Munizipien gebrachten Geldopfer konnten indessen nicht verhindern, daß die Zahl der Stu denten in diesen Hochschulen dieselbe blieb. Im vorigen Jahre besuchten die Universität von Sassari nur 120 Stu denten, die von Macerata 136, Cagliari 158, Siena 204, Parma 302, Messina 328, Catania 604, Pisa ihren bleichen blutlosen Lippen lag, dann bückte sie sich und hob sorgfältig die Weihnachtsgeschenke Christines auf, die sie vorhin hatte fallen lassen. Er war noch so betäubt, daß er nicht daran dachte, ihr zu helfen. Zweifelnd, fist schüchtern, fragte er: „Du willst die Nacht unter diesem Dach bleiben? — Jetzt bleiben? wo er" — Bodo zeigte nach der Thüre — „Lärm schlagen wird — wo es dazu gekommen ist?" „Fräulein Christine weiß, wer ich bin!" ant wortete sie mit einer Ruhe, die ihn zwang, auss neue die Augen vor ihr niederzuschlagen. Was sie nicht autsprach, sagte er sich selbst Und so Hub er nach einer Minute Überlegung wieder an: „Ich habe das Recht verloren, Dir zu raten und Du wirst nur thun, was für Dich und uns das Rechte ist, Erika. Ich darf jetzt keine Zeit verlieren. Ich nehme nichts mit mir, als meinen Degen und ein Täschchen, das ich selbst tragen kann. Du kümmerst Dich morgen früh nicht um meine Sachen — ich werde Lestwitz um einen Bedienten bitten, den ich herüberschicken und der zu- sammenpacken kann." Erika gab durch eine schwei gende Gebärde ihre Zustimmung zu erkennen — Die Geschwister traten auf den Gang hinaus, auf dem ihnen niemand begegnete. In der Thür des Zim mers, daS er in diesem Hause bewohnt hatte, reichte der Lieutenant seiner Schwester die Hand — sie sagte leise: „Ich zähle darauf, daß Du Dich selbst wieder- gefunden hast. Auf Wiedersehen morgen früh!" Dann ging sie elastischen Tritte« wie sonst die Treppe wieder empor. » Dar Haus, obschon alle Gas flammen auf Treppen und Fluren brannten, erschien wie völlig schlafend. Da« junge Mädchen, die in der Stille ihr Herz schlagen hörte, blieb bewegungslos 726, während die Hochschule in Genua schon eine Frequenz von mehr als 1000, und jene von Neapel sogar 4590 Studierende aufweist. Diese Wahrnehm ungen veranlaßten endlich den gegenwärtigen Unter- richtsminister Martini zu dem Entwürfe, welcher die Schließung aller jener Universitäten bestimmt, bereu geringe Studentenzahl die Erhaltung derselben al« Luxusunternehmung kennzeichnet. Außerdem ließ er sich dabei von dem Gedanken leiten, daß die Schließ ung dieser Hochschulen den übrigen zugute kommen werde. Er hat allerdings gewußt, daß man in Ita lien an die althergebrachten Einrichtungen nicht rühren darf, ohne heftige Opposition in der Bevölkerung zu erregen; aber er hält den gegenwärtigen Augenblick, wo die Regierung in der Kammer noch über eine große Mehrheit verfügt, für besonders geeignet zu dieser Reform, deren Segnungen erst später, wenn sich die Aufregung über den Verlust jener Universitäten in den betreffenden Städten gelegt haben wird, empfunden und gewürdigt werden dürften. Lagesgeschühk. * Berlin, 23. Januar. Se. Majestät der Kaiser hatten sich gestern abend in Begleitung Sr. König! Hoheit des Prinzen Heinrich nach dem Anhalter Bahnhof begeben, um Se. König!. Hoheit den Herzog von Edinburg bei dessen Ankunft in Berlin zu be grüßen. — Heute nachmittags begaben sich Se. Majestät wiederum nach dem Anhalter Bahnhof, um Se. Majestät den König von Sachsen gemeinsam mit den König!. Prinzen und den hier anwesenden Fürst lichkeiten zu begrüßen und den hohen Gast ins König!. Schloß zu geleiten. Nachmittags gegen ^4 Uhr begaben sich die Kaiser!. Majestäten und die König!. Prinzen und Prinzessinnen mit den fremden Fürstlichkeiten zum 1. Gardedragonerregiment, um da selbst dem ter hohen Braut zu Ehren veranstalteten Reiterfest beizuwohncn. Abends fand bei den Kaiser!. Majestäten im Weitzen Saal des Königl. Schlosses eine Galatasel statt, zu welcher über 300 Einladungen ergangen waren. — In der „N A. Z." lesen wir: „Als die Militärvorlage an den Reichstag gelangte, spöttel ten deren Gegner darüber, daß sie nichts über die finanzielle Deckung der durch sie bedingten Ausgaben enthalte; zugleich deutete man an, Lie Regierungen wüßten offenbar selbst nicht, wie diese Deckung zu be schaffen wäre. Als da.m die drei Steuervorlagen dem Reichstage zugingen, deren alleiniger Zweck die Beschaffung jener Deckung ist, meinten demokratische Blätter, der Reichstag brauche seine Zeit nicht mit deren Erörterung zu verschwenden, weil ja die Ab lehnung der Militärvorlage vorherzusehen und er immer noch Zeit sei, die Steuervorlagen in Bewacht zu nehmen, falls jene wider Erwarten dennoch zu stände kommen sollte. Ter Reichstag hat nunmehr sechs Sitzungen auf die Erörterung der Steuervor- Vorlagen verwandt und hat dieselben in duichauS zweckentsprechender Weise der Militärkommission zur weiteren Vorberatung überwiesen. DaS Gesamtergebnis dieser Erörterung darf dahin gezogen werden, daß, trotz mancher Bedenken in Einzelheiten, eine große Mehr heit anerkannt hat, wie die drei Steuergesetze die er forderliche Deckung in durchweg angemessener Weise vorsehen. Ist aber der Reichstag der eben erwähnten „Parole" zum Trotze in eine detaillierte und um fangreiche Erörterung über die Steuervorlageu ein- getreten und hat man dort anerkannt, daß dieselben eine geeignete Lösung der durch die Militärvorlage aufgeworfenen Finanzfragen bieten, so darf daraus wohl mit Sicherheit geschlossen werden, wie die Ge samtstimmung im Reichstage betreffs der Militärvor- läge keineswegs jenen Wünschen entspricht, die von lauschend am oberen Rand der Treppe aus dem Vor flur stehen und vernahm wohl zehn Minuten lang keinerlei Geräusch. Dann horte sie von unten kurze feste Schritte, das leise Klirren eines Degens und die schwere Hausthüre der Hagrnschen Villa fiel dröhnend ins Schloß. Erikas schmerzliche und schwere Ge danken folgten dem Bruder in dre Nacht hinaus und sie mußte wieder einmal empfinden, um wieviel leichter ein rasch entschlossenes Handeln als ein leid volles AuSharren sei. Am Morgen dcS nächsten Tages herrschte in der Villa Hagen eine wunderliche Unruhe, von der aller- dmgs kaum ein Laut aus den Thüren der Zimmer drang, die aber der Dienerschaft so wenig verbo gen blieb, als das plötzliche Verschwinden des bisherige» Gastes. deS jungen Herrn v. Gravenreuth. Der Kommerzienrat und Frau Martha hatten in aller Frühe eine« Besuch ihres Sohnes Franz erhalten, nach welchem Besuch Herr Robert Hagen mit zornig gerötetem Gesicht zu ganz ungewöhnlicher Stunde nach dem Comptoir und den Fabrikgebäuden hinüber ging, während seine Gattin auf das Zimmer ihrer gelähmten Tochter eilte. Eine Stunde darnach hatten Fräulein Christine und ihre neue Gesellschafterin bei verschlossener Thür eine lange Unterredung, nach deren Ende Martin hereingcrufen wurde, um nach den Ställen im Fabrikhofe zu gehen und einen Schlitten für Fräulein Münter herbeizuschaffen, die notwendig um Mittag einen Besuch in Wolfeck machen müsse. Von diesem Sitz aber des ObersorstmeisterS v Lestwitz trabte schon gegen zehn Uhr ein Hegereiter vor daS HauS, der drei Briefe, an Frau Martha Hagen, Herrn Franz Hagen und Fräulein Erika v. Gravenreuth