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Dresdner Journal : 23.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-23
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1893
- Autor
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— Am Königlichen Hofe werden voraussichtlich am 1. und 14. Februar große Hofbälle und am 8. Februar Kammerball stattfinden. Trcöden, 23. Jrnuar. Se König! Hoheit Prinz Friedrich August empfing zur Entgegennahme von Glückuünschen gestern mittag nachgenannte, in näherer Beziehung zu Höchstihm stehende Herren: Oberst Edler v. d. Planitz als ehema!. Militär. Begleiter, Oberst Frhr. v. Hoenning O'Carroll als Kommandeur des 1. König-Hufarenregiments, bei dem Se. Königl. Hoheit a I» 8uite steht, Oberst v. Malortie als Kom mandeur des Höchstseincn Namen führenden 5. In fanterieregiment-, Hauptmann Heydenreich als Chef der Batterie, die Se Königl Hoheit während Seiner Dienstleistung bei der Artillerie geführt hat und die anläßlich der Geburt des jungen Prinzen Georg den Ehrensalut abgab, Kommerzienrat Lindeman als Borstand des Exportvereins, dem Se. Königl. Hoheit als Ehrenpräsident angehört. * Berlin, 22. Januar. Am heutigen Vormittage stotteren die im Lause des gestrigen Abends und heute morgen hier eingetrofienen fürstliäen Herrschaften den Kais.rl Majestäten im Schlosse Besuche ab Abends fand bei ^hren Majestäten im Schlosse eine größere Familientasel statt, an der die Königl. Prinzen und Prinzessinnen und die meisten der zu den Vermählungs- seicrlichkeitrn bereits hier anwesenden Fürstlichkeiten Teilnahmen. — In ter am Donnerstag unter dem Vorsitz des Staatssekretärs d>r. v Boetticher abgehaltenen Plenar sitzung genehmigte der Bundesrat außer den bereits vutgeteiltea Vorlagen die Berechnung der nach dem Entwurf drS ReichShaushallsetats für 1893/94 zur Trckung der Gesamtausgabe des ordentlichen Etats aufzubringenden Matrikularbciträge. Von der vor- gclegteu Sammlung von Aktenstücken über Samoa nahm die Versammlung Kenntnis. Tie Denkschrift über die fernere Verwendung der bisherigen Eisenbohn- frachlbriesformulare im inneren Verkehr der deutschen Eisenbahnen wurde den Ausschüssen für Eisenbahnen, Post und Telegraphen und für Handel und Verkehr zur Vorberatung übergeben. Dem Gesuche einer Stadt- Vertretung um Revision der Vergütungssätze sür Vor- spannlustung im Frieden beschloß der Bundesrat keine Folge zu geben. — Nachdem die sür 1887 auf Grund besonderer, von den Vorständen der gewerblichen Beruf-genosfen- schäften ausgesüllter Zählkarten im Reichsversicherungs amte bearbeitete Statistik der entschädiqungs- pslichtigen Unfälle einen günstigen Einfluß auf die Unfallverhütung im Bereiche der genannten Be- rufsgcnossenschaften ausgeübt hatte, hat man eine gleiche Statistik für die landwirtschaftlichen Berufs- genofsenschasten eingeleitet. Und zwar sollen derselben die Ergebnisse des Jahres l891 zu Grunde gelegt werden. Man wird aus dieser Zusammenstellung über die Zahl der Verletzten nach Reichsgebietsteilen, über die Zahl und Größe der Betriebe, in welchen die entschädigungspfl'.chtigen Verletzungen vorgekommen sind, über die Schwere und Folgen der Verletzungen, über die Art der Verletzungen und die verletzten Körperteile, über die Zeit des Vorkommens der Un fälle nach Monaten, Togen, Tageszeiten, über die Betriebskinriü tungen ui d Vorgänge, bei denen sich die Unfälle ereigneten, über die Ursuchen der Unfälle u. a ni. Aufklärung erhalten. — Dent Bundesrate und Reichstage wird in nächster Zeit auch noch ein Gesetzentwurf über den Schutz von Warenbezeichnungen zugehen. Be kanntlich war ein solcher Entwurf schon vor längerer Zeit vom ReichSamte des Innern auegearb'itet und veröffentlicht worden Dieser Entwurf ist den Bundesregierungen zur Begutachtung übersandt und auf Grund der eingelaufenen Gutachten einer Neu bearbeitung unterzogen worden. Die vorgenommenen Änderungen haben sich allerdings, wie wir hören, nur aus wenige Punkte e, streckt, so daß im großen und ganzen der Entwurf in der Gestalt, wie er bereits veröffentlicht ist, zunächst dem Bundesräte unterbreitet werden wird. * Wien, 22. Januar. Prinz Ferdinand von Bulgarien, welcher am Sonnabend vormittag hier cin- getroffen war, hat sich heute nachmittag nach München begeben. Während seiner hiesigen Aufenthaltes hat der Prinz nur mit Mitgliedern feiner engeren Familie verkehrt. Gerüchtweise verlautet, der Prinz werde in München um die Prinzessin Maria Immaculata, die älteste Tochter des bourbonischen Prinzen Alphons von Caserta, werben. — Ihre Majestäten der König und die Königin von Württemberg sind heute vor ¬ mittag zur Teilnahme an den Hochzeitsfestlichkeiten hier eingetroffen und auf dem Bahnhose, auf welchem eine Ehrencompagnie ausgestellt war, von dem Kaiser, den Ercherzögen, dem Primen Leopold von Bayern, den Herzögen W.lhelm, Nicolaus, Philipp, Albrecht und Robert von Württemberg und den Spitzen der Behörden empfangen wordru. Dres-nrr Nachrichten vom 23 Januar. o Im Lause des vergangenen Sonnabend gestalteten sich die Elsenbahnverkehrsverhältnisse immer un günstiger Es sei nur erwähnt, daß Schnellzug Nr 124 die Wiener Anschlüsse in Botenbach und Tetschen wruck- lassen mußte, diese später mittelst SonderzugeS befördert wurden, in Dresden jedoch nur die Verbindung nach Berlin durch Schnellzug Nr 43 mit einer Versäumnis von 40 Mm erreichten. Auch die Schnellzüge von Bayern, Magdeburg - Leipzig basen verspätet ein, ebenso war die Fahrt von Berlin über Elsterwerda nach Dresden eine schwierige — Am Sonntag vormittag begann die Lage immer schwieriger zu werden. Die Schnellzüge von Leipzig nach Bodenbach Nr. 101, bez in umgekehrter Richtung, Nr 102 hatten eine spätere Abfahrt von 20 und 27 Mm., Schnellzug Nr. 224 von Breslau fuhr 20 Min späür ein und Schnellzug Nr. 108, welcher Tetschen mit dem Wiener Anschluß 38 Min. später verlassen satte, kam an statt 8 Uhr 13 Min. erst 9 Uhr 25 Min. vormittags an, der Anschluß nach Leipzig war verloren. Dem Zug Nr. 239, welcher 6 Uhr 51 Min. vormittags in Altstadt cintreffen soll, wurde von Hof aus ein Sonderzug mit der Ala-München- Regensburger Verbindung nachgeschickt, dem 9 Uhr 50 Min. vormittags in DreSven-A fälligen Schnellzug Nc. 223 war auf bayrischer Strecke der Anschluß von Lindau her verloren ge gangen. Schnellzug Nr. 109 aus Leipüg hatte alle Magdeburger Anschlüße zurücklassen müssen, die Strecke zwischen Cocthcn- Halle war bei Weißandt auf unbestimmte Zeit als unfahr bar bezeichnet worden und nur Frankfurter Reifende über Kassel kamen 3 Uhr nachmittags in Dresden an Auch auf der Linie Berlin Elsterwerda-Dresden machte sich das Unwetter fühlbar, Schnellzug Nr. 62 setzte 27 Min. an Fahrzeit zu und überholte auch den vorausgefahrenen Per- sonevzug Nr. 64, und Schnellzug Nr 236, welcher aus Görlitz mit nur 19 Min. Veispätigung adsuhr, hatte unterwegs derart mit den Schneemassen zu kämpfen, daß er 65 Min. bei der Ankunft in Dresden-Altstadt verloren hatte. Zwischen Chemnitz Mittweida war der Betrieb ein eingleisiger, von Hof war der Schicllzug Nr. 233 ohne Bayrischen Anschluß München-Regensburg abgefahren, Schnellzug Nr. 235 ließ in Hof die von Lindau her kommenden Reisenden zurück und trak in Altstadt erst 56 Min später ein. Schnellzug Nr. 124 fuhr in Boden bach ohne die Wiener Reisenden ab, traf mit einer Stunde Versäumnis in Dresden ein, während sich der nachfolgende Sonderzug bis 8 Uhr 23 Min. verspätigte und hierdurch erst als Schnellzug Nr. 43 8 Uhr 43 Min. Beförderung nach Berlin finden konnte. Tie beiden Personenzüge Berlin-Elsterwerda-Dresden dir. 66 und 68 hatten 38 bez 48 Min Z-it verloren. Die Schnellzüge aus Leipzig Nr. 107 26, aus Berlin Nr. 42 30 Min. Von sächsischen Bahnstrecken waren schon zeitig Freiberg- Halsbrücke, Potschappej-Wiledruff, Riesa-Lommatzsch, Ronne burg-Meuselwitz, Wit ginsdors-Chemnitz als unterbrochen gemeldet; im Lause des Tages und später kamen noch hinzu: Freiberg-Großhartmannsdorf,Riesa-Chemnitz,Mügeln- Döbeln, Oschatz Strehla, Nassau-Mulda, Bautzen-Königs wartha, Franzensbad-Voitersreuth, Waltersdorf-Lbercrotten- dorf, Penig-Naredorf, Mügeln-Nerchau-Trebsen, Mittweida- Scheibenberg, Limbach-Hartmannsdorf, Weinböhla-Großen hain, Zittau-Oybin, Bertelsdorf-Jonsdorf, Lugau-Wüsten- brand, Aimaberg-Weipert, Flöha-Reitzenhain, zusammen 23 Strecken mit gänzlicher oder vorübergehender Störung des Betriebes — Heute Montag versäumten Schnell züge Nr. 101 aus Leipzig 30, Nr. 224 aus Görlitz 47, Nr. 108 aus Tetschen 25 Min, dir. 109 aus Leipzig suhr pünktlich daselbst ab, ihm folgte ein Sonderzug mit direkten Passagieren, dasselbe geschah in Hof, von wo aus ebenfalls ein Sonderzug die Reisenden von München über Regensburg nach Dresden weiterschaffte. Von den vorstehend als unterbrochen bezeichneten sächsischen Lmun haben bei Schluß des Blattes den Betrieb wieder ausgenommen: Riesa-Lommatzsch, Wittgensdorf-Chemnitz, Nassau-Mulda, Franzensbad-Voitersreuth, Waltersdors- Obeicrottendorf, Weinböhla-Großrnhain, Potschappel-Wils» druff, Lugau-Wüstenbrand, Annaberg-Weipert, Flöha- Reitzenhain. — Über die fernerweit geschehene Wiederaufnahme des Betriebes geben aus den Bahnhöfen die in der Eingangshalle angebrach ten roten Plakate die sicherste Auskunft — Von auswärts lagen folgende Nachrichten vor: Linie Boden - bach-Kcmotau Gesamt erkehr einaestellt, Weißenscls-Bitter- feld über Halle verweht, auf Weipert-Neitzenhainer Linie nach Buschtrehrader Bahn gesperrt, die Linie Cöthen-Halle, welche bei Weißandt unterbrochen war, ist wieder frei sür den großen Durchgangsverkehr Nkagdeburg'Leipzig In dem hier verwehten Zuge befand sich auch ein für W en bestimmter Wagen mit 18 Kisten Goldbarren. s Zwischen den Königl Bäuerischen und Sächsi- schen Staatsbahnen ist die den Reisenden sicher willkom mene Vereinbarung getroffen worden, daß im beiderseitigen Verkehre die Rückfahrkarten bei Beginn der Rüt-fuhit nicht mehr adgestempelt zu werden brauchen. o Im deutschen Levanteverkehr über Hamburg seewärt« werden Güter nach den Häfen des Schwarzen Meeres, mit Ausnahme von Balum und Odessa, sür welche beiden Häfen die verhängte Quarantäne liS auf weiteres noch b.'stehen bleibt, wieder angenommen. - Zu den in Schönheide, Greiz, Görlitz, Leipzig bez. Döbe'n demnächst stattfindenden Geflügel-, Kaninchen-rc. Ausstellungen gewähren dre sächsischen Staatsbahnen innerhalb 8 Tagen nach Schluß cer Ausstellungen unter den bekannten Bedingungen die übliche Frachtver günstigung * Der Voistand der Anwaltskammer im Königreiche Sachsen hat sür das laufende Geschäftsjahr wiederum Justizrat Vr Wolf l zum Vorsitzenden, Juslizrat Hänel zu dessen Stellvertreter, Hofrat Tamm zum Echrlstfuhier und Rechtsanwalt Krause zu dessen Stellvertreter gewählt Dem Ehrengerichte der Anwaltskammer gehören an: Justiaal vr Wolf l und Jastizrat Hänel in Dresden, Justizrat Ulrich in Chemnitz, Justizrat Oehme in Leipzig und Rechtsanwalt Oppermann in Zittau als ordentliche, sowie Justiziar vr. Oppe in Chemnitz, Rechtsanwalt Freytag 1 in Leipzig und Rechtsanwalt Krause in Dresden als stellvertretende Mitglieder. Aus dem Polizeiberichte Am Sonabend wurde in einer Bäck-rei der Neustadt ein Lehrling von einem Gesellen derart gestoßen, daß er in der Backstube stürzte und dabei einen Oberschenkelbruch erlitt. * Ter dritte — überhaupt der 38. — Volksuntcr- haltungöabend in Altstadt, den der Verein „Volks wohl" veranstaltete, wurde am vergangenen Sonnabend inr Tivolisaale bei zahlreichem Besuche abgehalten Leider konnte demselben H». Geh Reg Rat Prof. Dr. Böhmert, weil durch Erkältung unpäßlich, nicht beiwohnen. Musika lische Vmträge tüchtiger Kläffe wurden mit gro em Bei- faüserfolge dargeboten. Der Männergesangverein Germania sang unter seinem Dirigenten Hrn. Kapellmeister Saupe mit bestem Gelingen einige Lieber. Die Altistin Fräulein Rosa Prengel, Schülerin der Klasse Ronneburger des Königl. Konservatoriums, bewies in verschiedenen Gesangsvorträgen eine tüchtige Ausbildung ihrer guten Stimmmittel. Hr. Tonkünitler Virgil v C erbet Embach trat für einen ab- sagenben Herrn ein und trug mehrere ViolinsoliS vor. Die Begleitung der Solisten hatte mit anerkennenswerter Beieitwilligkest abermals Hr. Clemens Braun übernommen. Desgleichen fand der Vortrag des Hrn. vr W Bode über: „Die Dauer des menschlichen Lebens" lebhaften Bsisall. Redner begann mit allgemeinen Ausführungen über das Weltgesetz, welches nicht heiße: „Tod ist gleich Vernichtung", sondein derselbe ist eine Vorstufe zu anderweiter Ent wickelung, nach göttlichem Gesetz und Ratschluß. Es gelle daher den Tod, das Sterben, nicht zu überschätzen, jedoch auch denselben, und den Wert des Lebens nicht ,u unter schätzen. Unter Benutzung bester historischer Quellen und Statistiken besprach Redner sein Thema in drei Abteilungen, über die durchschnittliche Lebensdauer führte derselbe an, daß im ganzen der weibliche Organismus langlebiger sei als der männliche, daß der Durchschnitt der Lebensdauer in Deutschland mit 38'/- bez. 35'/, Jahren bedeutend un günstiger liege als in anderen Landern, z B. in Frankreich und England. Von 1868 bis 1887 ist die Zahl der Erkrankungen um 46°/a. die Zahl der Sterbesälle um 54°/» zurückgeganzen. Bezüglich der natürlichen Lebensdauer vermag sich die Wissenschaft auch heute noch nur an die Bibelmorte: „Unser Leben währet 70 Jahre und wenn es hoch kommt 80" zu halten und diese Angabe aufrecht zu erhalten. Über die größtmögliche Lebensdauer vermochte sich Redner demgegenüber mit weitem Umfang auszusprechcn. Abgesehen von den biblischen Altersangaben über Methusalem und seiner Nachkommen, deren Berechnung wayrschemlich aus kürzere Jahrcsperwden zurückzusührrn ist, führte der selbe zahlreiche Beispiele erreichter hoher Altersstufen in Irland, England, Schottland, Mähren, Frankreich, z. B I dö, 169, 152, 138, 127, 120, 115 Jahre, an. TaS jünaste Beispiel großer Langlebigkeit ist ein 1891 in Bieleseid gestorbener Rentner, welche» ein Alter von 111 Jahren erreichte. Im allgemeinen übt das Berufsleben einen her vorragenden Einfluß aus, ebenso unsere Lebrnsweise. Wicht g für die längere Lebensdauer und Vorbedingnisse sür dieselbe sind: gute Abstammung von gesunden Eltern, eheliche Geburt, Auswachsen in geordnetem Familienleben, Zufriedenheit, regelmäßige Thätigkeit, Vermeidung von An steckung, vernünftige Abhärtung des Körpers von Jugcnd an, Aufenthalt in guter reiner Luft, nickt zu langer Schlaf, regelmäßige Leb nsweise, Mäßigkeit im Esten und Trinken, insbesondere Vermeidung alkoholhaltiger Getränke, gute ärztliche Beratung und Pflege in Krankheit. Anhaltender Beifall dankte dem Vortragenden für seine anregenden überzeugenden Ausführungen. * Im Asyl- Kävfserstraße 11 sind vom 3 bis 21. Januar mittags 7523 Männer, Frauen und eine große Anzahl Kin er gespeist und erwärmt worden, des nachts fanden 1320 Aufnahme und Verköstigung. Manche sind aus den Vororten eine Stunde weit gegangen, um Suppe und Brot zu erhalten. — An weiteren Gaben rütt ttc ihn an beiden Schultern: „Wissen Sie, daß Sir von meiner Schwester, von Fräulein Erika v Gravenreuth sprechen, Herr, oder wissen Sie eS nicht? Ich werde Sie zwingen, Ihr auf den Knieen Abbitte zu leistend Er schien im Begriff, den Sobn de- Hauses, der nicht mehr lachte, zu erwürgen, das Blut brauste ihm so vor Ohren und Augen, daß er von der Erwiderung de- Erbleichten nichts hörte und auch nicht sah, daß die Thür rom Gartenfaal rach dem Gemach sich öff nete Eine hohe Mädchengestalt trat mit eimm Schritt über die Schwelle, ihr totdlasseS Gesicht war schmerzlich zürnend nach dem Erbitterten hingekehrt. Sie blieb stehen, von ihrem Arm glitten Stoffe und Tücher, die sie im Saale zusammengelegt hatte, lautlos auf den Teppich des ZimmerbodenS. „Entehre Dich und mich nicht, Bodo!" sagte sie mit einer Stimme, deren Ruhe Herrn Franz Hagen peinlich durchschauerte Auf der Stelle ließ der junge Offizier von seinem Gegner ab, der seinerseits die Thür nach einem Leitenzimmer rechts aufriß, hinter sich zuschmetterte und nachdem cr drüben irgend etwas herabgerissen hatte, mit dröhnenden Schritten den Vor flur erreichte (Fortsetzung folg,.) Im Dezember durch den Peloponnes Boa vr. pkil. W Ruge. (Fortsetzung.) In unserem Zimmer im Oberstock schlossen weder Fenster noch Thüren, im Fußboden waren solche Löcher, daß wir ohne Schwierigkeit in den Kaufladen hinuntersehen konnten. An den Wänden hingen schmutzige, teil weise zerrissene Bilder und schmutzige Kleider, die Ein richtung des Zimmers war mehr als dürftig, ein wackeliger Tisch, eine Art Bettstelle, die in allen Fugen krachte, wenn man sich nur darauf setzte, ein paar Bänke und einige Truhen, das war alles Man gelangte in den Oberstock auf einer morschen Stiege an der Außenseite des Hauses Ich ging noch ein mal weg, um eine Ansicht des Ortes zu malen. Als ich fertig war, trat ich an einen Brunnen am Wege, um meine Palette zu reinigen. Da kam ein Trupp Maultiere den Weg daher und wurde von den Führern, die mich sehr wohl sahen, so schnell an das Wasser getrieben, j^daß ich weggestoßen wurde. Ich ging weiter, wurde aber sehr bald von einem Maul tiere eiugeholt, das von seinem Treiber durch Zurufe angespornt wurde. Ich wollte es vorüberlasstn, das war aber zu spät; denn es füllte mit feiner auf beiden Seiten weit überragenden Last den Weg völlig aus und stieß mich die Böschung hinunter. Ter Treiber sah, was passiert war, regte aber keine Hand, mir zu helfen, und entschuldigte sich mit keinem Worte Meiner Entrüstung machte ich, da mir das Giiechische hier versagte, in deutschen Wor'en Luft, er konnte sich wohl denken, was es bedeuten sollte, aber auch das rührte ihn nicht, stumpfsinnig ging er weiter. Mit der Verpflegung stand eS in unserem Hotel auch nicht hervorragend, nur vier Eier waren aufzu- treiben. Zum Schlafen bekamen wir jeder eine wollene Decke, etwas wenig, da wir damit Unterlage und Deck bett bestreiten sollten! Ich richtete mich auf zwei mit den breiten Seiten gegen einander geschobenen Bänken eia. Trotz aller Mühe war nicht zu vermei den, daß mitten durch diese- Lager ein breiter Spalt ging; und als ich mich hinlegen wollte, merkte ich auch noch, daß die Bänke zu kurz waren. Ich mußte mich also diagonal legen, was nicht gerade bequem war, da sie noch dazu verschiedenes Niveau hatten. Für dieses Unterkommen verlangte der Wirt zwei Drachmen, eine Unverschämtheit, die sich daraus er klärte, daß cr uns für Lordi hielt, sür reisende Eng länder. Die gelten für maßlos reich, und die Leute betrachten es als eine Pflicht, ihnen ihr Geld abzu- nehrmn. Am nächsten Mittag waren wir in Kalamata, der größten Stadt am messenischen Meerbusen; wir blieben auch noch den folgenden Tag dort, nm uns mal ordentlich auszuruhen. Wir benutzten die Zeit, um uns in der Stadt und ihrer nächsten Umgebung um zuschen In Kalamata giebt es einen deutschen Kon sul, Hrn. Zahn, Chef einer großen Seidenspinnerei. Ter alte Herr empfing uns freundlich, gab uns gute Ratschläge für die Weiterreise und verschaffte uns zwei für den Peloponnes seltene Genüsse, einen leib lichen und einen geistigen: er bewirtete uns nämlich mit bayerischem Bier und gab uns nach unserem Ho el die eben angekommencn deutschen Zeitungen mit, die wir dann mit großer Andacht gelesen haben. Wir machten auch noch verschiedene Besorgungen, denn hier war die letzte Gelegenheit. Vor allem wollten wir unsern Vorrat an Insektenpulver ergänzen. Da wir in der Apotheke nicht bestimmt angeben konnten, wie viel wir brauchten, sagte vr. M: „Für acht Nächte, von hier bi-Olympia." Der Apotheker freute sich über diese Maßbeslimmung und gab un- eine große Düte voll. Für die Weiterreise konnten wir bi- an den Fuß von Jthome die Bahn benutzen, die gingen ein; 6 Zentner amerikanischer MaiSgrieS vom Kom merzienrat Bienert, je 50 M von Fritz König, Konsul Harlan und A B D , 30 M. von Geh Nat v Ber- lep^ck, je 20 M von PH. B, Karol Mochler Knoch, N. N, Landgerichttzdirektor v Kyaw, Pros Hempel, Räck nitz 11, 97, T E., Präs, v Schönberg, Geh Fin Rat und Frau v Sandersleben, 1>r. und Frl Horack; je 10 Mark Frl. Göldner, P S, Avoth Schulz, Frau Kammer herr v Boxberg, Baron v. Marlott, C E 12, T. N, Frau Richter, Frl. v. Richter, E v Hi zenstein, E S, Geh. Reg Rat Wießner; je 5 M. Frau iw. Glotke, M K, N, A 7., C. B, L. G, N M, Baum u Schu mann, W R, Gen. B, N, S. E. E. D.; 9 Ml L. Hch; 7 M D. 'N. D Loschwitz; je 6 M. U B. und Hojjvw Rößner; Beträge unter 5 M E E, Frau v. S. und v L, Frau v. W. L, C Z, Frl S., Dolla, N. und E, E. v B, Familie M, G. B, E S.,F Hch , Fil. Adam und Reinhardt, D>r. Pollatz und Unbekannte. Weiiere Gaben werden gern entgcgengcnommen * DaS Panorama international, Macienstraße22,1, 3 Naben, bringt von morgen an sür die nächste Woche Bilder von der Nordlandreise Sr. Maj. des Kaiser- Wilhelm II. zur Ansicht. D esec Bildercyklus enthält Auf nahmen von Stavanger, Bergen, Vostevangen, Hammerfest, vom Norkkap, sowie See- und Gebirgsscenerien. * Im Berlage von G. O. Uhse (Berlin O, 27) ist ein neues Armeemarschalbum er'chiencn, welches außer den alt bekannten und beliebten Armcemärschen auch den..Pr-ußenmarsch" und den „Großen Zapfenstreich" enthält. Tas Albuin enthalt »5 Marsche, ist in 28 verschiedenen Ausgaben erschienen und kostet z. B. sür Klavier zweihändig nur l,50 M-, vierhändig 2 M , für Violine oder Flöte je l M, für Zither 1,5» M u s w. Die Bearbeitung ist von dem Komponisten Karl Heins aus Berlin vvrgenommcn worden. Statistik und Volkswirtschaft. — Die Dresdner Bank macht bekannt, daß an ihrem Wechselcomptoir die zur Konversion bestimmten österreichisch- ungarischen Effekten zum Umtausch in 4 "/Iger Kronenrentc eingcr-icht werden können Tas gleiche An rbicten macht die Sächsische Bankgesellschast. (S Ankündig) * Tie Beir'tbsttnnahmcn der 'I ramva)» 0vmp»v)- oi Osrmuv)', Uck betrugen in der mit dem 2t.Januar 1893 zu Ende gegangenen Woche 3t 692,40 M uas sei» tum l. Januar 1823 113472.95 M gegen 112 186,95 M. im gleichen Zeiträume des Vorjahres — Die Betci-bscinnahme der Straßenbahn Hannover. A-G betrug in der ab- gelaufencn Woche ll 774,55 M. und seit dem 1. Januar 1893 43 218L5 M. gegen 37 893,49 M. im gleichen Z-ltiaume VcS Vorjahres. * Dre Einnahme der Deutschen Straßenbahngtseil- syrft in Dresden betrug in der vom 15 dis mit 2t. Januar d. Js zu Ende gegangenen Woche: 10 15,5,55 M. - Btt der Frankfurter Iransoort-, Unsall- und Glasverjichernngsaltiengefellschasl wurden im Jahre 1892 156» Unjällc g-nuldet und zwar: 4 Todesfälle, 21 I»- raiiditätssalle und 1536 Fälle vorüberg-hen-ec Elwcrbs- unsäh.gleit. - - Von Interesse für die deuticken Industriell,»» dürfte die Mitteilung sttu, daß ihre französisch n Konkurrenten sicti an- sch ckcn, dem sudamcrilaniicken M ark: «rößere Ausmerlsa-r- leit als seither zu widmen. Wie das „Dcmsche Handelsarchiv" nach der Revue de Paraguay mitteilt, hat die sianzöstsche Haii»ettk.wmer zu Affuncio» in Paraguay beschloss »» dort eia französisches Handels museum zu errichten, welcher un er bcm Schntze des sranzösijchen Konsulat» stehen s ll. Dasselbe soll mit dm» in Paris zu erttchieneen NattonaihandelS- und Eewerbemuseum in unmittelbaren Begehungen stehen. Alle Industriellen Frankreichs sollen zur Emscndung von Mustern veranlaß» werken-, Muster von r» Paraguay einge- sührien ausländischen Erzeugnissen sollen von dem Handels m> seum gesammelt und französisvea J. dustriellrn aus Wunsch übermittelt werdkn unter g'c.ch',eiliger Angabe des UrjprungS- la.ideS, Kosten- und Einlaus-vreiS, Vcttaufsbedingungen, Ver- vockung und Ausmachrng, bcsondcre Transpottbldingungen, Zollverhällniffe u. s. w. — Nach dem „Bulletin Etalistique" btträgt die Wttu- produktton der Welt nach dem sünsjährigen Durchschnitt dr Jahre 1886 >is mit 1890 122196997 kl, welche einen Flächeuraum von 9581863 k» in Ampruch nimmt. Aus Europa entfallen hiervon 9 189561 k:r Fläche mit einer Pro duktion von »17 3310'28 KI, auf außereuropäische Länder 3923'2 Ku. mit 486590S KI Die ersten Stellen in Europa n el men ein Italien mir 30 6501'28 KI, Frankreich mit 27013000 KI Österreich Ungarn mit 28 759 571 KI, an vierter Stelle steht Portugal, wo die Summe gleich auf 9843000 KI fäll». Deutschland steht »nit einer auf »20407 da. erzielten Produktion von 2350255 KI erst an neunter Stelle, eS im portierte in den genannten fünf J«h>en durchschnittlich 263821 Kl aus Frankreich, 51038 kl aus Spanien und »9577 KI au» Italien. 1891 war j doch der italieurj che Import schan 147537 KI und dürste sich 1892 verkoppelt haben Von den außcreurcpärschen Ländern sieht Algerien mit IO7O48 ka Fläche und '2 398974 Kl Produktion an der Spitze. Was den Wein- verbravch als Differenz zwischen Eiu- und Ausfuhr, betrifft, so konsumtt t Frankreich den meisten Wein und zwar jährlich 36090801 k!, es folgen Italien mit '28710958 KI, Sranien 20195474 KI, Osterrrich-Ungain 9 134 .06 KI, auch bezüglichl des Verbrauchs steh» Leuischland erst an neunler Stell- mi 2 832 11'2 Kl oder 5,7 I oro Jahr und Kops, cs »nkaust also willig mehr al- es selbst erbaut, versendet aber seine Weine uns irintt die au-ländischen. Aus den Kops berechnet sind die Spanier die , trinkbarsten" Leute, soweit dcr Wein in Frage kommt, und kommen auf den Kops 115 I pro Jahr, eS folgen Griechen. i»it 109 I, Poitugal mit 95 6 i, Italien mit 95,2 I. Frantccich mit 24,4 l. von Kalamata nördlich führt Angelis ritt mit den Pferden voraus und erwartete nn». Jthome st .iner der letzten Ausläufer, die die ttiksseuifchen G.birge iu die Ebene schicken. Zweimal hat der Berg eine große Rolle gespielt, das erste Mal im 8. Jahrhuudert, als sich gegen Ende des ersten messenischen Krieges Aristo demos dort lange gegen die Lacedämoni.r verteidigte, und dann, als EpaminondaS auf ihm die große Stadt Messene anlegte, um Sparta zu bedränge«. Man über nächst im Kloster Wurkano, das in einer Einsattelung des Berges liegt. Es istein viereckigerGebäudekomplex; in dem von Arkaden umgebenen Hofe sicht rine rot und gelb angestrichene Kirche. Wir hatten einen Empfehlungs brief, man wies uns ein recht hübsches Zimmer an mit einer schönen Au-sicht nach den messemsch-arkadi- schen Gebirgen. Ta daS Wetter bedenklich aussah, machten wir uns bald auf den Weg nach den Ruinen von Mesfene. Eine mächtige Mauer, deren Reste mit Thoren und Türmen fehr beträchtlich sind, umfchloß das Stadtgebiet Wir betraten dieses durch dr- lace- dämonifche Thor und ritten qner durch nach dem ar- kadischen. DaS ist eine eigenartige, kreisrunde Be festigungsanlage, ein Toppelthor. Hatte der Feind das erste Thor genommen, so befand er sich in einem von Mauern umgebenen Kreis und wurde von allen Seiten nut Geschossen überschüttet Die Festungs werke sind aus rechteckigen Blöcken gebaut, die haar scharf und glatt behauen ohne Mörtel an- und auf einander gelegt waren. In strömendem Regen ritten wir wieder ab und mußten, da eS nicht wieder auf hörte, auf den Besuch de- Gipfels von Jthome ver zichten, und am Nachmittag in unserem Zimmer bleiben. (Forts sol,t.)
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