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Dresdner Journal : 23.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301238
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930123
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-23
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 23.01.1893
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Feldarmee um Hunderttausende von jungen Soldaten und einige Hundert Feldgeschütze zu vermehren? Unzweifelhaft: Nein! Gewiß wirkt die Aussicht, bei guter Führung nur zwei Jahre, bei mangelhafter oder drei zu dienen, sördernd auf die Zucht und Ordnung unter unsern Soldaten. Aber der Vorteil, der damit gewonnen wird, geht zum großen Te l durch den Umstand wieder verloren, daß die durch Schuld o?er Mißgeschick Zurückgehaltenen sich nach einmal eilittener Zurücksetzung leicht gehen lassen. Demche Truppen unter deutschen Offizieren werden stctö gute Truppen sein, ob nun ein Teil von ihnen 22 Monate, der andere 34 Monate oder ob alle gleichmäßig 24 Monate dienen. Man sorge nur dafür, daß sie der Beginn des Kriegen in hinreichender Zahl an den Feind geführt werden können, damit wir mcht von H^us auS mit einer nachteiligen Lage zu rechnen haben; diese lähmt die Entschlüsse der Feldherren und erschüttert das Ver trauen des Heeres und des Volkes. Ein anfänglicher Nachteil ist, w nn überhaupt, so doch nur mit unverhältnis mäßigen Anstrengungen und Opfern wieder auszugleichen. Die bedingte Zulasfickeit der zweijährigen Dienstzeit märe gewiß un Heere längst allgemein anerkannt, wenn eine offene Besprechung dieser Frage m der militärischen Presse möglich gewesen wäre. Ader die verhängnisvolle politische Verwandtschaft, in welche dieser Gedanke im Verlause des langen inneren Streites ge.aten war, verhinderte dies zum Schaden der Sache Auf Kaiser Wilhelm den Siegreichen berust man sich beute, und wer hielt dessen Andenken nicht heilia! In der Wirkung ist dies sogar der stärkste Grund der Gegner der zweijährigen Dienstzeit Auch stehen wir nicht an, ohne weiteres zuzugeben, daß er ehedem durchaus berechtigt war. Kaiser Wilhelm kannte die zweijährige Dienstzeit aus der Zeit von 1833 bis 1852 her, wo sie in Preußen be stand, und stellte diese Erfahrung lei Erörterung der Frage jeder theoretischen Spekulation entgegen. Die Er innerungen an jene Zeit waren thatsächlich nickt glücklich. Aber wie sehr haben sich seitdem auch alle Verhältnisse geändert. Wir leben schneller als unsere Väter; unsere Thätigkeit ist rastloser. Die Arbeit im Heere ist heute, wo wir immerfort unter dem Einfluß einer für gespannt geltenden politischen Lage stehen, weit intensiver als damals, vor einem halben Jahrhundert. Alle Ein richtungen für die Erziehung der jungen Soldaten Huben sich unendlich vervollkommnet Sie sind nicht mehr in Bürserquartieren zerstreut, sodaß Stunden über dem Sammeln zum Dienst vergehen. Exerzierhäuser und Turn hallen erlauben es, die Wintermonate viel bester zu be- nutz n als chedrm Tie Mittel kür die Ausbildung i n Schießen u s. w. sind viel reicher bemessen. Ja, ein all gemeiner Fortschritt an Bildungssähigkeit wird bei den der Armee zugeführlen Menschenmasten sich nicht bestreiten lassen. Ein Stillstand von einem halben Jahrhundert ist doch nicht wohl anzunehmen. Das Maß von Einwirkung der Vorgesetzten und von militärischer Erziehung, daü heute auf den ms Heer eintred nden Mann in zwei Jahren über geht, ist unzweifelhaft bedeutender, als es früher in drei Jahren war — selbst wenn man nierbei die sehr erhöhten Anforderungen in Rechnung stellt Vor allen Dingen aber erfüllte Vie dreijährige Dienstzeit, al König Wilhelm daran so standhaft sesihielt, den Hauptzweck, den er im Auge hatte, nämlich Preußen ein so starkes Heer zu geben, daß es den ein elnen seiner Gegner überlegen und den kommen den politischen Aufgaben gewachsen war. Könnte dieser Herrscher heute noch einmal in der Frische und Rüstigst it der Jahre, in der er damals stand, unter uns beten, so würde er die zweijährige Dienstzeit wahrscheinlich a - nehmen, und zwar aus demselben Grunde, aus dem er sie einst verwarf, nämlick, um dem Vaterlande eine Waffen macht zu geben, welche stärker ist, als die seines gefähr lichsten Gegners Wir ehren das Andenken der großen Geister unserer Nation nicht dadurch, daß wir die von ihnen geschaffenen Einrichtungen, die naturgemäß im Ein klang mit den Zeitumständen stehen mußten, auch dann noch festhalten, wenn diese Umstände sich geändert haben, sondern vielmehr dadurch, daß wir uns klar machen, welchen Zweck sie vor Augen hatten, um darnach ihre Schöpfungen weiter zu entwickeln Die Ausgabe, die wir aus dem Vcrmächtn s Kaiser Wilhelms I. für uns ab- zuleiten haben, ist nicht, die dreijährige Dienstzeit aufrecht zuerhalten, sondern das deutsche Heer im Vergleich zu den andern großen Heeren wieder auf das alte Verhältnis der Stärke zu bringen. Die Einwendungen geringeren Grade-, welche gegen die Vorlage von militärischer Seile gemacht werden, wie die Schwierigkeit, Offiziere und U- tcroffiziere zu vermehren, sind leichter zu entkräften Die Schwierigkeit besteht un zweifelhaft, aber wie sich die Zahl der für die Armee notwendigen Lehrmeister erhöht, so haben sich doch >m gleichen Verhältnis durch wachsende Bildung und steigenden Wohlstand der Nativ r die Kreise erweitert, die für den Ersa>: zu Gebote stehen. Trotzdem mag einige Zeit darüber hingehen, bis d>e Lücken gefüllt fein werden. Offiziere wie Unteroffiziere haben im Augenblicke der Heeresvermehrung eine Mehrlast an Arbeit zu übernehmen; doch stände es schlimm um uns, wenn sie eS im Hinblick auf den Zweck nicht freudig thäten Freilich kann man sich die großen Interessen des ganzen Volkes nicht in jedem Augenblick gegenwärtig halten, und so wird wohl manck- Klane laut merd-n, aber das Gebäude der Armee werden diese sicherlich nicht erschüttern. Ohne jede Un bequemlichkeit geht e« bei einem großen Fortschritte nie mals ad, und man kann zu unserer sorgsamen Heeres verwaltung sicherlich das Verlrauen hegen, daß sie einzelne Härten des neuen Gesetzes, die sich erst aus der Er fahrung richtig beurteilen lassen, nachträglich zu rechter Zeit beseitigt. Alle diese und ähnliche Gründe sind aber nicht von solchem Gewicht, daß man darum den Zuwachs von ganzen Armeestärlen zur Waffenmachl des Vaterlandes, die Ver jüngung seiner Feldtruppen, mit der die Schonung der ältern und als Stützen und Ernährer der Familien wert- vollern Jahresklassen Hano in Hand geht, verwerfen könnte! Sicherlich hat niemand, der gegen das neue Gesetz, se» es durch keine Abstimmung im Reichstage, sei es in Schrift ooer Wort Partei ergreift, bei genauer Überlegung aller Umstände das Recht, sein Gewissen damit zu beruhigen, daß er es außer aus wirtschaftlichen auch aus militärischen Gründen gethan habe. Es bleiben eben nur jene Ein wände, die wirtschaftlichen, im Felde. Aber abgesehen da von, daß die Mehrsorderung für das Heer kerne Summe be eutet, die für das Wohlergch n oder die Verarmung des Vaterlandes entscheidend sein kann, kommt doch auch in Betracht, daß die Sicherheit des Bestandes die erste Grundlage für die materielle Blüte des Staates ist Sind wir einmal kriegerisch überholt und ist dem entsprechend die Vorstellung von unserer Macht im Rück gänge, so wird sich dies sehr bald, beispielsweise aus ic- dustriellenl Gebiete, geltend machen. Mancher unserer Er folge rst dort durch das hohe Ansehen, dar wir früher als erste Waffenmacht der Welt besaßen, glücklich vorbereitet worden. Der Glanz des deutschen Namens hals uns zum Siege Mut unv Vertrauen unserer Gegner werden aber, wie auf politischem, so auch auf allen andern Feldern des internationalen Wettbewerbs wieder wachsen und kräftiger werden, wenn dieser Glanz verblaßt. Beim Ausbruch eines Krieges würde sich die un zureichende Entwickelung unserer Streitkräfte ohne Zweifel auch materiell sehr bitter strafen. Man darf dabei gar nicht sogleich an endgiltige Niederlagen und Krieg-koslen- rahlungen d nkcn Schon der Umstand, daß Schwäche an Zahl sehr wohl dazu zwingen kann, den Aufmarsch der Heere und den entscheidenden Widerstand nicht an die Grenze selbst, sondern weiter rückwärts an eine stärkere innere Verteidigungslinie zu verlegen, würde Verluste herbeiführen, welche die Mehrleistungen für das Heer, womit sie abzuwenden waren, um das zehn fache übersteigen können. Es ist ein unglücklicher Aus druck, den Aufwand für das Heer stets als ein , Opfer" zu bezeichnen, als müsse das Volk etwas darbringen, was die Regierung für sich verlange. Niemand, der in unsicherm Lande refft und sich zur Verteidigung gegen einen Angriff ausrüftet wird saaen, er habe ein „Opfer" gebracht und sich eine gute Waffe gekauft. Bei dcr Ver stärkung der Armee handelt es sich um dis Sicherheit aller und um eine Pflickt, nicht um ein Opfer, insofern man es als Pflicht anerkennt, zunächst sich selbst und sodann das Erbe der Väter den Kindern zu erhalten. In dieser Hinsicht hat das französische Parlament eine richtigere Auf fassung gezeigt als das unsere, indem es mehrfach, wo es die Fürsorge der Regierung für die Sicherheit des Staates nicht ausreichend sand, über deren Forderungen noch hinaus- gmg Doch wir werden uns nicht dauernd übertreffen lassen. Auch in unserem Volke lebt eine heiße Liebe zum Vater lande, Freude an seiner Größe und seinem Ruhme, Stolz auf seine kriegerische Stärke — und nach einigem Zögern und einiger Bedenklichkeit werden diese Empfindungen ebenso wie die Überzeugung von der Notwendigkeit einer Erweiterung unserer kriegerischen Verfassung sich wieder Bahn brechen. Sie wird"— wie wir hoffen, ohne ernstes Zerwürfnis zwischen Regierung und Reichstag — zur An nahme und zur Durchführung kommen. Wir werden die ersten bleiben da, wo wir es solange waren, in der Ent wickelung eines nationalen, alle Kräfte des Volkes gleich mäßig und gerecht in Anspruch nehmenden Heerwesen«" Lagesgeschühte. DreLdkn, 23. Januar. Über den Verlauf der gestrigen Festlichkeit auS Anlaß der Geburt des Prinzen Georg ist folgendes zu berichten: Vormittags 10 Uhr begaben Sich Ihre König!. Majestäten unter Vortritt und Begleitung des König!, großen Kirchendienstes, und zwar: der Frau Obcrhofmeisterin, der Hoffräuleins vom Dienste, des Oberhofmeisters, der beiden Kommerherren vom Dienste Ihrer Majestäten, des Flügeladjutanten vom Dienste, des Stadtkommandanten, der Kommandeure des Leibgrenadier- und des GardereiterregimentS, sowie des Hauptmanns und des Rittmeisters vom Schloß- dienste, in die katholische Hofkirche, um dem Gottesdienste beiznwohnen. Für das Eorz« äiplo- mstigae, die Zuirittsdamen, die Herren der I. Ktasse ter Hcsrangordnung, die Königlichen und Prinzlichen Hof- und Militärstaoten, sowie für die Königlichen Kommerherren waren die Tribünen daselbst reserviert. Während deS feierlichen Da Oeuws wurden dreimal 12 Kanonenschüsse, dreimal 3 Jnfanteriesalven und 101 Kanonenschüsse abgefeuert. Die io Lvuuuelieia beauftragten Herren Staatsminister sowie der Hr. Kriegsministcr wohnten der kirchlichen Feier in der evangelischen Hofkirche bei. Nach k 2 Uhr begann die Ausfahrt zu den Glück- wünschungscouren bei Ihren Majestäten dem Köniz und der Königin, di? mit Entfaltung Königlicher Pracht vor sich gingen. Beim Eint-itt in das Treppenhaus paradierten Schloßportiers mit großen, silberueschlage- nen Stäben, während auf den Treppen bis zur zweiten Etage zahlreiche Dienerschaft in Gala ausgestellt war. Am Eingänge zu d n Paradegemächern waren Harducken postiert, die in ihrer ungarischen Tracht ganz besonder- auffielen. In dem Vorzimmer vor der Galerie führte eine Parade wache des König!. Gardereiierregiments die militärischen Ehrenerweisungen aus. Um H2 Uhr versammelten sich im Stucksaate und im roten Salon die Fragen Ober hofmeisterinnen, die Zutrittsdamen Ihrer Majestät der Königin, die Königlichen und Prinzlichen Hofdamen, sowie die Kavaliere des König!, großen Dienstes. Gegen U2 Uhc erschienen Ihre Königlichen Majestäten in diesen Räumen und nahmen von den vorgenannten Damen und Herren Glückwünsche entgegen. Hierauf begaben Sich die Allerhöchsten Herrschaften in feier- lichem Zuge unter Vortritt und Begleitung des König!, großen Dienstes, der Zuirittsdamen und der Leibpagen nach dem Eckparadesaale. Hier empfingen Ihre Majestäten zunächst eo o-rcle: die Königlichen Staatsminister und den Minister des Königlichen Hauses, darauf das (,'orps lliplowkrtigue, die Damen desselben und die am Könial Hofe vorgestclltcn fremden Damen und Herren und nach diesen die Herren der Gesamthäuser von Schönburg und von Solms-Wildenfels. Von letzteren waren anwesend: Ihre Durchlauchten der Fürst von Schönburg-Waldenburg und dcr Prinz Ernst von Schönburg Waldenburg, sowie Se. Erlaucht dcr Graf zu Solms Wildenfels. Nach dem Empfang dieser Herren nahmen Ihre König!. Majestäten unter dem Throne Platz, um in einer Defiliercour die Glückwünsche der übrigen am Königl. Hofe vorgestellten Damen und Herren, die sich unterdes in den Gobelin-zimmern, der so genannten Reitschule, dem alteu Thronsaale und den anstoßenden Gemächern versammelt hatten, entgegen- zunehmen. Bei dieser Glückwünschungscour defilierten d e einheimischen Damen (einschließlich der Damen der Offiziere), die einheimischen Herren vom Eivil und die Herren Militärs zur Disposition und außer Dienst. Dann folgten die Generalität und die LsfizicrscorpS. Hierbei waren die Dresdncr Garnison säst vollzählig, die auswärtigen Garnisonen hingegen nur du-ch De putationen vertreten. Mit den Offizieren des 2. Jäger- bataillons Nr. 13 erschien auch, an der Spitze les- selbcn, der erlauchte Ches des Bataillons, Se. Durch laucht der Füist Neuß j L Heinrich XIV., Höchstwelcher von Sr. Majestät dem König aufs herzlichste begrüßt wurde. Für die Herren vom Civil w:r der Anzug: Uniform oder Hofkleid; für die Herren vom Militär: Galaanzug; für die Damen en mantLuu Die zahl reichen verschiedenen, gold und silbergcstickten Uni formen gaben, im Verein mit den prachtvollen Toi letten der Damen, ein glänzendes, farbenreiches Bild. An der Cour, welche Uhr zu Eude war, hatten sich 980 Personen beteiligt. Abends ^7 Uhr fand eine große Gala täfel zu 1!0 Gedecken im Banketisaale statt. An dieser nahmen teil: Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Groß herzogin von Toscana, Ihre Königl Hoheiten der Prinz Friedrich August, der Prinz Johann Georg und der Prinz Max, Ihre Hoheiten die Frau Herzogin zu Schleswig-Holstein mit Prin zeßtochter Feodore, die Herzöge Adolph Friedrich und Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, Ihre Durchlauchten der Fürst Reuß j. L. Heinrich XIV., Prinz Leopold und Prinzessin Elisabeth zu Schwarz burg-Sondershausen , sowie die Damen unv Herren des Königl. großen Dienstes und der Hof staaten der vorgenannten Fürstlichkeiten. Mit Ein ladungen zu dieser Galatafe! waren folgende Herren beehrt worden: der Kaiser!, und Königl. österrelchlsch- ungarische Gesandte Graf Chotek, Ihre Durchlauchten der Fürst von Schönburg-Waldenburg und der Pnnz Ernst von Schönburg-Waldenbuig, Se. Erlaucht der Graf zu SvlmL Wildenfels, die Königl. Staatsminister v Thümmel, Or Schurig, v. Metzsch, Edler v d. Planitz, v. Seydewitz und v. Nostitz-Wallwitz, Minister deS Königl. HauseS, ferner General der Kavallerie Senfil v Pilsach, General der Infanterie v. Montbch die Generallieutenants v. Tschirschky, v. Rey.er, v. Kirchbach, v Funke und v. Tschirschnitz, die Wirkl. Gch. Räte v Tschirschky, v Berlepsch, Bär und Graf Könneritz, weiter Bischof Dr Wahl, Kleishauptmann Fihr v. Hausen, Polizeipräsident Schwauß, Oberhof- prcd'ger l). Meier, die Köuigl. Kammerhrrren, die geh Medizinalräte Or. Fiedler und Prof. vr. Leopold, Oberbürgermeister I)r Stübel, Stadtverordnetenvor- stehrr geh Hofrat Ackermann, sowie Obefftlieutenant Baumann und Prennerlieutenant Regimentsadjutant v. Hopffgarten vom Schützenregiment. Auch bei dieser Gelegenheit halte, wie bei der vorhergeqangenen Glück-- wünschungscour, eine Paradeaufstellung zahlreicher Diene» schaffen in Gala im Treppenhause und auf den Treppen Platz gegriffen, während ,m Vorzimmer zur Galerie in dcr zweiten Etage eine Paradewache des Königl. Gardereiierregiments aufgezogen war, um die milirärischen Honneurs zu erweisen. Die Versammlung sand im Stucksaale der zweiten Etage statt. Nachdem die geladenen Gäste in den Bankettsaal eingeführt und an der Tafel placiert worden waren, erstattete Se. Excellenz der Oberhof- marschall Graf Vitzthum v Eckstädt Ihren Königl. Majestäten Meldung, worauf Allerhöch'tdicselben mit den bereits genannten Fürstlichkeiten unter Vortritt und Begleitung der Damen und Herren des Dienstes und der Königl. Pagen im Bankettsaale erschienen und an der Tafel in folgender Sitzordnung Patz nahmen: Ihre Königl. Majestäten in der Mitte; rechts von Sr. Majestät: Ihre K. u K. Hoheit die Frau Großherzogin von Toscana, Se Durch!. Prinz Leopold zu Schwarzburg-Sondershausen, Ihre Duichl. Prinzeß Feodore zu Schleswig-Holstein, Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg, Se. Hoheit Herzog Adolph Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, Ihre Excellenz Frau Oberhosmeisterin v. Pflugk, Se. Erl. Graf SolmS Wildenfels rc, links von Ihrer Majestät Se. Durch! Fürst Neuß j L., Ihre Hoheit Frau Herzogin zu Schleswig Holstein, Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, Ihre Durchl. Prinzeisin Elisabeth zu Schwarz burg-Sondershausen, Se. Königl Hoheit Prinz Max, Se Hoheit Herzog Heinrich von Mecklenburg-Schwerin, Se Durchl. Prinz Ernst von Schönburg rc., gegen über Ihren Majestäten: Frau Oberhofmeisterin Frei- frau v. Reitzenstein, der K. u. K. Österr.-Ung. Gesandte Graf Chotek, Se. Durchl. Fürst von Schönburg- Waldenburg rc Hinter den Stühlen der Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften postierten sich zu persönlichen Dienstleistungen die Königl. Pagen in der kleidsamen Rokokotracht. Dre Talel hatte Huseisenform mit zwei Zungen Goldene und silberne Girandols, Epargnen, Terrinen, Schüsseln mit Glocken, sowie große silberne Tafflaufsätze und die wertvollsten Rokoko- und Watteau- porzellane, alles Sckätze der Königl. Hofsilberkammer, zierten die Tafel. Zwischen diesen goldenen und silbernen Tafelgeräteu gewahrte man Arrangements von den seltensten tropischen Gewächsen, welche dem Ganzen ein farbenreiches, entzückendes Bild verliehen. Nachdem der Braten und Champagner serviert worden waren, ertönte das Klopfen des OberhofmarschallS Grafen Vitzthum, die gesamte Tischgesellschaft erhob sich von den Plätzen und Se. Majestät dcr König geruhten, den Allerhöchstihm vom Oberschenk Grafen Einsiedel gereichten Pokal Champagner ergreifend, folgenden Trinkspruch anszubringen: „Auf das Wohl des jüngsten Sprossen des Wettiner Hauses, meines Großneffen Georg!" Die Königlichen Hoftrompeter begleiteten diesen Toast mit dreimaligen Fanfaren auf Trompeten und Pauken, während der Donner von 21 Kanonenschüssen den Nesidenzbewohnern diesen feierlichen und erheben den Moment verkündete. Nach Aufhebung der Tafel hielten die Allerhöchsten Herrschaften im Ballsaale O« cle, der bis gegen 9 Uhr währte. Mit der gestrigen, auf das Glänzendste verlaufenen Galatafe! fanden die Festlichkenen am Königlichen Hofe aus Anlaß der Geburt eines Prinzen ihren Abschluß — — Se. Majestät der König haben Allerhöchstsich in Begleitung Sr. Excellenz des Generaladjutanteu Generallieutenants Frhrn. v. Hodenberg, sowie der Flügeladjutanten Oberstlieutenant Wilsdorf und Major v. Haugk zur Vermählung Ihrer Königl. Hoheiten der Prinzessin Margarethe von Preußen mit Sr. Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl von Hessen nach Berlin begeben. Die Rückkehr des Monarchen erfolgt voraus- sichllich Freitag, am 27. d. Mts., abend. drin Komponisten Volt cklung n Ist, baß er uns rn diesen Scenen mit höchster Spannung erfüllt und unsere Anteilnahme bis ans Ende gefessesselt hat, bezeugt sein dramatische- Talent. In diesen Partieen der Oper, daraus sich eine hübsche Serenade (^-moll) und eine reizende Gavotte i i bl als eindringlichste Tonstücke hervvrhebcn, liegt der Schwerpunkt des Werkes; in ihnen begründet sich die Hoffnung, daß wir von Leoncakallo noch Bedeutendes erwarten dürfen, wenn er sich von den Verlockungen deS ua- turalisti'ch angewehten Realismus frcigemacht hat und zu Stoffen greift, dienichtim cintönigenTreiben gemeiner Alltäglichkeit ihre Wurzeln ausschlagen sondern auf höhere, poetische Wirkungen angelegt sind und der Phantasie, dic Wcckerin schöner Gedanken, mehr Spielraum schassen. Tie Darstellung der Oper, mit dcr unsere Hof« bühne kein reifes und dem Idealen zugewandtes Kunst werk, aber ein wirksames Stück ihrem Repertoir ge wonnen hat, war sehr lobenswert. Die Königl. Ka pelle bethätigte sich in glänzender Weise. Näheres darüber bei nächster Gelegenheit. Auch da-S erste Finale, der einzige fertig auSge- vibeitete Teil in Mendelsohns Entwürfen zu einer Oper .Loreley" wurde vortrefflich anSgeführt. Frl. Mallen widmete der Ausführung der solistischen Parte die volle Hingabe ihres Talents und erzielte eine bedeutende Wirkung. -o- Zwischcn den Jahren. Roveve von Adolf Stern >8 (Fortsetzung.) Bodo versuchte, dem Sprech«: ferner zn rücken — er erwiderte laut: „Es giebt keinen ankeren Ton, mit und von Froulem Münler zu reden, aiS den höchster Achtung, Herr Hagen. Sie ist eine ausgezeichnete Dame!' Aber er hatte das Gefühl, daß diese Worte statt des ernsten scharfen Tones, den er ihnen geben wollte, schloff und weich geklungen hatten Wenigstens verschwand das zufriedene, wohlwollende Lächeln im Gesicht seines Gegenüber nicht. „Wer zwcifelt daran?" fragte Franz. „Ader es bleibt doch gewiß, daß Sie um meine jüngste Schwester werben und daß eS nicht wohl angeht, daneben der Gesellschafterin meiner älte sten den Hof zu machen? oder dächten Sie anders ? — „Gewiß nicht, sicher nicht!" antwortete Bodo, in dessen Kops allmählich eine w rre Vorstellung däm merte, daß er Franz Hagen Unrecht thue, daß der junge Fadrikherr nur brüderliche Sorge sür seine Schwester Eva hege, daß eS bodenlos thöricht von ihm sein würde, sich jetzt zu verraten, wie er es eben im Begriff gewesen war. „Trinken wir auf das Wohl von Fräulein Münter!" sagte er mit unsicherem Blick, und lassen wir sie dann." „Ganz recht — eS ist für Sie das Unerläßliche!" versetzte Franz Hagen und stieß mit Bodo an. „Aber was für Sie gilt, gilt doch eben nicht für mich! Wenn Sie mein Fürwort bei Evchen wollen, so sehe ich nicht ein, warum Sie mir das Ihrige bei der jungen Dame versagen wollen, die besseren — ich meine, die jeden Glückes wert ist!" Er hatte auf der Zunge gehabt „besseren Glückes al» mit einem ver schuldeten Offizier." — Doch obschon Gravenreuth haltung-loser dreinschaute, als er ihn je zuvor gesehen, so war immer noch ein Zug zwischen Augen und Stirn des Lieutenant-, der ihn warnte. „Sie kennen mich nur wenig — aber Sie kennen meine Verhält ¬ nisse ganz. Wo ich's ernst meine, brauche i- richt zu kargen. — Sie lhun gewissermaßen Unrecht, wenn Sir nicht für mich sprechen. Fräulein Erika scheint so verständig als sie schön ist — Versteckspielen Hilst Ihnen nichts — lieber Lieutenant! Ich habe eS gestern abend ganz genau gehört, daß Sie mit dec schönen Erika auf dem Du Fuße stehen, ich erriet so gleich alles!" Bodo v. Gravenreuth begann die Welt zu wirbeln — die farbigen Ringe an den Gaskrcmen tanzten jetzt zwischen ihm und seinem Trinkgenossen, daS Gesicht des jungen Hagen erschien ihm widerwärtiger als je, aber er durfte doch dieser persönlichen, vielleicht falschen Empfindung in diesem Augenblick nicht Naum geben. Er versuchte so ernst dreinzuschauen, als ihm zu mute war, und stammelte im Bewußtsein, daß ihm die- schlecht gelinge: „Sie sind ja mit einem Male Feuer und Flamme. Sie denken an eine Doppelschwäger- schast?" „Doppelschwägerschäft? Warum nicht, wenn Sie es so nennen wollen?" rief Franz Hagen lustig. „Doppelschwägerschaft! Ich denke Sie gönnen mir Ihre Fürsprache bei Erika!" „Aber daS ist ja nicht meine Sache! In diesem Falle hat die Dame allein zn entscheiden und ich sage Ihnen, Herr Hagen, Erika ist sehr selbständigen Willens und — verzeihen Sie — von schwer berechenbarem, sehr wählerischem Geschmack!" brachte Bodo, dem die Zunge am vertrockneten Gaumen klebte, mühsam her- »or. ,DaS wäre denn nun meine Sorge," versetzte Franz Hagen, der sich zum Schöpfen au- der Bowle von seinem Sitze erhoben hatte und so von oben her unter auf Bodo schaute, der den heißen Kopf in scine linke Hand gestützt hatte und offenbar sehr wenig von der Wendung des Gespräches begtrckl wa,. „Ich will nichts als ein gefälliges Wort an Fräulein Enka und eine wahrheitsgemäße ngabe über meine Mittel, einem Mädchen, das ich liebe und die mir ihre Gunst schenkt, ein glänzendes Schicksal zu bereiten. Zum Tcufel, Gravenreuth, warum wollen Sie mir nicht gönnen, war Ihnen, nachdem Sie Ihren Entschluß hier gefaßt haben, doch nicht bleiben kann? Wenn Sie die Schöne wissen lasstn — daS wie ist Ihre Sache —, daß Franz Hagen von einer tollen plötzlichen Leiden schaft sür sie ergriffen ist, — daß er der Mann sei, der da, wo ein anderer Hunderte dransetzie, gern ein mal Tausende hinwirft —" Mit einmal sprang Bodo v Gravenreuth v n seinem Sitze empor und zog mit ungestümem Ruck sein Glas zurück, das dcr junge Fabnkherr eben füllen wollte. Mit einer Stimme, die plötzlich nüchtern un) scharf, wie auf dem Exeizierplatze klang, herrschte er Franz an: „Was ist das für ein Ton, Herr Hagen! Von wem — von was sprechen Sie?" Obschon Herr Franz vor der Bewegung deS Lieute nants unwillkürlich einen Schritt zurückwicv, wollte er sich doch nicht imponieren lassen. „Ich rede von Fräu lein Erika Münter! Wenn eS Ihnen nicht gefällt, meinen Freiwerber bei der blauäugigen Hexe abzu- geben, so lassen Sie mich mein Glück allein versuchen Ich kann so gut eine Geliebte haben, wie Sie und besser halten als Sie — Ihr Herren glaubt, alles Schöne und Gefällige sei für Euch allein auf der Welt." Bodo v. Gravenreuth schlug wild auf den T sch, daß sein Gla» herabsplitterte und die Bowle klirrte, war mit einem Satze neben dem Zurücktretenden und
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