Suche löschen...
Dresdner Journal : 13.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930113
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-13
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 13.01.1893
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Freitaq. den I ! Januar, abends. 18W ^Sr Orsiävn visrtvlzttürlit l» 2 tl»rlc üO kk, kvi ü«a ltLinerl äsulscüvn t'ontao»t»lt«v v,ert«t- )«ürl»cd 3 ^1»rtc; »»»»«erkLlU ->«« -lvulüelien lisieü« tritt koit- uaä Sr^mpelruseülajx üivru. Livrslv» Huwwera: IO I's. LnUituäixunxiixvdüürvvr ?ür äsn küum eiaei ^eüpslt-ooa 2ei>« kleiosr kckrikt SO l's. Ont«-r „kinjsssitvät" äi« 2«»ls SO Hk. Lei kitOsIIen- uuä XitkeernüLtr vutupr. ^utsoüli^. k!r8rl>«l»v»r iLxiiek mit Xuinsümv ävr 8onn- u b'oiort»j;s Ldenck». t'sro»prsc:k-^os«:klu»s: Lir. 129Ö. Drüs-ncrIoumal. Lür dir Gesamtlritung verantwortlich: L^ofrat Mtto Vanck, Professor der kitteratur- und Kunstgeschichte. äooaümo von tnliilü<ll->:v"?:> uu>v.?iisr l.«ip»>z: /». r, ttowmidsion^r <lu» 1>r» r-ckiwr äournal»; L»o>kvrx Lerlm Vl«a I-«>pnx L»»»I 8r««I»u r>»llllk»rr ». U.: //«arrneitrin <1 tor/Z", vor!,» Visa -Nimlaurx ?r»x l,»iprix-?r»iikki>rr ». Sl Uullckrn: Vittek. .>/<e«»r,' v»ri» I-vnckon S«rUii-rr»ll>llurt ». N. SrnttxarN VkttttSe «t c/o., L«rUo: V'Ntt/iekrnekttnt, Lrs«!»u! /i'tt/ettlk»,' »euurovsr: <7. Lc/«tt»eetrr,' N»IIs L. S.: V. Lurct et t.'«. UerausFebrrr küniLl. 8»peäitiov är» Oregäver Vourn»!,. Oresctev, Avinzerstr. 20. korvzprscü-^vveüluss: !kr. 1295. Amtlicher Teil. ffvreLden, 13. Januar. Ihre Kaiser! und König!. Hoheit die Frau Großherzogin von ToScana ist gestern Abend 7 Uhr 5!> Min. von Salzburg hier eingetroffen und im König! Palais am Taschenberge abgetreten. Dresden, 7 Januar. Se. Majestät der König haben den ordentlichen Professor der Rechte an der Universität zu Tübingen I)r. H. Degenkolb zum ordentlichen Professor des Civilprozesses in der juri stischen Fakultät der Universität Leipzig zu ernennen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Oberhosmarschall Graf Vitzthum von Eckstädt das von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen Alteubu'g ihm verliehene Groß- kreuz des Herzoglich Sachsen-ErnestinischenHausordeuS annehme und trage. Nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Vachrichten. Dortmund, 13. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der Streikführer Schönwald ist gestern verhaftet worden. In Schalke überfielen gestern abend mehrere hundert Bergleute verschiedene Be- amte, Steiger und BetriebSfübrer. Schnell herbei gerufene Beamte, sowie berittene Schutzleute und Gendarmen schlugen die Angreifer zurück. Mehrere Personen wurden verwundet. Manchester, 13. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Die gestrige Kon'erenz der Arbeitgeber mit den Delegierten der streikenden Spinner war erfolglos, weil beide Parteien an ihren Forder ungen festhiklteo. Die Konferenz beschloß indessen, während der Tauer des Streiks alle vierzehn Tage wieder zusammenzutrete». Die Not nimmt infolge deS AuSstandrS zu, die Armenasyle sind mit Ausständigen angefüllt. St. Petersburg, 13. Januar. (Tel. d. Dresdn. Ji urn.) Der Bericht deS FinanzministerS v. Witte betont die schwierige Lage deS Landes wegen der Mißernte und der bholcra, jedoch sei eine sichtliche Besserung eingetreten. Der Minister entwickelt sodann da» Programm, nach welchem die StaatSauSgaben für Hrdu« g deS HandelS, der Industrie und Landwirtschaft unverkürzbar seien. Die Ausgaben für Eisenbahn- und Hafenbauteu, sowie die Kulturarbeiten deS DomänenministeriumS wären zu erhöhen. Lie neuen Steuererhöhungen betrügen 24'^ Millionen. Der Minister betont zum Schluß die Friedensliebe Nußlands. San Franzisko, 13. Januar. (Tel. o. Dresdn Jour .) Lem „Courier de Japon" zufolge find in Osaka am 20. Dezember v I. gelegentlich einer in einer Spinnerei auSgebrochenen Feuersbrunst 250 Gebäude zerstört worden. 12Z Personen sind um daS Leben gekommen, unter diesen befinden sich meist in der Spinnerei beschäftigt gewesene zunge Mädchen. Dresden, !3. Januar. „Der Druck der MilitärauSgab.n." Bor einigen Togen brachte die „Köln. Ztg." einen längeren Artikel, der sich gegen die von oppositioneller Seite erhobene Behauptung wendet, daß wir in Bezug auf Militärausgaben an der Grenze unserer Leistungs fähigkeit angelangt seien. An der Hand eines reichen Zahjenmaterials weist das genannte Blatt nach, daß die Ausgaben, welche besonder« unsere Gegner für ihre Armee machen, unendlich viel bedeutendere sind und in «eit höherer Ziffer auf den einzelnen Kopf der Bevölkerung entfallen, als bei uns. ' - - —- Kunst und Wissenschaft. Zwischen den Jahren. Novelle voa Adolf Stern. 10 (Fortsetzung.) Christine konnte nach der durchaus verbindlichen, nur leis abwehrenden E widerung ErikaS den ganzen Widerwillen nicht ähren, mit dem diese er füllt war, aber etwas davon las sie in den Augen ihrer neuen Gesellschafterin, auch aus der Art, mit der daS ernste Mädchen betonte, daß sie nur um Christines willen hier sei und sich immer wieder zu ihr zurückwandte Herr Franz war zu welterfahren, um dies Verhalten deS jungen Mädchens völlig zu übersehen und doch zu eitel, es ganz richtig zu deuten. Er verdoppelte seine galanten Anstrengungen und zwang Fräulein Erika ein paarmal au- Höflichkeit, über seine Scherze zu lächeln. Dabei entging ihm nicht, daß Fräulein Münter, trotz ihrer angeblich aus schließlichen Teilnahme für seine ältere Schwester, dennoch Herrn v. Gravenreulh und Eva nie ganz außer Augen ließ, sein kalter und scharfer Blick vergewisserte ihn bald, daß der junge Offizier und da- neue Gesell- schastSfräulein einander nicht so fremd sein konnten, wie ihn der erstere auf Befragen mit einer gewissen nervösen Hast versicherte. Er fuhr daher fort, Fräu lein Erika mit ritterlichen Aufmerksamkeiten zu über schütten und jede Wendung ihres Gesicht- nach dem Lieutenant und seiner jürgeren Schwester, jede- Wort, da» die Kesellschoftelin mit Bodo v. Grovrnreuth wechselte,scharf Schon früher hatte Richard v Kaufmann in Conrad- Jahrbüchern derartige vergleichende Arbeiten veröffentlicht. Sie sind aber heute veraltet, da sich seitdem die Verhält nisse in den einzelnen Staaten verschoben haben. In dem Aussatz der „Köln Ztg" sind nun diese Angaben an der Hand de« kürzlich erschienenen gothaischen Hofkalender« für 1893 bis auf die Gegenwart sortgesührt worden Hier ist in Rechnung gerogen für Frankreich, Rußland und Oesterreich Ungarn das Kalenderjahr 1892, für D utsch- land und England sowie Italien da« mit dem 1. April bez 1 Juli beginnende Rechnungsjahr 1892/93. Inden betreffenden summarischen Uebersich'.en des Kalenders sind die Vcrgleichsdaten im allgemeinen hinreichend enthalten, sodaß nur an einigen wenigen Punkten Ergänzungen nötig sind, die übrigens — mit Ausnahme Rußlands — den gangbaren Hüssmrtteln leicht enrrommen werden können. In der Abgrenzung und Zuweisung der verschiedenen EtatStitel befolgt die „Köln Ztg ", wie v Kaufmann, den Weg, daß sie au« dem preußischen Staatshaushalt die Matrikularberrräg.- herausnimmt, statt ihrer den preußischen Anteil am Neichs- budget unter Berücksichtigung der Reichsüderweisunaen aus Preußen feststellt und ihn rn allen seinen Posten den preu ßischen Zahlen hinzurechnet. So erhält sie Zahlenreihen, die sich mit denen der Einheitsstaaten Frankreich, England u s. w vergleichen lassen. Alle die Zahlen aber, die sie so für Preußen findet, wrroen mit verhältnismäßig sehr geringen Abweichungen den entsprechenden für die einzelnen anderen Partikularstaaten etwa zu berechnenden Zahlen durchaus nahe kommen, sodaß die für Preußen-Deutschland giltigen Zahlen für ganz Deutschland zutreffend sind. Ter preußische Anteil am Reichsbudget beträgt sowohl nach der Bevölkcrungszahl, wie nach den Matrikularbeiträgen rund V»; doch hat die „Köln. Ztg" das genaue Verhältnis der Matrikulardriträge ihren Berechnungen zu Grund.- gelegt. Nach einigen einleitenden Bemerkungen führt do- genannte Blatt in der Hauptsache folgendes aus: Wenn wir zunächst die Frage zu beantworten versuchen, welchen Prozentanteil die Kosten der Landesverteidigung (Armee und Marine zusammen) an dem Gesamtbudget der ein zelnen Länder haben, jo erhalten wir folgende Tabelle: Die Landesverreidigungsausgaben betrugen 1892/93 im Verhältnis zu den Gesamtausgaben in England 36,9 Pioz., - Rußland 28,7 - - Frankreich 27,1 - - Italien 22,4 - - Deutschland (Preußen) 17,8 - - Osterreich-Ungarn ... 17,6 - Nun hat aber die Ziffer der Staatsausgaben unter dem Gesichtspunkte des Druckes, mit dem sie auf dem einzelnen Staatsbürger lasten, in den vnschiedenen Ländern eine ganz verschiedene Bedeutung. In dem einen Lande hilft ein großer Domanialbesitz >m weitesten Sinne de« Wortes on der Aufbringung der Staatsausgaden und also auch der Militärlast, währ-nb in dem anderen fast alles durch Steuern aufgebracht werden muß. Wir er gänzen daher das eben gewonnene Bild durch eine zweite Tabelle, welche ergiebt, wieviel Prozent brr Gesumt- ausgabe in den einzelnen Ländern durch Steuern auf gebracht werden, und da finden wir, daß durch Steuern von den Gesamtausgaben 1892 93 aufgebracht wurden: in England 82,8 Proz. - Italien 80,0 - - Frankreich 74,6 - - Oesterreich Ungarn .... 64,8 « - Rußland 58,6 - - Deutschland (Preußen) r«,k - Der Anteil des Budgets, der durch Steuern auf zubringen ist, beträgt also bei uns nur etwa ein Drittel soviel wie in England, Italien ober Frankreich, nur die Hälfte wie in Österreich Ungarn oder Rußland. In dem obigen Vergleich deS Prozen:anteils der Mi litärausgaben sind die Ausgaben für Verzinsung von An leihen zu militärischen Zwecken nicht mit enthalten, da aus den Etats nicht zu ersehen ist, zu welchen Zwecken die Anleihen ausgenommen worden sind. Eine Vergleichung nach dieser Seite hin wäre sehr lehrre ch Einstweilen können wir sie nur dadurch ersetzen, daß wir die Lasten der Schuldzinsen im ganzen in Vergleich stellen, was al« Hilfsmittel für unseren Zweck namentlich darum genügen kann, «eil in der steigenden Belastung der europäischen Etats mit Schuldzinsen ebenfalls eine Wirkung des Mili- zu überwachen, um so schärfer, ans je falscherer Fährte er dabei war. Erika mußte merken, daß die Lage, die ihr Bruder ihr bereitet, auf längere Zeit unerträglich sein würde und verstummte daher während der langen Mahl,eit mehr und mehr. Der Lieutenant, der sich mühte, zu Fräulein Eva lebhaft und eindringlich zu sprechen, dämpfte jetzt unwillkürlich seine Stimme, er scheute das Ohr feiner Schwester und hatte dabei doch das Gefühl, daß selbst, wenn sie nichts höre, sie in seinen Augen und in der Bewegung seiner Lippen lese, was er zu Eva sprecht. Das Mahl näherte sich dem Ende, eS war be täubend schwül im Saal geworden. Ter Dust der Blumen, der Speisen, des Weins, die Wärme, die von den zahlreichen Kerzen ausstrahlte, die lieber- füllung des Raumes mit Menschen ließ alle an der Tafel Sitzenden schwerer atmen. Eis und eis kalter Schaumwein brachten nur i och augenblickliche Kühlung, die der Thür zunächst Sitzenden priesen sich glücklich, wenn ein frischerer Luftzug vom Vorplatz hereinstrich Das Geschwirr der Stimmen begann, dem einzelnen unm rltich, immer lauter und dis harmonischer zu werdet, Bodo v G avenreuth, der seinen anfänglichen Vorsatz, nichts zu trinken all mählich vergaß, stürzte rasch einige Gläser Cham- pagner hinab, er empfand mitten in der Glut ein gewisses Frösteln, genau wie in Nächten, in denen er zu viel auf eine Karte gesetzt halte. Er achtete jetzt weder mehr aus seine Schwester, noch auf Franz Hagen, der nicht abließ, ihn und Erika zu gleich zu beobachten, e- drängte ihn, vor dem Auf stehen eine Entscheidung herbeizusühren. „Ich muß abreisen, Fräulein Eva", flüsterte er seiner kleinen tarismu« zu erblicken ist. Die Ausgaben für Verzinsung, Amortisation u. s. w. der Ltaa'.sschuld erforderten aber 1892/93 vom Gesamtbudzet: in Italien 43,8 Proz, - Oesterreich-Ungarn.... 29,3 - - Frankreich 28,4 » - Englund 27,9 - - Rußland 25,7 - - Deutschland (Preußen) >2,9 » Die günstige Stellung Deutschlands (Preußens) m Bezug auf Schuldenlast ist desto bemerkenswerter, weil in dem preußischen Etaatshaushaltsetat die Schulden, die wegen Ankaufs der preußischen Staatseisenbahnen ausgenommen worden sind, unauSgeschieden ihre Wirkung zeigen, Schul den, die der Staat, wenn er wollte, aus die verstaatlichten Eisenbahnen hätte radizieren können, sodaß sie im Budget gar nicht zu erscheinen brauchten Diese Schulden, und ähnliches gilt auch von den Schulden der anderen deutschen Einzelstaaten, sind für Anlagen ausgenommen, Lie ihrer seits Einnahmen bringen, die in die Staatskasse fließen, sodaß die bezüglichen Erfordernisse eigentlich nur ein Um schreiben von Rechnungsposten bedeuten und in gewissem Sinne zu vurchiaufenden Posten werden, die niemanden belasten. Wenn wir trotz dieser nur auf dem Papiere er scheinenden übermäßigen Belastung doch nur einen viel geringeren Anteil unseres Gesamtbudgets aus die Schulden zu veiwenken haben als die anderen Staaten, so ist die» abermals eine sehr bemerkenswerte Thatsache. Berechnen wir den Druck der Militärlast nicht auf das Budget, sondern auf die Bevölkerung, indem wir die Summe zu ermitteln suchen, die in den verschiedenen Ländern der einzelne Einwohner im Durchschnitt auf bringen mutz, so stellen sich einer folchen Fortsetzung der Vergleichung neue Schwierigkeiten entgegen. Mit der Be völkerungszahl als solcher kann man sich verhältnis mäßig leichter absinven Wenn auch die Angaben über die Volkszahl der einzelnen Länver aus verschiedenen Jahren stammen, so kann man doch unter Zuhilfenahme der Koeffizienten für die Bevölkerungszunahme den Stand der Bevölkerung für die Mitte des zu vergleichenden EtatS- jahreS annähernd genau berechnen, wobei die Ergebnisse naturgemäß desto besser vergleichbar sein werden, jr mehr in den einzelnen Staaten die Grundsätze moderner Volkszählung lurchzesührt sind. Schwerer ist es, zwischen dem verschiedenen WährungSgeloe der verschiedenen Staaten eine sichere Relation h:rzustellen. Für den Frank oder die italienische Lira ist der Um rechnungssatz von 0,80 M., für daS englische Pfund von 20 M. allgemein üblich und es lohnt nicht, über etwaige Abweichungen von der Rechnung zu streiten, da sie zu unbedeutend sind. Hingegen beträgt bei dem österreichischen Guld.-n der Unterschied zwischen dem Kurswert von 1,70 Mark und dem Nennwert von 2 M. etwa V, bis ', des ersteren. In einem Lande mit Zwangskurs — und augenblicklich muß man Österreich noch mit solchen Ländern aus eine Stufe stellen — tritt der Währungszwang allerdings zu jedem andern Steuerdruck u. s. w. hinzu, sooaß es nicht genügen kann, den bloßen Kurswert der Berechnung zu Grunde zu legen. Der Wert allein kann andererseits bei Vergleichung von Land zu Land zu Ungenauigkeiten füh ren, und so glauben wir der Gerechtigkeit am nächsten zu kommen, w.nn wir die Mitte zwischen Kurs- und Nenn wert (also 1 Gulden gleich 1,85 M) ansetzen Damit sind wir jedenfalls sicher, daß der in der V-rgleichung liegende Fehler, was Österreich-Ungarn angcht, so gut wie aufgehoben ist. Für di- fünf westeuropäischen Großmächte aber sind wir zu folgenden Ergebnissen gekommen: (Rußland läßt die ,Köln. Ztg." außer Ansatz, da hier die Angaben über die Bevölkeruniszahlen zu unzuverlässig sind und da« Ver hältnis zwischen Nenn- und Kurswert de« Rubel« über 60 Pro;, des letzteren beträgt und endlich die freiwilligen Sporteln an die Beamten, die wir Bestechungen nennen würden, einen Hauptteil der Verpflichtungen der Staats bürger bilden, deren Größe gar nicht zu ermessen ist). Die Kosten der Landesverteidigung betragen 1892 93 auf den Kopf der Bevölkerung in Frankreich 21,1 M. - England 17,4 - - Deutschland (Preußen) . 12,9 - - Italien 9,0 - - Oesterreich-Ungarn .... 7,6 - In dieser Beziehung steht also noch immer Österreich an letzter Stelle; aber in den letzten Jahren ist auch Italien von der dritten Stelle, die es früher eingenommen hat, in die vierte gerückt. Von dieser Veraieichung aber gilt dasselbe, was wir oben gesagt haben, daß der Druck der StaatSauSgaben in den verschiedenen Ländern verschieden ist, je nachdem Domanialbesitz rc. in Frage tritt oder nicht. Wir er gänzen daher die obige Übersicht, indem wir auch den Betrag der Steuern auf den Kopf der Bevölkerung be rechnen. An Steuern tragen aus den Kopf der Bevölkerung 1892,93 Frankreich ....... 58,1 M England 39,0 - Italien 32,3 - Lesterreich-Ungarn 28,2 - Deutschland (Preußen) . . - Dieser Vergleich ist von entscheidender Bedeutunr D:e Einzelne hat bei uns nur etwa ein Drittel soviel Steuern zu bezahlen wie in Frankreich, nur etwa die Hälfte soviel wie in England. Mag man auf die größere Wohlhaben heit der westlichen Länder noch soviel Gewicht legen, es reicht nicht aus, um den Unterschied dieser Zahlen auSzu- gleichen. Und selbst in den Ländern mit doch zweifellos geringer entwickeltem Wirtschaftsleben unv alfo geringerem Wohlstand: in Österreich-Ungarn und Italien, sind gleich wohl die Anforderungen des Steuersäckels an den Einzelnen erheblich größer als bei uns, und das gleicht den geringen Kopsanteil drr Lanteeverleidigungsangaben m jenen Ländern zu unseren Gunsten wieder aus. Doch weiter: Die Kosten, die für Schuldenzinsen u. s w aufzubringen sind, machen 1892,93 auf den Kopf der Bevölkerung aus: in Frankreich 22,1 M. - Italien 17,7 - - England 13,2 - - Österreich-Ungarn . . . . 12,7 - - Deutschland (Preußen) 1U I - Übrigens sind die Zinsen nicht das einzige, womit die Schulden auf den Surat und seine Einwohner drücken Auch die unverzinsliche Schuld stellt einen Druck dar. Ergänzen wir daher das eben gewonnene Bild noch durch ernen Üverblick darüber, wie viel an Echuldkapital aus den Kopf der Bevölkerung entfällt, so erhalten wir folgende Zahlen: An Schuldkapital fallen auf den Kopf der Be ¬ völkerung 1892/93: in Frankreich 620,9 M. » England 349,4 - - Italien 309,5 - - Oesterreich Ungarn 272,2 - - Deutfchland (Preußen) . . rr2,7 - Die Schulden Preußens aber sind fast ausschließlich Eiscnbahnschulden, neben denen die Quote der Reichs- schulden, die in der obigen Zahl mitenthallen ist, auf den Kopf des einzelnen Preußen mit rund 30 M. berechnet, kaum ins Gewicht fällt. Ganz ähnlich aber ist das Ver hältnis für den einzelnen Bayer, Sachsen u. s. w Gegen alle derartigen Finanzvergleiche lassen sich gewiß Bedenken geltend machen. Wir aber haben unsere Üntersuchung zu eigener Kontrolle und damit sie für den Leser möglichst beweiskräftig fei, aus verfchiedenen Gesichtspunkten her anzustellcn uns bemüht, sodaß die Bedenken gegen die eine der vorstehenden Berechnungen durch die anderen ge hoben werden dürsten. So sind z B. die Gesamtziffer» der Etats, an denen wir den Anteil der Landesverteidigung«- kosten u. s w. berechnet haben, rein formaler Art; je nach den verschiedenen Arten der Etatsausstellung und der Behandlung der durchlaufenden Posten kann diese Ziffer größer oder kleiner erscheinen. Aber dieser Fehler wird durch die Berechnung auf den Kopf der Bevölkerung wett gemacht. Andererseits haben diese letzteren Vergleiche wieder mit dem Übelstand zu rechnen, daß der Geldwert in den verschiedenen Ländern ein verschiedener ist. Hiervon aber ist wieder der erstere Teil unserer Vergleichung, der nicht nach dem Gelde mißt, sondern nur nach dem Etats anteil, unabhängig. Wenn trotzdem unsere Tabellen im großen und ganzen dieselben Ergebnisse ausweisen, so dürste die Probe auf die Zuverlässigkeit unserer BeweiSzahl erbracht sein. WaS den Vergleich der deutschen Militärlast mit der französischen, englischen und russischen betrifft, so ist zu Nachbarin zu, „wenn Sie mir nicht eine Hoffnung, nicht das Recht geben, vor Ihren Vater zu treten und um Ihre Hand zu bitten" Ein flammendes Rot überhauchte das Gesicht des Mädchens und dos Lächeln stolzer Befriedigung über den ersten wirklichen Antrag verdrängte einen Augenblick den neckischen kindlichen Ausdruck der Züge Evas. Aber freilich nur, um gleich darauf einer ernstlich schmollenden Miene Platz zu machen. „Sprechen Sie nicht so zu mir — Sie wissen wohl, daß ich noch viel zu jung bin. Wenn Sie mein Vetter Heinrich gehört hätte, würde er mir noch nach träglich ein' große Puppe zu Weihnachten schenken." „Hängen Eie denn von der Einwilligung Ihres Vetters ab, Eva — Fräulein Eva wollt ich sagen?" fuhr der junge Offizier heran» und in den schmeicheln den Ton mischte sich ein Klang von Gereiztheit und Ungeduld. Aber das kleine Fräulein hatte rasch genug ihre kokette Fassung wieder gefunden. „Sie sollen hier bleiben, Herr v. Gravenreuth, aber artig sein, sehr artig. Und sollen meine Freundin Blanca Ober- dorffer nicht so vernachlässigen, sie ist schon eifersüchtig genug auf mich!" Und wie zur Bekräftigung ihrer ernsten Ansprache nahm Fräulein Eva eine Handvoll Knallbonbons aus der vor ihr stehenden Silberschale und hielt sie dem jungen Manne entgegen. Herr Bodo empfand, daß er sich zu weit vorgewogt hatte und verwünschte innerlich alle geselligen Spiele und Scherze, die eine Waffe mehr für Mädchenlauuen seien. Gleichwohl blieb ihm nichts übrig, als sich liebenswürdig zu zeigen und der verwöhnten kleinen Ei bin den Willen zu thun. Und wenn hundertmal Gefahr im Verzug war, so galt es doch jetzt zu zögern und die glückliche Stunde für einen neue» Anlauf abzuwarten Er warf eine» grollenden Blick zu Erika hinüber, ihr Kommen trug allein die Schuld, daß er die alte Sicherheit in der Erfassung de» passenden Augenblick» verloren hatte. Zum Glück kam das Aufstehen der Hausfrau seinen Erwägungen zur Hilfe, man begab sich nicht in den Salon zurück, sondern die Treppe hinab in die Zimmer nebm dem Gartensaal, in dem die Bescherung stand und der trotz des WeihnachtsbaumeS und der Tische noch Naum genug für den jüngeren Teil der Gesellschaft bot, dem jetzt vor allem die erquickliche Luft deS großen Saales willkommen war. Christine Hage» hatte sich nach ihren Zimmern bringen lassen, wohin ihr Erika pflichtgetreu folgen wollte. Die Kranke aber hatte darauf bestanden, daß die neue Freundin wenigstens noch eine Stunde bei den anderen verweile. Und Erika hatte sich nicht allzulange dagegen gesträubt, sie hoffte unten Gelegenheit zu finden, Bodo noch ein ernfteS Wort zu sagen. Als sie hinab kam und in das Zimmer trat, ivo die Kommerzienrätin am Kaffeetische waltete, rief diese sie sofort an: „ES ist hübsch, daß Christine Sie beurlaubt und ich bitte Sie, mir ein wenig zu helfen Sie werden müde sein, Fräulein Münter, doch je rascher unsere Gäste ihren Kaffee erhalten, um so früher brechen sie auf." Fräu lein Erika fühlte insgeheim ein leises schmerzliche- Zucken, es war daS erste Mal, daß sie sich an ihre Stellung hier im Hau» erinnert sah Aber sie kam drr Aufforderung der Frau Martha mit liebenswür diger Miene und rascher Bereitwilligkeit nach und ließ sich auch durch den peinlichen Umstand nicht beirren, daß Herr Franz' Hagen, der bisher durch die Zimmer
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite