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Dresdner Journal : 20.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301201
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930120
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-20
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 20.01.1893
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anderen Ministerien Direktoren oder Beiräte — lehn ten ab, mit ihnen zu verkehren, und der Gesandte Cromer erklärte ganz offen, er müsse erwarten, daß er bei so bedeutungsvollen Vorgängen, w'e die Entfernung von Ministern aus dem Amte und Einsetzung neuer Minister, befragt werde. Dieses energische Auftreten hat seine Wirkung nicht verfehlt. Der Khedine sagt zwar, er müsse sein Recht wahieu, aber Fakhri Pascha, der Ministerpräsident, nahm sofort seine Entlassung. Die Zustände Ägyptens haben sich in dem letzten Jahrzehnt so auffallend gebessert, daß niemand, der sie vorurteilslos betrachtet, der englitchen Verwaltung das Zeugnis einer ungemein verdienstvollen Thätigkeit versaaen können wird. Eine Reihe von Reformen ist eingeführt worden, die Ordnung ist eine v rtreff iche, die städtischen Einrichtungen sind mit den vorgefundenen nicht zu vergleichen, insbesondere die Sanilätrpolizei ist eine sehr gute Vor kurzem erst las man einen B richt deS ÜntelstaatLsekrelärs im Finanzministerium, Mr. Gorst, der, von einer Inspektionsreise auS Lberägypten zurückgekehrt, eine beständige Besser ung in den verschiedenen Zweigen der Provinzial verwaltung konstatierte. Das könnte als Selbstlob erscheinen, wenn man nicht wüßte, daß dieses Lob zum großen Teile auf eingeborene Beamte zurück- fällt, deren Fortschritte in der Fähigkeit, den Ver waltungsdienst zu besorgen, der Bericht ausdrücklich hervorhebt; unter der sachverständigen Anleitung der Zentrale, lagt Hr Gorst, hätten die Beamten gelernt, auch selbständig tüchtig zu arbeiten. Man sieht, Eng land hat seine erziehende, seine zivilisatorische Mission ernst genommen, und das ägyptische Volk, die euro päischen Kolonien und auch Europi selbst, das ja einen lebhaften Verkehr mit dem reichen Nillande hat, müssen ihm dafür dankbar sein Wiederholt haben die britischen Staatsmänner beider Parteien erklärt, daß sie, wenn sie ihre Mission für erfüllt erachten werden, die Stellung in Ägypten nicht zu behalten gedenken; sie haben es aber immer abgelehnt, sich an einen bestimmten Zeitpunkt zu binden, und es ist be greiflich, daß sie sich weder diesen Zeitpunkt von Kairo aus diktieren lassen wollen, noch auch damit einverstanden sind, das von ihnen übernommene Amt zur Bedeutungslosigkeit herabdrücken zu lassen. Der Khedive wird sehr bald gewiß selbst diesen Stand punkt begreifen und im einträchtigen Zusammenwirken mit den ihm von England beigestellten Kräften den Vorteil seines Volkes erblicken. Das Zusammenwirken ist jetzt um so notwendiger, als sich im Süden des Landes die Derwische wieder sehen lassen. Der Nachfolger des Mahdi, der diesem an Begabung überlegen sein soll, hat seine Kraft an den Tag legen wollen. Er hatte sich eine Zeit lang ruhig verhalten, zu Anfang des vorigen Monates aber erschien eine seiner Scharen an der Grenze, es kam zum Kampfe und die Ägypter wurden zum Rückzüge gezwungen, den sie mit Verlust an- traten. Ein englischer Hauptmann war unter den Opfern. Die Derwische räumten zwar alsdann wieder ihre Stellungen, man fürchtet indessen, ihr Erfolg werde sie zu neuen Einfällen ermutigen und die Zu versicht der ägyptischen Truppen in einem neuen Zu sammentreffen werde durch die schlimme Erfahrung er schüttert sein. Unter solchen Umständen wäre ein Konflikt zwischen den englischen Beamten und Militärs und dem ägyptischen Ministerium doppelt schädlich, und es ist daher eine in jeder Beziehung günstige Lösung, daß der Khedive auf seinem Vorhaben nicht behaart hat. Im ersten Auge- blicke war in der eng lischen Presse die Vermutung aufgrtaucht, von fran zösischer und russischer Seite sei die Maßregel inspiriert oder doch begünstigt worden. Dieser Vermutung ist, wie man erfährt, durch die Vertreter dieser Mächte in London sofort der Boden entzogen worden. Die inländischen Ratgeber aber, die den Khe dive zu seinem Schritte veranlaßt haben mögen, werden sicherlich so bald nicht wieder mit ähnlichen Vorschlägen hervortreten und, wenn dies doch geschehen sollte, un zweifelhaft beim Herrscher selbst die bündigste Zurück weisung finden. Lagtsgcschlchtc. Dresden, 20. Januar. Se. Majestät der König empfingen gestern, Donnerstag, vormittags im Residenz- fchlossc zur Entgegennahme von Glückwünschen aus Anlaß der Geburt eines Prinzen Deputationen des Rates und der Stadtverordneten der Königl. Haupt- und Residenzstadt Dresden, der Kreit stände und der Prov'n,ialstönde des MarkaraOnms Oberlausitz. heuie alle Veiaudeiungea teures Gesichts buchte. Er machte eine gewaltsame Anstrengung, das Gespräch von der neuen Hausgenojsin wegzulenke», und war so glücklich, daß es ihm fast augenblicklich gelang, die Herren in eine politische Erörterung hineinzuziehen, die während des folgenden Mahles immer lebendiger und erregter wurde. Man stritt nicht, denn man war in den Anschau ungen ziemlich einig und Bodo v Gravenreuth hielt es für klüger, eiue und die andere abweichende An sicht zu verschweigen; aber man steigerte sich gegen fertig in eine gewisse Erhitzung und leidenschaftliches Mißbilligen der Übelstände der Zeit hinein. Und man trank sehr viel, mehr als an anderen Tagen, von dem guten schweren Chambertin des Kommerzienrats — und blieb schließlich bei einer neuen Flasche dieses Burgunders sitzen, als sich die Damen erhoben. Fräu lein EvchenS AbschiedLknix fiel etwas spöttisch aus: ,,Jch gehe zu Christine und Fräulein Münter hinauf, ich hoffe, diese sind weniger blutdürstig, als Sie, Herr Lieutenant." Boto lachte — er glaubte jetzt Herr der Situation zu sein und nahm nicht wahr, daß Franz Hagen mit sicherer Hand ihm weit häufiger einschenkte, als keinem Vater und sich selbst. Kommerzienrat Hagen, der bei Beginn der Tafel von einem Whist zu drei für den Abend gesprochen hatte, erklärte, nachdem man noch eine halbe Stunde laug in leidenschaftlicher politischer Erörterung gesessen und den roten Wein bis auf den letzten Tropfen auS- getruicken hatte, daß er zu müde sei und es vorziehe, auf seinem Zimmer etwas auSzuruhen Die beiden jungen Männer gingen miteinander die Treppe herab, um in der Veranda vor dem Hause sich die glühendne — Se. Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen-Weimar ist gestern abend gegen 9 Uhr mit dem bereits gestern gemeldeten Gefolge hier ein- getrvffen. Höchstderselbe wurde von Sr Majestät dem König auf dem Leipziger Bahnhose empfangen und in das Königl. Residenzschloß geleitet, wo der Groß- Herzog in der zweiten Etage Wohnung genommen hat. Die Abr.'ise Sr. Königl Hoheit des GroßherzogS erfolgt voraussichtlich im Laufe des Sonnabend. — Ihre Kaiser!, und Königl Hoheiten der Groß- herzog von Toscana und der Erzherzog Joseph Ferdinand sind in Begleitung des K. u. K General majors Hosmarschalls Freih. v. Silvatici, des K. u K. Major- Rudzinski, des K. u. K KämmrrerS Ritt meisters Frech, v. Lilien und beS Geh. Sekretärs Bogdan heute vormittag l I Uhr 20 Min. nach Wien abgeceist. Zur Verabschiedung hatten sich auf dem Böhmischen Bahnhofe eingesunden: Se. Königl. Hoheit Prinz Johann Georg, der Kaiser!, und Königl. österreichstch-ungarische Gesandte Graf Chotek, Excellenz, und Hofmarschall Frhr. v Reitzenstein. Ihre Kaiser!, und Königl. Hoheit die Frau Groß- herzogin von Toscana wird mit der Hofdame Gräfin Dürckheim noch einige Wochen in Dresden verweilen, während die OberhofmeisterinHöchstderselben, Gräfin O' Donell v. Tyrcvnell, Excellenz, heute vor mittag ^9 Uhr nach Salzburg zurückgekehrt ist. * Berlin, 19. Januar. Ter Bundesrat trat heule nachmittag zu einer Plenarsitzung zusammen. — Die „B. P. N" treten der Auffassung ent gegen, als ob bereits in den nächsten Tagen russische Kommissare für die Verhandlungen über einen deutsch-russischen Handelsvertrag hier eintrcffen sollen und bemerken demgegenüber, daß es sich bei den in der nächsten Woche staltfindenden Erörterungen um nichts anderes handelt, als um die mündliche Begut achtung einzelner auf den eventuellen Handelsvertrag bezüglicher Punkte seitens deutscher Vertreter von ge wissen Jnteressentengruppen. — Aus der Verfügung des Reichsversicherungs amtes über den Umtausch und die Bareinlösung nicht verwendbarer Versicherunqsmarken ist der Schluß gezogen worden, daß Marken, welche verdorben oder unbrauchbar geworden sind, bei den Postanstalten aus den unmittelbar an sie gerichteten Antrag des Publikums umgetauscht werden könnten. Diese Auffassung entspricht indessen nicht den vom Reichspostamt erlassenen Bestimmungen. Vielmehr bedarf es, wie die „B P. N." schreiben, auch bei dem Umtausch verdorbener oder unbrauchbar gewordener Ver sicherungsmarken stets eines Antrages an den Vorstand der Versicherungsanstalt, welcher seinerseits nach ge troffener Entscheidung im Gegensatz zu dem Verfahren bei dem Umtausch oder der Einlösung von Marken, die aus anderen Gründen nicht verwertbar sind, die Vermittelung der zuständigen Obe, Postdirektion zum Zwecke des Umtausches in Anspruch nehmen kann. Eine Mitwirkung der lokalen Postanstalten kann daher nur auf Anweisung der Oberpostdirektion staltfinden, wenn es sich um die Ausführung der von dieser ge- trcffenen Anordnungen handelt. — Ein Berliner Berichterstatter deS „TempL" hat aus Besprechungen mit Reichstagsabgeordneten den Eindruck gewonnen, daß das Zentrum und besonders die Teutschfreisinnigen die Reichstagsauflösung fürchten, da bei Neuwahlen die Sozialdemokraten, Antisemiten und vielleicht die süddeutschen Demokraten gewinnen würden. Infolge der Nachrichten, die den deutschfreisinnigen Führern aus den Wrhlkreisen zu- gingen, hätten die Anhänger einer Verständigung mit der Regierung innerhalb der Partei an Boden ge wonnen und suchten ihre Parteifreunde zu überzeugen, daß die Ablehnung der Milrtärvorlage Hrn. Richler und feinen Freunden den Todesstoß geben würde. Bamberger, Rickert und Barth warteten nur darauf, daß der Reichskanzler mit einem Worte in die Vor schläge Bennigsens einlenke, um ihre Parteigenossen vor dem Reichstage aufzufordern, dieser Verständigung zuzustimmen. Diese Eindrücke stimmen mit den Er kundigungen der „Köln. Ztg." überein — Wie die „Würzburger Zeitung" berichtet, be schloß der dortige freisinnige Verein in Sachen der Militärvorlage einstimmig nachstehende Reso lution: „Der freisinnige Verein Würzburg erwartet vom Deutschen Reichstag, daß derselbe einer Erhöhung des Militäretats nur dann zu stimmt, wenn sowohl die zweijährige Dienstzeit gesetzlich festgelegt, als auch wenigstens die notwendige Erleichterung des Beschwerde- Verfahrens und eine volkstümliche Reform des Militär gericht-Verfahrens zugestanden wird." Die in diesem Gesichter von der frischen Schneeluft anwehen zu lassen. Franz Hagen schritt mehrere Minuten schweigend neben Bodo her und fragte endlich: „Und Sie, Lieutenant — was werden Sie thun? Wollen Sie zu unseren Damen hinaufgehen? Oder sollen wir uns in dem Zimmer neben dem Gartenfaal bei einer verständigen Bowle zu zweien — auf Abschlag für Sylvester — niederlassen? Heißt das Weihnachts- und Festzeit, sich zwischen acht und neun Uhr zu einem Vorschläfchen auf sein Sofa zurückzuziehen?" Bodo v. Gravenreuth lag nichts an einem Zu sammensein mit Franz Hagen und er fühlte auch dunkel, daß er für heute genug getrunken habe. Aber er hatte den Eindruck, daß Herr Franz ihn überwachte und daß er den Argwohn dcs jungen Fabrikherrn vielleicht am besten zerstreuen werde, wenn er mit und neben ihm aushalte. Erika diesen Abend noch zu sehen war nun doch unmöglich — und morgen war wieder ein Tag, den er jedenfalls nicht so zweck los verlieren wollte, als den heutigen. Er stimmte dem Vorschlag deS unverwünschten Genossen zu, er klärte aber, sich wenigstens noch eine halbe Stunde im Salon bei den Damen des HauseS zeigen zu müssen. „Ganz mein Fall," versicherte Hcrr Franz. ,DaS heißt, für mich reicht eine Viertelstunde aus, und ich gehe dann herunter und richte alles für unser ver gnügliche« Tete L Ti-te vor. Ich habe ein Rezept, daS eS mit Ihren Kasinorezepten aufnehmen kann. Ich will Sie aber nicht hindern, meiner kleinen Schwester noch eine Viertelstunde länger den Hof zu machen — und zu lange wird man Sie nicht auf Beschlusse eines freisinnigen Vereins für die An nahme der Vorlage formulierten Bedingungen lauten, so bemerkt die „Nordd Allg. Zig." dazu, doch ganz wesentlich ander«, al- die in der „Freisinnigen Zeitung" dcS Abg. E Richter vertretene absolute Negation. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht den Wort laut de- Erlasses, welchen die zuständigen preußischen Minister an die Oberpräsidente«, betreffend die Aus- führungSanweisungzur Sonntagsruhe im Handels- gewerbe ge'ichtet haben. Die Minister sind zu dem Erlaß durch die zahlreichen Vorstellungen Gewerbe treibender veranlaßt. Sie wünschen, grundsätzlich daran festgeholten zu sehen, daß das Ziel de- Gesetze- den im Handelsgewerde beschäftigten Personen eine wirksame Sonntagsruhe zu gewähren, nicht vereitelt werden dürfe. Es müsse aber danach gestrebt werden, daß den Gewerbetreibenden mit der Durchführung der Sonntagsruhe nicht größere Verluste und Schäden erwachsen, als zur Erreichung des Zweckes des Gesetzes unvermeidlich ist Es soll des halb untersucht wer cn, ob den Klagen der Gewerbe treibenden unbeschadet der Gewährung einer wirksamen Sonntagsruhe durch Änderungen der Ausführungs- anwkisung vom 10. Juni 1892 abgeholfen werden ka n. Die Obenräsidenten werden auflefordert, über fünf Punkte Bericht zu erstatten. Einmal darüber, ob und wie die Nachmittag-stunden der Sonn- und Festtage namentlich in den kleineren Städten für die ländliche Kundschaft innerhalb des vom Gesetze vorgeschriebenen fünsstüudigen Rahmens freigegeben werden können, sodann über die Beschwerden, welche betreffs des Verkaufs von Lebens- und Genuß- mitieln erhoben sind. In letzterer Beziehung soll namemlicb die Konkurrenz der Gast- und Schankwirte und der Umstand berücksichtigt werden, daß in vielen Gegenden der Detailverlauf von Getränken und Lebens mitteln mit kem von Kurz-, Schnitt-, Eisin- und ähnlichen Waren verbunden ist. Drittens soll sich der Bericht auf die Ausdehnung der Gestaltung des Ver kaufs von Roh eis auf die Zeit von fünf Uhr mor gens an erstrecken, viertens darauf, ob ein Bedürfnis für den Verkauf von Zeitungen und Reifelek türe an Sonn und Festtagen auf den Bahnhöfen anzuerkennen ist, und schließlich, ob die Ermächtigung zur Zulassung einer Ausnahme von dem Verbot des 8 55» der Gewerbeordnung in noch weiterem Um fange als bisher, wo das Hausieren mit Blumen, Backwaren, geringwertigen Gebrauchsgegenständeu, Er innerungszeichen, Wurstwaren, geräucherten Fischen und Obst gestattet ist, erteilt werden soll. — In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses wurde zunächst über den Antrag des Grafen Kanitz verhandelt, „die Königl. Regierung zu ersuchen, in den herkömmlichen Aufwendungen für die Er weiterung und Vervollständigung des Staatseisenbahn netzes eine Beschränkung nicht einlrelen zu lassen." Nach längerer Debatte zog Äntragsteller seinen An trag zurück Alsdann trat das Haus in die zweite Beratung des Entwurfs des Staatshaushaltsetats für 189394 und zwar zunächst des Etat- der Do mänen ein. Saarbrücken, 19. Januar. Der Streik im Saarrevier ist beendet; im ganzen sind, wie die „Saarbrücker Ztg." meldet, 242 209 Schichten ver- säumt, was einem Lohne im Betrage von 925 000 Mark entspricht. — Der nach Unterschlagung von 2245 M. Vereinsgelder flüchtig geworden» ehemalige Bergmann Berwanger ist verhaltet worden. * Wien, 19. Januar. Berliner und Buda-Pester Blätter haben die Nachricht von einer angeblich un mittelbar bevorstehenden Verlobung des Prinzen Ferdinand von Bulgarien mit Prinzessin Helene von Orleans mitgeteilt. Sie bringen auch erne beabsichtigte Reise des Prinzen ins Ausland mit diesem Plane in Verbindung. Nrch Mitteilungen, die dem „Frcmdenblatt' aus hiesigen unterrichteten Kreisen zugehen, sind alle diese Nachrichten bloß auf jene Ge rüchte und Vermutungen zurückzuführen, die in der Presse seit dem in der Sobranje eingebrachten An träge auf Änderung der bulgarischen Verfassung aus getaucht sind. Von einer bevorstehenden Verlobung des Prinzen ist in diesen Kreisen nichts bekannt — Wie die „Neue Freie Presse' ankündigt, sind die Vor bereitungen für die Durchführung der österreichischen wie der ungarischen Konversionen nun so weit ge diehen, daß der Tag für die Inangriffnahme der Operationen genau festgestellt werden konnte. Es wurde beschlossen, die Prospekte nächsten Dienstag zu veröffentlichen. Die truppe wird den gesamten Be halten. Die sichtbaren Damen unseres Hauses scheine» heute so abgespannt, wie die unsichtbaren!" Der Lieutenant zuckte bei der Erwähnung der un sichtbaren Damen ein wenig, in Herrn Franzens Tone blieb immer ein etwas, das ihm peinlich war. Aber die bedrohliche Minute ging rasch vorüber und Herr Franz Hagen begleitete Bodo getreulich — „Wie ein Schäferhund", murrte der junge Offizier innerlich — zu den Damen im obereu Salon. Er konnte ein bos haft vergnügtes Lächeln nicht ganz unterdrücken, als auf dem braunen Sammetdivan nur seine Mutter und Tante sichtbar waren und es hieß, Eva sei in Christines Zimmer gegangen. «Fortsetzung wlgt) Im Dezember durch den Peloponnes Bon l)r. pdil W Ruge. Mitte November 1890 war ich nach Athen qe kommen und wollte trotz der vorgerückt.,, Jahreszeit noch eine Reise durch den Peloponnes machen. Ich hatte da- unerwartete Glück, noch einen Reisegefährten zu finden, Hru. vr. M. In den letzten November - tagen trafen wir unsere Vorbereitungen, machten ver schiedene Einkäufe und bestellten unS einen Agogiaten. Man nennt so die Führer, die man für solche Reisen nimmt- sie stellen die Pferde und gehen als Weg weiser mit. UnS wuide AngeliS KoSmopuloS em pfohlen, der schon oft die vom Kaiserl. deutschen ar chäologischen Institut in Athen veranstalteten Rund reisen durch den Peloponnes mitgemacht hatte. Er trag der neuen vierprozentigen Anleihen gleichzeitig, und zwar ausschließlich zum Umtausche, anbi'ten. Für die ösbrreichischen Anleihen werden im AuSlande und demnach auch in Deutschland keine Konversionsstellen geschaffen. Paris, 18. Januar Die Kammer hat gestern das Gesetz über den Notenumlauf der Bank von Frankreich nicht ohe einige Schwierigkeiten zu stände gebracht. Ungeachtet der Einwendungen Millerands und Pelletans wurde (mit 347 gegen 118 Stimmen > die Bank ermächtigt, ihre Notenaus gabe auf 4 Milliarden zu steigern, nachdem der Finanzminister Tirard erkläit halte, daß der jetzige Mangel an Bankvillets der Geschäftswelt große Ver legenheiten bereite. Aber nun überraschten die Abg Möge und Paulin Möry die Kammer mit einem Zusotzantrage, wonach die Bank gehalten sein sollte, beständig mindestens 1500 Mill in Gold m ihren Killern zu bewahren. Der Berichterstatter Tubost bemerkte, daß die Bank ver pflichtet sei, jederzeit ihre Billets in Metall umzusetzen; wenn man sie zwingen wollte, 1500 Millionen in Gold zu behalten, so könnte sie verhindert werden, dieser Verpflichtung rachzukommen; es hieße das also den Zwangskurs der Barkbillets einführen. Die Kammer erkannte diese Erwägung aber nicht gleich an und ge nehmigte den Mögeschen Antrag mit 222 gegen 1l7 Stimmen; erst al- Tirard, Leon Say und Burdeau mit erhöhtem Nachdruck darauf hinwiesen, daß die Kammer einen Fehler begehe, benutzte sie ein von Deloncle dargeboter.es Mittel, um in einem zweiten Zusätzentikel den ersten wieder umzustoßen. — In den parlamentarischen Kreisen legt man nicht viel Gewicht auf die „Angelegenheit der fremde-, Korrespon denten", von welcher ein Teil der Presse viel Auf hebens macht, und behandelt das angebliche „Komplott", für welches sich in den Papieren Szekelys Beweise gefunden haben sollten, als Fabel. (Szekely ist ja in zwischen nach Belfort abgereist.) Eine Untersuchung ist aber dennoch, wie eS scheint, auf Verlangen des Panamoausschusses eingeleitet worden. — In dem ge strigen Verhör der 9 Abgeordneten vor dem Unter suchungsrichter Franqueville scheint sich nichts Be sonderes ergeben zu Haden. Man legte den Abgeord neten ein angeblich von Arton herrührendes Notiz buch vor, in welchem ihre Namen oder Initialen mit Ziffern eingetragen waren, ohne irgend eine Andeutung, worauf sich diese Notizen bezögen So erzählt Jullien, man habe ihm Rn Vermerk „Jullien 10" gezeigt Er wisse nicht, was das bedeute, da er nie mit Ärion zu thun gehabt habe. Laguerre ebenfalls läßt durch die Blätter erklären, er habe im Jahre 1>88 nicht einmal den Namen Artons gekannt, übrigens gehört er nicht zu denen die gestern vor den Unter suchungsrichter beschieden wurden. Empfindlich hat Laisant, ein anderer der Vorgeladenen, die Sache genommen und seinem demokratischen Wahlkomitee in Montmartre die Entscheidung anheimgegeben, ob er sein Abgeordnetenmandat niederlegen solle. — Vor dem Appellhof, im Panamaprozeß, setzte heute der Siaatsanwatt Rau seine Rede fort. Er erkannte zu nächst an, daß für alle über den 30. Juni hinauf reichenden Vergehen der Angeklagten die Verjährung eingetreten sei und der Gerichtshof auf diese Vergehen nur als auf moralische Symptome Rücksicht zu - nehmen habe; für alle späteren Vergehen aber sei eS unmöglich, die Verjährung geltend zu machen. Nach dieser juridischen Auseinandersetzung trat dann der Redner mit großer Schcufe den Nachweis für die Strafbarkeit jener späteren Handlungen der Panama verwalter an. Ec legte den Hauptnachdruck auf die von CH. de Lesseps persönlich begangenen Be trügereien, z B darauf, daß derselbe in einem bloß für den Verwaltungsrat bestimmten Bericht vom 1. August 1888 die Mehrausgrabungen Zchon über trieben) auf 5000 Ickw veranschlagte, während er dieselben in eiium für das Publikum bestimmten Bericht auf 450000 lillm angab und zugleich den Aktionären falsche Photographien vorlegte, welche die Bauplätze, aui denen in Wahrheit nicht gearbeitet wurde, in voller Thätigkeit zeigten. — 19. Januar. In Ergänzung der von uns heute an leitender Stelle gegebenen Ausführungen seien folgende allerdings nicht ganz einander deckende Nachrichten mitgeteilt. Wie von emer Seite verlautet, wird der ägyptische Zwischenfall in englischen Regierungskreisen als geschlossen angesehen. Das bri tische Kabinett begnügt sich mit der Ernennung Riaz Paschas zum Ministerpräsidenten, umsomehr, als dieser sich in den zwei Jahren, die seit seiner letzten Präsi dentschaft verflossen sind, sich m»t den enntüchen Re bekam für jede- Pferd, das er stellte, 9 Drachmen täglich (1 Drachme — etwa 65 Pf ), davon besinn er zugleich seinen und des Tieres Unterhalt. Wir wollten ihn nach ArgoS bestellen. Da wurde uns eine für griechische Verhältnisse charakteristische Vor sicht angerateu. Außer einem Telegramm mußten wir ihm auch noch einen eingeschriebenen Brief schicken. Denn sein Heimatsdorf war, wie jeder griechische Ort, in zwei politische Parteien gespalten, Delyannisten und Trikupisten, und der Ortsvorsteher bethätigte feinen Haß gegen die anderen dadurch daß ec ihnen gewöhnliche Briefe und Telegramme einige Zeit vor- enthielt Nun gehörte Angells zur Gegenpartei, wir hätten also fluchten müssen, mit einer telegraphischen Benachrichtigung zu spät zu kommen. Ein eingeschrie bener Brief konnte aber nicht zurückbehalten werden. Der Erfolg zeigte, daß wir nicht unnötig gewarnt waren; denn da- Telegramm, das zur gleichen Zeit adgefchickt war, ist wirklich einen Tag später an gekommen, als der Brief. Montag, den 1. Dezember, traKn wir unsere Reise an. Am Tage vorher hatte da- Wetter noch d.e schönsten Hoffnungen erregt; eS war mittags so warm in der Sonne gewesen, daß man sich in den Schatten geflüchtet hatte; das war über Nacht ander-geworden, eine graue Wolkendecke überzog den Himmel Wir fuhren nach Korinth, bestiegen aber des Wetters wegen Akrokorinth nicht, sondern machten einen Spazier gang über den Isthmus. Wir besuchten die Reste der isthmischen Heiligtümer und kamen auch über den Kanal. Er ist sehr schmal, an der Slelle, wo dar ihn umgebende Erdreich am höchsten steigt, gleicht er einem Schacht, einem tiefen, schmalen Einschnitt. Am formen, l freundet l die englff in jener ! Ville, d zweiten 3 — den ß tete: „E gierung Vie von pflichtgen den. D wärtig t Annahmc stehen", leugnet, Khedive Blätter Wahrsch die sich fühlten, flußt un wirken I kabinettt der schoi mit nac mehrfach und zwc than. 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