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Dresdner Journal : 05.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301059
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930105
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930105
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-05
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 05.01.1893
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^§4 Donnerstag, den 5. Januar, abends. 1893. Neruxsprel»: Nir Droictsn vierteljaUrjick 2 50 kk, k« U»o k»i»erl <ieat»ckeo ?o»t»n»t»ltea viertvl- MrUck S »iark; »u»,erda.Ib -le» .tvukckea tUacUs« Lrittkost- unä StempelrusekI»^ kiom. kimsto« Hulnowro: 10 kk. Xnkllucki^uuxssvdüUrvnr Nür 6on Kaurn eiosr --««p»It»oen Teils Lleioer Ackrik S0 kk. vnt«r ..künxesanat" Ui« Teils SO ks. Itei 1»bel!ea- unU Tiffsrns^tr votspr. ^usscktas- Lrsedviuvu: -xK^liek mit ^uinadm« rier 8oou- u koierts^s »dooäs. kernsprecU-Xnsctilus»: lir. 1285. Dres-MrZ>Mrnal. Lür die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Gtto Nanck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. i»o«Iims von ^nliümUxunxen ouz«ürt8r l-sipri^: ^'> k/rr, kowaiissionür äus Urr^üner -luurnals; kawdurx Lsrli» Vrerr I,eiprix L»»«-I krvülLU vnrulrkllrt ». U.: //u<l«r>^ir,n <t v«rlm Vwo-Ilsiubu^- kr»x l-sipri^-rraQilturl ». U.Hüacd»»: k»n» l.0Lävll »srlm ?r»vlckurt ». U S-.ut'xart' /Ni uL« rt 6'»./ Lerlm? /»ra/i<trnl1a»it, Lr«,I»u: Xa^ut/«,' karmover: t». k»!Is a. S.: />a» ct rt ^o. UerLiisxeberr LSoixt. kipeUitioa üss Oresüner Journal«. Oresäen, Tvinxerstr. 20. kornsprecU-^llscUtusa: I,r. 1285. Amtlicher Teil. Wulletirr. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Mathilde sind an den Masern erkrankt. DaS Fieber ist ziemlich hoch, die catarrhalischen Erscheinungen sind mäßig 5. Januar, 12 Uhr Mittags. l)r. Fiedler. Dresden, 16. Dezember 1892. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, die erledigten Revier verwalterstellen auf Hohnsteiner Revier im Forstbezirke Schandau, beziehentlich Unterwiesenthaler Revier im Forstbezirke Schwarzenberg und Reinhardtsdvrfer Re vier im Forstbezirke Schandau den zeitherig'n Forst assessoren KaSpar Nicol von Schönberg auf Rauten» kranzer- beziehentlich Hermann Friedrich Timaeus auf Pausaer Revier im Forstbezirke Auerbach und Robrrt Theodor Linke bei der Forsteinrichtungsanstalt in Dresden, unter Ernennung derselben zu Oberförstern, zu übertragen. nichtamtlicher Teil. Telegraphische und telephonische Mchrichten. Berlin, 5. Januar. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Der Polizeioberst Paris, Kommandeur der Schutz- Mannschaft, ist beute nacht gestorben. Elberfeld, 4. Januar. (D B. Hd) Um 2 Uhr nachmittags erlosch daS gestern bereits ge meldete Feuer. Der Schaden beträgt mehrere Millionen Mark. Die Gebäude sind mit 800 WO Mark bei der Elberfelder vaterländischen Versicherungsgesellschaft, daS Lager der Firma Burren u Eisfrller ist für 1 Million Mark bei dem Phönix in Aach>n, der Münchener Versicher ungsgesellschaft, der Providentia in Leipzig, daS Lager der Firma Uhlhorn u. Klußmann ist in Basel versichert. Das Maschinenbaus für die neue Dynamomaschine der Firma Friedr. Seyd Söhne ,st zerstört. Wien, 4. Januar. (D. B. Hd) Polnischen Blättern zufolge find die Militärkommandanten von Warschau und Wilna von der Verlegung von drei kaukasischen Jnfanter'tdivifioncn an die West- grenze verständigt worden. Die Glasarbeiter des Jsergebirgrs drohen mit Arbeitseinstellung am 16. d. M., falls bis dahin die Mindestwochenlohnforderung unbewilligt bleibt. Prag, 4. Januar.*) Unbrkann'e Diebe brachen gestern rächt in die hiesige Dreifaltigkeitskirche ein und raubten sämtliche goldene und silberne Kirckengefäße. Buda-Pest, 4. Januar. (D. B. Hd.) AuS allen Teilen des Landes werden große Verkehrs störungen infolge von Schneeverwehungen gemeld't. Auf der Südbabn, auf den Südlinien der unga rischen Staatsbahn, auf der Graz-Ebenfurter- Steinamanger-Preßburger Bahn ist der Verkehr schon am Nachmittag eingestellt worben; daS Schneegestöber dauert an. *) Nackdruck verboten. Kunst und Wissenschaft. Erste Vierteljahrsanöstellung des Königlichen KupferstichkabinettS. (Fortietzung) Auf den Gedanken, Farbenkupferstiche mit ver schiedenen Platten zu drucken, kam zuerst dec Frank furter Le Blon, der nach einem bewegten Leben in verschiedenen Städten Europas zunächst London, Wäter Paris zum Schauplatz der Verwertung seiner Erfindung wählte. Le Blons ausgesprochene- Ziel war die Vervielfältigung von Ölgemälden in einer ihnen möglichst nahekommenden Art. Daß die Schab kunst eine gute Unterlage für Farbendrucke ohne schwarze Umrißlinien abgab, hatte schon der Vorgang Peter Schenks erwiesen. Sich dessen Erfahrungen zu nutze machend, wählte auch Le Blon die Schab kunst zur Trägerin seiner Kunst. Ein großes Gewicht aber legte er dann darauf, mit drei ver- schieden gefärbten geschabten Kupferplatten auszukommen. Er stellte zu dem Zwecke eingehende Untersuchungen über die Zusammensetzung der Farben an und kam zu dem Ergebnis, daß mit den drei Grundfarben gelb, rot und blau durch richtige, wechselnde Mischung alle übrigen Farben herzustellen seien, einschließlich der durch die materielle Mischung aller drei entstehen» den schwarzen Farbe. In einer besonderen Schrift, „I/Art ck'iwprimer le» tadlsLur", Pari- 1756, hat er seine Theorie und seine Praxi« in dieser Beziehung Paris, 4. Januar. (D. B Hd.) Große Kälte herrscht in ganz Frankreich; die Seine ist zugefroren, die Schiffahrt unterbrochen. Bordeaur, 4. Januar. (D. B. Hd.) Hier wurden zwei Leute erfroren aufgefunden; in SenS eine alte Frau. Im mittelländischen Meere herrscht heftiger Sturm. Der Hafen von Mar seille hat schwer gelitten. Ala, 4. Januar. (W. T B) Heute nach mittag explodierte im kiesigen italienischen Zoll- magazin infolge von Unvorsichtigkeit eine Kiste mit Petardenkapseln, wodurch eine Person getötet, zwei schwer und e ne leicht verwundet wurden. London, 4. Januar. (D. B. Hd.) Nachdem der Sultan von Marokko die Forderungen Eng- lands abgelehnt bat, kehrt der englische Gesandte Smith nach Marokko nicht zurück. Der Dampfer „Bearcreck" ist nntergegangen; die Mannschaft rettete sich auf den Dampfer „Aeon". Kopenhagen, 4. Januar. (D. B. Hd) Ter Schooner,,Ehristiau", auf der Reise von Danzig nach Landskrona, mußte Kjöge als Nothafen an- laufen, da daS Schiff vollständig übereist und dem Sinken nahe war. Stockholm, 4. Januar. (D. B. Hd.) Die Zolleinnabmen im Jahre 1892 betrugen nach den telegraphischen Berichten der Zollämter 37300087 Kronen, 712454 Kronen weniger alS 1891. Im Budget waren die Zolleinnabmen zu 38 Millionen Kronen veranschlagt. Ein Lohnkampf wird von den schwedischen Buchdruckern vorbereitet. Die Buckdruckereibesitzer in den Städten nördlich von hier haben alle Forder ungen der Setzer vorläufig bewilligt; in diesen Tagen werden die Setzer in Schone» höhere Lobn- forderungen stellen. Der Pvstdampfer . Expreß" auS Hangö, der hier seit Sonntag früh erwartet wurde, ist gestern hier angekommen. Ein heftiger Schneesturm ver zögerte die Fahrt. Drontheim, 4. Januar. (D. B. Hd.) Im Gebirge ist es ungewöhnlich kalt; auf RöroS waren vorgestern — 40 Grad, in Tönset — 47Grad, auf Jensoold war das Quecksilber gefroren. Im Drontheimfjord steht ein undurchdringlicher See- rauch. Warschau, 4. Januar. (D. B. HdJ Der Gcncralgouvcrnrur Gurko verbot den Beamten in Kongreßpolen, mit den Parteien polnisch zu sprechen. New-Aork, 5. Januar. (Tel d. Dresdn.Journ.) 500 maskierte Personen machten auf daS Gesang- nis von Bakersville (Nordcarolina) einen Angriff und lynchten den in demselben befindlichen Mörder eineö angesehenen Bürgers. S.eben Gendarmen, die der Menge entgegentraten, wurden getötet; von den maskierten Personen fielen 25, darunter angesehene Bürger. Dresden, 5. Januar. Eine Kundgebung des ungarischen Minister präsidenten. 41 Hr vr. Wekerle ist heute nicht allein nach dem Range seiner eist vor kurzem e>folgten Ernennung, sondern auch nach seinem Lebensalter der jüngste K kinetisches Europas. Dies haben in Ungarn nur seine zahlreichen Verehrer und Freunde hervorgehoben, als er auf seinen jetzigen Posten berufen ward —, nicht aber die Gegner. Die ersteren wußten, daß der jugendliche Staatsmann jene Fähigkeiten und Eigen schaften besitze, welche sonst meist erst in reiferem Älter gleichmäßig ausgebildet erscheinen, und sie wußten daher auch, daß sie von l)r. Wekerle nicht die Wag nisse und Übergriffe mancher früh entwickelter Kraft- genieS zu gewärtigen hatten. So konnten sie denn ohne Sorge auf die überaus rasche Laufbahn ihres Führers Hinweisen, ind<m sie dieselbe als Beleg für die glänzende Begabung des letzteren deuteten. — In den Reiben der Gegner aber hat man die Jugend des neuen Regierungschefs nicht erwähnt, weil man sich nicht einen Augenblick darüber täuschte, daß der Kampf gegen Wekerle ganz «ebenso schwierig, vielleicht noch schwerer werden dürste, als all' die Angriffe, welche man gegen die im Staatsdienste ergrauten Vorgänger des Ministerpräsidenten unternahm. Die neueste Kundgebung des ungarischen Premiers hat die Richtigkeit dieser Auffassungen der Freunde und Feinde abermals bestätigt Die groß angelegte programmartige Rede, durch welche vr. Wekerle die Neujahrsglückwünsche seiner Parteigenossen beant wortete, zeigt nicht die Schwächen, wohl aber ulle Vorzüge der Auslassungen solcher Staatsmänner, die ihre Kraft noch nicht verbrauchten. Sie enthält nicht jene blendenden kühnen Phrasen, welche in dem Wort schätze allzu selbstbewußter jugendlicher Politiker gar oft zu finden sind; sie bietet nur Verheißungen, deren Erfüllung im Bereiche der Möglichkeit, ja der Wahr scheinlichkeit liegt — diese Verheißungen aber werden in einem Tone ausgesprochen, welcher den Eindruck be wirken muß, daß der Leiter d>r ungarischen Regierung nicht allein über den Willen, sondern auch üoer das Können verfügt, seine Worte einzu'ösen. In der Neve Wekerles werden all' die bedeutsamen Fragen berührt, welche heute das pol'tische Leben Ungarns beherrschen. Jede dieser Einzelfiagen er scheint aber in der sorgsam und vollendet ausgearbei teten Kundgebung anders behandelt. Ter Minister- prästde"t wendet die schärfsten Accente dort an, wo thatsächlich die Notwendigkeit eines energischen Ein greifens kaum hinweggeleugnet werden kann; er findet versöhnliche Wendungen, wenn er Angelegenheiten er örtert, deren friedliche Austragung vielleicht trotz aller Hemmnisse im Wege des Entgegenkommens erfolgen kann und er verschmäht es endlich, mit blendendem, aber unnötigem Kraftaufwands jener Probleme zu ge denken, deren Lösung ohnedies schon vorbereitet ist. Tie letztere Bemerkung bezieht sich auf die Worte Wekerles über die Verwaltungsreform. Der Kabinetts- chef weiß, daß die Bewältigung dieser Aufgabe nun nach manchen kritischen Zwischenfällen nahezu gesichert erscheint, da die Regierungspartei entschlossen ist. ein mütig für das wichtige Werk einzutreten, während die Opposition den Kämpf gegen die von dieser Seite „im Prinzipe" gebilligte Neugestaltu g nicht mehr mit den alten Verschleppungskurstgriffen fortsetzen kann. Die Zusage, daß die Verwaltungsreform nun bald durch geführt werde, hätte sich leicht mit rednerischem Schwünge ausschmucken, zu der Prognose eines künftigen Triumphes der Regierung und ihrer Partei verwerten lassen — der Ministerpräsident verzichten aber auf die Anwend ung derartiger Behelfe zur Erhöhung der Wirkung seiner Rede und er beschränkte sich auf den in klare, nüchterne Worte gekleideten Hinweis, daß die Reform erfolgen werde, weil sie erfolgen müsse. Völlig anders sind die Darlegungen geartet, welche vr. Wekerle der vielumstrittenen Nationalitätenfrage widmete. Hier hat er die bestimmte Absicht der Re gierung, den einheitlichen Charakter des ungarischen Staatswesens zu wahren und zu festigen, nicht nur in allgemeinen Zügen ausgesprochen, sondern auch mit allem Nachdruck bekräftigt und zugleich mit dem Auf wande überzeugender Argumente begründe». Er hat der Thatsache Rechnung getragen, daß jene Frage den gründlich erklärt. Da seine großen Färb »blätter aber thatsächlich denn doch recht weit davon entfernt blieben, die Farben und Tonwerte der vervielfältigten Öl gemälde in ihrer ursprünglichen Frische und Feinheit und in ihrer richtigen Abstufung wiederzugeben und obendrein nur in den ersten Abdrücken den Absichten des Meisters entsprachen, so kühlte sich die Begeister ung der Engländer für die neue Erfindung flhr bald ab, und die zu ihrer Ausnützung in London gegründete Gesellschaft wachte Bankerott. Bald nachdem Le Blon die Arbeit in Paris, wie es schien unter günstigeren Bedingungen, wieder ausgenommen, staib er. Die Seltenheit seiner Blätter ist dadurch hinreichend er klärt. Daß gerade unser Dresdner Kabinett aber die vollständige Folge seiner Farbenkupserdrucke besitzt, erklärt sich aus dem Umstande, daß ver Vater C H. v. Heinecken, des Dresdner Generaldirektors unter August III., in persönlichen Beziehungen zu Le Blon gestanden und die ganze Sammlung von ihm selbst rhalten hatte. Ausgestellt sind neun dec Blätter Vortrefflich, wenngleich in den Farben verblaßt, sind die drei Kinder Karls I. von England, die uns gleich dem Eingang gegenüber in die Augen fallen. Zu den farbigsten Blättern des Meisters gehört das am ent gegengesetzten Ende des Saales ausgestellte Bildnis Georgs II., daS einzige, das er mit seinem Namen versehen hat Sehr bezeichnend für seine Art sind auch die sieben großen unter den Fenstern oufqestelUen Blätter, vor allem die Bildnisse des König« Wilhelm von England und seiner Gemahlin nach Sir Peter Lely, da« Bildnis des Fed. Carondelet mit zwei Neben figuren, dessen Original früher irrtümlich dem Raphael zugeschrieben wurde, und die VenuS nach Tizian. Einen neuen Anstoß erhielt der Farbenkupserdruck durch die Versuche späterer Künstler, Handzeichnungen und Wassersarbenblätter berühmter Meister nach- zubilden. Diese Versuche führten zur Erfindung der Kreidezeichnungsmanier und der Tuschmanier; und der Erfolg dieser Eifindungen war um so größer, als Zeichnungen und Wasserfarbenblätter sich ihrer Technik nach r ssenbar viel besser als Ölgemälde dazu eigneten, durch den Farbendruck auf Papier nachgeahmt zu werden Die breiten Striche und das sichtbare Korn der Kreidezeichnung wurden durch ein mit Spitzen ver sehenes Rädchen (Roulette), das den Ätzgrund aufrauhte, hervorgebracht, die flüssigcn Farbenflächen der Tusche- und Aquatintamanier entstanden dadurch, daß die ganze Lavierung" mit besonderen, den Firnis des Ätzgrundes, angreisenden Tinten aus die bereits mit der Umriß zeichnung versehene Platte gebracht wurde. Beide Erfindungen wurden in Frankreich (die erstere an- geblch durch Francois, die zweite durch Le Prince), unabhängig davon aber auch in Amsterdam durch den vermögenden Kaufmann Ploos van Amstel gemacht, der nur seine Mußestunden der Kunst widmete. Von den Blättern in Zeichnungsmanier betrachte man vor allen Dingen Gilles Temarteaus (1722 bis 1776), des berühmtesten Meisters dieser Git»ung, Nach bildungen der schwarz-roten Kreidezeichnungen von Le Prince, Huet und Boucher, sowie seine drei Blätter nach Huät und Boucher, die weiß gehöhte Kreide zeichnungen auf grünem Grunde wiedergeben. Die idyllischen Gegenstände im Geschmacke des vorigen Jahrhundert- lassen uns hierbei gleichgiltig, un interessiert vor allen Dingen der Fortschritt in der Geschichte des Kupferfarbendrucks, der sich in diesen Gegenstand eines Kampfes bildet, welcher von den Gegnern des magyarischen Einheitsstaates mit Mut und Verbitterung geführt wirv. Demgemäß hat der Premier die Erklärung für geboten erachtet, daß die Regierung vor der Anwendung aller gesetzlichen Mit'el zur Überwindung eines zum Teile unter Auflehnung gegen die Gesetze versuchten Widerstandes nicht zurück - scheuen werde. Wenn vr. W.kerlc diese Erklärung in außerordentlich scharfer Form aussprach, so hat ihn dabei offenbar das Bestreben geleitet, einschüch ternd auf die Gegner zu wirken, ein Bestreben, das in jedem Falle als ein richtiges betrachtet werden muß, wenn der Erfolg auch vorläufig noch zweifelhaft erscheint. Wie immer sich aber die sogenannte „nationale" Bewegung unter den nichtmagyarischen Staatsbürgern Ungarns gestalten möge, so kann doch sicherlich nicht mehr davon die Rede fein, daß die Re gierung eine schwankende, unklare Haltung einuehme, die zu einer Verschärfung der Erregung führe. Gegen diese, unter früheren Regierungen oft erhobene Anklage hat sich vr Wekerle geschützt, — er fordert die Gegner des Einheitsgedankens zur rückhaltslvfen Unterwerfung auf und er sagt ihnen ohne jegliche Verhüllung, daß sie nur auf diesem Wege die schwersten Konflikte mit der Staatsgewalt vermeiden können. Gelangt hier der energische Zug im Wesen des ungarisch.n Kabinettschefs und in den Absichten de: neuen Regierung zum Ausdruck, so hat andererse ts vr. Wekerle in der bedeutsamen Betrachtung, welche er den schwebenden tirchenpolitfichen Fragen widmete, keineswegs auf versöhnliche Wendungen verzichtet. Der betreffende Absatz der Rede bietet ein treues Spiegel bild der Lage, welche heute in dem Konflikte zwischen der ungarischen Negierung und der kirchlichen Macht besteht und der Premier hat es vermieden, diesen Konflikt durch ein verletzendes oder unnötig schroffes Wort noch ernster zu gestalten. Die Lage ist zur Stunde noch eine völlig ungeklärte; die immer wieder austauchwden Gerüchte über irgendwelche greifbare Ergebnisse angeblicher Verhandlungen zwischen der ungarischen Regierung und der römischen Kurie sind gegenstandlos, weil solche Verhandlungen zur Zeit nicht gepflogen werden ; es handelt sich bei der Verbreitung jener Gerüchte nur um fromme Wünsche oder um Versuche, die Stellung des Gegners, daS äußerste Maß der erreichbaren Konzessionen zu er- gründen — aber eben weil die Verhältnisse noch derart beschaffen sind, war vr. Wekerle sorgsam darauf bedacht, seine Worie so zu wühlen, daß die Empfind lichkeit der kirchlichen Faktoren nicht berührt wurde. Im Sinne der lebhaft geäußerten Wünsche der gesamten liberalen Partei Ungarns hat er die Lösung der kichenpolitischen Probleme unter Hinweis auf die Bedürfnisse des Staatsinteresses als geboten bezeichnet, er hat sich aber zugleich gegen die Zu mutung verwahrt, daß bei jener Lösung die katholischen Dogmen irgendwie verletzt werden sollten. In dieser Fassung konnte die Rede des Premiers den einmütigen Beifall der liberalen Regierungspartei finden, während sie doch in Rom den Eindruck erwecken muß, daß die Kurie auf das Entgegenkommen der ungarischen Re gierung zählen dürfe, wenn sie selbst einen alle Teile schädigenden Kampf vermeiden will. Demnach ist die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, taß die Kundgebung des ungarischen Premiers eine Verständigung mit der Kurie gerade zu jenem Zeitpunkte anbahnt, zu welchem der magyarische Klerus kurzsichtig und ohne Billigung der geistlichen Oberen die Vorbereitungen zur Ent fesselung jenes Kampfes beginnt. Der Ministerpräsi dent hat sich unzweifelhaft ein Verdienst dadurch er worben, daß er in der Besprechung der kirchen- poliüschen Frage auf chauvinistische Wendungen ver zichtete. Erreicht er damit im ungünstigsten Falle Blättern ausspricht. Viel feiner an sich mutet uns Ploos van Amstels (1726—1798) Wiedergabe der Kreidezeichnung eines Bildnisses van Goyens nach van Dyck an. Durch ihre Vielfarbigkeit zeichnen sich innerhalb dieser Manier aber die drei ausgestellten Blätt-r von Louis Marin (thätig um 1774—1780- aus. Ihre englischen Unterschriften „I'rovolciu^tiäelitv", „llke ruillc nomau" und ,,'lke> plkssureii ok oän- eutivn" zeigen, daß sie für den englischen Markt be rechnet waren. Ihre größte Besondcrhen aber besteht im Golddruck ihrer nachgebildeten Umrahmungen. Louis Marin gilt eben als der Erfinder des Gold drucks auf Kupferplattcn. Gehen wir zur Tuschemanier über, so fallen uns zunächst wieder einige Blätter Ploos van Amstels in die Augen. Wie trefflich giebt „Der junge Mann in der Thür" noch Rembrandt den Eindiuck des Originals wieder! Wie reich und farbig wirkt die Wiedergabe eines Aquarells von Ostade, das uns lustiges Treiben vor einem Bauernwirtshause verführt! Wie lehrreich ist es, an den drei Probedrucken der Vervielfältigung eines sonnigen Kircheninneren von Saenrcdan die Ver schiedenfarbigkeit der drei Platten beobachten und da durch einen Einblick in das Verfahren gewinnen zu können. Die sechs ausgestellten Blätter Francois Janinets (175,2—1813), unter denen die Bildnisse der Königin Marie Antoinette und der Mademoiselle du T. nicht nur an sich zu den schönsten Werken des Meister« gehören, sondern auch in so vortrefflichen Abdrücken voi Händen sind, daß gerade sie Aufsehen auf der Wiener Ausstellung erregten, zeigen un« den Farbenkupferdruck auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit und in seinem
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