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Dresdner Journal : 03.01.1893
- Erscheinungsdatum
- 1893-01-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189301036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18930103
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18930103
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-01
- Tag 1893-01-03
-
Monat
1893-01
-
Jahr
1893
- Titel
- Dresdner Journal : 03.01.1893
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1893 Dienstag, den 3. Januar, abends. W2. «i!»i k'Nr Vroomen vlertolji»l>rli< t> 2 Alaric LV ?k, t>si a«n Nitlsvir aeutseU«» t'o»t»ost»ltsn viertsl- jLkrlick 3 St^ilc; ^u»»»-ilidll» Nos «Ii ut^cU^n kstcbe» tritt l'ost- unN 8tt-mpeIru»cUla^ Uioro. Liorolns Xummoiu: 10 ks. XnIiUnN Ixuuxs^vUNUreui I'Nr Nen Ii»uin eiovr ^e5)>altoo«-n ZeNo liloioer Lobritl 20 l's. 6»t«r ..kin^ssLnNt" Nie Xeils Ü0 l^k. Uvi 'HOollkii- uoä Xiffi-rn^ttr ont-ipr. ^utscUI^ kriirlielneui l'L^IicU mit.^usvakmv Ner 8oun- u r'oierta^e avonä». 1eru3pivt.lt-^lloclllu»»: !>r. DrrMerMmnal Für die Gesamtleitung verantwortlich: Hofrat Otto ^anck, Professor der (itteratllr- und Runstgeschichte. LnimUmo von .rulttittillxuuo:«-« im->t6.rlüi ltomiui^^ioutlr ilv3 1>r,.->Iuvr .luuri.olü; S»mdur8 Nsrliu Vivu I.eiprtx Lösel Ur««lLU rr»nt:kurt ». H.- <l N«rt>u-V/>«»-»«m-urx kr»x 1,»>pr>^-vr»v>lku<t Ll. Llülllden: .t/ooe,- ki»ri, l.ou<ioll »«rUir-vrLlllikurt ». »-S'.ut'garl^ /-uxt-s tk verlia: /»irn/it/'-nt/uutLre«I»u: /t'utat/i,- »»uuovor: C. ül/itt3d/er,' R»Uo a. 8.: >/ /-urct: d Lo. IlerausFederr üöuixl. L^neUition «les Urostlnor Journal». Drestieu, Xtvin^erstr. 20. t'vtusprvclt-^uscbloss: d»r. 1285. tlichtnmUichcr Teil. Tclegrapkische und tckepKottische Alachrichten. Köln, 2. Januar. (D. B. Hd) Der „K. ».- Ztgtt' zufolge dämpfte die saft 4«W Arbeiter be- scküftigtude Barrow-Steelcompany ihre sämtlichcu elf Hochöfen wegen Lohnstreitigkeilen. Paris, 2. Januar. (D. B. Hd) Ein auf- rübrerisches Komite«, welches täglich gebeime Zusammenkünfte abwechselnd in verschiedenen lokalen hielt, erließ diese Nackt einen Aufruf, in welchem eS große Ereignisse infolge einer Kundgebung bei der Kammereröffnung ankündigt, welche daS Ende deS Parlamentarismus herdei- fübren würden; das Komitcemitglied Pemjean wurde diese Nacht verhaftet. Paris, 2. Januar. (W T B.) „Petit Mar se llaiS" veröffentlicht die Unterredung eines Bericht erstatters mit Loubet bei welcher letzterer nament lich bedauert habe, daß Nouvier in die Panama- angelegeuheit hineingezogen worden sei. Nouvier, der auch jetzt noch seine volle Achtung besitze, werde hoffentlich aus der gegenwärtigen Prüfung siegreich hervorgeken Der Nücktritt Rouviers von der politischen Thütigkrtt wäre ein Verlust für Frankreich. Tcm Journal „La Cocarde" zufolge beständen zwischen Ribot und Bourgeoiv ernste Meinungs verschiedenheiten, welche daS Ministerium in zwei Parteien teilten. Tic Minister Burdeau und Freycinrt warteten nur auf eine günstige Gelegen hrit. nm zurückzutrrten Im Departement Tröme wurde der Radikale Blanc gegen Reynaud, den früheren Kabinette- dirrktor LoubctS, zum Deputierten gewählt. Paris, 3. Januar.*) In Roubaix wurden in der NeujabrSnacht zahlreiche anarchistische Auf rufe an die Häuser angeheftet. Lyon, 3. Januar.*) Ein großer Teil der Statt Billefranch- ist durch eine Feuersbrunst zer stört worden. Der Schaden ist bedeutend. Die Feuerwehr von Lyon ist telegraphisch dorthin be rufen worden. Amsterdam, 2. Januar. (W. T. B) Wie auS Sappemeer (Prov. Groningen) gemeldet wird, fand dort am Sonnabend abend eine Ansammlung von Sozialisten und Arbeitslosen statt, welche durch die Polizei und daS Militär zerstreut wurde. Heute wurde ein Soldat, der mit mehreren anderen den Angestellten einer Fabrik zum Schutze btig'gtden war, lhätlich angegriffen und schwer verletzt. Als berittene Polizei zur Hilfe heran- rückte, wurde dieselbe verhöhnt und mit Steinen bewortrn. Die Polizei gab infolgedessen Feuer, wobei fünf Personen verwundet wurden, darunter zwei tödlich. Die Verwundeten wurden nach Groningen geschafft. Drei Rädelsführer sind ver haftet worden. Lissabon, 3. Januar. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die Thronrede, mit welcher der König die Cortes eröffnete, weist u. a. auf die Wichtigkeit der Herab setzung der Zinsen für die öffentliche Schuld hin und kündigt an, daß Unterhandlungen behufS Herabsetzung dir Zinsen der schwebenden Schuld im Gange sind, damit der Staatsschatz ohne Be sorgnis dem Schluffe deS Finanzjahres entgegen- sehen könne. Gestern wurde hier rin Flugblatt aufrühre rischen Inhalts verbreitet. Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Neustadt. — Am l. Januar: „Tie Gönnerschaften" Lust piel in 5 Akten von Scribe. Bearbeitet von A Tuhten. Durchaus nicht ohne ein erfreuliches Ergebnis ist dieses Stück mit unverkennbarem Fleiß einstudiert worden. Wild sich des talentvollen französischen Ko- mödienschreibers selbst für Frankreich etwas veraltete Arbeit („Kameraderie"), die hier nicht gerade in leichter graziöser Weise verdeutscht und bearbeitet ist, bei ihrer Breite auch nicht auf den Bretter» erhrlten können, so geißelt sie doch allgemeine, noch heute herr schende Zeitschwächen und zeigt, wie viel Gelegenheit die Bühne hätte, ihre Satire gegen die Venn ungen des Tages in treffender, unsern Zuständen mehr ent sprechenden Form zu richten. Vor allen Dingen möge man nicht zaudern, die Vorstellung in ihrem ersten Teil einer Kürzung zu unterwerfen. Eine Kürzung auch verlangen die Zwischen akte, welche bei der ersten Ausführung den lähmenden Hauch breiter Verzögerung über das Ganze ergossen haben. Das schadet im vorliegenden Fall umsomehr, da eS sich durchaus um ein Jittriguenstück handelt. Haben Jntriguenstücke schon an und für sich stets eine sehr schwache Charakteristik, so gehen diejenigen Scribes in dieser Wesenlosigkeit noch ganz besonder- keck voran. Sie müssen rasch fortschieiten, um wieder gut zu machen, waS ihnen an dem Interesse der Personrnzeichnung — dem Hauptreiz eincS seineren Lustjp'elS — fehlt. London 2. Januar. (W T B.) Nack cin»r Meldung deS „Reutersckcn BureauS" auS Mom- bassa bat der britische Generalkonsul Portal heute mit der Ugandaerpedition den Marsch nack Uganda angetreten. Wegen des nötig'» Trinkw.ssrrS hege man für den rrstrn Teil der Straße krine Besorgnis. London, 3. Januar.*) Heute beginnt die Untersuchung in Sachen der letzten Explosion in Dublin. Die Regierung beschloß, für die Ent- deckung dcS Urhebers der Explosion keine Be lohnung auSzusctzen. London, 3. Januar.*) Zweitausend Arbeits lose wohnten dem Gottesdienste in der St. Paul kirche bei. Nack dem Gottesdienste fand ein großer Slraßenumzug statt, welcher ohne Zwischenfälle verlief. Christiania, 2. Januar. (D. B. Ho.) Die norwegische Regierung beantragte nach dem ofsi- ziösen „Dagbladt", daß zwischen Norwegen uud der Schweiz Verhandlungen wegen Abschluß eines HandrlttraktateS ringeleitet und daß der General konsul in Antwerpen E. Ehristovhersen beauftragt werde, als Bevollmächtigter für Norwegen mit diplomatischem Charakter diese Unterhandlungen zu führen. St. Petersburg, 2. Januar. (W. T. B.) Wie vtrlautet, ist der Generallieuttnant Senator OrschewSky an Stelle von Kachenoff zum General- gcuverneur von Wilna designiert. Ter Rücktritt deS Grafen Heyden von dem Posten a!S General- gouverneur Finnlands steht, wie man hört, nahe bevor. Gestern ist der auS Anlaß der Cholera- epidcmie zusammenberufene Arztekongreß geschlossen worden. L uf demselben wurde die wegen ter Choleragcfahr zunächst den Regierung«- und Kom- munalorgaien obliegende Thätigkeit festgestellt. Ferner gelangten Bestimmungen über die Boden- assanierung, über die Unschädlichmachung der Ab fälle, dir Reinhaltung deS TrinkwassrrS, sowie Maßregeln gegen die Verschleppung der Cholera und die Art der Bekämpfung bei bereits ent wickelter Epidemie zur Festsetzung. Die verschie denen Heilmittel gegen die Cholera wurden einer Besprechung unterzogen. ") Nachdruck verboten Dresden, 3. Januar. Österreich-Ungarn lm Jahre 1892. Tie habsburgische Monarchie hat im verflossenen Jahre unter dem Eindruck sehr verschiedenartiger und wichtiger Bewegungen gestanden. Sowohl in Ungarn, als auch in der Westhälste dieses eigenartig zus mmen- gesetzten Staates übernahm das Jahr 1892 von seinem Vorgänger mit der Aufgabe der parlamentarischen Durchführung der ungarischen Verwaltungsreform und des deutsch-böhmischen Ausgleiches eine Erbschaft, deren Segnungen man zwar überall im höchsten Grade bedürftig war, deren Annahme jedoch die oppositio nellen Parteien mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern sich bemühten, aus Furcht, daß die den Regierungen nahestehenden Parteien dadurch über sie ein entschiedenes und dauerhaftes Übergewicht erlangen könnten. In der jenseitigen Hälfte des Reiches glaubte die Regierung den mit parlamentarischen Mitteln nicht zu bezwingenden Widerstand der Gegner der Verwaltungsreform nur im Wege der Berufung an das Volk beseitigen zu können, aber nach einem mit ungewohnter Leidenschaftlichkeit durchgeführten Das Stück wird im Ganzen gefällig, in cinz.lnen Rollen vortrefflich dargestellt Zu den letzteren gehört die Vorführung der weiblichen Hauptrolle, der intri- guanten Cäsa'iue, die Frl. Ulrich mit geistig an ziehendem Temperament zur Geltung brachte. Auch F'l Diacono war in ihrer Zoe, einer Frau von allerliebster Unzulänglichkeit, eure sehr gefällige Dar stellerin, die es nicht an frisch und munter aufgetragenen Zwischensarben fehlen ließ Für den Barnardet, den beflissenen Adjutanten der befehlenden Jntriguantin kam Hr. Paul mit seiner ansprechenden Bühnen gewandtheit und guten Laune vollständig aus. Auch Hr. Bauer hatte als Vetter Cäsarines den passenden Ton einer gesunden Komik wider Will.n gefunden und die Hohlheit und charakterlose Schwäche des Grafen Miremont wurde von Hrn. Wiene zu einem re hl natürlichen Bilde auSgestaltet. O. B. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 2. Januar: , Der fliegende Holländer". Große romantische Oper in drei Akten von R. Wagner. Die gestrige Vorstellung erfolgte zum fünfzig jährigen Gedeiltage der ersten Aufführung der Öper in Dresden. Wie „Rienzi" hat auch „Der fliegende Holländer an unserer Hosbühne die erste Heimat ge funden und die darin bekundete Initiative gereicht rem Dresdner Kunstinhitut, das dem größten drama tischen Talent der nachklassischen Musikperiode den Anfang seiner Bahn sreigemacht hat, zu dauerndem Ruhme. Weniger kann da« von den Vorsührungen selbst gesagt werden, die man während der letzten Jahre dem Werke hat angedeihen lassen. Ihr Ge samtwert war immer ein schwankender, ohne je ein Wahlgange war man wieder dorthin gelaugt, wo man sich vor der ReichstagSauflösuug befunden hatte. Das Ergebnis der Wahlen kam den Oppositionsparteien zu guie und nötigte die Regierung, die Lösung der „Lebensfrage des ungari,chen Staates", deren wegen die heißen Wahlschlachten gescklagen wurden, auf un- absehbare Zeit zu vertagen und ihren Reformeifer anderen minder wichtigen, aber ebenso spruchreifen Fragen zuzuwendeu. Tas ungarische Ministerium ver suchte seine Reformkunst zumeist auf kirchlich-politischem Gebiete. Angeregt durch den Erfolg, den es in der Neu- begründung und Regelung der Rechtsverhältniye der pro testantischen Glaubensgenosseuschaften erzielt hatte, legte das Ministerium Szapary verbessernde Hand au die sogenannte Wegtaufenfrage, nicht ahnend, daß schon der nächste Verlauf dieses Reformwerkes imr Reichstage einen Sturm entfesseln würde, der schließlich die Regierung zu Fall brachte und der liberalen Mehrheit des Reichstages schwere Sorgen um die Erhaltung ihres bei den letzten Wahlen müh sam belaupteten Besitzstandes verursachte. Aus der Wegtaufenfrage, deren Lösung die Regierung allen falls vor die Notwendigkeit einer ernsten Auseinander setzung mit der römischen Kurie stellen konnte, ent stand im Handumdrehen die Frage der obligatorischen Civilehe, bei deren Durchführung die Regierung in einen fchweren Konflikt mit der Krone geriet und die liberale Regierungsmehrheit im Reichstage unter sich uneinig wurde. Das Kabinett '" " siel und machte dem Ministerium Wekerle hrcnd die liberale Partei aus de Krise zwar siegreich her vor gegangen war und als Preis die Aussicht auf Ein führung der Civilehe gewonnen hatte, aber seitdem an inneren Zeiwürsnissen und Spaltungen dahinsiecht und den Gegenparteien gute Hoffnungen auf ver stärkten Einfluß bei Ler Führung der Staatsgeschafle eröffnet. Inzwischen -hatte die Negierung auch mit „äußeren Feinden" zu kämpfen. Tje nationale Be- wegung unter den ungarischen und siebenvürgischen Rumänen schuf für das Ministerium in der Entsend ung einer Massenabordnung au das Kaiserl. Hoslager in Wien eine Schwierigkeit, die allerdings leicht aus dem Wege geschafft werden konnte, aber durch die Vereitel ung d»s Zweckes der rumänischen Wien'ahrt und durch die Maßregelung ihrer Leiter entfremdete die Regierung die Rumänen noch mehr dem ungarischen Staate, die fortan in der Pflege der nationalpolitischen Gegenseitigkeit mit ihren Stammesangehörigen im benachbarten König reiche Rumänien den Rückhalt suchten, den sie im eigenen Lande nicht gefunden hatten. Glücklicher ge staltete sich für die leitenden Kreise in Ungarn der Kampf mit den kroatischen Oppositionsparteien, indem es der ungarnsreundlichen Landesregierung in Kroatien endlich beschicken war, die Partei des Bischofs Stroh meyer aus ihrer, bisher als uneinnehmbar geltenden Stellung in der Agramer Stadtvertretung zu ver drängen. Einen weiteren Lichtpunkt bot das ver flossene Jahr für die ungarische Regierung in der Feier des 25jährigen Bestandes der im Jahre 1867 neu begründeten ungarischen StaatSverfassung, deren glänzender Verlauf im grellen Gegensätze steht zu der bald darauf in der Westhälfte der habsburgischen Monarchie von der deutschliberalen Partei veranstalteten 25jährigen Gedenkfeier der Dezembervcrfassung. Auf dem Gebiete der innerstaatlichen Entwickelung vermag Ungarn nur auf eine, allerdings bedeutende Leistung — auf die Reform der Währungsverfassung — hin zuweisen, sowie auch auf die Thatsache, daß die leitenden Kreise in Ungarn es waren, die durch ihre thatkräftige Haltung die Regelung der ungarisch öster reichischen Valuta endlich in Fluß gebracht haben. In der westlichen Hälfte der habsburgischen Monarchie hinterläßt das verflossene Jahr sehr ge teilte Gefühle und Erinnerungen. Auf politischem mäßiges Niveau zu überschreiten, und eine gründliche Revision der Darstellung ist von un» schon des öfteren nachdrücklich empfohlen worden. Zwar er freute sich die Titelrolle zumeist einer guten Besetzung, aber sowohl für die Senta wie für ihre Amme und ihren Vater gab die Aus führung niemals ganz Befriedigendes und auch in der Orchesterleistung vermißte man seit längerem bereits das Walieu einer energisch bessernden Hand; ein scharfer Korrektor würde hier namentlich in rhyth mischer Beziehung manches zu thun finden. Da die Oper ans das Publikum eine lebhafte Anziehung übt, müßten sich ebenso Erneuerungen in der scenischen Herrichtung und dekorativen Ausstattung als lohnend erweisen. Die gestrige Wiedergabe der Oper brachte Hrn. Pcrrrn dessen vortreffliche, den Intentionen des Kom ponisten mit Fleiß und Talent folgende Verkörperung des Holländers mehrfach gewürdigt worden ist, und Frau Wittich als Senta in Thätigkeit. Diese Sängerin bietet uns roch kein vollendetes Charakter bild der träumerischen Jungfrau, doch übertrifft sie in Gesang und Spiel andere, zur Zeit bei uns vor handene Vertreterinnen der schwierigen Nolle erheblich. Ausgezeichnet ist mit Hrn. Anthes die kleine Partie diS Steuermannes besetzt. Hrn. Decarlis Leistung als Taland findet ihren Schwerpunkt immer mehr im schauspielerischen Teil der Aufgabe. Das HauS war gestern sehr gut besucht und da- lebhaft teilnehmende Publikum spendete nach allen Aktschlüssen reichen Beifall. Gebiete war es sehr unfruchtbar und weist nur Minderleistungen auf Auch hier mußte tue große „Lebensfrage" — das deutschböhimsche AnsgleichSwerk — schließlich aus die lange Bank geschoben werden, nachdem cs den vereinigten Bemühungen der unver söhnlichen Jungtschechen und den allzu ausgleichs- eisiigen Temschböhmen gelungen war, die Alttschechen und die böhmischen Großgrundbesitzer diesem Ausgleichs werke abwendig zu machen. Der Versuch der Negierung, das stockende Ausgleichswerk wenigstens in Bezug auf die nationale Abgrenzung der Gerichtsbezirke im ad ministrativen Wege fortzusetzen, brachte dem Justiz minister, Grafen Schönborn, die jungtschechische An klage wegen Verfassungsverletzung, ohne jedoch die Verstimmung der Deutschliberalen über den — wie sie glaubten — von der Regierung nut verschuldeten Stillstand deS Ausgleichswerkes aus der Welt zu schaffen. Diese Verstimmung der größten Partei im Reichsrate, deren Hilfe die Regierung bei der Durch führung der geplanten großen Reformwerke schwer entbehrt, bildete fortan den Ausgangspunkt einer mehr oder weniger offenen parlamentarischen Krise, deren Ausbruch der zu Beginn des verflossenen Jahres ins Kabinett berufene Vertrauensmann der Vereinigten Linken schließlich nicht Hintanzubalten vermochte, nach dem die Unzufriedenheit seiner Partei mit der nach ihrer Ansicht übermäßig zu der Rechten hinneigenden Regierung ihren Höhepunkt erreicht hatte. Das Jahr 1892, das mit der Ernennung des Grafen Kuenburg zum deutschen Landsmannminister sowohl für die Deutschen in Österreich als auch für die gedeihliche Fortführung der Staatsgeschäfte einen sehr günstigen Anlauf genommen, schloß mit dem Rücktritt dieies Ministers und dem Abbruche Ler freundschaftlichen Be ziehungen zwischen der Vereinigten Linken und der Regierung gegen alles Erwanen ungünstig ab, un günstig sür diese Partei und für die mit der Fort führung der Staatsgeschäfte betrauten Staatsmänner. Aber nicht die Vereinigte deutsche Link: uno die Negierung sind es allein, die während dcs verflossenen Jahres in politischer Hinsicht empfindliche Verluste zu verzeichnen hatten, auch die übrigen Reichsrats parteien können nicht auf irgendwelche nationalpolitische Errungenschaften Hinweisen. Die Tschechen büßten ebenfalls ihre Vertretung im Ministerium ein, die sie seinerzeit als eine große Errungenschaft veranschlagt haben, und trotz der ungewöhnlichen oratorischen Leistungen ihrer begabtesten Vertreter waren sie außer stände, den Verlust ihres ehemaligen Einflusses auf die Staatsgeschäfte wett zu machen. Außerdem tritt die mit der Vertretung des Tschechenvvlkes betraute jungtschechische Partei in das eben begonnene Jahr in höchst bedenklichem Zustand ein. Die seit längerer Zeit schon wahrgenommenen inneren Reibungen sühnen endlich zu offenkundigen Ausein andersetzungen zwischen den Führern der einander be fehdenden Fraktionen des jungtschechischen Klubs, welche keineswegs eine Stärkung des Tschechcntums in Öster reich, wohl aber eine wesentliche Verschiebung in der Stellungnahme deS Tschechenvolkes zu der Regierung und den übrigen Reichsratsparteie« zur Folge haben dürften Auch die Polen und die im Hohenwartklub vertretenen Fraktionen sind im verflossenen Jahre leer ausgegangen und stehen überdies zur Zeit ent mutigt der Forderung der Regierung gegenüber, sür die nächste Zeit noch auf ihre nationalpolitischen und sonstigen Parteibestrebungen verzichten zu müssen, um dafür durch die Ehre der Aufnahme in die geplante Regierungsmehrheit entschädigt zu werden. Wenn das vergangene Jahr den einzelnen Partei lagern keine politischen Erfolge einbrahte, so war es um so fruchtbarer auf dem Gebiete der volkswirtschaft lichen Entwickelung des Staates. Die Handelsver träge mit Deutschland, Italien, Beig en und der 7!» Zwischen den Jahren. Novelle von Adolf Stern. 2 (Fortsetzung.) Angesi.bts des Hauses glitt ein junges Paar in zier lichen Wendungen auf und ab. Der junge, vielleicht vier undzwanzigjährige Öffizier in der dunklen Schützen uniform, der Mantel und Degen auf der Bank vor dem Teiche niedergelegt hatte, sauste so geschmeidig und kräftig auf den Stahlsohlcn hin, daß es in jedem Augenblick den Anschein halte, als müsse er die zarte Madchengestalt einholen, die ihm mit neckischer Gewandtheit und offenbar zu ihrer eigenen Lust immer zu entrinnen wußte. Je enger der Kreis w^r, in dem das Spiel hauptsächlich vor sich ging, um so hübscher wirkte es, wenn die junge Dame, plötzlich de« Kreis durchbrechend, die größere Eubahn bis ans Ende des Teiches gewandt hina'flog, während der Lieutenant einen Halbbogen fuhr, um ihr sicherer zu begegnen. Sie warf dann Len Kopf, von dem zwei mächtige braune Zöpfe über Nacken und Rücken herab fielen, spöttisch zurück und glitt, sowie ihr Verfolger zu einem Anlauf in die große Bahn ausholte, dicht an ihm vorübcr, in den inneren Kreis zurück, den sie mit den Spitzen ihrer eigenen Stahlschuhe gezogen hatte. Tas Gesicht des ganz jugendlichen Mädchens glühte vom frischen Lustzug des WintrrmorgcnS, von der Anstiengung der Eisbaby, und des Spiels, ihr frohes Lachen scholl zu den beiden Männeln am Fenster hern^. Sie hatte, obschon sie nur Ayaen für '.^ren jugendlichen Genossen zu haben schien, ge sehen, daß Heinrich Hagen neben ihrem Vater stand und warf eine Kußhand zu dem neuen Zuschauer, der
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