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Weiheritz Jeilung Zageszeüung «- Anzeiger für DippoMswal-e» Schmie-eberg u.ri VezugSprei«: F,r «ln«n Monat 2 Reichsmark mit Zutrauen, einzeln« Nummern 15 Reicht- pfennlg«. Gemeinde - Verband« - Girokonto j Nummer S. Fernsprecher: Amt Dippol di«- ; Madd« Nr. ». PMcheckonto Dresden 12 848. : AsllSCstH Ses Bezirks OSsles BlakS Enthüll Sie amtlichen Bekannlmach»MML Sex Amlshauplmannfchafl, Ses AmlsgerichiK A«d Ses SlaSlrals Zu Dippol-iswal-e 2 v : Anzeigenpreis: Die 42 Millimeter breit« r Vetitzelle 2Ü Retch«pfennige. Eingesandt und 8 Reklamen 80 Reich-pfennigt. VerantwoMchee Redakteur: Selix Liehne« — Druck und Verlag: Tar! Tehns im MvvoMswalve» Nr. 184 Dienstag, am 10. August 1926 92. Jahrgang OMliches mV Sächsisches uen seien, wird uns von Die Stadtbank — Stadtgirokasse Dippoldiswalde ist am Dienstag, den 1i). ds. Mts. ausnahmsweise bis nachmittag '/-5 Uhr geöffnet, dagegen am Mittwoch, den 11. ds. Mts. wegen der stattfindenden Verfassungsfeier geschlossen. Skadkbsnll — Sladtgirollssre dippsldiswaide recht hat. — Wenn wir gestern schon anführken, daß bei dem Wett rennen über 235 km „Rund um Dresden", anläßlich des Bundesfestes des B.D.R. Deutschlands in Dresden Montag nach 8'/- Uhr die Spitzengruppe der Fahrer unsere Stadt passierten, so können wir heute bekannt geben, daß der erste Sieger Schmidt von dem Wanderfalken Dresden (die auch im Mannschaftsfahren die deutsche Meisterschaft errangen) kurz nach 3 Uhr in Dresden durch das Ziel ging. Die ganze Strecke legte er in 8 Stunden 9 Minuten 2 Sekunden zurück. Ihm folgte kaum 1 Meter drauf Zeißner—Schweinfurt und diesem um Gummibreike Wellenborn— Cöln. Weitere Verfolger mutzten der Masse wegen gefilmt werden, ihre Reihenfolge bedarf noch der Feststellung. Es ist das erste Mal, datz eine Spitzengruppe von zirka 20 Mann dicht zusammen durchs Ziel ging. Fast unkenntlich durch den Schweiß mit Staub bedeckt kamen die Fahrer an. Leider stürzten 5 Meter hinter dem Ziel infolge Unvorsichtigkeit und Aufregung eines Herrn, der den Sieger aufhalten und begrüßen wollte, mehrere tüchtige Fahrer auf das harte Pflaster, 2 muhten von Sanitätern weggetragen werden, 1 Rad wurde total demoliert. Trotz der großen Hitze gingen die meisten Gestarteten durchs Ziel, alle durch begeisternde Zellrufe und 2 Musikkapellen begrüßt. Glelchzeltg wurde ein Wettfahren der gesamten deutschen Reichswehr-Rad fahrmannschaften und sächsischen Polizelmannschaften ausgefochten. Während bei ersteren je 3 Mann als Mannschaftsfahrer einer Mannschaft galten, fuhren letztere als Einzelfahrer. Als siegende Mannschaft ging hervor 3. sächsische Abt. des Art.-Reg. 4 Dresden in 3 Stunden 52 Minuten 4 Sekunden, ihm folgte die Mannschaft des 13. Württenbergischen Jnf.-Reg. Ludwigsburg. Die 100 km lange Strecke legten sie In voller Uniform mit Seitengewehr, Pa tronentasche und Gewehr zurück. Von den Polizeiwachtmeistern wurde Sieger Baumann—Leipzig in' 3 Stunden 35 Minuten 15 Sekunden, später folgte Meyer—Chemnitz, als dritter 2 Min. später Rodt—Dresden. Sämtliche 1. Sieger erhielten den Titel „Deutsche Meisterschaftssahrer 1926 —27 . Kranz mit Schleife und je einer goldenen Medaille, resp. goldenen Becher. Noch sei erwähnt, daß als erster Kampf am Sonnabend ein Alkersvorgabe fahren über 100 km stattfand, woran sich 105 Alkersfahrer be teiligten. Sturm—Breslau ging als 1 Sieger hervor. Dabei be teiligten sich auch 2 Dippoldiswalder vom Klub Weitzerlhtal, einer von ihnen mit Erfolg. — Ein in der Kriminalgeschichke ganz ungewöhnlicher Fall stand am Montag vor dem Amtsgericht Dresden zur Ver handlung an. Der Monteur Stürber lebt seit 1913 von seiner Ehefrau getrennt, aber seit einer ganzen Reihe von Jahren mit einer Arbeiterin Marie verw. Pietschmann im Konkubinat. Am 6. Mai 1919 verstarb eine ihrer Töchter, Frau Günther. Ende März dieses Jahres war in der Familie einer anderen Tochter, Däcke, ein Kind verstorben, das am 29. März im Grabe der 1919 verstorbenen Frau Günther (also der Tanke des KindeS) beigesetzk werden sollte. Skürber litt das nickt und schaufelte eine Viertel stunde vor der Beerdigung das Grab wieder zu. Es kam dabei zu erregten Zwischenfällen. Gegen Stürber wurde Anzeige erstattet und später Anklage erhoben. Zeugen sagten aus, was sich dort auf dem Friedhof« zugetragen, laste fick garnicht beschreiben, selbst der Geistliche habe sich gefürchtet, an daS Grab heranzulreten, so erregt sei Angeklagter gewesen, der nicht von der Stelle weichen wollte und gedroht hätte, wer daS Grab etwa berühren würde. Gegen dreißig Personen standen herum, niemand getraute sich an Stürber heran. Gärtner Günther aus Pennrich führte als weiterer Zeuge aus, er würde die Erlaubnis wegen Beisetzung Kes Kindes erteilt haben, keinesfalls dulde er aber eine solche hinter seinem Rücken. Eine besondere Vollmacht habe Skürber zuvor nicht besessen, aber nach dessen Sachdarstellung eine solche hinterher erhalten. Nach weiteren Erörterungen wurde auf Antrag des Angeklagten der Termin ausgesetzt, eS soll über seine damalige Geistesverfassung ein ärztliches Gutachten herbeigezogen werden. —Der „VolkSstaat", das Organ der ASP6., teilt mit: Iulius Fräßdorf, der 50 Jahre lang der Sozialdemokratischen Partei angehörk hak und ein großes Stück sächsischer Parkei- geschichte verkörpert, ist mit seiner Frau zur A6P6. übergetrcten. Fräßdorf war bekanntlich von 1903 bIS 1907 Abgeordneter des 8. sächsischen Reichstagswahlkreises gewesen; er halte außerdem zu Dlppoldlswatde. Am Freitag, 13. d. M. ist es, so Gott will, dem Tischlermeister Robert Richtermit seiner Ehefrau vergönnt, das seltene Fest der „Goldenen Hochzeit" zu feiern. Beide, aus Dorf Seyde und Frauenstein stammend, sind wurzelechte, zähe Erz gebirgscharakter und Gebirgsnakuren. Bis Ende vorigen Jahres war Richter bei der Firma E. O. Schmidt, zuletzt A. Fritsch tätig und beging Ende 1924 noch in verhältnismäßig voller Rüstigkeit das Jubiläum 50 jähriger Arbeitszeit. Seit 45 Jahren wohnen die Eheleute in dem früheren Postgebäude des Flemmlngschen Gutes. Von ihren 3 Söhnen und 7 Töchtern sind ein Sohn als Kind, 2 Töchter im blühenden Alker gestorben. In große Angst und tiefe Trauer verfehle Eltern und Geschwister die Nachricht von dem Tode des jüngsten Sohnes Alfred auf dem Schlachtfeld in Ostafrika. Ein Trost war ihnen geblieben. Der ältere Sohn, Otto, ebenfalls ein Ostafrikakämpfer, war in englische Gefangen schaft geraten. Jetzt ist er als Beamter an dem hiesigen Finanz amt, wo er seine Beamtenlaufbahn begonnen hat, tätig. Am Sonntag werden Sohn und 5 Töchter mit 24 Enkelkindern und 6 Urenkeln, soweit sie Herkommen können, sich um das Jubelpaar scharen und den Ehrentag festlich begehen. — Entgegen der uns von verschiedenen Seiten zu dem Unfall in Ulberndorf am Sonnabend abend gemachten Angaben, datz die Radfahrer zu drei nebeneinander gefahi s ' ' ' dieser Seile mitgeteilt, daß sie nur zu zwei nebeneinandergefahren seien. Wir müssen es andern überlassen, feslzustellen, wer hier den 25 Abgeordneten gehört, die unter dem Pluralrecht 1909 in den sächsischen Landtag eingezogen waren. Lauenstein. In Dresden verstarb plötzlich an einem Schlag anfall im hohen Alter von 78 Zähren der Schöpfer unseres Marktbrunnens, der Bildhauer Rudolf Hölbe. Geising. Am Sonntag nachmittag hielt der Militärverein im Kreife der Mitglieder zum ersten Male nach dem Kriege wieder ein Vogelschießen auf dem Schühenplahe ab. Leider störte das Gewitter und der Regen die Veranstaltung, doch war die Stimmung umso gemütlicher. Auch, der Besuch lies leider zu wünschen übrig. Geising. Da der Verein für Bewegungsspiele seine neue Spielzeit wegen des Regens und des damit verbundenen Aus bleibens der Mannschaft aus Bienenmühle am 1. August nicht be ginnen konnte, war für den vergangenen Sonntag ein Wettspiel mit der 2. Mannschaft aus Leubnitz veranstaltet worden. Die erste Halbzeit, bei der die hiesige Mannschaft bereits im Vorteil war, verliePsehr interessant. Dann aber ereignete sich etwa 10 Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit ein bedauerlicher Unfall. Vor dem Tore der Geisinger Mannschaft prallten zwei Spieler zu sammen, einem jungen Mann aus Leubnitz wurde dabei das linke Bein zerschmettert. Mitglieder der Freiwilligen Sanitälskolonne vom Roten Kreuz legten einen Nolverband an und schafften den Verletzten mit der fahrbaren Trage zum Arzt. Hier zeigte es sich, daß das Schienenbein zweimal und das Wadenbein einmal gebrochen war. Nach Anlage des Verbandes wurde er mit der Bahn heim befördert. — Das Spiel endete mit 6:5 für Geising. Es muß ausdrücklich bemerkt werden, daß das Spiel in keiner Weise hitzig oder gar roh geführt wurde. Zinnwald. Einen schweren Unfall erlitt am Sonnabend nach mittag ein Motorradfahrer aus Dresden im sogenannten Seegrund zwischen Zinnwald und Eichwald. In der gänzlich unübersichtlichen Kurve verlor er die Herrschaft über sein Motorrad und fuhr gegen einen Strahenbaum. Bas D-Rad wurde vollständig zertrümmert, so daß es mit einem Wagen abgefahren werden muhte. Der Fahrer erlitt schwere Verletzungen und mußte mit einem Kraftwagen nach Dresden transportiert werden, whrend die auf dem Soziussitze sitzende Dame ohne Verletzungen davonkam. Oelsa. Am Sonnabend, abends 9 Aht, fand die erste Sitzung des Turnvereins „Frisch auf" in dem Sihungsraum der neuge weihten Turnhalle statt. Der Vorsitzende Arthur Hünich eröffnete die zahlreich besuchte Versammlung mit einem kräftigen „Gut Heil . Punkt 1 der Tagesordnung: Eingänge. Durch Anmeldung von Woldemar Kunath, Arthur Illgen, Martin Mende, Markin Hick, Walter Miedank, Fritz und Erich Notker erhält der Verein einen neuen Zuwachs. 2. Punkt: Bericht über den Verlauf der Turnhallenweihe und des Bezirksturnfestes. Im großen Ganzen kann man wohl mit dem Verlauf des Festes zufrieden sein, da ein jeder sein Bestes in den Dienst des Vereins und der deutschen Turnkunst gestellt hat. Der stellvertretende Vorsitzende Anton Liebscher ehrte den Eifer, die Tat- und Willenskraft des Vor sitzenden, der das Vereinsschifflein glücklich in Sturm und Sonnen schein gelenkt hat, durch einen Trunk edlen Gerstensaftes auf dessen Wohl. Der Geehrte brachte auf das bisherige mustergültige Wirken von Anton Liebscher als Vorsitzender ein dreifaches „Gut Heil" aus. Darnach wurden Otto Heinrich, Oswald Tiebel, Max Ziegenhorn, Karl Köhler und Kurt Schmatze für langjährige treue Mitgliedschaft mit der Ehrennadel geschmückt. Gustav Müller zollte den Leistungen der Turnerfrauen herzlichen Dank. Vom Ehrenturnwart Otto Börner wurde betont, daß die Männerriege jeden Sonnabend Punkt 8 Uhr turnt und immer noch mehr Be teiligung erhoffe. Auch eine Frauenriege ist gebildet worden, welche jeden Montag abend ft-9 Uhr turnt und ebenfalls noch starker Teilnahme bedarf. 3. Punkt: Abrechnung vom Fest. Kassierer Paul Neubert zeichnete in groben Umrissen ein Bild von den Einnahmen und Ausgaben anläßlich der Turnhallenweihe und deS Bezirksturnfestes. Lehrer Kunze gab bekannt, daß sein Festmarsch für Klavier In nächster Zeit gedruckt erscheinen wird, um auch dadurch der Vereinskasse ein Scherflein zuzuführen. 4. Punkt: Verschiedenes: Am 5. September wird ein Preiskurven für alle, am 31. Oktober ein Wettkampf zwischen HainSberg und Oelsa, wo sich je 6 Turner am Barren, Reck, Pferd und an einer Freiübung erproben sollen, und ein Kränzchen abgehalten werden. Ueber die weitere Ausgestaltung soll in der nächsten Versammlung beschlossen werden. Sprüche und Turnerlieder wurden gesungen und trugen zur Fröhlich- und Gemütlichkeit bei. Rabenau. Zur Bekämpfung des Bettlerunwesens ist von den Stadtverordneten die Einführung von Bettlergutscheinen beschlossen worden. Es sind Karten im Werte von 20 Pf. mit 10 Abschnitten zu je 2 Pf. hergestellt worden, die im RalhauS, Stadtkasse, gegen Bezahlung entnommen werden können. Am die immer mehr über- kandnehmende Bettelei wirksam zu bekämpfen, wird gebeten, Bettlern künftig keine Geldspenden, sondern nur noch Bettlergut- scheine zu verabreichen. Die Einlösung der Gutscheine erfolgt nur in der Skadkkasse. Eine Annahme der Gutscheine von Geschäfts inhabern als GeldeSwerk ist unzulässig. Jedenfalls werden Gut scheine von Geschäftsinhabern usw. nicht eingelöst. Heidenau. Montag morgen gegen '/-9 Uhr brach in der Ludwig-Richter-Schule im OrtSkeil Gommern Feuer auS, daS sich von der Im Dachgeschoß liegenden HausmannSwohnung aus ver breitete und wahrscheinlich auf dl« Unvorsichtigkeit eines Schul knaben zurückzuführen Ist. Ein Teil der Möbel deS Hausmannes ! Ist mit verbrannt. Die Hälfte deS Dachstuhles stürzte zusammen. DaS HauS konnte von den eingetroffenen Feuerwehren, die etwa drei Stunden lang arbeiteten, gerettet werden. W ' Gottleuba. Sonnabend früh gegen '/«4 Uhr hat sich ein 17- ; jähriger (!) Forstlehrling am Rande deS Gondclkeiches einen tödlich wirkenden Schuß inS Herz beigebrachk, worauf er ins Wasser ge stürzt ist. Seine Brant ist bei der Tak zugegen gewesen und Mik InS Wasser gezogen worden. AuS den Vorgefundenen Briefen geht hervor, daß der Lehrling mit seiner Braut aus dem Leben Hal . scheiden wollen. . „ , Freiberg. Am 7. und 8. August fand In Freiberg der 4. säch- j fische KaufmnnnSjugendlag deS DHV. statt. Die Tagung war liberanS reich beschickt. Etwa 1800 junge Leute nahmen an ihr teil. Die Taanng begann mit einem beruflichen Wettbewerb. Am Sonnabend abend vereinten sich die Scharen der Jugend zu einem Festabend. Das reichhaltige Programm des Abends wurde durch weg von Mitgliedern der Kaufmannsjugend im DHV. bestritten. Der Sonntag wurde mit einem Feskgoltesdienst im Dom eingeleitet. Der Vormittag brachte dann die verschiedensten Veranstaltungen. Im Anschluß an den Festzug am Nachmittag erfolgte im Tivoli eine Kundgebung, die gleichzeitig den offiziellen Anschluß der Tagung bildete. Bei den verschiedenen Wettbewerben errang in der Ab teilung Entwurf einer Zeitungsseite Schlieder—Dippoldiswalde den einzigen Preis bei 40 Arbeiten. Claußnitz. In der Rüdigerschen Sandgrube wurde dep 49 jährige Arbeiter Oskar Ranft, der Baker von 8 Kindern ist, von hereinbrechenden Sandmaffen verschüttet und so schwer verletzt, daß er bald danach verstarb. Leipzig» 9. August. Die Kriminalpolizei nahm Heuke früh den Kaufmann Voigt, Inhaber des seit 50 Jahren in Leipzig bestehen den Papier- und Schreibwarengeschäftes Max Noske Nachf. und den Prokuristen dieser Firma Rodluff fest und führte sie der Staatsanwaltschaft zu. Verleitet durch den schlechten Ge chäfts- gang hat Voigt Darlehen ausgenommen und dafür die Ge chäfts- . einrichtung und die Warenbestände verpfändet. Das war in 50 Fällen geschehen und es wurden außerdem auch von 6 Leipziger Bankhäuser Darlehen in Höhe bis zu je 10 000 M. gegeben. So war schließlich die Geschäftseinrichtung und die Warenbestände insgesamt mit 400 000 M. verpfändet, während ihr Mert sich auß höchstens 160 000 M. beläuft. Die Darlehensgeber sind um minde stens 240 000 M. geschädigt. Der Betrug kam dadurch heraus, daß 2 Darlehensgeber sich in Noskes Geschäft trafen, wo ihnen zu gleicher Zett die Einrichtung verpfändet werden sollte. Lauchhammer, 9. August. Heute morgen spielte sich in der Arbeiterkolonie der Grube Ferdinand eine furchtbare Familien- kragödie ab. Ein Grubenaufseher schoß eine Frau im Verlaufe einer Auseinandersetzung nieder, drang in die Wohnung, wo er seine Braut und den seine Herrin verteidigenden Hund tötete. Hierauf schoß er sich eine Kugel in den Kopf. Meerane. In der bekannten hier spielenden Erpresser-Assäre wurde der Sohn des Obersteuersekretärs B. jetzt zu einem Jahr Gefängnis und zwei Jahren Ehrverlust verurteilt. Der junge B. hatte s. Zt. mehrere Schreiben an hiesige und Chemnitzer Indu strielle gerichtet, in welchen diese unter schwersten Androhungen zur Herausgabe größerer Geldsummen aufgeforderk wurden. Der Staatsanwalt hatte drei Jahre Gefängnis beantragt. B. saß schon seit 5 Monaten in Untersuchungshaft. Das 3. Jugendtreffen der D. T. fand am 31.7. und am 1.8. d. Z. in Hirschberg in Schlesien stakt. 10000 jugendfrische TurnerjungenS und -mädels aus allen Teilen unseres großen Vakerlandes waren nach der Stadt in den Bergen Rübezahls geeilt. Was sollte uns allen Hirschberg sein? Es sollte unS zum Bekenntnis werden zum neuen, seelenvollen Turner- tum. Der Weg dahin führt nicht ins Blaue oder in nebelhafte Feine, wie viele In Weimar geglaubt oder manche in Marburg gefürchtet hakten. Er geht aufwärts und vorwärts zu einem klaren Ziele. Der Weg Ist für uns die D. T., an der wir mit aller Treue hängen, für die wir mit aller Zähigkeit arbeiten wollen. Das Ziel ist Zahnsches Turnertum in seiner Einfachhrlt und Kraft, mit seinem Geborgensein in Natur und Volkstum, mit seinem Einklang von Geistig-Seelisch-Leiblichem. Wir stellen uns in Reih' und Glied mit allen Turnern und Turnerinnen, und wir arbeiten daran, Turnertum von allem, was auf bloß Aeußerliches geht, und von aller Künstelei und Annatur zu erlösen, es wieder ganz mit Jahnschem Geiste zu erfüllen. Daß wir nicht so viel sein würden wie in Marburg, war von vornherein zu erwarten. Dazu Ist die wirtschaftliche Not zu groß und Hirschberg zu abgelegen. Aber es sollte ja auch ein starkes Bekenntnis zum Deutschtum in der Grenzmark sein. Der Sonnabend abend führte schon Tausende von Anwesenden in schmucker Tracht und mit Wimpeln zusammen auf den Markt platz, wo unter gestirntem Himmel bei Fackelschein, nicht in bier seliger Begeisterung, die Begrüßung stattfand. Zunächst sprach der Bürgermeister von Hirschberg Im Namen der Stadt. Für den Regierungskreis fand Regierungspräsident Or. Poeschel—Liegnih treffliche Worte. Begeisternd redete Kreisjugendwart Andre— Hersfeld von den Zielen der Jugendbewegung in der Deutschen Turnerschaft. Im Mittelpunkt des Treffens stand wieder die Morgenfeier am Sonntag. Lange noch werden wir die heiligen Schauer spüren, die über uns kamen in dieser feierlichen Stunde in der Gnaden kirche. Der Einzug der vielen hundert Wimpel bei Orgelklang, der innige Gesang der Spandauer Jugendlurnerinnen und als Krönung die feurige Ansprache des Jugendwarles der D. T. von vr. Neuendorff bleiben uns Teilnehmern unvergessen. Ganz besondere Weihe wurde der Feier dadurch verliehen, daß Ludwig Wüllner—Berlin, der große Mensch und Künstler unter uns war. Er sprach Gedichte von Goethe, Schiller und Hölderlcln und den 1. Akt aus dem Faust und machte unsere Herzen anfglühend. Nach dem Auszug durch die Stadt, bei dem die Verbunden heit mit der heimischen Bevölkerung stark zum Ausdruck kam, ver einigten sich alle Teilnehmer auf der Festwiese vor der Stadt. Was sich hier dem Beschauer bot, war eine Freude sür Augen und Herz. DaS war deutsche Jugend, bei Spiel und Tanz, beim Turnen, bei Gesang und dramatischen Darbietungen. Den Beschluß des Treffens bildete eine Grenzlandfeier. Beim lodernden Feuer und Im Fackelschein sprachen sür den Osten Justizrat Ablaß und Walther Grabow sür das Rheinland. Warm und eindringlich sprachen beide für die Einigkeit im deutschen Volke und gegen die unselige Wühlarbeit der Parteien, und es war ein unvergeßlicher Augenblick, als auf deS Redners Auf forderung hin die vielen Tausende die rechte Hand zum Schwur erhoben, der mit Schillers Morten aus dem Teil von allen laut gesprochen wurde. Die Begeisterung löste das Deutschlandlied von den Lippen und mit dem Liede: „Wenn alle untreu werden, so bleiben wir doch treu," gingen wir bewegten Herzens auseinander. Das Schlußwort sprach Dr. Neuendorff, der von seinen Scharen Immer und immer wieder gerufen wurde. „Auf Wiedersehen", so rief er uns zu, „Nun geht an eure Arbeit, die der D. T. und dem geliebten deutschen Volk gilk." Konnte das Tressen einen schöneren Abschluß finden?