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Chronik des Tages. — Die NcichSrcgieruna hat am 6. L. MtS. beschlossen, den Reichskanzler a. D. Dr. Luther zum Mitglied des Ber- «valtungöratS der Reichsbahn zu ernennen. — Der verstorbene Geheimrat Wiedfcldt wirb am Don» verStag nachmittag in Essen bcigescht werden. Der Reichs» Präsident, der Reichskanzler und die Minister haben Vet- Leidstelegramme an Frau Wiedfeldt gerichtet. — Der Reichöbaulütskont ist von Oki auf 6 Prozent er- mäßigt worben. — Im Thüringer Landtag ist es zu heftigen Tumulten gekommen. — Der englische Premierminister Baldwin ist von feiten L§r Gewerkschaften angegriffen worden. Der AuSnahmezu- sümd dauert, laut Beschluß des Unterhauses, an. Produktion und Kapital. Der soeben erschienene Halbjahresbericht der Reichskreditgesellschaft enthält eine Uebersicht über die Entwicklung unserer Produktion, wobei das deutsche Wirtschaftsproblem im wesentlichen als ein Absatz problem behandelt wird. Die Produktion war in dem Umfange, der 1925 erreicht worden war, nicht «rufrecht zu erhalten. Sluch tritt 1925 bereits erkennbar hervor, daß eine Verschärfung des Wettbewerbs und in einigen Industriezweigen eine Stillegung der mit höheren Kosten arbeitenden Betriebe zu Gunsten der mit geringeren Kosten arbeitenden unvermeidlich sei. Allerdings scheint diese Absatzverringerung im Laufe des Halbjahres 1926 keine Fortschritte mehr gemacht tzu haben. Nur auf dem Baumarkt ist ein erheblicher Rückgang in diesem Jahre zu verzeichnen gewesen. Die Preisentwicklung spiegelt wesentlich eine sich steigernde Erschwerung des Absatzes wieder. Die Ent wicklung der Ausfuhr brachte Ende 1925 eine zwar langsame aber stetige Aufwärtsbewcgung, die auch noch tn den ersten Monaten 1926 Fortschritte gemacht hat. Die Steigerung der Ausfuhr trägt keinerlei Zeichen eines SchleuderverkaufS an sich, sondern wird von einem allmählichen Ansteigen der Ausfuhrpreise begleitet, während die Jnlandpreise im Sinken begriffen sind. Eine Fortdauer dieser Entwicklung hat einen Schutz gegen willkürliche Zollerhöhungen im Ausland zur Notwendigkeit gemacht, der auch in einer großen Reihe der jüngst abgeschlossenen Handelsverträge maßgebliche Tendenz wurde. Zur Verringerung des Wettbewerbs im Außenhandel haben sich internationale Vereinbarungen von Industrie zu Industrie als wesentlich erwiesen. Selbst bei günstigster Gestaltung unserer Außenhandels beziehungen lassen sich aber die Lücken, die durch Verlust der Auslandsguthaben und ihrer Erträgnisse entstan den sind, — sowie durch die Reparationsleistungen und sonstige Schuldverpflichtungen an das Ausland noch entstehen, — nur allmählich aussüllen. Die durch diese ganze Entwicklung notwendig ge wordene Widerstandskraft, für die vor allem eine Um stellung auf eine höhere Erträge bietende Produktions weise erforderlich ist, setzt das Vorhandensein entspre chender Kapitalreserven voraus. Während 1925 der deutsche Kapitalmarkt sich gegenüber dieser Be lastung als noch zu unelastisch erwies, hat seit dem Herbst 1925 langsam eine Entspannung eingesetzt, die tm ersten Halbjahr 1926 Fortschritte gemacht hat und auf eine Reihe Sonderursachen zurückzuführen ist. Als eine ihrer wichtigsten ist die Verminderung der Lager ausländischer Rohstoffe und Fertigwaren anzusehen, die bei gleichzeitiger Steigerung der Ausfuhr durchgeführt werden konnte. Die Verminderung der Einfuhrwerte beruht aber nicht nur auf einem Rückgang der Ein fuhrmengen, sondern auch aus dem am Weltmarkt sich vollziehenden Preisumschwung für einzelne wichtige Rohstoffe. Die Ausländsanleihen, die ebenfalls we sentlich zur Erleichterung des deutschen Kapitalmarkts beigetragen haben, konnten zunächst nur auf dem großen amerikanischen Markt ausgenommen werden. Die An leihen selbst haben dem deutschen Kapitalmärkte einen Teil seiner Unabhängigkeit und Elastizität wiederge geben. Besondere Beachtung verdient der unmittelbar aus Ländern mit schwankender Währung kommende Kapitalzustrom sowie die hier — aber auch vor allem in den Vereinigten Staaten — hervortretende Neigung des Auslands zum Erwerb deutscher Wertpapiere. Die Notwendigkeit, größere Kapitalreserven bereit zu halten, dürfte für die nächste Zeit die Politik unserer Banken entsprechend beeinflussen. Die Reservebildung wird j auch dadurch erforderlich, daß die Gefahr von schnellen und schroffen Konjunkturverändcrungen für uns sowu > den gesamten Weltmarkt zunächst dauernd besteht. Neue Verhandlungen? Vor einer Wendung in der Fürst enabfin- dungsfrage. j Ter Generalbevollmächtigte der Hohenzollern, von > Berg, hat ein Schreiben an die Preußische Staotürcgie- rung gerichtet, worin er ans der Grundlage des Vcr- ! trags vom 12. Oktober 1925 in neue Verhandlungen j über die Abfindung des Prenßischen Königshauses ein- > treten will. Der Brief lautet: „Die preußische StuatSregicruna wird mir bestätigen können, daß ich mich seit Uebcrnahme der Vertretung deS Königlichen Hauses unablässig bestrebt gezeigt habe, die Vcr- mögcnsauscinandersetzuug auch unter weitgehenden Verzich- ! ten, die bis znr Preisgabe von 83 v. H. der VcrmögenSmasse i durch das Königliche Haus gegangen sind, im Wege einer : Verständigung dnrchzusühre». Die preußische Staatsregic- § rung wird mir weiter darin zustimmen, daß cs sich angesichts der beklagenswerten, aus andere» Gründen in unser schwer , leidendes Volk hineingetragenen Erregungen tn den letzten Monaten für die Vertretung des Königlichen HauscS verbot, durch Hcraustrcten mit neuen Vorschlägen absichtlichen Miß- s Lcutungen auSgcseht zn werden. ' Nachdem aber die zur Abänderung des Vertrages vom i 12. Oktober 1928 eingcschlagenen Wege — der Volksentscheid , wie auch die retchsgesctzlichc Regelung — zu einem Ergebnis nicht geführt haben, ist cs mir Pflicht, nunmehr die Initiative zn ergreifen, um den Gegenstand der Beunruhigung nuferes öffentlichen Lebens endlich ans der Welt zu schaffen, und ich erkläre mich Laber hiermit bereit, die Beraleichsverhand» lünge» auf der Grundlage deö Vertrages vom 12. Oktober 1926 möglichst bald wieder aufzunehmen.* Interessant ist, daß beinahe gleichzeitig auch tm PreußischenLandtag die Frage neue Erörterung findet. Die Deutsche Volkspartet hat durch den Abg. von Campe einen Antrag gestellt, die Regierung möge sich doch mit den Hohenzollern verständigen. In der Begründung sagte von Campe, es sei höchst« Zeit, das öffentliche Leben von diesem Problem zu be- freien, um wieder an die Arbeit tm Interesse des Vater landes gehen zu können. Ministerpräsident Braun antwortete kurz, auch die Regierung habe ein Interesse an der Lösung des Problems und es werde mit Beschleunigung verfolgt, aber so, „wie es im Inter esse des Staates liegt." Demnächst werde sich das Staatsministerium damit befassen. Politische Rundschau. — Berlin, den 7. Juli 19211. ' — Der Preußische LandtagSausschuß, der sich mit der Groß-Hamburg-Frage befaßt, vertagte sich nach kurzer Ver handlung auf September. — Der Reichskanzler begibt sich Ende der Woche zu den Kampfspielen nach Köln. — Im Danziger Bolkstag wurde nach erregten Debat ten das Tabakmonopolgesetz angenommen. Damit ist daS Tabakmonopol im Freistaate Danzig eingefithrt und die von Polen geforderte Angleichung der Danziger Gesetzgebung an die polnische Gesetzgebung vollzogen. :: Die Trauer um Wiedfeldt. Der Reichspräsident hat an die Gattin des verstorbenen Botschafters Wied feldt ein Beileidstelegramm gesandt, ebenso der Reichs wirtschaftsminister Curtius und Reichskanzler Dr. Marx. Der Reichskanzler sandte außerdem an Dr. Krupp von Bohlen und Halbach ein Beileidstelegramm, in dem er die Verdienste Wiedfeldts um die Kruppwerke hervorhob. :: Hilfe für die Binnenschiffahrt. Der Reichs verkehrsminister hat an den Neichs-Wasserstraßen-Bei» rat ein Schreiben gerichtet, in dem er über Kreditmatz? nahmen des Reiches für die Deutsche Binnenschiff fahrt Mitteilungen macht. Ein Kredit von 30 Mil lionen könne nicht in Betracht kommen. Die Preußische Regierung habe sich bereit erklärt, das Kapital der bei den Schiffskreditbanken in Duisburg und Berlin soweit auszufüllen, daß die Banken in der Lage sein werden, ihr Schtffshypotheken- und Schiffspfandbriefgeschäft von neuem aufzunehmen. Es sei ferner daran gedacht wor ben, die Stützungsaktion der Schiffshypothekenbanken durch die Preußische Regierung mit einer Stützung der Pfandbriefe durch das Reich zu verbinden. :: Urteil im Paßfälscherprozeß. In dem Paß- fälscherprozeh gegen Herpolt und Genossen vor dem vierten Strafsenat des Reichsgerichtes Leipzig wurde nach dreitätiger Verhandlung folgendes Urteil gefällt: Die Angeklagten werden wegen Vergehens gegen Pa ragraph sieben des Republtkfchutzgesetzes sowie wegen unbefugten Waffenbesitzes und Urkundenfälschung ver urteilt, und zwar Herpoldt zu vier Jahren Zuchthaus und 500 Mark Geldstrafe; Husemann zu zwei Jahren drei Monaten Gefängnis.und 300 Mark Geldstrafe; Mchlbaum zu zwei Jahren neun Monaten Gefängnis und 300 Mark Geldstrafe. :: Las Ehrenmal am Rhein. Der Ausschuß des Reichstages für die besetzten Gebiete hat am 2. Juli folgende Entschließung gefaßt: „Der Ausschuß des Reichstages für die besetzten Gebiete bittet die Reichs- cegterung, mit allen Kräften dahin zu wirken, daß das Reichsehrenmal seinen Standort am Rhein erhalte. Ein Reichsehrenmal am Rhein wäre für die unter der Be setzung leidende Bevölkerung Stärkung und Anerken nung, für ganz Deutschland eine Mahnung im Stre ben nach der Befreiung des besetzten Gebietes." Rundschau im Auslande. t Wie aus Moskau gemeldct wird, sind in Jekatarin- burg neue Veruntreuungen staatlicher Gelder bei der Mili tärbehörde festgestcllt worden. Im Zusammenhang damit sind 14 Militärbeamte verhaftet und dem Kriegsgericht über- geben worden. ; t Der Präsident der griechischen Republik hat Zavitzt- anos mit der Bildung der Negierung betraut. ? In Paris ist der französisch-dänische SchiedSgerichts- vertrag unterzeichnet worden, der eine friedliche Regelung aller Streitfälle vorsieht. H Ministerpräsident Briand hatte eine Unterredung mit Börenger, dem französischen Botschafter in Washington. Es handelte sich um das Schuldcnabkommen mit Amerika, das jetzt ratifiziert werden soll. * Polnische Schikanen. 4 Das polnische Generalkonsulat in Berlin hat im letzten Augenblick das Visum für den Sammelpaß für die Reise Berliner Kinder zu Verwandten in die ehemals deutschen Gebiete von Posen und Westprcußen verweigert. Damit ist 400 erholungsbedürftige» Grotzstandtkindern einen Tag vor der Abreise die Möglichkeit eines Ferienaufenthaltes auf dem Lande genommen worben. Heftige Angriffe gegen Baldwin. Aus London wird gemeldet: Die große Bitterkeit, die bas bei Beendigung des Generalstreiks zwischen den Eiscu- bahnergewerkschaften und den Eisenbahngesellschaften abge schlossene Abkommen bei den Gewerkschaften hervorgerufen hat, führte auf der Jahresversammlung der Eisenbahncrge- wcrkschasten in Weymouth zu äußerst heftigen Angriffen ans Premierminister Baldwin. Der Präsident -er Gewerk schaft, Dobbie, bezeichnete Baldwin als einen gefährliche» Heuchler, der die Rechte der englischen Gewerkschaften mit § gesetzlichen Mitteln verkrüppeln wolle, Baldwin habe sich ! als ein Mann des Friedens bezeichnet und gesagt, daß er § den ersten Schuß nicht abgcbcn würde. Er habe jedoch bei > seiner ganzen Amtszeit die Arbeiterschaft bekämpft. Er habe erklärt, daß cs nicht seine Absicht sei, den Lcbensstan- ! darb der Arbeiter herabzudrückcn, dennoch habe er hartnäckig j eine Politik der Lohnreduzierung verfolgt. Tie Frankensanierung. ? Der jetzt vorliegende Bericht der Finanzsachverstän digen erlebt in der Presse recht verschiedene Beurteilung. Der Quvttdien z. B. kritisiert mit großer Schärfe die Stelle deS Sachvcrständigcnberichtcs, die sich mit Stcncrsragen be schäftigt. Das Blatt beklagt sich darüber, daß alle Lasten ans Kosten der Nichtbesitzcnden nnd die Erleichterungen zu Gun- i stcn der Besitzenden gingen. Die Sachverständigen hätten nicht etngcsehen, daß sie eine schreiende Ungerechtigkeit be- . gangen hätten. Der Führer der rechten Gruppe der Sozi; j Mistest«' Renaudel, hielt in Tonlou auf einem Parteikongreß Line Rede, die sich gegen den Bericht der Sachverständigen und die Pläne Caillau? richtete. Die Sozialisten könnte» niemals für diese Projekte stimmen. DaS Pariser Blatt Ere Nouvelle meint, Frankreich könne eine Art Dawesvlan sehr wohl annehmen, denn dieser Plan habe Erfolg gehabt. Um da» deutsch-französische Provisorium. r In dem jetzt veröffentlichten Sachverständigenbericht liest man an versteckter Stelle die Weisung, die Einnahmen aus den Zöllen zu verdoppeln. Damit erklärt sich der Wt- -erstand der französischen Negierung, eine Bindung an ein Zollniveau einzugehen. DaS Provisorium basiert aber aus Ler Bedingung, daß keine Aenderung der Tarife eintritt. Es ist also zu befürchten, daß bas Provisorium gefährdet ist. Trotzdem behauptet der französische Handelsminister Chapsal, Laß die letzten Schwierigkeiten zum Abschluß deS Handels- Vertrages behoben seien. Iufttzdebatte. i «u» dem Preußische« Landtag. , - Berlin, Len S. Juli 192V. ' Heute begann tm Landtag die Beratung des Justizetats, Hierbei beschäftigte sich der Abg. Kuttner lSoz.) zunächst aus führlich mit dem Beschluß des Preußischen RtchtervereiuS tn Sache» des Senatspräsidenten Großmann. Offenbar nm zu beweisen, daß der Richter zur Republik innerlich nicht feindlich eingestellt sein dürfe, sei der Republikaner Groß mann ausgeschlossen worben. Der Beschluß bedeute eine Be stätigung der von Großmann geführten Beschwerden. Ein Amtögerichtsrat Keil habe in der Versammlung deS Preu ßischen Richtervereinö gesagt: »Warum wollen wir Groß mann den Gefallen tun, ihn wegen seiner Zugehörigkeit zum Republikanischen Richterbund auSzuschließen? Suchen wir lieber Verstöße gegen die Satzung, damit ersparen wir nnS gegen uns gerichtete Resolutionen.* DaS nennt man, wie der Redner betont» in Richterkreisen, »ein Urteil revi» sionsfest* machen. Es sei noch nichts bekannt geworden, daß Ler Preußische Rtchterverein gegen Bewersüorff eingeschrit ten sei, der von dem »Sattlergesellen -a oben* sprach und dem man trotzdem zutraute, daß er über den Reichspräsiden ten Ebert objektiv Recht sprechen werde. Nach Kuttner sprach der drutschnationale Abg. Deerberg, Ler den preußtsschen Richterverein in Schutz zu nehmen suchte. Deerburg mußte zugeben, baß in weiten Kreisen des deut sche» Volkes nicht daS Vertrauen zur Justiz.besteht, wie eS erforderlich wäre. Er kam dann auch auf die Beschlagnahme politischen Materials bet den Industriellen zu sprechen. Er erklärte, der Berliner Polizeipräsident hätte dem Richter das Material zuleiten müssen. Wenn Ministerialdirektor Abegg von einen: staatlichen Notrecht gesprochen habe, so erklärte Deerberg unter Widerspruch der Linken, dann hätte dieses Notrecht nicht von Polizetorganen andgeübt werden dürfen. Abg. Stendel sDvp.s erinnerte die Deutschnationalen an ihr Verhalten in der Aufwertungsangelegenheit, aus dem sich ergebe, baß sie nicht in der Lage wären, anderen Par teien Vorwürfe zu machen. Der Redner wandte sich sodann gegen die Angriffe des Abg. Kuttner gegen den Preußischen Rtchterverein. Im Falle Großmann habe sich der Rtchter verein auf den Standpunkt gestellt: Wir schließen Groß mann nicht wegen seiner Mitgliedschaft zum Republikani schen Richterbund aus, sondern wegen seiner verhetzenden und zersetzenden Agitation gegen die preußische Justiz. (Sehr richtig! rechts.) Abg. Dr. Grzimek lDem.j betonte, daß das geltende Recht mit dem Volksempfinben in Einklang gebracht werden müsse und umgekehrt. Damit schloß die Besprechung des JustizhauShalts und es folgte die des Knltnsetats. Kultusminister Dr. Becker nahm zum Lessing-Konflikt Stellung. Professor Lessing halte auf Grund der ihm zur Last gelegten, mannigfach zitierten Ausführungen auf diszi plinarischem Wege nur durch einen Nechtsbruch aus seinem Amte entfernt werden können. Die UntcrrichtSverwaltung habe übrigens nicht, wie in einer der großen Anfragen angenommen worden ist, in bas Diszivltnarrecht der Tech nischen Hochschule Hannover ctngcgriffen, vielmehr haben die akademischen Behörden der Technischen Hochschule Han nover kraft des ihnen zustehenden Rechtes von sich aus die Diszivlinargerichtsbarkeit ordnungsgemäß durchgeführt. Bei grundsätzlichem Festhalten an dem Prinzip der Selbstverwal tung, so betonte der Minister zum Schluß, könne das Staats ministerium nicht daraus verzichten, in Ausübung feiner Pflicht znr Aufsicht auch über den studentischen Teil der Hochschulen ans ein sparsames Wirtschaften mit den den Studenten auferlegtcn Zwangsbeiträgen hinzuwirken. Nachdem Minister Becker noch erklärt hatte, daß er dem sozialdemokratischen Antrag zustimmen könne, dahin zu wir- ken, daß die Prügelstrafe in Len Schulen wenigstens nicht mehr wegen mangelnder Leistungen oder Unaufmerksamkeit angewcndet werden solle, wurde die Sitzung unrerbrochcn. Für den Landwirt. Neichsbank und Preußenkasse. Eine Kreditaktion, die den Zweck hat, der Land wirtschaft die Erfüllung ihrer Zahlungsverpflichtungen im Herbst zn erleichtern, ist soeben zwischen »er Reichs bank «nd der Preußischen Zentralgenossenschaftskasse beschlossen worden. Im Grunde handelt es sich um eine Stundungs aktion für fällige Verbindlichkeiten. Den Landwirten, die den genossenschaftlichen Warenorganisationen Ge treide verkaufen, soll eine vorläufige Anzahlung bis zu 60 Prozent des Wertes der abgelieferten Ware in Form eines Wechselakzeptes der Warengenosfenschaft gegeben werden. Dieses Akzept diskontiert der Land wirt dann bei seiner genossenschaftlichen Kreditorgani- sation, von wo es weiter an die Preußische Zentral- gcnossenschaftskasse geht. Die Preußenkasse ihrerseits kann die Wechsel dieser Bank im Bedarfsfalls an die Neichsbank we»tcrlciten. Für die Preußenkasse ver stärkt sich die Sicherheit durch die Haftung der Ge nossenschaften, und der Neichsbank endlich haftet auch die Preußenkasse. Der Aufbau dieser Krediteröffnung ist also einfach. Sie dürfte für die Landwirtschaft UM so segensreicher werden, als den Genossenschaften die Verpflichtung auferlegt worden ist, die Unkosten für den Landwirt so niedrig wie möglich zu halten. Neue Llnwetter über Berlin. Beträchtliche Ueberschwemmungen im 'i Wcsten Berlins. Das große Unwetter, das am Sonntag nachmittag die erschütternde Katastrophe bei Wollersdorf zur Folge hatte, fand im Laufe des Montags Nachmittags und Abends seine Fortsetzung.