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Blume und Herz. Wie ängstlich mich die Blumen zittern, Etbranst ein Ttnrm in ihrem Flor, So duften sic nach Ungewittern Doch süßer noch, alö je zuvor.. Verscheucht -arnm die bangen Klagen, Wenn ener Herz ein Leid erfüllt, Ein Herz kann nie so wonnig schlagen, Wenn seinen Kelch kein Sturm durchwühlt. Vincenz ZuSner 1874). Pfiffichen. Humoreske von Erich Walter. (Nachdruck verboten.) Eine unserer gefurchtesten Verwandten ist Tante Tina, unsere geschworene Erbtante. Sic ist trotz ihres Wyen Alters nicht etwa so enrpftndlich und launisch ÜM wetterwendisch wie die meisten Tanten ihrer Art, sie ist sogar sehr nett und umgänglich. Aber sie hat M-n kleinen Hund, das ist ihr Pfiffichen, und wenn stickst sich dessen Feiudschast zuzieht, hat man es auch mit bet: Taute verdorben. Pfiffichcn ist ihr Augapfel. Taute Tina war auf Besuch gekommen. Tante Tina hatte Pfiffichcn selbstverständlich mitgebracht, die ses süße Hündchen, dieses liebe, treue, anhängliche Tier, das fette, gemeine, gefräßige Vieh. Tante Tina ist eine Seele von Mensch, alt wie Haler Blücher, zäh wie ein alter Tiger und reich wie em Maharadscha. Die Ansprüche, die sie noch an das 'Leben stellt, sind sehr gering. Sie trinkt des Morgens eine Tasse Bohnenkaffee und ißt dazu ein halbes Bröt chen, mittags genießt sie einen Teller heißen Wassers, mit etwas Griesmehl darin, unter dem Namen „Fleischsuppe", und abends trinkt sie etwas Kakao. Damit ist sic zufrieden, vorausgesetzt, daß Pfiffichcn auch sein Futter hat. Alle Leckerbissen, wo man hat und worauf Tante Tina verzichtet, sind für Pfiffichen gerade gut genug. Pfiffichen wiegt höchstens zehn Pfund, aber er frißt jeden Tag mindestens das fünffache seines eigenen Ge wichtes an Feinkosthappen, Süßigkeiten, Plätzchen und Kuchen. Dabei ist er faul wie ein altes Solei und raffiniert wie eine Steuererklärung. Als wir zu sammen am FrüWückstisch saßen, reichte ich ihm die eben abgezogene Wurstpelle zur gefälligen Benutzung. In der anderen Han- hielt ich die abgeschälte Wurst. Pfiffichen hatte die Lage sofort erfaßt. Er schnappte nach -er Pelle, biß mich aber dabei in die Finger und entriß, als ich entsetzt auf Lie vorquellenden Bluts tröpfen starrte, Ser andern Hand die Wurst und ver schwand unter dem Sofa. Tante Tina war entzückt. „Das ist ein kluges Tier!" rief sie aus. „Ihr ölaubt nicht, was für Toll- Wten er schon gemacht hat! Nein, so schlau!" Sie rächte laut auf vor Freuöö. Ich pflichtete shr begeistert bei, während ich heim- Nch myn TaschÄtM Legen Lie blutigen Finger preßte. LAKUW» »» L AH. SV DM »M WM, Ler attf ünerWrliche WM hierhergekommen Mr, lag vor meinem vis auf Lid Erde verabreichenden Bücherregal und hatte aus dem untersten Fach ei,reu Band hervorgezogen, den er heftig und ohne aufzublik- ken in Stücke riß. Mit Schaudern gewahrte ich, daß es ein Band der Goetheausgabe war, die ich beim letz ten Preisrätselausschreiben gewonnen hatte. Das war zu viel! Das mutzte gerochen werden! Ich fühlte, daß meine Seele vor Wut hart und schwarz wie Kautabak wurde. Noch am gleichen Tage kaufte ich Rattengift. Kaufte autzerdem eine Wurst und verleibte ihr eine ordentliche Portion des Giftes ein. Dann lockte ich Pfiffichen auf mein Zimmer und hielt ihm die Wurst vor. Pfiffichen glotzte die Wurst au. Glotzte mich an. Kehrte mir und der Wurst den Rücken. Ich lockte. Ich hielt Pfiffichen die Wurst dicht un ter die Nase. Er schnupperte, zog die Nase zusammen und kroch unter den Ofen. Wutentbrannt warf ich die Wurst zum Fenster hinaus. Ich weiß bestimmt, daß ich mir dann die Hände gewaschen habe. Aber es scheint doch, datz etwas von dem Rattengift an meinen Fingern kleben blieb. Denn nach dem Abendessen bekam ich fürchterliche Magen- schmerzen mit Erbrechen und Fieber. Ein Arzt mußte mir den Magen anspumpcn. Pfiffichen stand daneben und bellte schadenfroh. In der Nacht schlief ich nicht. Der Gedanke, daß ich gegen Pfiffichen den Dümmeren gezogen hatte, fraß an meinem Herzen und lieh mich nicht zur Ruhe kommen. Am nächsten Tage konnte ich nicht aufstchen. Fünf Tage lang lag ich zu Bett. Als ich wieder auf stehen konnte, reiste Tante Tina ab. Ich brachte sie und Pfiffichen zur Bahn. Als der Zug abfuhr, winkte ich. Tante Tina hielt Pfiffichen zum Fenster hin aus, damit ich ihm auch winke-wtnke mache. Pfiffichen streckte zur Antwort die Zunge heraus nud jappte höh nisch. Dann fuhr der Zug nm die Kurve und ver- schwanL. Pfiffichen tat ein Gleiches. . .. . S-sA Vom Zigeuner zum Fürsten. Von Engelbert Wittich. Oft steht die Wiege des einen im Palaste der Gro ßen, sein Grab aber verschwindet im Dunkel der Ver gessenheit, während ein anderer sich einen Weg von der Hütte der Armen bis zum Palaste bahnt und die Nach welt zwingt, ihm ein Denkmal zu errichten und seine Taten in den Annalen der Geschichte aufzuzeichnen. Ein Mann letzterer Art war Walter Reinhard. Er war von sehr niedriger Herkunft, ein acborener Zi- Die neuen Gedenkmcbaillen, _ die von nun ab in Preußen von der altpreußischen evcst»- gelischen Landeskirche wieder Angeführt wurden und die aus Anlaß der goldenen Hochzeit verliehen werden. geuper. Sein fürstliches Grab wird jedoch noch laMe dästehen, um Lie Nachwelt an seine Taten zu erinnerst. Das romantische Lebensschicksal dieses deutschen Abey- teurers und Zigeuners hört sich wie ein indisches Märchen an. Walter Reinhard war, um der Blutrache seines Stammes zu entgehen, gegen Ende -es 17. Jahrhun derts auSgewandert. Er trat in französische Seebtenste und landete in Ostindien in einer Zeit, wo sich England und Frankreich um die Herrschaft dieses Landes strit ten. Bald nach seiner Landung in Ostindien kam es zur Schlacht bei Plassey, und die Franzosen, bei denen sich Reinhard auch noch befand, wurden zum größten Teil geschlagen. Die zersprengten französischen Trup pen bildeten einzelne Trnppcnkörpcr und wühlten selbst ihre Führer. Eine Truppe vou 200 Mann kämpfte unter Reinhard und verschiedenen indischen Fürsten gegen die Engländer. Reinhards Truppe galt bald als unbesiegbar. Er stand 28 Jahre in rauhen Kriegsdiensten und durchzog ganz Indien. Nach diesen langjährigen und bewegten Kämpfen wurde Reinhard, der sich große Verdienste »m das indische Volk erwor ben hatte, von dem indischen Kaiser mit dem frucht baren Ländchen „Sardhana" beschenkt und zugleich zum indische» Fürsten erhoben. Damit sollte seinem bisherigen ruhlosen Leben ein Ziel gesetzt sein. Das Land Sardhana umfaßte ein Gebiet von 250 Quadratmcilen mit 955 Dörfern und Städten. Rein hard unterhielt einen königlichen Hof, bezog hohe Ein künfte und hatte eine Armee von 20 000 Man». In der Regierung seines Landes war er als Fürst vollstän dig unabhängig. Im Jahre 1770 heiratete er die Toch ter des Fürsten Ahad Khan, die als besondere Schön heit galt. Sie war sehr anziehend und eine Frau von außergewöhnlichen Gcistesgaben und hervorragender Eharakterstärkc. Ihr fürstlicher Gemahl, Reinhard, widmete sich jetzt anderen Dingen als dem rauhen Kriegshandwerk. Er baute Kirchen und stiftete Milli onen für gute Zwecke. Die Ehe blieb kinderlos. Als Reinhard starb, hinterließ er ein riesenhaftes Vermö gen? er liegt begraben in Agra. Drucksachen aller Art /. L Iehne Kaman van Valsgong Marken lpk, Forstetzurg.) „Allo venk' dir, der Dr. Wedle plagt sich ab, die Michaels >um Geständnis zu bringen. Gestern hatte er den Werner oor. Du weißt schon, den, der manchmal fast lustig ist. Kachdem er Ihn eine Viertelstunde im Kreuzverhör hat, Iriegt es der Werner satt und sagt zum Wehle: „Herr Dok tor. ich bin ein gutmütiger Mensch und habe Ihnen doch vahrlich treu und brav geantwortet, aber nun habe ich es ölt! Ich bin bis zur Hauptverhandlung taubstumm!" Taub- itumm! hat er gesagt." Der Beamte wollte sich ausschütten, so gut dünkte ihm der Wiß- . „Und der Wehle, was hat er denn geantwortet?" „Gar nischti Er hat gelacht. — Dann hat er ganz höflich lefragt, wie er mit der Gefängniskost zufrieden sei und ob ne Behandlung ihm Anlaß zu Klagen gäbe." „Nun, und —?" „Es wären sehr nette Leute — hörst du's — sehr nette Leute, hat er gesagt. Der Fraß wäre ja nicht zu genießen, «ber er ließe sich ab und zu ein Schnitzel extra braten, dazu jabs man ihm ja die Erlaubnis erteilt." „Hm, sage mal, was denkst du. ob sie schuldig sind? Die Zeitungen bringen einen Artikel über den anderen. Es muß richtig eine Klique geben, die sie schuldig haben will." „Tscha, das ist schwer zu sagen, Kollege. Wenn du hier die Ruhe der beiden siehst, überhaupt wie sie sich geben, dann kannst du dir nicht vorstellen, daß die Staatskerle solch verbrecherische Halunken sind. Wenn du aber den Indi zienbeweis liest, dann müsfen sie es eben gewesen sein." „Es geht manchmal komisch zu. Der Zufall ist ein dummes Ding." „Ist er zweifellos! — Uebrigens, der Herr Klaus kriegl heute Besuch." „Donnerwetteri Lassen sie endlich mal jemand vor. Nq erzähl' mir nur, wenn du was hörst, interessiert mich kolossal." Sie schüttelten sich die Hände, und der Abgelöste ging schnurstracks in die Kantine. Der Untersuchungsrichter Dr. Wehle geleitete Herrn Esch- ler-Hochheim und Hanna selbst zu Klaus Michael. Er trai vor den beiden zu Klaus ins Zimmer. „Tag, Herr Michael." „Tag, Herr Doktor." „Sie erhalten Besuch." Klaus legte das Buch beiseite und horchte auf. „Wer soll zu mir kommen?" „Sie sind ein wunderlicher Kauz. Wissen Sie, daß Sie von früh bis abends Besuche empfangen müßten, wenn wü alle Besucher zu Ihnen ließen." „Da bin ich Ihnen einmal richtiggehend dankbar." Der Landgerichtgrat lachte leise, dann schüttelte er den Kopf. „Aus Ihnen wird kein Mensch klug." „Ich bin auch ein seltenes Phänomen." „Wie meinen Sie das?" „Sehr einfach. Ich bin ein anständiger Mensch. — Wei will denn zu mir?" „Herr Eschler-Hochheim und seine Nichte, Fräulein Hanno Echler." Mit verschlossenen Zügen saß Klaus am Tisch. In seinen Inneren wühlte es, ober nicht ein Muskel veränderte sich. „Wollen Sie den Besuch annehmen?" „Ja." Dr. Wehle öffnete die Tür. und Herr Eschler-Hochheim trat ein. Klaus trat ihm einige Schritte entgegen. „Herr Eschler-Hochheim, Sie wünschen mich zu sprechen?" Der Industrielle umfing sein Gegenüber prüfend mii seinen Blicken. Wahrlich, der Mann war von seltener Schön heit. Lag auch jetzt Herbheit auf seinen Zügen, Härte in seinen Augen, so begeisterte seine Erscheinung sofort, ent fachte bestimmt Sympathie. „Wollen Sie bitte Platz nehmen." Er ließ sich nieder und begann langsam zu sprechen: „Ich habe eine Nichte, Herr Michael, die uns alten Leu ten, meiner Frau und mir, so lieb wie das eigene Kind ist. Und unser Kind, wenn ich so reden darf, ist Ihnen sehr zu getan. Die Kameradschaft, die Sie und Ihr Herr Bruder mit Hanna pflegten, ist ihr Glück gewesen, und Sie dürfen mir glauben, daß Hanna sehr unter dem Unglück leidet, das Sie betroffen hat." Offen sah Klaus dem Sprecher ins Auge. In ihm würgte es. Er hätte am liebsten die Hände des Mannes genommen und sie herzlich gedrückt. „Ich bin mit Hanna gekommen, nicht, weil sich Hanno fürchtet, allein zu kommen, sondern weil ich Sie sehen wollte. Wir hängen an unserem Kind und glauben an Hanna Und darum wollte ich Sie bitten, geben Sie mir, ehe Sie mit Hanna sprechen, Ihre Hand darauf, daß Ihr« Hände frei von jeder Schuld sind. Meine Augen, die viel« » Menicyen sahen und prüften, glauben es von vornherein. Versprechen Sie es mir in die Hand." Klaus atmete tief auf, dann streckte c. dem edlen Mann« seine Rechte entgegen. „Meine Hände sind rein. Ich habe keine Schuld. Beim Andenken an meinen geliebten Vater verspreche ich es Ihnen." i Hanna trat ins Zimmer. Das Herz schlug ihr stürmisch s An der Tür blieb sie stehen. Mit strahlenden Augen sah sie auf den Geliebten. Der letzte Schatten fiel von ihrer Seele. „Kein Mensch, der dich ansieht, Geliebter, kann dich verurteilen," sagte eine Stimme in Ihr. Klaus war langsam zu ihr getreten. „Willst du nicht näher kommen, Liebste?" sagte er herz lich. Da schritt sie ungestüm auf ihn zu. Mit ihrer Selbstbe herrschung war es vorbei. Weinend und lachend vor Glück- ieligkeit hing sie an seinem Halse. „Du Lieber, Armer," flüsterte sie und küßte ihn. Klaus stand und rührte sich nicht. Wie ein Wunder wqr !s in seine Seele gezogen. Alles Harte, Herbe wich aud jeinen Zügen. „Du bist so gut, Hanna." „Ich weiß nicht, Liebster. Nur eins fühle ich. Daß ich -ich nie lassen könnte, so — egoistisch bin ich, Klaus, daß ich rich keinem anderen Menschen gönne. Ich bin vielleicht zar nicht so gut, aber lieb habe ich dich." Nach einer halben Stunde mußten sich die Liebenden 'rennen. Als am Abend Herr Eschler-Hochheim seiner Frau gegen- Sbersgß, fragte sie ihn: „Warst du bei ihm, Ernst?" „Ja." „Und?" „Es ist der rechte Mann, dem ich Hanna gern gebe. Ee st bestimmt unschuldig." Die alte Frau war glücklich. : iMWWWDMI Staatsanwalt Dr. Wälfung stand mit dem Untersuchungs lichter auf gespanntem Fuße, denn der Untersuchungsrichter satte sich allmählich zu der Meinung durchgerungen, daß dig brüder unschuldig wären. Es gab, als er diese Anschauung dem Staatsanwalt gegenüber vertrat, einen harten Auftritt zwischen beiden. „Haben Sie den Fall der Ilona Klengler vergessen, dis nlt ihrem unschuldigen Puppengesicht das Gericht samt allen geschworenen hineinlegte, oder den Fall des Bahnosslsten- vn Schösser? Das waren doch wahrlich Kerle — wenn man liess ansah, dann schüttelte man den Kopf, und ich selbst sötte am liebsten für Freispruch plädiert. Nein, Herr Untersuchungsrichter, wir wollen uns alle miteinander nicht «och einmal düpieren lasten Die Brüder sind schuldig, da« st meine Ueberzeugung. und wenn sie beide Eisendraht statt sterven in sich haben." Aergerlich und wieder halb schwankend geworden schwieg ter Untersuchungsrichter. (Fortsetzung.) Nr. öffenl ?röi^ Sor Stellen: anläßlich „Feuersch Erscheine: Mppc Flamme i erloschen, angenomn Hannes d« men müss- prächtigste spendende Dergängli welken d« führten w unserer t« wir in se als Zelche dieses sat pflegten f- der erlau! vielen Pi Nicolaikii ginn des moniumkl Friedhofs Blumenth und Gesa in Gottes durch den morgen ß Pfarrer sesaias 4 ein Predi Herrn der barung d« Gemeinde letzten Ki fürchtete ' nimmt. gedanken. reitung ai und Sege „Erquicke von Nr. und hoch Posaunen lassen. T Nicolaikir lichen Lie chen, nän Kraft anz> Dipp« Dortroge, am Mittv Thema: ,, führte au Ansichten treten, da Matth. 2 Redner b Gegenteil von einen der gegen in der an WIederku «ine sichtb aber lebe: auch die < in Offb. 1 bedeutete jeder Me so aufzufc Wolken. Z. Zt st«' der Erde werde, da Menschen irrige An 37—39, L Ein jeder davon en! daß die auch chroi der PropI Er (Chris! er es ja um welch! so sei sei! wir dem sichert sei