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Weißeritz-Zeitung : 10.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192605108
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19260510
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19260510
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-10
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 10.05.1926
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al« sk Nagel Verantwortlich« Redakteur: 8eNr Jehne. — Druck und Verlag: EarÜ Jedne in Divvoldiswalde. MU «s 92. Jahrgang Montag, am 10. Mai 1926 Nr. 107 Sippen >as ye rspruch sah fi« ' sprar» Dam It :n >e « nAr« rzen?' st, un» b Mei s« rraunea n t. >« b?" Körper eit fü, teiltan, heran, g aw en. > i» L er -e > heut« Sichler, en, di« ren — IS n ü- richtig, mess«, Kieses Blatt enthält -le amtliche» Bekanntmachungen -ex Amtshauptmannschast, -es Amtsgerichts ««- -es Sla-lrals Au Dippoldiswalde 'f !k >r e. H Anzeigenpreis: Vie 42 Millimeter breit« '> Petitzell« 20 RÄchSpfenMe. Eingesandt Lnd 1 Reklamen SO Reich-Pfennige. Iehu»i ungep i rin der s» im di«. Z Bezugspreis: Für einen Monat 2 Reichsmark Ä mit Zutragen, einzelne Nummern IS Reicht- a Pfennige. Gemeinde - Verbandt - Girokonto ? Nummer S. Fernsprecher: Amt DippoldlS- »aide Nr. S. Postscheckonto VreSden 12S48. m s »r h« Weitzeritz-Jettung Tageszeitung ms Anzeiger Kr Dippol-iswal-e, Schmie-eberg «.A Äe 8 nett 6 Zeltnug -kV BkAlvNs werde, die Arbeitslosen restlos wieder unterzubringen oder ihnen sonst wirklich zu Helsen, so daß bald auch der die Folgen der Arbeitslosigkeit spüren werde, der bisher davon verschont blieb. Auf der anderen Seite eine zersplitterte Arbeiterschaft. Hier sehe der Bund ein. Er sei das einigende Moment und wolle die Massen zusammenschweißen zu der Macht, die im unvermeidlichen Kampfe den Sieg erringen werde wie in England, denn die Lage der deut schen Regierung sei ähnlich der der englischen. An die Stelle der jetzigen Reichsregierung müsse eine Arbciterregierung treten: es müsse erkämpft werden das Rote Deutschland. (Beifall.) Kuhnert —Schmiedeberg bedauerte, bah das Proletariat der hiesigen Gegend bisher vernachlässigt worden sei: hofft, daß das ab jetzt anders werde, und forderte auf zur Anmeldung zu den neu zu gründenden Ortsgruppen Dippoldiswalde und Schmiedeberg. Mit dreifachem „Rot Front!" wurde die Versammlung geschlossen. — Ein hiesiger Teilnehmer an der gestrigen Demonstration der Roten Frontkämpfer war seinen Dresdner Genossen, die auf einem Lastauto ankamen, aus dem Rade entgegengefahren und hielt sich an dem fahrenden Auto an. Durch irgend einen Umstand verlor er die Herrschaft über sich, fiel vom Rade und wurde ein Stück geschleift, wodurch er sich eine Gehirnerschütterung und Verletz ungen der linken Körperseite zuzog. Besinnungslos wurde er auf gehoben. Arbeiter-Samariter leisteten die erste Hilfe und schafften den Verletzten sodann zu Sanikälsrat Dr. Voigt, der die Weiter behandlung übernahm. Dippoldiswalde. Aus dem hiesigen Gerichtsgefängnis ist Sonn tag der am 19. 12. 99 in Rottwerndorf geborene und in Glas hütte wohnhafte Händler Karl Franke entwichen. Er benutzte die Gelegenheit, als ihm -er Vertreter des beurlaubten 1. Gefängnis beamten eine Arbeit im Hofe verrichten lieh und kletterte über den hohen Zaun. Die sofort aufgenommene Verfolgung war er gebnislos. Franke hatte noch reichlich 6 Monate Gefängnis zu verbüßen und sollte in den nächsten Tagen in das Gerichtsgefäng nis Freiberg überführt werden. — Aus der Straße nach Reinholdshain, dicht hinter Dippol diswalde, scheuten gestern in der 7. Nachmittagsstunde die Pferde des Gutsbesitzers Keppter in Reinholdshain. Dutch das Lockern eines Riemens gerieten die Zügel den Pferden zwischen die Beine. Nur durch die Geistesgegenwart des Geschirrfahrers konnte ein Unglück auf der belebten Straße vermieden werden. — Die Pflichtfeuerwehr Dippoldiswalde sei nochmals an die heute abend stattfindende Hebung erinnert. — Nächste Mutterberatung Dienstag, den 11. Mai, nach mittags von 3—4 Uhr: nächste Tuberkulosesprechstonde Mittwoch, den 12. Mai, vormittags von 10—12 Uhr: beide Sprech stunden im Diakonat. Schmiedeberg. Am Palmsonntag hatte ein hiesiger junger Mann mit dem Rade seines Vaters einen kleinen Ausflug ge macht. Bei der Rückkunft besuchte er im Gasthof Schenk eine Abendveranstaltung, wobei er das Rad in der Hausflur des Gast hofs untergestellt haben wollte. Nach Schluß der Veranstaltung war das angeblich im Flur untergebrachte Rad verschwunden. Der erste Gedanke war Diebstahl. Die Polizei wurde verständigt und auch bei Radhändlern Nachfrage gehalten, ob etwa das „ge stohlene" Rad zum Kauf angeboten worden war. Jetzt nach vier Wochen stellte es sich heraus, daß das Rad weder im Flur unter gebracht, noch gestohlen worden war, sondern von dem jungen Manne selbst in einem ganz anderen Raume deS Gasthofs ein gestellt worden war. Dort wurde es vom Wirk entdeckt und nach einigem Hin und Her auch der Verlustträger ausfindig gemacht. Dresden. Megen des Himmelfahrts- und des Pfingstfestes tritt eine Verlegung von Schlachtviehmärkten wie folgt ein: Der Donnerstagmarkt am 13. Mai wird auf Mittwoch den 12. Mai verlegt, und in der Woche nach Pfingsten wird nur ein Schlacht- viehmarkt abgehalten, und zwar am Mittwoch den 26. Mai d. I. Dresden. Eine Falschmünzerwerkstatt wurde am 6. Mai 1926 von der hiesigen Kriminalpolizei in Kötzschenbroda aufgehoben. DI« dort wohnhaften Brüder Kühler, von Beruf Dentisten, haben seit Mitte März falsche Drei-Markstücke angefertigt und in Um lauf gesetzt. 3n Großenhain wurde einer der Brüder von einem geschädigten Geschäftsmann wiedereikannt und der Polizei über geben. Von den hergestellten etwa 150 Stück find die meisten in Dresden verausgabt worden. Dresden, 7. Mai. Auf der Schiffswerft und Maschinenwerst Dresden-Laubegast wird für die Sächsisch-Böhmische Gesell schaft ein neuer Seilenrad-Personendampser erbaut, der denNamen „Dresden" erhalten wird. Er soll noch in diesem Sommer in den Dienst gestellt werden. Die Länge des Dampfers beträgt 68 Meter, die Breite Im Hauptspand 6,9 Meter, über die Radkästen 13 Meter, während der Tiefgang mit Ausrüstung Kohlen 55 Zentimeter nicht überschreiten wird. Der Dampfer soll etwa 1200 Fahrgäste fassen. Freiberg. Allem Aberglauben zum Trotz ist am Freitag, 7. Mai, in Freiberg ein neues Verkehrsmittel ins Leben gerufen worden. An Stelle der dem Kriege zum Opfer gefallenen Straßen bahn ist als neueste Errungenschaft der Autoomnibus getreten. Mit vorläufig zwei Wagen, zu denen jeder Zett ein Reservcwagen zur Verfügung steht, ist der Betrieb ausgenommen worden. Die Wa gen, deren geschmackvolles Aussehen von unserem Straßcnbild bal- unzertrennlich sein dürste, haben 55 P8 Bremsleislung und weisen 26 Sitz- und 10 Stehplätze auf. Sie sind zunächst als Einmann wagen gedacht, in den Tageszeiten gesteigerten Verkehrs wir- sich aber wohl die Einstellung eines Schaffners nötig machen. Die Wagen, die übrigens auch heizbar sind, sind vorläufig nur gemietet, da -ie ganze Sache zunächst einen Versuch -arstellt. Sofern sich > das neue Verkehrsmittel gut einbürgert, sollen später eigene Wa gen eingestellt werden. Leipzig. Der Ballon „Leipziger Messe" ausgeriffen. Der Leipziger Verein für Luftfahrt und Flugwesen halte seinen Frei ballon „Leipziger Messe" dem Bruderverein In Guben zu einer Veranstaltung geliehen. Beim Füllen konnte der Ballon aus dem Netz entschlüpfen und entkam bis nahe an die polnische Grenze. Dort konnte die Hülle stark beschädigt geborgen werden. Warnsdorf. Im fernen Lande ermordet wurde, wie das tschechoslowakische Konsulat i» Smyrna mitteilt, der 27 Jahre alte Mechaniker Robert Arnold aus Bodenbach in Ala-Schlru auf dem Gute Akisbey, wo er bei den Traktoren beschäftigt war. Der Mörder wurde verhaftet und dem Gerichte In Kula eingeliefert. , und noch manches andre. Er bat um das zu freudiger Arbeit un bedingt notwendige Vertrauen in die gewählten Berufs- und son stigen Vertreter, unterstrich nochmals die Notwendigkeit des Zu sammenschlusses aller Landwirte und schloß mit mahnenden und hoffnungsfrohem Dichterwort. Auf den gleichen Ton waren die Schlußworte des Versammlungsleiters gestimmt, die besten Dank an den Bundesvorsitzenden folgten. Der Ackerpslug werde die Muttererde noch durchfurchen, wenn manch andres schon lange der Vergangenheit angehöre. — Die Vorführung eines elektrischen Futterdämpfers schloß sich an die Versammlung an. Diesen Mittwoch hält der Landwirtschaftliche Ver ein Dippoldiswalde eine Sitzung ab mit einem Vortrage von Dr. Thoering über die Zweckmäßigkeit der Flurbeaehung und Stallschau. Dippoldiswalde. Am Sonnabend wurden unter den üblichen Feierlichkeiten 28 Füchse in den Verein „Glück zu" ausgenommen, so daß die Korona zur Zeit 118 Mitglieder zählt. Präside Behr wies die Neuen auf ihre Pflichten als Schüler und Glückzuer hin, sowie auf den Wert vereinsbrüderlicher Freundschaft. Nachdem AH. Treupel die neuen Füchse namens des AHV. begrüßt hatte, wurden die Tafeln zusammengerückt und die Kneipe, die von einigen Ehrenmitgliedern und AH. besucht toar, begann mit den« Liede: „O selig, ein Fuchs noch zu sein". Sodann wandte sich Gewerbeoberstudienrat Direktor Meller an die Korona, besonders an die Füchse, mit längerer, von tiefen, ernsten Gedanken erfüllten Ansprache, die er im Hinweis auf die Vereinsfarben mit dem Wunsche schloß: „Möge die Fuchsenzeit einleiten ein Leben, das ewig grün bleibt. Möge das jetzt noch unbeschriebene Blatt immer weiß bleiben. Möge das Rot selbst bringen das Rok der Liebe und des warmen Blutes". Da an dem Abend noch der Bruder trunk aus dem von Ocsterreichern gestifteten Humpen und auch die Brandung der Jungburschen eriolgte, war genügend Anlaß zum fröhlichen Verlaufe des Kneipabends gegeben. Dippoldiswalde, 10. Mai. Am gestrigen Sonntag fand nach mittags 3 Uhr tm Fremdenhos „Stadt Dresden" eine Sitzung der zur Gruppe Dippoldiswalde des Sächsischen Elbgau-Sängerbundes gehörigen Vereine statt, die von 35 Vertretern besucht war. Nicht vertreten waren die Gesangvereine von Borlas, Poffendorf und Reichstädt. Die Sitzung wurde nach Sängerart mit dem Gruppen- spruch „In Glück und Not" und mit begrüßenden Worten vom Vertrauensmann der Gruppe, Goldschmiedmeister Mieth, eröffnet, der den Geschäftsbericht auf das verflossene Jahr in ausführlicher Weise erstattete. Hierbei wurde der Wunsch geäußert, Anträge auf Verleihung von Bundes-Auszeichnungen beim Vertrauens- manne einzureichen. Die geprüfte, mit einem kleinen Fehlbeträge abschließende Iahresrechnung wurde richtig gesprochen und dem Vertrauensmann für seine Mühewaltung harmonisch gedankt. Ein stimmig wurde beschlosten, auch in diesem Jahre ein Gruppen konzert zu veranstalten, das am 12. September in Rabenau statt- sinden soll. Dazu wurden aus dem Bundesliederbuche folgende Gesamtchöre ausgewählt: Nr. 32, 140, 60, 97, 302 und 310. Einzel chöre sind In der Zeit vom 1.—15. August beim Gruppendirigenten Ehrenchormeister Kegel, anzumelden. Erwünscht Ist der Vortrag nur eines Liedes, um bas Konzert nicht, wie in früheren Fällen wiederholt geschehen, unliebsam in die Länge zu ziehen, sowie die Erhebung eines einheitlichen, nicht zu hoch bemessenen Eintritts geldes. Die näheren Ausführungen werden den Rabenauer Orts vereinen überlassen. Für 1927 erbot sich Oelsa zur Uebernahme des Konzertes, das in Form eines Gruppenfestes und, wenn mög lich, im Freien stattfinden soll. Als Ort für 1928 wurde Schmiede berg In Aussicht genommen. Für das 1927 in Radeberg siattsin- dende Bundes-Sänger-Fest ist Ehrenchormeifter Kegel als Fest dirigent mit bestimmt worden. Wahrscheinlich wird auch, die Zu stimmung der Bundesleitung vorausgesetzt, die Gruppe Dippoldis walde dort einen Gesamtchor übernehmen. Näheres darüber wird, den einzelnen Vereinen durch Rundschreiben noch mitgeteilt wer den. Die jetzt 10 Pf. für ein Mitglied betragende Gruppensteuer wird in gleicher Höhe auch für 1926 erhoben. Mit Rücksicht auf , einen Einzelfall wurde den Vereinen empfohlen, die Versicherungs scheine dahingehend durchzusehen, ob die Vereinsfahnen, die bei auswärtigen Veranstaltungen zumeist in Hallen, also in weichge deckten Gebäuden aufbewahrt werden, als versichert gelten. Die Zahlungs-Aufforderungen der Genossenschaft deutscher Tonseher sind bis zur Regelung der Angelegenheit durch den Deutschen Sängerbund unbeachtet zu lassen. Verschiedene Anfragen wurden beantwortet, u. a. wurde auch bemängelt, daß verschiedene Ver eine, zu deren Festlichkeiten auch andere Gesangvereine eingeladen werden, außerordentlich hohe Eintrittsgelder erheben, wodurch vielfach die Beteiligung fast zur Unmöglichkeit gemacht wird. Unter Dankesworten an den tteubewährten Gruppcndirigentcn, Ehren chormeister Kegel, und mit einigen Sängersprüchen wurde die Sitzung geschlossen, die erneut den Beweis erbrachte, daß auch in den zur Gruppe Dippoldiswalde gehörigen Gesangvereinen der edle deutsche Männergesang treu gepflegt und weiter gefördert wird. Dippoldiswalde, 10. Mai. Gestern veranstaltete der Rote Frontkämpfer-Bund ein Merbeunternehmen. Mit Vahn- und Lastwagen kamen Mitglieder von Dresden und Freital am Vormittag hier an und zogen talaufwärts. Rach mittag durch zog unsre Stadt ein Demonstratlonszllg (etwa 200 Personen, dar unter 120 Uniformierte), unter ihnen viele junge Leute. Im An- . schluß fand in der „Reichskrone" eine öffentliche Versammlung statt. Der Redner — Sommer — stellt« die Frage: „Warum die Rote Front?" und führt« etwa aus: Der Bund wende sich heute an alle Arbeiter und Arbeiterinnen, überhaupt an alle, die unter der Not der Zelt so schwer zu leiden haben, und fordere auf zu dem unbedingt notwendigen straffen Zusammenschluß und zum Be- restsein für die Kämpfe, die kommen müßten. Eiigland sei Lehre und Beispiel. Hier sei der Zusammenschluß des Proletariats «In solcher, daß In dem gegenwärtigen großen Kampfe die Regierung, die das Bürgertum stütze, mit diesem untergeben werde, wenn sie nicht den Streikenden Konzessionen mache. Wie lägen die Ver hältnisse In Deutschland? Dem Proletariat gehe es eher noch schlechter als In England. Nazu ein« Regierung, die jede Gelegen heit wahrnehme, rückwärts zu revidieren, von der Republik noch der Monarchie (z. B. neuerdings die Flaggenfrage, die Richtbe- ochtllkg der l2V- Millionen Stimmen im Volksbegehren für die Fürstenentmgnung) und «ine Wirtschaft, die nie In der Lage sein Oertliches und Sächsisches Dippoldiswalde, 9. Mai. Gestern nachmittag hielt derLanö - bund unter Leitung seines Vorsitzenden, Oekonomlerat Welde, seine Frühjahrshauptversammlung in der „Reichskrone" ab. Der Besuch war sehr gut. Aus allen Ecken des weitverzweigten Bezirks waren die Mitglieder erschienen. Aus dem geschäftlichen Teil sei nur erwähnt, daß die Eintragung des Vereins ins Han delsregister beschlossen wurde und die deshalb nötig werdende Neuwahl der beiden Vorsitzenden auf die bisherigen Inhaber dieser Aemter (Oekonomlerat Welde und Rittergutsbesitzer v. Lüttichau) siel, die sich zur Annahme bereit erklärten. Innerhalb der Tages ordnung hielt Rittergutsbesitzer Garke aus Wittgendorf bei Zeitz einen aus der Praxis des Landmanns schöpfenden und für diese bestimmten, interessanten Vortrag über „Zeit- und Streit fragen in der Landwirtschaft". In einfachen, immer das Gewollte präzis treffenden, von gesundem Humor gewürzten, Einsicht, Er fahrung und Scharfblick verratenden Worten führte Redner etwa folgende Gedanken aus: Uns gehts schlecht! Selbst der Reichs kanzler hat das kürzlich anerkannt. Aber niemand hilft uns ernst lich. Da müssen wir uns selbst helfen. Und wir könnens. Jeder einzelne, auch der kleinste Landwirt kann mithelfen. Wir Klagen über die festen Preise der Syndikate, Handwerker, über die Löhne, statt die Konsequenzen zu ziehen. Aber dazu gehört ein fester Zusammenschluß. Der fehlt uns. In vielen landwirtschaft lichen Vereinen herrscht kein Leben. Hier muß eingesetzt werden: jeder muß mithelfen. Ueber die Beiträge zur Landwirtschafts kammer wird geklagt, statt diese mit brauchbarem Material von der Scholle zu unterstützen, damit sie für uns arbeiten kann. Nicht hinterher schimpfen, wie beim Rinderzuchtgeseh. Die Kredlt- srage hat sich etwas gebessert durch Sinken des Zinsfußes. Für die Rentenbankkredite ist der Weg viel zu lang. Von Wechseln lasse der Bauer die Finger. In Deutschland herrscht gegenwärtig infolge des Stillstandes der Industrie Geldüberfluh, der weiteres Sinken der Zinsen erwarten läßt. Das nützt uns aber nichts, da wir auch diese nicht bezahlen können infolge der zu niedrigen Preise unserer Produkte. Die vom Konsumenten beklagten hohen Preise schasst nur der ungesunde Ketten-Zwischenhandel. Er steckt den Profit ein, von ihm leben heute Ungezählte. Wir haben keinen Einfluß auf die Konsumpreise. Das muß den Mas sen klar gemacht werden. Weiter tut Aufklärung not über den hohen Nährwert unsrer billigen Produkte (z. B. Milch) gegenüber anderen Nahrungsmitteln. Um der Konkurrenz -er teuren Auslandsprodukte wirksam zu begegnen, muß der Landwirt Wert legen auf Qualitätsware und auf saubere appetit liche, praktische Ausmachung (z. B. bei Milch, Äutter, Käse, Obst usw.) Für derartiges, wie auch für Maltakartoffeln und Weizen, gehen Abermillionen Ins Ausland, von dem der deutsche Bauer In dieser Beziehung lernen muß. Viel zu hoch sind die Preise für unsre Produktionsmittel, viel zu hoch die Handwerkerrech- nangen. Da diktiert der Syndikus, der in der Großstadt wohnt und unsre Verhältnisse nicht kennt. Da muß eine Aenderung ein- treten. Die landwirtschaftliche Organisation muß direkt mit den Aandwerkerorganisationen des platten Landes verhandeln, denn der Landwirt muß sparen. Aus letzterem Grunde darf er in -I« Gebäude nur Geld stecken, wenn es wirklich nötig ist: muh Feuer-, Haftpflichtversicherung und Unfallverhütungsvorschriften nachprüfen, um sich vor Schaden zu bewahren: darf Maschinen nur kaufen, nachdem er sich überzeugte, daß sie dem speziellen Zwecke wirklich entsprechen, Arbeitsmethoden sind nachzuprüfen usw. Nicht gespart werden darf an der Ausbildung des Nachwuchses, dem aber dann auch Gelegenheit gegeben werden muß, das Ge lernt« In der väterlichen Wirtschaft auszuproben. Uebrigens möge man ihm in geselliger Hinsicht das Für-sich-gehen gern gestatten, aber andererseits seine Teilnahme am Leben der landwirtschaftlichen Vereine verlangen, wo er von der Erfahru^ der Alten lernen könne. Dort solle man aber nicht zu viel Wissenschaft treiben, sondern in der Natur lernen. Vorsicht muh walten bei etwaiger Umstellung der Wirtschaft. Immer und immer wieder: Fest zu- fammenschliehen! Nicht verzweifeln, sondern fest Hand anlegen. Nur dann sind wir gegen Vernichtung geseiht. Mit hoffnungs vollem Dichterwort und der Bitte um den Beistand des Höchsten für unser ganzes Volk schließt der Redner, nachdem er u. a. auch die landwirtschaftliche Arbeiterfrage und manches andre noch be handelt hat, seine kerndeutschen, durch Beispiele aus der Praxis noch eindringlicher gemachten Worte. Hatten sie schon wiederholt spontan Beifall gefunden, so wollte dieser jetzt keine Ende nehmen. Leicht wurde dem Vorsitzenden der Dank an den Redner, den die Versammlung noch durch Erheben unterstrich. Oekonomlerat ^Delbe fügte hinzu, nur ein tüchtiger Landwirt könne ein tüchtiges Landbundmitglied sein. Er hoffe auch fernerhin auf guten Be such der Versammlungen der landwirtschaftlichen Organisationen. Nunmehr kamen die Versammlungsbcsucher in Aussprache und Fragestellung und besonders in Klagen zu Worte über den Leute mangel, begünstigt durch daS leichte Erlangen der Erwerbslosen- unterstühung: über die hohen Krankenkassenbeikräge (zu häufige Arztbesuche): über mangelndes Interesse der Amtshauptmannschaft: über Steuerfragen aller Art: über die Crnteschädenregelung usw. ufw. Auskunft gaben darauf in der Hauptsache Oekonomlerat Welde, Dr. Pinder und In seinen etwas längeren Ausführungen der Vorsitzende deS sächsischen Landbundes, Landtagsabgeordneter Schreiber—Mischwitz, -er u. a. sagte: Verzweifelte Stimmung herrscht unter -en Landwirten. Man hat um die Stellung deS Vorstandes des Landbundes zn den Demonstrationen gefragt. Zur Aufklärung der Regierungsstellen waren sie nicht nötig. DaS hat -er Vorstand besorgt. Aber die Demonstrationen waren Ihm Un terstützung, indem sie den maßgebenden Stellen bewiesen, daß der Vorstand mehr nicht als die Wahrheit gesagt hatte. Auch waren st« für die Organisation von Vorteil durch Stärkung des Zu- sommengehöklgkeiksgefühlS und nach außen durch Dokumentieren vonKrask undMacht. Wetter behandelte Redner denArbettermangel bet größter Arbeitslosigkeit: die Unhaltbarkeit der heutigen Form -er Erwerbslosenfürsorge, -I« von allen Einsichtigen zugegeben »erd«: die Feuerschntzabgab«: die Ernkeschäden unter 20 Prozent: -I« Grundsteuer-Reklamationen: die Zugtier- und die MiekzinS- steuer (Ausnahmen für die Landwirtschaft): -le Entwürfe für dl« Gewerbesteuer nnd -le Grundsteuer und den Landtag überhaupt
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