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Weißeritz-Zeitung : 07.05.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1761426109-192605073
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1761426109-19260507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1761426109-19260507
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Weißeritz-Zeitung
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-05
- Tag 1926-05-07
-
Monat
1926-05
-
Jahr
1926
- Titel
- Weißeritz-Zeitung : 07.05.1926
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e. ne" zu Ig. sorf bei K ch8«hr nd. ork. . D. S. Sorstan» t idcr ehSrtelle ine« n Platze m grltattet lmt.hof" jung. » k» 8 Uhr z d D. Pr. rdv» Ak innen- jjchläuche «s^is ufen - 127, II. Salat, i ranF» en nSg d 18» M- >dl„alde ll5»atte, k, n6e« zsrl» Beilage zur Wecheritz-Zeilung Nr. 105 - Freilag, am 7. Mai 1926 92. Jahrgang Was alte Urkunden von Elend Sei Dippoldiswalde erzählen. Von Siegfried Störzner, Dresden. An der von Dippoldiswalde nach Frauendorf und weiter nach Allenberg führenden Straße, die einst zu den wichtigsten Ver kehrswegen der Gegend zählte, liegt 2 Kilometer südöstlich von der Amtsstadt in etwa 448 Meter Höhe das Dörfchen Elend. Seine Fluren bilden das Quellgebiet des Oelsabaches. Zwei hier entspringende Wässerchen rieseln hinab nach Reinholdshain. Erst nacy langen« Laufe vereinigt sich drunten bei der Rabenauer Mühle der Oclsabach mit der Roten Weißerih. « Der Name des Weilers hat nichts zu tun mit Not und Elend, wie es auf den ersten Blick scheinen möchte, sondern er ist hervorgegangen aus Eiland, womit die einsame, abgelegene Lage gekennzeichnet werden sollte. (Vgl. Eiland in Böhmen). In Urkunden des Hauptstaatsarchivs zu Dresden fand ich die Schreibweise des Dörfchens für das 18. Jahrhundert init den folgenden Formen belegt: 1727: das Elendk, 1729: bey dem Elendt, ' 1783: auf den Elende. Elend bestand einst nur auS einein kurfürstlichen Vorwerk, das als Schäferei diente. Es wurde wohl im 16. Jahrhundert hier im Meißnischen Kreise und lin Amte Dippoldiswalde nahe der Stadt errichtet und unterstand dem Amte. Schon vor 129 Jahren zählte Elend 20 Häuser, die „vom Forwerg abgebauet", d. h. von ihm durch Kauf abgetrennt worden waren. Der Chronist kennzeichnet die Lage des Weilers also: „Elend liegt '/» Stunde südöstlich von Dippoldiswalde, wohin es auch ge- pfarrt ist, rechts am Wege nach Altenberg." . In der Umgebung des Dörfchens befanden sich einst die Vor werke Dippoldiswalde, Ulberndorf, Hirschba^. Oberhäslich und „Niclas". Sie bildeten 1590 neben der Schäferei zu Elend ein „Kurfürstinnen-Widmungsgut", dessen Nutznießung also den Lan desherren zustand. Sie sind zum Teil heute noch vorhanden. Ein andermal sei von ihnen berichtet. Hier sei nur hingewiesen, daß das Niklasvorwerk in enger Verbindung mit der im 13. Jahr hundert erbauten Sankt Nikolauskirche oder Ntcolaikapelle der Stadt stand. 1664 werden die Nikolausfelder an der Welßeritz bei Obercarsdorf urkundlich genannt. Am 13. September 1709 kaust der Amtsschreiber Adam Gottsried Lohrmann zu Dippoldiswalde vom Kurfürsten die Schä ferei Elend. Der Landesfürst wollte damals die vier oben ge nannten Vorwerke gern veräußern, da sie ihm nur geringe Ein künfte brachten, konnten doch die sehr entlegenen Fluren bloß zum Teil ordentlich bestellt werden. Meist blieben sie ungedüngt und wurden nur aller 6—7 Jahre einmal besäet. Im übrigen dienten sie zum großen Teil als Hutungen. Doch lassen «vir über dle Verkaufsgründe die vergilbten Aktenstücke H. St. Archiv 33 394, Renterey-Acta, Dippoldiswalde 2 a) selbst berichten! „Nachdem Ihro Kgl. Mas. in Pohlen und Churf. Durch!, zu Sachsen wahrgenommen, daß die Forwerae zu Dippoldiswalda, Oberhäßlich und Niclas wegen ihrer weitläusttigen Fluhren der Gebühr nach nicht bestellet noch gepfleget werden können, indem die meisten Felder dergestalt von den Forwergen entlegen, daß sehr viel Scheffel ungedünget bleiben müssen und entweder nur zu Huttweyde gebraucht oder in 6—7 Jahren nur einmal besäet worden, alh sind . . . Mas. bewogen worden, zur Erspahrung kostbarer Reparaturen und vielen Deputaten, auch weil sie den ohnedem Ihnen nicht zu gute kommenden Nuzen lieber einigen dero Ankerthanen gönnen, so die Stücken besser zu pflegen und tragbar zu machen Gelegenheit haben, gegen billige Bezahlung zu gönnen und sothane Forwerge zu distrahlern (zu testen) und selbige, wie auch die Frohndienste und andere nuzbare Gerech tigkeiten . . . unwiderruflich erb- und eigenthümlich zu ver- kausfen. . ." lieber den Erbkauf des DIppoldiswalder Amksschreibers Lohr mann, der die zur Schäferei Elend gehörigen Felder, Wiesen, die beiden Teiche wie auch die Gebäude zum größten Teile erwarb (drei weitere Bewerber kauften den Rest), berichtet ein anderes Aktenstück, das interessante Angaben über Flurnamen wie über Qualität, Gröhe und Preise der einzelnen Stücke enthält. Wir lesen da: 1. Der Schaaf Stall, ingleichen der daran liegende Schuppen um 300 Gulden. 2. 8 Scheffel 1 Viertel 3 Metzen als 3. Teil von dem Stücke Feld über dem Oberfrauendorffer Wege, den Scheffel zu 30 Gul den, umb 253 Gulden 2 Gr. 7'/- Pfg. 3. 25 Scheffel 1 Viertel Lehde (L --- wüstliegendes Land) beym Steinern Creutze zur linken Hand, den Scheffel zu 15 Schock, um 378 Gulden 15' Gr. 2 Pfg. 4. 23 Scheffel 3 Viertel ein Stücke Feld am Steinern Creutze zur rechten Hand, den Scheffel zu 24 Gulden, macht 570 Gulden. Das hier erwähnte Steinkreuz, ein alter Mord- oder Sühne- fieln, ist wohl das alte Mal, das noch Heuke lm Dorfe Elend 100 Meter westlich der Straße an einem Gulswege steht. 5. 19 Scheffel 2 Viertel 2 Metzen für ein Stück Feld beym Schäferey-Brunnen über den Quer-Wege, den Scheffel zu 24 Gulden, tut 471 Gulden. 6. 2 Scheffel 2 Viertel 3 Metzen für ein Stückchen Wiese bis an den Oberfrauendorfer Wege, vor 80 Gulden 13 Gr. 1'/. PfN- 7. 1 Viertel 1 Metze das Feld-Stückgen am Oberen Teiche und an der Trifft, den Scheffel zu 15 Gulden, um 4 Gulden 14 Gr. 5'/- Pfg. 8. 2 Scheffel von der Grundwiese unterm Oberen Teiche, den Scheffel zu 30 Gulden, thut 60 Gulden. 9. 1 Scheffel von der Wiese, an der Scheune und den Obern Teiche gelegen, vor 15 Gulden. 10. 11 'Scheffel 1 Viertel 2 Metzen Eine Schleichte (d. h. schlechte) Miesen zwischen den beiden Frauendorffer Wegn, die Bauer Wiehe genannt, jeden Scheffel zu 24 Gulden, thut 284 Gulden 7 Gr. 10'/- Pfg. 11. Und endlich die beyden bei der Echäferey liegenden Tei chel um 53 Gulden 16 Gr. 7 Pfg. Nun kommt die Zusammenrechnung: „Und also diese obbemelke (obengenannten) Stücke zusam men umb Zwei) Tausend Vierhundert Ein und Zwantzig Gülden 7 Gr. 5 Pfg. Meißnischer Wehrung, den Gülden zu 21 guten Groschen gerechnet, als 5000 Gülden Michaelis 1711 baar zu bezahlen, von denen übrigen 1921 Gulden 7 Gr. 5 Pfg. aber ein jähr licher Erbzlnnß an 98 Gulden 11 Gr. 6 Pfg. zu entrichten und zwar 48 Gulden 11 Gr. 6 Pfg. Walpurgls, 50 Gulden Michaelis. Walpnrgis und Michaelis waren dle beiden üblichen Zlns- lermlne, die wir die Jahrhunderte hindurch in allen Verkäufen »nd anderen Urkunden finden. Die Schäferei Elend ging durch diesen Erbkauf mit allen Rechten, Gerechtigkeiten und Freiheiten unwiderruflich, erb- und eigentümlich an den neuen Besitzer über, so daß er, seine Erben »nd Erbnehmer, auch künftige Besitzer, Herren dieser Grundstücke wurden. So konnte Lohrmann alles nutzen und brauchen, auch »ach Belieben ganz oder teilweise anderweit verkaufen, versehen oder verpfänden oder „sonsten nach seinen eigenthümltchen Ver mögen vor männigllch ungehindert schalten und gebühren". Da die Schäferei aus kurfürstlichem Besitz in den Lohrmanns überging, war außer der Entrichtung des Erbzlnses frei von allen Steuern, Abgaben, Lieferungen und Diensten, an denen damals kein Mangel war. Mir seufzen heule unter der Menge der verschiedenartigsten direkten und indirekten Steuern und Ab gaben, aber auch vor 200 Jahren hatten die armen Untertanen „Beschwerungen und Lasten" in kaum glaublicher Menge zu tragen. Ein kleines Allerlei soll daS beweisen. Da gab es Landpfennig und Quatember, Ordinair und Extra-Ordinair-Ab- gaben, Einquartierungen bei Durchmärschen, Stellung von Re kruten, von Ritter-, Artillerie-, Munitions- und Proviantpserden, auch Knechten für dle Bagage, Miliz- und andere Fuhren sowohl für Militär als Zivilbehörden, zu allerhand staatlichen Gebäuden und Magazinen, Getreldefuhren und -Lieferungen, ebenso zu Schanzzeugen und Geräten, Besorgung von Botendiensten, Stellung von Rationen und Mundportionen oder Beitrag zu diesen, dazu Jagd-, Spann- und Handdienste. Und Dutzende von anderen Steuern und Lasten. Davon blieb Lohrmann befreit, sogar „von allen zukünftigen Beschwerungen", ganz gleich „wie sie künftige erdacht oder welchen Namen sie haben würden". Hätte er ein gewöhnliches Bauerngut gekauft, hätte er all diese Lasten tragen müssen. Erst am 1. November 1710 wird dec Kaus zu Dippoldiswalde besiegelt. Er schließt mit der damals üblichen Formel: „Treulich, sonder arge, list und gesehrdc zu Dreßden Urkund ist gegenwärtiger Erb Kaufs hierüber außgerichtet und sowohl von uns, den verordneten Commissarien als auch Käusfern eigenhändig unterschrieben worden." Als Vertreter des Kurfürsten zeichnen Hanns Jobst von Carlo witz, George Job von Mlrkau und Gottfried Wend. Und nun ein Menschenalter später! Um 1780 finden wir als Besitzer des Vorwerkes Elend George Zimmer mann. Am 24. September 1782 sucht er um Konzession zur Er bauung einer Windmühle nach. Es war damals ein sehr trockenes Jahr, die Welßeritz hatte so wenig Wasser, daß die Mühlen nur ein paar Stunden am Tage getrieben werden konnten, an anderen Flüßchen standen sie ganz still, so daß die Versorgung mit Mehl und Getreide sehr schwierig wurde. Damit begründete Zimmermann sein Gesuch, auch erklärte er sich zur Zahlung eines Zins- oder Schutzgeldes in Höhe von 16 Groschen bis 1 Meißner Gülden bereit. Doch lassen wir ihn in seiner, natürlich nach da maliger Vorschrift in Ergebenheit ersterbenden Eingabe selbst zu Worte kommen: „Eure Churfürstliche Durchlaucht wollen sich in von mir tiefster Erniedrigung vortragen zu lassen gnädigst geruhen, wie Lurch die in dem heurigen Jahre anhaltend lang gewährte trockene Witterung der Wahermangel so wohl in denen Dorf- Bächen hiesiger Gegend, als auch in den Weißeriz-Fluß der- , gestallt groß gemeßen und noch ist, daß die Mühlen auf denen Dörfern gar nicht, die an den Weißeriz-Fluß hergegen ge- ! legenen Mühlen bei Dippoldiswalda mit genauer Noth um- i getrieben werden können, daher denn das Getreyde mellt nur geschrothen, gesiedet und folglich denjenigen, so Getreyde mahlen laßen, ein großer Schaden verursachet worden . . . ! habe ich mich entschlossen, eine Windmühle auf dem zu meinem Vorwerke Elend gehörigen Grund und Boden zu bauen . . ." Damit waren aber die Müller des Amtes Dippoldiswalda nun und nimmer einverstanden. Sie legten gegen eine etwaige Genehmigung des Gesuches Beschwerde ein. In dieser Protest- eingabe erfahren wir u. a., daß damals im Amte Dippol- i diswalde 39 Wassermühlen und eine Windmühle — es ist wohl die zu Possendorf — vorhanden waren, davon in der ' Umgebung des Elendes an der Weißerih allein 10 Mehlmühlen. Hatte Zimmermann die Welßeritz einen Fluh genannt, so legten die Wind- und Wafsermüller in ihrer Beschwerde dem Gewässer die stolze Bezeichnung „Weißeritz- Strohm" bei. Eingebildet auf diesen Namen suchte das Flüß chen in den nächsten Jahren durch große Ueberschwemmungen den' ! Beweis zu erbringen, daß es die Bezeichnung mit Recht trage!! ° In ihrer Verwahrung gegen die Konzessionierung einer Wind mühle schrieben die Müller u. a-, es sei bei der diesjährigen außerordentlich großen Dürre dennoch kein Mehlmangel ent standen, dergleichen auch in gewöhnlichen Jahrgängen bei den vielen Mühlen sowohl in der Stadt als im Amte nicht zu be sorgen. Schon jetzt hätten die Müller nur 2—3 Tage in der Woche zu mahlen. Die übrige Zeit mühten sie feiern. Auch sei noch nie eine Windmühle auf dem Elend gewesen, ferner eine dorthin zu bauen garnichk nötig. „Wen«« gleichwohlen Supplicanten (dem Gesuchsteller) hierunter gesuchter Eigennutz in Erbauung einer Windmühle gewilligt werden sollte, so würden sie dadurch noch mehr ln ihrer Nahrung in Verfall geraten." Zimmermann hat weder freiwillig auf den Bau verzichtet, noch hat die Landesdirektion die Genehmigung versagt, denn die Mühle ist tatsächlich erbaut worden und zwar als „Holländerin". Sie stand 500 in südwestlich von Elend auf der Höhe 448, südlich vom Lämmerberg. Vom Weiheritztale bei Alberndorf aus war sie zu sehen. Durch zwei waldige Seitenschluchten konnte man zu der Holländischen Windmühle hinaussteigen. Heute ist die Mühle rest los verschwunden, und nur noch einige alte Leute wissen ihren Standpunkt zu bezeichnen. Die bekannte Oberreitsche Karte aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts (1821/50), enthält diese Wind mühle noch. 1783 hören wir in den Akten noch einmal etwas von dem Vorwerksbesiher Johann George Zimmermann, verkauft er doch iw genannten Jahre einen Platz zum Bau eines Hauses und zur Anlegung eines Pflanz- oder Krahegärkchens an Johann Gott lob Fuhrmann gegen jährlich 10 Hofetage und 12 Groschen Erbzins jedes Jahr. Das Kaufgeld des Bauplatzes betrug nur 10 Taler, und auch diese blieben gegen Erbzins auf dem Hause stehen. Wie wir Heuke unter dem Zeichen größter Wohnungs not stehen, so war auch damals im Amte Dippoldiswalde Mangel an Unterkunft vorhanden, denn der derzeitige Amt mann Zahn weist bei Befürwortung des Gesuches darauf hin, „daß die Volksmenge in den mir gnädigst anvertrauken Amte von Zeit zu Zeit sich dergestalt vermehret, daß eS zur Vermeidung aller Auswanderung nach Böhmen die höchste Nothdurft erfordert, dergleichen jungen Leuten, welche sich anbauen wollen, alle Gelegenheit dazu zu verschaffen", auch habe Zimmermann als Besitzer eines einst kurfürstlichen Vorwerkes jederzeit das Recht, dieses ganz oder teilweise zu verkaufen. ' , Aus diese und ähnliche Meise sind im Laufe der Jahrhunderte ! dle „Gartennahrungen" und „Viertelhufen" entstanden, aus denen Heuke das Dörfchen Elend zumeist besteht. ' Was der Magen bewältigt. Die Arbeit des Mastens stellt man sich meistens viel einfacher vor, als sic ist. Freilich, wenn man naturgemäß lebte, dann hätte er es einfacher; allein man stelle sich einmal vor, wie es in so einem armen Magen bet einer Behandlung zugehen muß, wie sie ihm oft genug zuteil wird. Da wird eine tüchtige Portion Fleisch, Kartoffeln, Gemüse niw. gegessen, die sicherlich schon genügt, den ja gar nicht so geräumigen Magen zu füllen. Abek nun wir- noch ein Liter Bier oder Wein hinterher ge schüttet. Hat sich solch ein Esser wohl schon einmal klar gemacht, wo -enn -ies in seinem armen gefüllten Magen noch Platz finden soll, oder ob es nicht vielleicht die vorher genossene Nahrung ungebührlich verdünnt? Nur gut, daß der Magen schlauer ist als sein ih» mißhandelnder Inhaber: er zieht die Magenwand über dem festeren Inhalt so zusammen, -aß vom „Magen- mund" bis zum Ausgang, dem „Pförtner", eine Rinne entsteht, durch die die Flüssigkeit in den Darm abge- leitet wird. Die Arbeit des Magens besteht in Verflüssigung, die von außen nach innen mit dem Magensaft vor sich geht. Was neu hinzukommt, wird in -ie Mitte beför dert und muß warten. Was schon verflüssigt ist, sam melt sich am „Pförtner" und wird durch eiu Ventil in den Darm gespritzt. Die chemische Arbeit des Magens erfolgt mit Sekreten aus verschiedenen Drüsen. Diese aber geben jene nach Art und Menge so her, wie es die Art -er Nahrung fordert. Pawlow, der große Er forscher dieser Dinge, sagt, diese Drüsen arbeiteten, als ob sic Verstand hätten. Dt. Gasvergiftungen. " Von HcrmannBug e. Ein böser Feind des Menschen ist die Kohlen säure, und -war besonders durch ihre langsame und immer wiederholte Wirkung. Sie entsteht bei alle» Verbrennungen von kohlenstoffhaltigen Substanzen 1» mehr oder weniger großer Menge und also auch im Stoffwechsel unseres Organismus, welcher im wesent lichen ja aus einer ungeheuren Summe von Oxyda tionsprozessen zusammengesetzt ist. Ausgeschieden wird die Kohlensäure mit der Atemluft und bildet dann einen Teil der uns umgebenden Atmosphäre. Je nach dem Gehalt an Kohlensäure ist -ie Luft mehr oder weniger schädlich. Schon ein Anteil von einem zehntel Prozent, wie er in Theatern, Schulen und Schlasrän- men oft gefunden wird, genügt, um den längeren Aufenthalt an solchen Orten zu einer, wenn auch ge ringen gesundheitlichen Gefahr zu machen. Steigt aber der Kohlensäureaehalt auf mehr als ein Prozent, so treten schon unbehagliche Anzeichen von Kopfschmer zen, Uebelkeit, Schweißausbruch ein und deuten aus Vergiftung. Ein hoher Gehalt bringt sicheren Tod. Es ist aber selbstverständlich, daß das ständige Ver weilen in schlechtgclüfteten Räumen auch langsame Vergiftungen herbeiführen kann. Die schlimmsten Folgen von -en gasförmgien Giften hat das Kohlengas oder Kohlenoxyd. Es entsteht bei einer unvollständigen Verbrennung, also z. B., wenn ein Ofen oder Kochherd nicht genug Zug hat. Die Schieber oder Klappen dürfen, solange nocb Glut vorhanden ist, niemals ganz geschlossen sei«. Auch glühende eiserne Oefen können Kohlenoxyd er zeugen. Falsch bediente Gasöfen liefern es ebenfalls. Seine Gefährlichkeit ist so hoch, weil es vollkommen geruchlos und unsichtbar ist. Seine Giftigkeit ist furcht bar,' ein Gehalt von einem halben Prozent in der ein geatmeten Luft ist bereits tödlich. Das Kohlenoxyd, bildet auch einen Bestandteil de» Leuchtgases, das im übrigen aus anderen Gasen be steht. Auf seinem Vorhandensein beruhen in erst« Linie alle Gasvergiftungen. Nun hat das Leuchtgas allerdings einen eigentümlichen Geruch, -er an sich eine Warnung bedeutet. Aber einmal sind wir allmäh lich durch den langen Gasgebrauch so sehr an diese» Geruch gewöhnt, -aß er uns schließlich, wenn er ein mal im Uebermaß auftritt, nicht mehr auffällt. Au ßerdem sind viele Menschen nicht gerade mit guten Me- ruchsnerven begabt und zu manchen Zeiten, z. B. beim Schnupfen, riechen wir alle schlecht. Dann aber auch kann das Gas, besonders, wenn es durch Mauern oder Decken hindurchtritt, gewissermaßen filtriert werden, seinen Geruch teilweise verlieren. So kommen doch eine Reihe von Momenten zusammen, die daß Erken nen ausgeströmten Leuchtgases erschweren. Schließlich aber tritt noch der psychologische Grund -er Gleich gültigkeit hinzu. „Es wird schon nicht so schlimm sein", denkt mancher. Von den absichtlich herbeigcführten Ver giftungen durch Leuchtgas bei Selbstmord oder Ver brechen können wir hier absehen. Die Wirkung des Kohlenoxyds, sei cs nun im Leuchtgas enthalten, oder sonstwo entstanden, beruht auf seiner innigen Vereinigung mit dem roten Blut farbstoff. Während der durch die Lunge ausgenommen« Sauerstoff mit dem Hämoglobin eine lockere, in den Geweben leicht lösbare Verbindung bildet, geht dar Kohlenoxyd eine enge und dauernde chemische Gemein schaft mit ihm ein. Dadurch ist dem Blutrot die Mög lichkeit geuommen, sich mit dem Sauerstoff zu beladen und dieses wichtige Element den Körperorganen zu- zufllhren, und die notwendige Folge ist das Erlösche» des Lebens. Das Kohlenoxybhämoglobin ist äußerlich durch seine hellkirschrote Farbe zu erkennen. Auch die Schleimhäute -er an Kohlenoxydvergiftung gestorbe nen Toten nnd die Leichenflecke zeigen diese eigenar tige Helle Farbe. Bet der Sektion ist es durch chemisch« und spektralanalytische Untersuchung genau festzn- stellen. Buntes Allerlei. Was der Mensch verbraucht. Ein Mensch verzehr« in einem Leben von 70 Jahren 'E/ahr.200-^ ncr Brot, 1k 000—18 000 Kilo Fett und Fleisch, KOI» Kilo Jjsche 12 000 Eier, SOO Zentner Kartoffeln, 18s Zentner Gemüse, 100—120 Zentner Obst. Dazu trinkt ?r 2kL Liter Wasser, Milch, Vier, Zein usw. Lust verbraucht er am meisten. An der Minute 8 Lite» Das macht in 70 Jahren 2,k Millionen Hektoliter.
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