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— König Gustaf vvn Schiveden hat auf seiner Durch- sahrt durch Berlin dem Reichspräsidenten einen Besuch ab- erstattet. — In Ucrzia an der Mvsel verunglückte ei» Fahrzeug einer Autvmvbilmarschkvlonne der Besatzungstruppen,' dre« Svldaten wurden getütet. — Nach einer Havaömcldung ist keine Vertagung der Abrüstungskonferenz vorgesehen. — Alö englischer Vertreter in der Studienkommtssivn des Völkerbundes wird Lord Cecil genannt. — Die französisch-amerikanischen Schuldenverhandlungen sollen erst ausgenommen werden nach Notifizierung des ita lienisch-amerikanischen Abkommens. Generaloberst von Seeckt. Zu seinem 60. Geburtstag. Unentwegt in Freud und Leid haben Dienst, Krieg und Leben ihn da gesehen, wo er seinen Platz als Offizier der alten Schule und vom alten Schrot und Korn sich dachte. Sein Leben war bisher nicht sonder lich bewegt, aber doch unendlich reich an Ereignissen und Taten. Sen«»/ « Seecks, Generaloberst von Seeckt, der jetzige Lhef der Heeresleitung, begeht am 22. April seine» 60. Ge« GwtStag. Als Sohn des Generals der Infanterie von Geeckt wurde er 1866 zu Schleswig gwore» »nd in Detmold und Straßburg t. E. erzogen. Seine Laufbahn als Offizier begann er im Kaiser- Mexander-Grenadier-Regiment. Im Jahre 1897 kam M in den Generalstab. Düsseldorf und Karlsruhe sahen M« als Kompagniechef und Bataillvnskommandeur und «913 war er Chef des Stabes des 3. Armeekorps in Merlin. Da kam der Krieg und zeigte die Fähigkeiten des achten Soldaten, denn die erfolgreichen Kämpfe bei Boissons waren von ihm, dem Generalstabschef des Hvrps v. Lochow, vorbereitet. Schon anfangs Januar »916 war er Stabschef der Heeresgruppe Mackensen »nd hals jene glorreichen Stege bei Gorlice-Tarnow Dege« die Russen erringen. Der Orden Pour le mürite »ar die Anerkennung seiner Verdienste. Auch der H^ldzug in Serbien atmete seinen Geist. Dann verschlug RG Krtegsschicksal ihn wieder an die Westfront. Nach der Revolution, beim Grenzschutz im Osten «»ter General von Quast, wirkte er 1919 unentwegt »et, stets noch den Glauben an das Gute bewahrend. Wenige Tage nach dem Kapp-Putsch, im März »920, reichte er seinen Abschied ein, doch folgte er tdfort wieder dem Ruf, als er die Leitung des neuen Heeres in die Hand nehmen sollte. Bis zur Ernennung vr. Geßlers führte er auch die Geschäfte des Reichs- Wehrministers. Als Chef der Heereslätung hat er sich Grohe Verdienste erworben, worüber auch der Reichs- Pwistdent ihm volle Anerkennung gezollt hat. Der Kanzlerbesuch in München« Besichtigung des deutsche nMuseumS. Reichskanzler Dr. Luther, Reichsminister des Almern Dr. Külz und ReichSfinanzmintster Dr. Rein- Hold trafen, begleitet von dem Bayerischen Gesandten R» Berlin, Dr. v. Preger, am Sonnabend vormittag M München ein. Nach herzlicher Begrüßung durch Gm Ministerpräsidenten Dr. Held begaben sich di« Herren in das PalaiS des Ministerpräsidenten, wo de, WeichSkanzler Wohnung genommen hat. Am Vormittag Gattete der Reichskanzler mit den Ministern dem Deut- Dhen Museum einen Besuch ab. Während der Besich- Ägung wurde dem Reichskanzler ein Amerikaner, ei» Greund des Generals Dawes, vorgestellt, der 500<I Dollar für das Deutsche Museum gestiftet hatte, und »er erklärte, er beabsichtige, in Chicago oder in New Work ein Museum nach dem Muster des Deutschen Mu° Hums zu errichten. Am Abend sand dann beim Mt- Mfterprästdentcn der große Empfang statt, wo Reichs- Mnzler Dr. Luther die angekündigte Rede über kul- Mrpolitische Fragen hielt. Am Sonntag folgten bei WeichSkanzler und der ReichSfinanzmintster einer Ein- Mdung des bayerischen Ftnanzministers zu einer Fahri Änch Chiemsee, an der auch Ministerpräsident Dr. Hell Wümchm Die Äoff»A«ge« Bayer«-. Größere staat-politische Bewegungsfrei heit. Dieser Besuch in München wird von der Presst Mit der Hoffnung auf ein stärkeres Hervortreten fö MralistisHw Bestrebungen verknüpft. Für die Erhal Wng Münchens al» Kulturzentrum sei es nötig, das Mayern wieder größere staatspoltttsche BewegungSsrei Wit erhalte. Der Zentra lismussei nur berechtig M bezug auf die Außenpolitik und Wehrmacht. Alle! Mdere sei ot« für daS Deutschtum feindlicher Herd vo, Wpaunuuge«. E» ginge darum, daß da» Reich db Wuder nicht z« Reichsprovinzen herab ücke und daß a« die Stelle de» wichtigen provi Mrifche« Finanzausgleich» ein endgültiger trete, der de, Minder» wieder di« Möglichkeit eine» eigenstaatliche, W»«n» gebe. Vie batzerischeu Hoffnungen könnten nur M» «M» MM«, MU» der «vite HW. AetGG die Richtigkeit der föderalistischen Grundgedanken, be sonder» in den Fragen der Berwaltungsr «form, anerkannt werde. Die politischen Besprechungen werden sich auch aus die Frage der Verteilung der Reichskredite beziehen. Mit diesen Fragen stehe auch die Besichti gung bayerischer Großkraftwerke durch den Reichskanz ler in Verbindung. Politische Rundschau. -Berlin, den 1«. April 1V26. — Die Regierungsparteien des Preußischen Landtages wollen die Bereitstellung neuer Mittel für die Erwerbs losenfürsorge beantragen, weil die bisher ausgeworsenen Mittel nicht auSreichen. * :: Der König von Schweden bei Hindenbnrg. Der König Gustaf von Schweden, der auf der Durchreise von Rom nach Stockholm in Berlin weilte, stattete in Be gleitung des schwedischen Gesandten dem Reichspräsi denten einen Besuch ab. Abends reiste der König mit dem fahrplanmäßigen Zuge nach Stockholm weiter. :: Dentsch-österreichische Haudelsvertragsverhand« lnnge». Mitte der Woche begeben sich die österreichischen Unterhändler nach Berlin, wo die Verhandlungen über ein Zusatzabkommen zum österreichisch-deutschen Han delsvertrag beginnen werden. Die Verhandlungen wer den sich aus ein kleines Programm beschränken. ES ist wahrscheinlich, daß auch über die Frage der Freigabe der österreichischen Holzausfuhr, die von Deutschland verlangt wird, ein Einvernehmen erzielt werden kann. :: Der Evangelische Bund zur Kürstenenteignung. Der Zentralvorstand des Evangelischen Bundes zur Wahrung der deutsch-protestantischen Interessen hat eine Kundgebung erlassen, in der zu der Frage der Fürsten abfindung Stellung genommen wird. Die entschädt- aungslose Enteignung wird als ein» schweres Unrecht bezeichnet. In Wahrheit ständen die elementaren Grundlagen christlicher und nationaler Ethik dabet auf dem Spiel. Der durch den geplanten Volksentscheid beschrittene Weg führte unaufhaltsam zum völligen Zu sammenbruch des sittlichen Bewußtseins, zu wirtschaft licher Unsicherheit und zum kulturellen und staatlichen Niedergang. :: Strafantrag im Asmuß-Prozeß. Nach länge rem Plaidoyer stellte der Anklagevertreter den Antrag, dem Angeklagten mildernde Umstände zuzubilligen und für jeden der sieben Straffälle aus sechs Monate Ge fängnis zu erkennen, die in eine Gesamtstrafe von zwei Jahren Gefängnis umzuwandeln sind, ferner aus Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Aemter für drei Jahre. Rundschau im Auslande. - Ministerpräsident Graf Skrzynikt und Bunde», kanzler Dr. Ramek haben den österreichisch-polnischen Ver- gleich»- und Schiebsgerichtsvertrag unterzeichnet. i° Entscheidung in Marienbad. »In der Beschwerde des Stiftes Tepl wurde gegen die Beschlagnahme beö Lem Stift gehörigen Bäbcr- betriebeö in Marien bad die Entscheidung verkündet, dahingehend, daß die Kurhäuser Eigentum des Stiftes blei- den, baß aber die Quellen, und zwar die Rudolfquelle, Kreuz brunn und die Ferdinandsquelle, in staatlichen Besitz über- gehen, während die Entscheidung hinsichtlich der Excelstor- quelle, Alfredquelle-und Alexanbrtnenquelle einem neuem neuen Verfahren vorbehalten bleibt. Hinsichtlich der dem Tepler Stift gehörendden landwirtschaftlichen Objekte wird die Beschlagnahme durch das Bodenamt ausrechterhalten. Schlechte Aussichten für de« Marokkofrieden. Der Frieden mit Marokko ist äußerst fraglich, denn die Spanier verlangen die Annahme von vier Punk ten: 1. Verbannung Abb el KrimS, 2. Abrüstung der Rif- leute, S. Auslieferung -er Gefangenen, 4. beiderseitigen Waffenstillstand. Sicher llt, daß die beiden ersten Bebingun- gen von den Gesandten Abd el Krims glatt abgelehnt wer- den. DaS weiß Briand: er mutz aber vor ParlamentSzu- sammentritt die Friedensverhandlungen, wenn auch nur zum Schein, eröffnen. Der Erfolg der FriebenSverhand. lungen die am heutigen Montag beginnen, ist unter diesen Umständen mehr als fraglich. Russisch- Anleihe in Amerika? » Der andauernde Sturz beS Tscherwonetz hat in Mos kau größte Beunruhigung bei der Sowjetregterung hervor- gerufen. Man ist jetzt dazu übcrgegangen, zahlreiche Prt- vatkaufleute zu verhaften, die im Verdacht stehen, mit au», ländischen Valuten gehandelt zu haben. An den Schwarzen Börsen wirb für gute europäische Devisen bereits jeder Preis gezahlt. So schnell wie möglich soll in Amerika eine große Anleihe ausgenommen werden, für die der größte Teil oeS Staatsschatzes verpfändet werben soll. Der amertkant. scheu Nationalbank in Washington sollen die Pfandobjekte übergeben werben. Die Rivalen im Mittelmeer. Frankreich gegen Italiens Vorherrschaft. Die wiederholten Aeußerunaen Mussolinis über i Italiens Vormachtstellung im Mittelmeer, sowie sein« < Trtpoltsfahrt und der italienische Vorstoß gegen Abessi- j nien, haben, wie zu erwarten war, in Frankreich großes i Mißvergnügen hervorgerufen, das in der letzten Sitzung ! de» französischen Senates deutlich zum Ausdruck kam. Bei Gelegenheit der Beratung de» Marinehaus halt» wurde vo« asle« Rednern auf di« Entwicklung der italienische« Seemacht und dere« Bedeut««- für die Rolouialpolitik Italien» hingewiefen, und im Zusam menhang damit eine Verstärkung »er franzö- fifchen Flotte verlangt. Die französische Marine dürfte sich, so erklärte ein Senator, im Mittelmeer nicht von der italienischen überflügeln lassen. Frankreich bewundere die Bestre bungen Italiens zur See, aber e» könne dabet nicht übersehen, daß die italienische Flotte dazu bestimmt fei, Italien eine koloniale AuSdehnuna -u erlauben, Vie mit den Rechten Frankreichs nicht immer und , überall im Einklang stehe. Der französische Mari«emi«ister stellte mit Befriedigung das Interesse des Senates für die Marine fest und beantragte gleichzeitig neue Kre dite zum Ausbau der Flotte. Er schloß seine Erklä rungen mit den bezeichnenden Worten: „Tas Meer muß frei fei«. Niemand hat das Recht, zu sagen, das Meer gehöre ihm. Keine Do- mäne ist internationaler als das Meer." * Diese entschiedene Zurückweisung der italienischen Ansprüche durch den französischen Marineminister ist ein sprechender Beweis dafür, wie schroff die poli tischen Gegensätze zwischen den beiden Mittelmeermäch ten zur Zeit stnd. Das neue Fürstenkompromiß. Verfassungsändernd oder nicht? Die Verhandlungen zwischen der Regierung und den Parteien über das Fürstenkompromiß haben jetzt zu einer Aendetung des bisherigen Vorschlags geführt. Die Reichsratsmitglteder sind über den Inhalt der neuesten Fassung des Kompromisses informiert worden. Die Länder selbst werden erst später dazu Stellung nehmen. Die neue Formulierung des Kompromisses wird am Dienstag dem Rechtsausschuß des Reichstages zur Beratung vorgelegt werden. Bei dieser Gelegenheit wird Reichsinnenministe« Külz auf die jetzt brennend gewordene Frage eingehe«, ob das Gesetz einen verfassnngsändernden Charakter hat oder nicht. Bon den Aenderungen selbst ist besonders 8 i zu nennen: Als Staatseigentum soll behandelt werden, was die Fürstenhäuser oder ihre Mitglieder erworben haben: a) auf Grund von Handlungen, die sie nur kraft ihrer staatsrechtlichen Stellung oder sonst aus Grund des Völker-, Staats- oder sonstigen öffentlichen Rechts vornehmen konnten, mit Ausnahme der unter Zustimmung der einer Volksvertretung ver sassungSmäßig zustande gekommenen Gesetze; b) gegen Leistungen, die sie nur kraft ihrer staatsrechtliche« Stellung bewirken konnten. — Dagegen soll als Pri vateigentum angesehen werden, was die Fürsten« Häuser oder ihre Mitglieder auf Grund eines Privat rechtstitels erworben haben. Ferner der Passus: Rechtskräftige Urteile sollen grundsätzlich maßgebend bleiben, aber auf Antrag einer Partei durch das Reichssvndergericht aufgehoben wer- den können, wenn dieses mit Zweidrittelmehr heit feststcllt, daß das Urteil auf Gründen beruht, die mit den Vorschriften des Kompromißgesetzes unverein bar sind. Stegerwald über die Lage. Eröffnung »e» Kongresses »er Christlichen Gewerk schaften Deutschland». Dortmun», 19. April. In Anwesenheit von 200 Delegierten aus allen Teilen des Reiches nahm der 11. Kongreß der Christ lichen Gewerkschaften in Dortmund seinen Anfang. Der Generalsekretär, Ministerpräsident a. D. Ste ge r w a l d, führte in seiner Eröffnungsrede u. a. aus, daß nach der Ermordung Erzbergers und RathenauS das deutsche Volk auseinandcrzufallen drohte, und daß nach dem Ruhreinbruch der Separatismus sein Haupt erhob. Damals habe die deutsche Arbeiterschaft mit zerbrochenem Rückgrat am Boden gelegen. In der Zwischenzeit seien wir wieder ein erhebliches Stück vorwärts gekommen und ständen nun vor »er Ratifikation »es Washingtoner Abkommen», »aS den Achtstundentag znr Norm mache« wolle. Jetzt befände sich Deutschland wieder in eine« großen Wirtschaftskrise, die vielfach als die deutsche Deflattonskrise bezeichnet werde. Sie dürfte aber ihren Höhepunkt bereits überschritten haben, wenn auch mit einer baldigen Beendigung noch nicht zu rechnen sei. Die letzten Jahre seien an der Gewerkschafts bewegung nicht spurlos vorübergegangen. Auch si« habe eine große Krise überstehen müssen. Trotzdem hätten die Christlichen Gewerkschaften heute die dop pelte Mttglieverzahl wie vor Ausbruch des Kriege». Die Versammlung wählte einstimmig Stegerwal» zum Letter des Kongresses. Hieraus erstattet« der Ge neralsekretär Otte-Berlin den Bericht des Ausschusses des Gesamtverbandes der Christlichen Gewerkschaften. Kutisker meldet sich krank. Berlin, 19. April. Die häufigen Schwächeanfälle des Angeklagtem Kutisker während der letzten Verhandlungen ließe« schon darauf schließen, daß er der wetteren Verhand lung nicht lange mehr folgen würde. Und so kam e« auch. Zur neuen Verhandlung ist er nicht erschien«, Der Vorsitzende beauftragte den gerichtlichen Sachver ständigen, Geheimrat Krauß, Kutisker sofort in seiner Wohnung dahin zu untersuchen, ob Kutisker tatsächlich vevhandülngsunfahig ist» oder ob er nur simuliere Der Vorsitzende erklärt, es gehe auf die Dauer nicht an, täglich nur zwei Stunden zu verhandeln, da sonst der Prozeß bis Weihnachten dauern würde. Evtl komme auch eine Abtrennung des Verfahre«« Kutisker von den übrigen Verfahren in Frage. Schließlich faßte man den Beschluß, daß auf jeden Fall bei der Wichtigkeit der Sache, Kutisker solange zu« Verhandlung herangeoaen werden müsse, als es über haupt möglich sei. Hierauf wurde die Verhandlung auf Montag vertagt. Schweres A»gw«k bei Herzig. Ei« mit 2V Mann besetzter Militärkraftwage« einen « Weinberg hinnntergeftürzt. «erzig (Mosel), 19. April. In einer scharfen Kurve der Landstraße ober-ak Uerztg, bei der Moselhöhe, stürzte bei einem Manöver- s marsch der französischen Truppen ein -um Truppen-