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Das Spiel. Skizze von HanS Matdau. Den Petz fest Msammenzkhenö, trat Margot Blatz ans dem Hellen Saal, -er von Musik und tanzenden Paaren erfüllt war. in Mnterpracht. Schwarz stiegen hinter den Häusern die SÄHouetten -er Berge auf. aber -aS Mondlicht ßM über -i« i KLnlme, daß -er Schnee aufieuchtete, und die Luft war so Klar. I Satz man alle Runzeln in dem Antlitz -er verwitterten Steinriesen I zu erkennen vermeinte. .Meder ist ein Tag vorbei", sogt« eine dunkle Stimme neben -er eleganten Frau. Sie ober wandte nicht den Kopf und sprach nur leise: LS Muh schön -drt oben sein!' Ahr Bereiter lächelte. .Line neue Laune? GnÄdige Frau, die Berge Haden keine Teppiche, und Schnee und Geröll sind kein Spielzeug." Kaum merklich verzogen sich ihre Lippen. .<Sut, nennen Sie es eine Laune. Freuen Sie sich, wenn Sie sie teilen dürfen? Mr werden morgen Schneeschuhe statt der Ballschuhe tragen." Der Mann beugte sich tief über die dargehotene Hand. .Ich warne Sie um Ihretwillen. Daß ich selbst für jede Stunde mit Ihnen dankbar bin, wissen Sie —' Und er sah lange der hohen Gestalt nach, dle im Torbogen -es benachbarten Hotels verschwand. Und eS war auch nicht mehr als eine Lärme, daß Margot Blatz, die seit einigen Tagen in dem Mntersportplak weilte und mit scheinbarer Gleichgültigkeit zusah, wie der Kreis ihrer Bewun derer immer größer wurde, eine Gkifahrt aus die Berge machen wollte — ähnlich wie man sich an irgendeinem Morgen entschließt, ein neues Buch zu lesen oder, statt eine Stunde zu rodeln, dem neuen Geiger in der Konditorei zuzuhören. Laune und Spiel waren der Ursprung all ihrer Gedanken, entwickelt aus Reichtum und maßlosem Berwöhntsein, müde geworden und immer wieder ausgestachelt durch Uebersättigung und Nachgiebigkeit der anderen. Wenn sie tanzte, war sie bisweilen ganz unbefangenes und sorg loses Mädchen, um schon in der nächsten Stunde durch Abwehr oder seltsame Einfälle dem Gefährten des Abends wunderlich zu erscheinen. Sie war selbst erstaunt darüber, daß Harry Salten, einer von den Unbekannten, di« ihr Leben nach eigenem Empfin den zu leben scheinen, trotz allem ihr ergeben blieb, ein wenig traurig lächelnd, wenn ihm eine Hoffnung entflatterte, und schon wieder bereit, aus einen Mnk der schönen Frau ihr Mr Seite zu stehen, wenn es galt, ReueS für den nächsten Tag zu ersinnen. Lin liebenswürdiger Gefährte, ein Spielzeug, das neugierig machte und daS man im geeigneten Moment zerbrechen würde — so dachte Margot Blaß, wenn sie die heimlichen Bers« des Mannes las. — Harry Salten wunderte sich nicht wenig über seine schöne Begleiterin, als sie am andern Morgen aus ihren Skiern über die Schneeflächen glitten. Sie waren schon mehrere Stunden gestiegen, ohne daß Margot ein Zeichen von Müdigkeit verriet. Es war, als wolle st« alle aufgespeichert« Unruh« ausströmen lassen und als triebe sie ein seltsames Gefühl der Losgelöstheit von dem Weltstadttreiben des Badeortes immer höher hinaus. Irgendwo machten sie Rast. Dann schritten sie weiter. Einmal sah Margot sich fragend nach "dem Manne um. Sie standen plötzlich im Nebel. Schnee fiel . . . .Weiter, weiter" drängte Satten, „irgendwo in der Nähe hier ist eine Hütte?" Ein plötzlicher Gedanke ging Margot durch den Kopf. Sollte dieser von ihr selbst gewählte Ausflug mit einem Zusammensein hinter verschlossener Tür enden? Sollte sie jetzt, bürgerlich un- trivial, den Mann Sieger werden lasten, weil es angeblich keinen anderen Ausweg gab, weil der Schnee sie Zwang, in den nächsten Unterschlupf sich zu retten, wenn man nicht in Schnee und Nebel umkonrmen wollte? Und, wenn ander« der Zufall ebenfalls zu der Hütte führte, sollten sie unten im Kurhaus erzählen: Die schöne Frau Margot saß dort oben in guter Gesellschaft? Und mit einer Stimme, daß den Mann ein Frösteln überlies, sagte ste: .Ich dank« Ihnen, lieber Freund, für die Begleitung. Hier bin ich geschützt. Bielleicht schicken Sie mir später einen Führer herauf, der mich abholt." Der Mann schaute sie verständnislos an. „Wie meinen Sie das?" Da durchströmt« sie daS Gefühl der Ueberlegenheit. „Nun, Sie fahren doch wieder zu Tol? Oder glauben Sie, ich würde allein mit Ihnen hier zusammen bleiben?" .Allerdings, das glaubte ich, denn jedes Kind weiß, wie ge fährlich es ist, im Schneetreiben unterwegs zu sein." „Kann etwas für Sie gefährlich sein, wenn es gilt, den Ruf einer Frau zu bewahren? Gehen Sie — Sie dürfen sich aus unser Wiedersehen freuen . . .' Einen Augenblick schien es, als wolle Salten ihr noch etwas sagen. Dann wandle er sich hastig um, fühlte noch daS unbarm herzige, kalte Lächeln in seinem Racken — Margot aber trat durch die niedrige Tür in die Hütte, zu frieden und ein wenig bang — war der Schneefall vorüber, würde es leicht für sie sein, inS Tal zu fahren — in einer Stunde vielleicht oder zwei . . . — — Es schneite bis zum Einbruch der Dunkelheit. Das Donnern der Lawinen schreckt« in der Nacht die Bewohner des Badeortes aus dem Schlafe. Bergsteiger, die am anderen Morgen unterwegs waren, fanden in der kleinen Hütte eine in Angst und Frost erstarrte Frau. Ihre Hände waren von mühseligen Ver- suchen, ein Feuer anzuzünden, geschwärzt, dunkle Schatten lagen um ihre Augen, vom Warten und Wachen. Mit Mühe brachte inan sie zu Tal, wo sie im Hotel verwundert angestarrt wurde. Fragen stürmten auf sie ein, die sie nicht verstand: Wann st« denn sortgegangen sei, da sie doch am Nachmittag noch Besuch emp- sangen habe? In ihrem Zimmer sank sie wie gelähmt aus das Bett. Und dort fand ste einen Brief mit den steilen Zügen, die sie schon lange kannte: .Liebe stolze Frau! Daß Sie mich fortschickten, war wenig freundlich, gehörte aber wohl zu Ihrem klug erdachten Spiel. Aber daß ich Sie ein wenig lange warten ließ, gehörte zu meinem Spiel, zu dem ich nicht weniger berechtigt war als Sie. Denn wie hätte ich sonst Zeit finden können, die Ihrem so schleckt verschlossenen Zimmer anverkrauten Schmucksachen in meinem Gepäck zu bergen und den Aben-zug zu erreichen? Nickt böse sein, daß ick Sie der Mühe für die Entlohnung meiner Dienste enthoben habe. Vielleicht werden Sie nun noch klüger werden, vielleicht erkennen Sie nun auch, daß es eine Grenze gibt, wo ein wenig Vernunft und Gefühl doch mehr Freude bringen, als alle bunten Launen, über die ich nur lackte ..." Sie rief nickt nack dem Wirt, nack keinen:, als sie vor den leeren Sckacklcln und Fückern stand. Sie murmelte immer nur das eine Wart „Verloren" und wunderte fick, daß sie es ohne Empörung und Haß denken konnte — und sie hat niemanden er zählt, was ihr geschehen war. Stol; nm Btolz 15. Fvrst^nvg. Alb habe' der Blitz vor Brunhild? ...Umschlagen, so fuhr sie erschrocken zurück vor diesen drei Worten, die mit einem Male das Dunkel zereissen, in dem sie sich bisher befunden. Wohl hatte sic gefühlt, daß ihr von allen Seiten — von MaU), von Frau Vinter i und der gesamten Ticnerschast -- eine gcwi'sc Fei nd- . seliakeit cntg:g »gebracht wurde, die s.ch ledoch bei ! dem Ntenppcrjvnal oft tn kriechende Schmeichelet um ! wandelte. Aber sie war zu sehr mit ihrem eigenen ! Leid, mit ihrer eigenen Hoffnung, die allerdings von i eag zu Tag geringer ward, beschäftigt gewesen, als daß sie daran gedacht hätte, der Ursache dieser Stim mung in ihrer Umgebung nachzuforschen. Sie erfüllte ihre Pflichten, sie fühlte sich schuldlos, lind sie war zu »«in uno zu swtz, um bet anvereu unreine und niedrige Gedanken vorauszusetzen. Die Worte Marys enthüllten ihr aber mit einem Schlag«, was ihrer Reinheit, ihrem Stolze bisher ver hüllt gewesen war. Leihe Tranen traten ihr in die Augen bet dem Gedanken, dah man ihrem Verbleiben im Hause ihre» Onkel» solch niedrige Beweggründe unterlegen konnte. Aber si« unterdrückte ihre Tränen und ihre innere Bewegung. „Du sprichst da einen sehr erniedrigenden Verdacht gegen mich au», Mary", sagte Ne mit leicht bebender Stimme. „Ich verzeihe es dir! Aber du hast recht, noch heute werde ich mit deinem Vater sprechen! Und nun laß mich bitte allein!" h Sie wandte sich ab. Einen Augenblick schien eS, al» wolle Mary ihr versöhnlich die Hand entgegen- strecken, doch dann warf sie den schwarzlockigen Kopf trotzig in den Nacken, lächelte spöttisch, sagte kurz „Adieu" und ging mit raschen Schritten die Düne hinab. An dem Bauerngehöft blieb sie eine Weile stehen und plauderte mit der alten Bäuerin. Dabei schweiften ihre Blicke nach der Düne zurück. Brunhilde stand noch immer regungslos auf der selben Stelle, wo Marie sie verlassen hatte. Schars hoben sich die Umrisse ihrer schlanken Gestalt gegen den grauen Himmel ab; der Wind preßte die Kleider um ihre Glieder und zerzauste ihr blondes Haar, von dem sich eine Strähne gelöst hatte, ohne dah Brun hilde darauf zu achten schien. Sollte Mary zurückkehren? Sie schüttelte den Kopf. Nein, sie hatte da« Wort gesprochen, das die schon lange bestehende Span nung zwischen ihnen tn offene Gegnerschaft aufgelöst hatte; jetzt mochte Brunhilde sehen, wie sie sich mit dem Borwurf, den ihr Mary fast unverhüllt entgegen geschleudert, abfand. Mary fetzte ihren Wog fort und war bald hinter den niedrigen Hecken, welche die Felder umsäumten, verschwunden. Brunhilde war allein. Ein stärkerer Windstoß, der ihr einige Tropfen des kühlen Seewassers in das Gesicht trieb, erweckte sie aus ihrer Starrheit. Sie blickte sich wie aus einem Traum erwachend um. Nichts als Himmel und Wasser umgab sie, und zu ihren Füßen der dürre Sand. Eine große, unendliche Einsamkeit — und ein Gefühl gänzlicher Verlassenheit überkam sie und legte sich beängstigend um ihr Herz. Wieder traten ihr dic Tränen in dle Augen. Ein Schimpf, eine Schmach war ihr angetan worden, wie man sie sich schlimmer nicht denken konnte! Wie war es nur möglich, daß man so schlecht, so niedrig von ihr denken konnte! War sie sich denn irgend einer Schuld bewußt? Hatte sic denn auch nur mit einem Gedanken an jene Mög lichkeit gedacht, welche die verletzenden Worte Marys andeuteten? Wer trug die Schuld an diesem unseligen Irrtum! Sie setzte sich nieder, stützte die Stirn in dic Hand und versank in tiefes Nachsinnen. Sie hatte auf Bitten ihres Oheims die Führung seines Haushalts übernommen. Sie hatte nichts darin gefunden, daß er alle Angelegenheiten, die den Haus halt betrafen, mit ihr besprach, daß er ihr vollstes Vertrauen entgegcnbrachte, daß er ihr die reichen Mit tel zu freier Verfügung stellte, um den H.inShalt zv bestreiten, daß er ihr auch den Wage» und sic Pferdc seiner verstorbenen Gattin überließ, da sie doch öftert in die weit entkernte Stadt mußte, um Einkäufe unk Besorgungen für den Hausqalt zu machen. Ja, auck die kleinen Geschenke, die er ihr zuweilen mrtbrachte hatte sie harmlos angenommen, dagegen jedes Aner bieten eines größeren Geschenkes oder einer Entloh nung in Geld, die er ihr in reichem Maße anbot zurückgewiescn. In alledem hatte sie nichts gefunden. Sie sas in dem Oheim nur den Vater des heimlich Geliebter und hoffte noch immer, das Mißverständnis Mischer ihr und Walter werde eines Tages aufgeklärt Werder und ihr Oheim würde der Vermittler zwischen ihi und seinem Sohne sein. Diese Hoffnung war allerdings mit jedem Tag- mehr dahingeschwunden. Und heute war sie ganz er storben, als Walter in Geschäftsangelegcnhenen vor Hamburg herübergekommen war und sie kaum eine« kühlen Grußes gewürdigt hatte. Da war sie in die Einsamkeit der Düne geflohen — und jetzt sah sie mit einem Male scharf und klar und erkannte, welch falsches Spiel rhr Oheim mit ihr getrieben hatte. Jetzt schauderte sie zurück vor seiner von Tag zu Tag zunehmenden Freundlichkeit, vor keiner Ber. traulichkeit, mit der er ihre Hand drückte, sie umarmte und mit scheinvar väterlicher Zärtlichkeit auf die Stirn küßte. Nun wußte sie auch, weshalb er seinen Sohn entfernt hatte. Sie erkannte jetzt den wnhren Grund seiner ^pottisch-triumphierenden Frage bei der plötz lichen Abreise Walters: „Habe ich eS so recht gemacht?" Jetzt durchschaute sie die ganze Intrige, mit der er sie umsponnen! Und glühend heiß überfiel sie mil einem Male die Erinnerung an die Todesnacht der Tante und deren Worte, die sie über ihr Verhältnis zu ihrem Mann gesprochen hatte. Hatte dic sterbende Frau jene geheime Leiden schaft, die ihr Gatte zu seiner Nichte fühlte, geahnt — vielleicht gar gewußt? War es diese Erkenntnis gewesen, dic die arme Frau auf das Totenbett ge worfen? War cs diese Erkenntnis, die die geängstigte, ge quälte Frau bewog, ihr das Versprechen abzuuehmen, dem Sohne die Hand zu reichen? Drängte sie deshalb so darauf, Ihren Sohn zu sprechen, um ihre Hände zum ewigen Bunde incinandcr- zuleaen, damit nicht ein anderer — der Gatte — die Hand nach ihr ausstreckcn konnte? Ein Gefühl grenzenloser Scham überkam Brun hilde. Sie sah sich dem Gespött der Welt, dem Haß, der Verachtung der Kinder der Verstorbenen Preis- Tag »ald Nr.r es tun!" — so werde ich selbst gehen/ ^Fortsetzung folgt.) B«zr mit Du wirst Nein!" Nun gut 8 Dl« D (sogen. Leich für den Du Verkehr wi strahe) oeru Dippold aesumöen« t Mitgliedern Gietzolt Bü Lev Bäckei garten fen. mün-licher gesprochen, nenden und Verkünd Spa recht, scheu- ivur-en nici rväh-lt. 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Heißer Zorn lohte in ihr auf, der Zorn gegen den Mann, dessen sinnlose Lei denschaft sie dem Spott, der Verachtung, dem Hatz preisgegeben hatte. Zur Rechenschaft wollt« si« ihn ziehen, ihre» ganzen Zorn, ihre ganz« Verachtung wollte sie ihm in das lächelnde Antlitz schleudern und dann das Hau» verlassen, wo man si« so schmählich getäuscht hatte. Sie raffte sich auf, um rasch das Hotel zu sv- reichen. In ihr lebte nur der eine Wunsch, sich fretzu- machen von den schmachvollen Fesseln, die jener Manu nm ihr Leben geschmiedet. Was dann werden, wo durch ste ihr Leben tristen sollte, da» seit fast eineD Jahre in Reichtum und Ueppigkeit dahtngeflossen, daran dachte ste nicht einen Augenblick. Frer wollte sie sein! Frei von dem furchtbare» entwürdigenden Verdacht, unter dem sie jetzt stand, und dem sie zu erliegen drohte. Da drang der dumpfe, heulende Ton d«r Dampf pfeife eines Schiffes an ihr Ohr und um das Vor gebirge im Westen fuhr langsam im weiten B^e» ein großer eleganter Dampfer und nahm seinen Wea dem fernen Festlande zu. Auf dem Promenadendeck stand eine große Menge Menschen — Vergnügung!»- reisende, Geschäftsleute, die von der Insel nach Hane burg zurückkehrten. Auch Walter befand sich unter ihnen. Er hatte ja den letzten Dampfer nach Hamburg benutzen wollen, nachdem er mit seinem Vater die geschäftliche Ange legenheit erledigt. Nicht länger als unbedingt nöttg war, hatte er bleiben wollen, und sein Vater hatte ihm auch tn keiner Weise zugeredet. Jetzt wußte Brun hilde die Gründe des Benehmens von Vater und Sohn! Jener wollte den Rivalen aus dem Wege schaffen und dieser — verachtete sie! Aufstöhnend vor Scham und namenlosem Schmerz verbarg Brunhilde das Gesicht in die Hände. Als sic nach einiger Zeit wieder aufschaut«, war der Dampfer verschwunden — es war ihr, als sei mit ihm der letzte Funke ihrer Hoffnung, ihres Glücke» erloschen. 10. „Wo bleibt denn nur Brunhilde heute abend?" fragte der Kommerzienrat, als er auf der Veranda des Strandhotels auf das Erscheinen seiner Tochter und seiner Nichte wartete, um mit ihnen gemeinsam das Abendessen einzunehmen. „Ich weiß es nicht," entgcgncte Mary, die bereit« an dem gedeckten Tisch Platz genommen hatte und, auf das Essen wartend, eines der knusprigen Brötchen zerbröckelte und langsam verzehrte. „Ich hörte sie in ihrem Zimmer," setzte ste nach einer Weile gleichgültig hinzu. „Möchtest du nicht hinaufgehen, sie zu holen?" fragte ihr Vater. „Ich habe keine Veranlassung dazu," gab Mary kühl zurück. Ihr Pater blickte erstaunt aus. „Was soll diese Redensart?" fragte er unwillig. „Ueberhaupt scheinst du in letzter Zeit recht mißge stimmt zu sein! Ich habe schon oft bemerkt, daß du kalt und gleichgültig gegen Brunhilde bist. Und ich wünsche, daß du dein Benehmen ihr gegenüber änderst. Brunhilde verdient alle Achtung und Rücksicht. Eie leitet unser Hauswesen ganz vorzüglich . . ." Mary stieß ihren Teller so heftig zurück, daß er an ein Glas stieß, welches klirrend zerbrach. Dann erhob sie sich hastig, um fortzugehen. „Wohin willst du?" fragte ihr Vater in leisem, aber scharfen Tone. Marys dunkle Augen funkelten. Ihr Gesucht war sehr blaß geworden. Wenn sie sich nicht mit Rücksicht aus die anderen Gäste auf der Veranda und d e Kellner gewaltsam beherrscht hätte, wäre sie in einen ihrer lauten Wutanfälle ausgebrochcn, durch die sie ihre Eltern schon öfters erschreckte hatte. „ES scheint," sprach sie mit zornbeben^er Stimm«, „daß für mich kein Platz mehr in deinem Hause ist! Ich ersuche dich deshalb, mir zu erlauben, meine eigs- nen Wege zu gehen." Ihr Vater lachte nervös auf. „Du bist ein törichtes Kinh," entgegnete er ruhiger. „Im Gegenteil — wenn meine Pläne ge lingen, so hoffe ich dir mein Haus noch angenehmer zu machen. Dann soll n Jugend und Ge eilig eit darin herrschen... laß nur erst das Trauerjahr vorüber sein..." „Ich werde dann nicht mehr in deinem Hause bleiben!" stieß Mary hervor. „Ich geze — wie schon Walter gegangen ist! Du hast uns beide dann aus deinem Hause vertrieben zugunsten einer ehrgeizigen Koketten!" Ter Kommerzienrat fuhr empor. Er sah seine Pläne in bezug auf Brunhilde er raten. „Sprichst du von Brunhilde?" fragte er mit vor Erregung zitternder Stimme. „Ja:" entgegnete sie kurz und hart. Ihr Vater erbebte vor Zorn. „Lu bist toll," stieß er hervor. „Ich verbiete dir, in dieser Weise von Brunhilde zu sprechen! Oder hast du etwa schon mit ihr über diesen deinen — Arg wohn gesprochen?" „Allerdings!" „Das war sehr unrecht von dir. Ich verlange von dir, daß du zu Brunhilde gehst und sie um Eyt- schuldigung bittest!" Mary warf den Kopf trotzig in den Nacken. „Das werde ich nicht tun!" H Pfen § Nun